Biografien & Erinnerungen
Meine Heimat Papua New Guinea, Teil 3.

Meine Heimat Papua New Guinea, Teil 3

Mondfinsternis. Wir spielten fröhlich draussen mit den braunen Kindern. Die Sonne strahlte aus tief blauem Himmel auf uns nieder. Der Boden war trocken und staubig und roch angenehm. Plötzlich, mitten in unserem Spiel wurde es tief schwarze Nacht. Unsere Mutter rief unsere Name und wir liefen in der Finsternis ängstlich auf sie zu. Die Einheimischen gerieten in grosse Panik, während uns unsere Mutter über den Kopf streichelte, uns beruhigte und uns erklärte, dass es nur eine Mondfinsternis sei. Die Braunen rannten panisch in den Urwald und verkrochen sich in ihre Hütten. Bestimmt haben die Schamanen ihre Götter um Vergebung angerufen, aus Angst, es wäre der Weltuntergang!

Am nächsten Tag wollten wir aus dem Hochland auf Madang ans Meer in die Ferien fahren. Wir packten unser Gepäck in unser altes Auto und fuhren los.

Ich kann mich erinnern, wie wir eine halsbrecherische Strecke durch den Urwald zurück legten. Lehmige Strassen, ausgetrocknet mit tiefen Furchen und harten Erhebungen. Es rüttelte und schüttelte uns durch als wären wir Popcorn in einer heissen Pfanne. Mit aller Kraft krallten wir uns irgendwo fest um nicht die Köpfe an zu schlagen, mir war das alles überhaupt nicht geheuer.

Die Vegetation um uns herum war fantastisch. Ich öffnete das Fenster und liess mir den Fahrtwind ins vor Aufregung gerötete Gesicht blasen. Die tropische Luft roch nach Urwald, Freiheit und weckte eine tiefe Lebenslust in mir. Das Auto buckelte und bäumte sich auf wie ein wild gewordener Gaul, während mein Vater mit stiller Sicherheit das Steuerrad umfasste und den Wagen über die Schlaglöcher und grossen Hügeln steuerte. Ich beobachtete meinen Vater durch den Rückspiegel vorne am Auto. Sein tief schwarzes Haar war gewellt und vom Wind zerzaust. Seine Haut jung und von der Sonne gebräunt. Seine hellgrünen Augen verströmten Liebe und Zuversicht. Ich fühlte mich sicher.

Vor uns tauchte ein Fluss auf, natürlich ohne Brücke. Mein Vater hielt das Auto an, stieg aus und sagte uns, dass er mal testen gehe wie reissend die Strömung denn so sei und wie tief der Fluss wäre. Mutter, meine zwei Brüder und ich beobachteten ihn gespannt. Vater überquerte die sprudelnden Fluten in seinen Sandalen langsamen Schrittes und vorsichtig wie immer. Plötzlich stolperte er und viel beinahe in die gefährliche Strömung. Meine Mutter schrie entsetzt auf, doch mein Vater fand das Gleichgewicht wieder und kehrte nur noch mit einer Sandale zu uns zurück. Bei diesem Fluss, der nicht immer überquert werden durfte, sind schon Leute mit dem Auto fortgerissen worden und fanden ihren Tod und ihr Grab in der Tiefe des Meeres.

Das Herz klopfte wild und pulsierte uns spürbar im Hals, als wir mehrere Flüsse und Bachbeete überquerten, bevor wir unser Ferienziel erreichten. Erleichtert atmeten wir alle auf, sprangen in die Ferienbuschhütte und packten unsere Badesachen aus. Am Strand sammelten wir Muscheln und plantschten nach Herzenslust im türkisblauen Meer. Vergessen waren die vergangen Aufregungen und wir genossen jede Stunde nach Herzenslust.
 

Conny B.