Sie schlief. Heute Nacht ging sie das erste Mal seit Wochen mit vollem Magen schlafen. Es war ein tolles Gefühl, sie spürte, wie sich die Kraft und Energie in ihrem Körper sammete und mit jedem Atemzug drang die frostige Nachtmuft in ihre Lungen und verstärkte dieses Gefühl.
Sie schlief. Wie selten sie träumte. Ihre Nächte waren immer viel zu lang, viel zu düster, vor Allem jetzt, in der dunklen Jahreszeit. Ihr Schlaf war nicht tief genug, sie wachte bei jedem Rascheln auf, geplagt von Hunger und Kälte. Keine guten Vorrqussetzungen zum Träumen. Doch heute war ein erfolgreicher Tag, sie hatte endlich wieder singen können - ihr Hals hatte sich wieder erholt. Von dem Geld der Zuhörer hqtte sie sich ein Brot und ein großes Stück Wurst gekauft, ein richtifes Festessen.
Sie ist aufgewacht. Sie liegt auf dem Rücken und schaut in den Himmel. Milchige Wolken bedecken den Sternenhimmel. Morgen wird es wohl schneien. Sie liegt unter ihrer riesigen zerlumpten Winterjacke, doch diese schützt sie nicht genug vor dem Frost. Ihr wird so unerwartet warm im gesamten Körper.
Plötzlich durchdringt ein Licht den verlassenen Park. Sirenen ertönen. Mehrere Personen in roten Anzügen rennen auf sie zu. Sie sagen etwas, doch sie antwortet nicht. Sie rütteln an ihr. Doch sie rührt sich nicht. Die Männer holen eine Trage und legen sie drauf.
Sie ist steinhart, eiskalt. Ihre Hände und ihr Gesicht sind blau.
Ihre Augen starren weiterhin in den von Wolken bedeckten Sternenhimmel.