Sonstiges
Armut

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"Armut"
Veröffentlicht am 16. September 2013, 10 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Armut

Armut

Beschreibung

* * *

 

 

Als die Armut kam,

waren sie nicht darauf vorbereitet.

Sie kroch wie eine Schlange

über ihre Felder -

langsam, unsichtbar, doch blitzschnell,

wenn man sie fangen wollte.

Nur der alte Schlangenbeschwörer

hatte ein Mittel gegen sie.

Als die Mittagssonne am heißesten war,

setzte er einen großen Stein

mitten zwischen die dürren Halme,

hockte sich ein paar Meter davon entfernt auf

eine kahle Stelle und wartete.

 

 

Die Schlange trieb es in die Sonne.

Sie sah den warmen Stein

und konnte sich ihrem Genuss

nicht entziehen.

Züngelnd, voller Vorfreude,

bestieg sie diese Anhöhe

und ringelte sich oben angekommen

zusammen, um sich zu sonnen.

Darauf hatte der Schlangenbeschwörer

nur gewartet.

Langsam näherte er sich dem Reptil,

seine Flöte an den Lippen

und in dem Singsang kreisend.

 

 

Die Schlange träge der Sonne,

doch berauscht von diesem Schauspiel

wandte sich dem Schlangenbeschwörer zu.

Dieser ließ nun eine freie Hand kreisen,

in melodiösen, sanften Zügen fahren,

um mit der anderen weiter die Flöte zu spielen.

Die Schlange folgte seiner Hand.

Nun holte er aus seiner weißen Kutte

eine halbtote Maus hervor,

die fast noch lebend,

doch halb schon tot ein wenig zuckte.

Die Schlange fasziniert von naher Beute,

schnellte darauf zu.

 

 

 

Und er, er gab,

Er gab noch dreimal,

denn drei halbtote Mäuse hatte er noch 

in seiner Kutte.

Und als sie gefüttert, gegessen sich satt

und wieder auf den Stein sank,

als er sich langsam entfernte,

wieder seinen Platz

auf seiner kahlen Stelle einnahm

und die Sonne nun beschattet

durch eine kleine Wolke

den Stein umfasste,

sah man 

 

 

 

 

 

wie die Schlange langsam

zu Boden glitt,

langsam und irgendwie anders,

nicht geballte, schmeichelnde Kraft,

nicht zagsam und leicht,

eher schwer und unendlich hart

auf den Boden traf

und dann,

keine Bewegung mehr,

der Schlangenbeschwörer

aber nahm sie nach einer kleinen Weile

in die Hand,

nahm auch den Stein

 

 

 

 

 

zurück mit ins Dorf.

Und dort zeigte er jedem

die tote Schlange -

vergiftet.

Und mit dem Stein

zermahlte er die Schlange

und streute

das vergiftete Fleisch

für die Mäuse,

damit diese das Saatgut

nicht aßen.

Und abends saßen sie am Feuer,

aßen den Hirsebrei

 

 

 

 

 

 

und er spielte die Flöte.

 

(für A.)

 

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Andra

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Andra .. - manchmal lockt uns das Leben
und flüstert uns zu,
Du kannst... wenn...
und manchmal erliegen
wir der Frohlockung,
dann kann es passieren,
dass wir viel tun,
viel mehr als wir ursprünglich wollten
um dieses wenn ...., dann... zu bekommen,
wir sind alle nur Menschen.

LG
Vor langer Zeit - Antworten
derrainer armut ist ein heisses schwert - wir kennen sie nur von höheren sagen ,
und doch gibt es genug , die gut leben können und doch sich als arm dasstellen .
die weisheiten der alten sind zwar war , aber ändern nichts ,
solange es in den köpfen derer sich nicht ändert ,
gruß rainer
Vor langer Zeit - Antworten
Andra Hallo Rajymbek,

man könnte all die Gedanken dazu sammeln,
was ist Armut,
wie entsteht sie,
ich denke, es braucht dazu immer die,
die mehr wollen,
nicht mit wenig oder ihrem Teil zufrieden sind,
um es mit Mahatma Gandhi zu sagen:
"Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier."
oder auch
"Reichtum zerstört die Welt, nicht Armut." - Paul Otto
LG

Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek die Armut - existiert nur, weil den Reichtum gibt. Sie ist allein ein Verteilungsproblem. Interessante Gedanken.

VLG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
Andra Hallo Gerlinde,

die Armut ist stets ein zweischneidiges Schwert,
doch der Schlangenbeschwörer
schaut ihr ins Gesicht
stellt sich,

vielleicht könnte man alles auch so lassen,
die Schlangen essen die Mäuse
und die Menschen müssen vorsichtig sein,
aber doch,
ab und an
werden sie gebissen
und sterben,

nein, sich selber helfen
und erhalten,
wenn es auch wenig
und gerade zum Überleben langt,
ist dieses Überleben doch schön.

LG
Vor langer Zeit - Antworten
GerLINDE Oh, was hast Du denn inspirierend traurig über eine vergiftete Schlange und dem Schlangenbeschwörer geschrieben.
Interessant und nachdenklich.

Gern habe ich Deine Zeilen gelesen !

Lieben Gruß
Gerlinde
Vor langer Zeit - Antworten
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