Beschreibung
Niemand durfte ihm wehtun.
Du musstest ihn vor allem und jedem schützen.
NUR ER!
Ein Schreien weckte dich damals mitten in der Nacht und voller angst, deine Brust pulsierend, deine Beine weich, doch du fielst nicht sondern ranntest weiter durch das Haus in jenem du noch nicht lange mit deiner Mutter, dem neuen Mann von ihr und deinem großen Stiefbruder lebtest.
Du liebtest sie, sie alle. Es war immerhin deine Familie, zwar waren deine Eltern gerade zehn Monate verheiratet, doch du hattest sie sehr schnell ins Herz geschlossen.
Du ranntest, jedoch wusstest du weder nach was du suchen solltest, noch ob du es überhaupt anfangen solltest zu suchen, weshalb du wieder in dein Zimmer gingst mit erhöhten Puls.
Es war wohl nur aus einem Traum.
Manchmal gab es Momente in deinem Leben in denen du dich nicht kanntest.
Saßt nur da, dunkles Zimmer, warme, stickige Luft und das Ding vor dem Spiegel.
Es berührte ihn und betrachtete sich genau, aber gleichzeitig sah es auch nichts.
Fragend blickte es in die Augen des Bildes, welches dort immer erschien.
Rotunterlaufendes Gesicht mit Tränen.
Rot. Die Arme mit einer roten Flüssigkeit umwoben. Immer und immer wieder dieses Rot.
Wenn es eins wusste, dann war es, dass es rot liebte.
Dunkles, schönes, mattes, Blutrot.
Es starrte meistens auch auf die Lippen der Gestalt.
Sie wirkten weich und sanft, jedoch wurde die Harmonie von ihnen von Rissen und Bissen gestört oder auch zerstört, wie es selbst immer dachte.
Es sah sich als zerstört, ob nun von eigener Hand oder von anderem und anderen war doch nun wirklich egal.
Es war zerstört, reichte das nicht? Musste man immer einen Grund haben, um zerstört zu sein?
Warum konnte man nicht einfach so kaputt gehen auch ohne Scherben zu essen?
Scherben, Wut, Kraft.
Das war was du am nächsten Tag sahst. Überall Scherben in deinem Zimmer.
Er war kaputt, genau wie du.
Du warst nicht krank, es war die Welt die schon immer krank gewesen war, oder nicht?
Eigentlich waren sie dir doch alle egal. Menschen. Sie waren egal.
Du hasstest sie sogar. Du hast sie so sehr gehasst. Außer deine Familie oder eher dein Bruder.
Er war immer da für dich. Der einzige, der dich verstand oder überhaupt erst versuchte dich zu verstehen. In den Nächten in denen du alleine warst brach der Horror aus, jedoch sagtest du immer zu ihm, wenn er fragte ob er zu Haus bleiben solle, dass er ruhig gehen könne.
Doch in der Nacht warst du stark und schwach zugleich. Kontrolle war unmöglich.
Nur er konnte die Gestalt Nachts aufhalten oder ablenken. Nur er.
Du tratst, als ob du nicht fühlen könntest, über die Scherben rüber und gabst dir auch keine Mühe vorsichtig zu sein. Dein Boden war leicht zu säubern. Von Rot zu einer warmen Holzfarbe.
Du bist wohl ausersehen Nachts dagegen gefallen sagtest du deinen Eltern.
„Wo warst du?“ fragtest du deinen Bruder als er ins Haus eintrat und gerade sagen wollte, dass er zurück war. „Oh tut mir Leid. Willkommen daheim. Ich habe dich vermisst. Wo warst du?“
Er zog seine Schuhe geduldig aus, während du am liebsten schon mit deinem Fuß auf den Boden tippen wolltest, aber du liebtest deinen Bruder und wolltest ihn nicht irgendwie verärgern oder wehtun. Er kam zu dir und legte vorsichtig, schützend und sanft seine schöne und maskuline Hand auf deinen Kopf, sagte, dass er doch erzählt hätte, dass er bei einer Freundin übernachtet hätte.
Du genosst seine Aufmerksamkeit und seine Wärme und Zuneigung, die er dir gab.
Er zog sie wieder zurück und ging in die Küche, freute sich über das Essen, jenes du ihm gemacht hattest. „Gerne habe ich es für dich gekocht und ich habe auf alles geachtet. Die Zwiebeln sind so klein schnitten wie es ging, die Kartoffeln so, dass du sie mit der Zunge klein machen kannst und die Suppe mit 2 Brühwürfeln, nicht drei, wie Mutter es immer macht. Ich weiß du magst das nicht. Ich habe es besser gemacht als sie!“ du wolltest seine Bestätigung, ein Loben, denn du liebtest es von ihm gelobt zu werden. „Du isst ja fast nichts, was ist mit dir? Ist dir nicht gut? Soll ich dir eine Wärmflasche machen und dir meine Decke zusätzlich geben? Ich kann ohne solange es dir dann besser geht!“ er meinte zu dir, es sei lecker, jedoch hatte er schon bei der Freundin gegessen.
„Du hast bei ihr gegessen? Was denn? Ich bin mir nicht sicher, ob sie meinem Bruder das richtige Essen geben und wer ist sie eigentlich? Das Mädchen mit den gelockten braunen Haaren und der violetten Kette, dass du oft in der Schule beobachtest? Wie hieß sie gleich noch mal?“
Er wollte, dass du ruhig wirst, ihm ginge es gut und er hat dir ihren Namen gesagt und meinte auch sie sei ein wirklich nettes Mädchen. „Also magst du sie? Warum? Sie ist nicht gut für dich...“ er verstand dich nicht richtig. „Ach nichts!“ du schautest ihn mit glücklicher Miene an.
Am nächsten Tag sahst du ihn in der Schule mit diesem Mädchen und drei anderen.
Du hasstest sie. Lächelnd tapptest du auf ihn zu und wolltest mit deiner Anwesenheit zeigen, dass er dir diese anderen vorstellen sollte, was er auch tat.
Du grinstest alle lieb an, unschuldig und lieb.
Am Abend sagtest du zu ihm du seist spazieren und das es etwas länger dauern könnte.
In der Nacht warst du wieder da, sahst, dass dein Bruder draußen vor der Tür das Licht für dich angelassen hatte. Du dachtest dir nur wie fürsorglich dies sei, obwohl du Dunkelheit mochtest.
Ein leises Kichern konntest du dir nicht verkneifen als du ins Haus eintratst.
Rot.
„Brüderchen.“ du liest die Treppe knirschen als du zu seinem Zimmer gingst.
Die Dunkelheit war überall um dich herum und du mochtest es, das war schön.
Unkontrollierbar.
Die Tür zu ihm stand einen kleinen Spalt offen, durch den ein kleiner Lichtschimmer fiel und als du hineingingst war es genau wie vorher.
Dein Bruder dort gefesselt am Stuhl zu sehen fandest du niedlich.
Es war doch zu seinem Schutz. Würde er laufen, könnte er sich verletzen.
Du weißt alles über ihn. Er braucht nichts zu machen. Du kannst das tun.
Du willst das tun. „Keine Angst, Brüderchen. Mama und Papa werden dir auch nichts tun können, gleich werden sie gar nichts mehr tun können. So können sie niemals böse auf dich werden oder dich verletzen.“ Er wimmerte, doch du hieltst es für ein dankbares Flüstern.
Du tänzelte in den Raum deiner Eltern, welche schon am Boden lagen mit einigen Schnitten in der haut durch die Scherben am Boden. Sie murmelten etwas in das Tuch vor ihren Mündern.
„Ihr werdet ihm nicht weh tun können. Er ist mein. Er liebt mich. Nur mich.“
Dein Körper wurde nun mit noch mehr mit dem schönen, dunklen, matten, rot bedeckt als vorher als du Heim kamst von deinem Sparziergang.
Du lachtest als du deinen Eltern zum Schutz deines geliebten Stiefbruders eine Scherbe in die Kehle rammtest. Freude strahlend gingst du wieder zu dem Geliebten und hast ihm das Geschehen berichtet und dass er sich vollkommen sicher fühlen könnte bei ihr.
„Was ist denn los? Freust du dich nicht, Brüderchen?“
Er starrte verzweifelt zu Boden.
„Was ist?“ du wurdest lauter.
„Magst du mein Werk nicht?! Ich tue das für dich, weil ich dich liebe! Und du liebst mich auch! Warum freust du dich dann nicht?!“
Er war völlig fertig, am Ende und Gefühlsmäßig zerfetzt.
„Warum freust du dich nicht?!“ du schriest.
Du gabst doch immer so viel für ihn. Du wolltest doch nur seine Beachtung.
Nun würdigte er dich nicht mal eines Blickes.
Ohne Überlegung zogst du die spitzeste Scherbe von dir und stachst ihm ins Herz.
„Warum nicht?! Warum?!Warum?!WARUM?!“
Wiederholst bohrte sich der scharfe Gegenstand durch seine Haut.
Du verletztest ihm nicht mit dem was du da tatest.
Du warst ruhig für lange Zeit und dann sagtest du:
„Jetzt werden wir für immer zusammen sein.“
Du sahst das schönste rot überall im Zimmer und an dir selbst.
Und holtest dein größtes Messer aus deinem Zimmer, nahmst seine Hand und drehtest es in dein Herz.
„Für immer und ewig.“