Beschreibung
Ein unfreiwilliger Ausflug in die Vergangenheit
oder
Wie werde ich das Phantom meiner Jugend los?
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Juhu, da bin ich mal wieder! Mit einer kleinen launigen Geschichte über das, was wir wohl alle haben – irgendein Phantom aus der Jugend, aus der Vergangenheit, bei dem sich schon beim bloßen Gedanken die Nackenhärchen hoch stellen!!
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Samstagabend in der Disco. Wochenende und dann noch ein gratis Auftritt von dieser bekloppten neuen NDW-Band, geil! Normalerweise war ich für dieses krasse Rumgehopse etwas zu schüchtern, aber ich hatte einen der Typen, der sich selber 'Pershing Zwo' nannte, wie witzig, schon mal gesehen und fand ihn total heiß – trotz des idiotischen Künstlernamens.
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Ging aber anscheinend nicht nur mir so, neben einigen Klassenkameraden von dem großen Blonden waren auch ein paar Mädchen von meiner Schule da ...
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Die Stimmung war gerade so richtig auf dem Höhepunkt und Pershing alberte herum wie verrückt. Ich stand neben Julie in der Nähe des Ausgangs und sang kräftig mit, dabei immer mit schwärmerischem Blick auf dem jungen Musiker, der jetzt mit gespitztem Mund unsere Reihe Mädchen ablief.Â
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Genau vor mir blieb er plötzlich stehen, sah grinsend nach links und rechts, bevor er laut und deutlich in sein Mikro sagte: „Ach, wer will diese Lippen schon küssen!”
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Autsch!
Ich zuckte zurück, während der Saal johlte und Pershing weiterzog. Die Leute brüllten vor Lachen und obwohl es vielleicht auf ALLE in der Reihe gemünzt gewesen war, schienen es die meisten auf mich zu beziehen, weil er es direkt vor MIR gesagt hatte ...
Die Demütigung brannte entsprechend wie Feuer auf meinen Wangen!
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Die Musik lenkte aber ab, alle feierten und tobten weiter. Genervt zog ich mich zurück, holte mir was zu trinken. Eine Zeitlang später hatten sich alle wieder einigermaßenÂ
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beruhigt und ich konnte mich wieder in die tanzende Menge wagen, naja, vielleicht in etwas gedämpfter Stimmung anfangs, aber bald wieder ausgelassen.
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Man probierte allgemein den neuen ‚Tanzstil’ namens Pogo aus, bei dem wir allerdings reihenweise zu Boden gingen, so dass es diesmal eigentlich keine besondere Peinlichkeit speziell für mich bedeutete. Dumm nur, dass ausgerechnet jetzt der zweite Kreis aufeinander krachte und auch da die Leute, allen voran Pershing, voneinander abprallten.
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Dabei fiel er genau dort um, wo ich mit ausgestreckten Haxen auf dem Boden hockte – und landete quasi mit dem Gesicht zwischen meinen Beinen.
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Spontan entfuhr mir: „War ja klar, auf DIESE Lippen stehen wieder alle! ” Was allerdings erneut der ganze Saal über das Mikro hören konnte! Alle wollten sich schier kaputt lachen und einzelne „Gut gegeben!”-Rufe wurden laut. Trotzdem wurde ich anschließend knallrot. Aber so war das nun mal, manchmal ging meine Klappe mit mir durch.
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Pershing richtete sich wieder auf, dabei traf mich sein Blick. Seine Augen bohrten sich in meine und unvermittelt erschien ein un-glaublich breites Grinsen auf seinem Gesicht. Sein Kumpel startete nun ein neues Lied, die Gelegenheit nutzte Pershing, um mich hoch zu ziehen und hinter sich her aus der Disco zu zerren.
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Draußen schlug er die Tür zu und sah mich an. Seine Brust hob und senkte sich nervös und plötzlich war sein Blick bittend.
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„Hey, das war saustark!”, sagte er und sah kurz auf den Boden. „Ähm, du weißt, das da vorhin … war weder speziell auf dich gemünzt noch wirklich ernst gemeint, ja?!”
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Ich entspannte meine Schultern und lehnte mich an die Wand. Es tat gut, das noch mal so explizit zu hören. „Ist schon in Ordnung. Die Meisten haben es eh so aufgefasst und nach meiner, ähem, Retourkutsche grade ist das Thema wahrscheinlich eh gegessen!”
Pershing trat etwas näher. „Ehrlich?”
„Jahaaa, jetzt mach dir keinen Kopf, Alter! Ich bin nicht erst seit gestern auf der Welt und man hat mir schon bestätigt, dass meine Lippen sehr wohl wert sind, geküsst zu werden.”
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Pershing war inzwischen noch näher gekommen und beugte sein Gesicht auf meine Höhe hinab. „Allerdings! Bei genauerer Betrachtung würde ich dem auch zu-stimmen ...”
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Jetzt musste ich doch schlucken. Noch einmal wollte ich diese Enttäuschung nun auch nicht erleben und versuchte, mich an der Seite an ihm vorbei zu drücken. Doch da war plötzlich sein Arm, der auf meiner Augenhöhe gegen die Mauer drückte und mir den Weg versperrte. Etwas erschrocken sah ich diesen riesigen blonden Mann vor mir an.
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„Shtt, keine Angst”, sagte er leise, „ich würd' da nur gerne mal was ausprobieren – wenn du es zulässt ...”
Ich traute meinen Sinnen beinahe nicht, als er noch näher kam und mich anscheinend küssen wollte, was mein Herz mit einem kleinen Hüpfer eindeutig begrüßte. Was hatte ich auch zu verlieren? Wir waren allein hier, also deutete ich ein kleines Nicken an und spürte gleich darauf Pershings Atem überdeutlich auf meinem Gesicht, bevor sich seine Lippen auf meine legten.
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Wie beschreibt man so einen Moment?
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Wie beschreibt man so einen Moment? Wenn die Erde in einem kleinen Strudel der Seligkeit zu versinken droht und man gleichzeitig weit über dem Boden schwebt?! Diese Berührung unserer Lippen jedenfalls ging mir durch und durch, und es war mir in diesem Moment egal, ob er mich wieder verarschte.
Doch das schien gar nicht der Fall zu sein, denn Pershing blieb quasi mit seinem Mund auf meinem und flüsterte leise „Wusste ich es doch: Eindeutig küssenswert.”
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Dann intensivierte er die Berührung wieder, legte dabei die Hand an meinen Hals und zog mich näher zu sich heran. Sacht klopfte nun seine Zunge an. Zuerst zierte ich mich ein wenig, doch sie schmeichelte und lockte, während Pershings zweite Hand meine Taille umfasste. Also gab ich nach, ließ ihn ein, begrüßte ihn mit meiner Zunge – und hatte spontan das Gefühl,
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aber natürlich im positiven Sinne.
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Ging es ihm genau so? Mit einem leichten Keuchen löste er den Kuss und sah mir aus nächster Nähe in die Augen. Diesmal startete ich mutig einen weiteren Kuss. Pershing stöhnte leicht in diesen Kuss hinein, ein Geräusch, das mich bis tief in den Bauch vibrieren ließ. Unsere Zungen umspielten einander, als wären sie dafür bestimmt und fast ohne es zu merken, schmiegten sich unsere Körper aneinander.
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Ich griff instinktiv in seine Haare und krallte mich hinein, was er anstandslos zuließ, während wir uns leidenschaftlich küssten und gar nicht wieder aufhören wollten.
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Ja, es war eine wilde Knutscherei da zwischen uns und ich merkte, wie sich das typische Gefühl der Verliebtheit – nicht nur
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der Schwärmerei wie bisher – in meinem Sonnengeflecht ausbreitete. Das musste doch ihm genau so gehen, so wie er mich küsste!
Die Tür in unserer Nähe ging immer wieder auf, es herrschte heftiger Betrieb, da die Gäste ein und aus strömten. Dabei erreichte uns auch der eine oder andere Lichtstrahl, es war klar, lange würden wir hier nicht mehr unbehelligt stehen können und widerwillig löste ich den Kuss, rückte ein Stück von Pershing fort und fragte, leicht außer Atem „Und jetzt?“
„Ich-“, setzte er an, wurde dabei übertönt von den Stimmen seiner Kumpel, die, wie ich schon befürchtet hatte, nun aus der Tür quollen und uns entdeckt hatten.
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