Beschreibung
Anna muss über die Herbstferien zu ihrer Oma Pauline in ein Dorf am Ende der Welt. Total bescheuert, findet sie. Klar, ihre Oma ist nett. Aber sie erzählt immer Geschichten aus ihrer Kindheit, die niemand hören will. Doch schon bald merkt Anna, dass die Geschichten ihrer Oma interessant und real sind. So findet sie sich mitten im zweiten Weltkrieg zwischen Angriffen, Soldaten und einer verschreckten Familie wieder.
Sie stand auf der großen Wiese hinter dem Elternhaus ihrer Oma. Den Garten hatte sie zwar noch nie gesehen aber sie erkannte das Haus wieder. Es stand nicht weit weg von Oma Paulines Haus, nur ein paar hundert Meter talwärts. Sie sah sich erstaunt um. Alles war schwarz-weiß und nirgends war ein Mensch zu sehen. Um ihre Füße liefen Hühner die aufgeregt in der Erde scharrten und pickten. Anna mochte Hühner eigendlich nicht so sehr, aber diese hier hatten etwas besonderes an sich. Doch was es war, darauf kam sie nicht. Sie schienen etwas beruhigendes auszustrahlen, etwas was man heutzutage nicht mehr kannte.
Ein zweites Mal streifte ihr Blick durch den Garten und da sah sie ihn. Einen großen Maschendrahtkäfig in dem lauter Hasen hoppelten. Sofort lief sie zu dem Käfig. Langsam, damit sich keiner der Hasen erschreckte kniete sie sich vor dem Zaun nieder und sah die Tiere liebevoll an. Sie hatte sie sofort ins Herz geschlossen. Doch anstatt vor ihr wegzulaufen drängten sich die Hasen an das Gittar und versuchten zu ihr zugelangen. Anna lachte und streichelte ihre Köpfe leicht durch den Zaun hindurch. Ein Hase stach besonder heraus. Obwohl sie alles nur in schwarz und weiß sah, konnte sie deutlich seine Flecken erkennen und in seinen Augen schien es zu glitzern. Langsam stand sie auf und sah den Käfig ans. Er war nicht so hoch und oben offen. Vorsichtig, um keinen der Hasen zu verletzen, stieg sie hinein. Sofort waren ihre Beine und Füße von Hasen umringt. Sie suchte mit den Augen die Hasen nach DEM Hasen ab. Da war er. Er schmiegte sich nicht wie die anderen an sie heran, sondern saß ein paar Schritte weiter weg und sah sie wieder mit diesen funkelnden Augen an. Sie bahnte sich einen Weg durch die Menge und hob ihn Hoch. Mit ihm im Arm stieg sie wieder aus dem Käfig heraus und setzte sich auf die Wiese. Der Hase hüpfte vergnügt um sie herum und sprang ihr auf den Schoß. Sie streichelte sanft seinen Kopf und gab ihm Löwenzahn. Da sah sie, wie der Hase auf einmal die Augen aufriss und verschreckt auf einen Punkt hinter ihr starrte. Noch während sie sich fragte, was ihm solche Angst machte, setzte der Kleine an um von ihren Beinen zu springen. Doch noch im Srung schoss eine Handhinter Anna hervor und packte den Hasen im Genick. Entsetzt fuhr sie herum. Vor ihr stand ein breiter Mann mit einer blutbefleckten Schürze und einem Beil in der Hand. Er lächelte sie böse an. Dann drückte er den Hasen auf den Boden und hob das Beil. Sie schrie so laut sie nur konnte. "Anna!", eine weiche Stimme lies sie zusammenfahren. Sie riss die Augen auf und sah direkt in das besorgte Gesicht ihrer Oma. "Alles in Ordnung mein Schatz?" Sie nickte und strich sich die klebrigen Haare aus dem Gesicht. Sie hatte nur geträumt. Aber warum hatte sie von den Hasen ihrer Oma geträumt ?! Das war nur ein Zufall, redete sie sich ein. SIe war bestimmt übermüdet und konnte nicht mehr klar denken. Mit einem Seuftzer lies sie sich zurück auf ihr Kissen fallen und lächelte ihre Oma verkrampft an. "Geh ruhig schlafen Oma, bei mir ist alles okay." Oma Pauline gab ihr einen Kuss und verlies das Zimmer. Anna dachte noch sehr lange über den Traum nach und als die Kirchenglocke fünf Uhr schlug, war sie immer noch wach.