Beschreibung
Vorgegebene Wörter sind:
*Brücke, *Flügel, *G/glauben(Verb/Substantiv), *Schirmherr, *Feder, *Geist, *Zug, *sparen .
Zitat: von Hermann Oberth
Es ist auf der Welt nichts unmöglich, man muss nur die Mittel entdecken, mit denen es sich durchführen lässt.
Storybattle 28
EIN KLEINER SCHRITT MIT FOLGEN
"Normalerweise habe ich hier ein gemütliches Plätzchen inne, von welchem ich in aller Ruhe die Welt um mich herum beobachte. Von Langeweile kann selbstverständlich nicht die Rede sein. Keiner hat auch nur den Schimmer einer Ahnung, was es hier zu sehen und zu entdecken gibt. Das Schöne ist ja gerade: die Zeit spielt überhaupt keine Rolle. Folglich muss ich als Beobachter weder Vergangenheit noch Gegenwart oder Zukunft in irgendeiner Form überBRÜCKEn. Ich erlebe alles gleichzeitig und dadurch ist meine Welt der Beobachtungen wesentlich spannender als die aller anderen Zeitgenossen. Auch Entwicklungen in langer Folge gibt es bei mir nicht. Alle Dinge sind schon irgendwo da, Mitstreiter müssen nur im richtigen Moment die richtige Schublade öffnen. Sicherlich klingt das alles sehr verwirrend, aber ich bin bemüht, es für euch so einfach wie möglich auszudrücken.
Im Augenblick richtet sich mein Augenmerk auf all das, was weit jenseits meiner Galaxis zu sehen ist. Ich wechsle dazu gerne auf die dunkle Seite meines Wohnortes im All. Dort sind schon seit ewigen Zeiten – so nennt man das wohl bei denen, die Zeit messen - hoch intelligente Wesen am ZUG. Die scheuen sich nicht davor, all ihre GEISTigen Kräfte zusammenzunehmen und Dinge zu erfinden und weiterzuentwickeln, von denen selbst ich nicht einmal zu träumen wage. So ziehe ich still meinen Hut und bewundere deren Leistungen ohne Ende.
Mir ist natürlich klar, dass das auch irgendwann einmal den Neid anderer, irgendwo in den unendlichen Weiten des Weltalls existierender Wesen, erregen muss. Schließlich bereisen diese Erfinder den Ozean der Unendlichkeit seit unermesslichen Äonen und hinterlassen überall teils minimale, meist aber gigantische Spuren. Da hat es die Nachwelt nicht leicht, wenn sie solche Spuren entdeckt. Wo soll sie die auch einordnen. In ihrem GLAUBEN, dass es keine weiteren intelligenten Wesen außer ihnen selbst gibt, halten sie das alles für Zauberei und böses Hexenwerk. Aber inzwischen werde sogar ich selbst eines Besseren belehrt.
Zur Abwechslung nehme ich wieder einmal von meinem hellen Beobachtungsplatz aus den Himmelskörper ins Visier, der gemeinhin als Erde bezeichnet wird und unmittelbar vor meiner Nase liegt. Und was sehe ich? Da finden einige Erdlinge Zugang zu einer Technik, die anderswo längst im Mülleimer verrottet. Sie konstruieren sich etwas, das ihre Arme verlängert und ihnen ermöglicht, sich in die Lüfte zu erheben. FLÜGEL nennen sie das! Und jetzt geht es auch noch Schlag auf Schlag. Ich kann es gar nicht so schnell wiedergeben, wie es ihnen gelingt, eine Erfindung durch eine viel bessere zu ersetzen. Ich darf diese Kinder überhaupt nicht mehr aus den Augen lassen, damit sie nicht irgendeine Dummheit machen. Und wie ich sehe, finden sie auch noch einen SCHIRMHERRn, welcher sie in allen Belangen unterstützt. Er holt auch schon die nächste Erfindung aus der Schublade und seine Leute setzen sie in Windgeschwindigkeit um. Oh weh, jetzt ist es um meine Ruhe hier oben geschehen.
Soeben schwirrt mir ein Gebilde um die Nase, das die Form eines winzigen, mehrfach gestielten Himmelskörpers hat. Ich bin nicht ängstlich, aber es gefällt mir gar nicht. Denn im Sekundentakt werden die nächsten Schritte folgen. Ja, und da kommt es auch schon angerauscht, das fliegende Objekt, in dem es sich ein Erdling bequem gemacht hat. Ein kurzer Blick … und weg ist er wieder. Ich fühle mich stark eingeengt und ziehe mich ein Stück zurück. Das ist besser so.
Da wo meine Spuren von eben noch zu sehen sind, schlägt es jetzt ein, das fliegende Ding. Aber es schlägt nicht ein wie ein Gesteinsbrocken, nein es setzt auf, ganz vorsichtig. Aber es sieht anders aus, das Ding. Es ist länglich. Nach einiger Zeit öffnet sich eine Klappe und plötzlich springt ein Erdling auf meine Weltrauminsel. Er wirkt schon fast wie etwas Künstliches, wie eine Maschine, die es schon längst bei anderen Intellis zu sehen gibt. Ich bin vor Schreck ganz starr. Und der ruft auch noch etwas, das ich aber nicht verstehen kann. Und dann sticht er etwas in den Boden. Es soll für immer und ewig sein, meint er. Und seine einnehmenden Gesten beunruhigen mich. Schließlich verschwindet er in seinem Gefährt und wie ein Spuk ist alles wieder weg. Aber wie sage ich immer, der Faktor Zeit zählt hier überhaupt nicht. Meine Unruhe aber bleibt.
Was wollen die Erdlinge eigentlich hier oben? Dass sie nur wegen der grandiosen Aussicht kommen, kann ich mir kaum vorstellen. Werden sie wiederkommen und auch hier oben nach Schätzen suchen? Alles, was sie ihrer Meinung nach brauchen können, ausbeuten? Oder werden sie SPAREN und auf Grund weiterer Entwicklungsschritte lieber gleich nach einer neuen Erde suchen? Gedanken über Gedanken, die mich jetzt quälen, da ich wieder alleine bin.
Oh nein, oh nein, oh nein … bei Himmel und Erde, was ich eben jetzt sehe, das gefällt mir überhaupt nicht. Und weil sich hier die Zeit nicht einteilen lässt, sehe ich schon, was auf mich zukommt. Bei ihrem ersten Besuch nehmen die Erdlinge so gut wie alles wieder mit. Aber in diesem Augenblick saust eine Wolke von Resten ihrer Aktivitäten vor meiner Nase vorbei, verschmutzt hier alles und trübt meine schöne Aussicht. Können die denn nicht ordentlich aufräumen, wenn sie in fremde Reiche eindringen? Ich hoffe, dass sie schon bald mit einem riesigen Staubsauger hier erscheinen und endlich wieder für Klarheit und Sauberkeit sorgen. Diese Erdlinge sind eben wie Kinder, denen man ständig hinterherräumen muss, aber wie ich glaube, sind sie auch lernfähig."
Inzwischen haben in den Medien der Erde die Redakteure ihre FEDERn gespitzt und in den Sonderausgaben der Zeitungen steht zu lesen, dass am 20. Juli 1969 der erste Mensch den Mond betrat.
Hermann Oberth (1894 – 1989), einer der Väter der Raumfahrt, sagte dazu: „Es ist auf der Welt nichts unmöglich, man muss nur die Mittel entdecken, mit denen es sich durchführen lässt.“
©HeiO 10-10-2013