Romane & Erzählungen
Sonnenblume und Bitterschokolade - TEIL SIEBEN

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"Sonnenblume und Bitterschokolade - TEIL SIEBEN"
Veröffentlicht am 01. September 2013, 4 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Mein Leben ist bisher von ständigem Wandel geprägt gewesen. Ich habe in der biologischen Landwirtschaft gearbeitet, in einer Schreinerei, habe die Berufsausbildungen zur Medizinisch-Technischen Laboratoriumsassistentin abgeschlossen und auch zur staatl. dipl. Erzieherin. Ich habe über dreissigmal den Wohnort gewechselt, die längste Zeit habe ich dabei in Bayern verbracht. Zweimal war ich verheiratet und habe drei erwachsene Kinder. Daneben hatte ...
Sonnenblume und Bitterschokolade - TEIL SIEBEN

Sonnenblume und Bitterschokolade - TEIL SIEBEN

Einleitung

Wer in einer Klinik in weißen Laken aufwacht anstatt auf einer weißen Wolke, ist auf jeden Fall nicht tot. Das merkt auch Bitterschokolade, aber was ist mit Sonnenblume? Wäre es da nicht doch besser gestorben zu sein, wenn...?

Geständnisse und Geheimnisse

Tot, unwiderruflich tot, sie war tot, tot….Ewig kreisten Bitterschokolades Gedanken in diesem Teufelskreis ohne einen Ausweg zu finden.

Im hohen Fieber warf er sich auf dem Krankenbett wild hin und her, schrie und trat um sich, röchelte und stöhnte in unermesslicher Not und Verzweiflung. Die junge blonde Krankenschwester band ihn fest, damit er sich nicht selbst verletzte, verzichtete aber auf ein weiteres Beruhigungsmittel, um seine angegriffene Gesundheit zu schonen, und ihm die Chance zu geben endlich richtig auf zu wachen.

Schwester Lindas vierschrötige Kollegin Karla stand vor der Zimmertür und wimmelte Presse und Fernsehfritzen ab, die versuchen wollten heimlich hinein zu dringen und Fotos zu machen. Wer ihre Metzgerinnenfresse sah, wusste sicher, dass er den Zugang nur über den kleinen Umweg über die Intensivstation kriegen würde - allerdings als Patient.


Auf die Intensivstation, wohin Sonnenblume verlegt worden war, kam sowieso keiner. Hier herrschte Chefarzt Professor Teufel - Nomen est Omen. Aber die Paparazzi durften sich hier vor einem großen Fenster die Füße platt treten, das einen Blick ins Krankenzimmer zuließ, wo irgendetwas  weiß eingewickeltes auf einem ebenso reinweißen Bett, unter einer gleichfarbigen Decke lag. Schläuche und Kabel verschiedenster gruselig tickender und blinkender Maschinenmonster führten dort hinein, wo man den reglosen Körper des Mädchens vermuten konnte.


Einige der eilig in den Hafen einfahrenden Yachten hatten über Funk der Wasserwacht und der Polizei gemeldet, dass ein kleines Boot mit zwei Jugendlichen noch draußen war, und die ungefähre Position durchgegeben. Einer hatte mit dem Feldstecher gesehen, dass die Beiden nackt im Boot lagen und tief und fest schliefen, aufgrund des hohen Seegangs konnten sie aber nicht nahe genug heran um sie zu warnen, oder in Schlepptau zu nehmen.


So konnte man sich denn auch die wilden Schlagzeilen erklären, die nun durch die örtliche Presse geisterten und von einem ‘Sexunfall’ bis zur ‘Strafe Gottes’ jeden Mist enthielten, den man sich nur vorstellen konnte.


Jedenfalls wurde sobald der Orkan an Intensität nachließ, sofort ein Schiff der Wasserwacht mit einem Bergungskommando los geschickt. Erfahrene Rettungsschwimmer, Taucher, ein Arzt, eine Krankenschwester - ein Reporter, denn auch die Zeitungen erinnerten sich an die Story mit der Mädchenwasserleiche.

Glücklicherweise stimmte die Peilung der Segler, die das Boot gemeldet hatten genau, und die beiden jungen Leute konnten aus dem See gefischt werden, kurz nach dem auch Bitterschokolade durch den Schock und die Kälte ohnmächtig geworden war.


Bitterschokolade konnte sofort wiederbelebt werden, war aber stark unterkühlt und stand weiterhin unter Schock. Bei Sonnenblume hingegen konnten zwar die Lebensfunktionen aufrecht erhalten werden - sie war gar nicht ertrunken, wie es auch Bitterschokolade vermutet hatte, aber sie konnte nicht mehr ins Wachbewusstsein geholt werden.

Da man noch nicht sicher wusste, ob Sonnenblume nicht doch noch sterben würde, beziehungsweise ob sie jemals aus dem Koma wieder erwachen würde, zog man es vor Bitterschokolade von ihrem Verbleib noch nicht zu unterrichten, bevor sein Zustand nicht stabil war.

So erlebte der Junge drei Tage der Fieberhölle, in denen er glaubte für den Tod seiner Geliebten verantwortlich zu sein, sich in seinem Kopf die Bilder von Sonnenblume reglos in seinen Armen, der Wasserleiche in der Zeitung und dem Zeitlupensprung überschnitten und zu seiner persönlichen Folterkammer wurden.

Es schien kein Ende zu nehmen, und so widersetzte sich schließlich Schwester Linda ihren Anweisungen und brüllte dem um sich schlagenden Patienten, der darum bettelte sich das Leben nehmen zu dürfen zu: “Du Idiot, was du gemacht hast weiß ich nicht, aber sie lebt, und nur Du kannst sie wieder aufwecken, falls Du nicht auch noch zusätzlich ein Arschloch bist!”


Das wirkte sofort. Spontan trat Stille ein und Bitterschokolade wisperte mit geweiteten Augen: “Du lügst, bitte tu das nicht, auch wenn du mich hasst…!”

“Ich lüge nicht, sie liegt drüben auf der Intensiv im Koma, steh auf dann zeig ichs Dir!”

“Sie war doch tot…!”

“War sie nicht, Komapatienten sehen aus wie tot, sie muss ins Koma gefallen sein, aufgrund ihrer Krankheit, und Du hast gedacht, sie sei ertrunken. Sie war nur zufällig zeitgleich ein wenig unter Wasser…”

“Du lügst!”

“Ich lüge nicht!”

“Tust du doch, sie hat keine Krankheit!”

“Hat sie doch! Wer ist hier die Krankenschwester, du oder ich?”


Schwester Linda wurde es zu bunt: “Sag mal, wie lang kennt ihr euch eigentlich schon? Du musst doch wissen, dass sie ständig Medikamente nimmt?”

Bitterschokolade überlegte. “Ähm, einen Tag glaube ich - also nicht ganz…!”


“Einen TAG???”, sie verdrehte die Augen und warf in einer Geste der Hilflosigkeit die Arme zur Seite. Dann ließ sie sich auf den Stuhl neben dem Bett fallen, der eigentlich Besuchern vorbehalten war. “Jetzt versteh’ ich gar nichts mehr - ich dachte das wäre Deine große Liebe oder so, und …”

“Ist sie auch!” Bitterschokolade griff nach dem Schaltkästchen, das an einem Kabel auf seinem Nachtschränkchen lag und drückte einen Knopf - er kannte sich aus, bei seiner Blindarmentzündung hatte er sechs Wochen im Krankenhaus glegen. Das Kopfteil fuhr hinter ihm in die Höhe und er selber konnte sich daran in einer sitzenden Position anlehnen.

Als sie sich nun Aug in Aug gegenüber saßen, erzählte Bitterschokolade der Schwester, die nicht älter war als er selbst, haarklein die ganze Geschichte - vom Mundharmonikaspiel an bis zur vermuteten Wasserleiche in seinen Armen. Nur dass sie miteinander geschlafen hatten ließ er geflissentlich aus. Aber das wusste ja inzwischen sowieso die ganze Welt.

“Du musst sie da raus holen!”, murmelte Linda, als er mit seiner Geschichte fertig war, und es stellte sich heraus, dass die Beiden sich schon länger kannten.

Und nun erfuhr er seinerseits die wahre Geschichte von Sonnenblume, so wie Linda sie sich zusammengereimt hatte. Einen Teil wusste sie aus der Krankenakte, einen Teil hatte ihr Linda im Vertrauen erzählt, den dritten kannte sie vom Tankwart mit dem sie manchmal weg ging.


Bitterschokolade sah sie dabei nur ungläubig mit großen Augen an, nickte ab und zu oder weinte ein wenig. Seine Hände zitterten und abschließend sagte er nur: “Danke Linda (sie hatten sich darauf geeinigt das förmliche ‘Schwester’ weg zu lassen, jetzt wo sie eher Komplizinnen waren) ich werde nie jemand davon erzählen, aber es ist gut dass ich es jetzt weiß. Ich schwöre ich werde sie aufwecken und dafür sorgen, dass sie es so gut wie möglich hat, so lange bis, bis - ich bleibe bei ihr, ich verspreche es. Und Du, hältst Du mich auf dem Laufenden?”

“Klar doch!”, sie grinste, “wenn der Teufel  (sie meinte den Oberarzt)  mich nicht raus wirft! Aber im Moment sieht es nicht danach aus!” Der Teufel hatte nämlich ein Auge auf Linda geworfen, obwohl er für sie natürlich viel zu alt war.

“Und Du kannst mit Deinen Freitodplänen warten…?”

“Auf jeden Fall! Mit Sonnenblume zu leben ist genauso als würde man jeden Tag sterben. Bis jetzt jedenfalls, und ich glaube nicht dass sich das ändert. Das befriedigt meine Todessehnsucht total!”

Linda lachte und kniff ihn in den Arm. “Auatsch! Schwester, ein Pflaster bitte!”

“Ãœber den Mund?”

Jetzt lachte auch Bitterschokolade wieder ein wenig. Gut, dass er jetzt eine Freundin hatte, wo er Kraft brauchte um für Sonnenblume zu kämpfen. Sie würde sogar mit dem Teufel flirten um Bitterschokolade Zugang zur Intensiv zu verschaffen. Und er selber hatte bereits einen Plan, wie er sie wieder wach kriegen würde…







Fortsetzung folgt


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Über den Autor

Iriana
Mein Leben ist bisher von ständigem Wandel geprägt gewesen. Ich habe in der biologischen Landwirtschaft gearbeitet, in einer Schreinerei, habe die Berufsausbildungen zur Medizinisch-Technischen Laboratoriumsassistentin abgeschlossen und auch zur staatl. dipl. Erzieherin. Ich habe über dreissigmal den Wohnort gewechselt, die längste Zeit habe ich dabei in Bayern verbracht. Zweimal war ich verheiratet und habe drei erwachsene Kinder. Daneben hatte ich immer auch künstlerische Ambitionen: Musik, Malen, Schreiben, Theater spielen. Ich bin ein naturverbundener Mensch und lebe gern sehr einfach mit und in der Natur.
Seit 2008 lebe ich in Leipzig, habe mich von einer langen chronischen Krankheit kuriert und bin Anfang dieses Jahres (2017) nun in Rente gegangen. Die letzten Jahre habe ich eine Schreibpause eingelegt, zumindest auf dieser Plattform hier, aber nun bin ich wieder da.
Zeit für ein neues Spiel... Mal sehen was mir so einfällt...

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Iriana Re: -
Zitat: (Original von Rehkitz am 01.09.2013 - 03:04 Uhr) Oh, schon wieder alle. Bin aber jetzt erleichtert. Maria Diese Geschichte verfilmt, das wäre der Renner.

Jetzt geh ich beruhigt ins Bett.

Bis Morgen, weil Morgen erst ist wenn wir eine Runde geschlafen haben.
Ganz liebe Grüße
Thheresia


oder wir wünschen uns einfach so lange 'gute Nacht' bis wir uns wieder 'guten Morgen' wünschen können...obwohl ich auch eine Mütze Schlaf vertragen könnte...

Zugegeben das Kapitel war etwas kurz, aber es diente ja auch hauptsächlich zur Nervenberuhigung. Morgen, also unser gedachtes Morgen nach dem fantasierten Schlaf, da gehts dann richtig weiter,

ganz liebe Grüße,

Maria

P.S. Ja vor meinem inneren Auge hab ichs auch schon verfilmt gesehen, aber ich glaube ich sollte es erst drucken lassen und dann wenn ich berühmt bin die Filmrechte verkaufen. ;-)

P.S.2: oder erst einmal fertig schreiben und dann drucken und ....
oder erst einmal schlafen, und dann...
Vor langer Zeit - Antworten
Rehkitz Oh, schon wieder alle. Bin aber jetzt erleichtert. Maria Diese Geschichte verfilmt, das wäre der Renner.

Jetzt geh ich beruhigt ins Bett.

Bis Morgen, weil Morgen erst ist wenn wir eine Runde geschlafen haben.
Ganz liebe Grüße
Thheresia
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