Romane & Erzählungen
Sonnenblume und Bitterschokolade - TEIL NEUN

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"Sonnenblume und Bitterschokolade - TEIL NEUN"
Veröffentlicht am 02. September 2013, 4 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Mein Leben ist bisher von ständigem Wandel geprägt gewesen. Ich habe in der biologischen Landwirtschaft gearbeitet, in einer Schreinerei, habe die Berufsausbildungen zur Medizinisch-Technischen Laboratoriumsassistentin abgeschlossen und auch zur staatl. dipl. Erzieherin. Ich habe über dreissigmal den Wohnort gewechselt, die längste Zeit habe ich dabei in Bayern verbracht. Zweimal war ich verheiratet und habe drei erwachsene Kinder. Daneben hatte ...
Sonnenblume und Bitterschokolade - TEIL NEUN

Sonnenblume und Bitterschokolade - TEIL NEUN

Einleitung

Wird Bitterschokolade es schaffen, Sonnenblume aus dem Koma zu holen? Wird er dem mächtigen Cyborg widerstehen können? Kann Sonnenblume verhindern, dass ihr vom Alien das Gehirn abgesaugt wird? Wer es wissen will der lese....

Der Zauberring

Bitterschokolade, dem leider jeglicher Orientierungssinn abging, war fast eine halbe Stunde lang in dem Gewirr aus matt beleuchteten Korridoren, vollkommen menschenleeren Treppenschächten, schwingenden Glastüren und mit verstaubten Dickblättern begrünten Lichthöfen, herumgeirrt.

Überall gab es Hinweisschilder, die ihn konsequent ins Abseits schickten und die Krankenschwestern, die er fragen wollte, hatten alle Hände voll zu tun, so dass er sich nicht getraute ein Wort an sie zu richten. Vor den mächtigen Doktoren mit dem hochtrabend allwissenden Master-Zeus-Blick, hatte er sowieso zu viel Respekt um sich nur in ihre Nähe zu wagen.

Seine rechte Hand war zur Faust geballt, und umschloss das kleine goldene Amulett, welches er sich im Accessoire-Shop am Bahnhof besorgt hatte, und in dem sich sein persönlicher magischer Ring befand.


Diesen Ring besaß und hütete Bitterschokolade, seit er sechs Jahre alt war. Damals hatte er ihn mit dem eigenen Taschengeld aus einem dieser knallroten Kaugummiautomaten gezogen, die damals überall aufgestellt waren. Viele bunte, große Kugeln hatten sich darin befunden, deren eine Hälfte durchsichtig war, so dass man durch die verschmierte Glasscheibe des Automaten den Inhalt erkennen konnte. Zumindest wenn mam sich auf die Zehenspitzen stellte und die Nase an der kleinen Scheibe  plattquetschte, so wie Bitterschokolade es tat.

“Den will ich!”, sagte er zu seinem Freund, der wartend neben ihm stand und bereits seinen Kaugummi hatte. Und er deutete mit seinem kleinen Zeigefinger auf eine Kugel ganz in der Mitte, die zur Hälfte rosa war und einen kleinen silbernen Ring mit einem hellblauen Stein enthielt.

“Kriegst Du nie!”, kommentierte der ausgiebig kauende Bengel neben ihm, lehnte sich an die Hauswand, von der bereits der Putz abbröckelte, und gähnte absichtlich laut. “Hab ich schon oft probiert - man kriegt nie was man will, schon gar nicht aus der Mitte!”

Bitterschokolade war beleidigt, denn er vertraute schon mit sechs Jahren auf seine Wunschkraft, wenn er etwas wirklich von Herzen haben wollte. Egal welche Gegenargumente es dazu gab.

“Krieg ich doch!”, widersprach er trotzig und schob die Unterlippe vor.

“Kriegst Du nicht, Mann!”, lachte sein Kumpel, ließ eine riesige Kaugummiblase aus seinem Mund aufsteigen und zerplatzen, “werd doch mal erwachsen!”

Das hatte Bitterschokolade mit gerade sechs Jahren noch nicht vor, er wollte lediglich seinen Ring haben.

Wortlos streckte er sich so weit er konnte nach oben um die Münze in den Schlitz werfen zu können, packte dann mit beiden Händen das Rad und drehte es um. Drinnen hörte man ein Rattern, dann kullerte klackernd eine Kugel durch den Schacht.


Was wusste der denn schon? Bitterschokolade brauchte den Ring um ihn dem Mädchen zu schenken, in das er sich verliebt hatte. Er ging schon zur Schule, und sie saß zwei Bänke weiter, hatte lange dunkle Zöpfe und Augen wie eine Indianerin. Noch dazu hörte sie auf den wunderbaren Namen Amelie. Sie hatte ihn einmal beschützt, als die größeren Jungs ihn bedrängt und verspottet hatten. Da hatte er ihr spontan sein kleines aber ausdauerndes Herz geschenkt.

Nun musste er sich nur noch auf seine Liebe zu Amelie und den Ring konzentrieren, und dann...


Die Wunderkugel rollte heraus und schnell ergriff sie Bitterschokolade und hob sie hoch.

Es war exakt die rosa Kugel, darin befindlich der silberne Ring mit dem hellblauen Stein!”

“Bingo!”, Er hielt ihn seinem Freund unter die Nase: “Siehst Du das? Krieg ich nicht, oder?”

Dem Jungen klappte der Mund auf und wieder zu. Dann schob er sich die Mütze in den Nacken, kratzte sich dort und zuckte mit den Schultern: “Das war doch nur Zufall, krieg Dich wieder ein Kleiner!” Im Davon Schlendern rief er ihm noch zu: “Du hast ne echte Meise, sagt auch meine Mutter!”


Bitterschokolade war es egal. Er schloss die Faust um den Ring, den er sofort aus der Plastikkugel befreit hatte. Die Sprüche des Jungen  hörte er gar nicht mehr.



Was Bitterschokolade an Erfahrung damals noch nicht hatte war, dass sich Mädchen in Jungen verlieben die ihre Beschützer sind und nicht umgekehrt. Anders herum finden sie einen einfach nur nett und zum Spielen ganz okay. Als Amelie sich erst einen älteren Jungen, dann einen der größer war und besser Fussball spielen konnte, und weiterhin einen der ein Bonanza-rad hatte und zwei Meter weit spucken konnte, erwählte um mit ihm auf dem Spielplatz Runden zu drehen und sich im Gebüsch zu küssen, da dämmerte es Bitterschokolade, dass er seinen Ring wohl in nächster Zeit nicht an sie los werden würde. Achtsam hob er ihn dennoch in einem geheimen Versteck auf und wartete geduldig ein paar Jahre.  Amelie wurde seine Spielkameradin mit der er durch dick und dünn ging, aber geküsst hatten sie sich immer noch nicht, und der Ring blieb wo er war.

Erst als Amelie mit dreizehn richtige Brüste bekam, heimlich in die Disko schlich und mit einem flaumbärtigen achtzehnjährigen ging, dämmerte es Bitterschokolade, dass der Zug abgefahren und sein Zauberring auch irgendwie nicht mehr zeitgemäß war.


Er begrub sein Herz zusammen mit Amelie und beschloss den Ring dennoch aufzuheben, für den Fall dass er doch noch einmal wieder fähig sein würde zu lieben und eine Frau finden würde, die er dann heiratete - irgendwann später.


Und dieser Zeitpunkt war jetzt gekommen. Auch wenn es nicht darum ging Sonnenblume einen Heiratsantrag zu machen. Das war ja wohl etwas verfrüht und im Koma nicht der richtige Zeitpunkt. Außerdem hatte er schon längst gemerkt, dass Sonnenblume so etwas wie Heiraten, und alles was ihre Freiheit in irgendeiner Form beschneiden könnte, ungehemmt verabscheute.


Darum wollte er ihr den Ring einfach als Zeichen dafür geben, dass er sie immer lieben und für sie da sein würde, egal was - mit ihr - geschah, und ob sie ihn ebenso würde lieben können.

Er hoffte, dass dies ihr einen Grund lieferte aus ihrem Koma wieder ins Leben zurück zu kehren, auch wenn sie wohl vor diesem Leben ziemlich Angst haben musste, aufgrund ihrer furchtbaren Krankheit.



Als Bitterschokolade leise die außerirdische Laborblase betrat, hob der Alienfreak langsam den Kopf und grinste hämisch zu ihm herüber.

Bitterschokolade schien ihn nicht wahr zu nehmen, schüchtern trat er in kleinen Schritten auf die reglose Sonnenblume zu und blieb im Abstand von einem Meter vor ihr stehen.

“Hallo…!”, flüsterte er schüchtern, “sorry, hat ein bisschen gedauert, aber dafür habe ich Dir etwas mitgebracht!”


Das Cyborg-Monster schüttelte sich vor einem Lachen, das wie das Rattern eines Druckers klang und spie einen kleinen Zettel vor Sonnenblumes Augen, auf dem sie las: “Äär Haat dirr ätwas Mittgäbraaachttt!!! Isssa nich süsss???”

“Lern erst mal deutsch!”, konterte Sonnenblume in ihrem Kopf, und überlegte, was sie mit dem Blechheini anstellen würde, wenn sie sich erst mal befreit hatte.


Aber jetzt hatte sie andere Probleme: Der Alien ließ ein Zischen ertönen und entließ einen Schwall feinen Dampfs aus seinem Inneren. Sie kannte das bereits: So verbreitete er seinen Lockstoff, einen moschusähnlichen Geruch, der den Männern die Sinne vernebelte.

Ängstlich beobachtete sie dass Bitterschokolade ihn auch bemerkt hatte. Innerlich begann sie zu zittern, als dieser kurz entschlossen einen großen Schritt auf sie zu machte.

Jetzt würde er sie anfassen und Streicheln,von diesem Streicheln erhitzt werden, und dann ohne sie zu fragen würde er…







Bitterschokolade hob seine Hand und fasste Sonnenblume an.


Allerdings erklärte er es ihr vorher und bat sie um Verzeihung.

Das Monster knirschte hinter Sonnenblume verhalten mit stählernen Reisszähnen.


“Verzeih mir, Sonnenblume, dass ich Dich berühre ohne Dich dafür um Erlaubnis zu fragen, ohne zu wissen ob ich das jetzt darf. Sicher weißt Du, dass ich das niemals tun würde, wenn Du nicht in Not wärst und ich nicht versuchen müsste, Dir zu helfen. Ich werde das aber schnellstmöglich nachholen und wenn es ein Fehler war mich bei Dir entschuldigen!”





Damit beugte sich Bitterschokolade, der sich an Sonnenblumes rechter Seite befand,  über Sie und legte ihr das Amulett mit dem Ring in die linke Hand.

Dann setzte er sich auf den Besucherstuhl neben dem Bett, nahm vorsichtig ihre rechte Hand zwischen die seinen und hielt sie fest.

“Okay..!”, flüsterte er, ich bin fertig, wir können anfangen. Ich weiß, dass Du irgendwo da drinnen bist, und mich hören und fühlen kannst. Du hast nur keine Möglichkeit dich zu äußern, da Dein, durch den willen steuerbares, Nervensystem gehemmt ist. Aber die Nerven, die den Stoffwechsel und die Organe lenken, funktionieren noch perfekt - sonst wärst Du nämlich schon tot. Du musst mir also antworten, indem Du dich darauf konzentrierst Deine inneren Organe zu beeinflussen, um mir meine Fragen zu beantworten.

Das funktioniert folgendermaßen: In die linke Hand habe ich Dir ein Amulett gelegt, welches Dich schützen soll. Darin befindet sich ein Ring, den ich für den magischsten Gegenstand halte, den ich je besessen habe. Ich habe all meine Liebe als Botschaft für meine zukünftige Geliebte dort hinein geträumt, seit ich sechs Jahre alt war. Und diese Geliebte, nach der ich mich immer sehnte - das weiß ich nun sicher, bist du, Sonnenblume. Wenn Du diesen Ring als Symbol meiner Liebe annehmen willst, wenn du spüren kannst, dass das das richtige für dich ist, dann gib mir das Zeichen für ‘Ja’. Wenn du es nicht möchtest, dass ich dich liebe und für immer für dich da bin, gib mir das Zeichen für ‘nein’. Wenn du mir weder das eine, noch das andere gibst, weiß ich, dass du mich nicht verstanden hast.

Ich erkläre Dir jetzt wie wir es machen: Ich werde Deine linke Hand auf mein Herz legen, damit Du seinen Rhythmus spüren kannst. Wenn Du ‘ja’ sagen willst, dann bringe Dein Herz in genau den gleichen Rhythmus, und ich werde das auf dem Screen sehen, der Deinen Herzschlag aufzeichnet. Ich selber vergleiche mit dem Puls an meinem Handgelenk. Willst Du ‘Nein’ sagen, dann verändere Deinen Herzrhythmus, aber nicht mit meinem gleich. Passiert gar nichts, und bleibt Dein Herzschlag gleich, weiß ich dass es nicht geklappt hat und wir etwas anderes probieren müssen.

Ich werde jetzt beginnen!”


Bitterschokolade öffnete sein Hemd und legte Sonnenblumes rechte Hand auf die Brust über seinem Herzen. Dann suchte er seinen Puls und hielt ihn fest. Seinen Blick richtete er konzentriert auf den kleinen Bildschirm von dem er wusste, dass er die Herzschläge aufzeichnete.

“Ich bin soweit, Du kannst jetzt anfangen, bitte strenge Dich an!”


Bitterschokolade hatte damit gerechnet, dass - falls überhaupt etwas passierte - dies sicher einige Zeit auf sich warten lassen würde, daher richtete er sich innerlich auf eine lange Sitzung ein.

Daher erschrak er ziemlich heftig, als das EKG sich noch quasi in der selben Sekunde drastisch veränderte. Instinktiv presste er Sonnenblumes Hand stärker auf sein Herz, und fühlte gleichzeitig seinen eigenen Puls rasch ansteigen. Es funktionierte also tatsächlich! Jetzt musste er nur noch abwarten, wie ihre Botschaft lautete. Das war kein Augenblick an dem er sein eigenes Herz wirklich zur Ruhe bringen konnte. Aber konnte Sonnenblume es schaffen, seinen wild hämmernden Herzschlag einzuholen? Er musste versuchen sich zu beruhigen.

Bitterschokolade atmete drei mal bewusst und tief ein und aus und versuchte dabei an nichts zu denken, als den Atem. Das kannte er von der Meditation, die er letztes Jahr angefangen hatte.

Die glatten Linien auf dem Monitor wurden zittrig und unregelmäßiger, er sah, dass sie versuchte ihren Herzschlag willentlich zu beeinflussen.  Aber war seine Forderung  wirklich umsetzbar, selbst wenn sie es wollte?

Bitterschokolade vermutete dass es eine starke Antriebsfeder sein würde, ihm die  Wahrheit ins Gesicht, oder vielmehr ins Herz zu sagen. Darum hatte er es sich so zurecht gelegt.

Was dann der nächste Schritt sein würde wusste er noch nicht. Aber er vermutete, dass es ihr vielleicht gelingen könnte aufzuwachen, wenn sie lernte zu kommunizieren und ihre Nerven zu benutzen.


Die Kurve  auf dem Schirm und das dazu gehörige Tonsignal wurden schneller, Bitterschokolade wusste sofort die Antwort und auch sein Herz wollte schneller  schlagen. Nun lag es an ihm die gleiche Arbeit zu machen und Sonnenblume auf halbem Wege entgegen zu kommen. Er konzentrierte sich also darauf seinen Herzschlag zu verlangsamen.


Und dann war es so weit: Exakt der selbe Rhythmus, Bitterschokolade blieb in der Konzentration um ihn nicht aus Aufregung über den Erfolg und die bejahende Antwort Sonnenblumes wieder zu verlassen. Auch Sonnenblumes Rhythmus stabilisierte sich jetzt und die Kurve auf dem Screen glättete sich und wurde regelmäßig.

Zehn Sekunden, zwanzig Sekunden, auf einmal merkte Bitterschokolade, der mit geschlossenen Augen da saß, dass sich etwas Eigenartiges, Rätselhaftes ereignete, was er nur gefühlsmäßig hätte beschreiben können: Es war, als würde sich zwischen ihnen beiden eine Art Tor öffnen, und er verstand dass Sonnenblume ihm etwas sagen oder zeigen wollte. Wie aus dem Nichts tauchten in seinem Kopf auf einmal intensive, wirre Bilder auf. Er begriff, dass Sonnenblume ihm diese Bilder schickte um ihn an dem teilnehmen zu lassen, was sie erlebte.

Wieder ließ er sich fallen und versuchte diese Bilder zu empfangen, ohne sie mit seinen eigenen Gedanken und Vorstellungen zu vermischen.

Unerwartet plötzlich riss die Nebelwand in seinem Kopf auf und er war in ihr System eingeloggt.

Er sah, was sie sah, fühlte was sie fühlte.


Sie befanden sich beide in einer metallischen elliptischen Kapsel, sie lag da wie auf der Drehscheibe einer science fiction Peep Show, und irgendwelche elektrischen Blitze huschten über sie hin. Hinter ihrem Kopf stand ein Alien-Cyborg übelster Sorte, ungefähr drei Meter hoch, mit einem Kopf wie eine Riesenzwiebel aus glattem Metall. Seine übergroßen Augen glühten in der selben Farbe wie die Blitzentladungen, und er schien mit seinen rasiermesserscharfen dreieckigen Zähnen zu knirschen. In seinem Inneren ratterte es und aus seinem Mund flog ein Zettel auf dem stand: “Jesst bisssu dran Büüaschschen. Haste Schschanssse gehapppt…!

Bitterschokolade konnte Sonnenblumes Stimme in ihrem Kopf hören, die das Monster anbettelte ihn in Ruhe zu lassen. “Bitte, bitte!”, wimmerte sie (ein Tonfall, den er von ihr nicht kannte), nimm mich, nimm mein Gehirn, nimm Dir alles, aber lass ihn gehen…!”

Sonnenblume wusste um seine Ängstlichkeit, seine Unfähigkeit sich zu verteidigen, sie wollte ihn schützen und retten - doch das alles war draußen im wirklichen Leben. Hier in der Welt der Vorstellungen und Träume war er ein anderer, hier kannte er sich aus und fand sicher seinen Pfad…


Aber das wussten weder Sonnenblume, noch der Cyborg. Hämisch lachend fuhr der Alien weitere Schläuche aus, um Sonnenblumes so bereitwillig angebotenes Gehirn abzusaugen.

Bitterschokolade war mit einem einzigen Sprung auf der Plattform, stellte sich breitbeinig über Sonnenblumes starren Körper und fegte sowohl die schon in Sonnenblume verankerten, wie die gerade sich anschlängelnden Tentakeln mit einem einzigen heftigen Schlag beiseite. “Was glaubst Du wohl, wer Du bist, dass ich Dich das machen lassen soll?”, brüllte er das blecherne Ungetüm an. “Du weißt anscheinend nicht, mit wem Du es zu tun hast?”

Das Monster zischte wütend und gefährlich und heißer Dampf blies aus mehreren seiner Atemschlitze. An den Seiten fuhr es eine Art Arme hoch, die gewaltige furchterregende Laserblaster hielten. Damit zielte es auf Bitterschokolades Kopf.

“Ha, ist das alles was Du drauf hast, Hohlbirne, den Tod bringen das kann doch jeder! Und glaube mir, da bist Du bei mir an den Falschen geraten, den fürchte ich schon lange nicht mehr!”

Bitterschokolade beugte sich herunter und nahm Sonnenblumes linke Hand hoch und öffnete sie, so dass das goldene Amulett sichtbar wurde, welches jetzt Sonnenblume gehörte.

“Aber das hier…!”, damit öffnete er den Deckel, nahm den Ring heraus und steckte ihn Sonnenblume an den kleinen Finger, “...das hier kennst Du nicht, oder?”


Der Alien wurde beim Anblick des kleinen Rings, der in hellem Silber glänzte wie Mondlicht, praktisch aschfahl und fing an zu wimmern und zu piepsen, zu knistern und zu quietschen, als hätte jemand vergessen ihn zu ölen.


“Das kennst Du nicht, aber wir kennen das!” Damit drehte er Sonnenblumes Hand ihm zu, so dass das strahlende Licht des hellblauen Kristalls in der Mitte des Rings ihn blendete.

“Mein Freund, das ist LIEBE, reine, unverbrüchliche, bedingungslose, ewige Liebe!”


In diesem Moment brach ein derart gleißender Lichtstrahl aus der Mitte des Ringsteins hervor, dass Bitterschokolade für einen kurzen Moment die Augen schließen musste.

Der Strahl traf mitten in ein kleines, achteckiges  Loch auf der Mitte der Alien-Brust.

Es entstand ein Geräusch, als habe jemand den Stöpsel aus einem Gummiboot gezogen und ließe die Luft entweichen. Nur viel lauter und metallischer.

Dem Cyborg gingen nach und nach die Lichter aus, seine Instrumentenanzeigen blieben stehen, die Bildschirme flimmerten und wurden schwarz. Schließlich fiel sein Kopf mit einem lauten Krach hintenüber, seine bewehrten Arme nach unten, ein paar Schrauben flogen durch die Gegend und danach war Ruhe.

Die blauen Kristallgeneratoren erloschen, und mit ihnen die Lichtblitze, die Sonnenblume gefangen hielten, und ihren Körper in einer unüberwindlichen Starre eingefroren hatten.


Die Verriegelung des Schotts löste sich und krachend flogen die stählernen Türflügel auf.





Oberarzt Professor Doktor Teufel stand keuchend im Türrahmen: “Was machen sie denn da, in aller Herrgottsna….” , donnerte er Bitterschokolade entgegen. Der Rest der Worte blieb ihm im Halse stecken, denn…


Vor Schreck ließ  Bitterschokolade Sonnenblumes Hände los, und der telepathische Kontakt brach ab.

Er sah an sich herunter, wie er da breitbeinig über Sonnenblumes Körper im Krankenbett stand, und dass offenbar alle Schläuche und Kabel aus Sonnenblume heraus gerissen waren, und die Geräte abgestellt, oder ihre Stecker gezogen. Hatte er das getan?

“Das weiß ich doch auch nicht…”, flüsterte er betreten und senkte errötend den Kopf.

Aber der gerade noch zu einer Schimpftirade ansetzende Arzt, lächelte nun ungläubig und schaute ebenfalls nach unten.

Bitterschokolade folgte seinem Blick und entdeckte, dass Sonnenblume ihre Augen aufgeschlagen hatte, die in klarstem aquamarin erstrahlten, wie ein Sommertag. Sie richtete ihren Oberkörper halb auf, stützte sich auf den Ellenbogen ab und meinte tadelnd: “Aber Herr Doktor, man soll aber nicht so fluchen, auch wenn man Teufel heißt!”

Dann senkte sie gespielt schuldbewusst die Augen und murmelte, als der Mann noch immer mit offenem Mund im Türrahmen stand: “Er hat mich halt aufgeweckt, und jetzt machen wir eine kleine Kissenschlacht! Ist das denn verboten? Nur dieser ganze Apparate-KrimsKrams stört fürchterlich, können sie denn den nicht weg räumen?










Fortsetzung folgt



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Hörbuch

Über den Autor

Iriana
Mein Leben ist bisher von ständigem Wandel geprägt gewesen. Ich habe in der biologischen Landwirtschaft gearbeitet, in einer Schreinerei, habe die Berufsausbildungen zur Medizinisch-Technischen Laboratoriumsassistentin abgeschlossen und auch zur staatl. dipl. Erzieherin. Ich habe über dreissigmal den Wohnort gewechselt, die längste Zeit habe ich dabei in Bayern verbracht. Zweimal war ich verheiratet und habe drei erwachsene Kinder. Daneben hatte ich immer auch künstlerische Ambitionen: Musik, Malen, Schreiben, Theater spielen. Ich bin ein naturverbundener Mensch und lebe gern sehr einfach mit und in der Natur.
Seit 2008 lebe ich in Leipzig, habe mich von einer langen chronischen Krankheit kuriert und bin Anfang dieses Jahres (2017) nun in Rente gegangen. Die letzten Jahre habe ich eine Schreibpause eingelegt, zumindest auf dieser Plattform hier, aber nun bin ich wieder da.
Zeit für ein neues Spiel... Mal sehen was mir so einfällt...

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Rehkitz Wie wunderbar, ich freu mich richtig mit meinen beiden Helden. Danke Maria!!!
Ganz liebe Grüße
Theresia

Ich habe nicht so eine schöne Erinnerung, doch das schreibe ich Dir Morgen oder bald per PN.
Vor langer Zeit - Antworten
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