Humor & Satire
Bänker-Latein

Der Libor und der Euribor sind reizende Schlawiner oder: Geld stinkt nicht.

Schaut der Privatkunde einer Bank sich einmal die Semantik des lateinischen Verbums „libare“ an, so versteht er rubbeldiwupps, wie elegant und einer Ästhetik des Geldes verpflichtet sich die Serviceleute dieser  Bedürfnisanstalten tagtäglich gerieren:

So bedeutet das Verb zunächst „ein wenig von etwas wegnehmen“. Das ist transparent, das ´versteht der Kunde, denn das erlebt er jeden Tag. So viele Taschen hat er gar nicht, in die ihm Staat und eben Banken greifen.Ob es ein wenig ist, sieht König sicherlich anders als die Bank, aber wir wollen nicht kleinlich sein.

Eine weitere Bedeutung ist „ entnehmen, entlehnen“. Fragt sich, wo, wie und vor allem wem oder was etwas entnommen wird. Aber wir dürfen sicher annehmen, dass es wieder der König ist, dem die liebevolle Fürsorge der Banken wie des Staates gilt,gell?

Libare ist je nach Kontext auch mit „leicht berühren, küssen“ zu übersetzen. Das ist zart, schwebend, romantisch; hättet ihr je vermutet, dass unsere Bänkerbankerte so verträumt sein können? Der Zocker, das unbekannte Sensibelchen. Darüber sollten die Fernsehsender einmal berichten, nicht immer nur über Skandale und Missbrauch!

Nun aber wird es transzendent mystisch: libare meint eben auch „als Trankopfer ausgießen, ein Trankopfer spenden - durch Ausgießen beim Opfern) benetzen - opfern, weihen“. Hättet ihr d a s gedacht, dass Bänkergezocke ein- Gottesdienst ist??? Gut, es ist Dienst am Gott Mammon, und die Zockinis saufen dabei wohl auch literweise Witwe Klick, aber immerhin-- sie gießen den Schampus auch aus! Hier erfüllt sich Novalis' Gedanke nach Universalismus, einer Kirche, die keine Rücksicht auf die Landesgrenzen nimmt und somit eine engere Verbindung der europäischen Staaten hervorbringt. Die EU ist kalter Kaffee, die wahren Europäer sind die Euriboren! Wieso fällt mir denn jetzt nur das Reimwort Karnivoren ein?

Vergesst aber eines nicht: Libare bedeutet eben auch- „entnehmen“. Und zwar jedem von uns, den Volkswirtschaften wie den kleinen Dödeln all überall. Ihr kennt den Spruch des Kaisers Vespasian, der auf öffentliche Toiletten eine spezielle Latrinensteuer erhob. Unsere Bankerte gehen da noch ein Schrittli weiter: sie scheißen auf uns und auf die Gesetze. Der Marquis de Sade würde sich marquislich amüsieren...