Beschreibung
Anna muss über die Herbstferien zu ihrer Oma Pauline in ein Dorf am Ende der Welt. Total bescheuert, findet sie. Ja, ihre Oma ist nett. Aber sie erzählt immer Geschichten aus ihrer Kindheit, die niemand hören will. Doch mit der Zeit merkt Anna, dass die Geschichten ihrer Oma spannend und real sind und so findet sie sich mitten im 2. Weltkrieg zwischen Soldaten, Angriffen und Waffen wieder. (Basiert auf wahren Begebenheiten)
Sie war föllig auser Atem. So schnell wie ihre Beine sie getragen hatten war sie weggelaufen. Weg von den Bäumen, weg von dem gruseligen Geräusch. Ihre Lunge stach und jeder Atemzug schmerzte. Erschöpft lies sie sich auf den Boden fallen. Der Stein war nass und kalt, ihre Hose sog das Wasser gierig auf und schon bald zitterte sie vor Källte. Aber sie stand nicht auf, nicht bis sie sich einigermaßen erholt haben würde. Und was willst du tun wenn du wieder laufen kannst?, die Stimme in Anna´s Kopf klang gehässig und fies. So klang sie jedoch immer. Immer wenn sie tief in ihre Gedanken lauschte, hörte sie diese Stimme. Sie flüsterte ihr überheblich die schrecklichsten Dinge in ihre Ohren. Obwohl sie wusste, dass sie diese Stimme nicht ernst nehmen konnte, fragte sie sich doch jedes mal, wenn sie wieder zu flüstern begann, warum sie da war. War das ihr innerster, dunkler Kern ? War das ihre wahre Gestalt? Schnell schüttelte sie ihren Kopf um diese lästigen Gedanken zu vertreiben und sah sich um. Wo war sie? In ihrer Panik hatte sie nicht darauf geachtet, wohin sie gelaufen war. Ihr Atem ging wieder gleichmäßig und sie stand auf. Orientierunglos sah sie sich um. In diesem Teil des Dorfes war sie noch nie gewesen. Ihre Oma hatte sie immer nur die Hauptstraße entlang laufen lassen, obwohl man in diesem Kuhstall wirklich vor nichts Angst haben musste. "Auser man kennt sich nicht aus und verläuft sich! Aber das war ja wieder mal klar, bei deinem Glück.", murmelte Anna. Mit zusammengekniffenen Augen blickte sie um sich, versuchte irgendetwas bekanntes zu finden. Ihr Blick glitt durch eine dünne Seitengasse. Ein dünner Streifen Gehweg auf beiden Seiten des Weges, sonst war der Boden aus verschiedenen Steinen gemacht. Sie stellte sich vor, wie es sich wohl anfühlen würde mit einem Wagen darüber zu fahren. Wahrscheinlich würde sie auf dem Sitz durchgerüttelt werden wie in einem Traktoranhänger.
Die Straße war gesäumt von alten Steinhäusern, eines vermoderter als das andere und Anna dachte, dass diese Häuser wohl noch vor der Zeit ihrer Oma gebaut worden waren. Der Weg auf dem sie stand, war sehr lang und da es schon dämmerte, konnte sie in keiner Richtung ein Ende entdecken. Die Häuser warfen lange Schatten auf den Boden und in den verwilderten Vorgärten knackte und raschelte es. Ein Schauder lief ihr eiskalt über den Rücken und sie verfiel in eine leicht gebeugte Position, um Jederzeit sofort weglaufen zu können, fals ihr Gefahr drohte. Aber in welche Richtung sollte sie gehen. Am besten aus der du gekommen bist, oder bist du zu dumm sie dir zu merken?, zischte da wieder diese Stimme in ihrem Kopf. "Nein bin ich nicht!", rief sie laut und rannte ruckartig nach rechts, ob sie jedoch aus dieser Richtung gekommen war... Sie musste es sich eingestehen, sie wusste es nicht. Sosehr sie sich auch den Kopf darüber zerbrach, es wollte ihr einfach nicht einfallen. Langsam wurde es immer dunkler und ein typischer Herbstnebel bildete sich. Auch das noch, dachte sie genervt und lief weiter. Irgendwann musste sie anhalten. Sicher war sie nicht so lange hier her gelaufen. Hatte sie den falschen Weg gewählt ? Was nun ? Diese Fragen schossen ihr durch den Kopf, als sie durch die menschenleeren Straßen blickte. Tränen stiegen ihr in die Augen, doch sie blinzelte sie fort. Nie im Leben hätte sie gedacht, dass man sich in diesem Dorf derart verlaufen konnte. Sie lies den Kopf hängen, versuchte klar zu denken um einen Ausweg zu finden. Da zuckte sie zusammen und hielt den Atem an. Durch den Nebel drang ein schwaches Licht zu ihr. Es war nicht grell sondern ein warmes, weiches Licht, dass erleuchtet aber nicht blendet. Ein Motorrad vielleicht ? Aber warum hörte sie dann keinen Motor ? Vielleich ein Fahrrad? Aber was immer es war, es bewegte sich taumelnd auf sie zu. Anna wich einen Schritt zurück und stolpferte. Hart landete sie sie auf dem Stein und kroch langsam immer weiter zurück, darauf bedacht ja kein Geräusch zu machen. Mitlerweile sah sie nicht nur ein Licht, es waren viele Lichter und Stimmen drangen an ihr Ohr. Hohe, helle Stimmen. Waren es am Ende Geister ? Quatsch ! Sie glaubte nicht an Geister ! Oder doch ? Leise rappelte sie sich auf und kniff die Augen zusammen, um wenigstens einen Umriss erkennen zu können.
Da sah Anna sie. Viele Siluetten. Kleine und auch ein Paar Große. Sie kniff sich in den Arm, nur um sicher zu gehen, dass das kein Traum war. Aber natürlich war es kein Traum, sie hatte auch nichts anderes erwartet. Gesang drang an ihr Ohr. Sie bekam eine Gänsehaut. Was sangen die da blos? Oder besser gesagt, WER sang da blos ? Sie spitze die Ohren: "Sonne, Mond und Sterne. Brenne....... mein Licht......... aber nur ........ nicht!" Brennen ? Licht ? Ihr Hirn arbeitete auf Hochturen. Und da viel es ihr wie Schuppen von den Augen! Das war ein Laternenumzug. Fast hätte sie laut aufgelacht ! Moment, die Leute konnten ihr sagen in welche Richtung sie gehen musste. Hastig rannte sie auf die Gestalten zu und tatsächlich, sie hatte recht gehabt. Laternen überall. Kürbisse, Fische, Sonnen, so viel unterschiedliche Formen. Manche mit elektrischem Licht, manche mit Kerzen. Ein Lächeln huschte ihr über die Lippen, als sie die strahlenden Augen der Kleinen sah. So hatte sie bestimmt auch mal ausgesehen, dachte sie. Und für einen kurzen Moment glaubte sie in dem Gesicht eines kleinen Mädchens sich selber vor sieben Jahren zu erkennen. Aber dann schüttelte sie den Kopf. Sie lief auf einen der Erwachsenen zu. "Entschuldigen sie bitte?" Der Mann sah sie lächelnd an. "Können sie mir sagen, wie ich zur Hauptstraße komme?"