Beschreibung
Die 17 jährige Ilana stammt aus einem der vielen Armenvierteln in Bulgarien. Wie alle Familien dort, hat auch ihre nur wenig Geld und es reicht nicht zum Überleben. Ilana verdient etwas Geld das ihrer Familie hilft, indem sie sich prostituiert. Sie hat keine Hoffnung, bis man ihr ein unglaubliches Angebot macht: Ilana darf als Arbeiterin nach Deutschland. Ermutigt durch einen Freund der schon einmal dort drüben war, nimmt sie das Angebot an. Doch findet Ilana wirklich das, was sie sich erhofft? Ein besseres Leben für sich und ihre Familie?
Die Entscheidung (1.0)
Ilana
Meinen Entschluss habe ich vor ungefähr einem Jahr gefast.
Damals um diese Zeit hatte mein Vater seinen Job verloren. Auf einmal hatten wir statt wenig zu Essen gar keines mehr, statt nur noch ein paar Stunden Strom keinen. Uns fehlte das Geld die Stormrechnung zu bezahlen und obwohl mein Vater schwörte, alles so schnell er konnte zurück zu bezahlen, stellten sie ihn uns ab. Erst dann wurde mir unsere Situtation wirklich bewusst: kein Strom bedeutete auch keine Heizung. Und es war Mitte Januar. Plötzlich begannen wir in unserer schäbigen Plattenbauwohnung den Atem in weißen Wölkchen über uns schweben zu sehen. Aber den Stromanbietern war das völlig egal! Für sie zählte nur das Geschäft. Genau wie für uns ab diesem Moment nur noch das Überleben zählte. Deswegen hatten meine Eltern auch keinerlei Gewissensbisse für das, was sie mit uns taten, schließlich ging es um unser Essen, Trinken, Strom, Wasser, Kleidung, statt um ein paar unangenehme Stunden.
Meinen kleinen Bruder Lázlo hatten wir zum Stehlen geschickt. Er war klein, wendig und schnell. Seine kleine Hand fiel nicht allzu sehr auf, wenn sie nach einem Apfel oder nach etwas Anderem griff. Und sollte jemand Lázlo beobachten, konnte er blitzschnell in der Menge untertauchen oder sich in eine der unzähligen Baracken und verfallenen Häuser verstecken. Außerdem sah er so wie jeder andere Straßenjunge aus, was ihn schwer wiederzuerkennen machte. Zerissene, abgetragene Kleidung, dreckiges T-shirt, eine kaputte Jacke, die nur wenig vor der Kälte schützte.
Meine Schwester Elena arbeitete täglich 8 Stunden in einer Wäscherei. Aber nur weil "Wäscherei" auf dem Außenschild stand, hieß das nicht, dass es auch die Arbeit war, die drinnen ausgeübt wurde. In Wahrheit wurden alte Klamotten gefärbt, die mehr alten Lumpen glichen als etwas anderes. Elena färbte die Sachen, die aus Kleidersammlungen aus aller Welt gekommen waren, damit sie weniger abstoßend wirkten und man sie für ein paar Lewa verkaufen konnte.
Vater stand auf der Straße und bot sich für Gelgenheitsarbeiten an, egal, um welche es sich handelte. Er würde jede Arbeit annehmen, an die er herankommen konnte, hauptsache er bekam zumindest einen winzigen Lohn. Denn dann hatte er wenigstens etwas, anstatt gar nichts.
Jeder aus meiner Familie arbeitete den Tag über. Aber meine Zeit war Abends.Sobald die Dämmerung herein brach, ging ich durch unser Viertel hinunter an die Hauptstraße. Sie führte in die besseren Teile der Stadt und jeder der dort hinwollte, musste durch unser Viertel hindurch. Meistens war ich eines der ersten Mädchen, die dort standen. Denn je früher man kam, desto größer war die Chance, zwei oder drei nacheinander abhandeln zu können.
Manche von den Männern kamen regelmäßig, oft waren es die gleichen Gesichter. Die meisten sah man jedoch nur ein einziges Mal. Und obwohl das so war, gab es nie einen Abend, an dem keine von uns nicht etwas zu tun gehabt hätte. Ein paar Mädchen die auch an der Straße standen kannte ich. Da war Nina, ein dürres Mädchen mit glanzlosen blauen Augen und mattem schwarzem Haar. Sie war in einer ähnlichen Situation wie ich. Ihrer Familie fehlte das Geld um zu überleben, also musste sie helfen, damit es alle einigermaßen über die Runden schafften. Ninas Vater hatte damls Maler gelernt, doch wenn er jetzt versuchte bei Betrieben Arbeit zu finden, bekam er immer nur einen Brief in dem es hieß Diese Stelle ist vergeben. Es lag an der Adresse. Sie verriet woher er kam. Und solche Leute wie uns wollten sie in den meisten Firmen nicht.
Das alles hatte mir Nina einmal erzählt. Wir trafen uns ab und zu und unterhielten uns. Meistens schmiedeten wir Pläne für die Zukunft. Redeten über unsere Träume, obwohl wir wussten, dass wir sie niemals auch nur Ansatzweise erreichen konnten.