Kurzgeschichte
Game of Life

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"Game of Life"
Veröffentlicht am 04. Oktober 2013, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.
Game of Life

Game of Life

Beschreibung

... ein Anti-Märchen

 

Es war einmal ein armes Land auf dem großen, von den Profiteuren dieser Welt schon lange ausgeplünderten Kontinent, der da Afrika heißt, in dessen Dörfern starben die Menschen vor den Augen der Weltöffentlichkeit, und alle schauten sie zu und wiegten ihre Köpfe und meinten „schlimm, schlimm, da muss etwas geschehen, das darf so nicht weitergehen“ und sie wandten sich wieder ihren Alltagsgeschäften und ihren Finanzrettungsaktionen zu, denn auch sie trugen nur ein Hemdlein auf dem Leibe und das konnten sie doch mit niemandem teilen, denn dann wären sie ja nackt gewesen und hätten gefroren, denn bei ihnen schien die Sonne ja nicht so warm, und damit wäre ja wohl auch keinem geholfen gewesen.

So sprachen die Menschen auf dem Alten Kontinent, den sie seit Menschengedenken Europa nannten, und sie nahmen eilig Mahlzeiten zu sich, von denen sie fettleibig und krank wurden, tranken Berauschendes und schädigten ihre Volkswirtschaften auf gar vielfältige Weise. Ihre politischen Führer verfolgten gar manche Interessen, manchmal waren es auch deren eigene, und sie erklärten den Menschen, dass sie alles ihnen Mögliche täten zum Wohle der Menschen, und manche glaubten ihnen das sogar. Die Politiker trafen sich jede Woche auf irgendeinem Gipfel, auf dem sie wohlklingende Beschlüsse fassten, an die sich aber hinterher niemand so recht halten wollte. Die Bewohner der verschiedenen Industrieländer schauten dem Aktionismus derer lange geduldig zu, denen sie zur Macht verholfen hatten, doch mit der Zeit wandten sie sich immer mehr von ihnen ab, denn es verdross sie gar sehr, was jene ihnen abverlangten an Abgaben und Zuschlägen.

Da sie nun aber doch eher friedfertige Gesellen waren, lenkten die Menschen sich ab mit den bunten Angeboten einer Freizeitindustrie, die ihnen Ferien vom Ich versprach und sie in die fernsten Länder schickte, unter anderem auch auf den ausgeplünderten Kontinent, der da Afrika heißt, und die dort Geborenen tanzten und sangen in bunten Kostümen für ihre Gäste und erlaubten ihnen, die Tiere und die Töchter ihres Landes zu jagen. Und so hätte das Mühlrad der Geschichte sich weiter drehen können bis ans Ende aller Zeiten, wenn da nicht verzweifelte Hungernde gewesen wären, welche ihre Not in kleine und wenig seetaugliche Boote trieb, mit denen sie die Länder ihrer Träume in Europa erreichen wollten. Doch wen der Teufel einmal aufgespießt hat, den frisst er auch auf, und so kamen viele der armen Menschen um auf See, aber diejenigen, welche Europa dennoch erreichten, ließ man nicht einreisen und schickte sie zurück in einen gewissen Hungertod.

Und weil Eigennutz und Härte immer noch sehr lebendig sind in den reichen Ländern dieser Welt, so sterben die Armen des Schwarzen Kontinents noch heute an Hunger, Krieg und Folter. Und wenn sie der Mut der bitteren Verzweiflung wieder einmal zum Äußersten treibt, dann, ja dann kratzen sie alles zusammen, um Schlepper und Schleuser bezahlen zu können, und sie werden auf LKWs ohne Nahrung und ohne Wasser an die Küsten gekarrt, und die da überlebt haben, wagen sich in Mickerbooten aufs Meer. Und wenn diese Boote kentern, dann ersaufen sie jämmerlich, und die Welt notiert diesen Vorfall in ihren Nachrichten, aber besonders wichtig nimmt sie es dann ja doch nicht.


Aber nun macht die Äuglein zu, liebe Kinder, und schlaft recht schön, Schutzengelein im Himmel bewachen euren Schlaf, und der gute Mond lächelt freundlich dazu. Aber nicht auf dem Kontinent,der da Afrika heißt...

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Hörbuch

Über den Autor

cassandra2010

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.

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cassandra2010 Re: -
Zitat: (Original von Milan01 am 05.10.2013 - 10:49 Uhr) So liebe Cassy, eins muss ich mal loswerden. Wir, die reichen Länder tun doch viel für Afrika. Wir schicken ihnen Berge von Röhrenfernseher, Pc's, Laptops, Waschmaschinen usw. Allerlei schöne Elektrogeräte. Sie holen sich daraus Platin, Gold, Kupfer und was noch so wertvolles drinnen ist, brennen und trennen es im Feuer, können gleichzeitig den schwarzen Rauch inhallieren, dadurch sterben sie früher und schon ist auch die Hungersnot dezimiert. Siehst du, nur positive Dinge tun wir für sie. Dadurch enstehen ja Arbeitsplätze. Sonst würden sie nur rumhängen und auf den Tod warten. Wir sind sogar human. Wir ersparen ihnen das elendige Leben.
Soooo, ich könnt schreien was dort passiert. Hauptsache uns gehts gut, gell. Lampedusa-Flüchtlinge?, wie, wo, was. Wir fahren ja auch in Italien mit Booten herum. - He Schatz schau, da treiben wieder Schwarze im Meer, ich glaub sie sind tot. Selber schuld Liebling, sollen zu Hause bleiben dieses Pack. Was gibts heut zu Mittag? Ah..Meeresfrüchte, toll.
Ich dreh durch bei so viel Ignoranz.
Sehr guter Beitrag Cassy, die satten Menschen müssen endlich aufwachen.
1000 Sterne + Favo.
Lg Milan




Daaanke, lieber Milan!
Du hast mich punktgenau verstanden und jeden deiner sarkastischen Sätze könnte ich blanko unterschreiben.Trotzdem einen angenehmen Sonntag in Salzburg

Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
Milan01 So liebe Cassy, eins muss ich mal loswerden. Wir, die reichen Länder tun doch viel für Afrika. Wir schicken ihnen Berge von Röhrenfernseher, Pc's, Laptops, Waschmaschinen usw. Allerlei schöne Elektrogeräte. Sie holen sich daraus Platin, Gold, Kupfer und was noch so wertvolles drinnen ist, brennen und trennen es im Feuer, können gleichzeitig den schwarzen Rauch inhallieren, dadurch sterben sie früher und schon ist auch die Hungersnot dezimiert. Siehst du, nur positive Dinge tun wir für sie. Dadurch enstehen ja Arbeitsplätze. Sonst würden sie nur rumhängen und auf den Tod warten. Wir sind sogar human. Wir ersparen ihnen das elendige Leben.
Soooo, ich könnt schreien was dort passiert. Hauptsache uns gehts gut, gell. Lampedusa-Flüchtlinge?, wie, wo, was. Wir fahren ja auch in Italien mit Booten herum. - He Schatz schau, da treiben wieder Schwarze im Meer, ich glaub sie sind tot. Selber schuld Liebling, sollen zu Hause bleiben dieses Pack. Was gibts heut zu Mittag? Ah..Meeresfrüchte, toll.
Ich dreh durch bei so viel Ignoranz.
Sehr guter Beitrag Cassy, die satten Menschen müssen endlich aufwachen.
1000 Sterne + Favo.
Lg Milan
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 Re: Und wenn sie nicht gestorben sind, ... - Peter, du musst das verstehen: Banken sind ja doch sooo wichtig. Sooo wichtig.Sooo wichtig

LG
Cassy

Zitat: (Original von pekaberlin am 04.10.2013 - 13:21 Uhr) ... dann hungern sie noch heut!
... möchte man anfügen.
Ja, wir beschließen Milliardenausgaben für Banken und Kriege! Und wir rufen zu Spenden gegen Hunger und Not auf!
Warum machen wir es nicht umgekehrt? Auch, ich hab schon soviel geschrieben zu diesem Thema! Vielleicht wird es gelesen? Und vielleicht sogar verstanden? Ganz sicher aber - schnell vergessen!
Hätten wir die Banken nicht gerettet, ginge es uns vielleicht nicht mehr ganz so gut, der Welt aber ginge es besser!
Liebe Grüße Peter

Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 Re: - Ja, liebe Helga, es ist zum Speien...
Danke Dir ganz herzlich
Cassy


Zitat: (Original von Zentaur am 04.10.2013 - 14:17 Uhr) echt toll dein Anti-Märchen

Selbst einige humanitäre Organisationen verdienen sich mit der
Armut der hungernden Menschen in Afrika eine goldene Nasen.
So z.b. das Rote Kreuz mit unseren Altkleidern, die sie dort verkaufen.

lg Helga

Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 Re: Dabei sind unsere Führer... - Soldaten wohnen, auf den Kanonen,
Von Cap bis Couch Behar.

Wenn es mal regnete und es begegnete
ihnen 'ne neue Rasse, 'ne braune oder blasse,
dann machen sie vielleicht daraus ihr Beefsteak Tartar.

BB

Danke dir für Deine Gaben
Cassy


Zitat: (Original von HarryAltona am 04.10.2013 - 17:00 Uhr) doch wahrlich mit edlen Absichten gesegnet. Sie erlösen diese armen Menschen von ihrem Gold, den Diamanten, dem Erdöl und seltenen Erden, um ihnen dafür Qualitäts - Mordwerkzeuge zu überlassen. Wahrscheinlich setzen sie in ihrer unergründlichen Weisheit darauf, dass sich das Problem irgendwann von selbst erledigt.

Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 Re: Ins Schwarze getroffen -
Zitat: (Original von laBruni am 04.10.2013 - 17:45 Uhr) Afrika scheint nur auf der Karte de Waffenhändler zu existieren
carla

Jau, carla, man möchte sich dauerhaft fremdschämen

Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 Re: - Bös, bös, Vittorio, aber du triffst das Nägelchen aufs Köpferl

Danke dir für Deine guten Gaben
Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
avewien Aber man muss die Menschen schon verstehen Cassy - ist ja alles so weit weg - denk nur dran, wie weit oft Nachbarn von einem weg sind, oder jemand, der Dich direkt um Hilfe bittet - und vor Dir steht - der ist doch auch irgendwie weit weg. Und Afrika ist ja noch ein wenig weiter weg, als der Nachbar.

Ein Boot ist gesunken? Ah so - was gibt´s heute in der Kantine zu essen.

Sorry - ich konnte nicht anders antworten ...

Lieben Gruß
Viktor
Vor langer Zeit - Antworten
laBruni Ins Schwarze getroffen - Afrika scheint nur auf der Karte de Waffenhändler zu existieren
carla
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Dabei sind unsere Führer... - doch wahrlich mit edlen Absichten gesegnet. Sie erlösen diese armen Menschen von ihrem Gold, den Diamanten, dem Erdöl und seltenen Erden, um ihnen dafür Qualitäts - Mordwerkzeuge zu überlassen. Wahrscheinlich setzen sie in ihrer unergründlichen Weisheit darauf, dass sich das Problem irgendwann von selbst erledigt.
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