Lubumba ist fanatischer Botaniker. Er steht vor einem großen Problem. Wie wird er die Blattläuse los? Zum Glück hat sein Freund eine zündende Idee. Copyright: G.v.Tetzeli Cover: Monikas Heisig
Michael Lubumba liebte Pflanzen. Vielleicht war es einfach vererbtes Naturell auf Grund seiner südafrikanischen Abstammung, vielleicht aber auch, weil er mit den meisten Mitmenschen nicht so gut auskam. Vielleicht auch, weil die Pflanzen es unterließen an ihm herumzumäkeln, wie es ihm oft von den Menschen widerfuhr. Die grünen Lebewesen waren sehr schweigsam.
Die Fauna war ihm ziemlich egal, es sei denn es beträfe Regenwürmer, Ameisenarten, die Pflanzen schützten (ja keine Blattschneiderameisen!). Jedenfalls Tiere, die seinen Lieblingen Gutes taten. Ansonsten hatte er jegliches Getier sowieso
in schlechter Erinnerung. Löwen, Geparde und Hyänen sind eben nichts anderes, als unsympathisch und nicht wirklich vonnöten. Pflanzenfresser, wie Rinder, besonders Schafe freuten ihn erst in der Bratröhre. Wenn aber Blütenköpfe überschwelgend aus den Schaufenstern der Blumengeschäfte ihn direkt in die Augen blickten, dann war er einfach hin und weg.
Er, als höher gestelltes Wesen, fühlte sich persönlich für sie verantwortlich. So nahm es denn kein Wunder, dass seine bescheidene Behausung vor Blattwerk nur so strotzte. Die Wohnung glich einem Urwald und Heizkosten spielten keine Rolle. Tropisches Klima war angesagt. Als Profi kamen bei ihm auch Sprinkleranlagen zum Einsatz, die für hohe
Luftfeuchtigkeit sorgten, wenn man sie absichtlich aulöste. Für Amazonienflair und für Blasen an den vermodernden Tapeten war gesorgt. Schimmel gedieh..
Selbstverständlich hatte er ein sogenanntes grünes Händchen und seine profunde Meinung war inzwischen im ganzen Wohnviertel gefragt.
Alles, was er pflanzte, gedieh prächtig. Jedes müde Hälmchen konnte er mit Zuspruch, mit Musik, hauptsächlich von Bongotrommeln untermalt, zu neuem Wachstum und frischer Lebensfreude erwecken. Es war geradezu ein Wunder. Zauberhände hatte er, wenn es um seine geliebten Pflanzen ging. Er hatte nicht nur diese Begabung an sich, nein, er machte sich auch mit einer riesigen Bibliothek
schlau, die er sich im Laufe der Zeit erworben hatte. Die Folianten ächzten allerdings unter der schädlichen Urwaldsauna.
Da waren die ersten handschriftlichen Aufzeichnungen über die Kreuzungsversuche von Gregor Mendel genauso zu finden, wie auch das Einmaleins der Pflege der Seerosen in Hinterindien der Gattung Nelumbium.
Diesmal, so wie an jedem Tag, wurden die gottbefohlenen Schützlinge wieder einer eingehenden Untersuchung unterzogen, quasi sein täglicher Pflanzenappell.
Übrigens war Lubumba auch in Chemie bewandert. Die Substratwerte waren genau und natürlich individuell auf den
entsprechenden Bedürfnissen der Lieblinge abgestimmt. Eine Armee von Messfühlern, sowie ein Computersystem unterstützten ihn.
Allerdings ließ ihn die Technik sehr häufig im Stich, weil es mit der hohen Luftfeuchtigkeit so schlecht zurecht kam. Häufig kam es zu Aussetzern, weil sich die Platinen wellten. Seine breite Nasenspitze mit den großen Löchern, seine Intuition, waren immer noch der zuverlässigste Gradmesser.
Die Inspektion fraß natürlich erheblich Zeit, obwohl das Pflanzenmeer nur eine mittelgroße Wohnung bewucherte.
Die Dahlien brauchten noch etwas Wasser, die Conifera Australia müsste eigentlich noch ein paar Nährstoffe bekommen. Etwas Kalk mit entsprechendem leicht sauren Dünger
vermischt und die...
Um Gottes Willen was war das?
Eine Lupe musste her.
Schon war sie ihm in die Hand gesprungen und Sherlock Holmes untersuchte den Tatort.
Tatsächlich, hatte doch die Eufebia Europäea einen Befall. Die Blätter sahen nicht mehr so leuchtend grün aus, sondern verrunzelt, schlapp und verwelkt. Der Stamm schien verkrustet. Das arme Wesen litt. Sie war krank, wie Michael Lubumba sofort sezierte. Was hatte sie nur?
Oh Schreck, es waren Blattläuse, wie er zu seinem Entsetzen unter der Lupe feststellen musste. Seine Zimmerpflanzen waren von ekelerregenden, kleinen grünen Biestern befallen. Von saugenden Monstern, welche
die Triebe erwürgten. Diese Mörder, die sich einen Dreck darum kümmerten, ob ihr Wirt dieses todbringende Entziehen des Lebenssaftes überleben würde, oder nicht. Einfach widerlich! Diese Schweine schienen sogar sehr langsamen Walzer zu tanzen. Lubumba musste sofort etwas unternehmen!
Er hastete in seine Bibliothek. Es musste doch etwas zu finden sein. Wie konnte man gegen diese Ungeheuer vorgehen? Er wollte eigentlich gar nichts gegen sie unternehmen. Viel drastischer, er wollte sie umbringen! Killen, vernichten, ausrotten! Wenn dieses Geschmeiß eine Pflanze befallen hatte, dann waren auch die anderen ihres Lebens nicht mehr sicher! Es drohte eine Pandemie!
Er wälzte, grübelte und konnte doch nicht das
Geeignete finden. DDT wäre eine Lösung. Aber das konnte er doch seinen Lieblingen nicht zumuten, dass sie ebenfalls unter diesem Pestizid litten. Er, Lubumba, sollte seine Schätzchen vergiften, nur damit er die Bastarde los wurde? Nein, das kam gar nicht in Frage! Als Hausmittel wurde eine seifige Lauge empfohlen, aber dann war die natürliche, wächserne Oberflächenstruktur der Blätter in Gefahr. Das war es also auch nicht. Plötzlich stieß er auf ein probiotisches Heilverfahren:
Mit Brennnesselsud begießen, das würde hilfreich sein. Zum Teufel, woher nehmen? Zudem hasste Lubumba die Brennnessel, weil sie so eine asoziale Ellbogenmentalität besaß. Wuchernde
Schweinepriester!
Es war zum Verzweifeln!
Er kam sich vor, wie damals Edward Jenner, der erst Menschen mit Kuhpocken infizieren musste, um die Pest zu bekämpfen. Und gerade, als er in einem weiteren Lexikon berühmter Pflanzen (Duve, Karen/Völker, Thies, 1893) herumwühlte, da schellte die Haustüre.
Verflixt, wie ungelegen!
Ausgerechnet jetzt, da es buchstäblich um Leben und Tod ging.
Wer konnte das überhaupt sein?
Es klingelte erneut. Es half nichts. Es galt: Nachsehen, dann Wissen!
Lubumba hatte noch den dicken Wälzer in der Hand, als er
öffnete.
„Hallo Schatz!“
Dieter war es, der Schönling aus dem dritten Stock. Er schwenkte zwei Flaschen Wein. Es waren echte Kaliber.
„Wenn schon, denn schon“, grinste er. „Echte zwei Liter Bomber!“
Manchmal konnte Dieter richtig vulgär werden. Wie auch immer, Michael ließ ihn ein. Es konnte an seiner Verzweiflung gelegen haben, an seiner Furcht, dass er dem Problem der Läuse nicht Herr werden könnte, jedenfalls fanden sie sich zu zweit am Küchentisch wieder. Ein Flaschenöffner stellte für Dieter kein Problem dar. Schnell hatte er ihn gefunden.
„Na, was macht das Studium?“
Michael wusste, dass es Dieter einen absoluten Scheiß scherte, was sein Studium über die Flora der Kreidezeit anbetraf. Wichtig war nur, ob Lubumba gut aufgelegt war. Und gut aufgelegt zu sein bedeutete nichts anderes als gewisse Turnübungen im Bett. Denn Michael Lubumba war nicht nur farbig, sondern auch mit einer enormen Kampfkanone ausgestattet, die nicht nur Lust, sondern bisweilen sogar Erschrecken auslösen konnte.
Dieter schnupperte am herben, billigen Lambrusco und schielte ihn an. Er hatte die unangenehme Eigenschaft sofort zu bemerken, wenn Michael etwas bewegte.
„Alles in Ordnung?“
„Nein!“
„Sag´ doch klein Dieter, was los ist.“
Dieter Scheppke goss den Wein ein. Er hatte zwei große Gläser dem Bord über dem Küchenschrank entnommen und war dabei tatsächlich ohne Machete ausgekommen. Beim Wein kam es heute nicht so sehr auf Qualität, als auf Quantität an. Wie er wusste war Michael Lubumba leicht angetrunken am Besten. Da konnte ihn keiner übertreffen. Aber Michael schien irgendwie verstört.
Dieter setzte sich in Positur und setzte seine Priestermine auf
„Erzähle! Was hast du denn?“
„Läuse habe ich.“
„Wie bitte?“ Dieter zuckte vor Ekel zusammen
und rückte etwas zur Seite.
„Eine meiner Zimmerpflanzen hat Läusebefall.“ Michael kippte vor lauter Frust sein Glas leer und Dieter goss fleißig neu ein. Er selbst kam auch nicht zu kurz.
„Nicht zu fassen! Das ist ja schrecklich!“
Schrecklich war lediglich, dass Michael nicht sexy aufgelegt war. Man musste unbedingt etwas dagegen tun.
„Was kann man denn da machen?“
Dieter schüttete wieder emsig Wein nach und heuchelte tiefes Mitgefühl.
„Ich weiß es einfach nicht“, schüttelte Michael verzweifelt den Kopf.
„Und in dem Schinken steht auch nichts gescheites drin.“
Er klopfte auf die Schwarte.
Dieter nickte.
„Wie wäre es mit DDT?“
„Meine Fresse, kannst Du verblödet sein! Das verkraften doch meine Lieblinge überhaupt nicht.“
„Mit Parfüm sprühen? Da sind ätherische Öle drin.“
„Damit diese läusigen Mistviecher auch noch gut riechen? Damit sie sich vermehren, wie die Karnickel? Bist du wahnsinnig?“
„Und wenn du diese eine Pflanze einfach weg, äh, ich meine - herausnimmst, damit die anderen...?“
Dieter hatte nur geflüstert, während er mit dem letzten Tropfen der ersten Flasche
herumspielte.
„Sieh es doch wie eine Quarantäne, wie eine medizinische Extraktion.“
„Meinscht du wirklich, ich lasse mein Schätzlein so einfach im Stich. Nach dem Mottto: Du darfscht leben und Du verregge“, fuhr Lubumba tosend auf und sein schwarzer Zeigefinger stieß zu.
"Ich als Mörder?"
„Nein, das hast du völlig falsch verstanden.“
„Kommt nicht Frage ehrlisch!“
Als Übersprungshandlung entzog Dieter der zweiten Flasche den Korken.
„Ich hab's“, rief er und fuchtelte mit dem Korkenzieher herum.
„Du hast doch einen Herd.“
„Freilisch! Wir haben doch schon oft
tzusammen gekocht. Und wer hat keine Herd, he? Du Dösbattelel!“ Am liebsten hätte er Dieter in die Röhre geschoben.
„Du weißt ja gar nicht, worauf ich hinaus will. Das ist doch ein Gasherd, oder nicht?“
„Ja und?“
Dieter nahm erneut einen beträchtlichen Schluck. Dann murmelte er listig.
„Wie wäre es denn mit Vergasung?“
„Isch versteh nich.“
„Wir stellelen die Pflanze in den Herd, drehen das Gas an und Ende Alliende mit den Scheißviechern!“
„Und was macht meine Pflanse? Die erstickgt ja, das arme Kind.“
„Die hält das ohne Weiteresch aus“, meinte Dieter siegesgewiss.
„Bischt du sicher?“
„Dürlich!“ Dieter malte weiche Pflanzenumrisse mit seinen Händen in die Luft.
„Sie gedeihen, sprießen, fühlen sich sauwohl. Wusstest du, dass es schon Pflanzen gab, als die Erde noch voller Wulkane war. Als siedend heißer Dampff aus Schwefel durch Morastlöcher empor blubberte? Wen gab es da? Keine Tdiere, aber..“ Der erhobene Zeigefinger erschien. „Pflansen, die gab es!“
„Sie brauchen doch wenigstens was zum atmen. Ich schtudier die Kreideseit! Oder würdest Du dich im Herd wohlfühlen, wenn das Gas aufgedreht ischt“, brach Michael
Lubumba hervor.
„Pflansen produzieren Sauerstoff, wie du weißt. Sie verbrauchen Kohlendioxydd. Und davon ist im Gas reichlisch vorhanden!“
Dieters Augen wurden groß und seine komische Unschuldsmiene ließ ihn wie einen Frosch erscheinen, der gerade vom Mittagfressen kommt.
„Meinscht du wirklich?“ Lubumba war skeptisch.
„Ttürlich!“
"Und da ist Kohlendioxschyd drin?“
„Reichlich! Und dann haben se Edelgase. Hörst du? Das Beste vom Besten! Und Kohlenwascherstoff is praktisch das gleiche wie Kohlendioxid. Das sagt doch der Name
schon.“
Lubumba glaubte ihm. Den Wortteil edel von den Edelgasen imponierte ihm. Weniger imponierend war, dass er seine ganzen Chemiekenntnisse der alkoholischen Gärung überlassen hatte.
„Alscho gut!“
Michael erhob sich, kippte noch das Glas leer und ging hinaus. Kurz drauf erschien er wieder. Er hatte Tränen in den Augen, die schneeweiß aus seinem dunklen Gesicht hervortraten.
„Da siehst du es“, schniefte er. Vor lauter Trauer konnte er sich wieder normal artikulieren.
Dieter schien ebenfalls am Boden zerstört.
„Wirklich schrecklich!“
Wirklich schrecklich war, wie gesagt, dass mit Lubumba in seiner augenblicklichen Verfassung nichts anzufangen war.
„Wir wollen das arme Ding gleich reinschtellen!“
Dieter rupfte die Herdklappe auf und die geliebte Eufebia Europäea mit den vermaledeiten Läusen wurde liebevoll hineingepackt.
„Ich traue mich gar nicht die Klappe zu zumachen“, wimmerte Michael.
„Jetzt heischt es handeln“, war Dieter überzeugt, während er die neue Flasche mit Kraftanstrengung ansetzte.
„Außerdem musst du erst einmal den Gashahn
auftrehen.“
„Auf welche Demperatur denn? Bei 180 Grad wird doch ein Hähnchen gar. Und niedriger, als 100 Grad nützt gar nischt! Sporen können da le-heben! Dasch habe ich gelesen, jawohl!“
„Papperlapappe!“
Ich will aber nicht, dass mein Zimmerpflänzchen eine braune Kruste bekommt!
Dasch is ne Scheißidee, sag ich Dir!“
„Nur Gas an, du Blödmann! Nicht anzünden! Nur Gas, verstehst du? Oder willst du dein Grünseug abfackeln?
„Grünseug? Eufebia Europäa, bitte schön!“
„Schon gut. Jedenfalls, die Läuse verrecken und das Pflänzchen fühlt sich puddelwohl, weil
du es gerettet hast. Jeder weiß doch, was du für ein Netter bist.“ Dieter streichelte ihm über den Kopf und die Krokodilstränchen von Lubumba versiegten.
„Dann mach ich volle Ganne an, oder?“, fragte Michael.
„Klar, was schonst! Volle Pulle! Je oller, desto doller!“ Dieter klatschte in die Hände und fasste sich an die Gurgel. „Und dann ist Schluss mit luschtig“, flachste er.
Gesagt, getan.
„Und du meinst wirklich?“ Michael war noch immer etwas verunsichert.
„Freilisch! Nur so und nicht anders!“
Nachdem alles auf die Reihe gebracht worden war, setzten sie sich wieder an den
Küchentisch.
„Meinscht du nicht, dass die Herdklappe zu dicht schließt?“
„Jetzt sei doch nicht so ein Jammerlabben! Alles Roger!“
Michael ging zum Kühlschrank und fischte einen Branntwein heraus. Der Korken hatte trotz erheblicher Koordinationsmägel keine Chance.
„Ich bin nervös“, erklärte er entschuldigend und goss Beiden großzügig ein. Dieter sah den erhofften erotischen Nachmittag buchstäblich im Alkohol versickern. Macht jetzt auch nichts mehr, dachte er bei sich. Wenn das Ungeziefer erst vernichtet war, dann würde Michael überglücklich sein. Morgen würde er dann von ihm sicherlich vor
lauter Dankbarkeit mehr als entschädigt werden.
So trank man denn ausgiebig weiter, doch eine rechte Stimmung wollte nicht aufkommen. Nach einer Weile wurde Dieter Scheppke von einem weinerlichen Lubumba gebeten, doch einmal einen Blick auf den Fortgang der chemischen Heilung zu werfen. Er selbst würde sich nicht trauen. Dieter wankte trunken zum Herd und sah durch das Sichtfenster des Backofens. Er sank ziemlich weich, wie ein Gummiband in Zeitlupe zu Boden.
„Ich muss genauu schaun.“ Der Kopf wippte.
„Alles brima“, meldete er. „Einige Dreckschweine haben schon alle Viere von sich gestreckt, aber nich
alle."
“Wie schön, wenigstensch ein paar sind Scheise geworden“, wimmerte Michael betrunken.
„Es lauert noch, dann isses aus.“
„Un wie geht’s meinem Liebling?“
„Sieh mich an! Suppa!“
„Nich dir, Depp, meiner euföbäh Europs-hicks-päh natürlich, Blödmann!“
„ Prächthicks!“
Dieter kniete auf allen Vieren vor dem Bratrohrfenster und wankte, so als ob er alles aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten wollte. In Wirklichkeit sah er nur ein verschwommenes Etwas mit irgendwelchen Auswüchsen. In der Röhre hätte sich genauso gut ein bizarres
Drahtgestell befinden können.
Mit Anstrengung stöhnend kletterte Dieter wieder auf die Bank am Küchentisch.
„Proscht, Todd den Krabbelschweinen!“
„Tod den Aschlöchern!“
Die Wassergläser knallten unkontrolliert zusammen. Ein Teil des Branntweins schwappte auf die Tischdecke, der andere in die Kehle.
Sie mussten eingeschlafen sein. Erst nach 1 ½ Stunden blinzelte Dieter mit verpappten Augenlidern und litt entsetzlich unter dem Dampfhammer, der seine Schädeldecke in Scherben zermalmte. Er stieß Michael mit dem Ellbogen an. Auch Lubumba erwachte in dem Gefühl schwarzer Mansch zu sein.
„Ich hab´ Schädelweh, dass es einer Sau graust“, murmelte Michael und sah zu seinem Entsetzen, wie sich Dieter zittrig eine Zigarette in Brand steckte. Zigarettenrauch bei dem Gehirnwabbern? Ist der von ALLEN Geistern verlassen? In seinem Gewächshaus war solche Verpestung sowieso verboten. Lubumba wurde schlecht. Das süße Aftershave von Dieter war schon eine Anfechtung, aber mit Zigarettenrauch war es zum Kotzen.
Er wollte Dieter schon anscheißen, aber erst musste er gucken, wie es seinem Rehlein ging. Dem armen, süßen, geheilten Pflänzchen.
Michael stolperte zum Herd. Er öffnete die
Klappe.
„Oh mein Gott! Oh mein Gott!“ schrie er, fletschte die Zähne und brach in Wutgeheul aus.
„Komm her, du kotzige Drecksau“, brüllte Michael aus tiefster, schmerzverzerrter Seele.
"Und so was war mein Freund", heulte er.
Dieter schälte sich langsam in böser Vorahnung von der Küchenbank und sah in die geöffnete Bratröhre. Die Kippe brannte fröhlich.
Die Beiden wurden ziemlich verkohlt ins nächste Krankenhaus gebracht. Bei Michael sah es nicht so schlimm aus, weil er sowieso Schwarzer war, aber bei Dieter mit seinem blassen Schönlingsgesicht musste man erst
zweimal hinsehen, um ihn erahnen zu können. Die Feuerwehr hatte den Dachstuhl nach der Explosion nicht mehr retten können. Auch die Zimmerpflanzen waren natürlich atomisiert.
Nur die wunderbar gesättigte Blattlaus Esmeralda krabbelte mit Kollegen Egon unversehrt in den Trümmern, um ein neues, geeignetes Garten Eden zu finden.
Vielleicht verfluchten sie es auch, dass der Weg so triefend nass, so verkohlt und glitschig war.
Glücklicher Weise liebten sie ausgedehnte Spaziergänge.
welpenweste Hallo lieber Leser, ich habe den Kommentar von Gerlinde, der sehr lieb gemeint war, deswegen leider löschen müssen, weil er doch allzusehr den eigentlichen Kick der Geschichte verraten hat. Ich habe mich extra an Gerlinde gewandt und um Verständnis gebeten. Günter |