Eines schönen Tages saßen die vier Jahreszeiten beisammen. Sie verteilten dann ihre Rollen für das neue Jahr. Eigentlich hatten sie vereinbart, daß jeder mal den Vorsitz hat, aber der Winter hatte diese Regel eigenmächtig geändert: er sollte fortan immer den Vorsitz haben, weil er der stärkste sei. Er war ein dunkler Geselle, der oft mit der Faust auf den Tisch haute. Da hatte der zarte Frühling, ein schmächtiges Kerlchen mit Fistelstimme, nichts entgegenzusetzen. Auch der Sommer, der zumeist hitzigen Gemütes war, hatte sich nicht durchsetzen können. Und der Herbst, ein windiger Genosse, kam gegen den kalten Blick des Winters nicht an.
So kam es, daß sie wieder einmal zusammen saßen. Es hätte eigentlich längst Frühling sein sollen, aber der Winter hatte verschlafen – und wollte dennoch nicht kürzer dauern als sonst.
„Es ist so, 3 Monate für jeden. Also habe ich noch ein Weilchen.“
„Das sehe ich aber anders“, sagte der Herbst. „Du hast verschlafen, und ich mußte länger arbeiten, weil ja eine Jahreszeit da sein muß.“
„Ich würde gerne länger dauern“, sagte der Sommer selbstbewußt. „Aber Du willst ja auf keinen Tag verzichten, Herbst.“
„Ach, Sommer“, warf der feine Lenz ein. „Von mir aus kannst Du ruhig eher
kommen, ich habe immer solche Niesanfälle, da bliebe ich gern im Bett.“ (hatschi, hatschi!)
„Stell Dich nicht so an“, brummte der Winter. „Wenn ich nur lang genug dauern könnte, bräuchtest Du gar nicht ...“
„So war das nicht gemeint!“, entgegnete der Frühling verschnupft.
„Also gut. Machen wir einen Plan.“ Der Sommer zückte ein Blatt Papier und einen Stift. „Der Winter war zu lang, der Frühling ist krank, der fällt heuer kürzer aus, damit er ins Bett kommt. Und ich nehme die Zeit vom Frühling für mich mit dazu.“
„Dann kannste von mir auch noch was
haben.“ Der Herbst schaute dabei den Winter düster an. „Schließlich habe ich letztes Mal länger arbeiten müssen, diese Mehrarbeit will ich abfeiern.“
„Nicht schlecht“, triumphierte der Sommer. "Dann habe ich vier Wochen vom Lenz und vier Wochen von Dir. Damit habe ich die meiste Zeit – und Du Winter kannst schlafen gehen. Nächstes Jahr habe ich den Vorsitz.“ Allgemeines Gelächter, außer beim Winter.
So wurde es dann entschieden. Für dieses Jahr würde der Frühling, wegen Krankheit in Bett geschickt. Der Sommer würde bis in den Herbst dauern. Und der Winter hat den Vorsitz unfreiwillig abgegeben.