Kurzgeschichte
Cafebesuch der anderen Art

Wie jeden Tag komme ich in mein Cafe, bestelle einen großen schwarzen Kaffee und laße mich in einen der bequemen Sessel fallen. Mein Blick wandert melancholisch aus dem großen Fenster, wo man einen schönen Ausblick auf die immer belebte Fußgängerzone hat. Die kunstvollen Bilder an den hohen Wänden verleihen diesem Ort ein Flair, das ich mag. Warum ich dieses Cafe als meine Oase der Ruhe endeckt habe? Vielleicht ist es das beruhigende Jugendstilflair, das mich schon immer inspiriert. Die angenehmen jungen Leute, die in ihre Bücher und Laptops so vertieft sind, das sie noch nie meine fast tägliche Anwesenheit so richtig wahrgenommen haben. Während ich aus dem Fenster blicke, versinke ich in meiner Welt. In einer Welt, die voller Sehnsucht nach so vielem ist.

Ich bin mittlerweile bei jedem Besuch froh, wenn keine Frauen mir in den Blick kommen, die mich faszinieren, und somit aus der Ruhe bringen. Das ist ein gutes Zeichen, das Verlangen bleibt, aber es gewinnt an Lockerheit. Vorwiegend sind es die reiferen Frauen, die mich ansprechen. Schwer zu erklären, in meiner eigenen Welt im Cafe, könnte ich es erklären. Wenn eine reife Frau mit 40 oder 50 mich anspricht von ihrem Charisma, von ihrem Körper, von ihrem Kleidungsstil, wäre es schnell um mich geschehen. In meiner Welt stelle ich mir dann vertraute Liebe vor, intime Stunden, geborgen lieg ich in deinen Armen, verstehen uns ohne Worte, jeder empfindet pures Glück auf seine Art, wie es von beiden schon lange der Wunsch war, der nun Wirklichkeit geworden ist. Keiner verliert sich von uns beiden.

Engumschlungen bedecke ich deine nackte Haut mit Küssen, die immer leidenschaftlicher werden, unsere Erregung steigert sich ins unermeßliche, deine Nähe und dieses Gefühl der Geborgenheit und des Angekommenseins läßt mich eine noch nie gefühlte Ekstase erleben. Ich hab dich ein Leben lang gesucht, und ich hab dich gefunden. Deine Weiblichkeit ist vollkommen und deine Sinnlichkeit, deine erotische Wirkung ist Sex pur und bringt mich von mal zu mal mehr um den Verstand. Unsere nach zärtlichen Berührungen ausgehungerten Körper winden sich bereits nassgeschwitzt in seidigem Flanellstoff. Während ich deine intimste Stelle inzwischen lustvoll stimuliere, als hätte ich nie etwas anderes gemacht, und dein Stöhnen unter der Bettdecke mein bestes Stück so hart werden läßt, das wir diesen Moment für immer am liebsten festhalten würden. Voller Begierde müssen wir uns von dem Druck unserer Libido endlich befreien und mit einer unvorstellbaren Intensivität lieben, ...

Zurück zum eigentlichen, dem Cafe in seinem schönen Jugendstilambiente, wo der schwarze Kaffee inzwischen kalt geworden ist und zum Glück noch niemand auch am heutigen Tag auf mich aufmerksam geworden ist. Egal wegen des kalten Kaffees, ich bestell meistens sowiso noch einen zweiten, und der ist dann wieder so heiß, wie die Küsse von uns beiden in meiner eigenen Welt. So lese ich noch die Zeitung- Syrien, van der Vaart, Wahlkampf. Das ist das entscheidende, und nicht meine unerfüllbaren Wünsche. Ich werde morgen wiederkommen, weil Träumen läßt es sich hier vorzüglich,

mehr aber auch nicht...