Romane & Erzählungen
Die "guten" alten Zeiten - Kapitel 5

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"Die "guten" alten Zeiten - Kapitel 5"
Veröffentlicht am 17. Oktober 2013, 10 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Hi :) ich bin Vici. Kurz ein paar Infos über mich. -13 Jahre -I love Books
Die "guten" alten Zeiten - Kapitel 5

Die "guten" alten Zeiten - Kapitel 5

Beschreibung

Anna muss über die Herbstferien zu ihrer Oma Pauline in ein Dorf am Ende der Welt. Total Bescheuert, findet sie. Klar, ihre Oma ist nett. Aber sie erzählt immer Geschichten aus ihrer Kindheit die niemand hören will. Doch schon bald merkt Anna, dass die Erzählungen ihrer Oma interessant und dramatisch sind, so findet sie sich plötzlich in mitten des zweiten Weltkrieges wiederzwischen Soldaten, Angriffen und einer verschreckten Nachbarschaft. (Basiert auf wahren Begebenheiten)

Als die Tür aufging blickte Anna direkt in das sorgenvolle Gesicht ihrer Oma Pauline. "Mein Schatz, wo warst du?" Anna biss sich auf die Lippen, ignorierte das nervige Schwäbisch und leierte alles herunter, was sie sich auf dem Heimweg ausgedacht hatte. "Ich war unten, bei den Äpfelbäumen und hab gemalt. Da hab ich föllig die Zeit vergessen und als ich gerade los wollte, hab ich einen Laternenumzug gesehen und bin ein bisschen mitgelaufen." Das Gesicht ihrer Oma entspannte sich merklich. Anna unterdrückte den Seuftzer, der ihr vor Erleichterung in der Kehle brannte. Sie lächelte ihre Oma an. Ihre Geschichte war immerhin nicht ganz gelogen. Denn den Laternenumzug hatte sie ja gesehen, mitgelaufen war sie auch. Nur eben aus einem anderen Grund. Sobald sie den Mann angesprochen hatte, der übrigens ein sehr nett gewesen war, hatte er ihr angeboten die Gruppe bis zur Hauptstraße zu begleiten. Das Angebot hatte sie dankend angenommen, denn alleine hatte sie nicht durch die schwarzen Gassen laufen wollen. Den ganzen Weg über war sie dem netten Mann nicht von der Seite gewichen, was vielleicht daran lag, dass er sie sehr an ihren Opa erinnert hatte. Nicht wegen des Aussehens, obwohl dieser Mann ebenfalls tiefe Falten hatte. Nein, seine ruhige Stimme und sein rundlicher Bauchansatz hatten alte Erinerungen in ihrem Herzen geweckt, die sie sich geschworen hatte zu vergessen. Ja, sie war bei dem Tod ihres Opa´s erst acht Jahre gewesen, doch es war ein schwerer Schlag gewesen. Und die Tatsache, dass er an Silvester gestorben war, hatte es für sie nicht leichter gemacht. Eine leise Stimme drang an ihr Ohr. "Komm mit rein, du kriegst es noch auf die Blase." Das war mal wieder typisch ihre Oma. Immer besorgt um sie, immer fürsorglich. Manchmal etwas zu fürsorglich. Aber um keinen Streit zu provozieren trat sie ein, ging an der Kellertür vorbei, die fünf Marmorstufen hinauf und streifte sich vor dem Eingang zum unteren Wohnbereich die Schuhe von den Füßen. "Zieh die Schläppchen an.", rief ihre Oma vom unteren Ende der Treppen. "Sonst.." Anna verdrehte die Augen. "...werde ich krank, ja ich weiß Oma." Sie öffnete die Holztür und trat in den kurzen Flur, von dem aus alle Zimmer ausgiengen. Hinter der Tür war eine weiße Stofftasche mit Turnschläppchen, die ihre Oma nach ihrer Geburt angeschafft hatte, denn trotz allem hatte das ältere Haus noch keine Bodenheizung. Anna zog die Stoffschuhe an und ging den Flur entlang. Vorbei an der Toilettentür und an der Badezimmertür, die zu ihrer Linken lagen. Auch die Tür des  kleinen Wohnzimmers auf der rechten Seite rührte sie nicht an. Den ihr Ziel lag am Ende des Flurs. Sie lies auch die Küchentür auf der linken Seite unbeachtet und trat in das Esszimmer, in dem ebenfalls der total veralterte Fernseher stand. Sie quetschte sich an dem großen Holztisch vorbei, der in der Mitte des Raumes stand und lief zu dem Apperat. Sie drückte den Knopf, schnappte sich die Fernbedinung und lies sich auf die Coutsch fallen, die unter ihrem Gewicht ächzte und quitschte. Sie war noch mit Stroh gefüllt. Das hatte sie herausgefunden, als sie sich das erste Mal darunter versteckt hatte. Der Fernseher sprang an und Anna runzelte die Stirn über die schlechte Bildqualität. Sie zappte durch die Kanäle, fand aber nichts Sehenswertes. Also drückte sie stöhnend den roten Knopf und der Bildschirm wurde schwarz. In diesem Moment öffnete ihre Oma die Tür. "Komm in die Küche, es gibt Essen."  Sie deutete Anna mitzukommen und verschwandt wieder. Wenn sie zu zweit waren aßen sie und ihre Oma immer an dem kleinen Tisch in der Küche. Sie lief ihrer Oma hinterher und setzte sich an den, bereits gedeckten Tisch. Natürlich saß ihre Oma noch nicht. Sie setzte sich meist erst hin, wenn alle anderen fertig waren mit Essen, weil sie immer etwas zu tun hatte. Beziehungsweise dachte sie, sie hätte etwas zu tun. Die Dinge, die ihre Oma tat, waren meist sehr unnötige Sachen. Zum Beispiel kontrolierte sie dann ob der Wasserhahn auch zu war oder sie räumte die Hanttücher am Waschbecken auf, um sie Zehnminuten später wieder woanders hinzulegen.
"Oma, komm setzt dich hin." Ihre Oma kontrolierte noch einmal den Wasserhahn, dann setzte sie sich stöhnend hin. Anna schnitt sich eine Scheibe Brot ab und begann zu Essen. "Magst du kein Müsli? Ich hab auch Müsli!" Ihre Oma war schon wieder kurz davor aufzustehen. "Nein, danke Oma." Sie lächelte gezwungen und hielt ihre Oma leicht an der Hand fest. Die nickte und begann ebenfalls zu essen . "Als ich so alt war wie du, war ich auch noch so dünn.", begann sie. Anna legte ihre Stirn in Falten.Jetzt ging es los, sie begann ihre Geschichten zu erzählen. "Damals war Krieg und wir hatten fast nichts zum Essen. Wenn wir damals Schokolade bekommen haben, wars ein Fest für uns. Das war bevor die Amerikaner hier einmarschierten und wir uns im Keller vor den Bombenangriffen schützen mussten." Jetzt wurde Anna hellhörig. Bombenangriffe ? Sowas hatte ihre Oma doch noch nie erwähnt. Oder hatte sie einfach nie zugehört. "Mein großer Bruder ist schon zur Schule gegangen. Ich bin mit meiner kleinen Schwester zu Hause geblieben und hab meiner Mutteer geholfen. Im Haushalt, mit den Hühnern und Hasen im Garten. Ich hab sie eigenhändig aufgezogen und vorallem die Hasen waren mir ans Herz gewachsen. Ich hab ihnen Löwenzahn gepflückt und Gras gesammelt und getrocknet damit sie keine Bauchschmerzen bekommen haben." Die Augen ihrer Oma funkelten, so hatte sie sie noch nie gesehen. "Um die Hühner hab ich mich auch gekümmert. Ich hatte sie auch lieb. Aber den Hasen beim herumtollen zuzusehen war für mich wie das Fernsehen für euch heute." Plötzlich wurden ihre Augen stumpf. "Aber meine Mutter hat sie trotzdem schlachten lassen. Immer wenn Nachwuchs gekommen ist,der ihren Platz einnehmen konnte ist ein Mann zu uns gekommen um sie umzubringen. Ich hab ihn gehasst. Er hat mich immer angegrinst und das Messer hochgehoben. Ich hab nie hinsehen können. Immer bin ich weggerannt, bevor er sie geholt hat. Hab ihn und meine Mutter gebeten sie am Leben zu lassen. Aber keiner hat auf mich gehört. Heute versteh ich meine Mutter, wir haben das Essen gebraucht. Damals hab ich sie dafür gehasst und jedes mal, wenn ich den Mann nur gesehen habe angefangen zu weinen. Ich hab nie einen Bissen von dem Hasenbraten herunter gekriegt, weil ich sie immer in meinen Gedanken über die Wiesen springen sah. Immer hab ich mir  gedacht: Das mindeste was du tun kannst ist dich um ihren Nachwuchs zu kümmern. Das hab ich dann auch. Bis die auch geschlachtet wurden." Sie starrte für einen Moment auf den Tisch. "Oma?", fragte sie leise. Ihre Großmutter blinzelte ein paar mal und lächelte ihre Enkelin dann an. "Wenn du fertig bist mit Essen, geh hoch und richte dich." 
Noch in der Tür drehte Anna sich zu ihrer Oma um, die weider mit glasigem Blick ins Leere starrte. Nein, das konnte sie sich nicht weiter mit ansehen, dachte sie und machte sich eilig auf den Weg nach Oben.  

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