Gedichte
Vom Löwen und der Maus - eine Fabel

Vom Löwen und der Maus

Der Löwe hatte einen Traum -

er wollte König sein.

Drum sucht' er einen schönen Baum

und richtet sich dort ein.

Doch leider mangelt's an Respekt

bei Kindern und der Frau.

Aus Angst, dass jemand ihn erschreckt,

verwanzt er seinen Bau.

Dann brüllt der Leu voll wildem Frust:

"Komm her zu mir Schalkal.

Dich aufzufressen hätt ich Lust,

doch lass ich dir die Wahl.

Geh' mit mir und gemeinsam kann

uns keiner widersteh'n.

So streben wir die Herrschaft an -

das klappt, du wirst schon seh'n.

Wir schaffen Frieden hier im Wald

und schlichten jeden Zwist.

Es freut dann alle Tiere bald,

dass du der Richter bist.

Wer nicht gehorcht, den fressen wir -

das spart die Diskussion.

Und ich als König sage dir:

gerecht ist dieser Lohn!"

Ganz stolz zieh'n beide Räuber aus -

der Plan klingt wirklich gut!

Doch plötzlich steht da eine Maus.

Woher nimmt sie den Mut?

"Trollt euch nach Haus und kehrt jetzt um.

Begreift doch endlich bald:

Solch selbsternanntes Sherifftum

braucht niemand hier im Wald."

Dann spricht sie gar noch keck und fein:

"Was dünkt ihr euch so schlau?

Recht spricht doch jede Tierart sich allein -

fangt an bei euch im Bau!"

© by ORD EP 2013