Muhaha...?
Es ist eine Legende, sagen die einen, und die anderen sagen, es wäre keine. Aber eines ist sicher: So wie jetzt, war es nicht immer.
Man sagt, es war in einer unbestimmten Zeit, und vielleicht auch gar nicht in dieser Welt, aber man weiß, dass die Opfer Menschen waren. Und es waren viele, sehr, sehr viele. Doch nun will ich euch die besagte Legende erzählen, und ich fange an, mit der Zeit in der alles noch ganz normal war:
Das Dorf Carvahall, lag abseits der üblichen Handelswege, und nur selten verirrte sich ein einsamer Händler in diese abgelegene Gegend. In diesem Hochsommer war wieder einer dieser Tage, und die Menschen strömten in Scharen zu dem Mann, der seine Waren auf dem Dorfplatz anpreisen würde. Doch was die Bewohner des kleinen Dorfes sahen, erschreckte sie. Der Mann hatte schmuddelige Verbände um den ganzen Körper gewickelt, und erzählte gar grausige Geschichten, von dem, was ihm zugestoßen war. „Ich war mit meiner Handelskarawane unterwegs, da geschah es. Es… es sind Bestien! Groß, viel größer als Wölfe, mit Reißzähnen, alle gelb, und dazwischen Fleischreste. Menschliche Fleischreste!“, ertönte die Stimme des Mannes zitternd und bebend, sodass jeder Mensch, egal ob alt oder jung, zu ihm eilte, um seine Geschichte zu hören. Die geröteten Augen des Händlers stierten wie im Wahnsinn geradeaus, und auch seine Pupillen waren rot, so wie es unüblich für die meisten Menschen war. Fast alle Bewohner lachten über ihn, nur wenige nahmen seine Worte ernst, trotz der Wunden an seinem Körper. Gebrochene Gliedmaßen, tiefe Wunden, deren Ränder mit blutigen Wülsten überzogen waren, und alles andere als gesund wirkten!
Eine Mutter, die die Worte des Händlers vernommen hatte, schwang ihren Korb -
voll beladen mit Gemüse und Obst - über die Schulter, und schob ihren neun Jahre alten Sohn durch die Menschenmenge. Sie hatte bereits viele Geschichten dieser Händler gehört, und Keine war wahr gewesen.
An diesem Abend ging die zweiköpfige Familie früh ins Bett, für ein Abendessen war keine Zeit geblieben, denn sie hatten die Fischernetze einholen müssen. „So, du schläfst jetzt, ja? Hast du nicht gehört was der Händler gesagt hat? Wenn du nicht schläfst, holen dich die Wölfe!“. Angstvoll zuckte der Kleine zusammen, und verkroch sich unter der Bettdecke, ehe er einschlief.
Mitten in der Nacht drängte ihn der Durst zur Tränke im Hof. Die Wölfe hatte er längst vergessen, und so tapste er durch die Dunkelheit auf die, mit Wasser gefüllte Tränke zu, und tastete nach dem Rand des Holzgebildes. Doch seine Hand spürte plötzlich etwas weiches, feuchtes, und er tastete weiter. „Bist du eine von den Katzen?“, fragte er neugierig, und fasste nun mit beiden Händen nach dem pelzigen Gegenstand. Auf einmal hörte der Junge ein Knurren, dann sah er zwei rote Augen, wie Lichter vor ihm aufleuchten, und er musste einen Schrei unterdrücken. Hätte er es nicht getan, wäre er vielleicht noch am Leben gewesen, doch er tat es nicht, und blickte kurz darauf in ein Maul, aus gelb gefleckten, blutverschmierten Zähnen. Fauliger Atem kroch ihm entgegen, und er war unfähig sich zu bewegen, oder einen Laut von sich zu geben. Ein schreckliches Knirschen war zu hören, als der Junge im Rachen des Monsters verschwand, und seine grün leuchtenden Augen erschrocken seinem Elend entgegen sahen.
Die Mutter des Jungen stand in der Tür, schreiend, herzzerreißend und laut, doch die Menschen die aus den Häusern strömten, sahen nur die mit Blut bespritzte Tränke, und die schreiende Mutter in der Tür.
Eine Zeit des Trauerns im Dorf begann, und die Tränke, an der das Leben des Sohnes scheinbar sein Ende genommen hatte, wurde zur Gedenkstätte. Er war in dieser, und den darauf folgenden Nächsten das einzige Opfer der Bestie. Es war wohl nur eines dieser Monster gewesen, das sich in die Nähe des Dorfes verirrt hatte, dachten die Bewohner. Der Händler, der sie alle davor gewarnt hatte, war verschwunden. Schon am Abend nach seiner Verkündung hatte ihn niemand mehr gesehen.
Zwei Jahre später jedoch, kam erneut eine dieser Bestien in das Dorf Carvahall, doch dieses Mal hatten die Bewohner Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, als sie die Geschichten hörten, und hatten die Bestie zu Gesicht bekommen. Den Jungen der dieses Mal geschnappt wurde, konnten sie jedoch nicht retten. Jeder dachte an den Vorfall von vor zwei Jahren, auch die Mutter des damals verschleppten Jungen. Sie sah das Monster mit eigenen Augen, und sah dessen leuchtend grüne Augen. Augen, die sie kannte, und die immer noch sehnsüchtig zum aufgehenden Mond starrten.