Biografien & Erinnerungen
Jahrgang 1919. Erinnerungen-Erlebnisse-Begegnungen - Zeitzeuge erzählt aus seinem Leben. Was ihn bewegt

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"Jahrgang 1919. Erinnerungen-Erlebnisse-Begegnungen - Zeitzeuge erzählt aus seinem Leben. Was ihn bewegt"
Veröffentlicht am 21. Oktober 2013, 616 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
© Umschlag Bildmaterial: Bruno Schmid
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

1919 geboren. Auch im Jahr 2013 noch rüstig. Mit Interesse gelebt. In diesen meinen 'Erinnerungen' habe ich meine Erfahrungen und Gedanken festgehalten.
Jahrgang 1919. Erinnerungen-Erlebnisse-Begegnungen - Zeitzeuge erzählt aus seinem Leben. Was ihn bewegt

Jahrgang 1919. Erinnerungen-Erlebnisse-Begegnungen - Zeitzeuge erzählt aus seinem Leben. Was ihn bewegt

Stichwörter

90-jähriger erzählt aus seinem Leben. Uneheliches Kind kurz nach dem 1. Weltkrieg geboren. Familiensituation. Gaslaternen. Kein Strom. Machtergreifung Hitler. Nationalsozialismus. 1933 NS Jungvolk. Lehre als Kaufmann. Zeppeline. Kristallnacht. Brennende Synagoge. 1939. Soldat. Frankreich-Feldzug. Polen. Front. Kriegsverletzung. Russische Gefangenschaft. Einzelschicksale. Liebschaft. 1949 Heimkehr. Liebe. ...

Titelseite + Vorwort

 

 

Bruno Schmid

 

 

 

Jahrgang 1919

Erinnerungen – Erlebnisse – Begegnungen

 

 

Ein Zeitzeuge erzählt aus seinem Leben

und was ihn bewegt!

Beobachtungen, Feststellungen!

 

Von Oktober 1919 bis Oktober 2013

          Ergänzt und aktualisiert.
Eine Zusammenfassung.


München, Oktober 2013

 

 

Vorwort

 

Lieber Leser,

 

in den vergangenen Monaten habe ich mir mehr Zeit genommen, um meine Aufzeichnungen zu meiner Lebensgeschichte als Zeitzeuge vom Oktober 2011 hinzuzufügen, zu ergänzen

und zu aktualisieren, hauptsächlich den zweiten Teil, weil das ja auch der längste meines Lebens ist. Vieles – da wir ja in unserer hektischen, schnelllebigen Zeit täglich mit neuen Ereignissen und Problemen konfrontiert werden – gerät schnell in Vergessenheit, und so habe ich nochmals niedergeschrieben, was mir eingefallen, aufgefallen ist und mich auch beschäftigt.

Meine Biographie (wie erstmals geschrieben 2011) weist mich ja als gebranntes Kind aus: Bis zum 30. Lebensjahr uninteressiert und unpolitisch, ist mir vieles widerfahren, auf das ich nicht vorbereitet wurde und

war.

Heute haben wir ja (noch) eine freie Presse, politische Organe, kritische Kommentare und Fernsehsendungen, die aufklären und zum Nachdenken anregen, aber leider von vielen – auch vorwiegend von unseren Politikern – gar nicht zur Kenntnis und wahrgenommen wird, wie manche davon und mit welchen Mitteln an die Macht gekommen sind und diese zu ihrem Vorteil nutzen, auch wie sich die Parteienlandschaft verändert hat.

Ich habe mich nun einmal schlau gemacht, ein paar Bücher und entsprechende Zeitschriften gelesen, die mich stutzig machten. Dort habe ich

erfahren, wie man mit dem von den Steuerzahlern anvertrauten Geld umgeht, das man eigentlich zum Wohle dieser verwalten sollte. Es geht um Machterhalt, Machenschaften, Spezlwirtschaft und Lobbyisteneinfluss, all das hat sich in vielen Jahren verfestigt. Man erfährt, daß so viel Geld vorhanden ist wie noch nie, aber in falsche Hände gelangt, ungerecht verteilt wird und wo es bleibt; niemand wird zur Rechenschaft gezogen, wenn er unverantwortlich damit umgeht, Millionen werden einfach verschwendet. Die den Schuldenberg zu verantworten haben, werden ebenfalls nicht zur Rechenschaft gezogen, bezahlen müssen

dafür dann spätere Generationen. So haben wir schlechte Vorbilder, die viele Nachahmer produzierten und produzieren, obwohl es frühzeitig auch Warner gegeben hat, die ich bei meinen Ausführungen auch in Anspruch nehme.

Ich habe ja nach dem 2. Weltkrieg andere Zeiten erlebt mit heute noch anerkannten Staatsmännern und Politikern (wie vernehmbar), Jahre erleben dürfen, die nie mehr kommen werden und ein für allemal vorbei sind. Manchmal denke ich: „Deutschland, was ist aus dir geworden?“ und mir auch Fragen nach dem WARUM gestellt. Ich bin kein Nationalist, aber da ich inzwischen wachsamer und

nachdenklicher geworden bin, frage ich mich, wo das alles noch eines Tages hinführt, was ich heute so sehe und erlebe. Manche werden auch sagen, was will denn der, uns geht es doch gut, dabei ist GUT gehen wieder so eine Verallgemeinerung. Vieles ist Fassade, Schaufenster (Schlaraffenland), man muß schon in den Laden hineingehen, die Augen öffnen und sich mal selbstkritisch umschauen (was ich höre, mir begegnet und angeboten bekomme!). Weil ich mit meinen Sorgen und meinen Meinungen nicht allein da stehe, erlaube ich mir, Aussagen von klugen bekannten Persönlichkeiten zu zitieren, wie man beim Weiterlesen auch feststellen kann.

In meinem Alter und meiner Biographie auch Zeitzeuge geworden, erlaube ich mir das auszusprechen, was sehr viele denken, und die Realität keine Schwarzmalerei ist.

Ich habe Zeiten erleben dürfen, wo der Staat für seine Bürger da war. Jetzt erlebe ich, wie die Bürger für den Staat da sind und für alles gerade stehen müssen, was Politiker, die einmal den Amtseid geschworen haben, Schaden „vom Volk abzuhalten“, nicht mehr im Griff haben, sich von Lobbyisten und Finanzhaien überlisten lassen, Staatsschulden produzieren, für die die jungen Leute und Neugeborenen (die Unschuldigen) gerade stehen müssen.

Ich habe auch Zeiten in Erinnerung, wo sich Menschen in jedem Alter noch mit einer gewissen Hochachtung begegneten.

Seit Kohl und Strauß in Bayern haben unsere Politiker im Bund und in 16 Bundesländern einen elenden Beamten- und Bürokratenstaat herangezüchtet, der jeden Tag beweist, wie Bürger ausgenommen werden, großzügig ist gegenüber Betrügern, Banken und anderen Schuldnerstaaten. Auch vom Volk gewählte Parlamentarier bereichern sich dreist mit Steuergeldern, sind Abzocker und Selbstbediener. Es geht immer an unser Geld: fast keine Zinsen, 0,25 Rentenerhöhung (ist eine Rentnerverhöhnung), Inflationsgefahr.

Steuern und Preise steigen zur Aufrechterhaltung unseres Beamten- und Verwaltungsapparates, der auf Missstände erst aufmerksam wird, wenn wache Bürger und Journalisten diese längst bemerkt haben, sie aufdecken. Da bewahrheitet sich das alte Sprichwort, „viele Köche verderben den Brei“, die Schuld wird dann immer auf die anderen abgewälzt und politische Spezlwirtschaft ist dabei stets hilfreich. Anvertrautes Geld zu verschwenden, ist eigentlich ein strafbarer Tatbestand, bei dem jeder normale Bundesbürger gerichtlich abgeurteilt wird. Zu diesem Thema sagte meine Mutter immer „an der Quelle saß der Knabe“, heute haben

wir viele Quellen im Bund und 16 Bundesländern, noch mehr Knaben.

Einige werden nach dem Lesen dieser Zeilen auch sagen, der hat aber überhaupt nichts ausgelassen und übertrieben. Dafür habe ich ja allerhand gesehen, erfahren, erlebt und mitgemacht, Elend und Not, Unannehmlichkeiten und Widrigkeiten durchgestanden. Deshalb ist es mir – auch als altersmäßige Minderheit, denn nur wenige erreichen mein Alter – ein Bedürfnis, einiges los zu werden. Ich weiß wohl, daß ich nichts ändern oder verbessern kann, auch nichts erreiche, gebe mich auch keiner Illusion hin. Man stößt an Grenzen und spürt seine

Ohnmacht.

Aber ich kann mich ändern und einen Weg gehen, daß ich mich wohlfühle in meiner Haut, indem ich mir meine eigene, aus Erfahrung gewonnene Lebensphilosophie erarbeitet und eine Burg um mich gebaut habe, die ich auch verteidige, wenn es sein muß. Da bleiben einem körperliche und seelische Blessuren, die ich ja auch abbekommen habe, nicht erspart, aber sie haben mich nicht umgebracht.

Ein nachdenklicher kluger Philosoph – seinen Namen habe ich vergessen, mir aber seine Aussage gemerkt – hat einmal behauptet, daß die Welt ohne Religionen und Kirchen friedlicher wäre. Sein

Schlußwort: Wir dürfen uns nicht immer mit dem Glauben an ein Paradies ablenken. Das Wichtigste ist, wir müssen versuchen, es hier zu schaffen. Mein Kommentar: Den Himmel auf Erden gibt es nicht, da kommt auch keiner hin, und aus dem Paradies wurden schon Adam und Eva vertrieben.

Bibel und Scharia bringen immer wieder Glaubenskrieger hervor, indem man ihnen den Himmel verspricht.

Der Frankfurter Philosoph Reiner Forst (im „Spiegel“ 34/2013):

Wir brauchen jedenfalls eine Politik, die die Frage der Gerechtigkeit ins Zentrum rückt –

Der heilige Augustinus etwa sagt, dass

politische Gesellschaften ohne Gerechtigkeit nicht besser als Räuberbanden seien.

Ich bin kein Weltverbesserer, nur ein nachdenklicher aufmerksam Machender, dem auch klar ist, daß es keine Gerechtigkeit gibt, oft nicht geben wird und es auch niemand Recht machen kann. Man wird auch sagen, uns geht es doch immer noch besser als unseren Nachbarländern. Ich habe jedoch gelernt, daß man sich nicht an den Schlechten orientieren soll, sondern an den Besseren. Viele bangen um ihren Arbeitsplatz, müssen um ihre künftige Rente Angst haben und wissen, daß unsere jetzigen Politiker nie etwas

anständig hinkriegen mit ihrem Fleckerlteppich, den sie wie gewohnt knüpfen. Da wird es noch ein böses Erwachen geben. Dabei wäre alles so einfach mit gutem Willen. Dafür brauchen wir keine Diktatur, sondern verantwortungsvolle, vorausschauende, mutige, parteiübergreifende (oder unparteiische) selbstlose Politiker, Staatsmänner, die nicht nur ständig auf die nächste Wahl schielen zwecks Machterhaltung, immer nur an sich denken, intrigieren und Menschen suchen und finden, die sich leicht manipulieren und ausnützen lassen. Leider denken viele Menschen nicht nach, weil sie sich ablenken und sich

vieles gefallen lassen, sich nicht rühren und einfach nur da sind.

Wenn man im zweiten Teil eine geordnete Reihenfolge vermißt, so liegt es daran, daß ich immer, wenn mir etwas eingefallen ist oder ich etwas Erwähnenswertes gelesen habe, meine kleine Reiseschreibmaschine gequält habe, dabei auch zu berücksichtigen ist, daß ich kein Schriftsteller bin, mir aber Mühe gab, einiges verständlich zu machen.

Ich weiß auch, wie Meinungen auseinandergehen und je nach Standpunkt anders aufgenommen werden. Ich habe aus meiner Sicht und Biographie Erinnerungen nicht vergessen

zu machen versucht, auch andere Ansichten zu Wort kommen lassen und festgestellt: Es gibt kein Evangelium.

 

Ich habe mich in einigem kurz gefaßt, weil man ein langes Leben nicht auf 100 DIN A 4-Seiten abhandeln kann, so sollte man auch einmal zwischen den Zeilen lesen und etwas Zeit und Geduld mitbringen, wenn man jetzt neugierig geworden ist.

Ich zitiere Marie von Ebner-Eschenbach:

„Nur der Denkende erlebt sein Leben,
an Gedankenlosen zieht es vorbei“

und Helmut Schmidt:

„Älter werden ist nichts für Feiglinge“

 

Jetzt viel Spaß beim Weiterlesen.

Da ich auch zusammenfasse, wird man einiges in Wiederholungen ergänzt erneut finden.

Wiederholungen unterstützen das Nichtvergessen.

Nur wer die Vergangenheit kennengelernt hat, kann auch seine eigene Zukunft meistern.

 

Erinnerungen, drei Leben gelebt

Einleitung Angeregt und ermutigt zu diesen Zeilen hat mich der Zwischenruf von Herrn Hans-Ulrich Jörges im Stern 31/2006 mit dem Titel „Das Erbe der Deutschen. Zwischenru-fe zum Zustand der Berliner Republik“, nachzulesen in seinem Buch „Regierung verzweifelt gesucht“ auf Seite 280. Zitat: Die Geschichte lebt durch Menschen, ihre Erinnerungen und Erzählungen. Es könnten so viele erfahrene Geschichten gerettet werden wie nie zuvor in Deutsch-land.

Zeitzeugen faszinieren, sie tragen Geschichten in ihren Schicksalen, und es hat auch etwas Befreiendes. Als nach dem ersten Weltkrieg geborener Zeitzeuge erlebte ich die Weimarer Re-publik, die Systemzeit, die Nazizeit, den zweiten Weltkrieg und die russische Kriegsgefangenschaft hautnah wie auch den Wiederaufbau zerstörter Städte, die Demokratie und Bürokratie bis hin zur Globalisierung, die Veränderung der Welt, des Klimas, der Gesellschaft und der Menschen. Ich habe Glück und Leid erfahren, Armut und Wohlstand. Aus diesem Grund habe ich im Juli 2009 mit Fragen nach dem Warum und im Mai

2010 auf 17 Seiten einen Teil meiner Biographie aufgeschrieben. Um nun die an mich herangetragenen Wünsche zu erfüllen, habe ich mich entschlossen, weitere persönli-che Erlebnisse, Erfahrungen und Begegnungen ergänzend zu schildern und zu er-zählen. Ich habe sie hiermit zusammengetragen für meine Verwandten und Bekann-ten zur Erinnerung. Ich bin schriftstellerisch ungeübt, habe aber versucht, alles in die Reihe zu kriegen und bitte um Nachsicht, sollte das nicht ganz gelungen sein. Es war nicht einfach, aber ich wollte das ja auch. Ja so ist es eben, je älter man wird, um so mehr hat man zu erzählen,

und diese Erinnerungen stiften Identität. Frau Dr. Barbara Keller, eine Psychologin, sagt: Wer immer mal zurückblickt, bewertet die Vergangenheit neu und zieht daraus Kraft auch für die Zukunft. Positive Erfahrungen lassen sich so auf kommende Krisen übertragen und man ist dann auch öfter zu Kompromissen bereit. Auf diese Weise versöhnen wir uns auch positiv mit unserer Vergangenheit. Manche Menschen hadern mit ihrem Schicksal und können ihrem bisherigen Leben nichts Gutes abgewinnen. Ich bewerte meine Vergangenheit immer positiv. Alle existenziellen Erfahrungen,

die ich im Laufe meines Lebens gemacht habe, bleiben für immer in meinem Gedächtnis haften. Mit über 90 Jahren trägt man auch einen Schatz an Erfahrungen mit sich herum. Ich habe ja jetzt viel mehr Zeit, um über Vergangenes nachzudenken – darüber, was ich erreicht habe, was mir misslungen ist, was ich falsch gemacht habe, erinnere mich an Menschen, denen ich begegnet bin, die ich geliebt habe, denen ich mich be-sonders verbunden fühle und bin dankbar geworden.



Zu meiner Person

Ich wurde Anfang Oktober 1919 in Neustadt an der Weinstraße geboren. Als Pfälzer bin ich ein geborener Bayer, weil die Rheinpfalz bis 1950 zu Bayern gehörte: „Bayern und Pfalz, Gott erhalt’s.“ Die Hauptstadt und Verwaltung war München. Hineingeboren bin ich in eine Welt und eine Zeit, die mit der heutigen nicht ver-gleichbar ist. Das veranlaßt mich nach langer reiflicher Überlegung, meine Erinne-rungen, die ja Teil meines Lebens sind, aufzuschreiben. Dazu bin ich erst jetzt, im Alter von über 90

Jahren bereit, um der Nachwelt aufzuzeigen, wie es mit all den Ereignissen und Gegebenheiten politisch und privat nach dem ersten Weltkrieg und in der Zeit danach war, wohl wissend, daß das alles heute nur wenige interessiert. Ich versuche dabei die Worte ‘früher’, ‘damals’ oder ‘es war einmal’ zu vermeiden, hoffentlich gelingt es mir. Vorab meine Feststellung: Schon zum Zeitpunkt der Geburt ist man irgendwie aus-geliefert, weil man nicht bestimmen kann, mit welchen biologischen Anlagen man ausgestattet ist, man kann sich seine Eltern nicht aussuchen, nicht den Erdteil, das Land, die Kultur, die

Religion, den Glauben, das politische System, die Hautfarbe und auch nicht die Sprache, die man sprechen wird. Ist man reich oder arm, König oder Bettler, krank oder gesund, vielleicht mit einem Makel oder Leiden behaftet, ein Optimist oder Pessimist, Ambos oder Hammer und welchen Geschlechts, Homo oder Hetero, Kopftuch- oder Turbanträger – all das kann zutreffen und bestimmt das ganze Leben, mit dem das eigene Schicksal beginnt.

Erinnerungen aus meiner Jugendzeit

Meine Mutter (Jahrgang 1893) war eine geborene Wittmann aus Deidesheim und mit einem Hironimus Rohr verheiratet, der im letzten Kriegsjahr 1918 gefallen ist. Aus dieser Ehe stammt mein Bruder Erich. Er hat den Namen Rohr beibehalten, weil er Kriegswaise war und als solche auch eine kleine Kriegsrente erhalten hat. Meine Mutter ist dann nach Neustadt an der Haardt verzogen. Ich erinnere mich noch, daß in der dortigen Wohnung ein Foto ihres gefallenen Mannes in einem gußeisernen Eichenlaub-Rahmen stand mit der Inschrift versehen: „Er starb als Held

den Tod fürs Vaterland“, und am Kriegerdenkmal in Neustadt ist unter anderen auch sein Name verewigt. Heute weiß ich aus eigener Erfahrung, daß es keine Helden gibt, sondern nur in bestimmten Situationen mutige Menschen, und fürs Vaterland ist noch keiner gern gestorben.

1921 wurde mein Bruder Edmund geboren. Über unsere Väter wissen wir bis heute nichts. In den 50er Jahren hatte ich einmal eine Aus­einandersetzung mit meiner Mutter, weil ich einfach wissen wollte, wer mein Vater ist. Sie hat jedoch das Thema abgeblockt und war über mein Ansinnen sichtlich betroffen. Das Geheimnis nahm

sie mit ins Grab. Von meiner Tante, der Schwester meiner Mutter, erfuhr ich, daß mein Vater ein französischer Offizier war. Die Pfalz war ja damals von den Franzosen besetzt und meine Mutter arbeitete da mal im Kasino. Mit dieser Tatsache hatte ich eigentlich nie Schwierigkeiten in meinem Leben, ich habe mich damit abgefunden, obwohl mich auch heute noch interessieren würde, wo meine Wurzeln sind. Ich glaube, daß ich unehelich geboren wurde und meine Mutter meinen Erzeuger nicht benannte, hat ihr mehr Schwierigkeiten bereitet als mir.

Heute kommen durch moderne Verhütungsmittel viel mehr

Wunschkinder als gestern zur Welt, denen meist alle Wünsche erfüllt werden bzw. die sie auch durchsetzen. Die meisten von ihnen haben es leichter, sich auf einen Beruf vorzubereiten und dürfen studieren. Ich habe aber beobachtet, daß Kinder, die in einer größeren Familie und nicht so behütet aufwachsen, im Leben mehr kämpfen müssen, tüchtigere Staatsbürger werden. Dazu gibt es auch bei bekannten Politikern einige Beispiele, die sich in der Gesellschaft widerspiegeln.

Nochmals zum Thema, daß ich unehelich geboren bin und meine Mutter mir den Vater verschwiegen hat: Das war in dieser Zeit kein Einzelfall und das soll

es ja heute auch noch geben. – Ich war kein Wunschkind!

Zu den Erinnerungen aus meiner Jugendzeit muß man sich vor Augen halten, daß in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg, in die ich ja hineingeboren wurde, die Verhältnisse in Deutschland ganz anders waren. Da gab es kein soziales Netz, wie dies heute der Fall ist, und es gab auch kein Kindergeld, kein Wohngeld. Arm sein war damals anders als heute. Diese Zeit kann nur nachvollziehen, wer damals gelebt hat, und das werden immer weniger. Trotz allem sind meine Geschwister und ich anständige Staatsbürger geworden, die ihr Leben gemeistert haben, weil uns

diese Zeit geprägt und zusammengehalten hat. Heute, im Schlaraffenland lebend, ist dieser Zusammenhalt nur noch selten zu finden.

In der Nachkriegszeit waren wegen Arbeitsmangel im ganzen Land Handwerksburschen unterwegs. Das war damals eine Völkerwanderung, die durch Arbeitslosigkeit hervorgerufen wurde. Das erleben wir auch gerade in der globalen Welt, wo Menschen und ganze Völkerstämme wegen Arbeitslosigkeit, Hungersnot und Kriegseinflüssen dahin wandern, wo sie glauben, daß es ihnen besser geht. Unterwegs war damals auch ein Fritz Schmid, Jahrgang 1900, aus

Traunstein und ein Herr Weber aus Ulm, die in Neustadt gelandet sind. Herr Weber lernte die Schwester meiner Mutter, meine Tante, kennen und die beiden haben dann geheiratet. Fritz Schmid machte die Bekanntschaft meiner Mutter und auch sie heirateten. Er hat mich und Edmund adoptiert und als seine Söhne anerkannt. „Zu dem müßt ihr jetzt Vater sagen“, das war die Nachricht. Dazu muß ich heute anerkennend sagen, daß keiner von uns darunter gelitten hat und wir nie zu spüren bekamen, daß Fritz Schmid unser Stiefvater war. Wir waren eine Familie, gingen sonntags in den Pfälzer Wald zum Wandern, pflückten Heidelbeeren,

suchten Schwammerl und sammelten Kastanien, das alles gab es damals gratis im Überfluß. Wir waren nicht reich, fühlten uns aber behütet und wurden immer satt. Zu dieser Zeit wohnte auch noch unsere Oma, die Mutter meiner Mutter, die meiste Zeit bei uns im Hause. Sie führte ein strenges Regiment und es rutschte ihr auch mal die Hand aus. Oma fuhr täglich mit dem Schubkarren in den naheliegenden Wald und kam abends voll beladen mit Reisig und Kleinholz zurück. Sie sorgte dafür, daß wir immer eine warme Stube hatten und kochen konnten, denn Kohle und Brikett waren teuer. Außer der Oma gab es noch einen Onkel, der in Lambrecht

ein kleines Fuhrunternehmen führte und später nach Amerika ausgewandert ist.

Was soll ich heute über meine Eltern sagen?

Mein Vater (Stiefvater) war groß, schlank, sah eigentlich nicht schlecht aus und war sehr redegewandt. Ich habe ihn nie traurig, ernst oder nachdenklich erlebt. Er war ein Bruder Leichtfuß, ein Filou, vor dem keine Rockträgerin sicher war – sehr zum Leidwesen meiner Mutter, die darunter gelitten hat. So war eine Scheidung vorauszusehen, wenn auch viel zu spät.

Meine Mutter war vielleicht oft leichtgläubig, unbedarft, unaufgeklärt (die Pille gab es ja noch nicht), so ist sie

mit ihren Wünschen und Bedürfnissen an falsche Männer geraten (daran hat sich ja auch bis heute nichts geändert). Sie hatte kein leichtes oder schönes, sondern ein sorgenvolles Leben. Ihr Mann und ihre drei Söhne wurden im 2. Weltkrieg eingezogen. Von meinem Bruder und mir erhielt sie jahrelang keine Nachricht. Sie war Bombennächten ausgeliefert und unsere Wohnung im Tal wurde getroffen. All das darf nicht vergessen werden, wenn man sich ein Urteil bildet. Ich habe sie immer unterstützt und ihr, wenn nötig, auch beigestanden. Ich war ganz einfach da.

Als ich geboren wurde, waren in den

Wohnungen Gaslaternen die Beleuchtung. Es gab kein elektrisches Licht, keinen Kühlschrank, keine Waschmaschine, keine Zentralheizung, kein Bad und keine Toilette in der Wohnung, es gab kein Radio, kein Fernsehen, kein Telefon, kein Klopapier, keine Tempotaschentücher und auch keine Schlafanzüge, kein Kinderzimmer. Zu dieser Zeit waren viele Straßensänger unterwegs und sammelten Geld. Pferdefuhrwerke und Ochsengespanne beherrschten das Straßenbild. Es gab keine Autos als Transportmittel und keine Asphaltstraßen. Der Bäcker hat selbst gebacken, der Metzger selbst

geschlachtet und der Kramerladen war um die Ecke. Es gab eine Schulspeisung, und in der Schule herrschte noch der Rohrstock, in den Kinos wurden Stummfilme mit Harry Piel gezeigt mit Untertiteln. Die Gaslaternen der Straßenbeleuchtung betreute der Laternenanzünder. Karbitlampen dienten zur Fahrradbeleuchtung. Nachrichten wurden von einem Ausrufer verkündet, der sich mit einer Handglocke bemerkbar machte. Den regelmäßigen Religionsunterricht hielt der Pfarrer, der auch sonntags von der Kanzel predigte. Ich besuchte acht Klassen der Volksschule und war ein mittelmäßiger und unauffälliger Schüler, der nie sitzen

geblieben ist. Ich kann mich erinnern, daß ich eigentlich immer Freunde hatte, meist aus wohlhabenden Familien, bei denen ich oft verkehrte und gleichbehandelt wurde.

In meiner Schulzeit war ich in einem Jugendverein. Hier wurden Wanderungen unternommen, Zeltlager und Heimabende veranstaltet. 1933 wurden wir in das NS Jungvolk eingegliedert und uniformiert marschierten wir dann im Gleichschritt. Als Schullehrer hatten wir ehemalige Weltkriegsoffiziere.

Aus dieser Zeit kenne ich heute noch Fahrten- und Landsknechtlieder, die wir gesungen haben. Später im Jungvolk wurden die Jugend- und Fahrtenlieder in

Kampflieder vertauscht und so Feindbilder geschaffen. Mir ist noch ein Lied besonders im Gedächtnis: „Börsengauner und Schieber knechten das Vaterland“.

Im Herbst half meine Mutter in den Weinbergen bei der Traubenernte und ich begann am 1.4.1933 eine kaufmännische Lehre bei der Firma Fritz Merkel und Co., einem Kellereiartikelvertrieb, die bis 30.3.1935 andauerte. Der Geschäftsführer und der Prokurist arbeiteten am Stehpult, trugen Ärmelschoner – Büro gab es nicht – , daneben stand ein kleines Regal mit Ordnern. Diese Lehre konnte ich leider

nicht beenden, da ich mit meinem Eltern nach München verzog.

Systemzeit nach dem ersten Weltkrieg

Es war eine Zeit ständigen Systemwechsels, dauernd hatten wir andere Regierungen und eine Notverordnung löste die andere ab. In Bayern gab es die Räterepublik, deren Ministerpräsident Kurt Eisner erschossen wurde, Graf Arco Valley wurde der Tat verdächtigt. Namen wie Schleicher, Brüning, Makensen, Ritter von Epp, von Papen und Reichspräsident Hindenburg waren geläufig. Es gab über 20 Parteien, viele Arbeitslose, Kommunisten und Nazis haben sich in Saalschlachten bekämpft. Zu dieser Zeit

wurde uniformiert, es gruppierten sich SA (Sturmabteilung) und SS (Schutzstaffel), die von einem Mann namens Hitler befehligt wurden. Ein Lied als Beispiel, wie mit Glaube und Hoffnung die Menschen manipuliert wurden: „Viele Jahre, die zogen dahin, geknechtet das Volk und betrogen. Verräter und Juden, die machten Gewinn und forderten Opfermillionen. Im Volke geboren entstand uns ein Führer, gab Glaube und Hoffnung an Deutschland wieder, Volk ans Gewehr.“ Mit solchen und ähnlichen Kampfliedern und dem Horst Wessel-Lied zogen die Braununiformierten durch die Straßen. So begann u.a. der Wahnsinn, da darf ich

heute gar nicht mehr daran denken. Nach dem verlorenen ersten Weltkrieg mußte Deutschland an Frankreich Reparationszahlungen leisten und das linke Rheinufer war als militärfreie Zone im Versailler Vertrag ausgehandelt. Im Lande herrschte Geldnot. Bei der Machtübernahme wurde dieser Vertrag vom Tisch gewischt, es gab auch keine Börse. Was mein Vater beruflich machte, womit er sein Geld verdiente und die Familie ernährte, wußte ich eigentlich nie so richtig. Er hatte keinen geordneten und festen Arbeitsplatz. Ich glaube, das war auch nichts für ihn. Ich machte mir

darüber auch keine Gedanken. Ein geregeltes Einkommen hatten wir nicht. Ich bekam zwar mit, daß er als Hausierer unterwegs war, und das bedeutet aus heutiger Sicht: Wir lebten von der Hand in den Mund. Da eine hohe Arbeitslosigkeit herrschte, gab es viele Leute, die als Hausierer mit Kurzwaren über Stadt und Land von Haus zu Haus zogen und ihre Waren anboten. Es gab ja keine Kaufhäuser und Versandhäuser oder Kataloge. Auch mein Vater war da sehr aktiv und ein redegewandter Verkäufer, zu Fuß, per Anhalter oder mit dem Fahrrad war er den ganzen Tag unterwegs. Beim Großhandel kaufte er so viel Ware billig

ein, wie er an einem Tag zu Geld machen konnte, den Preis bestimmte er. Es gab keine Lager, keine Belege, keine Buchführung und kein Finanzamt für ihn. Den Verdienst, d.h. die Einnahmen gab er, wenn er heimkam, meiner Mutter, die das Geld dann am nächsten Tag für den Haushalt ausgegeben hat. Es gab keinerlei Rücklagen. In München wohnend sattelte er um auf Büroartikel und besuchte Firmen, Büros, Betriebe – soweit ich mich erinnern kann, lief das Geschäft sehr gut, bis er dann auch eingezogen wurde. Ich kann mich nicht erinnern, daß ich meine Eltern mit Vater oder Mutter

anredete oder daß ich mal von ihnen in den Arm genommen wurde. Vielleicht ist das ein Grund, daß ich in meinem Leben nie Angst hatte. Heute erschreckt mich manchmal der Gedanke, daß ich auch während des Krieges und in der Gefangenschaft nie Angst um mein Leben hatte, obwohl ich vieles erlebte, das Angst hätte auslösen müssen. Das Wort Liebe ist in unserer Familie nie gefallen. 1926 wurde in Neustadt meine Schwester Gretl und zwei Jahre später mein Bruder Benno geboren. Unsere Carmen kam 1937 in Waldtrudering zur Welt und mit ihr waren wir dann sechs

Kinder. In Neustadt wechselten wir oft die Wohnung, zwangsläufig, da für die Miete nie Geld vorhanden war. Mein Vater war zu dieser Zeit mal als Versicherungsvertreter tätig, kassierte Beiträge, veruntreute das Geld und wurde deshalb auch verurteilt. Ich weiß noch wie heute, wie ich an der Hand meiner Mutter zusehen mußte, wie er abgeführt wurde. Er wurde im Gefängnis in Zweibrücken inhaftiert. Mit meiner Mutter haben wir ihn dort auch mal besucht. Das war eine schwere Zeit für uns. Mein Bruder Edi und ich hatten deshalb einen Mittagessenplatz bei einer

wohlhabenden Familie. Das alles konnte nicht geheim gehalten werden, auch nicht in der Schule. An ein Weihnachten zu dieser Zeit erinnere ich mich noch: Ich habe ein ganzes Jahr Geschichtsbilder, die Zigarettenschachteln beigelegt waren, gesammelt und getauscht. Es fehlte nur noch das Album, um sie einzukleben. Das habe ich zu Weihnachten am Heiligen Abend bekommen. Es kostete 2 Mark. Der Christbaum stand bei uns oft bis Ostern, man glaubte noch an den

Weihnachtsmann. Meine Mutter hat öfter, weil wir in Parterre wohnten, die Fensterläden verschlossen. Menschen, „Eckensteher“, versammelten sich, bezogen Stempelgeld. So nannte man das, weil jeder von ihnen sich alle 2 Tage einen Stempel auf dem Arbeitsamt in sein Büchlein abholen mußte. „Ich geh’ stempeln“ war die Antwort auf „Was machst du?“. Ein Jahr nach seiner Entlassung wurde meinem Vater, glaube ich, der Boden zu heiß. Bei Nacht und Nebel haben wir unsere Sachen gepackt und sind nach

München, wo wir bald in eine Wohnung in Waldtrudering eingezogen sind. Das war im Mai 1935. Meine Lehre konnte ich hier nicht fortsetzen, kam aber in der Gärtnerei Ziegenbein in Denning für 2 Mark Wochenlohn bei Kost und Logie unter, anschließend war ich als Ausfahrer für das Feinkostgeschäft „Feinkost Ott“ in Gräfelfing tätig, und immer von Zuhause weg, so war ein Esser weniger in der Familie. In unserer Familie wurde nicht geerbt, aber wir waren gesund und gerüstet. Heute haben wir eine große Erbengeneration, die ja nicht vom Himmel gefallen ist.

Nazi-zeit

 

Ich erlebte die Machtübernahme und wie die Uniformierung ihren Anfang nahm. Über Nacht wurden alle Arbeitslosen zum Bau der Autobahnen eingesetzt. Gearbeitet wurde nicht wie heute mit Maschinen, sondern es wurde per Hand geschaufelt und die Materialien mit Loren-Kippwagen auf Schienen transportiert. Es wimmelte nur so von Menschen, die hier tätig sein mußten und ihre Körperkräfte einsetzten.

Zu dieser Zeit verfolgte man auch nachts die Boxwettkämpfe von Max Schmeling in Amerika. Während der

Olympischen Spiele in Berlin dröhnten schon von weitem hörbar die beiden Zeppeline 127 und 129, die unsere Stadt überflogen.

Durch den Umzug nach München war ich nicht mehr beim Jungvolk und bis heute nie in einer Partei oder Verein. Wir wohnten im Tal 26 mit Fenster auf die Straße, hier sah ich den Marsch am 9. November 1938 (die Nacht, in der die von den Friedhöfen ausgegrabenen Toten (ehemalige alte Kämpfer) von der Feldherrnhalle, wo sie aufgebahrt waren, dann in die Ehrentempel am Königsplatz überführt wurden). Die Straßen vom Bürgerbräukeller bis zur Feldherrnhalle waren fast verdunkelt

durch die alle 10 bis 15 Meter aufgestellten roten Säulen, an denen oben in einer großen Schale ein Ölfeuer flammte, und die über die Straße gespannten große roten Tücher mit je drei Siegrunen. Dann schritt die Kolonne mit gedämpftem Horst Wessel- und Deutschlandlied durch das Isartor, voran die Blutfahne vom 9. November 1923, es folgte die ganze Kolonne und an deren Spitze Hitler und hohe Parteifunktionäre der Regierung. An jeder Säule stand der Name eines in der Kampfzeit ums Leben gekommenen Parteigenossen, wenn die Spitze des Zuges vorbei kam, wurde sein Name aufgerufen und aus dem Lautsprecher

ertönte: Hier. Anschließend marschierte in langsamem Stechschritt eine Kompanie in Paradeuniformen der SS, SA, HJ, von Wehrmacht, Heer, Luftwaffe, Marine und Arbeitsdienst. Es war gespenstisch. Große pompöse Veranstaltungen wie auch in Nürnberg waren propagandistisch bestens organisiert. Das Haus der Kunst in München wurde mit einem Umzug in historischen Gewändern und einer Schau von Fahrzeugen eingeweiht. Daß das alles Blendwerk war, um durch Begeisterung die Menschen zu manipulieren, ahnte damals niemand. So wurde übersehen, wie hinter den Kulissen Waffen für den Krieg am Tag X

vorbereitet wurden. Die Rüstungsindustrie witterte ihr Geschäft, unterstützte und förderte dies alles mit.

Die Kristallnacht vom 9. auf den 10. November habe ich erlebt und gesehen, wie jüdische Geschäfte zerstört, Fensterscheiben eingeschlagen und Bekleidungspuppen auf der Straße verstreut wurden. Auch die brennende Synagoge konnte man sehen. Das einzige Kaufhaus, Uhlfelder im Rosental, wo es die erste Rolltreppe gab, wurde auch abgebrannt, weil es einem Juden gehörte. Ich war ja vollkommen unpolitisch und machte mir als Jugendlicher keine großen Gedanken – es war einfach so. Es gab ein Reich,

einen Führer, der Gefreiter im ersten Weltkrieg und Österreicher war, vor dem hochdekorierte Generäle und auch Adelige stillgestanden sind. Ich habe ihn auch ein paarmal gesehen mit seinem Schäferhund vor dem Haus der Kunst und bei den monumentalen Aufzügen am 9. November. Es gab keine freie Presse, es gab nur den Völkischen Beobachter und als Hetzblatt den Stürmer, den Illustrierten Beobachter, in dem ich auch mal auf einem Foto vom nahegelegenen Flughafen, wo mir der ankommende Ritter Epp grüßend die Hand reichte, zu sehen war. Auch an den alten Makensen in seiner Husaren-Uniform kann ich mich erinnern.

So konnte Hitler von der Außenwelt ungestört einen Krieg vorbereiten. Niemand hinderte ihn daran, obwohl ich in seinem Buch „Mein Kampf“, das jeder Bürger bei bestimmten Anlässen gratis erhielt, später einmal gelesen habe, daß er das auf uns Zukommende hier schon prophezeit hatte. Er mobilisierte die Menschenmassen in einer wirtschaftlich schlechten Zeit mit seiner Propaganda, wurde zum Heiland hochgejubelt, so daß Familien ihre Muttergottes und das Kruzifix aus dem Schlafzimmer verbannten und dort ein Hitlerbild aufhängten, genauso geschah das in allen Ämtern. Neugeborene bekamen Vornahmen wie Eva, Adolf oder

Horst. Hitler aber hat man nicht aufgehängt, Gelegenheiten gab es genug. Er hat sich selbst gerichtet, nachdem er das Land in Schutt und Asche gelegt hatte. Was das für eine verkrachte Existenz war, ein Psychopath und Hypochonder, ist in dem Buch von Joachim Fest „Hitler, eine Biographie“ auf 1250 Seiten beschrieben und nachzulesen. Das Thema, wie das alles möglich war, beschäftigt mich immer noch. Ich habe deshalb alles gelesen, was im nachhinein bekannt wurde, und auch alles, was die Presse hergab. Mich hat es da als Jahrgang 1919 voll erwischt, obwohl ich mit damals 18 Jahren noch nicht einmal wählen durfte.

1938 bis Mitte 1939

 

Ich fand eine Arbeitsstelle im Bayerischen Leichtmetallwerk in Freimann als Werkstattschreiber und wurde anschließend in die Arbeitsvorbereitung versetzt. Diese Firma war ein Rüstungsbetrieb, sie fertigte Ventile für Flugmotoren. Es war eine interessante Tätigkeit und ich habe alle Abläufe der Fertigung kennengelernt. Um zur Arbeit zu kommen, stieg ich am Marienplatz vor dem Rathaus in die Linie 6, die von der Sendlinger Straße kam. Auf dem Heimweg bin ich immer am Odeonsplatz ausgestiegen, weil dort am Hofgarten

manchmal Karl Valentin stand und seinen Stumpen rauchte. Einmal herrschte helle Aufregung: Ich sah, wie eine Wagenkolonne mit dem englischen Premier Chamberlain und dem französischen Außenminister Daladier auf dem Weg zu den Führerbauten (die übrigens heute noch stehen) am Königsplatz vorbeifuhr, wo sie mit Hitler und Mussolini zusammentrafen, um sich im Falle Oberschlesiens zu einigen, in dem Glauben, einen Krieg zu verhindern. Das war schon die heimliche Vorbereitung des Einmarsches in Polen und der Kriegsbeginn. Trotzdem wurden die beiden Staatsmänner in ihrer Heimat stürmisch begrüßt.

Ich habe zu dieser Zeit bei meinen Eltern im Tal 26 gewohnt gegenüber dem „Stern­eckerbräu“ (dem Gründungslokal der NSDAP), also mitten in der Stadt. Als neugieriger junger Mensch war ich viel unterwegs: Im Sonnenhof mit Winzererkeller, Café Stadt Wien, Café Fahrig, Café Luitpold, im dem immer Schaukapellen spielten, z.B. Bernhard Ette, im Centralpalast, dort traten Peter Igelhoff, Rosita Serrano, Werner Fink und andere namhafte Künstler auf. In vielen Gaststätten gab es Bauerntheater, das bekannteste war das „Apollo“. Karl Valentin und Lisl Karlstadt residierten im Künstlerlokal Benz in der

Leopoldstraße und Weiß Ferdl trat im Platzl auf. In Schwabing existierten viele Künstlerkneipen, man traf hier Theo Prosel, Peter Kreuder oder Ludwig Schmitzeder. Adolf Gondrell hatte seine Kleinkunstbühne in einer Seitenstraße von der Maximilianstraße zum Hofbräuhaus. Das Deutsche Theater brachte Weltaufführungen wie „Tropen Express“, auch Kalanag mit seiner Gloria, damals die besten Zauberkünstler der Welt. In München gab es noch vor ca. 60 Jahren eine Trambahn mit offener Klapptür und dem Stangerl zur Stromzuführung, das öfter herausgesprungen ist. Die Tram fuhr auch durch die Innenstadt, da es eine

Fußgängerzone nicht gab, der Verkehrsschutzmann regelte, auf einem Podest stehend, den Verkehr, Ampeln gab es noch nicht, auch keine Radwege.

Heute bin ich froh, daß ich München noch vor dem Krieg kennenlernen und erleben durfte – es war gemütlicher.

Im Herbst 1939 wurde ich gemustert und die letzte Woche im August eingezogen. In der Max II-Kaserne wurden wir versammelt und uniformiert. Am 1. September erfolgte dann mit großem Tam-Tam im Radio der Überfall (Angriff) auf Polen und der 2. Weltkrieg begann. Ein paar Tage später wurden wir Rekruten in einem abgedunkelten Raum versammelt, bekannt gegeben, daß eine

Einheit zusammengestellt wird, und aufgezählt, wer sich als was melden will. Da hieß es, jetzt brauchen wir noch einen Melder für den Kompanietrupp, auf einmal hatte ich meine Hand hoch, eigentlich gegen meinen Willen, aber schon war ich aufgeschrieben. Heute denke ich manchmal darüber nach, wenn das so nicht passiert wäre, wie wäre meine Militärzeit verlaufen? Heute kommt mir dieser Moment vor wie eine Fata Morgana, vielleicht ist es so geschehen, weil ich schon mit vielen Kameraden vertraut war und beisammen bleiben wollte.

Wir hatten ja seit der Machtübernahme die allgemeine Wehrpflicht, jeder

aufgerufene Jahrgang mußte 2 Jahre dienen und die weiblichen Jugendlichen mußten ein Pflichtjahr ableisten.

Man wurde eingekleidet, erhielt Kochgeschirr, Gasmaske und Stahlhelm, bekam eine Erkennungsmarke um den Hals mit der Blutgruppe. Die Mordwaffen, die auch zur Verteidigung dienen sollten, bekamen wir vor der Vereidigung auf „Führer, Volk und Vaterland“.

Nach dieser Ausbildung bei der Infanterie wurden wir auf den Truppenübungsplatz Heuberg verfrachtet. Dort wurde die Infanterie-Division 167 zusammengestellt. Ich landete bei der 13. Infanterie

Geschütz(IG)-Kompanie im Regiment 315 und war postalisch unter der Feldpostnummer 14127 erreichbar, einer mit Pferden ausgerüsteten Einheit.

 

5 Jahre Krieg und Fronteinsatz

Unsere Ausbilder waren Vorgesetzte aus dem 100.000-Mann-Heer, die uns entsprechend geschliffen haben. Da gab es keine Tabus und es galt das Motto: „Gelobt sei, was hart macht!“. Die Zeit am Heuberg (Truppenübungsplatz) habe ich in schlechter Erinnerung. Diese alten Barrashengste haben uns regelrecht schikaniert und hatten ihren Spaß daran. In dieser Zeit geschahen drei Selbstmorde in der Kompanie, die nie geahndet wurden. Die Antwort eines Feldwebels: „Für eine Feldpostkarte kriegen wir wieder einen neuen.“ Ich

vergesse auch nicht: Als wir an die Front mußten, war keiner von denen dabei. Eigentlich immer, noch als ich eingezogen wurde, war ich ein Grischperl. So nennt man in Bayern ein kleines, schmächtiges Bürscherl. Zu Beginn meiner Militärzeit bin ich aber um fünf Zentimeter auf 1,72 Meter gewachsen. Ich wurde schon während meiner Zeit in Jugendgruppen und bei meiner Ausbildung als Soldat diszpliniert und das bin ich immer noch. Wir waren eine Bespannte Einheit mit über 120 Pferden, so wurde ich auch als

Reiter ausgebildet. Bei meiner Reiterausbildung habe ich auch was fürs Leben gelernt: Man muß fest im Sattel sitzen, darf die Zügel nicht locker lassen, Das Tempo und die Richtung bestimmen, wo ich hin will. Jede Unsicherheit merkt das Pferd sofort, entweder wirft es mich ab oder es rast Querfeldein bis wir in einem Graben landen; da müssen zwei Lebewesen harmonieren und gut in Form sein, das gibt gegenseitiges Vertrauen. Nachdem unser Regiment zusammengestellt war, marschierten wir zum Truppenübungsplatz Münsingen. Dort trafen wir auf die anderen zwei

Regimenter und nach kurzem Aufenthalt ging es weiter zur Manginolinie. Der Frankreich-Feldzug war schon in vollem Gang nach einem Durchbruch, bei dem wir auch den ersten Gefallenen hatten. Als wir ihn bestatteten, sagte mein Nebenmann: „Der hat seine Ruhe. Wer weiß, was uns noch blüht.“ In endlosen Kolonnen marschierten wir bis Par le Duck, auf dem Weg dorthin sind uns auch Kolonnen französischer Gefangener begegnet. Von Par le Duck aus wurden wir nach Paris verladen und als Wachregiment eingesetzt. Nach einer Ablösung erfolgte

die erneute Verladung, diesmal bis nach Haunsheim im Allgäu, mit Unterbringung in Privatquartieren. Meine Quartiersleute lernte ich nicht kennen, weil ich in der Nacht unserer Ankunft mit einer Blinddarmentzündung ins Lazarett Dillingen eingeliefert wurde. Nach der Genesung kehrte ich nach 4 Wochen in mein Quartier zurück. In dieser Zeit wurde ich als Schreiberling – ich bin mal mit meiner schönen Schrift aufgefallen – beim Waffen- und Geräteunteroffizier (W+G) eingesetzt. Nachdem dieser dann zu einer anderen Einheit versetzt wurde, übernahm ich seinen Posten als W+G. Da das eine Planstelle war, wurde ich

kurz danach zum Unteroffizier befördert. Dort habe ich auch das in mir schlummernde Organisationstalent geweckt. (Um befördert zu werden, mußte ich erst einen Ariernachweis erbringen. Heute weiß ich nicht mehr, wie der bei mir ausgestellt wurde, auf alle Fälle bekam ich meinen Arierabstammungspaß.) Ich war für die Ausrüstung der Kompanie verantwortlich und beim Kompaniestab gelandet. Als Pistolenträger habe aber keinen einzigen Schuß abgegeben. Eine Pistole nützt bei Maschinengewehr- und Artilleriefeuer oder Fliegerangriffen gar nichts, da ist man ausgeliefert. Der Rest ist

Glückssache. Mein Vater und meine Brüder, alle waren eingezogen. Mein älterer Bruder Erich war schon beim Reichsarbeitsdienst und kam dann zu den Fallschirmjägern. Mein jüngerer Bruder Edmund wurde nach mir zu den Gebirgsjägern eingezogen. Meine Schwester war zwangsverpflichtet und als Schaffnerin in einer Hamburger Straßenbahn eingesetzt. Auch meinem jüngsten Bruder hat man noch im letzten Kriegsjahr eine Uniform

verpasst, die ihm viel zu groß war. Anfang Mai 1941 wurden wir wieder einmal verladen und auf großem Umweg in einer über ca. eine Woche dauernden Bahnfahrt mitten in Polen ausgeladen. Vor dem Überfall auf die Sowjetunion hatte man auf einer freien Wiese einen Altar aufgebaut und ein Pfarrer im Talar segnete uns. Ob dieser Segen mir geholfen hat, weiß ich nicht, ich weiß nur, daß er den meisten meiner Kompanie nicht geholfen hat. Im nachhinein finde ich es schon makaber, daß man bei einem bewaffneten Überfall auf ein anderes Land, das sich mit Recht verteidigt, auch vereidigt wird. Aber die

Religionen sind ja immer dabei, wenn es was zu erobern gibt! Auf dem Koppelschloß stand ja auch „Gott mit uns“ und später dann „Unsere Ehre heißt Treue“. In breiter Front marschierten wir im Divisionsverband, bis wir vor dem Fluß Bug in Stellung gingen. Am 22. Juni begann beim Morgengrauen mit einem stundenlangen Trommelfeuer der Überfall auf die Sowjetunion. Die Erde bebte und der Himmel war schwarz von Rauchwolken. Flugzeuggeschwader beherrschten den Luftraum. In den Morgenstunden, es wurde allmählich Tag, setzten Pioniere über den Bug und bauten eine Brücke, damit wir übersetzen

konnten. Ein paar Offiziere saßen in einem an mir vorbeifahrenden Kübelwagen und ich hörte, wie im Autoradio der Führer verkündete: „Ab heute wird zurückgeschossen!“ Dabei war auf der anderen Seite kein einziger Soldat zu sehen. Auch war bekannt, daß an dem Tag noch Getreide-Züge nach Deutschland unterwegs waren. – Das Unternehmen Barbarossa begann. Wir waren im Mittelabschnitt eingesetzt und gehörten zur Heeres-Gruppe „Guderian“. Alle Fahrzeuge waren deshalb mit einem „G“ gekennzeichnet. Unsere Division hatte eine gelbe „Almhütte“ als Emblem-Kennzeichnung,

in der Landsersprache auch „Scheißhausdivision“ genannt. Tagelang marschierten wir ohne Feinberührung. Panzereinheiten rollten an uns vorbei und kesselten die ankommenden russischen Einheiten bei der ersten Kesselschlacht um Bialistok/Minsk ein. Nach ein paar Wochen machten unsere Pferde schlapp und wir mußten sie gegen Panje-Pferde, die widerstandsfähiger sind, austauschen. So kamen wir während der Schlammperiode im Herbst kurz vor Kaschiera, ca. 40 km von Moskau entfernt, an. Hier konnten wir durch Fernrohre und die Luftaufklärung beobachten, wie die Russen große

Truppenverbände ausluden und in Marsch setzten. Anfang Dezember bekamen wir dann den eiskalten russischen Winter zu spüren, hatten viele Ausfälle durch Erfrierungen, Panzereinheiten waren nicht zu sehen, denn sie blieben im Schnee stecken oder wegen Kälteeinbruch liegen. In der Heimat wurde Winterkleidung gesammelt, die uns jedoch nie erreichte. Nun möchte ich von einigen persönlichen Erlebnisse berichten, um klar zu machen, was Menschen während des Kriegs zugemutet wurde, was sie aushalten mußten und welchen Gefahren man fast täglich ausgesetzt

war. Die erste Feindberührung hatten wir hinter der Front. In einem Wald waren während der Nacht russische Fallschirmjäger abgesprungen und lauerten auf den Bäumen, bis ein Großteil unserer Einheit im Wald auf dem Vormarsch war. Dann eröffneten Sie das Feuer und es gab kein Vorwärts und kein Zurück. Viele kamen zu Tode oder wurden verwundet, alle mit Kopf- und Schulterschüssen. Erst der Einsatz der angeforderten Flammenwerfer beendete diesen Spuk. Beim Marsch als Nachhut durch den Wald sahen wir, wie hier gewütet wurde. Auf dem Weitermarsch

über freie Felder konnte ich vom Pferd aus sehen, wie vor einem Schuppen russische Zivilisten zusammengetrieben und standrechtlich erschossen wurden. Es war für mich das erste Erlebnis, das zeigte, wie grausam und haßerfüllt (auf beiden Seiten) dieser Krieg geworden war. – Eine Anekdote: In dem Waldgefecht fragte ein Ordonanzoffizier unseren Regimentskommandeur: „Haben Sie eigentlich keine Angst, Herr Oberst?“ Seine Antwort lautete: „Wenn Sie diese Angst hätten wie ich, wären sie schon lange davongelaufen!“

– Unser Regimentskommandeur war übrigens Oberst Wenk, Papa Wenk genannt, weil er ein älterer Weltkriegsoffizier war. Nach dem Krieg habe ich ihn öfter mit seiner Haushälterin gesehen, denn er wohnte in der Ainmillerstraße, nahe dem Kurfürstenplatz. In ihrem Buch „Soldaten“, das ich teilweise gerade gelesen habe, schildern die Autoren Sönke Neizel, Historiker, und Harald Welzer offen, wozu Menschen im Krieg fähig sind, weil sie auch als Mörder ausgebildet

wurden. Die motorisierten Einheiten rauschten an uns vorbei und nebelten uns dabei in Staubwolken ein, die Front war weit weg. Den Frontverlauf erkannte man an Leuchtpistolen-Zeichen (weiß: hier sind wir, rot: Feind greift an). Wir als Fußtruppen mit Pferdegespannen folgten in tagelangen Marschkolonnen hinterher über die Flüsse Dnjepr und Beresina, wo aufgehängte Partisanen an den Brückenpfeilern baumelten, weil sie die Brücken hatten sprengen wollen. Auf dem Weitermarsch waren Spuren der Schlachtfelder bis kurz vor Kiew, wo die Front ein paar Tage bis zur

Herbstoffensive stehen blieb. Während dieser Ruhepause hatten die Russen einen tiefen Panzergraben ausgehoben, der aber beim neuen Angriff überwunden wurde. Auch hier fuhren die motorisierten Panzereinheiten wieder voraus. Die Russen waren so überrascht, daß sie nicht vernahmen, wie eine deutsche Panzereinheit in einen Kasernenhof eindrang, sie wurden hier beim Exerzieren überrascht und das Feuer eröffnet. Der Vormarsch ging weiter. Ich war öfter mal zusammen mit einem Kameraden befohlen, als Quartiermacher vorauszureiten. In dem vorgegebenen

Ziel waren aber meist schon die Russen eingezogen und so mußten wir sie tagelang vertreiben, daß wir einziehen konnten. Mein treues Pferd ist bei einem Feuerüberfall in seinem Stall verbrannt, genau an meinem Geburtstag 1942 in Ratneia. Als wir einmal von einem Artilleriefeuer überrascht wurden, war gerade unser Spieß (Hauptfeldwebel) in meiner Nähe. Er packte mich am Arm und wir sprangen von einem Granateinschlag zum anderen. Ich frage ihn danach, was das soll, seine Antwort: Eine Granate schlägt nie nochmal an der gleichen Stelle ein. Wieder was dazu gelernt, für

das nächste Mal, das gab es aber nicht mehr. Als sich wieder eine Front gebildet und wir mit unseren Geschützen Stellung bezogen hatten, war ich mit Beihilfen gerade dabei, Munition umzuladen. In diesem Moment kamen Tiefflieger und alle suchten Sicherheit. Einige rannten in einen Kartoffelbunker und ich legte mich in dem nebenstehenden Haus auf den Boden an eine Wand. Das alles geschah in Bruchteilen von Sekunden. Die von den Russen abgeworfenen Bomben trafen direkt den Bunker und über mir stürzte das Haus ein. Da ich im toten Winkel kauerte, wurde ich von

Bombensplittern an Rücken und Beinen verwundet. Als der Schrecken vorbei war, versuchte ich mich aufzurichten und glaubte, mein Rücken sei offen, so schmerzte er. Ein Sanitäter hat mich dann aufgelesen und mit einem Notverband versorgt zum Hauptverbandsplatz gefahren. Dort wartete ich, bis ich dran kam, auf einer Bank mit Blick in den Raum, wo Ärzte in blutverschmierten Mänteln auf Tischen Schwerverwundete operierten und in Eimern operativ entfernte Teile hinausgetragen wurden. Bei diesem Anblick wurde es mir schlecht und ich wachte wieder auf im Wartezelt als ich aufgerufen wurde. Man hat mir die

größeren Splitter entfernt, und einbandagiert von Kopf bis Fuß konnte ich, nachdem man mir ein Erkennungszeichen um den Hals gelegt hatte, weitertransportiert werden. Mit einem Verwundetentransport per Bahn ging es in ein Lazarett in Polen, wo der Verband erneuert wurde, so daß ich nicht mehr wie eine Mumie aussah. Nach dem Weitertransport wurde ich mit dem ganzen Zugabteil Verwundeter in Bad Königswart bei Marienbad ausgeladen. Vom dortigen Erholungshaus ging es nach Marienbad in ein ehemaliges Kurhaus direkt am Kurpark, das als Lazarett ausgestattet

war. Gerade während meines Aufenthalts trat Paul Linke bei den Kurkonzerten auf und spielte seine bekannten Melodien. Ich konnte von meinem Fenster aus die Konzertaufführungen sehen und hören. In Marienbad wurden mir noch einige Splitter herausoperiert (ein paar kleinere Splitter wandern mittlerweile verkapselt noch an ein paar Stellen unter meiner Haut fühlbar), dann kam ich wieder für ein paar Wochen nach Bad Königswart. Im Anschluß daran ging es dann per Bahn zu meinem Ersatztruppenteil nach Lenggries und ich erhielt 3 Wochen Genesungsurlaub. In München erlebte ich zwei

Fliegerangriffe im Luftschutzbunker und erfuhr so, welche Ängste und Opfer die Daheimgebliebenen durchstehen und aushalten mußten. Ehrlich gesagt, war ich da wieder froh, an die Front zu kommen, denn da wußte man, wo der Feind ist. Feinde, das waren Menschen, die durch unsere verantwortlichen Machthaber zu Feinden gemacht wurden. Das ist das traurigste Kapitel unserer Geschichte als Deutsche und hat über zehn Millionen Unschuldiger das Leben gekostet. Nach meiner Genesung und dem Genesungsurlaub beim Ersatztruppenteil in Lenggries wurde ich wieder an die

Front in Marsch gesetzt. Da meine Einheit dort eingeschlossen war, wurde ich einer Kampftruppe unterstellt und beim Durchbruch eingesetzt. Die Kampftruppe wurde unter der Leitung von Hauptmann Nebel zusammengestellt, und ich bekam als Unteroffizier eine Maschinengewehr-Gruppe mit 10 Leuten. Bei Nacht mußten wir in einer Vorderhangstellung, weil sie eingesehen wurde, uns in Erdlöchern vergraben; es war ja schon September/Oktober und ziemlich kalt. Versorgt wurden wir nur nachts. Bei Tage durften wir uns nicht bemerkbar machen, da wir sonst sofort beschossen wurden. Wir haben trotz Strohunterlage

und einer alten Haustür, immer in den gleichen Klamotten, viel gefroren. Da bekam ich wieder mein Rheuma. Im Alter von ca. 8 oder 10 Jahren hatte ich starkes Gelenkrheuma, war deshalb im Krankenhaus und dann mehrere Wochen bettlägrig zu Hause. Ich wurde von einem Hausarzt betreut und mußte wieder laufen lernen. Als ich beschwerdefrei war, war das Thema Rheuma für mich abgehakt, weil ich keine Schwierigkeiten mehr hatte – bis 1943. Ich konnte meine Glieder kaum bewegen, meldete das weiter und man wollte mich am Abend ablösen. Pech gehabt, denn am frühen Morgen kamen

viele russische Panzer in breiter Front, deren Lärm schon hörbar war, auf uns zu. Bis ich mich umschaute, waren meine Landser verschwunden. Die Panzer waren schon fast auf meiner Höhe und ich versuchte mit aller Kraft, aus dem Graben rauszukommen. Mit einem Karabiner, der da angelehnt war, versuchte ich mich zu befreien. Als ich aus dem Graben mühsam aufgestanden war, sah ich links und rechts die Panzer auf meiner Höhe, bis sie plötzlich stehen blieben. Wie ich nachher erfahren habe, war einer von unseren Sturmgeschützen angeschossen worden. Ich lief weiter und entledigte mich meiner Uniformjacke mit Koppelschloß

und daranhängender Tragemappe (in der persönliche Erinnerungsstücke waren), um Last abzuwerfen. So lief ich nur mit dem Hemd bekleidet ohne nach rechts oder links zu schauen immer weiter. Das beschwerliche Laufen, in das ich meine ganze Energie unbewußt eingesetzt habe, wurde mit der Zeit besser, schweißgebadet landete ich in einem Granattrichter, wo ein paar Landser Schutz gesucht hatten. Nach kurzer Zeit kühlte ich ab und fror, lief dann planlos weiter bis ich bei einer SS-Einheit angekommen bin. Dort hat man mich notdürftig eingekleidet und mich zu meiner Einheit gebracht, die mittlerweile aus dem Kessel

ausgebrochen war. Dort bekam ich den Auftrag, unseren schweren Zug zu einem bestimmten Standort zu bringen. Mein Rheuma aber ist seit dieser erzwungenen Anstrengung bis heute verschwunden, das war eine unfreiwillige Heilmethode, wie sich herausstellte. Im Herbst wurden wir nach heftigen Regenfällen mit einer Schlammperiode konfrontiert. Wir sanken bis zu den Knien und die Fahrzeuge bis zur Achse ein. So kamen wir mit aller Mühe und vollem Kräfteeinsatz beim Vorwärtsbewegen der Fahrzeuge auf eine Tagesleistung von nicht mehr als 5

Kilometern. Einmal, es war ein schöner sonniger, warmer Herbsttag, machten wir gerade Rast, da tauchten plötzlich zwei russische Meldereiter bei unserem Regiments-Gefechts­stand auf. Als sie merkten, daß sie sich geirrt hatten, konnte einer entkommen und der andere wurde geschnappt. Gerade dieser hatte Berichte dabei, die aussagten, daß hinter uns eine Kavalleriedivision im Anmarsch war. Sofort wurde durch ein heftiges Treiben Stellung bezogen und durch starkes Feuergefecht der Feind gestellt. Als wir dann weitergezogen sind, mußten wir uns auf dem

Schlachtfeld über Menschen, Tiere und Fahrzeuge erst einen Weg bahnen, so wurde da gewütet und gekämpft. Dieser schreckliche Anblick verfolgt mich heute noch, wenn ich daran denke. Nach der Ankunft eines jungen Fahnenjunkers wurde unsere Ortschaft am Tag darauf mit Artilleriefeuer angegriffen. Ich stand mit dem Kompaniechef vor unserem Quartier, neben uns der gerade Angekommene, wir beobachteten die Einschüsse. Auf einmal lief er vor und wurde getroffen – für ihn dauerte der Krieg nur einen Tag. Mein Kompaniechef, Oberleutnant Beißwenger, ein Württemberger, sagte

nur in seinem Dialekt: „Was muß der Säckel auch da runter laufen!“ Am 6. Dezember 1942 waren wir kurz vor Moskau (ca. 40 km) und mit dem Fernrohr wurde beobachtet, wie russische Panzerkolonnen auf dem Anmarsch waren. Unser Rückzug hat begonnen. Es wurde sehr kalt ohne Winterbekleidung. Wir bewegten uns in langen Marschkolonnen. Ich hatte wieder ein Pferd und mußte mit unserem Hauptfeldwebel die Kolonne abreiten und alle Landser, die auf einem Fahrzeug gesessen haben, runterholen, damit sie nicht erfrieren, nachdem schon etliche tot liegen gebieben sind. Auf

diesem Marsch wurden wir ein paarmal von aus allen Rohren feuernden Tieffliegern angegriffen. Der Spuk war immer so schnell vorbei, daß man da, wo man gerade war, sich fallen ließ. Dabei wurden einige auch getroffen und verwundet oder sind als Tote liegen geblieben. Ich hatte aber, wie so oft, einige Schutzengel und viel Glück. Kurios war, daß wir auf dem Rückzug den Befehl hatten, alle Häuser abzubrennen, die auf dem Weg waren. Dazu hatte keiner Lust und es blieb auch keine Zeit. Nach vielen Ausfällen an Mensch, Tier und Material hat man uns in Orel

verladen und wir sind nach den Niederlanden verfrachtet worden. Dort sind wir mit ca. 60 Mann, einer Feldküche, ohne Pferde und Geschütze, die wir zurückgelassen haben, angekommen. Ich wurde zum Regimentsstab abkommandiert, zum Vorauskommando als Quartiermacher für unsere Kompanie in Anna Pauwlona, der Kompaniestab kam in einem Hotel am Nord-Holland-Kanal unter, da war auch meine Schreibstube, die Kompanie verteilte sich in Den Helder und auf der Insel

Texel. Über all die Strapazen und gefährlichen Situationen, denen man fast täglich ausgesetzt war, will ich jetzt nicht ausführlich berichten, das würde den Rahmen sprengen und von Außenstehenden als unglaubwürdig verstanden werden. Es gibt übrigens eine ca. 500 Seiten umfassende Regimentschronik über die Zeit von 1939 bis 1945, aufschlußreich beschrieben und mit vielen Fotos ergänzt. Meine Aufgabe als W+G war es, die Kompanie wieder auf Kriegsstärke

(darüber gab es ein Nachweisheft mit genauen Angaben und Anforderungs-Nummern) auszurüsten. Zwischen Leiden und Harlem war ein Heereszeuglager. Dort nahm ich Waffen, Geräte, die zu unserer Ausstattung gehörten, in Empfang und brachte sie per Verladung zur Kompanie. Mit Nachschub aus der Heimat wurde unsere Kompanie wieder vollzählig. Weitere Stationen waren dann Rotterdam und anschließend Delft. In dieser Zeit erfuhren wir, daß Stalingrad von den Russen eingenommen und die Front zusammengebrochen war. In Delft wurden wir verladen und im südlichen Mittelabschnitt bei Charkow eingesetzt.

Da Frontlücken von oft über 20 km existierten, fanden wir in der ersten Nacht gleich mehrere Tote unserer Kompanie, die in ihren Häusern überfallen worden waren. Der Rückzug war ein Chaos auf der ganzen Linie. In diesem grausamen Krieg gab es auch viele Racheakte beiderseits mit oft verheerenden Auswüchsen, da gingen unter der Uniform getarnt jede soziale sowie und menschliche Gefühle und Regungen verloren. Es existierte auch ein Strafbataillon, auf das ich gestoßen bin und erfahren habe, daß hier degradierte Offiziere und Soldaten, die straffällig geworden waren

– aus welchen Gründen auch immer, vielleicht weil sie nicht linientreu waren – in einem Himmelfahrtskommando als Kanonenfutter an besonders schwierigen Frontabschnitten eingesetzt wurden. Ein Aufenthalt in einem Ort an der Oka (er war verwaist, nur ein paar Tiere hatte man zurückgelassen) ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Wir hatten dort kurz vor Weihnachten Stellung bezogen in weit auseinander stehenden Häusern und auf der anderen Seite des Flusses taten die russischen Einheiten das gleiche. Der Fluß war zugefroren und man konnte sich nur nachts bewegen. Damit nicht auffiel, in

welchem Haus wir sind, haben wir frühmorgens in den Öfen Stroh angezündet und mit dem Rauch getäuscht. Oben im Haus hatten wir ein Fernrohr plaziert, das abwechselnd bedient wurde. Da in der Front Lücken waren, hat man, wo die Russen durchgebrochen sind, nachts oft Schüsse gehört. In unserer Einheit gab es einen Metzger, der hat ein Schwein geschlachtet und Würste gemacht. Am Heiligen Abend sind wir mit einem Ziehharmonika-Spieler bis vor an die Oka und er spielte „Stille Nacht“ – es war tatsächlich still in dieser Nacht. An Silvester haben sich die Russen mit Leuchtpistolen bemerkbar gemacht und

auch wir haben das neue Jahr mit hochgeschossen. Nach diesen Tagen sind wir von einer anderen Einheit abgelöst worden, die sich so aufgeführt und bemerkbar gemacht hat, daß die Russen mit einem Feuerüberfall antworteten, das konnten wir aus der Ferne hören. Auf einmal waren wir alle Versprengte und jeder rannte um sein Leben. Mit zwei Kameraden aus meiner Einheit bin ich in einem Wald angekommen. Dort habe ich erst gemerkt, daß ich einen Streifschuß am rechten Daumen abbekommen hatte. In diesen Wald waren viele geflohen und kamen nicht mehr heraus, weil er umstellt war. Wir

waren also eingeschlossen. Was ich da Grausames gesehen und erlebt habe, ist unvorstellbar: Leute haben sich aufgehängt oder erschossen, Verwundete waren ohne Verband, ein Tohuwabohu. Schreckliche Szenen haben sich abgespielt, weil alle Angst hatten, den Russen in die Hände zu fallen. Unsere Propaganda hat da viel Unheil angerichtet, indem sie die Russen als Untermenschen verdammte. Gedenken an einen guten Kameraden In unserer Kompanie waren, als ich eingezogen wurde, der Opernsänger

Sebastian Obermüller alias Wasco Carena, der bayerische Boxlandesmeister Tauschek, Bäckermeister Traublinger, dessen Sohn jetzt Handwerkspräsident ist, ein Kaplan und viele Berufe mehr. Einen kannte ich, weil er in der Isartorpost am Schalter saß, wir haben uns schnell aneinander gewöhnt und uns vertraut. Mit dem Postler Steinmüller wurden wir Freunde, weil wir lange im Kompanietrupp beisammen waren. Es gab täglich einen Regimentstagesbefehl. In Paris wurde angeregt, daß sich geeignete Leute melden sollten zur Kriegsschule nach

Döberitz (bei Berlin), um dort zum Offizier ausgebildet zu werden. Steinmüller (wir sagten immer nur Bebi zu ihm) hat sich mit drei Kameraden gemeldet und wollte, daß ich mitgehe. Aber der Patriotismus, den er hatte, fehlte mir, ich wollte in Paris bleiben. Dort war es geselliger, um die Stadt zu erleben und kennenzulernen, war ich jeden Abend unterwegs. Der Bebi und die drei anderen kamen nach einem ¾ Jahr als Leutnant zurück, wir mußten sie ja dann auch grüßen und sie wurden nach und nach versetzt. Von den Dreien sind Zwei gefallen. Der Bebi hat es bis zum Hauptmann und Kompaniechef gebracht und ist ebenfalls gefallen, wie

ich später hörte. Er war ein so gradliniger, guter und von allen geschätzter Kamerad. Schade, denke oft an ihn. — Von Hitlers Krieg und dem Kriegsgeschehen mit all seinen Opfern und Grausamkeiten, auch den Strapazen, denen man ständig ausgesetzt war, wird ja immer wieder in Fernsehsendungen berichtet und es werden Aufnahmen gezeigt. Da sehe ich mich öfter mittendrin. So wie es mich getroffen hat, gibt es viele schweigende Einzelschicksale, ich bin keine Ausnahme, auch wenn ich jetzt ein paar Erinnerungen, die mir gerade einfallen,

erzähle. Da gibt es Erlebnisse auch aus der Gefangenschaft, über die ja meist nur die Verwandten und Kinder etwas erfahren, wenn ihnen die Väter davon erzählen, sonst aber wenig davon berichtet wird. Mein Einsatz im Krieg dauerte fünf Jahre, genauso lange dauerte auch meine Gefangenschaft. — In dem Wald, der von Russen umstellt war, kamen nach einem Trommelfeuer Lautsprecherdurchsagen, daß der Wald durchkämmt wird und wir uns ohne Gegenwehr ergeben sollten. Wir konnten uns zu Dritt immer noch zusammenhalten und entdeckten einen großen Laubhaufen, in dem wir uns

eingruben und versteckten. Mit lauten Hurräh-Geschrei zogen die Russen an uns vorbei – wir blieben unentdeckt. Als es dann ruhiger wurde und die Gefahr vorbei schien, zogen wir immer nur nachts hinter der russischen Front durch die Karpaten. Am Tag gut getarnt und versteckt konnten wir beobachten, wie die Russen Balaleika spielten und mit den Mädchen tanzten. Wir waren im Herbst 1944 nächtelang unterwegs und ernährten uns von Obst und Weintrauben. Einmal nahm uns ein Schäfer mit seiner Herde in seiner Hütte auf und verpflegte uns mit Mamalika (Maisbrot). Wo wir genau waren, wußten wir nie.


Gefangennahme und Gefangenschaft

Eines Morgens, wir hatten an einem Waldrand gelegen, kamen plötzlich aus einem Hohlweg fünf bis sechs russische Patrouillenreiter und hielten uns ihre Maschinen-pistolen entgegen. Ich bin erstarrt, war zu keiner Regung fähig und riss, ihrer Auf-forderung folgend, meine Hände hoch. Sie stiegen vom Pferd und fuchtelten dau-ernd mit ihrer MP vor der Nase herum, namen meine Pistole, Ring und Uhr ab. Mühsam hielt ich mich aufrecht, denn dieser Schock hatte seine Wirkung nicht ver-fehlt, meine Verfassung war auf dem Nullpunkt. Innerlich sträubte ich mich dage-gen und

mußte die Tatsache zur Kenntnis nehmen, daß es kein Entkommen mehr gibt und eine lange Gefangenschaft auf mich wartet. Wenn ich heute an diesen Moment denke, frage ich mich: Was hast du dir damals in diesem Augenblick eigentlich gedacht? Ich weiß es nicht mehr. Mit erhobenen Händen mußten wir vor den Russen, die sich dauernd laut unterhal-ten haben, im Laufschritt gehen. In einer Mulde zu kurzer Rast angekommen, dach-ten wir: Jetzt werden wir umgelegt! Fehlanzeige. Einer der Reiter wollte nur die Stiefel des einen Kameraden im Austausch. Meine waren so verschlissen, daß Gott sei Dank kein

Interesse bestand. In Roman angekommen, hat man uns vor einem Haus abgegeben. Dort kam dann ein russischer General mit einer stark geschmink-ten Dolmetscherin und verhörte uns mit vielen „Warum“-Fragen. Dabei teilte er uns mit, daß bei ihm auch zwei deutsche Generäle sind. Zwei Tage und zwei Nächte waren wir in einer Sammelstelle. Ich habe jede Nacht phantasiert und war im Traum immer noch auf der Flucht. Am dritten Tag wurden Zehner-Kolonnen zusammengestellt und wir marschierten zwei Tage in ein Gefan-genenlager außerhalb von Roman. Auf dem Marsch

hielten wir einmal eine Nacht auf freiem Feld. Als es zu regnen anfing, bildete sich schnell eine Menschentraube, dicht umarmt, um ein wenig Schutz zu suchen. Durchnäßt bis auf die Haut ging es am nächsten Tag weiter. Der Marsch durch Roman war deprimierend. Die Menschen auf der Straße haben uns angespuckt, geflucht und Steine in die Kolonnen geworfen. Ich versuchte, mich in der Mitte zu halten. Zwei, die nicht mehr laufen konnten, hat man eine Böschung hinuntergeworfen und nachgeschossen. In dem Gefangenenlager Roman herrschten grausame Zustände. Für die Notdurft waren Gräben ausgehoben mit einem Balkengestell (Landsersprache

Donnerbalken). Einmal waren zu viele dort gesessen, ein paar konnten sich retten, die anderen, weil geschwächt, schafften es nicht. Jeden Tag gab es Erbsenbrei und der machte Durst, so daß sich an den wenigen vorhandenen Brunnen unbeschreibliche Szenen abspiel-ten. Da werden Menschen zu Tieren. Mein Gedanke war: Nur weg von hier! Als wir einmal untersucht wurden, um transportfähige Leute auszusortieren, war ich leider nicht mit dabei. Ich, kurz entschlossen, schmuggelte mich, als die Gruppe zum Au-ßentor abmarschierte, einfach dazu – und schon war ich draußen. Auf Lkw’s verla-den, ging es zu einem Bahnhof.

Dort stand schon ein Zug mit strohgepolsterten Viehwagen bereit. Zu je 40 Mann war das auf langer Fahrt unsere Unterkunft. Es ging Richtung Osten bis in den Kaukasus. Die zwei Kameraden sind irgendwo hängen geblieben, wir haben uns nie wieder getroffen. Ich war jetzt Einzelgänger, immer ein Fremder unter Fremden, und alle hatten das gleiche Schicksal. Ich habe den Irrsinn eines Krieges kennengelernt, Furcht, Grauen, Stumpfsinn, Schmerz, Hitze, Kälte und Dreck, ein System, das Menschen entmenschlicht und al-lein läßt.

5 Jahre russische Gefangenschaft Da waren wir wieder, ein zusammengewürfelter Haufen. Um unsere Notdurft zu verrichten, hatten wir ein Brett vom Boden gelöst. Da wir unterwegs öfter mal im Irgendwo gehalten haben – es war ein Bahnhof, wo man draußen ein Wasser plät-schern hörte – , hat sich einer von uns durch die Öffnung gezwängt und die Freiheit gesucht. Was aus ihm geworden ist, weiß ich nicht, denn der Zug rollte weiter. Ein-mal täglich wurde die Tür geöffnet und wir erhielten ein Stück

Brot. Der Posten fragte „Kamerad kaputt?“, denn die Toten wurden bei dieser Gelegenheit in einem Extra-Waggon gestapelt. Wenn es mal regnete, haben wir mit einem Löffel die Re-gentropfen aufgefangen, manche haben sogar ihren eigenen Urin getrunken. Im Kaukasus macht der Zug Halt und wir wurden ausgeladen. Durch die lange Fahrt waren wir vollkommen entkräftet und schlapp, auch verlaust und hatten alle einen Bart. In einer Elendskolonne ging es dann ca. 2 km, für die wir zwei Stunden brauchten, in ein Lager bei Armarwir, wo wir erst einmal gründlich entlaust mit frischer gebrauchter Unterwäsche versorgt

wurden. Armarwir war ein Erholungslager mit über 1000 Gefangenen aus allen Teilen Deutschlands, aus allen sozialen Schichten – Arbeiter, Bauern, Direktoren, hohe Of-fiziere. Keinem sah man an, was er einmal war, denn alle trugen teils nur noch einen schäbigen Uniformteil, vorwiegend halb russisch, das Schuhwerk war gewöh-nungsbedürftig. Abgehärmt und hungrig waren wir alle. Jeder war der Herr Niemand, die Namen von einem Wachposten auf ein Holzbrett mit Bleistiftstumpen aufgeschrieben (nur russisch lesbar). Wenn einer gestorben ist – und das waren viele, da

im Lager die Ruhr ausgebrochen war – wurde er mit einem Glasscherben „ausradiert“. Die Erdbunker, in denen wir untergebracht wurden, bestanden aus einem Schräg-dach über dem Boden, in der Mitte verlief ein ca. 10 Meter langer Graben, links und rechts davon war auf Stroh unsere Schlafstätte, da lagen ca. 40 Mann dicht an dicht. Brot war die Währung und manchmal Tauschobjekt. Da hat sich in meiner Beobach-tung viel abgezeichnet, wie unterschiedlich der Brotverzehr genossen wurde. Da gab es welche, die haben mit Argusaugen beobachtet, ob das Stück des Nebenmanns größer ist.

Und ein Kuriosum geschah: Einer, der bei jeder Gelegenheit behauptete, daß man ihm die Brille abgenommen habe, sah plötzlich am anderen Ende, daß sein Stück eigentlich kleiner war! Ein anderer hat erst einmal die Hälfte verzehrt – aber nur so lange, bis ihm nachts die andere Hälfte gestohlen wurde oder von den Mäu-sen angenagt. Wieder andere haben auf einem Brett ihr Brot in kleine Stücke zerteilt und aßen andächtig Stück für Stück. Ich war ein Sofortverzehrer. Die Offiziere waren in einem Lehmstein-Gebäude (sah von außen aus wie ein Stall) untergebracht. Im Lager nannte man es Pavillon. Im Vorbeigehen hörte

man, wie die sich oft sehr laut angemault haben. Ein junger Oberleutnant, der sich dort nicht mehr wohl fühlte, flüchtete deshalb in unseren Erdbunker, durch Todesfälle waren gerade ein paar Plätze frei. Nach einer Woche wurde er wieder aussortiert. Ich muß jetzt erwähnen, daß diese Leute, vorher mit silbernen und goldenen Achselklappen und Sternen uniformiert, mit der Situation ihre Schwierigkeiten hatten, weil sie auf ein-mal einfache Menschen waren und nichts mehr zu sagen hatten, fühlten sie sich aus-geliefert. Stolz konnte man auf die nicht sein. In dieser Zeit erlebte und sah ich vieles, wodurch ich vor Uniform-

und Titelträgern jeden Respekt verloren habe – bis heute. Jetzt will ich aber nicht alles über einen Kamm scheren, denn ich habe auch andere, gradlinige, tolle Menschen kennengelernt wie etwa den Professor aus Hannover, der eines Tages im Bunker ankam. Von ihm habe ich, weil er gut erklären konnte, viel gelernt. Er erklärte mir auch, daß jeder Mensch mit allen Qualitäten geboren wird über die erbbiologischen Anlagen und dem Sternensystem, vom Gutmenschen zum Mörder wird, auch daß kein Mensch so edel ist, um nicht auch unedel zu sein, und so unedel, um nicht auch edel zu sein. Ihm konnte ich nächtelang zuhören,

habe vieles entnommen und mitgenommen. Und meine Meinung, die ich auch kund tat, war: „Wenn jemand mit dem Streit hat, dann ist bestimmt der andere schuld.“ Es war eben nicht anders als in jeder Gesellschaft, es gibt immer solche und solche. Die Menschen waren nur in einer anderen, ungewohnten Situation. Viele, hauptsächlich Ältere, hatten Familie und Kinder zuhause, sie waren oft verzweifelt und hilflos, denn sie sorgten sich um ihre Angehörigen. Das sah man ihnen auch an. Im Lager Armarwir traf ich auch einmal unseren Regiments-Oberzahlmeister (im Rang eines Hauptmanns), der auch im

Pavillon wohnte. Er hat mich erkannt und angesprochen und sich an unser Kennenlernen erinnert: Ich war mit meinem Ge-schütz in ein Talstück unterwegs auf dem Rückzug. Wir bekamen zuvor anstelle der Pferde RSO (Rampenschlepper Ost) für unsere Geschütze, da wurden wir von der Seite befeuert. Mit dem Gespann versuchte ich die Böschung hochzufahren, es wur-de aber auf einmal so steil, daß das Gefährt umkippte. Ich suchte Deckung, legte mich auf den Boden hinter einem Gebüsch – zack – da lag dieser Zahlmeister plötz-lich neben mir. Er legte eine Schachtel Zigaretten vor sich und rauchte eine nach der anderen, so

aufgeregt war er. Als es wieder ruhiger wurde bin ich dann, das Fahr-zeug zurücklassend, zu Fuß nach oben. Dort zog eine Nachschubkolonne vorbei und legte mich auf ein Fahrzeug, da ich so ausgepowert war, bis ich zwei Leute aus meiner Einheit traf, mit denen ich dann tagelang hinter der russischen Front unterwegs war. Den Rauchern (Süchtige) übrigens ging es schlecht. Sie sind immer wieder aufgefal-len, wie sie herumschlichen, um etwas Mahorka zu erhaschen und sich mit einem Zeitungsstück als Zigarettenpapier eine drehen konnten. Ich habe einmal einen beo-bachtet, wie er in langen Zügen mit strahlendem

Gesicht das Stück Glimmstengel genoß. In einem Lager traf ich auf Leute, die in Moskau dabei waren, dorthin transportiert wurden und in Kolonnen durch die Straßen der Stadt marschieren mußten, um der Bevölkerung zu zeigen, was für traurige, verwahrloste Gestalten ihr Land erobern wollten. Hinter den Kolonnen fuhr die Stadtreinigung, um die Hinterlassenschaften aufzuräumen. Neben anderen Arbeiten wurde ich auch mal zur Ernte eingesetzt. Ca. 20 Mann mußten mit der Sense eine Heuwiese abmähen. Ich konnte mit der Sense nicht um-gehen und wurde abgehängt. Der Posten rannte zu mir und zeigte mir, wie das geht. Ich hatte durch die Hitze und

den Staub eine Entzündung unterm Arm, die ich ihm zeigte. Er sagte nur „Bolneu“, das heißt krank, und ich wurde am nächsten Tag mit einem Panjewagen, der mit Heu beladen war, abgeholt. Unterwegs hielt er an und hat das Heu über einen Zaun abgeladen, ich saß inzwischen am Geländer. Plötzlich kam eine Magda und nahm mir meine Trinkflasche ab. Zu meinem Erstaunen hat sie mir die Flasche mit Milch aufgefüllt zurückgegeben. Mit dem abgeladenen Wagen kamen wir im Lager an und ich wurde dort behandelt. Ein andermal wurde ich mit einem LKW zum nahegelegenen Meer gefahren. Ich war eingeteilt, in einer Stör-Fischzucht

Kaviar aus den Fischen auszunehmen. Morgens und abends war immer Zählung, zu der man antreten mußte. Unterernährt waren wir ja alle. Die Toten wurden täglich auf Fuhrwerke verladen und außerhalb des Lagers in langen Gräben vergraben. Einmal hat es mich getroffen, zu graben. Die Toten, die wir da in lange Gräben gelegt haben, waren mit Haut überzogene un-kenntliche Skelette. Wer der tote Kamerad war, wußte keiner. Nach ein paar Monaten in Armarwir wurde von der Lagerleitung die Devise „Kul-tura“ ausgegeben. Im Lager befand sich eine komplette Militärkapelle mit ihren In-strumenten, ein Regisseur und

auch Schauspieler waren unter den paar tausend Ge-fangenen, wie sich herausstellte. Diese Leute hat man hofiert und angehalten, zu unserer Aufmunterung Theaterstücke aufzuführen. Ich habe manchmal gestaunt, was diese Künstler mit den vorhandenen Mitteln an Operetten und Theaterstücken auf die Bühne zauberten. In den vordersten Reihen saßen immer die russischen Of-fiziere und Mannschaften mit ihren Familienangehörigen und spendeten dem laut Beifall, wozu Gefangene imstande sind, wenn man ihnen die Möglichkeit gibt. All das gab es, wenn auch nur einen Moment. Im übrigen war der

Lagerkommandant ein Major, der in Heidelberg studiert hatte und tadellos Deutsch sprach. Er machte auf mich einen humanen Eindruck. In Armawir wurden wir alle 14 Tage untersucht, mußten nackt in Reih und Glied an einer Ärztin vorbei, die auf einem Stuhl saß. Sie besichtigte den Körperbau und kniff zuletzt in den Hintern. Dann sagte sie zur danebenstehenden Schwester: Kategorie 1, 2 oder 3 (Grad der Arbeitsfähigkeit) oder Dystrophie (leichte oder gar keine Tä-tigkeit). Da waren vielleicht Typen dabei. Einmal schaute ich mich um, da stand ei-ner hinter mir, dem hing der Bauch (oder was einmal Bauch war) wie

ein Lenden-schurz fast bis zu den Knien. Als ich einmal in seine Gruppe eingeteilt war, konnte ich mich mit ihm unterhalten. Er war ein Berliner Brauereidirektor, hatte mal einen richtigen Bierbauch und Übergewicht, daß er jetzt aussah fast wie ein Stangerl trug er mit Fassung. Einmal stellte ich mich, weil mir die Einstufung nicht paßte, ganz hinten wieder an und siehe da, es klappte, ein andermal hatte ich Pech und wurde zu einem Wald-kommando eingeteilt. Mit ein paar Leidensgenossen auf einen LKW verladen fuhren wir mit 2 Posten an den Kuban (Fluß im Kaukasus) und wurden in einer Scheune für ein paar

Tage untergebracht. Am Tag nach unserer Ankunft führte man uns mit Axt und Säge bewaffnet zum Bäume fällen. Wir waren an einem Baum zugange, der sich dann plötzlich beim Umfallen so drehte, daß er mir das Bein brach (Unterschenkelbruch). Eine Stunde nach dem Unfall kam ein Panjefahrzeug mit Stroh und ich wurde in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht. Dort wurde mein Bein vollkommen eingegipst und mit zwei Ziegelsteinen als Streckverband beschwert. Als ich am Stecken laufen konnte, kam ich wieder ins Lager nach Armarwir. Dort hatte ich Schonzeit und habe in einem Bunker – man würde das Heimarbeit nennen – mit

anderen aus Konservenbüchsen Büroklammern geschnitten. Nachdem ich wieder einigermaßen aufgepäppelt war und als arbeitsfähig einge-stuft, gab es eine Zugfahrt nach Krasnodar, wo wir in einer Schulruine in Etagenbet-ten untergebracht wurden. Da begann dann auch die Wanzenplage, so daß nachts jeder mit seinem Strohsack in den Hof wanderte. Wenn es dann mal geregnet hat, gab es ein Gedränge. Die Latrinen lagen am anderen Ende des Hofes. Da wir alle Holzpantoffeln hatten und in zwei Stockwerken untergebracht waren, hörte man nachts stets eine Völkerwanderung. Hier wurden wir in Gruppen eingeteilt und mußten zu

verschiedenen Baustellen marschieren, natürlich immer mit bewaffneten Wachposten. Daran haben wir uns ja gewöhnt während der ganzen Gefangenschaft. Es ist auch mal vorgekommen, daß einer getürmt ist. Daß das aussichtlos war, wur-de uns dadurch bestätigt, daß sie immer wieder in unser Lager zurück kamen. Lan-ge Freundschaften schließen war unmöglich. Aus Angst vor Gruppenbildungen wurden wir ständig auseinandergerissen, das hatte System. Ich war eingeteilt, die Schule 19, die mitten in der Stadt lag und eine Ruine war, wieder mit aufzubauen. Da konnte sich jeder melden, was er machen will.

Weil ich mich nie zu etwas freiwillig gemeldet habe und übrig blieb, wurde ich Zimmer-mann. Hier war ich zusammen mit einem Bruno Lampe (ein Ostpreusse und Be-obachter bei der Luftwaffe) und unser deutscher Brigadier war ein junger Leutnant, Waldemar Benz aus Germersheim. Ich will jetzt ein paar Episoden und Ereignisse erzählen aus dieser Zeit, die typisch waren für einen Kriegsgefangenen in Rußland. Aber wie gesagt erzählen, da meine Begabung, alle Details aufzuschreiben, an Grenzen stößt. Deshalb bewundere ich die Schriftsteller, die in ihrem Leben 20 und mehr Bücher verfassen, ich bin da

unta-lentiert, wie ich immer wieder feststellen muß. Darum bitte ich um Nachsicht, wenn ich mich mal wiederhole. Ins Lager Krasnodar kam unangemeldet eine Kommission, bestehend aus ein paar Offizieren und Zivilisten. Wir mußten im Hof antreten und man stellte uns Fragen: Wie es uns geht? Was wir vermissen? Da kamen etliche Wünsche und Versäumnisse zur Sprache. Am nächsten Tag hatten wir auf einmal andere Personen in der Lager-leitung – wahrscheinlich wurde wegen unserer Beschwerden diese ausgetauscht. Dann gab es die plötzlichen Kontrollen, bei denen man auf den Hof gejagt wurde,

während drinnen die Soldaten alles durchsuchten und Fundgegenstände einsam-melten, während wir im Hof Leibesvisitationen ausgesetzt waren. Dann ging das Holzschnitzen von Löffeln und Messer aus Nägeln schmieden wieder von vorne los – bis zur nächsten Filzung. Unser Essgeschirr war eine Konservenbüchse, die jeder die ganze Gefangenschaft gehütet hat, denn ohne die fühlte man sich aufgeschmis-sen. Ein deutscher Landser mit Kochgeschirr ist gefährlicher als zehn Italiener mit Gewehr, behauptete einmal ein russischer Offizier. Es war Sommer und sehr heiß und da ich mit freiem Oberkörper arbeitete, war ich

in kurzer Zeit dunkelbraun gebrannt. Hautkrebsgefahr bestand nicht, weil mir vor lauter Schwitzen ständig das Wasser herunter lief – das hatte jedoch auch den Vor-teil, daß die Aufsichtspersonen daraus schlossen, man arbeite schwer. Als Kontrol-leur gab es einen Naschalnik (Oberaufseher und Kontroller), der auch bemerkte, daß ein deutscher Gefangener mehr leistet als drei Russen. Vielleicht war das auch ein Grund, daß sie uns so lange dabehalten haben. Da gab es ja auch wirklich etliche Blödmänner, um es gelinde zu auszudrücken. Bruno Lampe, mit dem ich zusammenarbeitete, wollte ein Beil

holen, kam jedoch ohne zurück. Er hat es einem Zivilisten, der ihn darum anging, für etliche Rubel verkauft. Am Abend fehlte das Beil, dies fiel dem russischen Lagerverwalter auf. Wir haben uns nicht gemeldet. An anderen Tag hatten wir einen neuen Lagerver-walter. Einmal hat uns der russische Brigadier mit 3 Mann abkommandiert zum Wahlkabi-nenabbau, die er für sich zum Abtransport reserviert hat. Eines Tages, als wir wieder in der Kolonne in unser Lager unterwegs waren, sahen wir einen toten Hund in der Mitte der Straße liegen. Als wir an der Stelle vorbei wa-ren, war der Hund

nicht mehr da. Ein Posten, der uns immer begleitete, bemerkte das, ließ uns anhalten und suchte den Hund. Ein Kamerad in der Mitte der Kolonne hatte ihn unter seinem Mantel versteckt. Der Posten zwang ihn, das Tier wieder fal-len zu lassen, was er mit schmerzlicher Miene tat. Im oberen Stockwerk der Schule 19 war nach Feierabend immer etwas los, da wurde gekocht und gebrutzelt, auch die Katze des Lagerleiters mußte dran glauben – der hat vielleicht getobt. Da brachten manche so ein grünes Zeug mit, das war Melde, sah aus wie Spinat und war wahrscheinlich giftig. Denn die davon gegessen hatten, hatten am

nächsten Tag bis zur Unkenntlichkeit aufgeschwollene Gesichter. Beim Mehlausladen hat einer der abkommandierten Gefangenen Mehl mit dem Löf-fel verspeist und weil er darauf Durst bekam, viel Wasser getrunken. Er ist daran gestorben, weil es ihn innerlich zerrissen hat. In Krosnodar wurden wir ja öfter abkommandiert. Da gab es ein Verwaltungsge-bäude mit einem großen Saal, ca. 15 Meter hoch, ein aufgebautes hohes Gerüst mit einer Holztreppe führte nach oben zu einer aufwendigen Stuckverzierung, die be-schädigt war. Unsere Aufgabe bestand darin, die beschädigten Stuckornamente zu

reparieren und mit Gips auszubessern. Gips wurde unten angerührt und hochgetra-gen, mit Sprachteln ging es ans Werk. So wurde ich Stukkateur. An einer Wand wa-ren eine große Stalin- und Lenin-Büste, beide wurden auch von uns ansehnlich aus-gebessert. Vom Saal oben konnte man runter auf die Straße sehen, wo gerade mit lautem Wehklagen eine Kolonne hinter einem offenen Sarg, in dem ein Verstorbener lag, vorbeizog, eine russische Beerdigung. Als die Arbeiten abgeschlossen waren, wurden wir wieder einmal verladen, und insgeheim dachte jeder: Wir werden entlassen! Das war ein Trugschluß. Mitten im Donezkbecken wurden wir auf

freiem Feld rausbugsiert. Im Gelände standen Tische mit je einem Mann. Man hat uns eingesammelt, aufgeschrieben und auf Lastwagen verladen zu einem Bergwerk gebracht. Als wir den Kohleschachtturm sahen, wußten wir, was uns blüht. Wir bekamen Bergwerksklamotten verpaßt und eine Gru-benlampe. Am nächsten Tag sind wir schon eingefahren. Es ging ziemlich weit run-ter, wir marschierten eine lange Strecke entlang zu unserer Abbaustelle. So schnell bin ich Bergmann geworden. Das waren ganz andere Eindrücke, wenn man mit da-bei sein mußte, wie Kohle abgebaut und zutage gebracht wird. Die Stollen waren 60–70 cm hoch und man

arbeitete daher immer in gebückter Haltung. Hinter uns waren die Stempelsetzer, die verantwortlich waren, daß der Stollen nicht einbricht. Oben angekommen schrie einer ganz laut „Zurück!“ – befohlen und getan – da krachte es und eine sehr große Deckensteinplatte fiel herunter. Der Steiger als erfah-rener Bergmann hörte das Knistern, unsere Grubenlampen wurden vom Luftzug gelöscht – er hat uns das Leben gerettet. Denn das war so ein Kavensmann, der uns zu einer Briefmarke plattgedrückt hätte. Nach diesem Vorfall ließ ich mich am anderen Tag als Lukawoi einteilen und mußte die von der Schüttelrutsche

abfallende Kohle in einen Wagen bugsieren und num-merieren (z.B. Stollen 9 Waggon 3). Wenn zehn Wagen gefüllt waren, kam der Elektrowagen zum Abtransport und brachte neue Waggons mit. Bei der Gelegenheit konnte ich auch beobachten, wie die Streckenarbeiter mit Sprengungen die Strecke verlängerten Gefährlich war es allemal. Einmal sind wir auf eine Wasserader gestoßen und waren gezwungen, den Stollen zu verlassen. Man hat Glück gehabt, wenn man oben ange-kommen ist. Ein anderes Mal ist der Stollen zusammengebrochen und man mußte sich schnell in Sicherheit bringen. Ein russisches

Bergwerk im Donezk ist eben mit einem im Ruhrgebiet nicht vergleichbar, bestätigte ein ehemaliger Bergmann aus Essen. Wir arbeiteten in drei Schichten, da ja der Abbau nicht ruhen durfte, und wa-ren immer froh, wenn auch rußverschmiert, daß die Schicht zu Ende war. Seit ich im Bergwerk im Donezbecken arbeiten mußte, weiß ich, wie die Kohle da runter gekommen ist. Da gab es vor Millionen von Jahren (im Weltraum rechnet man ja mit Lichtjahren) auf unserem Planeten einen Urknall, wie ja bekannt und wissenschaftlich nachgewiesen ist. Es entstanden Berge, Meerestiefen und Inseln, ganze Wälder

wurden untergepflügt und zu Kohle zusammengepresst (in der Kohle sah ich Abdrücke von Blättern und Baumrinden), Bäche und Flüsse kamen in silbernen Wasseradern zum Vorschein und liefen aus, wenn sie beim Kohleabbau beschädigt werden. Die großen Tierherden (Dinosaurier) verschwanden, Millionen von Jahren da unten eingeschlossen lösten sie sich auf und wurden unsere heutigen Öl- und Gasquellen. Es gibt viele Bodenschätze im Verborgenen, die die Menschheit erst mit den technischen Entwicklungen der letzten hundert Jahre zugänglich und nutzbar machen konnte. Dies ist meine Erklärung, die durch meine Gedanken in

dieser Zeit entstanden ist, und meine Neugierde für die Umstände geweckt hat. Als wir im Bergwerk arbeiteten, bekamen wir je nach Förderung unsere Leistung in Rubel einmal im Monat ausbezahlt. Wenn wir das Geld erhalten haben, hat uns der Posten angebettelt, genauso wie auf dem Basar, wo wir mit Bewachung einmal ein-kaufen konnten, immer Bettler in der Nähe waren. Bei all den Schilderungen meiner Erlebnisse aus der Gefangenschaft darf nie verges-sen werden, was man mit den russischen Gefangenen gemacht hat, wenn sie über-haupt überlebt haben, und wie sie von uns behandelt wurden als Untermenschen, obwohl sie nur ihr Land

verteidigt haben. Die Feinde waren doch wir! Im letzten Jahr konnte man auf vorgedruckten Postkarten ein Lebenszeichen nach Hause schicken, erst da wußten unsere Angehörigen, daß wir am Leben sind. Unser Lager hatte ja eine Nummer, unter der man auch Nachricht von zu Hause erhalten konnte. Das dauerte immer ziemlich lange, weil die Post über eine Kontrollstelle lief. Einige der Karten habe ich aufbewahrt als Andenken. Im nachhinein gesehen hatte ich auch Glück, daß ich im Herbst 1944 in Gefangen-schaft gekommen bin, so bin ich dem Totalen Krieg mit all seinen

Grausamkeiten – das Standrecht und die Invasion haben die meisten Kriegsopfer gekostet – bis zum Zusammenbruch entkommen. In diesem Krieg war alles völkerrechtswidrig. Die Generäle haben versagt, da sie den Spielraum, den sie hatten, nicht genützt haben, sondern sich von einem Massenmörder auszeichnen, von einem Weltkriegsgefreiten befehlen ließen, anstatt sich geschlossen gegen ihn aufzulehnen. Ein Beispiel war General Paulus, der in Stalingrad zum Feldmarschall ernannt wurde, weil der dem Führerbefehl gefolgt ist: Bis zum letzten Mann kämpfen! Er kam in Gefangenschaft und wohnte nach seiner

Entlassung in meiner Nähe in der Herzogstraße als Zivilist. Ich sah ihn mal, gebeugt, eine traurige Gestalt.



Heimkehr

Es war September 1949, als wir eingesammelt wurden und uns in einem Zug mit Personenwagen wiederfanden. Diese Fahrt ging bis Hof-Moschendorf, wo wir den Amerikanern übergeben wurden. Von denen wurden wir eingehend verhört und bekamen die Entlassungspapiere ausgehändigt. An diesem Abend habe ich zum ersten Mal Radio gehört, wo eine Sendung vom Oktoberfest übertragen wurde. Mit einem Personenzug ging es dann Richtung München, ich war so aufgeregt, daß ich die ganze Fahrt den Gang auf- und ablief. Nun war ich

endlich frei und wurde am Münchner Hauptbahnhof von der ganzen Familie in Empfang genommen. Den Schrei meiner Schwester Gretl, als sie mich gesehen hat, habe ich noch heute in den Ohren. Der Krieg hat mich 10 Jahre meines Lebens gekostet. Auch materielle Verluste muß-te ich hinnehmen: Auf meinem Sparbuch Nr. 36746 bei der Bayerischen Vereinsbank hatte ich ein Guthaben von 3.221,10 RM, das nach der Abwertung am 30.6.48 nur noch 193,26 DM wert war. Ich wurde als Spätheimkehrer mit Entlassungspapieren vom 22.9.1949 in München registriert und erhielt auf meine KB-Rente ab 1.1.1950 einen Vorschuß von 50,–– DM

monatlich. Vom 23.3.1950 mit drei Wochen Verlänge-rung bis 9.5.1950 wurde ich im Versehrtenheim der Stadt München in Oberambach am Starnberger See betreut. Auf meinen Antrag mit eingereichten Unterlagen vom 3.8.1954 erhielt ich für die ersten 24 Monate je 30,– DM und für neun Monate je 60,–– DM, also insgesamt eine Kriegsgefangenen-Entschädigung von 1.260,–– DM. Sehr viele von den Spätheimkehrern sind nach den langen Entbehrungen bei der Umstellung in die plötzliche Freiheit zuhause gestorben. Hier fällt mir der Spruch ein, den unter den Landsern schon während des Krieges

immer im Umlauf war: „Der Dank des Vaterlandes ist Dir gewiss, er wird Dir nach-schleichen bis ins Grab – erreichen wird er Dich nie!“ Ich habe trotz aller erlebter Widrigkeiten keinen seelischen Schaden davongetragen und brauchte auch keinen Psychologen oder Psychiater, wie es heute ja der Fall ist, als Betreuung.

Völkerverständigung

Jetzt muß ich noch ein paar Begegnungen der Völkerverständigung erzählen, die ich auch erlebt habe und die mir in angenehmer Erinnerung geblieben sind. Während unserer Stationierung in Rotterdam ging ich an einem Sonntag in ein Kon-zert, das in einer Halle im dortigen Zoo stattfand. Es waren acht oder zehn Kamera-den mitgekommen und wir saßen gemütlich an einem runden Tisch beisammen. In meinem Sichtfeld hatte ein älteres Ehepaar mit drei erwachsenen Töchtern Platz ge-nommen. Mit einer der Töchter, die mir gefallen hat, hatte ich

Blickkontakt aufge-nommen, der wohlwollend erwidert wurde. Als ich dann zur Toilette ging, die im Untergrund war, stand dieses Mädchen im Flur vor einem Spiegel und kämmte sich das Haar. Ich stellte mich neben sie und sprach sie an. Es entwickelte sich eine klei-ne Unterhaltung. Sie sprach gut deutsch und ich erfuhr, daß sie mit ihren Eltern hier ist. Ich fragte sie, ob wir uns vielleicht mal treffen könnten, so kam es zur Verabre-dung am gleichen Abend vor dem Ambassadeur (einem bekannten Lokal). Die Ka-meraden an meinem Tisch haben natürlich sofort bemerkt, was da läuft. Sie waren der Meinung, die kommt bestimmt nicht, sie

hätte mich nur abwimmeln wollen. Am Abend fuhr ich zur abgemachten Zeit zum Treffpunkt und wer stand da: das Mäd-chen namens Truus (holländisch, zu deutsch Trudy). Von da an haben wir uns öfter getroffen. Auch als wir nach Delft verlegt wurden, hat sie mich dort besucht. In Delft wurden wir dann eines Tages verladen zum Abtransport an die Front. Auf einmal stand Trudy da, um sich zu verabschieden, und so konnten wir noch unsere Adressen austauschen. Nach ein paar Wochen im Fronteinsatz wurde ich – wie schon bekannt – bei einem Tieffliegerangriff verwundet und bekam ein paar Wo-chen Heimaturlaub. Ich schrieb dies Trudy und wir

telefonierten miteinander. Wir machten ein Zusammentreffen an der holländischen Grenze aus. Ich fuhr in Uniform mit der Bahn dorthin. In Köln war gerade ein Fliegerangriff und ich mußte umsteigen, bin aber trotzdem pünktlich angekommen. Es hat alles prima geklappt und wir umarmten uns lange. Trudy wohnte in einem Hotel auf holländischer Seite, ich in einem Hotel auf deutscher Seite. Dieser Grenzverkehr war eine schöne Zeit. Da ich in meinem Koffer auch Zivilsachen mitgenommen hatte, lud mich Trudy ein, mit nach Rotterdam zu ihren Eltern zu kommen. So bin ich als Zivilist mit ihr nach Rotterdam gefahren, lernte dort ihre

Eltern kennen und wurde in Augenschein ge-nommen. Am Abend fuhren wir wieder zurück. Ihre Eltern sagten nur zu ihr: „Trudy, du bist 18.“ Eine bleibende Erinnerung: Wir saßen fast jeden Abend auf ei-ner Bank an der Grenze und beobachteten den Sternenhimmel, suchten den Großen Wagen und plötzlich sagte Trudy: „Da ist der Abendstern! Den können wir immer sehen und das ist unser Postillion, der uns für immer verbinden wird, ganz gleich, wie weit wir voneinander entfernt sind.“ Die schönen Tage gingen zu Ende. Wir waren beide sehr traurig. Ich mußte zurück und wurde dann auch bald zum Fronteinsatz

abberufen. Manchmal habe ich ge-dacht: Wäre ich nur dort geblieben und hätte mich versteckt, bis der Krieg zu Ende ist. Wir schrieben uns, bis ich in Gefangenschaft kam und so der Briefverkehr ab-brach. Über sechs Jahre hatten wir keine Verbindung mehr, nur der Postillion, zu dem wir oft hinauf schauten, hat uns verbunden. Mir gab er die Kraft und den Wil-len, alles auszuhalten, er war mein Schutzengel, so sehe ich das heute. Als ich im Herbst 1949 nach Hause kam, habe ich Trudy das mitgeteilt. Vier Tage später läutete es in der Kaiserstraße, wo ich bei meinen Eltern wohnte. Wer stand vor der Tür? – Trudy! Ich erfuhr, daß sie

verheiratet war und zwei Kinder hatte. Wir gingen zu Fuß zur Schützenstraße, wo ihr Mann Peter (der einmal Faschingsprinz in Rotterdam war), dem sie alles von uns erzählt hatte, auf uns wartete. Am Karolinenplatz vor dem Obelisk blieben wir stehen und schauten hinauf zum Abendstern, unseren Pos-tillion. Es entwickelte sich eine schöne Freundschaft. Auch Lilo habe ich von meiner Zeit mit Trudy erzählt. Sie wollte Trudy kennenlernen, deshalb machten wir einen Holland-Urlaub. Trudy besorgte uns in Katweik ein schönes Privatquartier. Wir tra-fen sie und ihren Mann viele Male. Ein Jahr später planten wir einen Campingurlaub

(mit einem Wohnwagen, den uns Erich Steinberger zur Verfügung stellte) auf der Insel Texel. Auf dem Weg dorthin besuchten wir unsere holländischen Freunde, die mittlerweile in Schiedam wohnten und dort drei Textilgeschäfte betrieben. Die Verbindung riß nicht ab und die Beiden haben uns einmal mit ihrem Studebaker besucht. Wir fuhren in die bayerischen Berge zum Tatzelwurm, wo uns ein Almab-trieb begegnet ist, und da gerade Oktoberfestzeit war, landeten wir auch vergnügt in einem Bierzelt. Das waren zehn bewegte Tage. In Kürze noch Ereignisse, die im privaten Bereich auf beiden Seiten stattgefunden haben: Nachdem Trudys

Mann gestorben war, besuchten wir uns öfter, mal in Rotterdam, mal in München. Trudy ist heute 86 Jahre und ich bin 92, aber wir vergessen unsere Geburtstage nicht. Die herzliche freundschaftliche Verbindung, die 1942 begann, besteht bis heute. Wer hätte das gedacht, irgendwie sind wir uns treu geblieben. Ihre Töchter sagten einmal zu Trudy: „Warum hast du nicht Brüno geheiratet?“ Trudy wohnt jetzt wieder im Haus ihrer Eltern, die dort ein großes Textilgeschäft hatten. Vergessen werden darf bei all dem nicht, daß unsere Luftwaffe zu Kriegsbeginn mit Frankreich die Stadt Rotterdam stark bombadiert hatte, viel Zerstörung

anrichtete und daß wir Holland besetzt hatten. Daher die mir verständliche Abneigung gegen-über den Deutschen. Aber mit der Zeit sind auch diese Wunden verheilt. Ein weiteres Erlebnis der Völkerverständigung hatte ich in Krasnodar. In der Zeit in Krasnodar war ich beim Aufbau der nur noch als Ruine existierenden Schule 19 als Zimmermann eingeteilt. Als deutschen Brigadier hatten wir ja einen jungen Leutnant aus Germersheim namens Waldemar Benz. Mit ihm habe ich mich als geborener Pfälzer angefreundet und wir hatten im Parterreraum ohne Fenster und Türen unsere gemeinsam Ablage. Vor der Schule war ein Behelfsbau, in

dem die Schülerinnen der Höheren Mädchen-schule unterrichtet wurden. In den Pausen tummelten sie sich im Schulhof. Eines Tages machte mich Waldemar darauf aufmerksam, daß uns immer zwei Mädchen beobachteten, und wir machten uns dann auch bemerkbar. Eines Morgens entdeck-ten wir auf dem Tisch mit Kreide geschrieben „Hier liegt ein Zettel“ und einem Pfeil. Der Tisch hatte eine lose Sperrholzplatte, unter der fanden wir zwei Briefe, einen für Waldemar und einen für mich. Darin haben sie uns ihre Vornamen mitge-teilt und mit herzlichen Grüßen ihr Wohlwollen ausgedrückt und sie haben einen Bleistift sowie Papier für unsere

Antwort beigelegt. Dieser Platz unter der Sper-rholzplatte wurde dann zu unserem Briefkasten. Ab diesem Zeitpunkt winkten sie uns immer, wenn wir am Fenster standen. Es entwickelte sich ein reger Schriftver-kehr und im Lager waren alle neugierig, wenn ich geschrieben habe. Von meiner Brieffreundin erhielt ich auch einmal einen silbernen Siegelring, der mir sogar paßte. Es wurde Weihnachten ohne Licht im Lager. Da legten sie Streichholz und Kerzen an einen uns benannten Platz. Auf dem Heimmarsch am 24. Dezember, wie immer unter Aufsicht von Posten, begleiteten uns die beiden Mädchen mit je einem Päckchen

unterm Arm bis zum Lager, abwartend, da sie es uns unbemerkt zuste-cken wollten. Das war aber leider nicht möglich, weil die Posten gut auf uns aufpaß-ten. Als wir dann vom Fenster herunterschauten, standen die beiden mit traurigem Gesicht da und winkten uns zu. Bald danach wurde wir, wie schon gewohnt, bei Nacht und Nebel versetzt. Leider hatten wir keine Privatadresse, sonst hätte ich mich nach meiner Heimkehr einmal gemeldet. So nahm diese kleine Romanze, die für uns ein Lichtblick war und ein bißchen Abwechslung in das triste Dasein gebracht hatte, ein Ende. – Auch das war Gefangenschaft in Rußland. Ich war

mittlerweile schon dreimal in Rußland, das erste Mal 1985 zu Breschnews Zeiten. Da waren wir noch unter Beobachtung, haben in St. Petersburg und Moskau viele Veranstaltungen besuchen können, im Staatszirkus eine grandiose Schau gese-hen, konnten fast alle U-Bahnhöfe besichtigen, die ja in ihrer Ausstattung bekannt-lich die schönsten der Welt sind. Das zweite Mal 1987 sind wir mit der Finnjet nach Helsinki und von hier aus mit dem Bus durch Karelien bis St. Petersburg gefahren, dann weiter mit der Bahn nach Moskau. Auf dieser Reise hatte man auch Berührungen mit den Menschen, die uns immer freundlich begegnet sind.

Beim dritten Mal 2004 ging die Reise von St. Petersburg mit dem Schiff auf der Wolga bis Moskau, eine sehr erlebnisreiche Reise. Auf all diesen Reisen erlebten wir gut organisierte Ausflüge und Veranstaltungen, haben viel vom Land und den Leu-ten kennengelernt und festgestellt, wie sich dieses Land und das Regime zum Vor-teil verändert haben. Moskau erlebten wir als Weltstadt, die sich mit jeder Metropo-le im Westen messen kann. Straßen mit 4 bis 6 breiten Fahrbahnen mit großen Re-klameschildern und dichtem Verkehr durchziehen die Stadt. Ich wollte einfach einmal Land und Leute besser

kennenlernen, der russischen Seele näher kommen in dem Land, das wir einfach überfallen hatten, gegen das wir fünf Jahre Krieg führten, in dem ich fünf Jahre in Kriegsgefangenschaft war. Und ich stellte fest, wie sinnlos wir verführt worden waren. Aus heutiger Sicht hätte ich gerne einmal die zwei Panzerbesatzungen getroffen, zwischen denen ich da gelaufen bin, die mir das Leben gerettet haben, aus welchen Gründen auch immer, und in Erinnerung daran mich bei ihnen bedankt. Ebenso den Lagerleiter (ein Major) des Lagers Armavier gerne näher kennengelernt – vorausge-setzt, sie haben diesen Krieg überlebt. — — — 10 Jahre, das sind 120

Monate oder 520 Wochen bzw. 3.650 Tage. In dieser Zeit gab es nur eine Kleidung (Uniform), immer nur das, was man am Leib hatte, Massenverpflegung, ein Kochgeschirr, Klappbesteck, eine Feldflasche, Gas-maske und Stahlhelm, die meiste Zeit kein Bett, jeden Tag woanders im Zelt oder auf dem Strohsack zum Ausruhen von den täglichen Strapazen, zu Fuß oder im Sat-tel unterwegs, jede Sekunde lebensbedrohenden Gefahren und Angriffen ausgesetzt, im Sommer und Winter, bei Hitze und Kälte, bei Regen und Schnee. In fünf Jahren russischer Gefangenschaft Schikanen, Willkür und Demütigungen erlitten in allen Lagern,

immer zusammengewürfelt mit Leidensgenossen aus allen Schichten und verschiedensten Biographien. Tag und Nacht bewacht, täglich mor-gens und abends zum Zählappell angetreten. Als Kleidung Räuberzivil, halb Wehrmacht und halb russische Klamotten, keine Socken (Fußlappen), im Winter, wenn man Glück hatte, abgetragene Filzstiefel und einen abgetragenen Mantel, im Sommer als Fußbekleidung mit Riemen befestigte Holzsohlen, dementsprechend war auch unser Gangtempo auf dem Kopfsteinpflaster in Krasnodar. Unser Kochge-schirr war eine Konservenbüchse. Ab und zu gab es eine

Fisch- oder Graupensuppe. Hunger und Durst haben alle gelitten. Körperpflege war fast unmöglich. Als Toilet-ten dienten oft ausgegrabene Latrinen mit Sitzbalken. In den ersten Monaten der Gefangenschaft sind viele an Ruhr und Unterernährung gestorben, nur etwa 40 % haben diese Zeit überstanden. Die Ungewißheit, wann und ob wir jemals entlassen werden, nagte an uns, jahrelang wurden wir vertröstet. So etwas können sich heute die im Schlaraffenland Aufgewachsenen nicht vorstellen! Das waren die schlimmsten Jahre meines Lebens, die auch ihre Spuren hinterlassen haben, auch in der Denkweise. Daß es Konzentrationslager

gegeben hat, war bekannt, aber was man dort mit den Häftlingen machte, sie gequält und vergast hat, habe ich erst später zu Hause durch die Medien erfahren. Was da für unmenschliche Verbrecher am Werk waren, er-schüttert mich noch heute. Propaganda „ist die Macht des Wortes“. Diesen Satz hat einmal der Propagandaminister Goebbels ausgesprochen und auch praktiziert, in-dem er vor eingefleischten Parteigenossen eine Rede gehalten hat, in der er den Kommunismus verherrlichte und auch da großen Beifall erntete. So einfach lassen sich Menschen manipulieren. Ohne ihn mit seinen eindringlichen Propagandareden,

der mitfinanzierenden Industrie und den säbelrasselnden Generälen wäre Hitler nie an die Macht gekommen. Auch nicht mit dem Namen Schicklgruber, wie er einmal geheißen hat. Was damals als Bonzen bezeichnet und bekämpft wurde, nennt sich heute Bosse. Deshalb kann auch nicht verstehen, daß es immer noch, und zwar zu-meist junge Leute gibt, die diese Menschen verehren und sich auch noch öffentlich organisieren können. Fast bin ich überzeugt – so wie sich die Lage momentan abzeichnet und die Men-schen um den Verlust ihres Einkommens bangen – , wenn so ein Messias kommt, der das Wohl der Menschen verspricht, ihm trotzdem viele

Unzufriedene wieder nachlaufen und die Hurra-Patrioten, die es immer gibt, mobilisiert werden. Er wird es jedoch wegen der Medien, die es damals noch nicht gab, etwas schwerer haben. Vielleicht ist der oder die schon lange geboren, mitten unter uns unerkannt. Es gibt in der Geschichte viele Beispiele, wie eine Person die Welt verändern kann. Ich habe das ja auch mal erleben müssen und das hautnah. Schreib mir was!Es war September 1949, als wir eingesammelt wurden und uns in einem Zug mit Personenwagen wiederfanden. Diese Fahrt ging bis Hof-Moschendorf, wo wir den Amerikanern übergeben wurden. Von denen wurden wir

eingehend verhört und bekamen die Entlassungspapiere ausgehändigt. An diesem Abend habe ich zum ersten Mal Radio gehört, wo eine Sendung vom Oktoberfest übertragen wurde. Mit einem Personenzug ging es dann Richtung München, ich war so aufgeregt, daß ich die ganze Fahrt den Gang auf- und ablief. Nun war ich endlich frei und wurde am Münchner Hauptbahnhof von der ganzen Familie in Empfang genommen. Den Schrei meiner Schwester Gretl, als sie mich gesehen hat, habe ich noch heute in den Ohren. Der Krieg hat mich 10 Jahre meines Lebens gekostet. Auch materielle Verluste muß-te ich hinnehmen: Auf

meinem Sparbuch Nr. 36746 bei der Bayerischen Vereinsbank hatte ich ein Guthaben von 3.221,10 RM, das nach der Abwertung am 30.6.48 nur noch 193,26 DM wert war. Ich wurde als Spätheimkehrer mit Entlassungspapieren vom 22.9.1949 in München registriert und erhielt auf meine KB-Rente ab 1.1.1950 einen Vorschuß von 50,–– DM monatlich. Vom 23.3.1950 mit drei Wochen Verlänge-rung bis 9.5.1950 wurde ich im Versehrtenheim der Stadt München in Oberambach am Starnberger See betreut. Auf meinen Antrag mit eingereichten Unterlagen vom 3.8.1954 erhielt ich für die ersten 24 Monate je 30,– DM und für neun Monate je 60,––

DM, also insgesamt eine Kriegsgefangenen-Entschädigung von 1.260,–– DM. Sehr viele von den Spätheimkehrern sind nach den langen Entbehrungen bei der Umstellung in die plötzliche Freiheit zuhause gestorben. Hier fällt mir der Spruch ein, den unter den Landsern schon während des Krieges immer im Umlauf war: „Der Dank des Vaterlandes ist Dir gewiss, er wird Dir nach-schleichen bis ins Grab – erreichen wird er Dich nie!“ Ich habe trotz aller erlebter Widrigkeiten keinen seelischen Schaden davongetragen und brauchte auch keinen Psychologen oder Psychiater, wie es heute ja der Fall ist, als Betreuung.

Familie — Beruf — Erkenntnisse

Wegen der langen Abwesenheit mit all ihren Eindrücken und Erlebnissen dauerte es eine Zeitlang, bis wir uns als Familie und Geschwister wieder aneinander gewöhn-ten. Mein Bruder Edi kam etwa einen Monat später aus der Gefangenschaft. Er war bei den Gebirgsjägern auch in Rußland eingesetzt. Für uns war es das zweite Leben, das dann begann. Was Frauen und Partnerschaften anbelangt, war ich eigentlich ein Spätzünder. In meiner Militärzeit waren wir vor Fronteinsätzen in verschiedenen Städten in Frank-reich, Holland und auch

teilweise in Deutschland kaserniert, auch mal in Privat-quartieren untergebracht. Da gab es Bekanntschaften und Liaisonen, die zwangsläu-fig durch die Umstände und die kurze Zeitspanne nicht in festen Bindungen mün-deten, außerdem fühlte ich mich für eine solche feste Bindung auch noch zu jung. Nun war ich mit 30 Jahren zurück, voller Idealismus und dem Bestreben, alles bes-ser zu machen, als ich es erlebt hatte. Auch das war ein langer Lernprozeß in meinen Partnerschaften. Zwei Menschen gehen zusammen durchs Leben, aber oft nicht zusammen zum Gip-fel.

Ehe und Kinder lernt man ja nicht in der Schule, das war Neuland für mich. Um es kurz zu machen: Ich war zweimal verheiratet, einmal 5 Jahre und einmal 16 Jahre, dann hatte 10 Jahre lang ich in Rendsburg (Schleswig-Holstein) eine eheähnliche Be-ziehung und bin jetzt in München seit meinem 70. Lebensjahr wieder liiert. Wir wohnen getrennt und besuchen uns gegenseitig, sind finanziell unabhängig. In meiner ersten Ehe wurde am 20.10.1951 mein Sohn Gert geboren, der dieses Jahr 60 Jahre alt wird. Seit über 35 Jahren lebt er in Berlin, ist viel im Ausland tätig, zwei- bis dreimal im Jahr

kommen wir zusammen. Mein Sohn Robert aus zweiter Ehe wurde am 28.7.1962 geboren. Bei ihm stellte man einen angeborenen Herzfehler fest, der damals noch nicht reparabel war. Er erlernte den Beruf des Technischen Zeichners, fuhr Auto und Motorrad und hat sein Schick-sal mit Fassung getragen. Am 10.4.1984 ist er verstorben, das war für Lilo und mich ein schwerer Schlag, der mich immer noch beschäftigt. Heute habe ich in Schwabing eine kleine Wohnung mit einem 6 Meter-Balkon (das ist mein Vorgarten), hinter mir ist der Olympiapark, vor mir der Luitpoldpark, U-Bahn und Straßenbahn halten fast vor

der Haustüre und alle Geschäfte für den tägli-chen Bedarf sind in unmittelbarer Nähe, Sauna und Schwimmbad im Keller, ein Hausmeister sorgt für Ordnung und Pflege (auch mal wieder Glück gehabt), denn das könnte ich mir privat nicht leisten und es kommt mir auch als alter Saunagänger zugute. Meine Partnerin wohnt in Trudering und besitzt dort ein Reihenhaus. Wir haben zusammen etwas über 20 Kreuz- und Flußfahrten gemacht und genausoviele Flugreisen. In 13 Ordnern sind mit Fotos und Reisebeschreibungen diese Welt- und Erholungsreisen festgehalten. Jetzt, da ich keine Lust mehr habe, Koffer zu packen, schaue ich sie mir gerne immer

mal an, denn sie wecken schöne Erinnerungen. Nun möchte ich noch meine zu Ehe und Partnerschaft gemachten Beobachtungen und gewonnenen Erkenntnisse ausdrücken: Ich glaube in einer Partnerschaft werden die meisten Fehler gemacht, wenn die Zeit der Verliebtheit vorbei ist, der Alltag und damit ein anderes Kennenlernen beginnt, besonders wenn dann Kinder dazu kommen. Das ist verständlich, denn es finden ja zwei Menschen zusammen mit unterschiedlichen Lebensläufen und Biographien, eventuell unterschiedlichen Alters. Es ist ein

ewiger Lernprozess, in dem man im-mer wieder Neues dazu lernt. Ich bereue diese Zeiten nicht (da mache ich es wie die Sonnenuhr), habe heute noch regen Kontakt zu meinen einstigen Partnerinnen, der sich meist auf lange Telefongespräche reduziert. Es gibt auch keine Schuldzuwei-sungen, diese Wunden sind lange verheilt, da auch neue Partner gefunden wurden. Aufgrund all dieser Erfahrungen beobachte ich seither oft ältere Ehepaare mit grimmigen Gesichtern, die stumm nebeneinander hertrotten. Bei diesem Anblick drängt sich mir immer die Erkenntnis auf, daß wohl ein Partner mit seinen Wün-schen und Bedürfnissen auf

der Strecke blieb. In diesem Zusammenhang habe ich einmal irgendwo gelesen: „Die Ehe ist eine vom Staat mitfinanzierte Geiselnahme.“ Was ist heute schon ein Versprechen oder Eid, wenn sich noch nicht einmal die Poli-tiker (als Beispielgeber) in ihrem Handeln daran halten. Zum Thema Partnerschaft und Lebensglück erscheinen immer wieder Bestseller und Ratgeber auf dem Markt, nach einigen Monaten erhalten sie dann Taschenbuchformat, weil neue Erkenntnisse ihren Platz einnehmen. Ich lese alles, was mich interessiert. Bei den heutigen Angeboten kann man sich ja auf allen Gebieten schlau machen. Ob

man dadurch auch schlauer wird? Ich bin jedenfalls demütiger und gelassener geworden, eben ein Optimist. Im Leben ist auch da vieles Glückssache, genau wie beim Lottospiel, wenn man Glück hatte und mit einem Fünfer oder Sechser überrascht wird, nach dem alle Spieler trachten und meist enttäuscht werden. Zu dem Thema fällt mir ein Gedicht von Eugen Roth ein: Ein Mensch, ein liebesselig-süßer, Erfährt, daß er nur Lückenbüßer Und die Geliebte ihn nur nahm, Weil sie den andern nicht bekam. Trotzdem läßt er sich’s nicht verdrießen, Das Weib von Herzen zu

genießen. Es nehmen, die auf Erden wandern, Ja alle einen für den andern. Weil ich gerade bei Eugen Roth bin, dem seine Gedichte alle mit ein Mensch begin-nen und nachdenklich machen wie: Ein Mensch sieht ein, daß wer, der stirbt, Den andern nur den Tag verdirbt, An dem, den Freunden zum Verdruß, Er halt beerdigt werden muß. Den ersten trifft’s als harter Schlag: „Natürlich! Samstag nachmittag!“ Der zweite ärgert sich nicht minder: „Mit meinem schäbigen Zylinder?“ Der dritte sagt: „Paßt wie

bestellt! Im Westfriedhof, halb aus der Welt!“ Der vierte ringt mit dem Entschluß, Ob einen Kranz er geben muß. Der fünfte aber herzlos spricht: „So nah stand er mir schließlich nicht!“ Der sechste denkt nach altem Brauch: „Ein Beileidsschreiben tut es auch!“ Und rückhaltslos bekennt der siebte, Daß er ihn überhaupt nicht liebte. Zeit ist’s. Der Sarg wird zugenagelt. Es regnet draußen, schneit und hagelt – Kann sein auch: Julisonne sticht: Mensch, das vergessen sie dir nicht! Es spricht Kollege, Freund und Vetter: „Der damals? Bei dem

Schweinewetter?!“ Der Mensch schreibt drum: Mein letzter Wille – Beerdigt mich in aller Stille! Nun zu meinen beruflichen Tätigkeiten: Auch da gab es oft Widerstände zu überwinden. „Das haben wir immer so gemacht“ – man mußte Überzeugungsarbeit leisten, erklären, auch durchsetzen und Verant-wortung übernehmen, wenn es um organisatorische Umstellungen ging und darum, sie auch idiotensicher zu machen für alle Bereiche. (Kurzfassungen, da jedes Kapitel mehrere Seiten füllen

würde.) Nachdem mich die Firma, bei der ich vor dem Krieg arbeitete, nicht mehr weiterbe-schäftigt hatte, vermittelte mir am 6.6.1950 das Arbeitsamt eine Stelle bei der Firma Winklhofer und Söhne (IWIS-Ketten), wo ich als Werkstattschreiber mit einem Stundenlohn von 2,–– DM eingestellt wurde. Da der Betrieb gerade reorganisiert wurde, hatten mich die dafür verantwortlichen Leute mit ins Boot genommen, und so lernte ich alle Abteilungen kennen wie sie umgestellt wurden. Ich wurde mit der Leitung der Abteilung Arbeitsführung beauftragt, die ich bis zum 30.6.1956 geleitet habe,

und ins Angestelltenverhältnis übernommen. In der Zeit bei Firma Winklhofer habe ich verschiedene Lehrgänge, unter anderem auch einen REFA-Lehrgang (Regi-onaler Verband für Arbeitsstudien) besucht. Meine Tätigkeit war organisatorisch zum Selbstläufer geworden, deshalb wollte ich mich verändern und weiterbilden. Nach sechsjähriger Tätigkeit bewarb ich mich also bei der Firma Webasto Werk in Stockdorf, wo ich durch einen Glückszufall am 1.7.1956 die Anstellung als kauf-männisch-technischer Angestellter im Produktionsbereich für Organisationsfragen erhielt, die mit einer

Umsatzbeteiligung belohnt war. Der Glückszufall hatte sich so ergeben: In der Zeit meiner Bewerbung war ein Herr Viermond Betriebsberater bei Webasto, in seine Hände kamen meine Bewerbungsunterlagen. Ich mußte zu dieser Zeit eine Praktikantin im Betriebsablauf unterrichten, eine Studentin aus Düsseldorf. Ihr Onkel war Herr Viermond, bei ihm wohnte sie am Wochenende. Er erkundigte sich, was sie in der Firma macht und ob sie einen Herrn Schmid kennt. Dann ging alles ganz schnell und meine Einstellung war garantiert. Auf eigenen Wunsch schied ich am 31.12.1966 bei Webasto aus, weil mir

eine Stelle bei der Firma Hans Hueber Brauereimaschinen angeboten worden war. Dort sollte ich den Fertigungsbetrieb organisieren. Ich schied auf eigenen Wunsch am 31.3.1968 aus und trat am 1.4.1968 die Stelle als verantwortlicher technischer Leiter für Ar-beitsvorbereitung und Produktionsablauf beim PANA-Werk (Fabrik für Schaum-stofferzeugnisse und Bademattengarnituren) in Wolfratshausen-Waldram an. In dem neben der Firma liegenden Doppelhaus bekam ich eine Wohnung. Am 31.12.1980 schied ich wegen eines erlittenen Herzinfarkts beim PANA-Werk aus, am 1.1.1981 begann

mein Ruhestand-Unruhestand. Als Rentner genieße ich die Freiheit und die Tatsache, nichts mehr tun zu müssen. Eigentlich war ich nie ein Streber, der sich ein Hochziel gesetzt hat und erreichen wollte, es hat sich vieles so ergeben und ich habe es dann aber auch genützt und gelernt, bin mit den Aufgaben, die mir gestellt wurden, gewachsen, denn ich hatte ja noch nicht einmal eine abgeschlossene Lehre. Von Beginn an habe ich bei meiner beruflichen Tätigkeit immer mit Augen und Oh-ren „gestohlen“ und mir gesagt: Was der kann, kann ich auch. Es war die Zeit, da gesunder Menschenverstand noch vor dem Schulzeugnis geschätzt

wurde. Ein Rechenschieber war mein Begleiter. Dazu muß ich noch sagen, daß ich viel Glück hatte und es war, wie oft in meinem Leben, daß ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit den richtigen Menschen zu-sammengetroffen bin. Auch im Krieg und in der Gefangenschaft standen mir viele Schutzengel zur Seite, ohne die würde ich heute nicht hier sitzen.

Freundschaftliche Begegnungen

Erich Steinberger lernte ich 1950 kennen. Er war auch Spätheimkehrer und schon vor mir bei der Firma Winklhofer tätig, wohnte in meiner Nähe. So begann unsere Freundschaft, die sich im Laufe der Jahre vertieft hat. Auch seine Eltern lernte ich kennen und gehörte so schon fast zur Familie. Erich hat dann bei der Firma gekündigt, weil er mit seinem Vater einen Betrieb aufgebaut hat, der sich im Laufe der Jahre aus kleinen Anfängen immer mehr vergrößerte. In dieser Zeit kam der Schaumstoff auf, den sie damals als erste genutzt haben, außerdem fertigten sie

Badezimmergarnituren. Der Betrieb hat sich dann zweigeteilt: einmal die Schaumstoffverarbeitung für die Industrie, zum anderen die Badezimmergarnituren-Fertigung. Dieser Bereich wurde dann verlagert nach Wolfratshausen-Waldram. Es entstanden Neubauten einschließlich einer Fabrikationshalle, wo die PANA-Badematten gefertigt und mit modernen Maschinen getuftet wurden. Ca. 120 Mitarbeiter waren hier beschäftigt. Ich bekam die ganze Entwicklung mit und habe Vater und Sohn als solide Geschäftsleute kennengelernt und als Vorbilder geschätzt.

Auch privat haben wir viel miteinander erlebt, weil wir sehr oft beisammen waren, und wenn man Not am Mann war, sind wir in der Fabrikation helfend eingesprungen. In dieser Zeit entstand der Steinberger Club, dem 8 Familien angehörten, die keine Gelegenheit ausließen, wenn es etwas zu feiern gab: Hausbälle im Fasching, Geburtstage, der gegründete Motorsportclub veranstaltete Rallyes, jedes Jahr nahmen wir mit dem ADAC an der Blütenfahrt nach Meran und den Heimatfahrten teil. Diese langen schönen Jahre werde ich nie vergessen. Mittlerweile sind wir ja auch alle älter geworden, der Schwabinger

Kreis hat sich aufgelöst, da sich einige wohnlich verändert haben und einige mittlerweile verstorben sind. So hat auch an uns die Zeit genagt und es ist bei allen Freundschaften wie bei einem alten Hausdach: Man muß es immer wieder reparieren, damit es hält. Ein Freund ist jemand, der dich mag, obwohl er dich kennt. Er war der Realist und ich der Optimist. Mit Erich und seiner Frau Gertrud haben wir uns zu meinem 90. Geburtstag getroffen und die Glückwünsche der noch lebenden Freunde entgegengenommen. Zu Erichs 90. Geburtstag trafen wir uns im letzten Frühjahr zum Essen. Ich wünsche mir, daß noch viele Treffen folgen können

und unsere Gesundheit erhalten bleibt. Dieses Kapitel gehört zu den Begegnungen, die ein schöner Teil meines Lebens waren und nicht in Vergessenheit geraten dürfen, denn es sind immerhin über 60 Jahre einer Freundschaft. Zur Vervollständigung möchte ich noch erwähnen, daß Erich, als sein Vater plötzlich verstarb, mich fragte, ob ich nicht in seinem Betrieb als Betriebsleiter arbeiten wolle. Das hat er sicher auch getan, weil er ja meine berufliche Laufbahn kannte. Er war von da an also mein Chef. Mir wurde eine Wohnhaushälfte auf dem Betriebsgelände angeboten, wo ich auch

zuerst eingezogen bin. Die Eigentumswohnung in Planegg haben Lilo und ich dann verkauft und sind in das in Waldram erworbene Reihenhaus eingezogen. Eine traurige Nachricht ereilte mich am 12.2.2013. Gertrud (seine Frau) hat mich angerufen und mir gesagt, daß Erich verstorben ist. Vier Monate zuvor haben wir uns noch bei einem Abendessen getroffen und ich habe gesehen, wie er abgebaut hat, es aber mit Fassung trug. Gertrud hat nach seinem Ableben alle, die ihn gut kannten, zu einem Abschiedsessen in den Waldgasthof Buchenhain eingeladen (ca. 80 bis 100 Personen) und bei dieser

Einladung traf ich auch alte Bekannte, die ich oft über 30 Jahre aus vielerlei Gründen nicht mehr gesehen hatte. Von allen Anwesenden war ich wohl der Älteste, den Erich vor 63 Jahren kennengelernt hat. In einem schriftlichen Nachruf habe ich meines guten Freundes, dieses wunderbaren Menschen gedacht. Er wird mir ewig in Erinnerung bleiben.

Mein Nachruf

München, den 20. Februar 2013 Liebe Gertrud, lieber Dieter und Ralf, auf diesem Wege bedanke ich mich für die Einladung am 16. Februar 2013 zu dem Abschiedsessen im Waldgasthof Buchenhain und Gedenken an Deinen geliebten Erich, Euren Vater. Von all den vielen anwesenden Gästen war ich wohl der älteste. Erich habe ich vor 63 Jahren an der Haltestelle der Linie 6 am Kurfürstenplatz kennengelernt. Wir fuh-ren zusammen nach Sendling zur Firma Winklhofer & Söhne. Erich arbeitete schon ein paar Wochen früher dort als ich, auch er ein

Spätheimkehrer aus russischer Ge-fangenschaft. Er wohnte bei seinen Eltern in der Clemensstraße und ich in der Kai-serstraße, so waren wir also fast Nachbarn. Wir waren uns von Anfang an freundschaftlich verbunden (er der Realist und ich der Optimist), ich lernte Erichs Eltern kennen und fand bei der Familie Steinberger Aufnahme wie ein Sohn. Ich habe erlebt, wie Ihr Euch kennengelernt und geheiratet habt, wie Dieter und Ralf geboren wurden und groß geworden sind. Ich war der Onkel Bruno für Euch. Als dann Erichs Vater plötzlich verstarb, ging mir das so na-he als wäre mein eigener Vater

gestorben. Von Beginn an bekam ich mit, wie aus „PANA – die chemische Reinigung aus der Tube“ über Schaumstoffverarbeitung und immer größer werdende Fabrikation das PANA Werk in Wolfratshausen-Waldram entstand, Fertigungsstätte von Badezim-mergarnituren. Ein Lebenswerk entstand, geschaffen von Vater und Sohn als gute, ehrsame und immer solide Kaufleute, beide waren auch mir in meiner beruflichen Tätigkeit immer Vorbild. In den 70er Jahren kamen von einer amerikanischen Firma, die uns dann belieferte, Textil getuftete Badegarnituren auf den deutschen Markt.

Erich reiste mit unserem Verkaufsleiter nach Amerika, um sich zu informieren. Er kaufte in Amerika zwei große Tuftmaschinen und ca. 20 Tuftnähmaschinen in England. An der B 11 in Waldram wurde dafür eine große Fa¬brikationshalle gebaut, wo die PANA-Textil-Badezimmergarnituren produziert wurden. PANA belieferte Versand- und Kauf-häuser sowie den Groß- und Einzelhandel. Die Firma entwickelte sich zu einem gut florierenden Mittelstandsbetrieb und war in Wolfratshausen mit über 100 Beschäf-tigten ein gefragter Arbeitgeber. Der Betrieb wurde zweigeteilt in die Badezimmergarnituren-Fabrikation und

die Schaumstofffertigung, die später Erichs Sohn Dieter erfolgreich nach Geretsried ver-lagert und geleitet hat. Erich hat seine leitenden Mitarbeiter auch am Gewinn beteiligt und eine Betriebsren-ten-Versicherung für sie abgeschlossen. Wir verbrachten seit unserem Kennenlernen viel Zeit miteinander. So entwickelte sich mit den Jahren der Steinberger Club, zu dem sich viele Familien gesellten. Das waren beispielsweise die Altmutters, Reißbecks, Bittners, Karraschs, die Webers und die Otteringers, die dann später den MSCGO (Motorsportclub Großottering) gründeten, der jedes Jahr

die Blütenfahrt nach Meran wie auch eigene Rallyes veranstaltete. Gefeiert wurden gemeinsam Geburtstagsfeste, Faschingsfeten, viele Zusammenkünfte und Umzüge gehörten dazu. Es war ein Zusammenhalt und Zu-sammenstehen und für uns alle eine schöne Zeit, etwas das heute über einen so lan-gen Zeitraum fast schon Seltenheitswert hat. Erich und ich sind auch Zeitzeugen, wie sich die Welt, die Gesellschaft und die Menschen so rasant verändert haben, daß viele kaum noch mithalten können. Durch die Globalisierung verliert die Gegenwart an Bedeutung, wir leben in einer Erwar-tungsgesellschaft, die viel egoistischer geworden ist und in der die

meisten nur noch darauf fixiert sind, was morgen kommt. Der Mensch ist zur Ware der Mächtigen geworden, auch der ohnmächtigen Politiker, die wiederum von Lobbyisten beherrscht werden. Diese Entwicklung bekommen wir zu spüren und je mehr beide werden, desto mehr geht es uns an den Kragen, desto schlechter geht es uns. (Das mußte jetzt mal raus!) Diese Zeiten, die wir damals erleben durften, nenne ich immer die goldenen Jahre, sie werden nie wiederkommen und sind für uns alle vorbei. Auch an uns hat die Zeit genagt, es gab traurige Schicksale und viele sind inzwischen verstorben. Der Steinberger Kreis ist

kleiner geworden. Nach einem langen Leben und Leiden in seinen letzten Lebensjahren ist nun auch Erich, der dem Club seinen Namen gab, von uns gegangen – die Einschläge kommen immer näher. Da hilft uns auch kein Gott, der nicht uns, sondern den die Menschen sich erschaffen haben. Religionen haben sich in seinem Namen eine Macht erkämpft, die wir immer wieder zu spüren bekommen. Ich möchte in dem Zusammenhang nicht unerwähnt lassen, daß auch hier das oberste Gebot lautet: „Geld regiert die Welt“. Als sein Vater verstorben war, hat Erich mich eines Tages gefragt, ob ich nicht zu

seiner Entlastung bei ihm die Betriebsleitung der Fabrikation übernehmen wolle. Ich nahm mir 14 Tage Urlaub, fuhr von Planegg nach Wolfratshausen und inspizierte den Betrieb. Am 1.4.1968 übernahm ich die Stelle als verantwortlicher technischer Leiter für Arbeitsvorbereitung und Produktionsablauf. Mit meiner Familie zog ich in die Doppelhaushälfte neben der Firma PANA-Werk ein und bin bis zu meinem Ausscheiden in den Ruhestand am 31.12.1980 dort tätig gewesen. In meinen „Erin-nerungen als Zeitzeuge“ (im Oktober 2012) habe ich diese Zeiten auf Seite 30 und 31

festgehalten. In den vergangenen Jahren trafen wir uns nur noch sporadisch, vor allem zu den Geburtstagen. Beim letzten Mal vor vier Monaten in Pullach bekam ich erstmals ernsthaft mit, wie sehr Erich gesundheitlich abgebaut hatte und bewunderte seine Haltung. Es waren die letzten Stunden, die wir zusammen verbrachten. Wir waren ein Leben lang gute Freunde. „Ein Freund ist jemand, der dich mag, obwohl er dich kennt.“ Deine Nachricht am 12. Februar, liebe Gertrud, daß Erich gestorben ist, hat mich tief bewegt und ich brauchte einige Zeit, bis ich mich wieder gefangen habe. Es bleibt nur der Trost, daß Erich von

einem langen Leiden erlöst wurde und es auch für Euch eine Erlösung bedeutete, denn die ganze Familie hat mitgelitten. Erich wollte auch nicht mehr weiterleben. Er bleibt aber in unseren Gedanken – hier spreche ich sicher für alle an diesem Tag Anwesenden – immer bei uns. Erich hat die Zukunft seiner Familie gesichert mit seinem Lebenswerk als umsichtiger, solider Unterneh-mer, dafür zolle ich ihm meine ganze Hochachtung. Mit diesem Nachruf gedenke ich eines wundervollen Menschen und wünsche Euch von Herzen für die Zukunft viel Kraft und gute Jahre, in denen wir – ganz im Sinne Erichs – weiter

freundschaftlich verbunden bleiben. Mit aufrichtigen und herzlichen Grüßen Euer Bruno

Warum Rentner nie Zeit haben

Bei einem Besuch in den Bavaria Filmstudios in Geiselgasteig wurde ich in der Kan-tine am Kaffeetisch angesprochen und mir geraten, ich solle mich doch mal beim Künstlerdienst bewerben. Gesagt, getan. Ich ließ ein paar Fotos von mir anfertigen und gab sie dort ab – schon ging es los: Ich wurde für eine Brillenwerbung vermit-telt. Es folgten Rollen als Komparse bei Film- und Fernsehsendungen. In dieser Zeit lernte ich in Krimis und vielen anderen Sendungen bekannte Schauspieler kennen, u.a. auch einmal an

verschiedenen Drehorten Jean Paul Belmondo und Richard Bur-ton. Für die Rollen wurde man auch entsprechend eingekleidet. Man konnte einen Blick hinter die Kulissen tun und feststellen, was da oft für ein Aufwand getrieben wurde, wieviel Leute außer den Schauspielern mitwirkten an einem Drehtag, der im Fernsehen 3 bis 5 Minuten Sendezeit erbrachte. 3 bis 4 Wochen konnte es dauern, oft an verschiedenen Drehorten, bis so ein Film im Kasten war. In Filmen wie „Das Boot“, „Rote Erde“, „Alle meine Töchter“ sowie in Krimis wie „Derrick“ oder „Der Alte“, die in der Zeit gedreht wurden, war ich dabei.

Für Werbeaufnahmen war ich in mehreren Agenturen gemeldet. Die Aufnahmen waren zu sehen in „Focus“, „Stern“, „Apotheker Zeitung“, in der Zeitschrift „Men-schen“ und u.a. in der „Münchner Abendzeitung“. Auch das war eine lehrreiche Zeit, die ich nach meiner Abwesenheitszeit wieder aufgenommen habe bis kurz vor meinem 80. Geburtstag. In diesem Jahr habe ich meinen Pkw abgegeben und es kam das Gefühl auf, daß die Zeit irgendwie kostbarer wurde. Über 10 Jahre war ich Wohnwagenfahrer und in der Ferienzeit nach Italien ins Camp Cavallino (Union Lido, größtes

Freizeitsanatorium Europas) nahe Venedig gefahren. Auch hier gibt es schöne Erinnerungen, die Elfi einmal aufgezeichnet hat mit dem Titel „Wer hätte das gedacht, daß sowas auch noch Freude macht“ und „Buon Cavallino“. Camping, eine Weltanschauung, oder Camping gleich Freiheit. Beide sind in meinem Ordner „Zeitzeuge“. Nebenbei pflege ich noch meine Hobbys: Holzarbeiten, Wachsbilder, Figuren gießen und patinieren und Aquarellmalerei. 30 der dabei entstandenen Bilder schmücken noch heute meine Wände. Gezeichnet habe ich schon immer gerne, auch im Krieg hatte ich immer Zeichenblock und Bleistift in

meiner Umhängetasche (leider habe ich die bei dem geschilderten Panzerangriff weggeworfen).

Gesundheitssysteme

Ich hatte das Glück, ein Gesundheitssystem kennenzulernen, das seinem Namen gerecht wurde. Dem habe ich auch zu verdanken, daß ich heute noch da bin und es mir meinem Alter entsprechend im Vergleich gut geht. Natürlich habe ich auch meinen Beitrag dazu geleistet, denn aufgrund meiner Biographie habe ich die Er-kenntnis gewonnen, daß Gesundheit die beste Kapitalanlage ist, für die ich verant-wortlich bin. Gesundheit lernt man ja auch nicht in der Schule. Aus eigener Erfah-rung weiß ich auch, daß man lange nicht daran denkt und vieles falsch

macht. Erst wenn man einmal im Krankenhaus landet, weil ein Organ schlapp gemacht hat und sich meldet, kommt man zum Nachdenken. Wenn man klug ist, ändert man seine Verhaltensweise. Ich hatte ja auch Nachholbedarf (nach Krieg und Gefangenschaft) und habe mich zur Selbsthilfe entschieden. Entgegen kam mir, daß in meiner ersten Arbeitsstelle ein älterer Herr, der dort Personalleiter war, einmal zu mir sagte: „Herr Schmid, Sie haben so viel mitgemacht. Schauen Sie auf Ihre Gesundheit! Ihre Kran-kenkasse hat im Teutoburger Wald ein gutes Haus, Ihnen steht zu, alle zwei bis drei Jahre eine Kur zu machen.

Melden Sie sich dort mal an.“ Auf diesen Tip hin, habe ich bei der Kasse einen Antrag eingereicht und in Bad Hermannsborn (ein Haus der Barmer Ersatzkasse) dann vier Wochen eine Kur genossen mit Anwendungen, die meinem Körper spürbar gut taten. Das Haus liegt weit außerhalb von Bad Driburg, hat einen schönen Park und ist fern vom üblichen Kurtrubel. Mittlerweile war ich hier schon öfter dort zur Kur und habe in den letzten Jahren 14-tägige Diabetiker-Kurse besucht, da ich seit zehn Jahren an einem Altersdiabetes leide. Ich wurde dort von Tabletten auf Insulin umgestellt, habe gelernt, damit umzugehen und meinen Diabetes im

Griff, kein Problem. Mit dieser Erfahrung und erhaltenen Rat habe ich mir die Freiheit genommen, alle zwei bis drei Jahre zur Kur zu gehen. Dreimal war ich in Bad Neuenahr, ich war in Bad Nauheim, Bad Kissingen und Bad Füssing. Die Zeiten für die Kur habe ich natürlich so organisiert, daß sie betriebserträglich waren (sauere Gurkenzeit). Ich habe mich immer selbst beworben und nicht gewartet, bis mich der Arzt einweist. Selbsthilfe eben. Heute bin ich froh darüber, daß das damals möglich war. In den letzten Jahren kurte ich öfter mal drei Wochen in Bad Kissingen, mußte dafür jeweils über 2.000.– Euro

hinblättern. Dies waren aber bei weitem nicht die Kuren, die die Kasse ihren Mitgliedern zahlt. Es gibt dort drei privat betriebene Sanatorien (war mit meiner Partnerin schon in jedem), die sich nur halten können, weil sie älte-re Leute, deren Budget das noch erlaubt, samt Gepäck aus allen Winkeln des Landes abholen. Dafür haben sie einen Fahrzeugpark eingerichtet, eine Marktlücke entdeckt und ihr Einkommen gesichert. Bad Kissingen, das einmal als Weltbad einen guten Ruf hatte, dümpelt so dahin und ist auf die siebte Stelle abgefallen. Bad Füssing, das es damals noch gar nicht gegeben hat, steht jetzt an erster Stelle. Ein Badearzt, mit dem

ich mich über das Thema unterhielt, behauptet, daran sei nur der Seehofer schuld, weil er als Gesundheitsminister die Kurorte zu Grabe getragen hat. Die einstmals von den Kassen gebauten großen Kurhäuser stehen leer und verkom-men zu Bauruinen. 1940 mußte ich mich einer Blinddarmoperation unterziehen und wurde erst entlas-sen, als meine Laborwerte wieder in Ordnung waren, nämlich nach vier Wochen. Das Gleiche geschah nach der Gallenoperation im Jahr 1960. Nach meinem Herzin-farkt behielt man mich im Wolfratshauser Krankenhaus sechs Wochen und an-schließend ging es für vier Wochen

nach Bad Nauheim mit 14 Tagen Nachkur. Als ich in Rendsburg wohnte, spürte ich manchmal ein leichtes Stechen in der Brust. Hier praktizierte ein bekannter Herzspezialist, für dessen Konsulation Wartezeiten von vier bis sechs Wochen die Regel waren. Mit meiner Begleiterin bin ich eines Ta-ges an seiner Praxis vorbeigegangen und sie meinte: „Da hat er seine Praxis.“ Ich bin dann reingegangen und trug seiner Frau, die an der Rezeption arbeitete, mein An-liegen vor. Sie fragte: „Haben Sie jetzt Schmerzen?“ und als ich das bejahte: „Dann bleiben Sie gleich da.“ Nach der Untersuchung unterhielt sich

der Arzt noch mit mir, denn er war neugierig, woher ich komme. So erfuhr ich, daß er in München studiert und damals ein Gschpusi in Wolfratshausen hatte. Er riet mir, mich gründlich unter-suchen zu lassen mit der Bemerkung: „Bevor es einmal knallt.“ Er meinte, daß er gute Verbindungen hat und fördern kann. Nach einer Woche wurde ich mit einem Taxi abgeholt und nach Hamburg ins Jerusalem Krankenhaus zu einem Herzkatheter gefahren. In der anschließenden Besprechung hat der Arzt mir mitge-teilt, daß man eine Weile damit leben kann und überließ mir die Entscheidung zur Operation. Eine Nacht überlegte ich mir: Wie alt bist Du? Es

wird nicht besser, son-dern schlechter! Mit diesem Ergebnis bin ich zu meinem Arzt, der gratulierte mir zu diesem Entschluß mit der Bemerkung: „Da draußen in meinem Wartezimmer sitzen so viele Leute, die Angst haben. (Angst ist ein schlechter Ratgeber.) Ich werde dafür sorgen, daß Sie bald drankommen.“ 14 Tage später wurde ich zum Flughafen abge-holt und nach London geflogen. Dort stand schon ein Taxi für mich bereit und kut-schierte mich in ein wie ein Hotel aussehendes Krankenhaus. Mein Name stand be-reits an der Tür des für mich reservierten großen Zimmers mit Bad. Das Haus lag an der Themse und beim Blick aus dem

Fenster sah man die Tower Bridge. Am Tag nach der Ankunft hatte ich frei und schaute mir London an. Vor dem Buckingham Palast kam im Eilschritt eine Garde mit Fellmützen auf mich zu, der ich gerade noch ausweichen konnte. Am Abend wurde ich noch vorbereitet und am anderen Tag früh zur Operation gefahren. Ich wachte erst wieder auf, als ich auf meinem Bett lag und ein Spannen meines Brustkorbs spürte. Ich hatte 3 Bypässe erhalten. Der Arzt kam und versicherte mir, alles sei gut verlaufen. Am zweiten Tag nach der OP bin ich aufgestanden und versuchte zu laufen, das ging jeden Tag besser, deshalb bin ich auch schon mal an der

Themse und über die Brücke spazieren gegangen. Nach 14 Tagen flog ich zurück in ein Hamburger Krankenhaus, von wo aus ich nach wei-teren 14 Tagen zur Reha an die Ostsee entlassen wurde. Seither bin ich bis heute vollkommen beschwerdefrei. Warum ich das so ausführlich erzähle? Weil ich auch für diese Behandlung keinen Pfennig dazuzahlen mußte! Heute wäre so etwas unmöglich und auch undenkbar, ich habe eben wieder einmal Glück gehabt. Im Haus, in dem ich wohne, lernte ich Herrn Hirtl kennen und wir freundeten uns in der Sauna an. Er hat in der Leopoldstraße ein Geschäft und ist in

Schwabing be-kannt. Eines Tages erfuhr ich, daß er im Krankenhaus ist. Dort wurde er operiert und nach 8 Tagen entlassen. Er zeigte mir seinen langen Schnitt, die Wunde war noch nicht richtig verheilt. Als allein Lebender mußte er mehrmals zur Chemothe-rapie ins Krankenhaus fahren. Jeder, der ihn erlebte, wußte, das steht er nicht durch. Er ist dann auch gestorben. Damit möchte ich aufzeigen, wie man heute mit Men-schen im Gesundheitssystem umgeht, und mir wurde wieder bewußt, welches Glück ich hatte. Überall wird gespart und gekürzt. In Altenheimen werden ältere Menschen ver-nachlässigt, über den Zustand der

Krankenpflege wird immer wieder negativ be-richtet. Und was machen die Gesundheitsminister? Die wechseln so oft wie Frauen den Friseur. Sie kommen mit der Ausrede, der Grund für alle Schwierigkeiten sei, daß die Menschen immer älter werden. Daß das eine Lebenslüge und nur die halbe Wahrheit ist, geben sie nicht zu, weil sie von den Lobbyisten der Pharma Industrie beherrscht werden und machtlos unterlegen sind. Sie haben nicht den Mut, da ein-mal aufzuräumen und gehen den einfacheren Weg: laufende Erhöhung der Beiträge der Versicherten. Ein besonderes Beispiel dieser Spezies ist eine ehemalige

Gesund-heitsministerin, die jetzt hochdotiert bei der Pharma Industrie tätig ist – kaum zu glauben, aber wahr. Gesundheitsminister kann übrigens jeder werden (auch wenn er von Gesundheit so viel versteht wie die Kuh vom Sonntag), wenn er sich in seiner Partei verdient gemacht hat und auch mal berücksichtigt werden muß. Dieses Vor-gehen und der Postenschacher ist ja nichts Neues und gerade beim letzten Regie-rungswechsel wieder sichtbar geworden, wo ein Parteivorsitzender (hier steht die Freiheitsstatue Deutschland, mich kann keiner) mit Versprechungen sein Ziel er-reicht hat und von Gutgläubigen gewählt wurde, die das jetzt bereuen –

von 16 % ist seine Partei nun auf 3 % abgestürzt. Seine Günstlinge, die er plaziert hat, haben wir jetzt am Hals, er selbst mußte das Handtuch werfen, blieb Außenminister und gon-delt mit Gefolge in der Welt herum. Manchmal zeigt er im Fernsehen, daß er noch da ist. Der Gesundheitsminister ist ein Krankheitsminister und die Pharma Industrie reibt sich die Hände. Zur Zeit rührt sie auffallend überall und oft die Werbetrom-mel, um die Apotheker zu stützen, und bietet ihre Produkte an in der „Apotheken Umschau“ (Lesen, was gesund macht), die alle 14 Tage neu erscheint und von der Pharma Industrie auch finanziert wird – kleingedruckt ist

fälschlicherweise angege-ben „Bezahlt von Ihrer Apotheke“. Warum die angebotenen Mittel so teuer sind, bekam ich zufällig bestätigt. Mir wurde ein Medikament verschrieben, hergestellt in Polen, eine Seite der Packung mit deutschem Text überklebt. Neugierig wie ich bin, entdeckte ich den überklebten Preis: 1,97 Euro – da hat der Hersteller ja auch schon etwas verdient. Auf meine Preisnachfrage (ohne Angabe des Grundes) in der Apo-theke, wurde mir ein sechsmal höherer Verkaufspreis genannt. Viele Ärzte warnen schon und raten, weniger Medizin ist gesünder. Gesund wird nur die Pharma In-dustrie und der Apotheker.

60.000 Medikamente gibt es in Deutschland, ein Viertel ausgesuchte Heilmittel wür-den reichen. Wie man mit kranken Menschen Geschäfte macht, zeigt die Sendung im ZDF am 20.8.13: Der Deutschlandtest – Wie gut ist unser Gesundheitssystem? Eine Doku-mentation. Mit Kranken darf man keine Geschäfte machen, denen muß geholfen wer-den, ganz gleich, was es kostet. Die Einteilung im private und Kassenpatienten ist ungerecht, da darf niemand bevorzugt werden, ob reich oder arm. Auch hier sind künftige Gesundheitsminister gefordert, die auch Kumpaneien beseitigen müssen und die

Frage beantworten, warum wir bei Operationen Weltmeister sind! Zu Krankenbesuchen war ich in den letzten Jahren schon öfter in Krankenhäusern und habe mir geschworen: Mich bringt niemand in ein Krankenhaus oder in ein Pflegeheim. Auch lasse ich keine lebensverlängernde Behandlung an mir vorneh-men, das habe ich in meinem Testament festgeschrieben. Unsere Wohlstandsgesellschaft mit ihren reichhaltigen Angeboten verleitet ja gera-dezu und liefert die Gründe mit, daß Menschen ihre Gesundheit schädigen. Genau-so wie bekannt ist, daß unmäßiger Genuß von Tabak und

Alkohol Leben verkürzen kann. Der Staat und die Politiker sehen aber keinen Handlungsbedarf, denn so wird das Steuersäckel gefüllt, dafür sorgen auch Lobbyisten der Hersteller. Man begnügt sich mit dem verlogenen Argument, jeder muß selber wissen, was er tut, obwohl auch Kinder und Jugendliche freien Zutritt haben, und droht mit dem Verlust von Arbeitsplätzen und erschrecken Politiker mit diesem Argument. Abschließen möchte ich das Thema Krankheiten mit der Erinnerung an meine Mut-ter, von der ich nie erlebt habe, daß sie mal im Bett gelegen ist und gejammert hat. Sie war nie beim

Arzt und nahm auch keine Medikamente, denn die gab es damals auch gar nicht. In den Apotheken standen im Regal Gläser mit Heilkräutern, die dann bei Bedarf gemixt wurden. Wenn man einer von uns geklagt hat, war ihre Antwort: Das ist von selbst gekommen und vergeht auch wieder von selbst. Das hat funktioniert. Ein Beweis (auch wissenschaftlich bestätigt), daß jeder Mensch bei der Geburt eine eigene Hausapotheke mitgeliefert bekommen. Diese Apotheke benütze ich heute noch oft, so erspare ich mir das Wartezimmer beim Arzt. Ist hilfreich! Sie war eine gute Köchin und ihre

Obstkuchen, die sie samstags zubereitete und auf Blechen zum Bäcker nebenan brachte, damit er sie in seinen großen Ofen schob, vermisse ich heute noch. Ihre Redensarten waren: Da kann man aus der Haut fahren! Das geht mir an die Nieren. Das schadet meiner Leber. Da bleibt mir das Herz stehen. Das macht mich krank – und prallte so von ihr ab. Ein Beweis, daß die meisten Krankheiten von au-ßen kommen und dem Körper schaden durch Ärger und Sorgen. Auch mit der Politik konnte sie nichts anfangen. Ihre Meinung war, Geld regiert die Welt, in die Politik gehen nur Leute, die weder Stolz noch Charakter

haben und da sticht immer der Ober den Unter. Mit der Religion und dem Glauben hatte sie auch nichts am Hut, sie glaubte nur, daß ein Pfund Rindfleisch eine gute Suppe gibt. Sie war die Tochter einer alten Winzerfamilie aus Deidesheim und wurde 84 Jahre alt. Zur Nachahmung empfohlen! Wenn sie mal rausschauen könnte, würde sie nur den Kopf schütteln, jetzt muß ich es für sie tun. Aber das war gestern! Heute haben wir eine Lebensmittelindustrie mit Supermärk-ten, Großmarkthallen, eine Pharma- und Werbeindustrie, die verführt, und da ist jeder für seine Gesundheit selbst verantwortlich. Auch

da hatte ich Glück, bin seit meinem 30. Lebensjahr regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung gegangen, habe ärzt-liche Hilfe und Ratschläge in Anspruch genommen, bin wachsamer geworden. Seit über 50 Jahren gehe ich regelmäßig in die Sauna, mache Wassergymnastik, bewege mich viel an frischer Luft, neben meinem Bett steht ein Heimtrainer, auf dem radle ich täglich noch im Schlafanzug mindestens 5 km runter. Auch meine Kuren, u.a. 2 x eine Aslan Kur in Rumänien und 2 x in Sri Lanka eine Ajuveda-Kur, habe ich genos-sen. Nicht zu vergessen: Die erste Ajuveda-Kur in Sri Lanka-Beruwela im Prinzess-Hotel hat mein Sohn mir zu

meinem 80. Geburtstag geschenkt. (Wo gibt es das heute noch?) Man kann ja den biologischen Abbau und das Älterwerden nicht verhindern, aber positiv beeinflussen und diesen Prozeß verlangsamen und erträglicher machen. Dazu gehört natürlich eine Portion Disziplin. Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden. Manche Menschen – man sieht es ihnen auch an – machen Selbstmord mit Messer und Gabel, andere sind Kettenraucher oder dem Alkoholiker verfallen, sie alle brau-chen dies als Ersatzbefriedigung. Wen wundert’s, wenn der Körper sich meldet. Es gibt ja

heute für alles Medikamente und ab einem bestimmten Alter kommt man auch ohne gar nicht aus. Die meisten haben eine Langzeitwirkung und wenn man mit 70 damit anfängt, kann man nicht viel erwarten, wenn es schon überall brennt. Es gibt auch viele Volkskrankheiten, von denen jeder überfallen werden kann. Eine Betroffene hat mir einmal gesagt, jeder der geboren wird, hat eine doppelte Staats-bürgerschaft: im Reich der Gesunden und im Reich der Kranken. Es gibt viele trau-rige Schicksale, die Menschen überfallen. Auch da kann ich mich glücklich schätzen und bin rundum ein zufriedener Mensch.

Ein unheilbar Kranker hat einmal seiner ganzen Wut in einem Artikel im „Stern“ (Nr. 33/2012) freien Lauf gelassen und seine seelische Not wie folgt zum Ausdruck gebracht: „Abgesehen davon, dass mir fast jeden Tag und unvermittelt mehrfach die Tränen kommen, sobald mir bewusst wird, dass ich nicht mehr lange leben werde können, geht es mir gut. Ab-gesehen davon, dass ich zwar versuche, halbwegs positiv zu denken und mein Leben als bil-dender Künstler so normal wie möglich zu leben, es aber nicht kann wegen der Anfälle, der Chemotherapien, der wöchentlichen

Blutbildkontrollen und Psychotherapien, des andauernden Papierkriegs um Leistungen, die mir eigentlich zustehen, der ständigen Amtsnachfragen, ob ich denn noch krank bin, des Nicht-Glaubens, dass ich eine lebensbedrohende Krankheit zu ertragen habe, geht es mir gut. Es geht mir gut. Ja, es geht mir gut. Doch ich habe Angst um mein Leben. Wir sind bloß noch Nummern und Fälle. Ein Sozialsystem sieht anders aus, meine Herr-schaften! Ich würde mir mal wünschen, dass mein Sachbearbeiter nur für ein Jahr schwerbe-hindert ist, damit er selber mal erleben kann, wie er die Menschen gängelt, die zu ihm kommen

und um Hilfe bitten. Ich würde es ihm wünschen, dass er mal all das mitmachen muss, was ich bisher erleben durfte. Dann würde ich ihm gerne dabei zusehen, um mich an seinem Elend zu weiden. Das wäre ein köstlich-grausames Amüsement für mich. Aber als Mensch mit würde darf ich das ja nicht verlangen. Da würde ich mich ja auf seine Stufe stellen. Ich frage euch, ihr Bürokraten-Heinis, nur eins: Der Krebs zerfrisst mein Hirn, und ihr wollt mir was von Zeitökonomie erzählen? Meine Zeit ist unbezahlbar. Wenn ihr die eure in euren Ämtern am Schreibtisch verpennen wollt, ist das eure Sache, aber lasst mich damit in

Ruhe. Ich würde ganz gern die mir noch verbleibende Zeit in Würde verleben, ohne mich dauernd gängeln lassen zu müssen. Jedes Formular muss dreimal ausgeführt werden, nochmals ge-gengezeichnet, geprüft und beglaubigt werden, damit belegt ist, was bekannt ist: Ich habe Krebs. Tödlich verlaufenden Krebs, wie ihr wisst. Aber ihr schickt mich von Pontius zu Pila-tus, ihr spielt auf Zeit, verzögert, wo es nur geht, schickt die Befunde, von denen mein Leben abhängt, von Landshut nach München, dann nach Augsburg und Hannover und prüft und prüft. Meine Uhr läuft ab. Ihr hofft wohl, dass ich wegsterbe – bevor ich Avastin bekomme,

das wohl letzte Mittel für mich! Der kranke Mensch muss um Therapien kämpfen, aber die Hypo Real Estate kann zehn Milliarden verpulvern – für nichts. Aber ich soll nicht ein Jahr weiterleben dürfen, weil es Geld kostet?“ Ein Einzelfall? NEIN! Darum mußte jetzt auch das mal raus. In Holland ist die Sterbehilfe, unter bestimmten Voraussetzungen leicht gemacht, erlaubt. Bei uns geht das nicht mit den christlichen Parteien, weil man mit nicht mehr Le-benwollenden, die qualvoll leiden, noch Kasse machen kann. Dafür sorgen die die Politik beeinflussenden Lobbyisten. Von diesen gibt es über 50

000 in Berlin in allen Ministerien.

Was mich bewegt, viele Fragen nach dem Warum und meine ganz persönliche Meinung und Kritik

Der 2. Weltkrieg teilt für mich die Welt in ein Gestern und ein Heute, in dem sich die Welt in Europa so rasant veränderte, wie in keinem Jahrhundert zuvor. Mit dem technischen Fortschritt und der wachsenden Mobilität haben die Menschen und auch die Politik sich verändert. Ich bin kein Politikwissenschaftler, kein Wirt-schaftsfachmann, kein Philosoph und kein Moralapostel, sondern ein

Bürger dieser Gesellschaft, ein aufmerksamer Beobachter, der neugierig ist und sich mit Hilfe von Literatur, Nachrichten, politischen Sendungen und Magazinen, auch aus den Erfah-rungen von über 90 Lebensjahren eine eigene Meinung gebildet, Menschenkenntnis erworben und seine eigene Burg gebaut hat. Wenn ich mich in der Stadt bewege, in U- oder S-Bahn fahre, sehe ich nur junge Leute, die so ein Spielgerät in der Hand haben oder über Ohrstöpsel Musik hören, selten wird noch eine Zeitung oder ein Buch gelesen, die kommen überhaupt nicht mehr dazu, einmal über sich nachzudenken.

Zeitungssterben Die deutschen Tageszeitungen verlieren rasant an Auflagen, besonders in den Groß-städten. Da auch Anzeigenerlöse einbrechen, sind viele Blätter durch das Netz be-droht, durch Google, Facebook, Twitter und das Internet, konstatierte Cordt Schnib-ben im „Spiegel“ 32/2013. Heute hat ja fast jeder so ein Spielgerät, mit dem man auch telefonieren und fotogra-fieren kann, und spielt bei jeder Gelegenheit, wo er geht und steht. Wer kommt da noch zum Lesen und orientiert sich, was um ihn politisch geschieht? Nur der Denkende erlebt sein Leben, an Gedankenlosen zieht es

vorbei. Das ist natürlich auch für unsere Politiker ein gefundenes Fressen und bietet Mög-lichkeiten zur leichten Beeinflussung. Statt auch einmal auf die Barrikaden zu ge-hen, wenn ihnen dieser Staat zu sehr auf die Pelle rückt, sie von den Behörden ge-piesackt werden oder in Kaufhäusern und Geschäften zu hohe Preise verlangt wer-den, rühren sich viel zu Wenige und die Genannten haben freie Hand. Vor ein paar Tagen kaufte ich mir in der Fischabteilung im Kaufhaus eine Makrele und sollte 5,30 Euro bezahlen (das sind umgerechnet über 10 DM). Ich verzichtete und kaufte mir dann eine Makrele im Supermarkt für

2,40 Euro. Gestern gab es den Bäckerladen, der eine Brotfabrik wurde, den Metzgerladen, aus dem eine Wurst- und Fleischfabrik entstand, der Tante Emma-Laden ist heute ein Supermarkt, der Marktschreier und Propagandist hat sich zur Werbeagentur entwi-ckelt. Der Drogist, bei dem in seiner Apotheke die Kräutergläser in den Regalen standen mit deren Inhalt er in seinem Mörser für die Beschwerden der Kunden eine Arznei mischte, wurde von der Pharmaindustrie vereinnahmt. Und so geht es immer weiter: Aus dem Schneiderhandwerk ging die Bekleidungsindustrie hervor, der mit

seinem Hut für seine Darbietung Geld sammelnde Straßensänger ist heute ein gefeierter Star geworden, der hohe Gagen bezieht. Fußball war mal ein Proleten-sport und Proleten erkannte man an ihren Tätowierungen, wenn heute einer ein Tor trifft, ist er schon Millionär, und wenn jemand den Bruchteil einer Sekunde schneller ist, landet er schon vorne und hat für sein weiteres Leben ausgesorgt. Hier stehen sich Gestern und Heute krass gegenüber. Aus einer Vielzahl der Hausärzte sind Spezialisten geworden wie auch aus Krankenhäusern Spezialkliniken. Der Rechts-anwalt ist nun in einem Anwaltsbüro anzutreffen, in dem es für

jedes Delikt und Vorkommen einen Fachkundigen gibt. Das Gesundheitsministerium hat zur ge-sundheitlichen Versorgung der Bevölkerung eine Gesundheitsreform ins Leben ge-rufen, mit der sich ein Gesundheitsminister seit Jahren befaßt. Das Steuersystem ist so kompliziert und unverständlich, so daß man einen Steuerberater beschäftigen muß, der sich auf dem Gebiet auskennt und mehrere Leute in seiner Kanzlei be-schäftigt. Auch für den Bauern und seine Landwirtschaft gibt es heute ein Agrarmi-nisterium. Vom Tante Emma-Laden zum Supermarkt zur

Lebensmittelindustrie Im „Spiegel“ Nr. 31 vom 29.7.2013 Eine Reportage über unser Essen vom Fließband. billig. schnell. industriell. Die Lebensmittelproduktion ist zu einem globalisierten, hochindustrialisierten Wirtschaftszweig geworden. Er bietet kostenoptimierte Ware an, die nur noch entfernt an Essen erinnert. Die Verbraucher ahnen nichts. Das Grundvertrauen in der Branche sei „erodiert“, meldete vor kurzem das Werbeblatt „Horizont“, auch weil „viele Jahre eine Kultur des Schweigens gepflegt wird“. Tatsächlich taten die Hersteller jahrelang alles dafür, sich vor dem Konsumenten zu verstecken. Die

Lebensmittelkontrolle hinkt hinterher, weil das Geld fehlt. Artikelüberschriften: Zutaten aus aller Welt. Mangelnde Transparenz, Lamento der Industrie, eine Bilanz des Ekels, der schizophrene Konsument. Die Markenmächte, die Milliarden Umsatz machen, sind auf Seite 38 benannt. Es gibt keine Stelle, die die Produkte kontrolliert, die auf den Tisch kommen. Es gibt kein Frühwarnsystem für schlechte Waren, keine Information der Produzenten und Händler. Es gibt keine Überwachungsbehörde, die bundesweit

agiert. Lebensmittelskandale sind vorprogrammiert, trotz verantwortlicher Ministerin mit über 1.000 Mitarbeitern im Ministerium. Hier müßte mal aufgedeckt werden, wie weit da die Lobbyisten eingedrungen sind. Wenn man das gelesen hat, was da beschrieben wird, vergeht einem der Appetit. Aus aller Welt sind tage- und nächtelang Transportflugzeuge, Containerschiffe und LKW-Kolonnen auf den Autobahnen zu den Herstellern mit Zusatzstoffen, techni-schen Hilfsstoffen, Enzymen, Füllstoffen, Aromen und Verdickungsmitteln unter-wegs. Dann wieder LKW von Ost

nach West, von Nord nach Süd und umgekehrt zu den Supermärkten für den Verbraucher unterwegs und verpesten nicht nur die Luft, sondern verursachen auch Unfälle, wo man dann erfährt, was da geladen war. Wen wundert’s da, wenn – unwissend, was da alles zusammengemischt wird – Al-lergien und organische Krankheiten entstehen. Beim Hautarzt hört man dann: „Denken Sie man nach, was Sie mein Essen nicht vertragen.“ Auch andere Organ-schädigungen (Diabetes oder Leber- und Nierenschädigungen) können verursacht werden, dazu wird geschwiegen und beschwichtigt. Die gleiche Pharma-Chemische Industrie

bietet dann entsprechende Arzneimittel an, füllt damit ganze Regale in den Apotheken und verdient auch hier wieder Milliarden. In der Nähe meiner Wohnung gibt es 5 Apotheken mit 3-5 Verkäuferinnen. Was machen unsere Politiker, die alle mal einen Amtseid geschworen haben, Scha-den vom Volk (den Bürgern) abzuhalten? Die sind – wie auf allen Gebieten – von den Lobbyisten, die sich die Firmen viel kosten lassen, unterwandert. Lesen Sie mal beim Einkauf, was auf den Verpackungen alles steht! Für die Pharma-Industrie sind die Menschen Versuchskaninchen. Wie schon erwähnt:

Lebensmit-telskandale sind vorprogrammiert. Guten Appetit! – – – – – – – – – Aus ein oder zwei Tageszeitungen und Illustrierten entstanden Presse- und Ver-lagshäuser. Deren Publikationen bringen Berichte mit großen, oft sensationell auf-gemachten Schlagzeilen zum Tagesgeschehen, und die Boulevardblätter, die wie Pilze aus dem Boden schießen, berichten über sämtliche Geschehnisse in allen Kö-nigshäusern und bei Prominenten von der Geburt bis zum Tod. Auch die Boule-vardpresse bedient sich meist auf ihren Wahrheitsgehalt ungeprüfter

Schlagzeilen, um Neugierde zu wecken und hohe Umsätze zu erreichen. Apropos Schlagzeilen: Ich erinnere mich noch, wie die Bildzeitung aufkam, für 10 Pfennig verkauft wurde und die Schlagzeile trug „Romy Schneider ist noch Jungfrau“. Der Verkaufserfolg war groß – auf Seite 2 kam dann die Auflösung: Wenn sie einen Tag später geboren worden wäre, würde sie Waage sein. Mit dieser Methode macht die Klatsch- und Tratschpresse immer noch Kasse und füllt ganze Regalwände! Wenn Papier sich wehren könnte, wenn’s gedruckt wird, gäbe es diese Blätter überhaupt nicht. Es gibt auch keine Vorbilder mehr, die

von ihren Mitmenschen nur das verlangen, was sie selbst zu tun imstande sind. So wurden aus großen Bankräubern viele kleine Bankräuber, aus großen Betrügern viele kleine Betrüger, aus großen Schuldenmachern viele kleine Schuldenmacher, aus großen Lügnern wurden viele kleine Lügner, weil sich jeder sagt, was die kön-nen, kann ich auch. Mit dem Unterschied, wenn man die Kleinen erwischt, sind Po-lizei, Anwälte, Gutachter und Gerichte, die sie bestrafen, zur Stelle. Die Großen kommen ungeschoren davon, man erwischt sie nicht, weil sie bekannt sind, Anwälte finanzieren und gleichgesinnte

Freunde haben, die sie schützen. Die Kassiererin aber, die ein Flaschenpfand unterschlägt, wird entlassen und bestraft. Das ist auch ein Teil der Politikverdrossenheit, wenn Menschen den Herrschenden ausgeliefert sind. Genauso wie die Politiker hinlangen und dem Bürger in die Tasche greifen, machen es auch Geschäftsleute, die stillschweigend ihre Waren verteuern. Noch eine Veränderung gegenüber meiner Zeit. Gestern war ich in drei Firmen tätig, alles Familienbetriebe, und hätte bis zu meinem 65. Lebensjahr in jeder dieser Firmen mein sicheres Einkommen gehabt, wenn ich nicht nach fünf und zehn Jahren gekündigt hätte,

weil ich mich weiterbilden wollte. Was diese Firmen für ihre Mit-arbeiter aufgewendet haben, muß ich jetzt noch festhalten. Jedes Jahr standen Busse bereit zu einem ganztägigen Betriebsausflug, an dem auch die Chefs mit ihrer Fami-lie teilnahmen, es gab Weihnachts- und Faschingsfeiern, Weihnachtsgeld und Einla-dungen zum Oktoberfest, Urlaub- und Krankengeld, auch Sterbegeld, sowie jedes Jahr Gehaltserhöhungen und Zulagen bei besonderen Tätigkeiten. – – – – – – – – – Nun haben sich in der Wirtschaft Konzerne breit gemacht. Nachdem die Verwal-tungen immer größer und mehr

wurden, die Paragraphenreiter und Schreibtischtä-ter mit politischem Einfluß sich eingeschlichen haben, war es vorbei mit der Herr-lichkeit, als der Fabrikant auch den Preis seiner Ware bestimmt hat. Von da an hat-ten die Kaufhäuser und Supermärkte, um nur einige zu nennen, das Sagen und leg-ten die Preise fest. Da hieß es „Vogel friß oder stirb“ und viele sind gestorben, weil die Manager sich überdimensionierte Gehälter bezahlten. Auf der anderen Seite werden Teilzeitarbeitern und Arbeitern zum Teil Löhne zugemutet, bei denen der Staat aufbessern muß, damit die Menschen existieren können. Oben haben wir die

meisten Millionäre in Europa, die in den letzten Jahren um ein paar Tausend mehr geworden sind, und unten Menschen, die mit ihrem erarbeiteten Einkommen nicht über die Runden kommen. Das gibt noch ein böses Erwachsen, wenn diese Beschäf-tigten einmal in Rente gehen. Unsere Politiker, die in der Regel ihr Schäfchen im Trockenen haben, sind hilflos gegen die mächtige Wirtschaft mit ihren Lobbyisten, denen sie auch teilweise den Weg geebnet haben bzw. deren Interessenvertreter in den Parteien sitzen. Nach dem Motto, wie es mal einer ausgesprochen hat: „Was schert es eine Eiche, wenn sich die Sau dran

schrubbt.“ Auch hier vorab meine persönliche Meinung: Wir Deutsche neigen dazu, alles zu übertreiben. Das war bei Hitler und den Nazis so und auch bei in der DDR Lebenden und jetzt ist es so im Politikwettbewerb und im Sport. Auch heute in der Demokratie und in Zeiten der Globalisierung ist es nicht anders. Am Anfang nach dem Krieg lief es ein paar Jahre befreiend gut, auch ich bekam noch ein Stück davon mit, wie vernehmbar. Jetzt stelle ich fest, daß wir überall zu viel haben, zu viel Dankbarkeits- und Gefälligkeits-Politiker, die sich in einer

Parteibuch-Bürokratie breitgemacht haben, und zu viel über die Köpfe des Volkes von oben diktiert und regiert wird. Wie sagte einmal Winston Churchill zur Demokratie: „Sie ist nicht die beste Staatsform, aber wir haben keine andere.“ Ich bin für mehr Volksbefragung bei wichtigen Gesetzen und Entscheidungen. Da ja keine Partei eine echte Mehrheit hat, sondern nur eine gewählte, zieht man den Wähler bei Wahlverdummungsveranstaltungen über den Tisch mit Versprechun-gen, die dann meist nicht eingehalten werden können. Die Nichtwähler, die ja auch ihre Gründe haben, werden nicht

berücksichtigt, und so wird oft über eine Wahl ge-gen die Volksmehrheit entschieden. Mit einer Volksbefragung kämen dann echte Volksvertreter in eine Regierung. Aber das fürchten unsere Politiker wie der Teufel das Weihwasser. Ein Politiker, der die Wahrheit sagt, wird nicht gewählt, schon gar nicht von seinen Genossen aufgestellt. Überall, wo Politiker ihre Finger im Spiel haben, wird bekanntlich immer alles teu-rer, das beweisen viele Beispiele: Stuttgart 21, die Elbphilharmonie oder der Berliner Flughafen. Schlagen Sie mal die Zeitungen auf! Es ist erschreckend, was da ans Licht kommt – meistens zu spät.

Ich habe noch nie erlebt, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden, wohl weil ihre Zahl zu groß ist. In vielen Fällen wird dann ein Untersuchungsausschuß einberufen – der wiederum Posten besetzt und Geld kostet – und im Endeffekt kommt nichts dabei heraus! Ich habe auch noch Zeiten erlebt, da war der Staat für seine Bürger da, diese Zeiten kommen nicht wieder, denn jetzt sind die Bürger für den Staat da. Die Parteien sa-gen dann, wir wurden ja gewählt. Aber wie sie vor der Wahl tricksen, Versprechen geben und die Menschen manipulieren, sich auf der Straße als Gutmenschen zeigen, Rosen

verteilen – all das sind doch nur Mittel, um ihre Stellung zu halten. Auf dem Land bittet der Pfarrer in Bayern den lieben Gott um Hilfe und lobt von der Kanzel herab die Christlichen, schickt seine Schäflein zur Wahlurne, was wieder Stimmen für die CSU bringt – das ist doch eine Menschenfängerei! Den jetzigen Zustand, daß nun die Lasten dem ganzen Volk aufgebrummt werden, haben meiner Meinung nach auch unsere Politiker mit zu verantworten, weil sie oft aus eigenem Interesse zuviel Interessenvertretern und Lobbyisten der 3 %-Macht nicht rechtzeitig das Handwerk gelegt und

Türen geschlossen haben, sondern sich mit großzügigen Geldspenden haben einwickeln lassen. Sie sind überall drin in den Vorständen mit ihrer Stimme und reisen in der ganzen Welt herum, sind aber für vieles blind und lassen sich blenden. Wie kommt es, daß sich auf einmal ganze Völ-ker so verschulden, Banken pleite gehen und jetzt mit schwindelerregenden Milliar-densummen aus dem Schlamassel, das sie selbst verursacht haben, rausgezogen werden müssen und unsere gemeinsame Währung in Gefahr bringen. Es wurden zu viele zu schnell beteiligt und auch bei uns läuft aus den oben angegebenen Gründen so manches schief. Wir haben

zu viele Weichmacher und gegen ihre Überzeugung Handelnde, die zu oft Ja und Amen sagen und sich breitschlagen lassen. Ältere er-fahrene und angesehene Politiker hat man ausgemustert und Pantoffelhelden das Feld überlassen, die sich in Fraktionszwang einbinden lassen. Wie kann so ein kleines Land wie Zypern, das noch nicht einmal so viele Einwohner hat wie Köln, eine ganze Währungsunion ins Wanken bringen. Haben die Mächti-gen, die jetzt alle nächtelang bis in die frühen Morgenstunden eine Lösung suchen, geschlafen?! Übrigens, immer wenn etwas schief läuft, tagen sie nächtelang,

statt sich mal am Tage darum zu kümmen, dass es nicht so weit kommt und das Volk vor Schaden zu bewahren. Statt sich vor Scham in ein Mauseloch zu verkriechen, stehen sie auch noch lächelnd da und lassen sich fotografieren. Wo sind wir eigentlich gelandet? In einem Debat-tier-Club? Als Zeitzeuge mit über 90 Lebensjahren habe ich mir mit den gewonnenen Erkennt-nissen meine eigene Lebensphilosophie zurecht gebastelt, meine eigene Meinung gebildet, mit der ich gut über die Runden gekommen bin, so daß ich mich wohlfühle in meiner Haut, da ich immer für mich die wichtigste Person geblieben bin. Zu

diesem Thema erschienen sind Bestseller von Josef Kirchner „Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner“ und „Die Kunst ein Egoist zu sein“ und jetzt das für mich interessante Buch von Richard David Precht (den ich sehr schätze) „Die Kunst, kein Egoist zu sein. Warum wir alle gut sein wollen und was uns davon abhält“. Ich liege und sehe mich in der Mitte mit meinem erfüllten Leben, das mir alles, was es gibt, geboten hat und ich mir auch geleistet habe. Auch bin ich nicht fremdbestimmt von Staat und Kirche, obwohl ich mittendrin war und bin und ungemütlich werde, wenn mir beide zu nahe kommen. Ich finde, gestern war das Leben

beschaulicher, aber auch langsamer. Heute ist alles schnelllebiger und komplizierter geworden, es wird geplant, verplant durch Medi-enelektronik und Bürokratieschwemme, man ist überall, wo man geht und steht, erreichbar, der immer mehr ausufernde Machtegoismus und Eigennutz herrscht vor Gemeinnutz. Den meisten Menschen bleibt keine Zeit, nachzudenken über ihr eige-nes Leben und was einmal daraus werden soll und wird. Ich weiß, „früher war auch nicht alles besser“, aber es war anders. Heute, durch die vielen Interessenverbände, die sich gebildet haben, und deren Vertreter

kann man jeden Vorschlag zerreden. Sie melden sich auch sofort, wenn etwas ihren Interessen zuwider läuft, und die Politiker geben dann klein bei, weil es da auch wieder um Wählerstimmen geht. Man stellt immer wieder fest, es ist ein Teufelskreis, der auch beweist, dass die größte sportliche Leistung ist, über seinen eigenen Schatten zu springen, und das tut eben keiner, um seinen angenehmen Posten nicht zu verlieren. Ich habe auch mitbekommen, wie sich die FDP als Partei installiert hat. Es war in den 60er Jahren, da tauchte ein Herr Dehler turnusmäßig bei den Chefs der Firma auf, in der ich tätig war, und jeder wußte, der war wieder da zum

Abkassieren. Von da an war mir klar, durch welche Interessenten sich diese Partei finanziert und ge-wählt wird. Das sind nach heutiger Hochrechnung nur 3-4 %, aber da sie vor der Wahl laut und großspurig mit Versprechungen geblufft haben, sind sie auf 16 % ge-kommen. Das ist nur ein Beispiel, wie sich viele Menschen gutgläubig ausnützen und verführen lassen, jetzt enttäuscht abgesprungen sind. Alles war nur Wahlpro-paganda, um auf Kosten der Steuerzahler ihren Posten zu halten oder einen zu er-gattern. Ich nenne so etwas Volksverdummung, auf die leider viele reinfallen. In der Münchner „Abendzeitung“ erschien mal ein Artikel

zur FDP mit der Überschrift „Mediengeile Selbstdarsteller“. Leider sind viele Menschen obrigkeitshörig, was die Behörden auch ausnützen. – – – – – – – – – Nach dem Krieg lagen die Städte in Trümmern. Die Industrieanlagen waren zerstört, viele Männer waren gefallen, und so wurden die Frauen zu Trümmerfrauen. Deutschland war in vier Zonen eingeteilt und besetzt. Es war eine Auferstehung und wir hatten auch gestandene, mutige, entschlossene und erfahrene Staatsmänner – Adenauer, Erhard, Brandt und Schmidt – , die ohne Rücksicht auf Parteizugehörig-keit selbstlos gehandelt

und die Menschen mitgenommen haben. Diese Zeit bleibt als Wirtschaftswunder geschichtlich in Erinnerung. Diesen Politikern haben wir zu verdanken, daß aus sich als Feinde bekämpfenden Nationen Freunde geworden sind und der Grundstein für ein geeintes Europa gelegt wurde. In den Aufbauzeiten gingen noch nahezu 90 % der Bevölkerung zur Wahl, heute sind es kaum über 50 %. Mit der heutigen Regierungsmannschaft und 16 Bundesländern wäre bis heute nicht erreicht, was damals in ein paar Jahren geschaffen wurde. Ich glaube auch nicht, daß die heutigen konsumverwöhnten, im Schlaraffenland

aufgewachsenen Menschen fähig und bereit wären, so anzupacken wie es in den Nachkriegsjahren geschehen ist und nötig war. Mit dem Aufbau begann auch der soziale Frieden, der dann gestört wurde durch die Aufstände der Studenten (die 68er), die den Mief in den Amtsstuben bekämpften und dies aus heutiger Sicht mit Erfolg. Eine Gruppe radikalisierte sich (Baader-Meinhof Gruppe), erschoss zur Durchsetzung ihrer Forderungen einen Verfassungs-schützer, Bankenbosse und den Arbeitgeberpräsidenten. Nach einer gescheiterten Flugzeugentführung begingen einige von ihnen im

Hochsicherheitstrakt im Gefäng-nis Stammheim Selbstmord. In dieser Zeit wurde auch mein Interesse an Politik und den Politikern geweckt, auch meine Neugier beflügelt, ich suchte zu vielen Fragen Antworten und das hat sich bis heute verstärkt, weil ich nicht mehr ahnungslos sein will, ein gebranntes Kind. Ich glaube, es war nach 1960 – da gab es noch den Kuppelparagraphen und die christliche Sittenlehre – als in der „Abendzeitung“ die Empörung einiger Zuschauer Schlagzeilen machte und sogar nach der Polizei gerufen wurde. Was war passiert? Am hellichten Tag hat Klaus Kinski, der extrovertierte

Schauspieler, in der Sonnen-straße seine Begleiterin geküßt! Dann kam der Aufklärer Oswalt Kolle mit seinen Büchern und Filmen und hat die sexuelle Freiheit eingeläutet, die die 68er schon praktiziert haben, und Beate Uhse lieferte dazu die Sexartikel in ihren Läden, von denen in jeder Stadt bald einer eröffnet wurde. Jetzt gibt es das Internet und Sexbör-sen, in den Tageszeitungen seitenlange Sexangebote mit obszönen Darstellungen und wie eine Schlagzeile verkündet, in der Stadt Stundenhotels für Pärchen. Auch hier wieder: Mit allem kann man heute ein Geschäfts machen, der Mensch wird zur Ware degradiert. Es regt sich keiner mehr

darüber auf, außer vielleicht noch ein paar ältere Herrschaften (wohl aus Neid, da sie was versäumt haben). Die „Abend-zeitung“ startet gerade eine Serie, wo sich Liebespaare unter freiem Himmel lieben können und beschreibt die entsprechenden Plätze. Da bin ich zu spät dran und aus-geschieden, aber wir haben auch ohne Tips Plätze gefunden. Der letzte Kommunar-de Rainer Langhans begegnet mir fast täglich, wenn er mit seinem alten Damenfahr-rad beim Einkaufen unterwegs ist oder an der Kasse hinter mir steht. – – – – – – – – – So viele Verwaltungsgebäude und Hochhäuser, in denen Beamte sitzen, gab

es noch nie. Wir bekommen ihr Dasein zu spüren. Sie beschäftigen zusätzlich Anwälte und Gutachter für ihre Entscheidungen, die damit ihr Brot verdienen. Die Bürger und besonders die Autofahrer sind heute die Melkkühe der Nation. Den Beamten fällt immer was ein. Jetzt haben wir eine Bettensteuer und eine Autobahnmaut im Blick-feld. Vor den Wahlen hat man sie zurückgepfiffen, nach den Wahlen – wie immer – wird das akut und kommt wieder auf die Tagesordnung. Da wurde eine Behörden-willkür herangezüchtet und Steuerverschwender, einiges davon wird wöchentlich im „Hammer der Woche“ gesendet und fast täglich in

politischen Sendungen ange-prangert. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs.

Versicherungen

Vor nicht langer Zeit hatte ich wegen meiner Betriebsrente direkt und indirekt mit diversen Versicherungen zu tun und wurde deshalb mit einer Ladung von Formula-ren bombardiert. Mein letzter Arbeitgeber hatte für mich eine Betriebsrente von mo-natlich 200,–– DM abgeschlossen, die mittlerweile auf 73,49 Euro gestutzt wurde. Diese Rente habe ich 30 Jahre lang erhalten. Die Firma wurde von neuen Eigentü-mern übernommen, der letzte von ihnen mußte Konkurs anmelden, weil sie über ihre Verhältnisse gelebt haben. Ich habe das zufällig erfahren, da die Zahlung

einge-stellt wurde mich gemeldet und damit den zuständigen Pensionssicherungsverein PSVaG in Bonn geweckt. Da wurde ich erst einmal mit Fragebogen-Formularen, Leistungsbescheid, Erläuterungen und Nachfragen konfrontiert. Als mir das zuviel wurde, schrieb ich einen dreiseitigen, nicht ganz höflichen Brief und bekam Post von der Allianz Versicherung aus Berlin. Von dieser kamen dieselben Nachfragen und Anforderungen mit einer Anlage zum Leistungsbescheid. Mit drei Seiten klein-gedruckten Versicherungsbedingungen erhielt ich dann 10 Monate Nachzahlung auf mein Konto überwiesen, jetzt läuft es

wieder. Zusätzlich bekam ich eine Aufstellung über 53 Versicherungen, die an der Zahlung meiner Betriebsrente prozentual betei-ligt sind – ich wußte bis dahin gar nicht, daß es soviel Versicherungen gibt. Der Aufwand für den lächerlichen Betrag kostete bei den in der Versicherungsbranche üblichen Gehältern schätzungsweise über 3.000,–– Euro ohne Portokosten. Das woll-te ich jetzt mal als Beispiel nennen, um das oben Aufgeführte zu bestätigen. Siehe dazu die nachfolgende Auflistung. All diese Versicherungen sind an meiner Betriebsrente

beteiligt!!!! Mitglieder und Quoten des Konsortiums für den PSVaG An dem Konsortium für den PSVaG sind nach dem Stand vom Januar 2009 folgende Le-bensversicherungsunternehmen beteiligt: Lebensversicherungsunternehmen Beteiligungsquote AachenMünchener Lebensversicherung AG 2,7 % Allianz Lebensversicherungs-AG 16,8 % ALTE LEIPZIGER Lebensversicherung A.G. 2,5

% ARAG Lebensversicherungs-AG 0,6 % ASPECTA Lebensversicherung AG 0,1 % ASSTEL Lebensversicherung AG 0,7 % AXA Lebensversicherung AG 5,2 % Barmenia Lebensversicherung a.G. 0,7 % Basler Lebens-Versicherungs-Gesellschaft, Dir. für Deutschland 0,7 % Bayerische Beamten Lebensversicherung a. G. 1,2 % Bayern-Versicherung Lebensversicherung AG 2,2

% CONDORDIA Lebensversicherungs-Aktiengesellschaft 0,1 % Condor Lebensversicherungs-AG 0,5 % Continentale Lebensversicherungs a.G. 0,4 % Cosmos Lebensversicherungs-Aktiengesellschaft 0,2 % DBV-Winterthur Lebensversicherung AG 2,9 % Delta Lloyd Lebensversicherung AG 2,0 % DEUTSCHER RING Lebensversicherungs-AG 2,0 % FAMILIENFÜRSORGE Lebensversicherung AG im Raum der

Kirchen 0,2 % Generali Lebensversicherung AG 9,5 % Gothaer Lebensversicherung AG 2,0 % Hamburg-Mannheimer Versicherungs-AG 5,4 % Hannoversche Lebensversicherung AG 0,7 % HanseMerkur Lebensversicherung AG 0,5 % HDI-Gerling Lebensversicherung AG 4,1 % HUK-Coburg-Lebensversicherung AG 0,1 % IDEAL Lebensversicherung a.G. 0,3

% Iduna Vereinte Lebensvers. AG f. Handwerk, Handel u. Gewerbe 3,9 % INTER Lebensversicherung AG 0,3 % Landeslebenshilfe V.V.a.G. 0,1 % Lebensversicherung von 1871 auf Gegenseitigkeit München 0,3 % LVM Lebensversicherungs-AG 0,1 % Mecklenburgische Lebensversicherungs-Aktiengesellschaft 0,1 % MÜNCHNER VEREIN Lebensversicherung a.G. 0,3 % neue leben Lebensversicherung AG 0,1 % NÜRNBERGER Lebensversicherung AG 3,1 % Öffentliche Lebensversicherung Berlin

Brandenburg 0,1 % Öffentliche Lebensversicherung Braunschweig 0,2 % Öffentliche Lebensversicherung Oldenburg 0,1 % Provinzial NordWest Lebensversicherung AG 1,2 % Provinzial Rheinland Lebensversicherung AG Die Vers. Der Sparkasse 1,4 % R+V Lebensversicherung AG 2,8 % Rheinland Lebensversicherung Aktiengesellschaft 0,2 % SAARLAND Lebensversicherung Ag 0,1 % Schweizerische Lebensvers. und Rentenanstalt 1,0

% Stuttgarter Lebensversicherung a.G. 0,7 % SV Sparkassen-Versicherung Lebensversicherung AG 2,0 % VGH Provinzial Lebensversicherung Hannover 0,6 % VICTORIA Lebensversicherung AG 4,8 % VOLKSWOHL-BUND Lebensversicherung a.G. 0,8 % Württembergische Lebensversicherung AG 5,0 % WWK Lebensversicherung a.G. 1,2 % Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung AG 5,2 % Geschäftsführender Versicherer des

Konsortiums für den PSVaG, der das Konsortium ge-richtlich und außergerichtlich vertritt, ist die Allianz Lebensversicherungs-AG, Stuttgart. Apropos Versicherungen, vor denen hat mich mein Vater schon gewarnt: „Laß’ dich nie mit denen ein, da wirst zu schnell vom Freund zum Feind.“ Er hatte Recht, wenn ich die Prozesse in der Presse und im Fernsehen verfolge, bei denen es um hohe Summen geht und die Versicherungen nachweislich zahlen müssen. Da wird ge-klagt und verzögert, wenn es ans Zahlen geht. Zu Kohl. Bei ihm ist ja unsere Kanzlerin, sein „Mädchen“, wie er sie

nannte, in die Lehre gegangen. Sie hat das Aussitzen von Problemen von ihm übernommen, sich bis zur Kanzlerin gemausert und ihn aufs Altenteil gesetzt. Jetzt hat sie eine junge Mannschaft und eine Koalition, an der sie sich festklammert. Ihr geht es auch nur um Machterhalt, fragt sich nur, wie lange sie das noch durchhält. In ihrer eigenen Partei wird sie jetzt schon kritisiert, von Kohl, ihrem Ziehvater, in die Zange ge-nommen und von dem ehemaligen Ministerpräsidenten Teufel verteufelt. Ich bin gespannt, wie sie sich da durchbeißt. In den letzten Jahren wurde sie von den Bank-pleiten überrascht, bei denen Spekulanten,

Hassadeure, Profitgeier, Kapitalisten, Zocker und auch Banken mit ihrer Geldgier die Macht übernommen hatten, weil sie von den Politikern nicht rechtzeitig mit entsprechenden Gesetzen und Maßnahmen an die Kandare genommen wurden, man dazu auch keine Zeit hatte, weil man we-gen der vielen Wahlen auf Stimmenfang war. So mußten die Banken mit Milliarden gestützt werden, um einen Zusammenbruch der gesamten Wirtschaft zu vermeiden. Wie sieht das Ablenkungsmanover unserer Politiker aus? Sie schieben die Schuld auf die Amerikaner, vertuschen, daß sie selbst einen Großteil

mitverschuldet haben. Ich dachte, unsere Landesbanken sind für die Belange der Wirtschaft und Industrie unseres Landes da. Was haben die im Ausland verloren? Politiker fast aller Parteien sitzen doch in den Aufsichtsräten und haben dafür kassiert. Auf was haben die auf-gepaßt? Im Gegensatz dazu wird in vielen Betrieben auf die Mitarbeiter aufgepaßt, sie werden überwacht und kontrolliert. Wer tut entscheidend etwas dagegen? Wehe, wenn ein normaler Bürger den Staat so schädigen würde, wie die Politiker es ge-duldet und mitgewirkt haben, der würde angeprangiert und für sein ganzen Leben ruiniert werden. Was passiert mit den Leuten, die uns

diese Suppe eingebrockt haben? Sie verteilen die Löffel unters Volk, in diesem Fall an die Unschuldigen. Wo bleibt der Aufschrei unserer Justiz? Warum werden diese Leute, die ja bekannt sind, für ihr Tun (es ab-streiten können und die Unschuld vom Lande spielen) nicht auch bestraft und mit ihrem Vermögen haftbar gemacht? Warum sitzen noch viele von ihnen auf ihrem Posten und treiben – auch in der Politik – ihr Unwesen weiter? Die bayerischen Landesbänker haben sich von den Österreichern über den Tisch ziehen lassen. Ob-wohl die Schuldigen bekannt sind, ist bis heute nichts passiert, weil jeder sich win-det und

herausredet nach dem Motto „Wenn du mir an den Kragen gehst, weiß ich auch was von dir“. Das ist bayerische Spezlwirtschaft, deren Früchte in den langen Jahren der CSU-Regierung gereift sind. Beim Stoiber haben sie alle die Faust in der Tasche gemacht, da mußte eine Landrätin aus der Oberpfalz erscheinen, die mutiger war als die Genossen. Und was haben die gemacht? Hans-Ulrich Jörges, Journalist des „Stern“, hat es in seinem „Zwischenruf“ in der Nr. 41/2007 treffend als Münchner Exorzismus beschrieben. Sie wurde brutal ausgetrie-ben aus dem bebenden Parteikörper der CSU. Um den Putsch gegen Stoiber, die Leugnung des

Herrn vergessen zu machen, zu dem die Jünger ohne ihren Mut den eigenen Mut nicht gefunden hätten. Ihr wurde der Verrat aufgeladen, sie mußte ihn mitnehmen auf ihrer Höllenfahrt. Sie, die Sünderin, mußte die Sünder reinwaschen bei diesem katholischen Ritual. Zitat Ende. Einer hat Stoiber noch verteidigt in Wildbad Kreuth, stellte sich zur Verfügung und verteidigte ihn nach allen Seiten, wenn er angegriffen wurde. Dieser Mann ist jetzt Verkehrsminister, weil er einmal dran ist, daß man ihn berücksichtigt. Den sehe ich im Fernsehen nur grinsend, denn er hört wahrscheinlich nie den täglichen

Ver-kehrsbericht, wo es bei Unfällen oft wie auf einem Schlachtfeld aussieht mit Toten und Verletzten. Im Jahre 2011 passierten in Deutschland 2,3 Millionen Verkehrsun-fälle mit etwa 4.000 Toten und 400.000 Verletzten. Auch die Verkehrsmeldungen mit Warnhinweisen auf Geisterfahrer, die man fast täglich im Radio hört, haben zuge-nommen. Täglich gibt es über 800 Staus auf deutschen Autobahnen, der geschätzte Schaden beläuft sich auf 37 Milliarden Euro im Jahr und Umweltschäden werden verursacht, die wir auch zu spüren bekommen, im ersten halben Jahr 2013 gab es 1.454 Verkehrstote. Das sind die Schattenseiten unserer

Mobilität. Dieser Verkehrs-minister hat in seiner kurzen Amtszeit als Minister mit seinem Mitarbeiterstab die meisten Auslandsreisen unternommen, jedoch für notwendige Straßensanierungen und verkehrsberuhigende Maßnahmen ist kein Geld vorhanden. Verantwortung gleich Null! Bei der CDU war das anders, da hat doch keiner geglaubt, daß sein Mädel aus dem Osten ohne Seilschaft einmal Bundeskanzlerin wird. Da haben viele auch die Faust in der Tasche gemacht und bildeten den Andenclub. Als sie das spitz kriegte, hat sie einen nach dem anderen entsorgt. Einer hatte Glück, er wurde im dritten Wahlgang

Bundespräsident. Er mußte jetzt zurücktreten, weil ihm unredliche Machenschaften täglich vorgeworfen wurden. Trotz seiner kurzen Amtszeit hat er alle ihm zu-stehenden Begünstigungen, die einmal festgelegt wurden, eingeschoben und so für sein Leben ausgesorgt, und jetzt verursacht er mit Gerichtsverhandlungen, Akten-bergen von Schriftverkehr und Beweismaterial noch Millionenausgaben an Steuer-geldern. Nun haben wir trotz Widerstand von Frau Merkel einen von den Bürgern geachteten glaubwürdigen parteiunabhängigen Bundespräsidenten, der diesem Amt wieder Würde und

Ansehen verleiht. Politik beginnt eigentlich schon in der kleinsten Zelle, in der Familie. Die steigt und fällt mit dem, der ihr vorsteht. In der Wirtschaft und jedem Unternehmen ist es ge-nauso und in einer Regierung ist es nicht anders. Ich habe gelernt, spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Eine Firma, die nicht wirtschaftet, macht pleite. In den Be-trieben, in denen ich tätig war, wurden Anschaffungen erst gemacht, wenn das Geld da war. Was macht der Staat? Die Politiker werden vereidigt, zum Wohle des Volkes zu handeln. Ich habe 8 Re-gierungswechsel erlebt und stelle

fest, das hat nur am Anfang funktioniert und ist jetzt aus dem Ruder gelaufen. Durch politische Machtspiele sind die Menschen auf der Strecke geblieben, weil nicht rechtzeitig gehandelt wurde, haben sie die Ereig-nisse überrollt. Erst wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist und Skandale an die Öffentlichkeit gekommen sind, werden die Politiker nervös, eilen von einem Gipfel-treffen zum anderen. Genauso läuft’s in der Lebensmittel- und Futtermittelindustrie sowie der Landwirtschaft. Vogel- und Schweinegrippe wurden nicht durch rechtzei-tige Kontrollmaßnahmen verhindert. Die zuständigen Minister traten erst dann im Fernsehen auf, wenn

zwingender Handlungsbedarf bestand, und mit „da müssen wir und werden wir was tun“ war es getan. Dabei hat jedes Ministerium Fachleute, Berater und einen Verwaltungsapparat zur Verfügung von ein paar hundert Beam-ten, die von unseren Steuergeldern bezahlt werden. Was sitzen da für Leute und wie kamen sie auf ihren Posten? Eine Leserzuschrift: Schandvoll, unverzeihlich und unverantwortlich wie mit den Tieren zu Lebzeiten und den unwürdigsten Umständen bei Transport und Schlachtung umgegangen wird. Auch eine Frau Aigner solle mal über ihren Rücktritt nachdenken, haltlos und

ebenfalls nicht nachvollziehbar, was diese von sich gibt. Haben denn unsere großen Tierlobbyisten nicht mehr Einfluss auf die offensichtlich „gekaufte“ Politik? Da haben wir eine Verbraucherschutzministerin, verantwortlich für die Futtermittel- und Lebensmittelindustrie, die trotz großer Behörde Katastrophen erst bemerkt und aufwacht, wenn sie sich ausgebreitet haben und von Journalisten oder den betroffe-nen geschädigten Bürgern öffentlich gemacht werden, bei Mißständen Veränderun-gen verspricht, aber nicht viel verwirklicht, weil sie von den Lobbyisten beherrscht wird.

Jetzt kommt die Dame (die auch Uli Hoeneß vorgeschlagen hat, für den Land-tag zu kandidieren) in die künftige Bayerische Regierung. Da ist sie besser aufgeho-ben bei Seehofer, der auch bei der letzten Regierungsbildung anstelle von Frau Christa Stewens als Fraktionschef Georg Schmid (weil er ihm angenehmer war) vor-geschlagen hat. Dieser Georg Schmid hat seine Frau über 20 Jahre lang mit über 5.000 Euro Gehalt ausstaffiert ... und jetzt ist Frau Stewens wieder Fraktionschefin. Professor von Armins Bilanz zu Vetternwirtschaft und Affären: Das Vertrauen ist erschüttert durch die Selbstbedienungsmentalität,

jahrzehntelang geduldet wurden Ehefrauen, Verwandte, Nichten und Neffen als Beschäftigte geführt und ihnen Ge-hälter bezahlt auf Kosten der Steuerzahler, eine Familienversorgung auf Staatskos-ten. Jetzt, erst nach 20 Jahren, beschäftigt sich die Staatsanwaltschaft mit diesen Zustän-den. Warum nicht schon früher? Weil all das beim Bürger schlecht ankommt, haben die meisten Politiker diese Verträge gekündigt, alle wurden namentlich bekannt. Diese Bekanntmachung und Namensnennung wollte Frau Stamm erst verhindern. Wo bleiben die Rückzahlungen? Apropos Uli Hoeneß: Wie waren alle

überrascht als ans Tageslicht kam (was Politi-ker schon wußten), daß beim Präsidenten des FC Bayern eine Hausdurchsuchung wegen Steuerhinterziehung durchgeführt wurde. Die „Abendzeitung“ titulierte: Do schau her der Uli – jetzt ist er, den wir dauernd als Saubermann und Vorbild vor uns getragen haben, auch einer von uns. Schlagen Sie mal die Zeitungen auf, die täglich gedruckt werden, was da alles vor-kommt, vor dem uns die Behörden und Beamten eigentlich bewahren müßten. Da tüfteln ein paar hundert Spezialisten an einem neuen 5 Euro-Schein und verkünden ihn ganz

groß, diese Banknote wird dann als Falschgeld von keinem Automaten an-genommen. Jetzt sind auch wieder die anderen schuld, die eigene Schuld wird nie eingestanden. Der „Spiegel“ hat einmal geurteilt über unsere derzeitigen Politiker: Ziemlich beste Feinde, Neid und Niedertracht in der Politik. Auch die Europäische Union ist ein stumpfes Schwert, da dort die meisten Leute sitzen, die von ihren Regierenden und Parteien, weil als unangenehm Gewordene aufgefallen, dorthin weggelobt wurden und jetzt hohe Gehälter beziehen und die Räume füllen in Brüssel. Jeder vertritt seine eigenen

Interessen, anstatt einmal an die ratlos gewordenen Bürger zu denken und deren Ängste und Nöte, die die Debatten anhören, verunsichert sind, sich ausgeschlossen fühlen und auf eine glaubwürdige Einigung warten, die auch stark macht. Bei 27 Staaten geht das nicht, genauso wenig wie bei 16 Bundesländern. Jedes Land hat unterschiedliche Regelungen, die hemmen bei Beschlüssen. Stillstand ist die Vierradbremse des Fortschritts.

Banken

Auch wie sich die Banken entwickelt haben von gestern auf heute ist mir noch in Erinnerung. Im ersten privatwirtschaftlich geführten Betrieb, in dem ich tätig war, gab es eine Buchhaltung und ein Lohnbüro. Dort wurden nach mit Arbeitskarten belegten Unterlagen die Löhne für jeden Arbeiter (Akkordlöhne) errechnet. Am Freitagvormittag ging der Buchhalter zur Bank und holte das Geld zur Auszahlung, sortierte es in Lohntüten für jeden Arbeiter. Am Nachmittag verteilte der Abtei-lungsmeister den Lohn. 3 Wochen erhielt man eine

Abschlagszahlung und am Ende des Monats die Restzahlung mit Lohnstreifen. Jeder Unternehmer hatte für die Ab-wicklung des Zahlungsverkehrs eine Bank und der Sparer ein Konto bei der Spar-kasse. Im Stadtbild sind weder Banken noch Sparkassen aufgefallen, erst im Vorbei-gehen erkannte man sie. Eines Tages traten diese Institute an die Firmen heran und boten an, die Zahlungen an die Beschäftigten zu übernehmen sowie Kontenführung und Überweisungen kostenlos abzuwickeln. Dafür mußte nun jeder ein Konto bei einem Geldinstitut seiner Wahl einrichten. Auch die Rentner, die ihre

Rente bisher bei der Post ausgezahlt bekamen, und die Fürsorgeempfänger, die das Geld für den Unterhalt persönlich beim Amt abholen mußten, wurden mit eingebunden. Wie das jetzt läuft, weiß ja jeder: Alle Lohn- und Gehaltsempfänger, Rentner und auch Hartz IV-Empfänger brauchen ein Bankkonto. Man holt Geld bei der Bank und bekommt Kontoauszüge. Wenn man das Konto überzieht, werden derzeit 16,5 % Überzie-hungszinsen verlangt, auch die mal als Köder ausgelegte versprochene kostenlose Kontoführung und Überweisung ist als Kundendienst gestrichen. Dafür kassiert die Bank monatlich 5 bis 15 Euro, je nach Anzahl

der Überweisungen bzw. Buchungs-vorgängen. Die Banken mußten natürlich ihre Verwaltungen ausbauen, denn der ganze Geldverkehr der Firmen und aller Geldbezieher mußte ja bewältigt werden. Seither braucht man keine Bank mehr zu suchen, sie überragen jede Stadt mit weit-hin sichtbaren Verwaltungsgebäuden und Hochhäusern, meist höher als die Kir-chen, die mal mit ihren Kirchtürmen die höchsten Gebäude waren. Sie haben Ein-blick, wer wieviel verdient und auf dem Konto hat, stellen Anlagenberater zur Ver-fügung, die auch an ihrem Umsatz beteiligt werden. Nun kam die Europäische Uni-on und die

Globalisierung, die Banken wurden auch im Ausland tätig und speku-lierten. Daß sie dabei das ihnen von den Kunden anvertraute Geld verzockt haben, pleite gegangen sind und von der Regierung mit Milliardenzahlungen gestützt wer-den mußten, jetzt wieder obenauf und eigentlich die Gewinner der Finanzkrise sind, brauche ich jetzt nicht zu erwähnen, das haben viele gespürt und wir müssen den Schaden und die Last tragen. Zur Entlastung am Bankschalter bzw. zur Mitarbeiterreduzierung haben die Banken jetzt überall Bankautomaten aufgestellt (50.000 in Deutschland), so daß ein Bank-räuber jetzt nicht mehr mit

vorgehaltener Pistole die Kasse räumen muß, sondern ihm sein Handwerk erleichtert wurde mit Ausspähen von Kundendaten und Ab-räumen von Konten. Die Sparzinsen sind nun von 4-6 % auf 0,2 % gefallen, um das nochmal zu erwähnen – so zahlen die Sparer die Rechnung. Und jetzt ist ihnen, nachdem sie das Unheil mit ihren Machenschaften angerichtet haben, noch eingefallen: Jeder Bürger, der ein Konto hat – und da sind zwangsläufig alle – bekam im September letzten Jahres eine DIN A 4-Broschüre bestehend aus 34 kleingedruckten Seiten mit den neuen Ge-schäftsbedingungen, gültig ab

Oktober. Diese Kundeninformationsbroschüre (AHB) ist gespickt mit Ausführungen zu Zielsetzungen, Zahlungsdienstannahme, Verträ-gen, neuen gesetzlichen Regelungen und Vorschriften, daß es einem beim Lesen bald schwindlig wird und man sich fragt, was waren da für Paragraphenreiter, Schreibtischtäter und Wortakrobaten am Werk und was hat das gekostet – unser Geld! Ich machte mich schlau und jeder sagte, den Schmarrn hab’ ich doch nicht ge-lesen, das versteht doch keine Sau. Eine Mutter, deren Sohn bei der Bank leitend beschäftigt war, bekam von ihm auf ihre Frage, was sie damit machen solle, die

Antwort: Wegwerfen. Dafür ließen sie auch Druckereien mitverdienen. Ich schätze, daß für diesen Unsinn ein paar Millionen locker gemacht wurden. Alle sichern sich so ab und wälzen die Verantwortung auf den Kunden. Wenn man das gelesen hat, stellt man fest, es ist schlimmer als ein Beipackzettel bei Medikamenten, wo auch gewarnt wird, daß sie schaden, und die Verantwortung abgewälzt wird: „Fragen sie Ihren Arzt oder Apotheker“. Der Kunde (Verbraucher) ist da immer schuld. Ja haben Sie das nicht gelesen? So einfach machen es sich jetzt die Banken, die eigentlich von den Kunden, die ihnen ihr Geld anvertrauen, alle ganz

gut leben in ihren Palästen, wo sie Geld zu Geld machen. Im April 2012 wurde auch mir noch einmal in 27 Seiten Kleingedrucktem mitgeteilt, daß ab 9. Juli neue Kundenbedingungen für Zahlungen mittel Lastschrift und für die Sparkassen-Card gelten. Da waren wieder dieselben Schreibtischtäter am Werk, die ja ihre Stellung halten müssen. Als ich mich erkundigte, was das für mich be-deutet, wurde mir nur mitgeteilt, daß das für mich von Vorteil sein soll ... Meine Antwort war: „Die Sparkasse hat bis jetzt noch nie etwas zu meinem Vorteil ge-macht, sondern nur zu

ihrem!“ Am Ende sind die Kunden vielleicht noch schuld, daß die Banken geldgierig ge-worden sind, weil sie ihnen ihr Geld anvertraut haben! So viel zur Entwicklung der Banken und ihrer Macht, die sie ausüben. Unsere Poli-tiker sind machtlos geworden, statt vorausschauend zu handeln. Jetzt sind geldgie-rige Gangster unterwegs. die den Politikern bekannt, aber nicht zu fassen sind. Zur Schadensbegrenzung eilen die Politiker nun von einem internationalen Spitzentref-fen zum anderen. Der normale Bürger sieht da sowieso nicht durch, weil er ja die Wahrheit nicht erfährt. Ich glaube, da

gibt es auch noch ein böses Erwachen. In ihrem Buch „Gauner, Haie, Dilettanten“ haben 2006 Klaus Grubelnik und Martin Kwauka schon davor gewarnt, wie dubiose Anlagenberater ihre Kunden um viele Milliarden Euro betrügen und enthüllten die Tricks der Gauner, die Strategien der Finanzhaie und ihre Dreistigkeiten. Keiner der Politiker hat das gemerkt und recht-zeitig verhindert, Wahlen zu gewinnen war da wichtiger, dafür sind sie fleißig un-terwegs. Betrug und Schwindel herrschen heute mehr als zu früheren Zeiten, die Täter lernen ständig dazu und nutzen sämtliche Möglichkeiten der modernen

Technik und das Internet. Ein Bundespräsident, der aus dem Bankfach gekommen ist, hat das alles kommen sehen und ist – wohl auch, weil seine Warnungen kein Gehör fanden – zurückgetre-ten. Unser Schulsystem Schauspielerin Uschi Glas über unser Schulsystem, auch nach einem Buch von Da-vid Precht: „Sehr viel können in der 4. Klasse noch nicht Deutsch, treiben keinen Sport und ernähren sich falsch. Wir leben in einer Parallelgesellschaft, wir schauen nicht hin und wollen von all dem nichts wissen ... Wir sitzen gemütlich auf einer Zeitbombe und warten, bis sie hochgeht.“ („Stern“ Nr.

35 vom 22.8.13).



Viele Fragen nach dem Warum

Es ist eine altbekannte Weisheit: Die erste Generation baut auf, die zweite Generati-on lebt gut davon, die dritte Generation lebt über ihre Verhältnisse und ruiniert den Laden. Warum brauchen wir eigentlich 16 Bundesländer mit einem aufgeblähten Ministeri-al- und Verwaltungsapparat, wo jedes Land sein eigenes Süppchen kocht, nur Lan-desinteressen vertritt, 16 x Steuergelder verschlungen werden. Es würden doch 8 oder 4 (Ost – West, Süd – Nord) auch reichen, die kleinen müßte man auflösen und den großen zuordnen, da würden auch Ausgleichszahlungen

untereinander wegfal-len. Die frei werdenden Beamten könnten sich dann mit Kontroll- und Überwa-chungsaufgaben, z.B. bei sozialen Einrichtungen, bei denen gespart werden muß, nützlicher machen. Das hätte auch den Vorteil, daß mit weniger Beamtenwillkür effizienter gearbeitet wird. Gerade wird bekannt, daß laut Rechnungshof über 25 Milliarden Euro an Steuergeldern jährlich verschwendet werden. Da werden auch Beispiele genannt, wo Betroffene, die beim Sparen der Gemeinden Einschränkungen und Opfer hinnehmen müssen, sich ärgern und auf die Barrikaden gehen. Vielleicht würde sich dann der eine oder andere mal

schämen, wenn – wie ein einem Fall, der mir bekannt gemacht wurde – einer 99-jährigen alten Dame, die zwangsläufig in ein Altenheim musste und mit nur 800 Euro gelebt hat, das Sparbuch ein-gezogen wird und ihre Kinder zur Zuzahlung für das Heim herangezogen werden. Sie haben auch keine Gnade für den Mann am Klavier, der unschuldig durch falsche Berater seiner Lebensgrundlage beraubt wurde. Wo bleibt da das christliche Element, das in ihrem Logo ist? Da gibt es ein Zitat von Peter Rosegger, das sich jeder Politiker und Bürokrat bis in die Amtsstuben auf die Fahne schreiben sollte bei seiner Entscheidung,

wenn ihm ein Bürger gegenübersitzt: „Denke, daß Du der Andere bist“, anstatt sich hinter Gesetzen und Paragraphen zu verstecken. Auch mal Selbstverantwortung übernehmen und gerade stehen. Warum eigentlich nicht? Warum brauchen wir eigentlich so viele Beamte, die mit unsinnigen, willkürlichen Verordnungen ihre Daseinsberechtigung nachweisen müssen und uns mit ihren Pri-vilegien auf der Tasche liegen? Die Beamtenschwemme haben wir unseren Politi-kern zu verdanken, weil man bei jedem Regierungswechsel (ich habe 8 erlebt) die freiwerdenden Parteigenossen ja irgendwie unterbringen mußte, man kann

sie ja nicht verhungern lassen und deshalb in einer Behörde untergebracht, wenn da kein Platz war, hat man für sie eine neue geschaffen, die Behörden- und Verwaltungsge-bäude wurden immer mehr. Dort stapeln sich Aktenordner bis unter die Decke und wenn sie da nicht mehr Platz finden, werden sie im Keller in Regalen archiviert und als Nachschlagewerke aufbewahrt. So hat sich ein Papierverschleiß mit Verordnun-gen, Vorschriften, Bekanntmachungen, Gesetzesvorlagen und Änderungen verselb-ständigt, hat sich die Behördenwillkür gebildet, die wir bei jeder Gelegenheit zu spüren bekommen. Ich frage mich manchmal,

wie die Menschen gerade hundert Jahre zuvor auch lebensfähig waren, anständige Staatsbürger geworden sind, die ihr Leben gemeistert haben, und nicht so viel vorgekommen ist wie heute in den Nach-richten zu hören ist. Politiker aller Parteien versuchen, die Bürger mit strengen Vorschriften oder sanf-tem Druck zu richtigem Verhalten anzuleiten. In vielen Fällen helfen die Regeln aber nicht, sondern bedrohen die Freiheit des Einzelnen. Nachzulesen in einem sei-tenlangen Artikel im „Spiegel“ Nr. 33/2013 „Der Nanny-Staat“, sowie ab Seite 60 „Der neue Ständestaat“. Die Parteien versprechen „soziale

Gerechtigkeit“ und buhlen damit um die Wählergunst. Für viele ist es eine Verteilungsfrage, doch in Wahrheit geht es um Chancen. Wer von unten star-tet, hat in Deutschland kaum Aussichten, je nach oben zu kommen in einen der Büropaläste. Es dreht der Glaube an das bessere Leben verloren zu gehen. Seit den 80er Jahren geht die Schere zwischen Arm und Reich beständig auseinander. Von Markus Dettmer und Cornelia Schmergel. – – – – – – – – – Mutter Staat. Was früher „Vater Staat“ war, ist heute eine versorgende Allmacht, die umverteilt, erzieht und mit

246.944 Vorschriften das Leben der Deutschen zu steu-ern versucht. Der Deutsche muß sich sein Leben einrichten, alles ist geregelt zwi-schen 1.660 Bundesgesetzen mit 163.290 Vorschriften und 2.661 Rechtsverordnungen mit insgesamt 83.654 Vorschriften. Dazu 3.756 europäische Verordnungen und 901 Richtlinien. In Deutschland gibt es dank der Bürokratie 684 Verbots- und Hinweis-schilder, wo sich jeder mal strafbar machen kann und bei Nichtbeachtung der Staat kassiert. Mit Regeln, Vorschriften und Gesetzen den Alltag bestimmen, das ist die eine Bürde des Staates. Mit dem Geld seiner Bürger

herumhantieren – das ist die andere Rolle. In beidem ist der Staat heftiger Kritik ausgesetzt. „Geldverschwender“ und „Moloch“, ausführlich berichtet und nachzulesen im „Spiegel“ Nr. 12/18.3.13. Die Bundesregierung unterhält eigene Flugzeuge und Hubschrauber und einen Park mit Luxuskarossen und Fahrern, dies auch 16 x in den Bundesländern. Die Maschine der Kanzlerin wurde mit über einer Milliarde erneuert und ausgestattet, die Innenausstattung ist geheim, nicht zu besichtigen. Aus der Sendung „Plusminus“ vom 7.8.13, 21.45 Uhr. Aus einer Wahl-Serie „Die Parteien und unser Geld“.

Um diese Meute zu erhalten, werden laufend Steuern erhöht. Das ist das größte Übel und keiner spricht es bei Haushaltsdebatten an, auch in politischen Fernseh-sendungen wird das Thema totgeschwiegen. Dafür haben sie ja den richtigen als Beauftragten der Vereinfachung der Bürokratie eingesetzt, den Stoiber, und keiner merkt etwas, außer daß er auf einem guten Gehaltsposten sitzt. Da wurde mal wie-der der Bock zum Gärtner gemacht, wie üblich! Da unterhalten wir mit Milliarden unzählige Beamte und Aufpasser, die nicht ein-mal mitbekommen, was sich

außerhalb ihrer Mauern abspielt. Genauso wie der Ver-fassungsschutz über 12 Jahre lang nicht gemerkt hat, daß NSU-Terroristen im Lande unterwegs sind, die 10 Morde auf dem Gewissen haben. Die Behörden sind erst auf-gewacht, als sich diese Mörder selbst gerichtet haben. Jetzt haben sie ein Bauernop-fer am Haken und es wird ein Prozess geführt, der mit Pannen begann, voraussicht-lich ca. 2 Jahre dauern wird es dauern, bis man zu einem Urteil kommt. Wie das am Ende ausgeht? Was das kostet, möchte ich jetzt nicht hochrechnen; nur weil diese Beamten ihrer Pflicht nicht nachgekommen sind, muß auch hier, wie

in allen ande-ren Fällen, der Steuerzahler bluten. Das hat sich aus der Beschäftigung mit sich selbst und ihrem Streben nach Postenerhalt ergeben. So einen Luxus leisten wir uns: Sie leeren das Staatssäckel auf unsere Kosten und alle jammern, daß für notwendige Maßnahmen kein Geld da ist. Zu diesem Thema ein Auszug auf dem „Spiegel“ Nr. 34/2013: Die Akte des kollektiven Staatsversagens wiegt kiloschwer. Mehr als 2000 Seiten Papier füllen die Feststellungen des Bundesuntersuchungsausschusses, der sich fast 19 Monate lang mit der rechtsextremen Terrorzelle

„Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) auseinandergesetzt hat. ... Es ist die Abrechnung mit einer beispiellosen Affäre: Wie konnten die Neonazis Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe jahrelang unbemerkt im Untergrund agieren? Warum erkannte ein hochgerüsteter Sicherheitsapparat trotz etlicher V-Leute die Mord- und Bombenserie des NSU nicht als Rechtsterrorismus? Die Erwartungen sind groß: Anders als beim Prozess gegen Zschäpe und vier mutmaßlische Unterstützer vor dem Münchner Oberlandesgericht haben die Berliner Parlamentarier nicht über deren Schuld oder Unschuld zu entscheiden,

sondern über die Verantwortung des Staates, dessen Organe es nicht vermochten, zehn Bürger vor den tödlichen Kugeln von Rechtsterroristen zu schützen. Selten hat ein Untersuchungsausschuss, über Fraktionsgrenzen hinweg, so einträchtig und so intensiv an der Aufklärung eines Skandals gearbeitet. Rund 12.000 Aktenordner haben die Abgeordneten und ihre Mitarbeiter gesichtet, rund 400 Beweisbeschlüsse gefasst sowie 107 Zeugen und Sachverständige vernommen, knapp 350 Stunden lang. ... Der Staat als politischer Brandstifter, betitelt in diesem

Bericht. Vor ein paar Wochen bin ich mit der Tram gefahren und sah im Vorbeifahren eine Plakatwerbung, die ich nur sinngemäß festhalten konnte: „Solange die Kasse und der Profit stimmt, sind mir die Menschen egal.“ Die Menschen sind so zur Ware degradiert, werden, wo man geht und steht, ausge-nützt. Für den Papierkrieg werden Urwälder abgeholzt und der Natur die Luft zum At-men genommen. Jetzt stehen die Wälder zu Papier verarbeitet vom Speicher bis zum Keller in Regalen und nehmen uns die Luft zum Atmen. Warum dürfen eigentlich Parteimitglieder

Beamte sein, die in den Ministerien, Be-hörden usw. ihr Geld verdienen? Diese Posten müßten auch von neutralen, mit Fachkenntnissen ausgestatteten Personen besetzt werden, zu unserem Wohl. Warum bekommen eigentlich Parteien Geld vom Staat und jetzt vor der Wahl mehr als vorher? Über 154 Millionen Euro in diesem Jahr. Die CDU ist mit 46 .435.135 Eu-ro Spitzenreiter. 45 Millionen Euro erhält die SPD, die Grünen über 15 Millionen, FDP über 12 Millionen, Linke und CSU über 11 Millionen und sogar die NPD – die Partei, die sie eigentlich verbieten wollen – bekommt über 1,4 Millionen.

Warum finanzieren sich die Parteien nicht selbst durch ihre Mitgliederbeiträge und Spenden? Warum sind auch die über 30 % Nichtwähler, die sie produzieren, davon als Steuerzahler betroffen? Ich verstehe das nicht! Ein vorbildliches Beispiel lieferte jetzt einmal ein mutiger Bürgermeister, der seinen Laden ausgemistet und rationalisiert hat und die freiwerdenden Verwaltungsge-bäude in Sozialwohnungen umbauen ließ. Zur Nachahmung empfohlen! Aber da-rauf können wir lange warten bei der festgefahrenen Spezlwirtschaft. Wir

müssen sparen, weil Politiker das (unser) Geld ausgeben, wie es ihnen nützt. Je mehr es werden, desto schlechter ist es für die Menschen, denen das Geld dafür genommen wird. Warum brauchen wir eigentlich so viele Wahlen? Fast immer macht man den Leuten auf Wahlveranstaltungen Versprechungen, die man wissentlich nicht halten kann. Diese Tatsache stellt sich immer wieder nach den Wahlen heraus und macht die Wahlkampagnen zu Menschenverdummungsveranstaltungen. Die Politiker verplempern so ihre Zeit und vernachlässigen ihre eigentlichen Aufga-ben. Die Folgen müssen wir gerade jetzt wieder

büßen. Warum wird so viel Geld für Rüstung ausgegeben? Ich dachte, die Bundeswehr ist eine Friedensarmee. Dabei schickt man sie in den Krieg, der heute schon länger dauert als der erste und zweite Weltkrieg und Milliarden kostet, wohl wissend, daß der Kampf gegen die Gotteskrieger nicht zu gewinnen ist! Das wird sich das eines Tages bewahrheiten. Noch nie hat ein Krieg Probleme gelöst, aber bekanntlich viele neue geschaffen (siehe Irak). Daß unsere Rüstungsindustrie schon wieder an dritter Stelle in der Weltproduktion liegt, treibt mich um. Die sind mit schuld am zweiten

Weltkrieg, denn ohne sie hätte Hitler, den sie unterstützt hat, nicht soviel Unheil anrichten können. Sie war der ei-gentliche Gewinner, der profitiert hat. Die Rüstungsindustrie ist schuld, daß heute die ganze Welt ein einziges Waffenar-senal geworden ist, mit Panzern und Raketen bestückt, und man jetzt Drohnen ein-setzt, mit denen man Menschen lautlos töten kann. In Nordafrika werden von den dortigen Diktatoren deutsche Waffen zur Vernich-tung der Oppositionellen und des eigenen Volks eingesetzt – unsere Rüstungsin-dustrie liefert die Waffen entsprechend gesetzlicher Verordnungen

und mit Wissen vieler unserer Politiker! Aber das ist für diese kein Thema, aus bekannten Gründen. Warum bekommen eigentlich Millionäre Kindergeld, die darauf auch verzichten würden und zwar freiwillig, weil sie auf das Geld nicht angewiesen sind. So etwas muss doch einfach durch Einkommensgrenzenfestsetzung zu regeln sein. Warum nicht? Warum ist unser Steuersystem immer noch so kompliziert, daß jeder Normal-bürger einen Steuerberater braucht? Von der Vereinfachung wird immer wieder geredet, aber seit Jahren passiert nichts, damit jeder Politiker sich einmal aus dem Fenster hängen kann und sich

wichtig machen darf. Das Wort Vereinfa-chung und Bürokratieabbau nehmen sie bei jeder Gelegenheit in den Mund, aber handeln und durchsetzen tun sie nichts! Unsere Beamten (die Verhinderer) müssen ja ernährt werden, mit ihrer Beipackzettelmentalität, die sie uns bei jeder Gelegenheit anbieten, sich beschäftigen. Warum werden immer wieder Gesetze verabschiedet, die Schlupflöcher bieten? Menschen, die schlauer sind, nützen sie aus und schaden uns, schaffen Geld ins Ausland, hinterziehen Steuern und lachen sich ins Fäustchen. Zu diesem Thema ein Zwischenruf aus Berlin im „Stern“ Nr. 16 vom 11.4.13

von Hans-Ulrich Jörges: „Ausverkauf des Anstands. Organisierte Steuerflucht ist zu einer florierenden Betrugsindustrie geworden. Banken sind die Spinnen im Netz – sie haben eine zweite Welt erschaffen.“ – – – – – – – – Viele mittelständische Betriebe bestehen und funktionieren deshalb so gut, weil es einen Chef gibt, der seine Firma verantwortlich leitet. Das sind die Säulen der Wirtschaft. Bei Konzernen, wo viele mitreden und oft Leute dahin platziert werden und ihr Säckel füllen, die eines Tages die Übersicht verlieren (Beispiele gibt es genügend), kann es schon nicht mehr gut gehen. Bei

Regierungen mit 16 Bundesländern, vielen Parteien, die eine knappe Mehrheit sich zusammenbas-teln, und eine Opposition lauthals ihre Meinungen vertritt, jeder darf verkünden und warnen, das kann auch nicht gut gehen. Da fehlen eben die Respektsperso-nen, die es auch schon gab, die heute noch verehrt werden. Mit jeder Erweiterung der Verwaltungsgebäude und der Bürokratie ist der Wohlstand gesunken. Es gibt leider nur wenige, die die Mächtigen entlarven unter den Politikern, Konzernchefs, Banken, die Geld und Macht besitzen. Jetzt wären mutige Politiker gefordert, um einmal zu reorganisieren und Firmen,

die es gibt, die Fachkenntnisse mitbringen, zu beauftragen. Warum soll das nicht funktionieren, was sich die meisten gutgehenden Betriebe einmal haben kosten lassen. Reorganisieren heißt umgestalten, Organisationspläne erstellen, mit Unterlagen verständlich anlegen und idiotensicher machen. Rationalisieren heißt, mit wenig Aufwand viel erreichen und alle störenden Hindernisse beseiti-gen, damit ein reibungsloser Ablauf garantiert ist. Ausreden, das haben wir im-mer schon so gemacht, das geht nicht oder das kann ich nicht, können mit auf den Betrieb als Maßarbeit zugeschnittenen Unterlagen zum Verstummen gebracht

werden. Eine gut angelegte Organisation, in der sich jeder zurechtfindet, wird so zum Selbstläufer, in der jeder, wenn mal einer ausfällt, einfach weitermachen kann. Ein Verbesserungsvorschlags-System müßte eingeführt und nach eingehender Prüfung auch entsprechend honoriert werden, daß auch alle Mitarbeiter zum Nachdenken gebracht werden. Dazu wären in einer Volksbe-fragung einige WARUM-Fragen zu klären und abzuhandeln. Da wird so manches ans Tageslicht kommen, wo unser Geld bleibt, und die Schuldenuhr mal rückwärts laufen. Auf die Euro-Münzen müßte wieder geprägt werden

„Gemein-nutz geht vor Eigennutz“, so daß jeder Bürger daran erinnert wird. Auch die Po-litiker sich mal an die Nase fassen. Leider sehe ich in der derzeitigen Regie-rungsmannschaft keinen, der diesen Mut aufbringt. Es muß wieder ein Gleich-gewicht hergestellt werden. Um es mit Karl Valentin abzuschließen: „Mögen da-ten wir schon wollen aber dürfen haben wir uns nicht getraut.“ Ein Spruch, von meinen Eltern gelernt, hat mich bis heute begleitet: „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.“ Damit bin ich, ohne Schulden zu machen, bis heute gut gefahren. Die heranwachsende Jugend kennt so etwas

gar nicht. Das ist kein Vorwurf. Sie haben es in unserem Schlaraffenland nicht anders gelernt, viele haben keine vernünftigen Vorbilder, dazu kommen bürgerfeindliche Politiker, die zu Handlangern des Kapitals verkommen sind. Das erzeugt Unzufriedenheit, wenn Kleinverdiener und Rentner laufend zur Kasse gebeten werden! Wenn sie wegen Intrigen, Ideologien und Machtkämpfen unter die Räder kommen! Ist es nicht ein Hohn für jeden Arbeitnehmer und Rentner, der mit 0,25 Prozent abgespeist wird, wenn die Bayerische Staatsregierung die Diäten der Abgeordneten schon wieder um 2,6 Prozent erhöht? Kein Bürger, der fleißig

sei-ner Arbeit nachgeht, bekommt so ein Gehalt wie die Politiker. Das ist wieder so eine unverschämte Dreistigkeit. Ein Leserbrief zu diesem Thema: Jahrzehntelanger Missbrauch der solidarischen Rentenversicherung, für versi-cherungsfremde Leistungen in fast Billionenhöhe durch die Bundesregierungen, führen zu den Abstrichen bei den Renten. Für uns im Westen sind die 0,25 Prozent eine Rentenverhöhnung und keine Erhöhung. Otto S. Härtl Dazu passen die Schlagzeilen vom 15.4.13: Regieren und Abkassieren, Pensionen, Diäten, Gehälter. So bedienen sich Bayerns Politiker.

Verfassungsrechtler pran-gern die Selbstbedienungsmentalität der bayerischen Politiker an. Bayern ist deutscher Meister im gezielten Verstecken verbotener selbstbewilligter Zuwen-dungen an die Politiker, wie üppig ihre Altersversorgung ausfällt, bestimmen sie. Da haben wir noch die Luxus-Rentner, die Gagen der Vorstandschefs, die aus-wuchern mit Abfindungen bis zu 40 Millionen ganz oben, und ganz unten soziale Ungerechtigkeiten, Einkommen, die kaum zum Leben reichen. Aktienwahn, De-visengeschäfte, Börsengeschäfte und Spekulanten – ein entfesselter Kapitalis-mus. Nach dem

Scheitern des Sozialismus haben sie den Sozialstaat aufgehebelt. Jeder Bürger muß die Zeche zahlen: mit laufenden Erhöhungen der Ver-waltungskosten, Mehrausgaben beim Einkaufen, Steigerung der Mieten, der Strom-, Wasser- und Abfallbeseitigungskosten, beim Parken wird heute überall kassiert und obendrauf noch Steuern gefordert.

Politik und Politiker

16 Jahre Kohl waren 16 Jahre zuviel, er trägt nach meiner Meinung ein Teil Mitschuld an der derzeitigen Misere. Er hat genauso regiert, wie er seine Familie behandelt hat. Die Beamtenschwemme ist mit ihm gewachsen, den Ostdeutschen hat er blühende Landschaften versprochen und die Renten- und Sozialkassen dafür ge-plündert. Er hat die Interessen derjenigen vertreten, die ihm bei jeder Gelegenheit Geldkuverts in die Tasche gesteckt haben und verschweigt bis heute die Geldgeber. Bei einem war er kürzlich auf dessen Beerdigung. Wie

jetzt bekannt wurde, hat er auch ein Konto in der Schweiz. Auch die Einführung des Euro hat er vorangetrieben, die der Wirtschaft genützt hat, aber für die Hausfrau ist der zum Teuro geworden. Das Gesundheits- und Sozialsystem hat er unter der Mithilfe des damaligen Ge-sundheitsministers Seehofer zu Grabe getragen. Die Pharmaindustrie, hellwach, hat Lunte gerochen, bestimmt jetzt die Preise und verdient das große Geld, das sich der Staat gespart hat und wir jetzt die Zeche zahlen. Von seinen Parteigenossen, die ihm einiges zu verdanken haben, läßt er sich feiern. Von dem habe ich immer gesagt, der

schaut genau so aus, wie er ist. Kohl gestern hat ja jeder kennengelernt. Kohl heute: Der Gefangene kann kaum noch reden, er sitzt in einem Bungalow mit seiner Frau in einer Burg, wo die Zugbrücke meist oben ist. Ausgesperrt sind seine Söhne, sein langjähriger Fahrer, die Haushälterin und seine ehemalige Büroleiterin und Vertrau-te Juliane Weber. Zu seinem 30. Jubiläum kamen alle und feierten ihn, die ihm in seiner Regierungszeit ihre heutigen Posten und ein gesichertes Einkommen zu ver-danken haben. Riesensummen werden für Entwicklungshilfe ausgegeben. (Übrigens: Eine Partei, die das

Entwicklungsministerium einmal abschaffen wollte, stellt nun den Entwick-lungsminister, den Teppichbesorger für seine privaten Zwecke.) Jetzt hat der Öko-nom Greg Mills ausgerechnet, daß von 170 Dollar nur 7 Dollar bei den Menschen angekommen sind, für die die Hilfe gedacht war und die sie dringend benötigten. Wen wundert es da, wenn jetzt zutage kommt, welch maßlosen Luxus sich die Herr-schenden in diesen Ländern geleistet haben. Wir ernähren also ein Ministerium, das nicht in der Lage ist, die Geldausgaben an Ort und Stelle zu kontrollieren. So haben wir uns auch mitschuldig gemacht an den

Aufständen, die jetzt zu Recht dort statt-finden, bei denen Menschen sterben müssen. Daß alle Staaten in Europa jetzt hochverschuldet sind, ist sicher nicht von heute auf morgen passiert. Man hat trotzdem nicht bemerkt, daß Regierungen für jeden Euro, den sie eingenommen haben, drei Euro ausgegeben haben. Und das, wo doch die Welt so eng wie noch nie zusammengewachsen ist und Regierungschefs zigmal dort hinreisten. Waren die blind? Jetzt haben wir, gelinde gesagt, ein Chaos wie noch nie in meinem Leben. 80 % der Bürger machen sich Zukunftssorgen, haben

Angst, daß große Verluste auf sie zukommen, und trauen der Politik nicht zu, uns die Wahrheit zu sagen. In den Niederlanden sind es nur 8 %. Dort erhält auch jeder Bürger, wenn er ins Rentenalter kommt, ganz gleich, wie lange er gearbeitet hat, und egal, wieviel er verdient hat, eine vom Staat garantierte Rente von 1.100,–– Euro. Einfache Lösun-gen gibt es ja nie in unserem Debattier-Club, wie z.B.: Jeder berufstätige Staatsbürger vom Bundeskanzler bis zur Putzfrau zahlt einen be-stimmten Prozentsatz seines Einkommens (das läßt sich ja leicht errechnen) in eine Rentenkasse ein – Beamtenpensionen entfallen (weil jeder

Bürger vor dem Gesetz gleich ist) – und bekommt nach seinem Ausscheiden aus dem Berufsleben nach 65 Jahren eine vom Staat gesicherte Altersversorgung, ganz gleich, wieviel er verdient oder gearbeitet hat. Ein Machtwort des Bundeskanzlers, dafür Beauftragte können sich ein Jahr Zeit lassen zur Koordinierung und ab 2015 tritt die Lösung in Kraft. Auch mit Krankenversicherungen und Altenpflege könnte so eine befriedigende Lösung gefunden werden, alles Entscheidungen, die möglich gemacht werden könnten. Ich kenne schon die Ausreden, die die dafür Zuständigen immer parat haben, wenn es um das Wohl der Allgemeinheit

geht: Im Bund und den 16 Bundesländern mit unterschiedlichen Parteiregierungen und Meinungen ist das natürlich nicht zu ma-chen. Da könnte ja der eine oder andere seinen schönen Posten verlieren, wenn er anderer Meinung ist, die Demokratie gefördert und der Beamtenapparat verkleinert werden könnte. Einfache Lösungen gibt es in diesem Staat nicht, es muß alles kom-pliziert sein und mit unsinnigen Verordnungen Geldmitverdiener produziert und Aktenwände erhalten werden. Dirk Kurbjuweit: Ein entscheidendes Wort für Lagerdenken heißt „obwohl“. Obwohl

eine andere Lösung ver-nünftig wäre, folgt man der Parteiräson. Obwohl ein Politiker Fehler gemacht hat, steht das Lager hinter ihm. Er wird verteidigt von den Kollegen und seiner Partei. Parteiideologie und Lagerdenken haben schon immer vernünftige Lösungen verhindert. Das geht bei uns natürlich nicht, weil die Beamtenschwemme mit ihren Gehältern und Pensionsabsicherungen die Kasse plündert. Die Beamten gehen auch oft früher in den Ruhestand und beziehen doppelt so viel Pension wie ein Arbeitnehmer Rente erhält. Der Beamtenstatus, wie er vor ein paar hundert Jahren mal festgelegt wurde, aus

welchen Gründen auch immer, müßte unbedingt mal reformiert werden, weil sich auch die Zeiten radikal verändert haben. Beamte sollten als Staatsdiener im öffentli-chen Dienst genauso beschäftigt und mit gutem Gehalt je nach Fachkenntnissen und Studium abgefunden werden ohne Privilegien, sowie in die Rentenkasse eingereiht werden, genau wie jeder berufstätige Bürger und Steuerzahler, der zum sozialpoliti-schen Verhalten und zum Wohle der Allgemeinheit seinen Beitrag leistet, da nach dem Gesetz alle Bürger gleich sind. Das hat mit Kommunismus (das Wort, das ja bei jeder Gelegenheit als Ausrede und Argument benutzt wird)

überhaupt nichts zu tun. Auch da muß man den Mut haben, Veränderungen wegen Veränderung der Zeiten durchzusetzen, weil dieser Luxus, den wir uns da leisten, auf Dauer nicht mehr finanzierbar ist, und deshalb weiterhin Steuern zu erhöhen, darf den Bürgern nicht mehr zugemutet werden. Wir brauchen keine Beipackzettelbürokraten, sondern mutige, vertrauenswürdige Staatsmänner. Aber wo finden sich solche Leute in dem verfilzten System? Und wie lange halten die Bürger diesen Zustand noch aus?? Stillschweigend?? Staatsmänner und mutige Frauen gesucht Es gibt bestimmt in unserer Gesellschaft

anerkannte, vertrauenswürdige Personen, die die Gefahren, auf die wir zusteuern, erkennen. Diese Personen müssen sich zu-sammenschließen, das Vertrauen der Bürger erringen und zukunftsnotwendige Maßnahmen mutig und entschlossen erarbeiten und durchsetzen, auch um eine 1-Personen-Diktatur zu vermeiden. Ich weiß, das wird eine schwierige Aufgabe, weil die Seilschaften, Spezlwirtschaften und Lobbyisten sich überall breitgemacht und zu Interessengemeinschaften organisiert haben. Das wäre eine Aufgabe, die nicht von heute auf morgen bewältigt werden kann, aber meiner Meinung nach notwendig ist – auch im

Interesse der nachfolgenden Generationen. Ich glaube, daß die meisten Bürger Verständnis haben für einschneidende, der Zeit entsprechende fällige und notwendige Änderungen des Renten- und Steuersystems, Bürokratieabbau, Änderungen beim Beamtenstatus „in Vertreter des Öffentlichen Dienstes“, Abschaffung der Privilegien und der Lobbyisten, sowie die Reduzierung der Bundesländer. Alle Minister müßten Rechenschaft ablegen, wie sie ihren aus Steuergeldern finanzierten Etat verwalten bzw. verwenden und bei Fehlverhalten zur Rechenschaft gezogen werden. Nochmal: Die Bürger sollen

wissen, wie mit den von ihnen geleisteten Steuergeldern umgegangen wird, dann werden sie notwendi-ge Maßnahmen auch akzeptieren. Auch Unternehmer und Spekulanten werden dann weniger ihr Geld im Ausland anlegen und diesem Staat wieder vertrauen. Auch die nachfolgenden Generationen werden dies danken, weil es um ihre Zu-kunft geht. Die Erfüllung dieses Wunschgedankens, sollte er jemals Wirklichkeit werden, werde ich wohl nicht mehr erleben. – – – – – – – – Es herrscht keine Einigkeit unter den Politikern, was Konzerne, Banken, Lobbyisten und Geschäftemacher zu

ihrem Vorteil ausgenützt und die Macht übernommen ha-ben. Auf was warten die eigentlich noch? Bis der Geduldsfaden der Leidtragenden reißt oder wieder so ein Messias daherkommt, der die Massen an sich zieht? Allmählich werden viele Bürger wach (besonders in unseren Nachbarländern) und gehen auf die Straße. Ich wünsche mir, daß es immer mehr werden, so wie es in der DDR war, wo sie mutig und lauthals verkündeten: „Wir sind das Volk!“ und das mit Erfolg. Diesen Erfolg wünsche ich mir in der jetzigen Situation. Peter Bolfinger hat es in seinem Buch „Ist der Markt noch zu retten“ auf einen

einfa-chen Nenner gebracht. U.a. Zitat: Wir brauchen einen starken Staat nicht im Sinne eines Polizei- und Überwachungsstaates, sondern eine Institution, mit der sich der Bürger ohne Angst zu haben identifizieren kann, uneingeschränkt. Ein wichtiger Schritt besteht darin, daß der Staat jedes Jahr eine einfache nachvollziehbare Bürgerabrechnung veröffentlicht, in der man ablesen kann, wofür die öffentlichen Mittel ausgegeben werden, daß Steuern und Abgaben nicht im Rachen eines gefräßigen Monsters landen, sondern für alte und kranke Menschen eingesetzt werden, für unsere Kinder und allgemein die Zukunft des

Landes. Zitat Ende. Was mich eigentlich immer wundert ist, daß die sonst stets uneinigen Politiker ge-schlossen einig sind, wenn es darum geht, ihre Diäten zu erhöhen. Das geht so laut-los schnell, aber es geht ja auch um Eigennutz statt um Gemeinnutz. Was kann man da eigentlich noch erwarten? Diese Haltung hat sich auch in der Bevölkerung breit gemacht. Jeder denkt nur an sich selbst und immer mehr sind wir zu rücksichtslosen Egoisten und einer Ellbogengesellschaft geworden, ein Selbstbedienungsladen. Auf ältere Menschen wird keine Rücksicht genommen, bei denen wartet man (ein unge-schriebenes Gesetz, das keiner

zugibt) nur noch aufs Erbe. Als ich zur Schule ging, waren dort zwei bis drei Schüler, von denen man wußte, der Vater ist Bankdirektor oder er hat in der Stadt ein Geschäft und sie werden die Erben sein. Heute erben über 90 % der Nachkommen, weil die Generationen nach dem Krieg sparsamer wa-ren und Vermögen geschaffen haben. Den Spruch „Unseren Kindern soll es mal besser gehen“ hörte ich oft, konnte ihn aber nie verstehen. Man wird taxiert, das geht schon beim Taxifahrer an und hört bei einer Krankheit nicht auf, keiner denkt daran, daß er auch einmal dahin kommt. Alt gewordene, Kranke und Leidende werden

ins Altenheim abgeschoben – wie es da zugeht, zeigt man sogar im Fernsehen. Es wird vergessen, daß es diese Generation war, die das Land wieder mit aufgebaut, auch Vermögen erarbeitet hat, und diejenigen, die jetzt darüber verfügen, das nicht geschafft hätten mit ihrem Wohlstandsbauch. Die Mehrzahl der älteren und pflegebedürftigen Menschen können sich kein teures Pflegeheim leisten (das können nur die Bürokraten, die von deren Steuern gut gelebt haben). Die Altenheime sind Entsorgungslager titelt die „Abendzeitung“ am 2.7.2013. Am gleichen Tag Seniorengipfel in der „tz“. Dieter Hildebrandt rechnet ab, er

engagiert sich seit Jahren für die Würde der Senioren. In seinem Buch Es ist genug klagt Claus Fussek, Deutschlands bekanntester Pflegekritiker, an: „Wenn nicht schnellstens etwas unternommen wird, bricht das ganze System zusammen.“ Der Respekt vor dem Alter ist bei uns schon lange verloren gegangen. Wie es in Alten- und Pflegeheimen zugeht, wird in vielen Medien fast täglich angeprangert. Aber für viele Politiker ist das kein Thema, sie kümmern sich nur um sich und ihr eigenes Wohl. Sie ignorieren beispielsweise, daß Patienten in Deutschland regelmäßig ungerechtfertigt medizinische Leistungen und

Krankengeld verweigert wird; das geht aus einer Analyse von 75.000 Beratungsgesprächen hervor. Nachzulesen am gleichen Tag in der vorgenannten Zeitung. Früher gab es mal die Raubritter, die eine Rüstung getragen haben und Burgen bauten, heute tragen sie Maßanzüge, brauchen Personenschutz und leben in Vil-len hinter hohen Mauern. Die langen hin, wo sie können. Da gab und gibt es Po-litiker, wie bekannt, die in ihrer Amtszeit soviel gescheffelt haben, daß nach-kommende Generationen und Familienmitglieder noch jahrelang profitieren. Das sind unsere Raubritter der Neuzeit und wir sind die Untertanen,

die sie in Gei-selhaft nehmen können. Am auffälligsten war der Metzgersohn aus der Schellingstraße, der so viel Geld und Sachwerte einbrachte in seinen Ministerzeiten; seine Nachkommen haben versucht, dieses Vermögen irgendwo unterzubringen (nachzulesen in dem nach-folgend genannten Buch). So wundere ich mich nicht, dass der Münchner Flug-hafen nach ihm benannt wurde. Initiiert von jenen, die ihm ihr lukratives Ein-kommen zu verdanken haben, deren Partei sich christlich-demokratisch nennt, aber alles andere als das ist. Ich prangere das jetzt so provokant an, weil ich ganz einfach den Respekt vor solchen Menschen verloren

habe. Als Ergebnis dieser Methoden hat sich die Politikverdrossenheit breitgemacht, keiner traut ihnen mehr und deshalb gehen auch die wenigsten Bürger zur Wahl. Trotzdem propagieren sie mit der Hälfte aller Wahlberechtigten ihren Machtanspruch und vertuschen und verschweigen. Wilhelm Schlötterer war mal oberster Steuerfahnder und hat in seinem Buch (462 Seiten) „Macht und Machtmissbrauch“ die Machenschaften der Amigos von Strauß bis Seehofer gnadenlos aufgedeckt (Ein erschütterndes Bild von Machenschaften der Staats-regierung – „Augsburger

Allgemeine“). Jetzt hat Herr Schlötterer ein neues Buch geschrieben, das auch wieder auf der Bestsellerliste erscheint: „Wahn und Willkür“. Korruption – eine Bilanz der Ma-chenschaften von Franz Josef Strauß und seinen Nachfolgern. Ich erinnere mich, als Franz Josef Strauß auf unrühmliche Weise gestorben ist und ein Staatsbegräbnis Erster Klasse bekam, gab es zwei Bewerber um seinen Posten als Ministerpräsident: Theodor Waigel und Edmund Stoiber. Was damals nicht so bekannt war, hat Stoiber publik gemacht, nämlich daß Waigel seit Jah-ren neben seiner Ehe ein Verhältnis mit einer Skisportlerin hatte, und ihn so

ausgebootet (Christlich-Soziale Union/Ehebruch). Den früheren Finanzminister schmerzt heute noch, daß ihn Stoiber vor rund 15 Jahren weggeputscht hat. Horst Seehofer hat es schlitzohriger gemacht. Trotz 3-jährigem Verhältnis und einem außerehelich gezeugten Kind und 1 x geschieden hat er aufgetrumpft, daß er schon jahrelang Tagebuch führt und von jedem etwas wisse, dies veröffentliche, wenn ihm jemand an den Wagen fährt. Dann kam Frau Hohlmeier (Strauß-Tochter) und tat es ihm gleich: Ich weiß auch viel von Dir durch meinen Vater – prompt bekam sie einen Posten in Brüssel. Wer seine Frau betrügt, betrügt

auch sein Volk, hörte ich mal. Es breitet sich oft ganz schnell das weiche Tuch des Ver-gessens über die Affäre. (Ein Kommentar – nicht von mir!) So hält sich die CSU mit ihrer praktizierten Spezlwirtschaft und den geistlichen Würdenträgern auf ihrer Seite schon jahrelang an der Macht in Bayern mit seinen vielen Kirchen. Die CSU kann sich in Bayern nur solange halten, weil jeder von jedem etwas weiß, seit F.J. Strauß entsprechend fast alle Stellen mit CSU-Leuten besetzt wurden als Pfand des Schweigens. Wenn da mal alle auspacken würden, käme das Kartenhaus, das sie systematisch

aufgebaut haben, schnell zum Einsturz. Und das schöne Land Bayern mit seinen volkstümlich gepflegten Traditionen, der Vielfalt der Trachten, den vielen Seen, den Bergen, mit Königsschlössern und prachtvollen Bauten wird ohne CSU nicht untergehen und der Wohlstand erhalten bleiben. Wo die Stimmen für sie herkommen, darüber braucht man nicht zu rätseln. In Erinnerung an ein Wahlplakat der FDP „Bayern ist zu schön, um es allein der CSU zu überlassen“. Ohne Kommentar. Zur Zeit wird die Stadt mit über 61.000 Wahlplakaten verschandelt und der Verkehr dadurch gefährdet, so daß etliche entfernt werden mußten, von den

sinnlosen Kosten (Steuergelder) ganz zu schweigen. Angela Böhm, die Landtagskorrespondentin, schreibt zum Qualitätsunterschied: Minister darf in Bayern – mit Verlaub – jeder Depp werden. Keine Qualifikation ist dafür vorgeschrieben. Nur der Wille des Ministerpräsidenten. Für den gilt das Gleiche. Seehofer hat Mittlere Reife, eine Lehre im Landratsamt. Mit 31 Jahren wird er Berufspolitiker, bringt’s zum Bundesminister und am Ende holt ihn die CSU als Ministerpräsidenten. In München hätte er’s so nicht mal zum Stadtminister gebracht. Für den wird

nämlich ein Uni-Abschluss gefordert. Zumindest aber drei Jahre lang hohe Ver-antwortung in einer Führungsposition. – – – – – – – – Und dann gab’s auch noch die „Spiegel-Affäre“, die Franz Josef Strauß angezün-det hat: Auszug aus dem „Stern“ 41/2012 von Franziska Augstein Gestapo-Methoden – so hat die ausländische Presse beschrieben, was sich am Abend und in der Nacht des 26. Oktober 1962 abspielte. Von der Bundesanwalt-schaft alarmiert, reisten etliche Beamte nach Hamburg und besetzten nach Ein-bruch der Dunkelheit

die Redaktion des „Spiegel“. Die Aktion war hochgeheim anberaumt worden. Im Ausland fand man es befremdlich, dass deutsche Beamte wieder auftraten, wie es zur Hitler-Zeit üblich gewesen war. Hatten alle Versuche, den Deutschen Demokratie beizubringen, nichts gefruchtet? Lange schon hatte Franz Josef Strauß, dessen Appetit auf Geld nur von der Dreistigkeit überboten wurde, mit der er es beschaffte, eine Wut auf den „Spiegel“. Das jüngste Bubenstück war die Fibag-Affäre gewesen: Als Verteidigungsminister hatte Strauß versucht, die USA dazu zu bewegen, zwei Freunde mit dem Bau Tausender

Wohnungen für Angehörige der US-Armee zu betrauen. Diese Männer waren für die Aufgabe nur insoweit qualifiziert, als sie Strauß nahestanden. Der „Spiegel“ deckte die Sache auf. – – – – – – – – Jetzt hat man wieder versucht, beim ZDF Einfluß zu nehmen und wollte verhin-dern, daß eine Sendung der SPD im Fernsehen erscheint. Auch da wurde wieder ein Bauernopfer gefunden, obwohl jeder ahnte, daß da der Waldbeißer vom Seehofer, Alexander Dobrindt, dahintersteckt. Was haben eigentlich beim Funk und beim Fernsehen Politiker im Aufsichtsrat

verloren? Pressemeldungen: Monate vor der Bundestagswahl befördern Unions- und FDP-Minister ungeniert wie selten ihre politischen Gewährsleute auf sichere und gutdotierte Pöstchen. Peter Ramsauer hat sein Haus zu einer Hochburg der CSU ausgebaut. Wolfgang Schäuble und Peter Altmaier protegieren ihre Häuser ohne Skrupel mit verdien-ten Parteifreunden. Vor dem Wahlverlust in Niedersachsen hat man noch schnell enge Weggefährten versorgt. Das hat Kohl so gemacht und ist jetzt gang und gäbe. Auch da bleibt unser Geld! Verrückte

Welt Bushido und die Mafia (ein deutscher Superstar mit vielen Preisen) Der Popstar und seine kriminellen Freunden und sein Geheimnis in der Halbwelt von Zuhältern und Drogenhändlern, mit denen er zusammenarbeitet, ein undurchsichtiger Geschäftsmann, der sein Vermögen an die Mafia vermacht hat, hat den Bambi erhalten, sich mit dem obersten Verbrechensbekämpfer, Innen-minister Hans Peter Friedrich (CSU), umarmt und sich fotografieren läßt, ein Kontaktmann zur großen Politik. Über das Geheimnis BUSHIDOS kann man im „Stern“ Nr. 17 vom 18.4.13

nach-lesen. Meldung am 22.5.13 in der TZ: Die Berliner Staatsanwaltschaft hat am Dienstag das Haus des Skandal-Rappers Bushido (34) in Wannsee durchsucht. Es geht um den Verdacht der Steuerhinterziehung. Nach der mehrstündigen Razzia nahmen die Beamten kis-tenweise Akten mit. Bushido steht wegen frauen- und schwulenfeindlicher Texte in der Kritik, erhielt aber 2011 den Bambi für Integration. – – – – – – – – Gott sei dank macht das Schicksal auch bei diesen Leuten nicht halt. Auch sie werden von Krankheiten, frühem Tod und

anderen Schicksalsschlägen nicht verschont. Das Leben kann man sich eben nicht erkaufen und das ist auch gut so eingerichtet.



Religion und Glaube

Jetzt kommt ein schwieriges Kapitel, über das ich zum Nachdenken gezwungen bin. Ich bin ja katholisch getauft und mußte nach einer Generalbeichte, die dem Sünden-erlaß dient, in der 4. Klasse zur Kommunion gehen mit der Kerze in der Hand. Un-sere Oma scheuchte uns immer sonntags in die Kirche. Einmal kam ich mit meinem Bruder zu spät und weil wir nicht stören wollten, stellten wir uns hinten hin. ein Priester hat uns gesehen, packte uns bei den Ohren und schleifte uns nach vorne. Seitdem bin ich nicht mehr in die Kirche gegangen.

Es gibt sechs Weltreligionen und über 1.000 kleine Sekten, von denen jede für sich ihren eigenen Gott in Anspruch nimmt und mit entsprechenden Ritualen verehrt. Eines aber haben sie gemeinsam, daß sie mit jeder Taufe sich ihre Mitglieder si-chern, um ihre Macht zu erhalten, die oft mißbraucht wird zu Terror, Mord und Manipulation. Mit meiner Religion habe ich mich befaßt. In der Schule im Religionsunterricht er-zählte man uns von Jesus und Maria, von der unbefleckten Empfängnis, den 12 Aposteln (da war auch ein Judas dabei), wir lernten die 10 Gebote, erfuhren von

Adam und Eva im Paradies und dem Apfel, mit dem die Sünde begann. Im Beicht-stuhl, einer Ohrenbeichte, gestanden wir unsere Sünden, der Beichtvater auferlegte eine Buße, zum Beispiel fünf oder zehn Vaterunser, damit uns unsere Sünden ver-geben wurden. Wir lauschten der Geschichte vom Christkind, das die Geschenke bringt, und den heiligen Drei Königen, vom Osterhasen, der Eier legt, daß Jesus als Wanderprediger barfuß unterwegs war und als Ketzer verurteilt ans Kreuz geschla-gen wurde zusammen mit zwei anderen Verurteilten, wie auf Bildern gezeigt wird, daß er wieder auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist. Die

Kirche hat Himmel und Hölle, den Teufel, das Fegefeuer, das Jüngste Gericht, Sünde und Tod-sünde erfunden, um die Getauften in Schach zu halten. Aus der Geschichte und in Filmen dargestellt erfährt man von der unbeschreiblichen Grausamkeit der Religi-onskriege, der steigenden Macht der Päpste und auch, daß sie nicht immer die hei-ligsten waren. Vor über 1.000 Jahren gab es den Papst Urban, er rief dazu auf, den Islam zu bekämpfen (Sarrazin läßt grüßen). Es wurden verschiedene Orden gegrün-det, deren Mitglieder in Klöstern leben. Ich erinnere mich, es ist schon lange her, daß die Presse tagelang berichtete, wie

es teilweise hinter den Klostermauern und hinter den Mauern im Vatikan zugeht. Genau wie man jetzt erfahren hat, was eigentlich jeder schon wußte, wie sich Kuttenträger an den ihnen anvertrauten Jugendlichen vergangen haben; das ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Das Thema möchte ich jetzt nicht vertiefen, dazu existiert ja viel Literatur. In einer Schlagzeile wurde von einem Theologen berichtet, daß mindestens jeder zweite Priester schwul und die Kutte sein Tarnanzug ist. Ich hab’ da mal eine Frage: Warum zahlen wir eigentlich als fast einziges Land Kir-chensteuer? Ist das eine Lizenzgebühr, daß sich Parteien

christlich nennen dürfen? Der Vatikan ist doch das reichste Land dieser Erde, den äußerlichen Reichtum kann jeder besichtigen. Ich war einmal vor einer Ewigkeit bei einer Messe in Düsseldorf, wohlgemerkt nicht in Bayern. Der Meßdiener kam mit einer langen Stange und Klingelbeutel, als der Beutel vor mir kurz angehalten wurde, sah ich, daß lauter Scheine über dem Hartgeld lagen. Bei jeder Reihe war der Beutel gefüllt, der Meß-diener ging hinter den Altar, um ihn zu leeren, und kam mit dem leeren Beutel zur nächsten Reihe zurück, wo er wieder gefüllt wurde. Da rechnete ich mal nach: Wie-viel Reihen hat so eine Kirche? Wieviele Kirchen

gibt es im Lande und wieviele Sonn- und Feiertage? Eigentlich hat die Kirche das Betteln hoffähig gemacht. Ich weiß auch, daß der Vatikan eigene Firmen unter einem anderen Namen sein eigen nennt, auch ist der an vielen Firmen beteiligt. Warum werden die geistlichen Wür-denträger eigentlich vom Staat bezahlt mit Gehältern von 3.000 bis 6.000 Euro pro Monat und der Vatikan ist – bedingt durch den Zölibat – der Alleinerbe. Nachdem das Palais des Münchner Kardinals luxuriös erneuert und umgebaut war, wurde auch bekannt, daß er sich in Rom eine Villa für ein paar Millionen gekauft hat. Warum muß ein Papstbesuch vom Staat

finanziell unterstützt werden? Erwarteten die Politiker den Segen von oben, er, dem die Gläubigen davonlaufen, durfte im Bundestag eine Rede halten vor Politikern, denen die Wähler davonlaufen. Weil über die Hälfte unserer Abgeordneten die Anwesenheit verweigerten und der Papst nicht vor halbleerem Haus spricht, wurden Statisten eingeladen, damit das Haus voll ist. Unser Beitrag beläuft sich auf Millionen, ein Teil seines Besuches. Die Spani-er haben jetzt mal protestiert. In Bayern gibt es die meisten kirchlichen Feiertage, die vom Arbeitgeber bezahlt werden müssen, von den meisten Arbeitnehmern werden sie

jedoch nur noch als bezahlter Feiertag wahrgenommen. Warum muß eine Stadt die Kosten der Renovierung eines Kirchturms tragen? In meiner Nähe ist ein Kirchturm schon über sechs Jahre aufwendig eingerüstet und die Türme der Frauenkirche sind gesamt ca. zehn Jahre wegen Renovierungen ein-gerüstet. In dieser Zeitspanne haben die Sklaven früher eine ganze Kirche bauen müssen. Wenn das der Vatikan bezahlen müßte, wären die Renovierungen schon lange fertig. Ein Hausbesitzer kann sich doch auch nicht mit dem Hut in der Hand auf die Straße stellen und für die Renovierung seines Hauses sammeln.

In jeder Kirche steht gleich am Eingang ein großer Opferstock, dann bekommt jeder Katholik einmal im Jahr eine Zahlkarte als Spendenaufforderung. Jede Taufe, jede kirchliche Trauung kostet und auch der Tod ist nicht umsonst. Wieviel von Deutsch-land gehört der Kirche? Das müßte eigentlich vom Katasteramt mal festgestellt und bekannt gemacht werden. Ich weiß und viele andere auch, wenn mal ein Gutsituier-ter im Sterben lag, war stets ein Geistlicher an seinem Bett. Schon in der Schule wurde gemunkelt, dem hat er wieder versprochen, daß er in den Himmel kommt, wenn – – – – – ! und meistens

mit Erfolg. Da gibt es noch viele Orte, in denen nicht bekannt ist, was der Kirche vermacht wurde und sie jetzt ihr Eigen nennt. Warum macht der Vatikan ein Geheimnis aus seinen Einnahmen und legt nicht mindestens einmal im Jahr Rechenschaft bei seinen Gläubigen ab. Jede Firma und jede Regierung ist dazu verpflichtet. Der Vatikan ist ein Staat im Staat, hat eine eige-ne Bank und eigene Gesetze. Ich war schon zweimal in Rom im Vatikan und sah dort nur alte Männer in Kutten und die Schweizer Garde in ihren Tarnanzügen, die dieses Reich schützen soll – und keine einzige Frau. Dabei wären der Papst, die Kardinäle, die

Priester ... ohne Frauen gar nicht auf dieser Welt und wenn es nach dem Zölibat ginge, würde die Menschheit aussterben. Was mich auch stört ist, daß der Papst – während im dichtbevölkerten Afrika Er-wachsene und Kinder den Hungertod sterben – sich feiern läßt, immer noch Verhü-tungsmittel und Aufklärung verbietet, nach dem Motto: Lasset die Kindlein zu mir kommen. Jetzt sind sie da und verhungern, aber weit und breit ist kein Papst zu se-hen. Der Vatikan könnte mit einem kleinen Teil seiner Einnahmen sofort Abhilfe schaffen, denn die UNO hat errechnet, daß mit 140 Millionen geholfen wäre. Auch von

den Profiteuren hört man wenig, nur daß sie mit 140 Milliarden Griechenland stützen müssen. Sind wir eigentlich noch zu retten?! Die Bilder, die täglich gezeigt werden, erwecken sogar bei Kindern Mitleid, daß sie ihr Sparschwein schlachten und spenden. – Traurig! Mehr fällt mir da nicht ein. Ich will niemandem seinen Glauben nehmen und wer das Bedürfnis hat und auf Sinnsuche ist, soll auch in die Kirche gehen. Ich will nur nachdenklicher machen. Noch keine Religion, kein Papst und kein Glaube hat je auf dieser Welt Unglücke, Elend, Not und Katastrophen, Krieg und Grausamkeiten verhindert –

ganz im Ge-genteil, wie man täglich erfahren kann und die Geschichte uns beweist. Auch hat noch keine Religion das kleinste menschliche Problem gelöst oder ist mit der kleinsten Ungerechtigkeit fertig geworden, da gibt es genug Beispiele. Es gibt viele Menschen – einsam, verlassen oder auch schwer krank – die in der Kir-che beten und Trost suchen, sich erleichtert fühlen in ihrem Glauben. Das ist gut so, weil es helfen kann. Manchmal genügt auch ein stilles Kämmerlein, um andächtig zu sein. Der Psychologe und Nobelpreisträger Daniel Kahnemann schreibt über die

angebo-renen Schwächen des Denkens, trügerische Erinnerungen und die irreführende Macht der Intuition wie etwa das Kreuz über dem Altar, das Menschen an ihre Sterblichkeit erinnern soll und sie gehorsamer macht. Es gibt ein großes Foto (in einer Tageszeitung) wie sich Herr Seehofer vom Papst die Kommunion reichen läßt (kniend). Das hat sogar für Verwunderung in Kirchenkrei-sen gesorgt und die Frage aufgeworfen: Hat er den Papst ausgetrickst? Vielleicht war es auch Dankbarkeit, weil der bayerische Staat zum Klerus großzügig ist. In letzter Zeit wird mal wieder von

dunklen Mächten, Intrigen, Geldwäsche, Mafia-verbindungen im Vatikan berichtet. Auch daß die Kirche nur Vertreter privater Inter-essen ist, eindeutig mit ja beantwortet. Manchmal dringt auch durch, wie es hinter den Mauern des Vatikan eigentlich zugeht, obwohl vieles durch Macht und viel Geld totgeschwiegen wird. Die Päpste leiten das größte und ertragreichste Unternehmen der Welt, daß das in aller Ewigkeit so bleibt, dafür müssen die von ihnen ernannten Würdenträger bei-tragen. Für die Gläubigen ist das eine undurchsichtige Diktatur. Nur wer sich in dieser Hierarchie hochgedient hat, wird vom

Papst zum Bischof oder Kardinal er-nannt und in den verschiedenen Landeskirchen und Sprengeln eingesetzt, jedoch auch dort vom Staat bezahlt. Kirchliche Würdenträger mischen in der Politik mit und die Politiker zeigen sich gerne mit ihnen. Der Vatikan ist das kleinste Land und das reichste Land der Erde mit eigener Bank, ein Staat im Staat, intrigenreich hinter dichten Mauern, für normal Gläubige vollkommen undurchsichtig, weil mächtig. Die verschiedenen Ordensgemeinschaften, beispielsweise Franziskaner, Benedikti-ner, Jesuiten, Augustiner, leben in Klöstern nach ihren

Ordensregeln. Sie sind aber auch in Krankenhäusern oder Schulen tätig und gehen in die Mission. Papst Bene-dikt XVI. ist Benediktiner, sein Nachfolger Papst Franziskus ein Jesuit. In der Nähe von Bad Drieburg gibt es ein ganz strenges Frauenkloster, dort bin ich einmal vor-beigekommen und habe erfahren, daß die Nonnen sich nicht miteinander unterhal-ten dürfen und den ganzen Tag beten. Der katholischen Kirche in Deutschland gehen nicht nur die Gläubigen, sondern auch die Priester verloren. Ließen sich 1962 noch 557 weihen, waren es 2010 gerade mal 81. Stirbt ein Pfarrer, wird seine Stelle meist gar nicht mehr besetzt.

Im Kloster Reisach, das einmal 35 Patres beherbergte, leben heute nur noch 5: zwei Polen, ein Inder und ein Deutscher (diese Zahlen sind entnommen aus dem „Stern“, Nr. 33/2012, „Wege des Herrn“). Alle Religionen sind frauenfeindlich, auch die sich christlich nennen und nach einer Predigt von der Kanzel zum Schluß bitten, „Oh Herr, erlöse uns vor dem Übel“, Amen. Wegen dem Übel hat man um 1600 das Zölibat eingeführt, damit die Kirchendiener von dem Übel befreit sind, nachdem auch die Päpste vor dieser Zeit bekanntlich keine Heiligen waren, der Zölibat wegen ganz

natürlicher menschlicher Bedürfnisse selten eingehalten werden kann und allen Würdenträgern zumindest eine Haushäl-terin zusteht. Ich rate jedem Bürger, der in die Kirche geht, einmal zehn Minuten außerhalb zu verweilen und sich Gedanken zu machen, wenn er vor den Kolossen steht, wer die eigentlich gebaut hat. Zu der Zeit gab es keine Baumaschinen, Bagger, Kräne oder Gerüstbauer. Das sind in der Regel keine Ziegelsteine, das sind große Felsbrocken, die da verarbeitet wurden. Und wenn er in der Kirche ist, soll er sich umschauen, welch überladener Prunk ihm da begegnet – das alles ist doch nicht vom

Himmel gefallen. Für mich waren das Sklaven, denn freiwillig hat das keiner getan, da möchte ich nicht wissen, wieviele Menschenleben dafür geopfert wurden. Die Macht der Kirche hat auch Einfluß auf die Politiker, da dürfen sich sogar Partei-en christlich nennen, machen damit Wählerstimmen mobil. In Bayern wird sich da nicht viel ändern, solange der Ministerpräsident beim Fronleichnamsumzug hinter der Monstranz mit Heiligenschein und gesenktem Haupt mitmarschieren darf. Die meisten Menschen sind gläubig, ich auch, nur mit der Religion habe ich so mei-ne Schwierigkeit. In einer

Demokratie kann und darf man wählen. In meinem Paß ist meine Religionszugehörigkeit ausgewiesen, nicht von mir gewählt, sondern schon bei meiner Geburt aufdiktiert worden. Sie hat mit meinem Glauben nichts zu tun. Mir fehlt das Vertrauen in eine Diktatur, da bin ich ungehorsam geworden. Meinen Glauben kann ich überall einsetzen und abrufen, dazu wecken mich auch die Kirch-englocken nicht auf. Ich brauche keine Kirche, die mir vorschreibt, was ich tun muß und nicht tun darf. Ich mache um Scheinheilige, denen man es ansieht, einen großen Bogen, trotzdem bin ich ein Gläubiger, der auch schon mal

gebetet hat. Die vielen existierenden Religionen haben ihre eigenen Gesetze und Riten. Einige afrikanische Stämme verehren ihre Götter in religiösen Tänzen, andere erlauben mehrere Frauen zu haben und einen Harem zu unterhalten, wieder andere sagen, die Frauen seien Eigentum des Mannes und schreiben vor, sie in einer Burka mit Sehschlitz zu vermummen. In Indien sind die Kühe heilig und dürfen frei herum-laufen, bei uns werden sie gemolken, geschlachtet und ernähren uns. In allen Religionen gibt es Fanatiker, sei es bei den Islamisten, Muslimen, Salafisten oder auch Christen und wie sie

sich alle nennen, die die Welt in Gläubige und Un-gläubige einteilen und Andersgläubige bekämpfen, von Drogenhändlern unterstützt werden, nur ihre eigenen Gesetze kennen und Gesetzesbruch grausamst bestrafen. Es geht da zu wie im Mittelalter, für Verfehlungen gibt es Peitschenhiebe, Hände werden abgehackt, Folterungen und Quälereien, die zum Tode führen, vorgenom-men und die niedrigsten Instinkte der Menschen geweckt. Diesen Religionen ange-hörende Diktatoren sind am Werk in Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit, Not und Elend, einer hohen Sterblichkeit. Da ist Religion keine Privatsache, Frömmigkeit und

Menschenrechte werden mißachtet. Ich werde mit meinem normalen menschlichen Verstand nie klar kommen, daß es im 21. Jahrhundert noch so etwas gibt!!! Ohne Kirchen und Religionen, meint der britische Naturwissenschaftler Richard Dawkins, ging es der Welt besser, in Religionen würde Unsinn gelehrt und sie seien gefährlich. Ohne Religionen gäbe es keine Taliban, Verletzungen der Menschenrech-te, auch keine Selbstmörder, die den Suizid begehen, weil man Jungfrauen im Himmel verspricht, und unschuldige Menschen mit den in den Tod reißen. Auch keinen George W. Bush, der als Präsident mit

Gott redete, bevor er seine Bomber zum Kreuzzug starten ließ. So hat jeder seinen eigenen Gott, von dem Richard Dawkins behauptet: „Gott exis-tiert mit großer Wahrscheinlichkeit nicht.“ Goethe meinte, jeder kann ihn nennen, wie er will, und ich sehe, wie man mit religiösen Darstellungen und dem Glauben gute Geschäfte macht, viel Geld verdient und Macht erhält. Gelesen am 15. April in der „AZ“: Marx wird Papst-Berater. Der Münchner Erzbischof gehört zu einem neuen Gremium, das Franziskus unterstützen soll. Von diesem Kardinal wurde schon einmal im gleichen Blatt beschrieben, daß er den opulenten Auftritt liebt. Nicht

umsonst eilt ihm da und dort auch der Spitzname „Großer Kurfürst“ voraus. Die CSU in Bayern hat viel gelernt vom Vatikan, wie man mit Glauben mächtig wird und ans Geld kommt. Darum ist der Klerus im Lande auch überall sichtbar zu be-obachten. Jetzt hat schon mal ein Kirchenfürst angefangen, Automaten aufzustellen für einen Rosenkranz mit der Begründung, weil es heute für alles einen Automaten gibt wie für Kondome usw. Mehr Scheinheiligkeit geht nicht! Fragen und Antworten: Warum zahlt der Freistaat Bayern die Gehälter der Bischöfe? Das ist noch ein Relikt aus dem

bayerischen Konkordat von 1817. Wieviel zahlt der deutsche Staat der Kirche heute? 475 Millionen Euro waren es 2012, die die beiden großen ‘Amtskirchen’ als Zuschüs-se für kircheninterne Personalkosten erhalten. Wenn Jesus heute leben würde, so wie er uns dargestellt wird (Dichtung und Wahrheit), würde er in diese Kirchen wahrscheinlich nicht gehen und auch nicht im Vatikan leben wollen. Vielleicht würde man ihn sogar vom Verfassungsschutz beoachten lassen. An dieses Thema traut sich kein Politiker, keiner traut sich das zum heißen Eisen gewordene anzufassen,

denn da würden ja seine Pfründe wegschwimmen und Wählerstimmen verloren gehen. Warum???? Ich weiß auch, daß ich jetzt mit meinen Religionsdarstellungen in ein Fettnäpfchen getreten bin und Religion und Glaube so getrennt habe. Von mir kann ich sagen, daß ich ein gläubiger Mensch bin und Gottvertrauen habe (ich finde im Moment kein anderes Wort dafür), daraus beziehe ich auch meinen Lebenswillen. Ich bin aufgrund meiner Erfahrungen gegen Personenkult, Heiligen- und Helden-verehrung.



Noch ein paar Bemerkungen und Meinungen:

Ich hatte ja das Glück, im westlichen Teil unseres Landes anzukommen, in einer Demokratie, in der man alles sagen darf, sagen soll, ja auch sagen muß, und das seit über 60 Jahren. Das habe ich auch zum Anlaß genommen, um einiges zu schildern, das nicht in Vergessenheit geraten darf. Der französische Philosoph André Glucksmann warnt Europa vor dem Untergang. Hier ein Zitat aus dem Gespräch „Demokratien ignorieren oder vergessen gern“, er sagt: Die gegenwärtige Entwicklung ist ziemlich

beunruhigend. Unsere heutigen europäischen Führer denken und handeln im Rhythmus der Wahltermine und Meinungsumfragen. Das Problem des Europäers ist seine Passivität, man will seine Ruhe haben und fängt keinen Streit an. Man tut nichts, das gilt für Frankreich und Deutschland, für alle. Was fehlt, ist eine globale Perspektive. Wenn die alten europäischen Nationen sich nicht einigen und geschlossen auftreten, werden wir zugrunde gehen. Nach dem Krieg, als alle Städte, Landschaften und die Industrie in Trümmern lagen, haben die besten Architekten auf festem Fundament ein

neues Haus aufgebaut, an dem auch die Menschen der Nachkriegszeit mitgewirkt haben, zuversichtlich und im sozialem Fortschritt gut aufgehoben waren über viele Jahre. Wie bei jedem Haus fallen eines Tages Instandsetzungen an und da es jedem gut ging, haben das die Nachkommen vernachlässigt, bei den Enkeln bröckelte dann schon der Außenputz ab, da war auf einmal kein Geld mehr da und das Haus ist zerfallen, wurde fast un-bewohnbar. Einige haben sich retten können und sind ausgezogen, jetzt schaut es aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen, und alle haben Angst, wie es weitergeht, sind der Meinung, so wie es einmal war, wird es nie mehr,

diese Zeiten sind ein für allemal vorbei. Noch ein bildliches Beispiel. Wir wohnten ja auf einem Berg der Glückseligen und Zufriedenen. Da war ein kleiner Stein, der wenig Beachtung fand. Durch katastro-phale Witterungseinflüsse, denen wir ungewohnt ausgesetzt waren, löste sich dieser Stein und rollte langsam den Berg hinunter. Trotz so vieler Politiker und noch mehr Beamter hat das keiner bemerkt und ihn aufgehalten, er rollte und rollte, bis er so groß wie ein Felsen war und drohte, unten alles zu erschlagen, alle sind vor Schreck auf die Seite gesprungen. Da wurde erst festgestellt, den bekommen wir nie

wieder hoch, und man rätselt nun, wie es weitergeht. Ich habe nur noch einen heiligen Respekt vor der Natur, denn die braucht uns nicht, aber wir brauchen sie. Sie rächt sich für alles, was wir ihr antun. Was wir mit dem immer Mehr und dem technischen Fortschritt der Welt antun, zeigen die Katastro-phennachrichten der letzten Jahre, die ich so noch nie erlebt habe. Auch wenn die Nutznießer, die trotzdem weitermachen, und die Politiker zu ihrer Rechtfertigung behaupten, das hatten wir immer schon mal, glaube ich es ihnen nicht. Gestern, das kannte ich noch, gab es Jahreszeiten, die sich unterschieden

haben, aber da gab es auch noch keine Atomindustrie mit ihrem unberechenbaren Teufelswerk, keinen so dichten Straßenverkehr und nicht so viele Flugzeuge in der Luft, jedoch keiner zieht die Notbremse. Die Welt aus den Fugen Zu dem Buch von Peter Scholl-Latour Die Welt wird nicht irgendwann untergehen. Sie ist schon die ganze Zeit dabei! Mit Vollgas Richtung Fegefeuer! Überall nämlich, hat der Weltenbeobachter Peter Scholl-Latour beobachtet, braut sich Unheilvolles zusammen, stehen Gewitterstürme und Pulverfässer kurz vor der Explosion, drohen Konflikte zu eskalieren. Wir

leben in aufregenden Zeiten, das hat der Mann völlig richtig beobachtet. Was uns an dem Buch jedoch am besten gefällt, ist – neben der hellsichtigen Analyse – die lustvolle Rhetorik. Hier wird nicht gejammert! Hier wird aus dem Nähkästchen, pardon, dem Schützengraben der Lebenserfahrung geplaudert, Frischgekochtes vom Krisenherd serviert, Mahngewitter eines Klartextredners! Die Scholl-Latour-Prophezeiung – selten war Apokalypse so saftig. Zur Zeit geht es unserer Wirtschaft wieder gut und Steuereinnahmen fließen. Schon im letzten Jahr ist mir aufgefallen, daß in allen Geschäften, wo

ich einkaufe und jah-relang vom gleichen Personal bedient wurde, jetzt dauernd andere Leute an der Kasse sitzen und mir fremde Gesichter auffallen. Ja sogar in meiner Sparkasse und Apotheke, wo ich sonst immer mit Namen begrüßt wurde. Das ist für mich der Be-weis, daß sich Industrie und Geschäftemacher der Zeit- und Leiharbeiter bedienen und so ihre Gewinne erzielen. Aus einstmals soliden Geschäftsleuten sind Händler geworden, die einen Basar betreiben. Da werden immer wieder die Waren umge-räumt, daß der Kunde suchend länger in seinem Laden bleiben muß und eventuell noch Zusätzliches mitnimmt. Wöchentlich

erscheinen von allen Supermärkten sei-tenlange bebilderte günstige Angebote und verstopfen den Briefkasten, die Woche darauf haben diese Waren wieder ihren alten Preis und neue Angebote tauchen auf, werden auch im Fernsehen beworben, wo die Minute mehr kostet als das Gehalt eines Angestellten. All diese Kosten, an denen auch Druckereien mitverdienen, werden auf die Waren geschlagen. Diese Kalkulation kenne ich, da ich Einblick hat-te. Geschenkt bekommt der Kunde überhaupt nichts, die Werbung ist für ihn nur der Türöffner. Die Familienministerin gibt bekannt, daß die Geburten wieder zunehmen, aber

wo und warum sagt sie nicht. Nichts von den Familien, die vom Kinder- und Elterngeld ganz gut leben, das sie den Kindern entziehen. Politische Sendungen im Fernsehen Jede Woche werden politische Gesprächsrunden gesendet bei Jauch, Illner, Will, Beckmann, bei Maischberger und der Münchner Runde, politische Fernsehsendungen wie Report Mainz, Report München, Panorama, Monitor, Plusminus, Fakt, Frontal 21 und Kontrovers gesendet. In allen werden Mißstände aufgedeckt und sitzen Kläger, An-geklagte und Betroffene am Runden Tisch. Da geht es oft zu wie bei Kesselflickern, lautstark verteidigt jeder

seine Meinung, man kommt oft gar nicht mehr mit, um was es geht. Immer sind die anderen schuld, auffallend ist, daß oft die gleichen Leute von ihren Parteien hingeschickt werden und sich ein Zubrot verdienen, da im Fernsehen nichts umsonst ist, dafür bürgen ja die Gebührenzahler. Dann gibt es auch jeden Sonntagmittag den Presseclub mit guter Besetzung (Journalisten) zu den Tagesthemen. Was lernen die, nicht jeder kämpft um seinen Posten. Was für den Zuhörer bleibt, ist oft Unmut, Ratlosigkeit und Politikverdrossenheit. Dann gibt es noch die fast stündlichen Nachrichten, immer schuldige Politiker im Staat, in den Bundesländern (16 mal),

den Städten und Gemeinden – überall gibt es Fehlentwicklungen und Geldverschwendungen. Aber was kommt dabei heraus? Wenn man den Fernseher einschaltet, um Nachrichten zu hören, was wird einem da geboten? Wetter-, Umwelt- und Klimakatastrophen, Lebensmittelskandale, verheerende Ver-kehrsunfälle mit Toten und Verletzten (so viele Rollstuhlfahrer gab es noch nicht einmal nach dem Krieg), Diebstähle, Einbrüche, Vergewaltigungen, Kindesmiß-handlungen und –mißbrauch, Brandstiftungen, brennende Pkw,

Familienmorde, Kinds¬entführungen und Morde, Sexualverbrechen, Politikervergehen, Wirt-schaftspleiten, Geldnot und Sparmaßnahmen usw. Auch das sind Zeichen, wie sich die Welt und die Menschen verändert haben. In Deutschland gibt es viel mehr Handys als Einwohner und die Handys werden jedes Jahr raffinierter. Sie sind zur Belästigung und Landplage geworden, denn fast jeder hat so ein Ding, wo man geht und steht. Mit dem digitalen Fortschritt haben auch Auswüchse und Mißbrauch ihren Einzug gehalten. Nach einer Studie wurde festgestellt, daß in Deutschland jährlich ein Schaden von 16,4 Milliarden

entsteht, 80 % infolge Computerviren. Verwaltungshäuser, um alle Büros und Schreibtischtäter unterzubringen, werden immer mehr und immer höher, weil die Politiker überall ihre Finger drin haben, wo sie nichts zu suchen haben. 80 % davon sind Anwälte, wir werden von Akademikern regiert. Wenn die mal einen Auftrag in die Finger kriegen, wird geprüft, dann noch einmal weitergegeben zur Untersuchung, dann werden Gutachter hinzugezogen und das dauert und dauert und kostet und kostet und lähmt die Wirtschaft. Alles auf unsere Kosten, weil wir die ja unterhalten müssen, bei denen wird nicht gespart, aber bei uns. Diese

Gesellschaft hat sich im Laufe der Jahre so verfestigt mit Lobbyisten und Privilegien, politischen Seilschaften und Spezlwirtschaft, daß keiner wagt, da einmal aufzuräumen, weil er sich sonst die Finger verbrennt. Traurig aber war, zu unserem Leidwesen sind aus ehemaligen Staatsdienern Staatsverdiener ge-worden. Es geht uns nur noch so gut, weil Deutschland der Krisengewinner ist und mit zwei-stelligen Milliarden profitiert, vor allem, weil die Zinsen für Staatsanleihen gesun-ken sind, sparte Wolfgang Schäuble laut Haushaltsbericht in den Jahren 2010 bis 2014 insgesamt fast 41 Milliarden, im

„Spiegel“ 34/2013 nachzulesen. Dazu kommen die riesigen Steuereinnahmen (von den Bürgern). Nochmal das Gesundheitssystem. Jetzt wird berichtet, daß weniger Medikamente einzunehmen gesünder ist. Presseorgane schreiben, daß jährlich 57.000 Todesfälle in Krankenhäusern als Folge von unerwünschten Arzneimittelgaben zu verzeichnen sind. Neulich stand ich in einer Apotheke neben einem älteren Ehepaar, das durch die in einer Werbung von einer jungen Schauspielerin angebotenen Vitasprint ani-miert war und 10 Stück für nahezu 20.– Euro gekauft hat. Ich habe festgestellt, daß es Medikamente gibt,

die eine Langzeitwirkung haben und den Alterungsprozeß zwar nicht verhindern können, aber verlangsamen. Wenn man mit 75 oder älter damit beginnt, kann man sich diese Ausgaben sparen. Das Geschäft mit den Medikamen-ten läuft auch deshalb so gut, weil die meisten Medikamente, die man früher kostenfrei auf Rezept erhielt, inzwischen jeder selbst bezahlen muß. Ein Herzchirurg muß mehr verdienen als der Gesundheitsminister, denn er rettet Leben. Der Ge-sundheitsminister mit seinem Mitarbeiterstab profitiert heute als Krankheitsminis-ter. Auch das Abrechnungssystem muß einmal unter die Lupe genommen

werden. Wa-rum brauchen wir eigentlich so viele Krankenkassen? Auch hier ist eine Reform überfällig.

Das Milliardengeschäft der Pharma-Industrie (nochmal zur Erinnerung und Nichtvergessen)

Die Pharma-Industrie ist immer beim großen Verdienst dabei, so in der Wachs-tumsbeschleunigung von Pflanzen und Tieren, in der Herstellung von Düngemit-teln, die den Boden belasten, wie auch in der Nahrungsmittelindustrie. Zu lesen ist dies in den wichtigen Hinweisen zu den Zutaten, die den angebotenen verpackten Nahrungsmitteln beigegeben sind, sowie deren Durchschnittsnährwerte und Halt-barkeitsdaten. Die Pharma-Industrie versorgt dann die Apotheken

mit Medikamen-ten gegen Allergien, Diabetes, Magen- und Darmverstimmungen, Herz- und Kreis-laufbeschwerden, die die Nahrungsmittelbeigaben bei bestimmten Personenkreisen hervorrufen und so Medikamenteneinnahme und Arztbesuche notwendig machen. Begründet wird das alles mit der Tatsache, dass die Menschen dadurch ja auch älter werden. Im „Spiegel“ Nr. 21 vom 18.05.2013 „Der heilende Geist“ Medizin: Gesund durch Meditation und Entspannung. Nachzulesen mit Aussagen von bekannten, nament-lich genannten, in allen Fachbereichen von Institutionen

tätigen medizinischen Psychologen, Verhaltensimmunbiologen und Evolutionsmedizinern. Verbesserte Überlebenschancen werden ermöglicht, weil die körperliche Apotheke es ausnützt, wenn die Aussicht auf Genesung am größten ist. Von Natur aus trägt jeder Mensch einen Erste-Hilfe-Kasten im Körper, der ohne seelischen Beistand wirksam werden kann. Er repariert Verletzungen durch nachwachsendes Gewebe, baut mit Hilfe der Leber Gifte ab, hetzt Immunzellen auf Krankheitserreger und löst gezielt den Schmerz aus, um den Kranken zur Schonung zu zwingen. Psychologin Bethany Kok: „Gute Gefühle erhöhen den

Tonus des Nervus Vagus – das könnte zu einem länge-ren Leben führen“. Und Psychologin Britta Hölzel: „Der Mensch lässt die Dinge so sein, wie sie sind. Und genau deshalb ist er nicht so ängstlich.“ Es ist auch eine wis-senschaftlich erwiesene Tatsache, daß jeder Mensch Selbstheilungskräfte durch Konzentration mobilisieren kann – man sollte mal ausprobieren, ob es funktioniert. Sich viel bewegen, solide Leben (nicht rauchen und nicht viel Alkohol trinken), sich einigermaßen gesund ernähren (nicht kasteien), Körper und Geist wach halten för-dern das Älterwerden genauso wie bei der Geburt mitgegebene Erbanlagen.

Noch ein paar Feststellungen, denn beim Schreiben werden Erinnerungen ge-weckt. Wo heute Ampeln den Verkehr regeln, stand am Marienplatz und Stachus ein Ver-kehrsschutzmann auf dem Podest. Alle Volksschauspieler und bekannte Personen bekommen in der Stadt ihr Denkmal, so sind auf dem Viktualienmarkt die Volks-schauspieler verewigt wie Karl Valentin, Liesl Karlstadt, Elise Aulinger, Ida Schu-macher und der Roider Jackl. Das Taubenmutterl, das vor der Feldherrnhalle täglich mit seinem

Kinderwagen voll Taubenfutter dort die Tauben fütterte, steht im Hin-terhof einer Ladenzeile in der Maffeistraße, die Bally Prell (Schneizlreuth) steht vor ihrem Haus nahe der Münchner Freiheit, der Helmut Fischer (Monaco Franze) sitzt vor seinem Stammcafé, der Münchner Freiheit, der Sommer Sigi (Blasius, der Spa-ziergänger) stolziert am Rindermarkt. Im Tal gab es nebeneinander den Sohler- und Metzgerbräu, wo Vorstadtganoven ihre gestohlenen und Hehlerwaren angeboten und getauscht haben, auch Frauen, die sich angeboten haben, gingen da ein und aus. Vor den Olympischen Spielen 1972 war

die ganze Stadt eine einzige Baustelle, die U- und S-Bahnen wurden gebaut, das Olympiagelände, der Flugplatz Riem und die Stadt bekam eine Fußgängerzone ebenso wie den Mittleren und Äußeren Ring mit Unterführungen, an denen heute noch gebaut wird. Wie hat Rudi Carrell festgestellt, als er das erstemal hier war: München ist eine komi-sche Stadt, die „Abendzeitung“ gibt es morgens, im Leberkäs ist kein Käse, in der Radlermaß kein Radler, die Weißwurst wird gezuzelt, der Karneval heißt Fasching, das Oktoberfest ist im September, der Karlsplatz heißt Stachus und die meisten Leut laufen in so komischen Trachten rum, den Dialekt zu

verstehen braucht man einen Dolmetscher, der Biergarten ist gar kein echter Garten, sondern nur mit Kastanienbäumen und Bänken. Das Bild der Stadt von Gestern und Heute hat sich sehr verändert, das habe ich auch als Zeitzeuge mitbekommen, genauso wie die Wohnungsnot durch Zuzug vieler Neubürger aus der ganzen Welt, denen man auch begegnet, wenn man mit öffentli-chen Verkehrsmitteln oder zu Fuß unterwegs ist.

München – Gestern und Heute

In München, meiner Heimatstadt seit 1935, gibt es auch ein Gestern und Heute. Das einstmals große Dorf liegt jetzt in drei Schuttbergen begraben. Hier wurde auch die Partei gegründet, die uns das als Erinnerung hinterlassen hat. München war die Hauptstadt der Bewegung. Nach dem Wiederaufbau, U- und S-Bahn-Bauten, dem Olympiastadion mit Fernsehturm und den Olympischen Spielen 1972 wurde es die Großstadt mit Herz. Heute ist es eine Stadt, in die wegen ihrer Sehenswürdigkeiten Besucher aus aller

Welt gerne kommen und auch begeistert sind, was ihnen geboten wird. München ist zur Touristenstadt geworden. Mittlerweile sind wir auch Ein-wanderungsland und das Stadtbild hat sich verändert. Viele Traditionsgeschäfte gibt es nicht mehr und der noch verbliebene Rest hat schon die Schließung ange-kündigt. Statt der beliebten und bekannten Volksschauspieler, die uns verließen, haben Kabarettisten Einzug gehalten, und die müssen bei ihren Aufführungen auf-passen, was sie sagen dürfen, sonst werden sie vom Bildschirm verbannt. Die Be-troffenen können ein Lied davon singen. Ein Bauerntheater gibt es noch in

Tru-dering, da wird schon seit Wochen das Stück gespielt „Die Scheinheiligen der Drei-faltigkeit“. In der Stadt gibt es inzwischen 50.000 Illegale, das ist auch ein Grund, daß ich abends nur noch ausgehe, wenn ich abgeholt und wieder zurückgebracht werde. Die Zeiten, in denen ich nachts allein unterwegs sein konnte, sind vorbei. Mir geht es wie Karl Valentin, den ich mal wieder in Anspruch nehme, der sagte, als er durch eine Unterführung ging und oben der Verkehr rollte: „Ich bin ein Fremder unter Fremden fremd.“ Ich brauche nicht durch eine Unterführung zu gehen, sondern nur aus dem Haus, mit der

Tram-, U- oder S-Bahn zu fahren, selbst in der Stadt fühle ich mich manchmal ungemütlich. Wer anderer Meinung ist, soll mal aus seinem Auto aussteigen und eine Woche mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren oder auch zu Fuß flanieren; das würde ich auch den Schreibtischtätern und manchen Politikern raten. Ich bin nicht ausländerfeindlich, wir brauchen diese Mitbürger, denn ohne sie würde unsere Wirtschaft zusammenbrechen. Über 95 % von ihnen sind genau wie wir Steuerzahler, fühlen sich hier wohl und haben sich integriert als zuverlässige Arbeitskräfte, oft besser als unsere Arbeitnehmer, die meisten haben die

deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Deshalb lebe ich trotz allem gern in dieser Stadt, die mir ans Herz gewachsen ist mit den vielen traditionellen Sehenswürdigkeiten und Baudenkmälern, dem Marien-platz, Odeonsplatz, Königsplatz, dem Viktualienmarkt, der Fußgängerzone, dem Wahrzeichen Münchens, der Frauenkirche, dem Olympiagelände, der Bavaria Filmstadt, dem Deutschen Museum und Botanischen Garten, den Prachtstraßen und gepflegten Traditionen wie beispielsweise dem Oktoberfest – um nur einiges zu nennen. Dazu kommen die vielen

Naherholungsgebiete wie Starnberger See, Am-mersee, Tegernsee, Chiemsee, das schöne Alpenvorland, Bad Tölz, Garmisch, der Königssee, die vielen Berge zum Wandern und Skifahren, die Königsschlösser – man kommt schon ins Schwärmen, wenn man nur einen Teil aufzählt. Schreib mir was!In München, meiner Heimatstadt seit 1935, gibt es auch ein Gestern und Heute. Das einstmals große Dorf liegt jetzt in drei Schuttbergen begraben. Hier wurde auch die Partei gegründet, die uns das als Erinnerung hinterlassen hat. München war die Hauptstadt der Bewegung. Nach dem Wiederaufbau, U-

und S-Bahn-Bauten, dem Olympiastadion mit Fernsehturm und den Olympischen Spielen 1972 wurde es die Großstadt mit Herz. Heute ist es eine Stadt, in die wegen ihrer Sehenswürdigkeiten Besucher aus aller Welt gerne kommen und auch begeistert sind, was ihnen geboten wird. München ist zur Touristenstadt geworden. Mittlerweile sind wir auch Ein-wanderungsland und das Stadtbild hat sich verändert. Viele Traditionsgeschäfte gibt es nicht mehr und der noch verbliebene Rest hat schon die Schließung ange-kündigt. Statt der beliebten und bekannten Volksschauspieler, die uns verließen,

haben Kabarettisten Einzug gehalten, und die müssen bei ihren Aufführungen auf-passen, was sie sagen dürfen, sonst werden sie vom Bildschirm verbannt. Die Be-troffenen können ein Lied davon singen. Ein Bauerntheater gibt es noch in Tru-dering, da wird schon seit Wochen das Stück gespielt „Die Scheinheiligen der Drei-faltigkeit“. In der Stadt gibt es inzwischen 50.000 Illegale, das ist auch ein Grund, daß ich abends nur noch ausgehe, wenn ich abgeholt und wieder zurückgebracht werde. Die Zeiten, in denen ich nachts allein unterwegs sein konnte, sind vorbei. Mir geht es wie Karl Valentin, den ich mal wieder in Anspruch nehme,

der sagte, als er durch eine Unterführung ging und oben der Verkehr rollte: „Ich bin ein Fremder unter Fremden fremd.“ Ich brauche nicht durch eine Unterführung zu gehen, sondern nur aus dem Haus, mit der Tram-, U- oder S-Bahn zu fahren, selbst in der Stadt fühle ich mich manchmal ungemütlich. Wer anderer Meinung ist, soll mal aus seinem Auto aussteigen und eine Woche mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren oder auch zu Fuß flanieren; das würde ich auch den Schreibtischtätern und manchen Politikern raten. Ich bin nicht ausländerfeindlich, wir brauchen diese Mitbürger, denn ohne sie würde unsere

Wirtschaft zusammenbrechen. Über 95 % von ihnen sind genau wie wir Steuerzahler, fühlen sich hier wohl und haben sich integriert als zuverlässige Arbeitskräfte, oft besser als unsere Arbeitnehmer, die meisten haben die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Deshalb lebe ich trotz allem gern in dieser Stadt, die mir ans Herz gewachsen ist mit den vielen traditionellen Sehenswürdigkeiten und Baudenkmälern, dem Marien-platz, Odeonsplatz, Königsplatz, dem Viktualienmarkt, der Fußgängerzone, dem Wahrzeichen Münchens, der Frauenkirche, dem Olympiagelände, der

Bavaria Filmstadt, dem Deutschen Museum und Botanischen Garten, den Prachtstraßen und gepflegten Traditionen wie beispielsweise dem Oktoberfest – um nur einiges zu nennen. Dazu kommen die vielen Naherholungsgebiete wie Starnberger See, Am-mersee, Tegernsee, Chiemsee, das schöne Alpenvorland, Bad Tölz, Garmisch, der Königssee, die vielen Berge zum Wandern und Skifahren, die Königsschlösser – man kommt schon ins Schwärmen, wenn man nur einen Teil aufzählt.


Werbung

Ohne Werbung geht heute gar nichts mehr. Was gestern die Marktschreier und die Propagandisten in den Kaufhäusern waren, sind heute die Werbeagenturen. Ohne die wären manche Presseorgane nur halb so dick, es gäbe nicht so viele Privatsen-der, die sich nur mit Werbeeinschaltungen finanzieren, andere Sender bleiben mit der Werbung lebensfähig, denn es werden auch Sendungen mitfinanziert. 80 % der Werbung ist Bauernfängerei und grenzt manchmal an Volksverdummung. Je lauter der Ton, je größer die Anzeige, das Plakat und die

Aufmachung, desto teu-rer ist der Preis. Sie wissen auch, daß mit Gesundheit, Schönheit und Mode das meiste Geld zu ver-dienen ist. Die Pharmaindustrie füllt mit ihren teuren freiverkäuflichen Produkten in den Apo-theken Regale bis an die Decke, manche mußten sogar ausbauen und haben sich modernisiert und vergrößert. Bei den reichhaltig angebotenen Kosmetikartikeln ist es nicht anders, je bekannter der Name, desto kleiner und teurer ist der Inhalt. Ich habe noch niemand getroffen, der – wie angespriesen – schöner geworden ist. Manche haben sogar Pickel bekom-men

und teuer dafür bezahlt. Was bei Mode verdient wird, bekommt jeder beim Ausverkauf zu spüren, wenn die gleichen Waren dann 30–50 % billiger angeboten werden. Die Auto-, Möbel- und Elektroindustrie wirbt mit kleiner Anzahlung und kleinen Monatsraten und verleitet zum Schuldenmachen. Die Banken und Versicherungen sind die Gewinner mit Zinseinnahmen. Alle sichern sich ab mit Beipackzettel und dem Kleingedruckten und sie wissen auch, daß die Dummen und Leichtgläubigen nicht aussterben. Was machen die Politiker? Die verhalten sich ruhig, denn sie sind in der

Zwickmüh-le der mächtig gewordenen Lobbyisten und des Staats, der mit immer mehr Steuern die Kasse füllt. Die in der Werbung angebotenen Produkte sind die teuersten, weil auch die Wer-bung teuer ist. Der „Stern“ begann ab Nr. 31 seit dem 25.7.13 eine Serie „Branchenchecks“, wo ge-zeigt wird, wie durch unsere Unwissenheit Händler und Geschäftemacher mit Tricks und Extras abkassieren und die Kassen füllen. Das beginnt mit dem Optiker, den Handy-Tarifen, den Restaurants, den Apotheken bis zu den Tricksereien der Airli-nes. Vielleicht kommen auch noch die Hausärzte und die Gehörakustiker dran,

mit denen ich meine Erfahrungen gemacht habe, mal sehen. Ein guter Rat: „Bevor man den Geldbeutel aufmacht, erst das Gehirn einschalten.“

Rückblicke

Der organisatorische und technische Fortschritt begann 1950 am Anfang meiner Berufstätigkeit.

Da waren noch teilweise Transmissionen, die die Werkzeugmaschinen antrieben und steuerten mit einer Gangschaltung, wurden nach und nach elektrobetrieben und die Staubfänger abgebaut. In jedem Fertigungsbetrieb gab es ein Konstruktionsbüro, wo Ingenieure an großen Zeichenbrettern standen und Zeichnungen für die Fertigung lieferten,

die an die AV (Arbeitsvorbereitung) zur Stücklistenaufstellung gingen und dann an die FA (Fertigungsabteilung), um die Unterlagen für die Fertigung zu erstellen. Der Werkstattschreiber wurde abgelöst durch das Ormig Umdruckverfahren (Organisationsmittelgesellschaft). Jede Abteilung, jeder Arbeitsgang und jeder Arbeiter bekam eine Nummer, die auf allen Unterlagen umgedruckt wurde. Jeder Betrieb hatte ein Rohstofflager und ein Fertigzeuglager mit Verwalter, der die Eingänge und Ausgänge auf seiner Kartei

führte. Die Lager sind heute auf der Autobahn.

In den Büros waren noch Rückstände von Pauspapier und Bleistiften, die vom Kugelschreiber und Durchschlagpapier abgelöst wurden. Rechnungen und Briefe wurden auf Schreibmaschinen getippt. Dafür gab es Stenografiekurse und Kurse für ein 12-Fingersystem. Auch der Rechenschieber auf dem Schreibtisch wurde ersetzt durch die Rechenmaschine mit der Handkurbel und später vom Taschenrechner abgelöst. Die Buchhaltung gab in den 70er Jahren ihre Unterlagen an die

IBM ((Internationale Büromaschinen), da standen Hollerithmaschinen, die so groß wie ein Kleiderschrank waren, mit einem Lochkartensystem vereinfacht wurden. In den 80er Jahren kamen die ersten Computer auf den Markt, wo Programme zugeschnitten auf die Firma erstellt wurden. Heute steht auf jedem Schreibtisch ein Computer, ein Bildschirm und ein Drucker, der auch vervielfältigt. Toll!!!

Das Telefon, das den Morseapparat ablöste, gibt es zwar noch trotz Handys, von denen es in Deutschland mehr gibt als Einwohner. Durch diese ist man überall, wo man geht und steht, erreichbar

und jeder kann mithören, was da oft für ein Unsinn verzapft wird. (Was machst Du gerade? Ich sitze in der Straßenbahn! Ich spreche mit Dir! usw.)

Neulich hörte ich wie einer, in der Straßenbahn hinter mir sitzend, auf einen Anruf geantwortet hat: „Bin gerade mit dem Auto unterwegs, ich rufe zurück ...“ Unkontrolliert lügen kann man mit dem Ding auch.

Auch mit diesen Entwicklungen, die ich miterlebt habe, bin ich Zeitzeuge geworden.

Mein erstes Auto war ein

Vorkriegsmodell, ein DKW Zweitakter. Bei jedem Schaltgang mußte man Zwischengas geben. Die Karosserie war aus Holz, überzogen mit Leder, das dann auch morsch wurde.

Einen Computer habe ich nicht und auch kein Internet. Ein Handy besitze ich seit einem Jahr, das aber die meiste Zeit zuhause liegt, weil ich vergesse, es mitzunehmen.

Mit meiner Biographie und erworbenen Menschenkenntnis bin ich zum Menschenbeobachter geworden und habe festgestellt, daß jeder Mensch so ist, wie er aussieht. Bei den geistlichen Würdenträgern

ist das einfach, die schauen alle gleich aus. Auch die Gesichtszüge sagen viel über einen Menschen und sein Wohlbefinden aus, da hilft auch kein Pudern und kein Schminken. In jedem Gesicht spiegelt sich die Harmonie der Seele.

Trotzdem muß man jeden Menschen nehmen wie er ist und nicht wie er sein soll, keiner hat sich selbst gemacht.

Nochmal Stimmen, Stimmungen, Meinungen, Feststellungen und Pressebe-richte

Zwischenruf von Hans-Ulrich Jörges vom „Stern“ zum Zustand der Berliner Republik aus seinem Buch „Regierung verzweifelt gesucht“:

Unsere Politiker haben dramatisch an Ansehen verloren. Sie treibt der Machtwille, längst nicht mehr die Überzeugung. Kein Wunder, dass das Volk das Vertrauen in ihre Kompetenz weitgehend verloren hat.

Eine messerscharfe Analyse eines Landes, dem die Leitfiguren verloren gehen.

 

Aus dem „Spiegel“ 32/2013 vom 5.8.2013:

„Die bequeme Republik.“

Deutschland scheint von einer seltsamen Lethargie erfasst. Die Bürger fürchten Veränderungen, die Politiker fürchten die Bürger – und verweigern nötige Reformen. Was macht die Bürger so träge? „Merkel und Co. verweigern ganz viel von dem, was wir für die Zukunft tun müssten“, sagt

Müntefering. Natürlich ist das auch Wahlkampf, aber es ist dennoch nicht falsch. Die Frage ist nur: Gibt es einen Ausweg aus jenem Dilemma, in dem auch Merkel steckt? Aus dem Stillstand aus Angst vor Bestrafung durch den Wähler? Gibt es nur die Wahl zwischen Mutlosigkeit und Machtverlust? An dringend nötige Reformen wagt sich indes niemand. Wir haben noch immer das komplizierteste Steuersystem, die Reform des Mehrwertsteuersystems, man schafft es nicht, den Abbau der Altschulden von 1053 Milliarden ganz zu schweigen. Klare

Strukturreformen wären nötig, doch die Politik leugnet den Handlungsbedarf. Mutig sind Berliner Spitzenpolitiker nur dann, wenn es um die Bürger anderer Staaten geht. Warum verbindet sich Selbstzufriedenheit und Zukunftsangst? Kaum jemand hat sich so intensiv mit den Fragen beschäftigt wie der Politologe Herfried Münkler, der Soziologe Ulrich Beck und der Philosoph Peter Sloterdijk. Es müsste eine Gruppe von führenden Politikern geben, die bereit sind, um der Zukunft willen gegenwärtige Risiken einzugehen. Sobald aber eine Handvoll diesen Mut aufbrächten, bekämen sie von ihrer Partei die Zähne gezogen. Denn

wer bereit ist, ein Risiko einzugehen, gefährdet nicht nur seine eigene Wiederwahl, sondern die der Fraktionskollegen gleich mit. Die Folge, kaum ist noch ein Politiker fähig zu langfristigem Denken. Der Soziologe Beck, 69: „Wir leben in einer Wirklichkeit, die immer unbegreiflicher wird.“ „In Deutschland herrscht eine ‘chronische Duldungsstimmung’“, sagt Sloterdijk. Er geht in diesem Jahr nicht zum Wählen, aus Ratlosigkeit. Die Lethargokratie hat Merkel von Helmut Kohl übernommen. Die Schuldenkrise, überlastete Sozialsysteme, die ungünstige

demografische Entwicklung und das mäßige Wirtschaftswachstum – eigentlich ist alles klar, dass es so nicht weitergehen kann. Wir betrügen uns selbst und lassen uns gern von der Politik betrügen.

 

Essay von Jürgen Habermas „Ein Fall von Elitenversagen“.

Was heißt „unpopulär“? Die Unterschätzung und Unterforderung von Wählern ist immer ein Fehler. Eine Antwort der Kanzlerin ist bekannt – tranquillistisches Herumwursteln.

Versagende Eliten? Jedes demokratische Land hat die Politiker, die es verdient. Europa befindet sich in einem Notstand, um die politische Macht hat, wer über die Zulassung von Themen zur Öffentlichkeit entscheidet. Deutschland tanzt nicht, es döst auf dem Vulkan.

 

Was ich jetzt gelesen habe, wird mir teilweise meine Beobachtungen und Meinung bestätigen.

– – – – – – – –

Noch ein paar Schlagzeilen und Aussagen:

 

Die Bevölkerung schrumpft mit

üblichen Folgen.

Wir haben eine unglaubliche Spaltung der Gesellschaft.

Die Zahl der Einwanderer steigt seit 1995 auf einen Höchststand und bringt unser Sozialsystem durcheinander.

Die Petitionen sind in diesem Jahr (2013) auf 1.500 gestiegen.

Die Pensionslasten und Beihilfen sind bis Ende 2012 von 465,42 Milliarden Euro um 23,3 Milliarden Euro gestiegen, in einem Jahr seit Ende 2011.

Meldung vom Bundesinnenminister zur

Gefahr der Islamisten, Salvinisten und wie sie sich alle nennen, der Terrorismus und Rechtsextremismus ist noch nicht gebannt, die Verbrechen haben zugenommen.

Schlagzeile der „Bild“-Zeitung „Verbraucherpreise um 5,7 % gestiegen.

Eine andere Tageszeitung „Armutsgrenze der Rentner ist überschritten“.

Bei der Hochwasserkatastrophe zeigten sich – wie gehabt – die Politiker in Gummistiefeln und als sie das Elend sahen, versprachen sie unbürokratische Hilfe,

wohl wissend, daß in unserem Staat ohne Bürokratie überhaupt nichts mehr geht, was sich ja diesmal wieder bewahrheitet hat (Antrag stellen mit Begründung). Eine Katastrophe, die eigentlich verhindert werden hätte können, wenn der Staat das Geld, was diese Katastrophe jetzt wieder kostet, nach der ersten großen Katastrophe eingesetzt hätte, um diese erneute abzuwenden – also: Bis zum nächsten Mal!

2014 zieht die Bundeswehr in Afghanistan ab, die dort – außer Menschenopfern – wenig erreicht hat nach 10 Jahren und viel Geld verpulvert wurde. In ein paar

Jahren ist dort ein zweiter Irak.

Der Klimawandel befreit die Arktis vom Eis. Einige Experten glauben, daß der Nordpol schon ab 2030 in den Sommermonaten eisfrei ist. Klimakatastrophen sind prophezeit und vorher zu sehen, gerade dieses Jahr bekamen wir es auch zu spüren.

Wer die Freiheit aufgibt für die Sicherheit, wird am Ende beides verlieren, das sagte vor zweieinhalb Jahrhunderten schon Benjamin Franklin, einer der Gründer Amerikas („Stern“ 28/2013).

Seit man ohne Anzahlung ein Auto

erwerben kann, vermehren sich die Geisterfahrer die Menschen gefährden – oft mit tödlichem Ausgang.

Neu ist auch die enorme unkontrollierte Zuwanderung anderer Völker mit ihren Sitten und Gebräuchen, wo bei Auseinandersetzungen untereinander und in den Familien sofort das Messer gezückt wird, das es in jedem Haushalt gibt, anstelle einer Waffe.

In einer „Exklusiv“-Sendung am 19.8. in der ARD eine Dokumentation über „Deutschlands neue Slums“ – nicht in

der Dritten Welt, sondern mitten in Dortmund: Zuwanderer hausen in Bruchbuden, 8-10 Personen in einem Raum und werden als billigste Arbeitskräfte ausgenützt! Da kommt auch noch was auf uns zu!

– – – – – – – –

Aussagen: Es ist oft ein Trauerspiel mit dem Föderalismus 16 Bundesländer. Der CDU-Chefhaushälter im Bundestag, Norbert Barthle, wirft den Ländern „modernes Raubrittertum“ vor, Erpressungstaktiken (Autobahngebühr für Ausländer und Länderausgleich).

Jetzt macht man sich schon Gedanken, aus 16 Bundesländern 9 zu machen bei möglicher Neuordnung. Neueste Nachrichten vom Spiegel 34/2013, begründet im Artikel „Himmel hilf“: Die Geldnot im Bund entsteht, weil er von den Ländern ausgenommen wird, nur eine Reform des Föderalismus könnte das Verhältnis kitten und das Gesicht der Republik verändern. (Ganz neue Erkenntnis!)

Warum dauert eigentlich immer alles so lange und erst, wenn man merkt, daß man

bis zur Brust im Wasser steht, klettert man ans Ufer, warum fällt ihnen alles so schwer?

Die Gesellschaft darf nicht länger gespalten werden.

Ein Machtwechsel ist überfällig. Betonköpfe und Bremser müssen kaltgestellt werden, aber wer mit wem ist da in der Lage? Es darf nicht sein, daß wieder 4 Jahre Stagnation herrscht zum Schaden der nachfolgenden Generationen.

Der Patient Deutschland muss operiert werden, Krebsgeschwüre entfernt, damit sich keine Metastasen ausbreiten

können, ihn dann zur Reha schicken, damit er wieder gesund wird.

Zu den Wahlen 2013:

Ich bin auch verunsichert, wen man – bei ca. 30 zugelassenen Parteien (wie gehabt) – wählen soll. Weil man auch weiß, daß sich fast alle gleichen und nur ein Ziel im Auge haben — Sich. Die großen Volksparteien sollten sich mal Gedanken machen, daß sie fast 30 % Nichtwähler mit ihrer Politik produzierten, diese ihnen misstrauen, auch weil ihnen die Hälfte ihres Verdienstes (sie ein halbes Jahr nur für den Staat arbeiten müssen) abgenommen wird und sie keinen entsprechenden Gegenwert er-halten. Ich warte die Wahl jetzt nicht ab, denn das Politikbarometer

zeigt, wie die Wahl ausgehen wird, nämlich wie das Hornberger Schießen. Wir haben da eine Schützenkönigin und viele Schützen im Verein, die da auch bleiben wollen. Einige scheiden aus Altersgründen aus, andere, weil sie schlechten Schützen sind, wie sich herausstellte. Eine schlechte Schützin hat der Seehofer rechtzeitig nach Bayern zu-rückgeholt, da ist es ja wurst, sie braucht nur ein Dirndl anzuziehen und lächeln. (Böse Zungen haben Seehofer da in Verdacht – mea sog i ned). Die Zielscheibe blei-ben immer wir, die Bürger. Der Bürger freut sich, wenn er nicht getroffen wird. Alle 4 Jahre macht dann der Schützenverein ein

Schützenfest mit Blaskapelle und verteilt Rosen und Kugelschreiber ans Volk. Er steigt auf die Kanzel, predigt und verspricht, dann verschwindet er wieder von der Bildfläche und ist nur noch im Fernsehen präsent. Dann haben wir noch 16 weitere Schützenvereine in 16 Ländern mit Schützenkönig, Schützen und Zielscheiben, die sich in jedem Land anders darstellen. In Bayern braucht der Schützenkönig nicht marschieren, da darf er mit seiner Frau in der Kut-sche sitzen im Schützenzug, beim Oktoberfest das Freibier am Weißwurst-Stamm-tisch genießen. Warum reden die immer vor der Wahl

vom Krieg, den sie gewinnen wollen, um zu siegen alle zum Kampf aufrufen, daß es für sie klappt. Den reinen Wein werden sie uns nicht einschenken, den trinken sie selbst und lassen sich berauschen. Prost Mahlzeit Gemeinde! – – – – – – – – Überall fehlt es an Aufsichts- und Wachpersonal. Häuser zerfallen, Schlaglöcher auf den Straßen, die Menschenleben gefährden, Brücken müssen gesperrt werden we-gen Einsturzgefahr, Krankenpfleger fehlen, in Altenheimen darben viele ältere Men-schen dahin und warten, bis sie erlöst werden von dem Übel. ––– Es gibt

viele Gründe, zukunftsweisende notwendige Maßnahmen zu ergreifen, und – wie hier oft schon erwähnt – eingreifende Gesetzesänderungen durchzuführen. Auf was warten die eigentlich?? Noch ein paar Stimmen aus Bayern in der „AZ“ vom 24.8.2013: Die Abzocker abwählen, Leser empören sich über die Bereicherung der Volksvertreter aus der CSU, Angela Merkels Besuch im KZ Dachau und über Horst Seehofer und Barbara Stamm: Zu: „CSU-Fraktionsvize König kaufte Kamera für 6000 Euro“ (AZ 21.8.) / Zu: „Die Familie hält zusammen“(AZ 22.8.) Dass sich unsere Volksvertreter nicht

schämen, sich so schamlos am Volkseigentum zu berei-chern. Trotz horrender Bezüge kriegen sie den Hals nicht voll! Sollen sie doch daran ersticken. Wozu braucht ein Politiker Kameras bei der Arbeit? Noch dazu fünf Stück? Wahrscheinlich hat er viele Verwandte. Wer jetzt noch diese „Christliche“ Partei wählt, dem ist nicht zu helfen. Christa Mulzer Der Artikel über die Abzocker-Abgeordneten im Bayerischen Landtag hat Ähnlichkeit mit einem Bericht über eine kriminelle Bande. Und die Landtagspräsidentin Stamm schaut weg wie immer. Dem Staatsbürger, dem das

alles nicht egal ist, bleibt nur die Möglichkeit, zur Wahl zu gehen und der „Abzocker-Familie“ die Quittung für ihr charakterloses Verhalten zu geben. Ob es mit den Anderen, den Neuen, besser wird ist zwar ungewiss, aber einen Versuch ist es wert. Johann Butzenlechner Zu: „Eine heikle Stunde“ (AZ 21.8.) Wäre Herr Steinbrück nach Dachau gekommen, wäre der Aufschrei riesig gewesen. Warum hat Frau Merkel diesen Termin nicht im Vorjahr gemacht? Ihr wird viel mehr nachgesehen als dem Herausforderer. Dieser Termin war mehr als geschmacklos, auch wenn Frau Knobloch und Herr Mannheimer das

anders sehen. Frau Merkel hat diesen Termin nur zum Wahlkampf genutzt. G. Zeindl-Stadler Zu: „Seehofer legt sich mit WDR an“ (AZ 27.8.) Bei der Lektüre des Artikels dachte ich zunächst an eine deutliche Überdosis Frankenwein bei den beiden Politprofis. Vielleicht sollten sich Frau Stamm und Herr Seehofer als Herrscherpaar in Simbabwe um die Nachfolge des betagten Robert Mugabe bewerben. Dort können sie dann als Horst und Barbara I. von Rhodesien (so hieß Simbabwe früher) nahezu uneingeschränkt Macht genießen, Verwandte nach Herzenslust beschäftigen, Fotoapparate und

Kommunikationstechnik auf Staatskosten kaufen und natürlich als erstes die ARD-Journalisten des Landes verweisen. Fast wie in Bayern halt. Claus Reis Gedanken um eine Schafherde Letztes Jahr war, ich glaube in Augsburg, ein Bundestreffen der Schäfer, da war so-gar eine Frau dabei, die diesen Beruf gewählt hat. Das hat mich an meine Jugend erinnert, als noch Schäfer mit langem Mantel, einem breiten Hut und einem langen Stab (Hirtenstab) vor ihren Herden hergehend

unterwegs waren, dazu die aufmerk-samen Hunde, die die Herde zusammenhielten. Damals sind sie noch auf den Land-straßen gezogen, heute, bedingt durch die Motorisierung, dürfen sie nur noch die Straße überqueren und verursachen schon damit eine lange Autoschlange. Der Schä-fer ist mit seiner Herde unterwegs zu einem Grundstück, das ihm ein Gutsherr zur Verfügung stellt, damit er eine Rast einlegen kann. Während seines Aufenthalts ist das Grundstück eingezäunt, für den Schäfer steht ein Wagen bereit, in dem er mit seinen Hunden übernachten kann. Weil die Tiere mit ihrem Nachwuchs nicht nur bei

Tage, sondern auch mal nachts blöken, zieht das Wildtiere an, die dann immer wieder ein paar Schäflein reißen. Am Tage grasen die Schafe und düngen dann mit ihrer Hinterlassenschaft das Feld, damit wieder alles nachwächst und gedeihen kann, und den Schafen wächst für den Winter das Fell. Im Frühjahr werden sie ge-schoren und frieren ein paar Tage. Die Fellschur wird dann vielfältig verarbeitet, zum Beispiel zu Wolle. Die Schafe werden auch gemolken, um aus ihrer Milch Schafskäse zu bereiten, der nicht nur gut schmeckt, sondern auch gesund ist. Wenn die Jungtiere nachgewachsen sind, werden die alten Tiere geschlachtet, und

ihnen das Fell über den Kopf gezogen. Bei dieser Betrachtung stelle ich fest, daß meine Oma schon gesagt hat: Wir sind eine Schafherde auf zwei Beinen. Warnung! Da sind Taschendiebe unterwegs, denn mir fehlen jeden Monat von 100,–– Euro in meinem Geldbeutel 20,–– Euro und absehbar werden es bald 30,–– Euro sein! Die frühzeitig bekannt gegebene Rentenerhöhung von über 2 % ist ein Köder für den Stimmenfang, mit dem man bis zur Wahl 2013 hausieren geht. Es bleiben nach einer Rentenbesteuerung ab 01.01.2012 und der schleichenden Inflation 0 %! Dieses Jahr sind es nur 0,25 %, so wird die

Rente reduziert, obwohl das Leben teurer wird, wie viele Beispiele beweisen. Die Täter, deren Einkommen steigen und deren Zukunft gesichert ist, sind bekannt und fast jeden Tag im Fernsehen zu besichtigen! Auf dem Wohnungsmarkt haben sich Einkäufer und Renovierer breit gemacht und die Mieten erhöhen sich oft so horrent, daß sich kein normaler Bürger mehr solche Wohnungen leisten kann.

Zu meiner Familie

Noch ein paar Bemerkungen: Alles, was ich in meinen Jugendjahren erlebt und auch geschildert habe, von dem bekamen meine Geschwister als Spätgeborene nichts mit. Meine Schwester Carmen, die 1937 geboren wurde, wird beim Lesen meiner Erinnerungen peinlich berührt sein – dafür bitte ich sie um Nachsicht, obwohl sie auch aus der Familie in

der Zeit meiner Abwesenheit einiges zu erzählen hat. Als ich wieder zuhause war erfuhr ich, daß sich meine Mutter vom Schmide (wie wir ihn immer nannten) getrennt hatte. Er ist aber immer wieder mal aufgetaucht und hat gesorgt, daß wir über die Runden kamen. Ganz klar gekommen bin ich mit ihm eigentlich nie. Ich hatte keinen Kontakt mehr mit ihm, da er auch nicht mehr bei uns wohnte, und weiß auch nicht, wann und woran er gestorben ist.

Mein Bruder Erich ist 1972 mit 54 Jahren bei einem Verkehrsunfall tödlich

verunglückt, meine Mutter ist 1976 verstorben, mein Bruder Edi verstarb 1994 und mein Bruder Benni ist im Jahr 2001 verstorben. Mein Sohn Robert, am 28.7.62 mit einem Herzfehler geboren, starb am 10.4.92. Das war ein harter Schlag und Einschnitt in unser Leben. Sein Gedenken bleibt für immer in Erinnerung.

Meiner Schwester Gretl, die in Berlin lebt und dort verheiratet ist und im Juni 85 Jahre alt wird, geht es zur Zeit gesundheitlich nicht besonders gut. Ich wünsche ihr eine baldige Genesung

und alles Gute. Meine Schwester Carmen, verheiratet, wohnt bei Wolfratshausen. Es geht ihr gut. Es gibt viele Anlässe, zu denen wir uns treffen. Da sind dann auch alle meine Nichten, die Kinder meiner Brüder, mit im Bunde und der Kontakt zu allen funktioniert wohlwollend gut. Ich bin da der Onkel.

Mit meinem Sohn Gert, der dieses Jahr 60 wird und seit über 30 Jahren in Berlin wohnt, habe ich ein gutes einvernehmliches Verhältnis. Er ist zwar viel im Ausland unterwegs, aber

zwei- bis dreimal im Jahr – außer telefonischer Verbindung – verbringen wir schöne Tage zusammen.

Ich weiß zwar nicht, mit welchen Genen ich ausgestattet wurde, heute weiß ich aber, was mir in die Wiege gelegt wurde: Optimismus, Lebensbejahung, etwas Humor, einigermaßen gesunder Menschenverstand und viele Glücksmomente und Schutzengel, die mich bis heute auf meinem Lebensweg begleitet haben. Ich bin mit erworbener Disziplin auch gut

organisiert. Mein Leben war für mich die beste Schule, die es gibt, und ich lerne heute noch täglich dazu und entdecke mich immer wieder neu.

Was ich bedauere, daß wir der nachkommenden Generation einen Schuldenberg hinterlassen und jeder Neugeborene mit über 25.000,–– Euro belastet wird.

Noch leben wir im Vergleich und Unterschied zu ca. 80 % der Weltbevölkerung (auch auf deren Kosten) in einem Schlaraffenland, trotz aller Widrigkeiten,

die es ja auch gibt, wie vernehmbar.

Wir haben glücklicherweise und Gott sei Dank durch eine gut funktionierende Völkerverständigung in Europa seit über 60 Jahren Frieden, aber friedlicher ist die Welt noch nicht geworden. Die Gefahren, denen wir ausgesetzt sind, haben sich verändert.

Manfred Lütz hat einmal einen Bestseller geschrieben: „Wir behandeln die Falschen“, man könnte es auch ableiten: „Die Falschen behandeln uns“.

Da haben doch die ARD-Fernsehanstalten die kritisch politischen Sendungen des

Abendprogramms auf fast Mitternacht verlegt und gekürzt, weil man weiß, daß die meisten Menschen schon eingeschlafen sind, auch unliebsame Kabarettisten stillschweigend ausgebootet. So weit sind wir schon wieder. Ich vermisse den Aufschrei der Betroffenen. Hat man die zufriedengestellt und mundtot gemacht?

Als geborener Optimist bin ich immer zuversichtlich gewesen mit dem Älterwerden, auch duldsamer. Mit meinen Erinnerungen, Erfahrungen auch  ein politisch interessierter und denkender

Mensch, der sich seine Neugier bewahrt hat. Als ganz normaler Staatsbürger dieses Landes habe ich alle Höhen und Tiefen in 94 Lebensjahren durchgestanden. Ich bin einer, der sich nicht an den Rand der Gesellschaft drängen ließ und sich wehrt, wenn er sich ungerecht durch Beamtenwillkür behandelt fühlt, nach meinem Motto „Wer nicht handelt, wird behandelt“.

Aktien habe ich nie besessen, auch nicht Lotto gespielt, habe auch keinen Pfennig geerbt. Mein erarbeitetes gespartes Geld in meiner Gesundheit und Reisen angelegt.

Da bleibt sogar noch was übrig, weil ich auch haushalten schon früh gelernt habe, ohne etwas zu entbehren, weil ich mir die wichtigste Person war, aber ohne Egoismus und Vorurteile.

Ich habe auch kein Eigentum mehr, denn das belastet und ist eine ewige Sparkasse, das merkt man besonders, wenn man älter geworden ist.

Es gibt auch keine Probleme, sondern nur Herausforderungen in meinem Leben.

Ein Gesundheitsapostel, der sich kasteit, bin ich nicht, sondern einer, der gesundheitsbewußt lebt und darauf

achtet, daß die Lebensqualität nicht verloren geht. Ich weiß aber auch, daß ich nichts ändere und hinnehmen muß, da die Fronten verhärtet sind.

Oft bin ich gefragt worden, was ich mir da angetan habe, das doch keinen Menschen interessiert. Meine Antwort: Ich habe es für mich getan, mir auch mit meinen Unmutsäußerungen und meiner ganz persönlichen Meinung Luft verschafft, ganz gleich, wie ein anderer darüber denkt. Ich bin auch kein Bedenkenträger. Wenn mich jemand fragt, wie es mir geht: „Solange

ich noch ohne Gehhilfe mich bewegen kann, nicht einsam bin, noch lesen und schreiben kann und nicht am Hungertuch nage, geht es mir gut“, vor allem, wenn ich fast täglich sehe, wieviel Not und Elend mir oft begegnen. Mein Mitleid nützt denen nichts, jammern nützt nichts, denn ich kann die Gesellschaft und die Menschen nicht ändern. Ich kann mich ändern, aber nicht anpassen und mich Gefahren aussetzen, die es ja auch gibt.

Meine Aufzeichnungen und Erinnerungen als Zeitzeuge führen vor Augen, wie die

Welt, die Gesellschaft und die Menschen sich verändert haben, so rasant wie in keinem Jahrhundert zuvor.

Da habe ich gerade gelesen, daß die bayerische Industrie ausländische Arbeiter sucht, anstatt mal ein paar überflüssige Beamte zu entlassen und dort einzusetzen, damit sie mal merken, wie man sich sein Geld zum Leben auch verdienen muß.

Da habe ich vernommen, daß schon ein oder zwei Staaten über zigtausend Beamte abgebaut haben um bestehen zu können. Baut mal die Beamtenschwemme ab, senkt mit dem ersparten Geld die Steuergelder,

gebt sie vernünftig und glaubwürdig aus (mit Rechenschaftsbericht), dann bleiben die vermögenden Leute auch hier und legen nicht im Ausland ihr ehrlich verdientes Geld an, weil sie sehen, wie der Staat damit umgeht.

Da hat man mal festgestellt, da die Krise erst in 10 Jahren behoben sein wird und jetzt haben wir erst 5 Jahre hinter uns. Die Krise ist nicht vorbei. Die Harvard-Ökonomin Carmen Reinhart hält Staaten für unfähig, ihre Schulden abzubauen. Deshalb bedienen sie sich der

Notenbanken. Den Preis zahlen die Sparer und es besteht kein Zweifel, daß die Renten aufgefressen werden. In der Eurokrise wird das Risiko für Unruhen immer größer.

Ein Gleichnis:  Weil die Hauseinbrüche rapid zugenommen haben, werden die Hausbesitzer belehrt, wie sie ihre Türen und Fenster sichern müssen und eine Alarmanlage installieren sollen.

Beim Haus des Staates hat man, trotz Bundesregierung und 16 Bundesländern mit über 100.000 Beamten, keine dieser Maßnahmen befolgt, an den Grenzen und

beim Zoll solche Alarmanlagen und Sicherungen einzubauen, darum haben und hatten die Einbrecher und Gauner ein leichtes Spiel, auch unsere Banken auszurauben.

Bei Martin Luther heißt es irgendwo:

So ist doch unser ganzes Leben aus Stärken und Schwächen zusammengesetzt.

Der Mensch ist nicht nur triebgesteuert, wir haben auch eine Menge Gehirn und auch ein Gewissen, um verantwortungsbewußt zu sein. Man muß darüber nachdenken, wie man sein Leben wertvoll macht, und wo auch Gier

zur menschlichen Ausstattung gehört, muß die Risikobereitschaft zivilisiert werden. Geld allein ist nicht der Grund für unser Lebensglück.

Was hat es sonst noch gegeben?

Da haben ein paar hochgelobte Politiker durch Plagiate Doktortitel erworben und ihren Ministerposten verloren.

Und der Brüderle hat den Sexismus-Skandal ausgelöst mit seinem auffälligen Verhalten der holden Weiblichkeit gegenüber. 

Nun noch etwas zum Schmunzeln von

einem Kabarettisten:

Schon wieder: Lebensmittelskandal! Wenn deine Tochter sagt, sie mag ein Pferd, dann weißt nicht: Will sie ein Pony reiten, oder hat sie Hunger?

Pferdefleisch, Papst-Rücktritt, Meteoriten-Einschlag und Merkel bei 55 Prozent – viele sagen: Das ist die Endzeit. Nein. Für die Endzeit brauchen wir in Bayern keinen apokalyptischen Reiter, wir ham Dobrindt und Haderthauer.

Heute schaut man dauernd aufs iPhone. Und

was hat mir das vorher verraten? Dass die deutschen Bischöfe die Pille danach zulassen. Da stellt sich die Frage, ob die Bischöfe die Pille für den weiblichen Unterleib oder für den männlichen Starkbierschädel meinen.

Hören’s auf mit der ständigen Streiterei, bei wem am Aschermittwoch mehr Leute waren, bei CSU oder SPD. Ihr sollt Kindergärten eröffnen und nicht Kindergarten spielen!

Die Papstrede könnte jetzt auch Vorbild für bayerische Politiker sein.

Übersetzt sagte er: „Meine geistigen Kräfte reichen nicht mehr aus.“ Dann tritt er ab, der Söder.

– – – – – – – –

Die Wahl steht vor der Tür und jetzt machen die Politiker wieder – wie vor jeder Wahl – großzügige Versprechen, damit sie wieder gewählt werden und ihre Stellung halten dürfen, wohlwissend, daß sie die Versprechen nicht halten können, ihre Ausreden für danach sind schon mitgeplant. Leider fallen sehr viele

Bürger darauf rein, lassen sich blenden, wenn ihnen mal einer eine Rose in die Hand drückt. Aber nur einmal vor der Wahl, dann sehen sie ihn nur noch im Fernsehen, er freut sich und sie ärgern sich, weil sie hereingefallen sind und dazugelernt haben.

Die Ereignisse und Vorkommnisse überschlagen sich mal wieder in den letzten Wochen.  Der verregnete Mai brachte das Jahrhunderthochwasser. Ganze Landkreise stehen unter Wasser, tausende Betroffene mußten evakuiert werden, Häuser

und Wohnungseinrichtungen sind vernichtet und Schäden, die in die Milliarden gehen, verursacht. Da erscheinen mal wieder mitschuldige Politiker in Gummistiefeln, drücken ihr Bedauern aus, versprechen schnelle und unbürokratische Hilfe. Wie die aussieht, bekommen die Betroffenen dann auch zu spüren, weil in diesem Land nichts ohne Bürokratie geht. Das hat sich auch bei der letzten Landüberflutung bewahrheitet. Dramatische Szenen bis zur nächsten Flut!

Dann der

FC Bayern mit seinen drei Siegen. Tausende Anhänger kamen zur Siegesfeier und harrten im strömenden Regen aus.

Dann ist da wieder ein Verteidigungsminister in Ungnade gefallen, der über 500 Millionen Euro in den Sand gesetzt hat mit dem Debakel „Euro Hawk“, der Drohne. Alle Verteidigungsminister seit F.J. Strauß mit seinem bekannten Affären sitzen auf dem Schleudersitz, wie damals schon seine Piloten, die Glück hatten, wenn sie nicht mit dem Eurofighter abgestürzt sind.

 

Auch mal eine Lanze brechen

Politik ist brutal, Politik macht einsam. Im Wahlkampf zeigt sich verschärft, welchen Erwartungen Kandidaten gerecht werden sollen und welche Vorurteile ihnen entge-genschlagen. Ist wirklich alles so schlimm? Ist der politische Betrieb brutaler als an-dere Lebenswelten? Dies fragt Dirk Kurbjuweit im „Spiegel“ 24/2013 (Seite 27-31) zu den beschriebenen Ursachen, auch weil ein unbarmherziges System die Men-schen deformiert. Ein Artikel, der zum Nachdenken anregt. Beim Lesen dieses Arti-kels fällt mir auch auf, daß ich personalisiere, das auch im Eifer

geschieht, weil nichts vergessen werden darf, auch sie durch ihr Verhalten, ihre vertretenen Mei-nungen zu Schuldigen werden. Warum machen sie das? Weil sie sich berufen fühlen? und in eine Partei eingetreten sind, um sich da hochzudienen? Sind es persönliche Gründe? Die Freiheiten? Das Einkommen? Die Sicherheit im Alter? Suchen sie Öffentlichkeit? Gesehen werden? Sonnenkönig spielen? Macht besitzen und ausführen? Ihre Komplexe verstecken? Privilegien genießen? Auch hier gibt es, wie im Leben für alles, was man tut oder nicht tut, Gründe! Ganz gleich, welche Gründe jeder hat, muß er

auch Kritik und Unmut, die er verursacht hat, aushalten. Noch leben wir in einer freien Welt, denn sie sind nicht die allein seligmachenden zu unserem Wohl, aber sehr oft zu ihrem. Gerade jetzt vor der Bundestagswahl hat der Wahlkampf der Parteien begonnen mit häßlichen Wahlplakaten, dummen Sprüchen und peinlichen Auftritten. So werden Wähler wechselweise an der Nase herumgeführt, hinters Licht geführt und geblen-det. Das Ärgerliche ist, daß die Politiker die Wähler für blöd halten. Es ist das Ge-räusch der Demokratie, man muß mit dem Getöse leben. Chefreporter M. Maus der

„Abendzeitung“. Ich vermisse das Wahlplakat „Gemeinsam gegen unsere Spezlwirtschaft und Kor-ruption der Amigo-Partei“, in der jahrelang Familienmitglieder von über 80 Abge-ordneten auf Kosten der Steuerzahler zum Teil hohe Gehälter bezogen haben. Dann am 14.8.2013 – dies hat der Oberste Rechnungshof aufgedeckt – in der „AZ“ die Schlagzeile „Landtagsabzocke noch viel schlimmer“. Auch bezüglich der Pleite der BLB, die sich von den Österreichern über den Tisch ziehen ließ, müssen wir die Suppe auslöffeln. – Kein Wort ist davon in der Wahlrede von Seehofer, der

schon als Drehhofer betitelt wird. Der Autor Jürgen Borchert entwickelte schon 1996 die These: Unser Sozialsystem, das eigentlich Ungerechtigkeiten ausgleichen sollte, ist selbst der größte Übeltäter. Wenn das System so bleibt, wie es ist, wird es sich zwangsläufig selbst zerstören. Und fragt: Warum leisten wir uns unkontrollierbare Kettenreaktion fortlaufend verschärft?



UNS GEHT ES GUT – meine Beobachtungen an einem Tag

Ein ganz normaler Wochentag. Als Rentner habe ich ja viel Zeit und bin ein Früh-aufsteher, worüber sich manche auch wundern. Ich wundere mich auch, was ich als Einzelperson beim Einkaufen so alles in meinen Hakenporsche (weil Tragtasche zu schwer zu tragen ist) eingeladen habe, dann wundere ich mich, wieviel Abfall man produziert und über den Stoß Papier (Reklame und Lesematerial), den man täglich in die Mülltonne entsorgt, geleert wird einmal in der Woche. Man sagt dazu Aschentonnen, weil man früher

alles selbst verbrannt hat. Auf dem Weg zum Ein-kaufen und im Laden begegne ich oft Menschen, mit denen ich nicht tauschen möch-te, die sich mühsam bewegen, behindert sind und beim Überqueren der Straße auf-passen müssen, daß sie nicht unter die Räder kommen. An den Haltestellen der Tram-, U- und S-Bahnen ist ein Gedränge, ich wundere mich, wo die alle herkom-men und wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten. Da begegnet mir ein Vielvölker-gemisch, das sich laut in der jeweiligen Sprache unterhält. Fast jeder Zweite hat ein Handy in der Hand und spielt. Manchmal meine ich, im Ausland zu sein. In den Kaufhäusern, und da gibt

es mehrere in der Stadt, das gleiche Bild: Schaulustige und Einkaufsbummler. Illuster, was man da alles zu sehen bekommt und wie man-che gekleidet sind. Ganz unten im jeweiligen Kaufhaus sind die Billigwaren und Lebensmittelabteilungen, eine Vielfalt von Speisen und Getränken, man kommt sich vor wie im Schlaraffenland. Im Parterre große Eingänge und noch größere Schau-fenster als Türöffner. Rolltreppen zu allen Stockwerken, man möchte und macht es ja bequem. Damen-Herren-Kinderbekleidung, im 5. Stock die Elektroabteilung mit einer großen Auswahl von dem Spielzeug, das sich

viele erwerben, und von dem es mehr gibt als Einwohner. Überall gefüllte Regale bis an die Decke und mit Sonder-angeboten vollgepackte Tische. Die Kauflust zeigt sich dann weiter oben im Restau-rant, wenn die Kunden mit vollen Taschen ankommen. In der Café-Abteilung sitzen viele ältere Frauen in der Runde und ein paar ältere Männer, oft aus Langeweile, um auch mal rauszukommen und unter Leuten zu sein. Es wird Zeit zum Heimfahren. Viel gesehen und erlebt in unserer bunt gewordenen Welt, die für viele tatsächlich ein Schlaraffenland ist, sich auch so präsentiert und darstellt. Auf der Heimfahrt sind auch viele, für die

jetzt Feierabend nach getaner Arbeit ist, der öffentliche Verkehr brummt. Nach meiner Beobachtung sind das im Schnitt vielleicht 30 % die Menschen, die einem da begegnen, den Rest sieht man nicht, auch welchen Gründen auch immer. Ganz oben in den Kaufhäusern ist ein Stockwerk „Zutritt nicht erlaubt“, da sitzen die Abteilungsleiter vor ihren Computern und sorgen dafür, daß der Laden da unten läuft. Hinter einer Trennwand sitzen die Nutznießer mit ihren Einsagern (Lobbyisten), darüber ein Plateau mit Sonnenliegen und ein Landeplatz, damit sie davonfliegen können mit den Geldtaschen unterm Arm, der Tageskasse.

Denen geht es wirklich gut, sie produzieren unsere Millionäre, die auch immer mehr werden. Sie wohnen in den bekannten Villenvierteln mit Zweit- und Drittauto in der Garage, mit Anliegerwohnung fürs Personal, gehen abends zum Käfer zum Essen, ins Theater oder in die Oper, wenn nicht gerade eine große Einladungsfeier anliegt. Ich bin zu Hause angekommen, muß erst einmal alle Eindrücke verarbeiten, schalte den Fernseher an, wo ich dann erfahre, was in der ganzen Welt so alles passiert ist an diesem Tag, und staune dann wieder. Genau wie bei politischen

Sendungen, die ich gerne sehe, in denen Gegensätze und Meinungen aufeinanderprallen, zwischen Arm und Reich diskutiert wird, die Politikverdrossenheit ans Tageslicht kommt. Da fällt mir auch ein, daß unter denen, die es besser haben, auch viele von der Erbgene-ration sind, die wir ja mitgeschaffen haben (weil es unseren Kindern mal besser ge-hen soll) und sich die Mittelständler und Kleinhändler bewegen, denen man ja auch begegnet. Also viel ist zu sehen, trotzdem wundere ich mich oft, wo das viele Geld herkommt und wenn ich sehe, was da für Gestalten in protzigen Wagen am Steuer sitzen, schüttele ich den Kopf. Ich kann

diese Welt und die Menschen nicht ändern, weil mich jetzt auch nichts mehr wundert. Ich beobachte, gehe vorbei, denke und freue ich als Einzelgänger, der viel erlebt, mitgemacht und gesehen hat. Das muß man erst einmal hinkriegen in drei Leben, die ich gelebt habe, von denen in Erinne-rungen viel hängen geblieben und nicht vergessen ist. Ich habe da ja jetzt mal ein bisserl zusammen geschrieben, damit ich bei mir bleibe. Das war eigentlich mein Anliegen, auch zu dem Thema „Uns geht es gut“, was ja im Vergleich zu anderen Staaten auch stimmen mag, trotzdem rumort es im Lande. Es gibt viel Ungerechtig-keit und Unzufriedenheit im

Lande, weil die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht, eine Minderheit gegen eine Mehrzahl da unten, die durch den Rost gefallen sind. Das wollte ich hiermit ein bisserl gerade rücken aus meiner Sicht, jeder hat ja eine andere Sicht – hab’ ich da noch was vergessen? Schluß – aus – Ende, genau wie dieser Tag. An all den vielen Tagen in meinem Leben war es mir nie langweilig, jetzt wisst ihr auch mehr von mir, wenn ihr das alles gelesen habt. In meinem Alltag als Rentner sitze ich jetzt auf meinem Balkon, freue mich über die Blumenpracht und auch dar-über, daß

manche mich bewundern, wie sie mir auch diesmal gelungen ist. Ich freue mich über die großen Bäume, sehe kaum etwas von der Straße, komme mir vor wie im Wald, zumal hinter mir der Olympiaberg ist. Ich fühle mich wohl und bin ein Zufriedener, der nicht mehr jünger sein möchte und auch nicht hundert Jahre wer-den will, aber ich will neugierig bleiben und mich bewegen können. Ich hoffe auch, daß sich niemand gelangweilt hat beim Lesen, danke für die Ausdauer und für das entgegengebrachte Interesse.

Neugier

In die Zukunft blicken zu können, ist ein Menschheitstraum. Auch das Wetter fällt meist anders aus als prophezeit. Wahrscheinlich ist unser Alltag vernetzt, Internet, Smartphone wird zunehmen, die Weltbevölkerung wird zunehmen, die Religionsfanatiker und Terroristen werden die Welt gefährlicher machen. Die Menschen und die Gesellschaft werden in hundert Jahren wieder anders sein als heute. Ob es uns besser geht, Krankheiten beherrschbarer sind, Armut zunimmt, die Renten sicher sind? Das sind alles Fragen, die Sorgen und Ängste

hervorrufen. Wenn heute schon auf jedem Handy mehr Kapazitätsleistung als auch einem Com-puter ist, werden wir weniger konsumieren und mehr leben. Wie werden sich die Machtverhältnisse verteilen, wie wird das Auto des Jahres aussehen, die Pille des Jahres, der Skandal des Jahres? Der Widerstand der Ungläubigen. Die Kreditkarte, mit der man einkaufen und tele-fonieren kann. Wann kommen mehr Frauen in die Chefetagen und an die Macht? Ist das männliche Geschlecht vom gesellschaftlichen Wandel überfordert? Jungen ver-sagen in der Schule, Männer verlieren ihren Job,

Kinder wachsen ohne Väter auf – beginnt das Jahrhundert der Frauen? Da gibt es ein Sachbuch mit dem Titel „Zukunftsmusik“, in dem steht, die Welt ver-ändert sich so rasant, daß viele Menschen kaum noch mithalten können. Durch die Globalisierung verliert die Gegenwart an Bedeutung. Wir leben, so der schwedische Professor Michel Dahlen, in einer Erwartungsgesellschaft, die nur noch darauf fixiert ist, was morgen kommt. – – – – – – – – Auf meinen Wegen beobachte ich manchmal kleine Kinder an der Hand oder im Wagen, wie die ganz anders sind wie wir damals. Sie schauen offen drein,

frei und neugierig, stellen auch Fragen. Diese Veränderung ist begrüßenswert. Sie wachsen auch mit neuen Medien auf und beherrschen sie großartig. Manchmal beäugen sie mich auch fragend: Wo kommt der her? Wie schaut der aus? Damit kann ich leben, weil es mir gefällt. Da wächst wieder eine ganz andere Generation heran! – – – – – – – – Mein Leben teile ich in drei Abschnitte ein: Von der Geburt bis zum 30. Lebensjahr war ich nur da, wurde benutzt und war aus-geliefert. Vom 30. bis 60. Lebensjahr mußte ich im Beruf und in der Familie

funktionieren und war gefordert. Ab dem 60. Lebensjahr bis heute muß ich nichts mehr, habe gelernt, auch mal nein zu sagen, ich lebe, genieße meine Freiheit, fühle mich wohl und bin zufrieden. Es gibt nichts mehr auf dieser Welt, was mich noch erschüttern kann oder groß aufregt. Tägliche Horrormeldungen muß ich zwar zur Kenntnis nehmen, aber sie haben keinen Tiefgang mehr. Schreib mir was!In die Zukunft blicken zu können, ist ein Menschheitstraum. Auch das Wetter fällt meist anders aus als prophezeit. Wahrscheinlich ist unser Alltag vernetzt, Internet, Smartphone wird

zunehmen, die Weltbevölkerung wird zunehmen, die Religionsfanatiker und Terroristen werden die Welt gefährlicher machen. Die Menschen und die Gesellschaft werden in hundert Jahren wieder anders sein als heute. Ob es uns besser geht, Krankheiten beherrschbarer sind, Armut zunimmt, die Renten sicher sind? Das sind alles Fragen, die Sorgen und Ängste hervorrufen. Wenn heute schon auf jedem Handy mehr Kapazitätsleistung als auch einem Com-puter ist, werden wir weniger konsumieren und mehr leben. Wie werden sich die Machtverhältnisse verteilen, wie wird das Auto des Jahres

aussehen, die Pille des Jahres, der Skandal des Jahres? Der Widerstand der Ungläubigen. Die Kreditkarte, mit der man einkaufen und tele-fonieren kann. Wann kommen mehr Frauen in die Chefetagen und an die Macht? Ist das männliche Geschlecht vom gesellschaftlichen Wandel überfordert? Jungen ver-sagen in der Schule, Männer verlieren ihren Job, Kinder wachsen ohne Väter auf – beginnt das Jahrhundert der Frauen? Da gibt es ein Sachbuch mit dem Titel „Zukunftsmusik“, in dem steht, die Welt ver-ändert sich so rasant, daß viele Menschen kaum noch mithalten können. Durch die Globalisierung verliert die

Gegenwart an Bedeutung. Wir leben, so der schwedische Professor Michel Dahlen, in einer Erwartungsgesellschaft, die nur noch darauf fixiert ist, was morgen kommt. – – – – – – – – Auf meinen Wegen beobachte ich manchmal kleine Kinder an der Hand oder im Wagen, wie die ganz anders sind wie wir damals. Sie schauen offen drein, frei und neugierig, stellen auch Fragen. Diese Veränderung ist begrüßenswert. Sie wachsen auch mit neuen Medien auf und beherrschen sie großartig. Manchmal beäugen sie mich auch fragend: Wo kommt der her? Wie schaut der aus? Damit kann ich leben, weil es

mir gefällt. Da wächst wieder eine ganz andere Generation heran! – – – – – – – – Mein Leben teile ich in drei Abschnitte ein: Von der Geburt bis zum 30. Lebensjahr war ich nur da, wurde benutzt und war aus-geliefert. Vom 30. bis 60. Lebensjahr mußte ich im Beruf und in der Familie funktionieren und war gefordert. Ab dem 60. Lebensjahr bis heute muß ich nichts mehr, habe gelernt, auch mal nein zu sagen, ich lebe, genieße meine Freiheit, fühle mich wohl und bin zufrieden. Es gibt nichts mehr auf dieser Welt, was mich noch erschüttern kann

oder groß aufregt. Tägliche Horrormeldungen muß ich zwar zur Kenntnis nehmen, aber sie haben kei-nen Tiefgang mehr.


Schlußwort

Vorab möchte ich meiner alten Bekannten Heidi recht herzlich danken, denn ohne ihre Mithilfe hätte ich kapitulieren müssen, vielleicht hat sie es auch schon bereut, daß sie mir zugesagt hat, das alles auf ihrem Computer ins Reine zu schreiben. Ich weiß, was ich ihr da zugemutet habe. Ich bin ja kein Schriftsteller und habe auch keine Unterstützung oder Berater in Anspruch genommen, nur eine alte Reise-schreibmaschine, ungeübt x-mal verbessert, mit Fahnen dazwischen gekennzeichnet hab’ ich’s bei ihr abgeliefert, dafür noch dreimal danke.

Ohne deine Mithilfe wäre das nicht zustande gekommen, was du jetzt als Exemplar in Händen hältst. Ich bitte jeden Leser, das zu berücksichtigen und um Nachsicht. Es gab auch keinen Lektor, wie in der Druckindustrie und den Verlagen üblich, der diese Aufzeichnungen an-ders angelegt hätte. Ich habe mir jetzt einmal die Zeit genommen, in mühseliger Kleinarbeit als Zeitzeu-ge – die immer weniger werden – meine ganz persönlichen Erlebnisse und Begeg-nungen, alle Höhen und Tiefen, die ich erlebt und durchlebt habe, aufzuschreiben. Oft bin ich nachts aufgewacht und habe mir Notizen gemacht über Dinge, die mich

gerade beschäftigt haben. Es war ein schwieriges Unterfangen, das ich mir da ange-tan habe, aber ich wollte all das für mich befreiend zu Papier bringen. Ich weiß aber auch, daß es heute wenige interessiert, denn jeder hat seine eigenen Sorgen und Nö-te in unserer Wohlstandsgesellschaft, die auch ihre Schattenseiten hat in einer egois-tisch gewordenen Welt. Jetzt will ich, nachdem ich einiges aus meinem Leben preisgegeben habe, meine Er-innerungsaufzeichnungen beenden mit einer „Erlaubnis“ von Karin Kohlmann, die einmal feststellte: Ich muß keine großen Taten vollbringen, mich anderen nicht erklären

oder rechtfertigen, mich nicht verbiegen, um anerkannt oder geliebt zu werden. Es reicht, wenn ich ich selbst bin. Wenn ich mir erlaube, so zu sein, wie ich für dieses Leben gemeint bin, bin ich echt und glaubwürdig, und nur so können andere mir auf dieser Ebene begegnen. Diese Echtheit ist die Quelle meines Seins. Aus ihr kommt meine Kraft, die zu mir gehört wie meine Geschichte, meine Stärken und meine

Schwächen. Bei allem Schweren, das mir im Leben widerfahren ist, stand mir auch immer wieder das Glück zur Seite, ich habe nie den Mut verloren und so letztlich zu einem lebens-werten Dasein gefunden. Dafür bin ich dankbar! Ich hätte ja noch ein paar Beispiele, aber da halte ich es wieder mit Karl Valentin, der dazu sagt: „Es wurde schon alles gesagt, nur nicht von allen.“ Anmerkung: Jetzt bin ich froh, daß ich das, was ich eigentlich immer schon mal wollte, durch

An-regungen animiert hinter mich gebracht und mir zugemutet habe. Ich kann aber nicht meine Hände in den Schoß legen, auf dem Sofa sitzen und beim Fenster hin-ausschauen, ich bin ja auch Hausmann und muß Vernachlässigtes wieder aufholen – und weit und breit ist keine Mutter zu sehen, die sitzt jetzt da oben und schüttelt immer noch den Kopf, vielleicht weil sie das gelesen hat? Euer Bruno Alle angegebenen Daten sind aus vorliegenden Unterlagen, Einstellungsverträgen und Zeugnissen

entnommen.      Nachsatz: Als noch lebender Zeitzeuge habe ich etliches aus meinem Leben in über 20 Foto-Alben illustriert festgehalten, außerdem etliche Dokumente, die der Nachwelt zur Geschichte erhalten bleiben sollen, z.B. Ein Jahr Bayerische Revolution im Bilde. Deutschland erwache. Kampf und Sieg der NSDAP. Spiegel-Spezial Geschichte: Hitlers Machtergreifung. Spiegel-Spezial zum Thema Hitlers

Krieg. Ein Zwischenruf von Hans-Ulrich Jörges: Das Erbe der Deutschen (Stern 31/2006). Joachim Fest: Hitler – eine Biographie (1.275 Seiten). Die 42 Attentate auf Adolf Hitler von Will Berthold. Mit Hitler im Bunker, von Bernd Freytag von Loringhoven. Die Geschichte: Grenadier. Regiment 315 (1939-44), über 500 Seiten, mit vielen Fotos auch von mir und Post aus der Gefangenschaft. Auch ein Roman von Philip Frank, den ich in Krasnodar kennengelernt habe: „Lebe so lange du kannst“.

Die Gesellschaft der Überlebenden von Svenja Gottermann über deutsche Kriegs-heimkehrer und ihre Gewalterfahrungen im zweiten Weltkrieg. Eine Chronik 1919, meinem Geburtsjahr. Unser Jahrhundert , Helmut Schmidt und Fritz Stern. Macht und Missbrauch, Von Strauß bis Seehofer von Wilhelm Schlötterer. Gauner, Haie, Dilettanten, Klaus Grubelnik – Martin Kwauke Regierung verzweifelt gesucht, Hans-Ulrich Jörges In einem Ordner „Zeitzeuge“ sind einige Unterlagen

abgeheftet. NB: Es wäre auch mal interessant, wenn Zeitzeugen der nächsten 50 oder 100 Jahre diese meine Aufzeichnungen weiterschreiben und Rückblicke festhalten würden, vielleicht in einem Buch verlegen für nachkommende Generationen als Erinnerung und Unvergeßliches.



Nachtrag zur Landtags- und Bundestagswahl

Der Wahlkrampf ist vorbei. Einhergegangen ist er mit vielen Belästigungen durch viele Menschen, die man noch nie gesehen hat, die vom Fotografen schön retuschiert auf Plakaten ihre flotten Sprüche und Versprechungen machten – wie gehabt, nur teurer. Trotzdem konnten die Nichtwähler nur um ein paar Prozent reduziert wer-den. Es war eine reine Personenwahl, da spielten Programme eine untergeordnete Rolle, nur mit der Kette der Kanzlerin oder dem Stinkefinger Peer Steinbrücks hat man sich beschäftigt.

Daß die Mutti gewinnt, war eigentlich klar. Jetzt hat sie aber ihren Lieblingspartner, die Klientelpartei, verloren, die SPD hat ein paar Prozent dazu gewonnen und alle anderen blieben unter 10 %. Der Wählerwille hat die Parteienlandschaft verändert. Jetzt fehlt der Mutti mit 16 unehelichen Kindern und noch mehr Enkeln als Alleiner-ziehende ein Partner. Den zu finden ist nicht so einfach, weil sie schon viele ver-grault hat und auch noch ein böser ungeliebter Onkel mit im Bunde ist. Es geht jetzt nur noch um Übereinstimmungen, um Postenverteilung und natürlich um sehr

viel Geld. Es soll uns ja weiterhin gut gehen – sie meinen jedoch sich! Da muß man auch mit der Keule Rot-Rot-Grün drohen, die das verhindern wollen. Es ist wie in jeder Großfamilie: Da gibt es Lieblinge, einige, die es zu etwas gebracht haben und geför-dert wurden, dann etliche, denen es besser geht, Geduldete, schwarze Schafe und welche, die durch den Rost gefallen sind. Wenn es uns im Vergleich besser geht, bezweifle ich, daß daran unsere Politiker großen Anteil, den sie propagieren, haben. Die Mutti wurde von den meisten Wähler gewählt, weil sich viele sagten, da wissen wir, was wir haben, nur keine Experimente wagen.

Was in dieser Familie fehlt, ist ein Vater als anerkannte glaubwürdige Vertrauensperson mit Verantwortung und Verläßlichkeit, der auch den Kindern eine Orientierung gibt. Weil sie so viel außer Haus ist und nur alle vier Jahre mal länger bleibt und auf Liebkind macht, hat die Mutti Personal eingestellt, damit der Laden einigermaßen anständig laufen soll in ihrer Abwesenheit. Es kommt vor, daß sich Eltern streiten und die Kinder das aus-nützen, bis es einem Sohn mal zu bunt wird und er schreit: Was kann der sich in dieser Familie noch alles erlauben, bis ihr ihn rausschmeißt? Früher war ein Haus-meister da, seit der

eingespart wurde, stehen die Türen weit offen, so daß jeder rein kann. Einmal waren ein paar Einbrecher und Gauner da und haben die Kasse mit-genommen, jetzt müssen alle Einwohner sparen. Auch andere Völkerstämme haben sich breitgemacht. Bei dem Sprachgewirr weiß ich manchmal nicht: Bin ich da noch zuhause? Die Einwohner sind die, von denen der Staat lebt, sich fast die Hälfte ihres Verdienstes gleich als direkte Steuer einbehält und bei jeder Ausgabe, die sie für ihren Unterhalt und Wohlergehen ausgeben müssen, nochmals eine ganze Liste in-direkte Steuern – z.B. Mehrwertsteuer, Mineralölsteuer, Baulandsteuer,

Biersteuer, Branntweinsteuer, Erbschaftsteuer, Grundsteuer, Hundesteuer, Kfz-Steuer, Kirchen-steuer, Kaffeesteuer, Vergnügungssteuer, Zweitwohnungssteuer, Versicherungs-steuer, Solidaritätszuschlag, Schenkungsteuer . . . – kassiert. Hat man etwas gespart für seine Altersvorsorge, werden Kapitalertragsteuer und Zinsabschlagsteuer fällig und ebenfalls gleich einbehalten, die Sparzinsen sind von 3 bis 4 Prozent auf 0,nix gesunken und die letzte Rentenerhöhung ist im Westen mit 0,25 Prozent geradezu erschütternd ausgefallen, dazu kommt die Inflation und schleichende

Verteuerung der Lebensmittel. Dem Staat mit seiner Beamtenschwemme geht es gut – er ist der größte aller Taschendiebe. Gerade in letzter Zeit habe ich beobachtet, daß viele Fla-schensammler in die Abfalltonnen schauen. Unter ihnen sind Personen, denen man die Bedürftigkeit nicht ansieht, die sich schamhaft erst umsehen, bevor sie die Suche beginnen. Am gleichen Tag dürfen sie die Schlagzeile lesen, daß ein Minister, der abgewählt wurde, für nur 5 Jahre Tätigkeit jetzt eine monatliche Rente von 4.200 Eu-ro erhält. Ein Bürger in gleicher Situation wird arbeitslos. Viele solcher Fälle (die meisten erfährt man ja

nicht in der Spezlwirtschaft) sind mit Schuld an der Politik-verdrossenheit der Bürger. Warum läßt der Staat das zu? Jeder Bürger, der diesen Staat und seine Angestellten finanziert, hat eine Erwartungshaltung und möchte wissen, wo und wofür sein ihm abgezogenes Geld ausgegeben wird. Doch da gibt es keine Garantie, garantiert ist nur das sichere gute Einkommen der Verwalter. Wir leben in einem so schönen Land, das uns die Natur geschenkt hat, und es gibt tolle, großartige Menschen, die verdient hätten, dass ihr Wohlergehen und ihre Sor-gen und Nöte von den Politikern ernster genommen zu werden. Wie es derzeit ist, kann es nicht weitergehen.

Und so bin ich nach wie vor gespannt und bleibe neugie-rig auf das, was da alles noch auf uns zukommt. Die Wahl ist schon über eine Wo-che vorbei, die Plakate, die schnell aufgestellt waren, gammeln jetzt noch am Stra-ßenrand – das auch wie immer. Im letzten „Spiegel“ lese ich gerade eine interessante Meinung: „Je reicher und wirtschaftlich stärker ein Land ist, desto größer sind die Mängel.“ Eugen Roth: „Vom Ernst des Lebens halb verschont ist der, der schon in München

wohnt!“ Ende



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Über den Autor

steinra
1919 geboren. Auch im Jahr 2013 noch rüstig. Mit Interesse gelebt.
In diesen meinen 'Erinnerungen' habe ich meine Erfahrungen und Gedanken festgehalten.

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Gast Vielen Dank für diese Erinnerungen.
Mein Vater war auch Jahrgang 1919; ich habe in ihren Worten viele Parallelen gefunden.
Herzliche Grüße von der Ostsee
Vor langer Zeit - Antworten
Tintoletto Ergreifende Geschichte! Meine Mutter ist Jahrgang 1931, und ich bin gerade dabei, ihre Erinnerungen zu verfassen ...
L.G. Tintoletto
Vor langer Zeit - Antworten
steinra Danke. Ich werde in die Geschichte Ihrer Mutter auch gerne reinschauen. Diese persönlichen Berichte aus der nahen Geschichte sind höchst spannend.
Grüße.
Vor langer Zeit - Antworten
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