Anna muss in den Herbstferien zu ihrer Oma Pauline in ein Dorf am Ende der Welt fahren. Total bescheuert findet sie, denn ihre Oma erzählt immer Geschichten aus ihrer Kindheit die niemand hören will. Doch schon bald merkt Anna, dass die Geschichten ihrer Oma interessant und real sind. So findet sie sich mitten im zweiten Weltkrieg zwischen Soldaten, Angriffen und verschreckten Nachbarn wieder.
Als sie sich im Bett aufsetzte verriet ihr ein Blick auf den Wecker, dass es schon zwölf Uhr mittags war. Noch schläfrig setzte sie sich auf. Bilder schossen ihr durch den Kopf, Bilder von einem dicken Mann mit einem Messer und einem zutraulichen Hasen. Sie rieb sich den Kopf und strich sich die braunen, zerwuschelten Haare aus dem Gesicht. Was war das für ein verrückter Traum gewesen. Wie in Trance stieg sie aus dem Bett und zog sich bequeme Sachen an, wärend ihr immer wieder die Bilder durch den Kopf gingen. Als sie vor der Badezimmertür stand, wusste sie nicht wirklich was sie getan hatte und ob sie sich die Zähne geputzt hatte. Ein Schulterzucken und sie lief die enge Mamortreppe hinunter und öffnete die Milchglas tür zum Flur des unteren Stockes. "Oma ?" Keine Antwort. "Oooma ? Wo bist du?" Wieder nichts. Anna sah sich verwirrt um. Wo war Oma Pauline blos. Sie tappte in die Küche um sich dort umzusehen, vielleicht hatte ihre Oma sie auch einfach nicht gehört?! Aber da war niemand. Stattdessen fand sie nur einen Zettel auf dem Küchentisch vor, auf dem in krakeliger Schrift stand:
Ich bin Einkaufen im Dorf. Iss etwas, ich hab alles stehen lassen. Bin ca um halb zwei wieder da. Oma Pauline"3
Anna   seuftze. Eineinhalb Stunden. Was sollte sie so lange machen? Nachdenklich setzte sie sich an den Tisch und kaute auf einer Scheibe Brot herum. Was tat man alleine im Haus seiner Großmutter ? Sie sah sich im der Küche um. Vielleicht etwas kochen ? Nein, ihre Oma würde einen Herzanfall bekommen wenn sie auch nur einen Topf von seinem Platz entfernen würde. Also schied kochen schon einmal aus. Wie wäre es mit Fernsehen ? Aber um diese Zeit kamen nur Kinderserien und langweilige Wiederholungen vom Vortag. Grübelnd lief sie durch das ganze untere Stockwerk. Von der Küche über das Badezimmer, ins Wohnzimmer. Dann lief sie ins Esszimmer mit dem Fernseher. Vielleicht sollte sie einfach eine Wiederholung anschauen. Doch dann glitt ihr Blick durch das Zimmer und blieb an einer alten Holzkomode hängen. Was soll´s? Ich hab doch nichts anderes zu tun, dachte sie sich und öffnete eine der alten Türen. Viele Bücher und Wolle mit Stricknadeln befanden sich im inneren der Komode. Vorsichtig nahm sie eines der Bücher heraus. Es war ein dunkelgrünes Fotobuch mit einem Stoffumschlag. Es war von Zeit und unvorsichtigen Händen schon beschädigt und obwohl sie es noch nichtmal aufgeschlagen hatte, wusste sie dass die Seiten darin noch schlimmer aussehen würden. Und sie behilt recht.
Die erste Seite des Buches war in einer silbernen Schrift beschrieben, ein Vorwort ihrer Oma. Sie las es sich nicht durch, was sie interessierte waren die Bilder und Fotos. Die kleinen Erinnerungsstücke und Gedankenfetzen ihrer Großmuttern. Vorsichtig blätterte sie die dünne, zerschlissene Seite um und blickte in das Gesicht eines jungen Mädchens. In schwarz-weiß blickte das Mädchen unverwandt in die Kamera. Ihre Augen strahlten obwohl sie keine Miene verzog. Nach dem hellen Weißton zu urteilen waren ihre Haare blond gewesen und man waren dass schöne Haare. Wie verzaubert starrte Anna auf das Bild. Das waren die mit abstand wunderbarsten Haare, die sie je gesehen hatte. Das Mädchen und ihre Umgebung waren ihr mit einem Schlag nicht mehr so wichtig. Sie sah auf die dicken festen Haare. Das Mädchen hatte sie zu einem langen Zopf geflochten und um den Kopf gewickelt. Anna zählte. Einmal... ZWEIMAL. Dieses Mädchen hatte wohl endlos lange Haare. Der lange Zopf war zweimal um ihren Kopf geschlungen und es sah fantastisch aus. Nun betrachtete sie den Rest des Bildes. Das Mädchen saß auf einer Wiese, wahrescheinlich in einem Garten. Sie trug eine Bluseund einen Rock mit hohen Kniestrümpfen. Und um sie herum....  Anna stockte der Atem. Um ihre Beine herum sprangen kleine HAsenkinder, obwohl einer sprang nicht. Er saß auf dem Schoß des Mädchens und sah mit glänzenden Augen in die Kamera.