Einleitung
*
Eine kurze Momentaufnahme zwischen einem alten Mann das Leben
Ich saß nebenan
Still war es an jenem Tag, als ich auf der Bank direkt neben dem Fluss Platz nahm, um den Augenblick zu genießen.
Joger joggten vorbei, in eigenem Tempo zogen sie voran. In weiter Ferne sah ich einen alten Mann, der sich mühsam vorwärts zog. Der hat Mut, dachte ich mir im Stillen und meine Gedanken streichelten seine Seele. Er nahm Platz auf der Bank direkt neben mir, nahm mich nicht einmal wahr, als mein Lächeln an ihm vorüberwehte. Er erholte sich sichtlich von dem schweren Gang bis hierher. Seinen farbenfrohen Stoffbeutel aus alter Zeit legte er neben
sich ab.
Ich ließ meinen Blick los, den ich ihm eben noch geschenkt hatte und folgte dem Lauf des Flusses, auf dem vorhin noch kein Leben zu sehen war. Immer näher schwamm eine Entenfamilie, sie kannten wohl den alten Mann. Geduldig warteten sie dicht am Ufer, bis er sich schwerfällig wieder erhob, seinen bunten blumigen Stoffbeutel in der Hand, sich dem Ufer näherte.
Dort holte er Brot heraus, welches er für die Enten schon klein geschnitten hatte. Er freute sich sichtlich über die Treue, die ihm die Enten schenkten. Seine Beine wurden wackliger und er zog sich wieder auf die Bank zurück, es war wohl
nicht sein Tag heute.
Aus der Ferne näherte sich eine fröhliche Kinderschar. Sie stürmten direkt zum Ufer und warfen Steinchen ins Wasser. Die Enten waren weiter gezogen, still war der Fluss, bevor die Kinder kamen. Die kleinen Steinchen flogen ins Wasser und bildeten Kreise, nach außen sich bewegend und ineinander auflösend. Stundenlang hätte ich dieses wundervolle Bild aufsaugen können. Dem alten Mann ging es wohl ähnlich, als ich ihm einen Blick schenkte. Da spürte ich, er war tief in die Vergangenheit versunken, die ihm ein Lächeln abverlangte.
Er stand wieder auf, was hatte er vor?
Wachsam war mein Blick sogleich.
Lächelnd ging er zu den Kindern hin, in der Hand ein kleinen Stein, den er sich zuvor mühsam aufgehoben hatte. "Wisst ihr, wie wir früher als Kinder gerne mit den Steinen spielten? Ob ich es noch kann? Ich versuche es einfach..."
Der alte Mann ließ den Stein flach über das Wasser tanzen, drei Kreise schenkten ihm ein Lächeln, es nicht verlernt zu haben. Er ging zurück zur Bank, doch nicht allein, die Kinder setzten sich zu ihm, als hätten sie sich noch etwas zu sagen.
"Was hast du in dem Beutel drin?" fing ein Kind an zu fragen. "Brot für meine Enten, die auf dem Fluss hier
leben"
Er nahm es in seine alte Hand.
"Können wir es ihnen geben?" Drei kleine Schalen aus sechs Kinderhänden standen auf einmal vor ihm. Liebevoll verteilte er den Rest, den der Beutel noch hergab.
Die Kinder schauten auf den Fluss, er war noch entenleer. Der alte Mann lächelte weise.
“Ihr könnt sie ruhig jetzt füttern, sie kommen dann schon an.“ Sie kamen der Aufforderung nach, und ehe sie sich versahen, kamen die Enten gleich in Scharen.
Es war ein wildes Treiben zwischen den Enten zu sehen. Schnell waren die
kleinen Hände wieder leer. "Kommst du morgen wieder her?", hörte ich gleich ein Kind fragen.
"Jeden Tag zur gleichen Zeit, solange meine Beine mich tragen."
"Na dann mach’s gut bis morgen!"
Der alte Mann begann seinen Beutel auszuschütteln.
Sein Blick badete dann auf dem Fluss, er sah den Enten nach und den Erinnerungen aus seinem Leben.
Vor seinen Füßen nahm ein Spatz Platz und pickte die köstliche Gabe. Flog direkt danach auf die Bank zu dem alten Mann, hob schräg sein Köpfchen an, um wohl danke zu sagen.
Mir ging das Bild von den Kreisen nicht
aus den Kopf, ich ließ es einfach kreisen, ach ja das Leben besteht aus diesen Wellen, die manchmal auseinander schwingen und tief eindringen ....
(c) 23.102013 Petra-Josephine