Romane & Erzählungen
Der Aufbruch Story Battle 27

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"Der Aufbruch Story Battle 27"
Veröffentlicht am 01. September 2013, 10 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

"Der Lyriker bringt seine Gefühle zum Markt wie der Bauer seine Ferkeln." Wilhelm Busch Habe hier 2010 mit Gedichten begonnen, aber das meiste davon ist für mich inzwischen passé. Man lernt auch als Großmutter nicht aus ;-) Bin in der DDR aufgewachsen, immer berufstätig gewesen, links orientiert. In zweiter Ehe verheiratet, gehören zu meiner Familie drei Enkelinnen. Den Nick "Fleur de la coeur" hat seinerzeit meine Freundin Seelenblume ...
Der Aufbruch Story Battle 27

Der Aufbruch Story Battle 27



Der Aufbruch

Eine weitere Folge von Grischas Odyssee, die direkt an die "Taigaträume" anschließt, aber auch allein zu verstehen ist und etwas Licht in das vorherige Geschehen bringt.

*****

“Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat.“

Marie von Ebner-Eschenbach

*****


© fleur 2013
Cover: fleur, eigenes Foto

 


Hufgetrappel weckte Grischa aus seiner seligen Liebesnacht mit Daarsuren, der Tochter des Schamanen, seiner lieblichen Taigablume. Doch nur langsam hob sich der Vorhang des Schlafes über seinem Bewusstsein. Allmählich nahm er das durchdringende Krächzen eines Raben ganz in seiner Nähe wahr und sah sich flüchtig zurückversetzt in seine Kindheit, auf die Knie seiner Mutter.
“Hoppe, hoppe Reiter,
wenn er fällt, dann schreit er,
fällt er in den Graben,
fressen ihn die Raben,
fällt er in den Sumpf,
macht der Reiter plumps …“

Schlagartig wurde er wach, noch immer in der Gestalt des Bären. Von Daarsuren keine Spur. Hatte er alles nur geträumt? Am Eingang der steinernen Höhle saß ein Rabe, das zerrissene





Lederband mit dem Amulett des Schamanen im Schnabel.
Als Grischa sich erhob und auf ihn zuging, flog der schwarze Vogel mit dem schillernden Gefieder laut schreiend davon und ließ das Amulett in die Schlucht fallen. Grischa trauerte dem Krokodilszahn nicht nach, er hatte ihm kein Glück gebracht, ihn nicht vor der Verdammnis bewahrt, wieder in seine tierische Zweitnatur zu fallen. Seine Seele gehörte noch immer der Herrin der Tiere, wie die Schamanen dieses Geistwesen der Zwischenwelt nannten, das nach Belieben den Zauberstab über ihm schwang…

Die Morgendämmerung war über dem Gebirgsmassiv südlich des Baikal bereits aufgezogen. Von Osten her näherten sich zwei Reiter, Ranger, die den Nationalpark über-wachten.



An sich ging von ihnen keine Gefahr aus, doch hier in der Höhle wollte er ihnen nicht gegenübertreten, es gab keinen zweiten Aus-gang. Und sie wussten ja nicht um seine Doppelnatur, dass er in Wirklichkeit Gregor Samsa war, oder Grigori Michailowitsch Medwedjew, wie ihn Awdeijitsch, der alte Schamane, getauft hatte.

Awdeijitsch war und blieb seine Schlüsselfigur. Seinetwegen war er hierher nach Sibirien gekommen, um sich von ihm ausbilden zu lassen. Man hatte ihm erklärt, er besäße besondere seherische und heilerische Fähigkeiten und sei deshalb in seiner tiermenschlichen Doppelnatur von der Herrin der Tiere und anderen Geistwesen zum Schamanen auserkoren worden. Nur, wenn er sich ihnen fügte, würde er wieder die Macht über den eigenen menschlichen Körper

 



zurückgewinnen können.
Es gab für ihn nur eine Möglichkeit, er musste zu Awdeijitsch zurück.

Nachdem der Schamane Grischas Verhältnis mit seiner Tochter entdeckt hatte, war er furchtbar zornig geworden. In seiner Raserei hatte er ihn mit einem Messer bedroht, dass Grischa der Angstschweiß ausgebrochen war, und er gezwungenermaßen ein Wodkaglas leer trinken musste, das mit Sicherheit mit einer besonderen Mixtur versetzt war. Anschließend hatte der Alte ihn aus dem Haus gejagt und ihm die roten High Heels seiner Tochter hinterher geworfen. Schon auf der Türschwelle, von einem Stilettoabsatz am Nacken getroffen, war Grischa wieder zum Bären geworden…
Nur Awdeijitsch konnte ihn wieder zurückver-wandeln, sofern sein Zorn inzwischen verraucht war und seine Tochter ihm klar

 



machen konnte, dass sie nicht von Grischa überwältigt worden war, sondern sich ohne jede Verlegenheit, aus freien Stücken zu ihm in’s Bett gelegt hatte, weil sie sein Gefühl aus tiefstem Herzen erwiderte.

Doch wo war sie jetzt, seine Taigablume? War sie in der Nacht nicht bei ihm gewesen und hatte ihm das Amulett vom Hals gerissen,  um den Zauber zu brechen? Es konnte einfach nicht sein, dass es nur ein Traum gewesen ist...
Wie auch immer, keinesfalls wollte er sein weiteres Leben länger in der Natur des Bären fristen, während sein Name nur noch eine Karteileiche zierte … Lieber einen Traum verloren geben müssen, als nie wieder Träume zu haben … 
Aber noch hatte er ihn nicht aufgegeben.

 

 

 

An diesem Morgen

An einem Morgen
werde ich aus langem,
tiefen Traum erwachen,
ganz unbeschwert
an mir herunter seh’n
und lachen.

An diesem Morgen
werd ich nicht mehr
an sie denken,
mich nicht nach ihr sehnen,
ihr zum Abschied
nichts schenken.

Es wird mir gleich sein,
wo sie ist,
an diesem Morgen,
und was sie tut,
ich werde mich nicht
um sie sorgen.
 




An diesem Morgen
schreibe ich ihr kein Gedicht,
und werde nicht mehr
an ihr leiden.

Erinn’re mich nicht mehr
an ihr Gesicht,
und Briefe werden
ohne Antwort bleiben

An diesem Morgen,
da wird alles anders sein,
mein Herz hab ich dann
schon vergraben.

Und wenn der Abend kommt,
dann trink ich bitteren Wein,
und wenn es Nacht wird,
holen mich die Raben.

 

 



Entschlossen verließ er die Höhle und ließ seinen Blick über die bewaldeten Berghänge schweifen. Zwischen dem tiefen, satten  Grün der sibirischen Zirbelkiefern und Tannen zeigte sich hier und da schon bunt gefärbtes Herbstlaub.
Immer bemüht, von den Rangern nicht vorzeitig entdeckt zu werden, stieg er hinunter zum Fluss, um seinem Traum eine letzte Chance zu geben. In den weichen Ufersand schrieb er ungelenk eine Botschaft an den Schamanen Awdeijitsch, als er, von einem Betäubungs-gewehr getroffen, zusammenbrach.

 

 

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Hörbuch

Über den Autor

FLEURdelaCOEUR
"Der Lyriker bringt seine Gefühle zum Markt wie der Bauer seine Ferkeln."
Wilhelm Busch

Habe hier 2010 mit Gedichten begonnen, aber das meiste davon ist für mich inzwischen passé. Man lernt auch als Großmutter nicht aus ;-)
Bin in der DDR aufgewachsen, immer berufstätig gewesen, links orientiert. In zweiter Ehe verheiratet, gehören zu meiner Familie drei Enkelinnen.

Den Nick "Fleur de la coeur" hat seinerzeit meine Freundin Seelenblume für mich ausgesucht. Er hat nichts mit der Gestalt aus den Harry-Potter-Büchern Fleur Delacour zu tun.

Inzwischen bin ich im letzten Lebensquartal angelangt, da küsst mich die Muse nur noch selten. ;-(

mariewolf43@gmail.com

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FLEURdelaCOEUR Re: erinnert mich -
Zitat: (Original von Rajymbek am 16.09.2013 - 19:30 Uhr) an "Der Bär" diesen großartigen Roman.

VLG Roland


Meinst du den von mir?
Der ist doch noch gar nicht fertig .... ;-)))

VlG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Re: Dann binn ich ja -
Zitat: (Original von baesta am 08.09.2013 - 21:44 Uhr) gespannt auf den Fortgang dieser Geschichte im nächsten Battle.

Liebe Grüße
Bärbel


Darauf bin ich auch gespannt, liebe Bärbel! :-))
Natürlich habe ich eine Vorstellung davon, wie er aus dieser Situation herauskommen könnte, oder besser gesagt, mehrere Ideen .....
Doch wie es nun wirklich weitergeht, hängt natürlich vom Thema und den Wortvorgaben der neuen Jury ab.

Bin gerade erst aus dem Urlaub zurück.
Lieben Gruß

fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek erinnert mich - an "Der Bär" diesen großartigen Roman.

VLG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Dann binn ich ja - gespannt auf den Fortgang dieser Geschichte im nächsten Battle.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Re: Ich staune immer wieder, -
Zitat: (Original von Enya2853 am 05.09.2013 - 16:06 Uhr) wie du es verstehst, Grischas Geschichte unter den Vorgaben eines Battles weiterzuspinnen. Das ist große Klasse.

In dieser folge muss Grischa eigentlich für sich eine Entscheidung treffen. Diese mag bitter klingen, aber letztlich engen wir uns, unser denken und Fühlen, aber auch unser Fortkommen ein, wenn wir uns nicht von so manchem Traum verabschieden. Und irgendetwas bleibt, auch wenn ein Traum verloren scheint. Gerade dies mag uns zu neuen Visionen führen.

Das Gedicht ist wunderbar eingefügt und hat mich sehr berührt.
Das, was anfangs so entschlossen klingt, als sei es mit Leichtigkeit zu verwirklichen, erhält in den letzten beiden Strophen ein anderes "Gesicht". Wie schwer mag ein Herz "wiegen", dass man es vergraben muss?

Inhaltlich und sprachlich gut umgesetzt und das Ende heißt natürlich Fortsetzung!!

lg
Enya


Liebe Enya,
meine Freude über deinen tollen Kommi ist riesengroß! Ich weiß, du hast dir die Mühe gemacht und auch die vorherigen Folgen gelesen und verstehst, wie es dem Grischa in seinem Bärenfell zumute ist .... Der Bär ist er ja nur äußerlich, im Herzen bleibt er immer der wehmütige Gregor, hoffend und gleichzeitig doch auch verzagt .... Und dem Schamanenzauber traut er ohnehin nicht so recht, doch will er seine letzte Chance nicht vertun...

Ich danke dir sehr herzlich, auch für den Favo!

Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Ich staune immer wieder, - wie du es verstehst, Grischas Geschichte unter den Vorgaben eines Battles weiterzuspinnen. Das ist große Klasse.

In dieser folge muss Grischa eigentlich für sich eine Entscheidung treffen. Diese mag bitter klingen, aber letztlich engen wir uns, unser denken und Fühlen, aber auch unser Fortkommen ein, wenn wir uns nicht von so manchem Traum verabschieden. Und irgendetwas bleibt, auch wenn ein Traum verloren scheint. Gerade dies mag uns zu neuen Visionen führen.

Das Gedicht ist wunderbar eingefügt und hat mich sehr berührt.
Das, was anfangs so entschlossen klingt, als sei es mit Leichtigkeit zu verwirklichen, erhält in den letzten beiden Strophen ein anderes "Gesicht". Wie schwer mag ein Herz "wiegen", dass man es vergraben muss?

Inhaltlich und sprachlich gut umgesetzt und das Ende heißt natürlich Fortsetzung!!

lg
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Re: Bärenleid -
Zitat: (Original von AngiePfeiffer am 05.09.2013 - 15:36 Uhr) Da isser ja wieder, der alte Zottelbär. Das Gedicht kenne ich ja schon, die Geschichte drum herum gefällt mir ausnehmend gut.
LG
Angie


Danke, Angie, darüber freue ich mich sehr! :-)

LG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Bärenleid - Da isser ja wieder, der alte Zottelbär. Das Gedicht kenne ich ja schon, die Geschichte drum herum gefällt mir ausnehmend gut.
LG
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Re: Re: Re: Re: Re: Der Battle-Bär... -
Zitat: (Original von Iriana am 04.09.2013 - 13:46 Uhr)

Ich habe es getan .... natürlich ohne Erwartung oder gar Zwang ...:-))

LG fleur


Natürlich nicht ;-), Du bist ja süß, danke ich guck gleich mal...

lg Maria

Wünsche dir einen schönen Tag!

LG fleur


Danke, ich Dir auch - werde ein wenig HH machen müssen, aber dann bin ich wieder dabei...
lg Maria

Ich bereite mich auf den Urlaub vor ... :-)
LG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Iriana Re: Re: Re: Re: Der Battle-Bär... -

Ich habe es getan .... natürlich ohne Erwartung oder gar Zwang ...:-))

LG fleur

Natürlich nicht ;-), Du bist ja süß, danke ich guck gleich mal...

lg Maria

Wünsche dir einen schönen Tag!

LG fleur


Danke, ich Dir auch - werde ein wenig HH machen müssen, aber dann bin ich wieder dabei...
lg Maria
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