Metamorphose, ein Storybattle 27 Buch
Helmut erwachte langsam und nur schwer aus einem bleiernen Schlaf, in dem ihn ein erdrückender Alptraum verfolgt hatte. Stöhnend richtete er sich halb auf, schob seine zerknüllte Bettdecke beiseite und wischte sich mit der anderen Hand den kalten ANGSTSCHWEIß von der Stirn.
Eigentlich war es zuerst ein wunderschöner Traum gewesen: Er hatte sich in seine KINDHEIT zurück versetzt gefühlt, als er alleine an einem geheimen, von ihm geliebten Platz im Wald gespielt hatte. Er war ein kleiner,dicker Junge gewesen und wenn die Anderen ihn wieder gehänselt hatten, oder nicht mitspielen ließen, pflegte er sich an den märchenhaften, verwunschenen Ort zurück zu ziehen. Dort spielte er an dem alten Brunnen, dessen feuchte STEINE von dunkelgrünem Moos überzogen waren, dem der Moder nach jahrhundertealter Vergangenheit anhaftete. Dieses tiefe Grün stand in atemberaubendem Gegensatz zu den feuerrotem HERBSTLAUB, welches die spiegelglatte, kristallklare Oberfläche des Brunnenbeckens fast vollständig bedeckte. Im leicht schräg durch die hohen Kronen der knorrigen Baumriesen nur spärlich einfallenden Sonnenlicht, schien das stille Wasser des Beckens bis in unendliche Tiefen zu reichen.
Mystische Fabelwesen, von einem längst vergessenen Meister in Marmor gehauen und fast bis zur Unkenntlichkeit verwittert, umstanden den geheimnisvollen Quell und hielten gemeinsam die schwere Granitschale hoch, die in Form einer Riesenmuschel gemeißelt war.
Helmut war immer wieder ehrfürchtig staunend, mit angehaltenem Atem und heftig pochendem Herzen, vor den Figuren gestanden und hatte ihre verwitterten Konturen mit dem ausgestreckten kleinen Zeigefinger nachgefahren, als könne er sie dadurch -  wie durch einen Zauber - zum Leben erwecken.
Links neben der Schale das musste eine wunderschöne Quellnymphe gewesen sein, doch ihr Gesicht war vom Regen blank gewaschen und zeigte keine menschlichen Züge mehr. Dahinter befand sich ein wuchtiger, hässlicher Gnom mit Fledermausflügeln und einem Löwenschwanz.
Auf der gegenüber liegenden Seite stemmten ein Satyr und eine Baumelfe die schwere Schüssel. Auch in der Mitte, unterhalb des hoch empor gehaltenen Beckens befand sich eine rätselhafte Figur, die direkt aus der Unterseite des Steintroges hervor zu wachsen schien und unlösbar mit ihr verbunden war. Es war eine eigenartige Mischung, aus einem Einhorn und einem jungen Mädchen. Der Oberkörper streckte sich bis über die Höhe des Beckens und war von anmutigster reiner Weiblichkeit. Die  langen, gelockt bis zum Boden herab fallenden Haare umschlossen das ovale, zum Himmel gewendete Gesicht, welchem mitten aus der Stirn ein langes, gedrehtes Horn wuchs; und fielen weich über den pferdeähnlichen Unterkörper, der einen Huf erhoben hatte, als wolle er gerade los galoppieren.
Das Einhornmädchen mochte Helmut von allen am liebsten, auch wenn er sich in Ermangelung wirklicher Freunde genau so oft mit den Anderen unterhalten hatte. Es erweckte eine süß ziehende, leicht schmerzende, tiefe Sehnsucht in ihm, deren Ursache er nie hatte ergründen können, noch erinnern, welches der Gegenstand dieses unstillbaren Sehnens sei, und wo er ihn suchen könne.
In seinem merkwürdigen Traum nun, stand der kleine Helmut wieder vor dem magischen Brunnen und streckte seine Hand ganz hoch empor, um die Spitze seines Zeigefingers in das kühle Nass des Beckens eintauchen zu können. Er wollte sich die Stirne damit kühlen, in dessen Mitte ein rotes kreisrundes Mal brannte, wie eine alte Wundnarbe, von der er jedoch nicht wusste, woher sie kam, und wer sie ihm zugefügt hatte.
Doch haushoch schien der Brunnen über ihm empor zu ragen, und je mehr er sich auf die Zehenspitzen stellte, und seinen schwitzenden, pummeligen Körper zu strecken versuchte, desto höher schien dieser empor zu wachsen, bis er in unerreichbar schwindelnden Höhen zwischen den Wolken verschwand.
“Bitte…!”, entfuhr es heiser seiner trockenen Kehle und den vor Anstrengung zusammengekniffenen Lippen. Eiskalter Schweiß brach ihm aus und lief über sein pausbäckiges Gesicht, als sich daraufhin die toten Steinfiguren knirschend zu bewegen anfingen,  ihm alle gleichzeitig die Köpfe zuwendeten. Sie schlugen beängstigend große, mit langen Wimpern bekränzte Augenpaare auf, deren Iris geweitet war und tiefschwarz glänzte wie  polierter Onyx.
“Bitte…?”, krächzte mühsam der Satyr, als müsse er seine in Jahrtausenden eingerostete, steinerne Stimme erst einmal in Gang bringen. “Hast Du gerade ‘Bitte’ gesagt???”
Von der anderen Seite meldete sich beschwichtigend die wohlgeformte Nymphe und brachte ihren steinernen Fischschwanz in eine für den Satyr äusserst anziehende Position.“Lass ihn doch, du weißt er hat das Recht eine Bitte auszusprechen, deswegen musst Du dich doch nicht gleich so aufregen!”
Der Gnom keckerte hämisch, und schlug so heftig mit den überdimensionalen Fledermausflügeln, dass die verdutzte Nymphe sich weg ducken musste, um nicht von den an ihnen befestigten, langen Dornspitzen aufgeschlitzt zu werden. “Der blöde Dickerich weiß mit Sicherheit nicht einmal um WAS er uns bitten soll, noch wer er wirklich ist. Der fragt wahrscheinlich nur nach einem Kaugummi!” Vor nicht zu bremsenden Gelächter  hielt sich der Gnom den kugelrunden Bauch, der Satyr nickte zustimmend und brummte: “Und dafür hat der Wichtel uns aufgeweckt, lasst uns ihm eine Lehre erteilen!” und er mahlte beängstigend mit den steinernen Zähnen.
“Unsinn!”, fuhr die Baumelfe dem Satyr harsch über den Mund, zog einen wundersam gedrehten kleinen Ast aus ihrem Blättergewand hervor und hieb ihn dem vorlauten und unverschämten Gnom über die Glatze, dass es nur so krachte. Sofort klappte der seinen breiten, mit dreieckigen Zähnen bewehrten Mund zu, duckte sich und hielt erst einmal den Rand.
Helmut zitterte, seine Knie waren weich wie Pudding und der Angstschweiß lief an ihm herunter, als wäre er der Brunnen. “Vvvvv...vvvv….va...va...zeihung!”, stotterte er mühsam und wünschte sich, er wäre bei den anderen Kindern geblieben, die ihn mit Erdklumpen beworfen und “fette Mettwurst!”, gerufen hatten. Das hatte er schließlich schon öfter ausgehalten, und wenn er ganz still stehen blieb, die Augen schloss und langsam bis hundert zählte, hörten sie meistens von alleine auf, weil es ihnen zu langweilig wurde.
Diese steinernen Monster aber, die er eben aus einem urzeitlichen Schlaf geweckt hatte, würden niemals von alleine aufhören, das spürte er bis tief in die Knochen. Er hatte ‘A’ gesagt, und jetzt musste er auch ‘B’ sagen, sonst würden die ihn zu feinem Sand zermahlen. An der Nase herum führen, oder abwimmeln ließen die sich nicht.
Die zarte aber resolute Baumelfe schob den Satyr ein wenig beiseite und beugte sich mütterlich zu dem kleinen Helmut herunter.Eine schmale, feingliederige, marmor-weiße Hand mit langen gefühlvollen Fingern streckte sich ihm entgegen. “Du musst uns sagen, was Du von uns willst, kleiner Junge, damit wir es für dich tun können!”, erklärte sie ihm freundlich, “wenn wir einmal aufgeweckt worden sind, sind wir gezwungen zu handeln, und ohne Auftrag sind wir schnell etwas unangenehm!”
Helmut nahm zögernd die zauberhafte Elfenhand und spürte, wie ein Strom warmer, blütenzarter Energie durch sie in seinen Körper floss und ihn innerlich wieder aufrichtete und beruhigte. Er hörte mit geschlossenen, flatternden Augenlidern, wie die Ellfe ihm dazu den uralten Heilgesang zu raunte, den ihm auch seine Mutter vor scheinbar  ewiger Zeit ins Ohr geflüstert hatte:
HEILE HEILE SEGEN, DREI TAGE REGEN,DREI TAGE SONNENSCHEIN,DREI TAGE SCHNEE,TUT'S DEM KINDLEIN NICHT MEHR WEH!
Helmut holte tief Luft und schlug die Augen auf. Vor und über ihm thronten mächtig die steinernen Gestalten aus der Urzeit, die den Brunnen mit dem Wasser des Lebens auf ihren Händen trugen. Sie alle blickten ihn nun stumm und erwartungsvoll an, und er wusste dass er ihnen jetzt die Bitte vortragen musste, die Bitte über deren Inhalt er inzwischen nicht mehr sicher war. Denn mittlerweile war es ihm klar geworden, dass seine Bitte so schwer wog, wie der alte Stein des Brunnens, und so klar sein musste, wie das Wasser welches sich in ihm befand.
Sprach er die falsche Bitte aus, war dies sein Untergang, wählte er mit Bedacht die richtige, die einzige, die tiefste Bitte seines kleinen Herzens, dann hatten sie die unanzweifelbare Macht ihm diese zu erfüllen, und zwar sofort, ungeachtet ihrer Größe, und unbeeindruckt von der Anzahl und Stärke seiner Feinde.
Doch wo, wo nur war seine Bitte geblieben? Er hatte das Gefühl, als wäre sie in ihm versunken und begraben, so tief wie der Grund des steinernen Brunnens. Erst da fiel ihm auf, dass ein einziges Wesen bislang weder gesprochen, noch sich geregt hatte, sondern ihn lediglich aus weiten, mitleidvollen Augen angesehen. Schon früher hatte dieses eine tief gefühlte, unerklärliche Sehnsucht in ihm ausgelöst, doch nun war sie noch stärker, als je zuvor: Es war das rätselhafte Einhorn-Mädchen, aus dem reinsten Alabaster getrieben, in dem die durch die Baumkronen dringenden Lichtstrahlen glitzerten, wie hunderte von Diamanten.
Als es in Helmuts Kopf trotz aller Anstrengung, Furcht und Sehnsucht leer blieb wie im inneren einer hohlen Nuss, senkte das mitleidige Tiermädchen sanft den Kopf und berührte mit der Spitze seines langen Horns den wundroten, heftig pochenden Fleck auf Helmuts Stirne, den er ursprünglich mit dem Wasser des Brunnens hatte benetzen wollen.
Ganz leicht nur, wie ein Windhauch stupste das Wesen an die geschwollene Narbe des Kindes, als würde es einen winzigen Schlüssel, ganz ganz vorsichtig in ein feinziseliertes Schatzkästlein stecken und darin herum drehen.
Und wirklich: Im Kopf des Jungen sprang ein Deckel von der Hülle des Vergessens, die ihm seine tiefste Sehnsucht und Qual vor ihm selber verborgen hatte, und er konnte sie sehen, so klar und deutlich als wäre sie nie verloren und verschollen gewesen.
Er sah dem Einhorn-Mädchen tief in die Augen, und sein verwaschenes, vom Wetter abgetragenes Gesicht nahm vor dem staunenden Jungen wieder seine alten Formen an. Er sah hinein wie in einen blanken Spiegel und erkannte seine eigenen Züge darin - unverkennbar - nur älter, reifer, erwachsener und viel weiblicher.
Jetzt musste er es sagen, das Unaussprechliche, was zu denken und mitzuteilen ihm verboten war, das was war und doch nicht sein durfte, das Furchtbare und doch eigentlich Wunderschöne…
Noch einmal holte er tief Luft, das Einhornmädchen hob wieder den Kopf und in die zum  Zerreißen gespannte Stille hinein klangen seine Worte wie ein Stein, der auf das Wasser trifft, seine Oberfläche durchstößt und damit Wellen auslöst, die sich bis ins Unendliche ausbreiten.
“Meine Bitte ist…!”, fing er an, “also meine Bitte wäre…” - es war so unendlich schwer….“Auch wenn ich ein Junge bin,...”, versuchte er es von der anderen Seite anzugehen, und seufzte tief, senkte die Augen und flüsterte betreten: “...bin ich eigentlich ein Mädchen…!”
“Aaaah!”, knurrte der Gnom, und schien auf einmal mit seinem schiefen Maul so zu grinsen, dass man es als ein gewinnendes Lächeln hätte deuten können, wenn er nicht so abgrundtief hässlich gewesen wäre.
“Na bitte!”, rief die Elfe enthusiastisch, hob ihren Zauberstab und sah die anderen triumphierend an, “hab ich es nicht gesagt?”
“Verstehe…!”, murmelte der Satyr versöhnlich und rieb sich das Kinn, “das ist es also, warum Du uns weckst! Dann hattest Du wohl recht damit…!”
“Natürlich hatte er recht damit!”, bestätigte die Nymphe und flirtete heimlich dem errötenden Satyr zu, “nun Kind sag uns rasch Deine Bitte, damit wir wieder in Ruhe schlafen und die Welt weiter erträumen können!”
“Bitte…!”, hob Helmut - nun gestärkt und verstanden - von neuem zu Reden an: “...wenn ich jetzt auch kein Mädchen sein kann, so wünsche ich mir doch, eine richtige Frau zu werden, wenn ich einmal groß bin! Denn in mir drin bin ich ja doch ein Mädchen und muss mich deshalb zu einer Frau entwickeln, auch wenn alle mir das verbieten…!”
Die steinernen Wesen nickten andächtig und zustimmend, und durch den umliegenden steinalten Wald ging mit einem Male ein Sausen und Wehen. Ein brausender Sturmwind tobte für wenige Sekunden durch die Baumkronen und riss Millionen von leuchtend roten Blättern mit sich, die sich in der darauf folgenden totalen Stille, wie Schnee sanft und zart über alles legten.
In dieser kurzen Zeit hob die Elfe ihren ZAUBERSTAB aus Ebereschenholz, tauchte seine Spitze in die Mitte des Brunnenbeckens ein, und sprach die uralten magischen Worte:
Was sein soll, das ist geschehen,nach Hause kannst Du nun gehen,alles ist Dir nun gegeben,aus dem Wasser kommt das Leben!
Der vorher so ruhige Wasserspiegel des alten Brunnens begann nun zu brodeln, zu toben und sich empor zu wölben, ein majestätischer Wasserfall sprang daraus hervor sprudelte und toste über den Jungen hinab, der die Arme bittend zu ihm erhoben hatte. Die gewaltigen Wassermassen schwemmten ihn hinweg, er hatte das Gefühl in ihnen zu ertrinken, wie in einem gigantischen Ozean. Doch entdeckte er bald, dass er darin atmen und schwimmen konnte, er begann nach oben auf zu steigen, um den Wasserspiegel nun von unten zu durchstoßen.
Verwundert beobachtete er, dass sein Körper sich während dieser Reise nach oben von alleine zu verändern begann: Seine Beine wurden länger und schlanker, sein dicker Bauch schrumpfte ein, dafür wuchsen ihm weiter oberhalb zwei runde Brüste. Seine Haare wurden immer länger und fülliger, bis sie seinen - oder muss man jetzt sagen: ihren? - Körper umwehten wie ein schützender Mantel. Als er endlich die, in der Sonne glänzende, Wasseroberfläche passierte, war aus ihm eine wunderschöne, anmutige Frau geworden.
Er tauchte in der Nähe einer traumhaften Südseeinsel auf, mit Blumenkränzen geschmückte Eingeborene kamen ihm in  schnittigen Kanus entgegen und begleiteten ihn auf einen Festplatz, wo die neugeborene Frau mit süß duftenden Blüten überhäuft und in die Gemeinschaft der herzlichen, einfachen Menschen aufgenommen wurde.
Gerade wollte Helmut sich glücklich in seinem neuen Leben zurück lehnen, da erklang aus dem angrenzenden Urwald ein bekanntes Hohngelächter und der Gnom sprang daraus hervor mitten auf den Festplatz, so dass die Insulaner schreiend die Flucht ergriffen.
“Du machst es Dir ein wenig zu bequem, Bürschchen!”, raunzte er Helmut an, “ein wenig musst Du schon noch selber tun!” Damit hob er seinen dicken steinernen Knüppel und ließ ihn auf die Erde donnern, dass die Palmen im Rund abknickten, die Hütten aus Bambus in sich zusammenfielen und die Trauminsel wie durch ein Erdbeben begann im Meer zu versinken.
“Aber…!”, versuchte Helmut zu widersprechen, “meine Bitte…!?”
“Ha!!!”, knirschte der Troll mit den Zähnen, dass Krümel so groß wie Kieselsteine aus seinem Mund purzelten. “Die musst Du Dir schon selbst erfüllen, du Faulpelz wir sind nur dafür zuständig, Dir Deine TRÄUME UND VISIONEN zu zeigen!”
Noch zweimal wuchtete er seinen Knüttel auf den Boden. “SIBIRIEN!”, rief er, als die Erde zum  zweiten Mal erschüttert wurde, und die schöne Frau, die Helmut gewesen war verwandelte sich in eine Eis-Säule, das Land um ihn herum wurde von einer dicken Schnee- und Eisschicht bedeckt und die Sonne von Schneewolken eines ewigen Blizzards verfinstert.
“VERDAMMNIS!”, brüllte er beim dritten und letzten Schlag und verschwand hohnlachend in der nun entstehenden, vollkommenen Dunkelheit.
Damit war Helmut aus seinem Alp erwacht. Zuerst wusste er nicht genau, wer er war, was Traum war und was Wirklichkeit. Nach und nach fiel ihm alles wieder ein: dass er einmal in das Brunnenbecken gefallen und fast darin ertrunken war, und danach den Platz nie wieder besucht hatte. Dass er den Wunsch - das Mädchen sein zu dürfen, als das er sich fühlte - tief in sich verschlossen hatte, und sich fortan bemüht hatte ein von der Gesellschaft akzeptierter Mann zu werden: eine glanzlose und einheitsgraue KARTEILEICHE, denn zu mehr war er ohne seine Seelenkraft nicht fähig.
Doch nun würde alles anders werden: Nachdem er stundenlang vor einem Geschäft mit Damenunterwäsche hin und her gewandert und sich vor VERLEGENHEIT nicht durch die Tür getraut hatte, ging er heim und bestellte sich im Internet ein Paar rosa, mit Straß-Herzchen geschmückte, HIGH HEELS. Als sie ankamen probierte er sie im abgedunkelten Wohnzimmer aus und dachte bei sich: “Was tue ich da nur Abartiges?” Doch das Laufen fühlte sich so gut an, und in Gedanken war er wieder die Schöne aus dem Meer.
Heute liegen die Heels verstaubt im Keller, und niemand auf der Welt kann Helmut, der jetzt übrigens  Helmine heißt, seine Vergangenheit als in sich gekehrter, trauriger Junge mehr ansehen. Helmine ist längst kein frustrierter, übergewichtiger Bürohengst mehr, sondern eine freundliche, mollige Ladenbesitzerin, bei der man die tollsten Dessous der Stadt erwerben kann.
“Geht doch!”, knurrt der Gnom und versucht der Nymphe an den Busen zu grapschen, wofür er eine Maulschelle einfängt die sich gewaschen hat.
“Hatte ich es nicht gesagt?”, flötet die Elfe und versucht bei dieser Komplimentefischerei bescheiden und elfen-unschuldig drein zu blicken.
“Papperlapapp!”, antwortet der Satyr, “Alles reiner Zufall!”
“Wenn Du das glaubst…”, behält sich die Nymphe das Schlußwort vor und füsselt lüstern mit ihrem langen Fischschwanz um das behaarte Bein des Satyrs.
“...Dann bist Du dümmer, als ich dachte!”, beendet sie ihren Satz bedeutungsvoll und fügt mit einem schmachtenden Augenaufschlag an: “Und dumme Männer mag ich nicht!”
Das Einhornmädchen jedoch lächelt und schweigt und freut sich einfach nur, dass die Metamorphose dieses Mal wirklich gelungen ist.
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Das Märchen ist aus, da läuft eine Maus, wenn Du sie kriegst machst Du Dir ein Paar Plüsch-High Heels draus...