Kurzgeschichte
Ein letzter Anruf

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"Ein letzter Anruf"
Veröffentlicht am 10. Oktober 2013, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Ein letzter Anruf

Ein letzter Anruf

 

 

 

Wie durch ein Wunder hatte mein Handy den Aufprall überlebt. Diese Mobiltelefone erstaunten einen doch immer wieder, normalerweise brauchen sie nur leicht an eine Ecke zu stoßen und sind kaputt, nur um dann solch einen Autounfall ohne Kratzer zu überstehen.

Meine Beine waren hinüber, das spürte ich. Oder eher gesagt spürte ich nicht, da ab dem Punkt an dem sich die Karosserie meines Wagens in meine Beine quetschte, unterhalb nichts mehr war. Darüber brannte der Schmerz wie Feuer, verteilte sich langsam im gesamten Rest meines Körpers und dennoch schrie ich nicht. Ich machte mir auch keine Gedanken über die Glassplitter oder den Teil des Lenkrades, welches sich in meine Rippen bohrte.
Ich fischte das Handy aus meiner Hosentasche. Es dauerte eine Weile, bis ich den Bildschirm entsperrt hatte. Mit dem Finger schmierte ich mein Blut über das Display was es erschwerte zu finden was ich suchte. Ich tippte auf mein Adressbuch und zappte durch die Liste meiner Kontakte vorbei an Familie oder Notruf. Ich interessierte mich nur für eines!
Es klopfte an meiner Scheibe. „Geht es ihnen gut?“ Hörte ich gedämpft die Stimme eines Mannes rufen der mich im vorbeifahren entdeckt haben musste. Ich blickte auf, schaute ihm kurz in die Augen, richtete dann allerdings meinen blick wieder auf das Handy. Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie der Mann in seiner Tasche kramte und ebenfalls ein Handy hervorholte.
Endlich! Dort stand es: Leah Mobile anrufen! Ich tippte auf den grünen Hörer und es begann zu wählen. TUT….TUT…..TUT…. Die Abstände zwischen dem Tuten kamen mir vor wie Jahre, Jahre in denen ich sah was ich war, was ich hätte sein können… TUT….TUT…. „Hallo?“ machte es plötzlich am anderen Ende. Es kam so abrupt, dass ich erschrak und kurz brauchte um zu Antworten. „H-Hallo Leah!“ „Ben?“kam es verschlafen zurück „Mensch hast du mal auf die Uhr geschaut?“ Kurz blickte ich auf die Uhr, dort stand 1:34, „Du weißt doch genau, das ich um 6 Uhr aufstehen muss!“ „Ja … weiß ich…. Ich…. Ich musste einfach deine Stimme hören!“ Sie seufzte. „Hätte das nicht bis morgen warten können?“ Ich wollte sie nicht um die Uhrzeit mit der Wahrheit belasten. Ich versuchte mich zusammen zu reißen und so klar und deutlich wie möglich zu sprechen „Es tut mir leid, aber ich muss dir etwas sagen und das kann nicht warten!“ Ich hustete Blut, der Schmerz machte es beinahe unmöglich einen klaren Gedanken zu fassen. „Ist alles in Ordnung bei dir?“ fragte sie mit einem Anflug aus Sorge „Ja,…. Alles Bestens. Es ist nur,“ wieder musste ich Husten, es Schüttelte mich und ich begann stark zu frieren, „Morgen ist es zu spät, ich muss es dir jetzt sagen!“ eine Pause stellte sich ein. Kurz befürchtete ich sie habe aufgelegt oder wäre wieder eingeschlafen. „Also gut dann sprich!“ „Danke. Ich weiß wir hatten in letzter Zeit nicht so sonderlich guten Kontakt, dein neuer Freund scheint mich zu hassen!“ „Er hasst dich nicht! Er will nur Zeit mit mir alleine Verbringen!“

„Wie dem auch sei, ich hab mich dir und ihm gegenüber auch verhalten wie ein Arschloch! Das liegt daran das es mich fertig macht euch zwei zu sehen!“ erst jetzt begannen Tränen in Sturzbächen meine Wangen hinunter zu fließen. „Aber warum das denn?“ wollte Leah wissen. „Du bist mir in den letzten Jahren so sehr ans Herz gewachsen und dich mit ihm zu sehen macht mich eifersüchtig. Aber ich werde euch nicht im Wege stehen, ab morgen gehe ich dir nicht mehr auf die Nerven!“ „Du gehst mir nicht auf die Nerven! Mensch Ben ich mag dich doch. Du bist mein bester Freund!“ Ich hielt es nun für den besten Augenblick den Satz zu sagen weshalb ich dieses Telefonat führte. Ich sammelte mich, verdrängte den Schmerz aus meinem Kopf, ordnete meine Gedanken und holte tief Luft
„Ich…“ dann versagte der Akku des Handys. Dunkelheit. Ein schwarzes Display blickte mich leblos an, schien mich regelrecht zu verspotten.  Ich wollte nicht begreifen was geschehen war, blickte noch einige Sekunden auf den Bildschirm, bis es mir langsam aus den Kraftlosen Händen glitt.
Ich sah auf, hörte dumpf in der Ferne ein Martinshorn, sah das Blaulicht auf mich zu kommen, langsam verschwammen die Lichter, lösten sich auf in blaue Flecken und schließlich umgab mich nur noch Schwärze. Selbst der Schmerz war verschwunden, so wie jedes andere Gefühl!

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Moe23

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