Romane & Erzählungen
Sonnenblume und Bitterschokolade - TEIL VIER

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"Sonnenblume und Bitterschokolade - TEIL VIER"
Veröffentlicht am 30. August 2013, 4 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Mein Leben ist bisher von ständigem Wandel geprägt gewesen. Ich habe in der biologischen Landwirtschaft gearbeitet, in einer Schreinerei, habe die Berufsausbildungen zur Medizinisch-Technischen Laboratoriumsassistentin abgeschlossen und auch zur staatl. dipl. Erzieherin. Ich habe über dreissigmal den Wohnort gewechselt, die längste Zeit habe ich dabei in Bayern verbracht. Zweimal war ich verheiratet und habe drei erwachsene Kinder. Daneben hatte ...
Sonnenblume und Bitterschokolade - TEIL VIER

Sonnenblume und Bitterschokolade - TEIL VIER

Einleitung

Auch Sonnenblume macht sich Gedanken, wie es nach der gemeinsamen Nacht weiter gehen soll...

Schwere leichte Entscheidung

Es war wirklich der perfekte Tag zum Segeln: Die Sonne stand hoch in einem mit Schäfchenwolken gepflasterten Sommerhimmel, ließ die Berge warm erglühen und färbte den sonst silbergrauen Spiegel des Sees um in ein unglaubliches lapislazuli. Die fesche Brise lockte die Yachten aus ihren Häfen und Liegeplätzen am Ufer, und ihre weißen Segel tummelten sich als Zuckerstreu auf dem knallblauen Seekuchen.


Sonnenblume lag träge quer auf dem Boden der kleinen flachen Jolle, hielt mit den Zehen des linken Fußes die Ruderpinne und ließ das Schiffchen kleine Wellenlinien fahren, so dass ihr rechter,  außenbords befindlicher, Fuß durch das Schaukeln immer wieder ins kühle glitzernde Nass der weiten Seenfläche eingetaucht und gleich darauf wieder heraus gesogen wurde. Wie ein Tortilla-chips in der Chilisauce, dachte sie für sich, während sie dem braungebrannten, unrasierten Bein interessiert dabei zusah, wie es sich dippte.


Hin und wieder griff sie zu einem abgewetzten Feldstecher von gigantischen Ausmassen und richtete ihn auf eine bestimmte Stelle am Ufer. Hatte sie nach einigem Herumwackeln gefunden, was sie suchte, grinste sie befriedigt, schmiss den Oldtimer wieder in den im Bootsheck eingebauten Werkzeugkasten, gähnte und ließ sich erneut in die stabile Rückenlage fallen, die es ihr ermöglichte gleichzeitig zu segeln, fuß zu dippen, Möven zu zählen und Wolkenmonstern bei ihren unglaublich langsamen Verwandlungskunststücken zu zu sehen.


Nicht, dass sie keine Lust gehabt hätte, Bitterschokolade wieder zu sehen, und das möglichst bald bis sofort. Aber auch wenn sie es sich nicht hatte anmerken lassen, hatte sie wohl bemerkt, dass er noch nie ein Mädchen gehabt hatte, und es war ihr klar, dass er Zeit brauchen würde um die Erfahrung für sich zu verarbeiten, und wieder Land zu gewinnen, nach ihrem Überfall. Sie hatte gelernt dass viele Jungen, bei ihrer draufgängerischen Art die Fluchtsocken ergriffen. Und die Typen, die versuchten ihr das aus zu treiben und selber das Ruder zu ergreifen, roch sie inzwischen schon aus der Ferne und ließ sie gar nicht erst an sich heran.


Obwohl es sie nicht viel Zeit gekostet hatte in der Tankstelle abzusagen und sich das Boot eines befreundeten älteren Ehepaares auszuleihen, für die sie eine Zeit lang eingekauft und allerlei kleine Dienste verrichtet hatte, wollte sie damit nicht sofort zu dem Jungen zurück kehren.


Bitterschokolade war ein Nachdenker, und musste seine aus den Fugen geratene Wirklichkeit erst wieder ins Lot bringen, das wusste sie. Außerdem war die Sehnsucht sein Hauptmotor, und wenn sie ihm nicht Gelegenheit bot, sich ausgiebig nach ihr zu sehnen, wäre er sicher unzufrieden.


Deshalb beließ sie es dabei, das Boot in gebührender Entfernung auf der Wasserfläche hin und her schweben zu lassen, und das Objekt ihrer Begierde zu observieren, um im rechten Moment eingreifen zu können.


Die dabei entstehende Zeitlücke - normalerweise füllte Sonnenblume jeden verfügbaren Augenblick mit Geschäftigkeit - nutzte sie um in ihrem Kopf ebenfalls Ordnung her zu stellen und einen Plan zu schmieden:


Zuallererst Sonnenblumes ‘Für und wider Liste’:

Für:

-Er ist kein Macho oder Womenizer und total süß.

-Er liebt wie ich die Natur und die Einsamkeit mehr als Parties und Plastikwelt.

-Er trägt - ebenfalls wie ich - einen tiefen Schmerz mit sich herum.

-Es macht ihm nichts aus, dass ich wie ein Junge herum laufe, die Ansagen mache und auch sonst die Führung übernehme.

-Er spielt Mundharmonika, dass es einem das Herz bricht

-Er - entschuldige, das ist kein Argument, aber Ehrlichkeit hat Vorrang - er… okay, das geht jetzt wirklich nicht, aber hier ein Tipp: normalerweise mache ich die Sache, weil Jungs das einfach brauchen, und ich dabei auch Streicheleinheiten abkriege. Aber dieses Mal… Als Tipp muss das reichen!

-Weiteres Für: Ich habe immer schon gewusst, irgendwo im Bauch drin, wenn etwas für mich bestimmt war: Meine Jacke, mein Boot, mein geheimer Platz, mein Motorrad, meine Krankheit, mein … egal was, er ist jedenfalls für mich von seinem Traumplaneten herunter gestiegen.


Keine Diskussion, kommen wir lieber zur ‘Wider Liste’.

Wider:

-Er ist ein Mann, also ein potentielles Schwein. Wenn das Männerschweinevirus bei ihm noch nicht ausgebrochen ist, wird es das spätestens dann tun, wenn wir zu oft zusammen sind, oder zu viel miteinander schlafen. Die fürchterlichen Folgeerscheinungen einer Männerschweinevirusinfektion bei vorher süßen Jungen brauche ich hier nicht ausführlich schildern, da jede Frau sie kennt, und jeder Mann sie sowieso nicht kennen will.

-Er will mich sowieso nicht, ich habe ihn nur überpowert, und er wird die Gelegenheit nutzen um zu fliehen.

-Er hat schon eine Freundin und sich bloß nicht getraut, mir das zu sagen

-Er hat eine Mutti, der er hörig ist, und die ihm den Umgang mit mir verbietet.

-Er hat - was ich nur bislang nicht bemerkt habe - komplett einen an der Klatsche, bringt mich bei Gelegenheit um und konserviert meinen linken großen Fußzeh als Fetisch in einem Einweckglas.


Zugegeben: Meine ‘Wider Liste’ hat einen Pferdefuß - sie besteht ausschließlich aus wilden Fantastereien ohne hinlängliches Beweismaterial.


Sonnenblume gähnte, bohrte in der Nase und entschied dass sich ihre Liste eindeutig in die ‘Für’ Richtung geneigt hatte - ganz wie sie es vorausgesehen hatte. Blieb nur noch ein handfester Plan zu erstellen, um dem sich ihr zuneigenden Schicksal noch den entscheidenden Fußtritt in Richtung ihres Glücks zu verpassen. Schließlich hatte sie nicht so viel Zeit zur Verfügung um zu warten, bis er sie nach seinen Vorstellungen umwarb, heiratete und ein, ihm von seiner Mutti eingehämmertes, Standardleben mit ihr abspulte.


Ergo würde ihr nur eine Möglichkeit bleiben: Sie musste ihn entführen.


Mit diesem Resümee am Ende ihrer Lebensplanung mit oder ohne Partner angelangt, reckte und streckte sich Sonnenblume ausgiebig - was die Jolle derart ins wackeln brachte, dass Wasser über die niedrige Bordkante spritzte - riss sich den Feldstecher vor Augen und spähte nach der Lage der Dinge.


Bitterschokolade hatte aufgehört, nachdenklich zusammengekauert auf dem Kies der Böschung zu hocken und in die Wellen zu glotzen, beziehungsweise auf einen grauen Vogel, der vor ihm auf und ab trabte wie sein moralisches Gewissen. Nun war er  aufgestanden, hatte ihr den Rücken zugewandt und starrte regungslos ins Schilf, von wo er offenbar ihre Ankunft ersehnte.


Zeit zu handeln: Sonnenblume wendete gekonnt ihre Nussschale und richtete den Kiel auf die observierte Uferstelle. Sie ergriff die Verlängerung der Pinne, hängte die nackten Füße in die dafür vorgesehenen Schlaufen im Boden ein und lehnte sich rückwärts weit über die Reling, während sie gleichzeitig das Großsegel in den Wind zog. Mit einem scharfen Knall spannte sich das Tuch und die leichte Jolle sprang wie ein fliegender Fisch aus dem Wasser und nahm Fahrt auf.


“Hey!”, schrie Sonnenblume in den Wind und die um sie hochsprühende Gischt, in die die  Sonne über ihr einen bunten Regenbogen malte, “Hey du Leben du, hier komme ich, und wage es nicht, mir auch das noch zu nehmen!”


Das Leben wagte es nicht, hatte es doch genau dafür gesorgt, dass Sonnenblume endlich blühen konnte.







Fortsetzung folgt


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Hörbuch

Über den Autor

Iriana
Mein Leben ist bisher von ständigem Wandel geprägt gewesen. Ich habe in der biologischen Landwirtschaft gearbeitet, in einer Schreinerei, habe die Berufsausbildungen zur Medizinisch-Technischen Laboratoriumsassistentin abgeschlossen und auch zur staatl. dipl. Erzieherin. Ich habe über dreissigmal den Wohnort gewechselt, die längste Zeit habe ich dabei in Bayern verbracht. Zweimal war ich verheiratet und habe drei erwachsene Kinder. Daneben hatte ich immer auch künstlerische Ambitionen: Musik, Malen, Schreiben, Theater spielen. Ich bin ein naturverbundener Mensch und lebe gern sehr einfach mit und in der Natur.
Seit 2008 lebe ich in Leipzig, habe mich von einer langen chronischen Krankheit kuriert und bin Anfang dieses Jahres (2017) nun in Rente gegangen. Die letzten Jahre habe ich eine Schreibpause eingelegt, zumindest auf dieser Plattform hier, aber nun bin ich wieder da.
Zeit für ein neues Spiel... Mal sehen was mir so einfällt...

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Iriana Re: Re: Re: -

Dann wünsche ich Dir viel Vergnügen. Schau doch mal ins Forum, es beginnt ein neues Battle. Das macht sehr viel Spaß. Aus 10 vorgegebenen Wörtern eine Geschichte schreiben. Schau doch mal rein. Dabei sein ist alles. Du lennst hier die Leute kennen und wirst auch mehr gelesen.
Ich mache so gut ich kann die anderen schon auf Dich aufmerksam. Doch so könntest Du etwas für Dich tun. Ich weiß das Du unter den ersten sein wirst. Bitte, schau Dir das mal an.

Ganz liebe Grüße Theresia


Liebe Theresia,

danke dass Du mich wieder daran erinnerst, ich hatte es schon fast vergessen. Vor meiner langen Krankheitszeit dieses Jahr hatte mich Gerlinde zu einem Battle eingeladen... Aber als erstes will ich endlich mal bei Dir rein lesen, bevor ich mich wieder komplett in meine Schreibsucht stürze.Dass Du mir so viel Unterstützung gibst, nach meiner Krankheitszeit hier wieder Fuss zu fassen, das macht mir ein ganz warmes Gefühl im Bauch, und ich danke Dir dafür.

ganz liebe Grüße,

Maria
Vor langer Zeit - Antworten
Rehkitz Re: Re: -
Zitat: (Original von Iriana am 30.08.2013 - 21:25 Uhr)
Zitat: (Original von Rehkitz am 30.08.2013 - 18:26 Uhr) Maria das ist wunderbar, Du bist eine wahre Künstlerin. Du malst mit Deinen Worten die schönsten Bilder und schreibst nebenher noch eine "saugute" Geschichte.

Ein kreatives Wochenende,
mir den besten Wünschen
Theresia



Mit diesem Lob im Rücken, fliege ich so schnell im Wind wie Sonnenblume in ihrem Boot... vielen Dank, es freut mich so, dass Du so viel Spass an meiner Erzählung hast. Dir auch ein tolles Wochenende, hier in Leipzig soll das Wetter bis Sonntag gut bleiben, vielleicht ist das bei Dir ja auch so. Ich werde wie heute die Gelegenheit nützen um draussen im Park zu schreiben.

ganz liebe Grüße,

Maria


Dann wünsche ich Dir viel Vergnügen. Schau doch mal ins Forum, es beginnt ein neues Battle. Das macht sehr viel Spaß. Aus 10 vorgegebenen Wörtern eine Geschichte schreiben. Schau doch mal rein. Dabei sein ist alles. Du lennst hier die Leute kennen und wirst auch mehr gelesen.
Ich mache so gut ich kann die anderen schon auf Dich aufmerksam. Doch so könntest Du etwas für Dich tun. Ich weiß das Du unter den ersten sein wirst. Bitte, schau Dir das mal an.

Ganz liebe Grüße Theresia
Vor langer Zeit - Antworten
Iriana Re: -
Zitat: (Original von Rehkitz am 30.08.2013 - 18:26 Uhr) Maria das ist wunderbar, Du bist eine wahre Künstlerin. Du malst mit Deinen Worten die schönsten Bilder und schreibst nebenher noch eine "saugute" Geschichte.

Ein kreatives Wochenende,
mir den besten Wünschen
Theresia



Mit diesem Lob im Rücken, fliege ich so schnell im Wind wie Sonnenblume in ihrem Boot... vielen Dank, es freut mich so, dass Du so viel Spass an meiner Erzählung hast. Dir auch ein tolles Wochenende, hier in Leipzig soll das Wetter bis Sonntag gut bleiben, vielleicht ist das bei Dir ja auch so. Ich werde wie heute die Gelegenheit nützen um draussen im Park zu schreiben.

ganz liebe Grüße,

Maria
Vor langer Zeit - Antworten
Rehkitz Maria das ist wunderbar, Du bist eine wahre Künstlerin. Du malst mit Deinen Worten die schönsten Bilder und schreibst nebenher noch eine "saugute" Geschichte.

Ein kreatives Wochenende,
mir den besten Wünschen
Theresia
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