Zur Zeit des großen Krieges, als es die Reiche im Norden, Süden und der Mittelerde noch nicht gab, kämpften der alte König uns sein halsstarriger Sohn um den Thron. Der ältere war zu alt geworden um das Reich noch regieren zu können. Der alte Brauch war es, ihn in den Götterhain zu bringen und den Göttern zu übergeben. Dazu legte man seine Wertsachen, seine Waffen und drei tote Tiere. Wenn aber seine Frau, die meistens jünger war, aber auch das rechte Alter erreicht haben sollte, legte man sie dazu. Sodass die Götter beide nahmen......
Ich blickte hinab. Massenweise kamen sie. Handelsleute, Gelehrte, Söldner, Bauern und Handwerker. Sie alle marschierten in Reihen durch den großen Torbogen. 50 Fuß hoch, bestehend aus roten Stein mit goldenem Efeu verziert. Davor war unser Banner angebracht. Das Banner der Sagaars. Der hohen Familie des Südens. Es war golden mit einer roten Löwin die Stolz im Wind flatterte.
Ich erinnerte mich noch gut an die Geschichte dir mir meine Mutter eines Tages erzählte wie die Sagaars an ihr Banner kamen.
Zur Zeit des großen Krieges, als es die Reiche im Norden, Süden und der Mittelerde noch nicht gab, kämpften der alte König uns sein halsstarriger Sohn um den Thron. Der ältere war zu alt geworden um das Reich noch regieren zu können. Der alte Brauch war es, ihn in den Götterhain zu bringen und den Göttern zu übergeben. Dazu legte man seine Wertsachen, seine Waffen und drei tote Tiere. Wenn aber seine Frau, die meistens jünger war, aber auch das rechte Alter erreicht haben sollte, legte man sie dazu. Sodass die Götter beide nahmen.
Doch der alte König war in bester Form und nicht bereit seinem Sohn die Macht zu übertragen. Also ließ er sich auch nicht von seinem Thron vertreiben. Sein Sohn jedoch wurde zornig und hatte keinerlei Verständnis für das Verhalten seines Vaters. Also begann er einen Krieg. Doch nicht nur das Reich seines Vaters erhob sich, sondern auch die Länder jenseits des Meeres. Die Welt stand im Krieg. Und der alte König drohte diesen zu verlieren. Doch nicht an seinen Sohn, sondern an die Ländern die im Norden jenseits des Meeres lagen.
Er beschloss also gen Süden zu ziehen. Da wo es sicher für ihn war. Er reiste allein und in der Nacht, damit niemand sein fliehen bemerken konnte. Doch ein paar Späher seines Sohnes entdeckten und folgten ihm. Sie konnten ihn einholen und gefangen nehmen. Allerdings brachten sie ihn nicht zurück sondern warteten bis sein Sohn kam um ihm persönlich die Ehre zu erweisen ins Land der Götter zu schicken. Aber bevor er dem alten König den Kopf abschlagen konnte, sprang eine Löwin zwischen die beiden und tötete augenblicklich den Sohn. Seine Leute sollen vor schrecken geflohen sein. Der König soll weiter gen Süden gezogen sein, die Löwin als Begleiterin vor allen Gefahren beschützend. Jahre später solle er noch einen Sohn bekommen haben, der nach seinem Tod der erste richtige König des Südens war. Er war es auch der die südliche Mauer errichtete und zu ehren seines Vaters sein Banner mit einer Löwin verzierte. Seine Nachkommen wiederum haben die wichtigste Stadt erblühen lassen, so wie sie noch heute zu sehen ist. Der starke Glaube an die Götter allerdings hat nachgelassen, aber Götterhaine findet man hier genügend.
Das war die Geschichte. Die Namen der Könige weiß keiner. Im gesamten Reich ist es verboten die Namen der verstorbenen auszusprechen.
Die Reisenden waren langsam alle von dannen gezogen um sich ihrer Arbeit zu tätigen. Ich stand gerade an der Burgmauer und blickte hinunter auf die Märkte vor den großen Gemäuern des Königssitzes. Ich liebte den Ausblick. Seit dem Tod meines Vaters verbrachte ich viel Zeit hier oben. Und jeden zweiten Tag besuchte ich den Götterhain um zu den Göttern zu beten. Mein Vater war der Bruder des Königs des Südens Eylimi Sagaar. Überall hörte man Geschichten wie edel doch die Leute aus dem Süden seien. Wie vornehm und dennoch unglaublich stark in der Schlacht. Das kein Feind sie besiegen könne. Aber wenn ich mir meinen Onkel so ansah, bezweiflete ich das unglaublich. Er war zwar erst 34, ein Durchschnittsalter für einen König, aber er war nicht gerade der schlankeste oder der netteste Mann, oder was auch immer man von einem König erwartete. Edel war er nur in der Hinsicht, das er jeden Tag Edelbordelle besuchte und sich lieber vergnügte als seinen Pflichten nach zu gehen. Er hatte kein bisschen Respekt vor seiner Frau und auch seine Kinder ließ er links liegen wenn sich sich nicht so benahmen wie er es sich vorstellte. Seine älteste Tochter, Kylfa Sagaar. Sie wurde mir versprochen. Sie war 15, in meinem Alter, hatte goldbraunes gelocktes Haar, grüne leuchtende Augen, und einen wahrhaftigen weiblichen Körper. Ein jeder Junge würde sich solch ein Mädchen wünschen. Ihre Persönlichkeit ließ allerdings zu wünschen übrig. Sie behauptete vor jedem sie wäre eine adelige Lady und müsse sich auch so benehmen, was auch die Entschuldigung für fast alles war das sie tat. Allerdings hatte sie an jedem was aus zusetzten. Alles musste immer nach ihren Vorstellungen aussehen und mit ihren jüngeren Geschwistern ging sie ohne Respekt um. Besonders der sechsjährige Myrkvi tat mir leid. Sie war mir versprochen, und dennoch hatte sie gar nichts für mich übrig. Wenn ich ihr über den Weg lief schaffte sie es noch nicht einmal mir zu grüßen oder mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Sie sprach nur mit mir in der Anwesenheit ihres Vaters. Sie mochte mich nicht heiraten das wusste ich. Das lagt aber daran, dass sie sich in einen Jungen aus dem Norden verliebt hat. Er hieß Kvasir Skal und war der einzige Sohn von Fylkir Skal dem König des Nordens. Es war 17 und besonders kräftig für sein Alter. Er hatte dunkles braunes Haar, und kastanienbraune Augen. Sein Gesicht war ein wenig breiter als das der meisten und dennoch anmutig und ein muskulöser Körper. Es gab viele Mädchen die ihn anhimmelten. Doch würde Kylfa ihn nie bekommen. Mein Onkel würde es nie erlauben das sie jemanden aus dem Norden ehelichte. „Das Blut der Familie Sagaar muss rein bleiben“, sagte er immer. Deswegen müsse ich sie auch heiraten. Ich war leider der einzige der dafür in frage kam. Und da ich älter war als Eylimis einziger Sohn Myrkvi würde ich der nächste König des Südens sein. Wenn auch nur für ein paar Jahre. Eine tolle Zukunft. Und es gibt tausende die sich so etwas wünschen würden, nur gehörte ich nicht zu diesen. Ich hatte kein Interesse daran. Weder an der Heirat mit Kylfa noch vom besteigen des Thrones.
Ich schüttelte den Kopf. „Ich muss diese Gedanken loswerden.“ Schon seit Tagen dachte ich daran einfach zu verschwinden. Fort zu reiten. Zu den Gebieten der Mittelerde, dem Norden, vielleicht sogar zur östlichen See. Gerne würde ich die Länder sehen anstatt den Rest meines Leben hier unten zu verbringen. Kein Wunder warum sich mein Onkel auch so benahm. Seit Jahren sitzt er schon da uns erfüllte seine Pflichten. Selten hörte er einen Dank dafür. Für ihn war es eine Qual und er wartete nur darauf mich so bald wie möglich mit seiner Tochter zu vermählen damit ich seine Aufgaben übernehmen konnte und er sich endlich nach so langer Zeit zu ruhe setzten konnte.
Du musst von hier fort.
Schon seit Tagen hörte ich immer wieder diese innerliche Stimme wie sich zu mir sprach.
„Ich kann nicht. Mein Platzt ist hier.“
Dein Platzt ist da wo du willst das er es ist.
„Ich kann nicht fort. Ich habe Verpflichtungen denen ich nachgehen muss, ob ich will oder nicht.“
Noch bist du an nichts gebunden. Du kannst tun was auch immer du für Richtig hältst.
„Lass mich in ruhe!“
Du wirst erst ruhe finden sobald du die Last losgeworden bist die auf dir lastet.
„Aber wie?“
Stille. Endlose Stille.
Meine Gedanken möchten mich noch eines Tages umbringen.
Ich schob mich an der Wache vorbei und ging langsam an der großen Stadtmauern entlang. 20 Fuß hoch, ebenfalls aus rotem Stein und am Fuße schon mit Moos bewachsen. Insgesamt 30 km lang. Von der großen Burg aus befand ich mich im westlichen Teil. Ich ging weiter, während ich mehrmals den Kopf wand um nach unten auf den Marktplatz zu sehen. Die Hauptstraße war zu beiden Seiten mit Händlern voll, die hinter ihren Ständen die verschiedensten Früchte und Zutaten verkauften. Weiter rechts verlief eine kleinere Straße in der sich Menschen an einander vorbei zwängten. Der ganze Hof war voll. Immer zu Wochentagen kamen die Händler und Bauern um ihre Waren zu verkaufen. Ich mochte diese Maßen nicht. Zu viele Leute, zu eng und zu voll.
Ich ging weiter, den Blick nach vorne gerichtet. Hinter der riesigen Stadt konnte man das wunderschöne, blaue Meer sehen. Ich sah den Hafen und die ganzen Schiffe. Die Märkte am Strand, die Waren aus anderen Ländern brachten. Nie war es Still. Immer gab es irgendwo Lärm. Sei es dort wo die Verkäufer nach ihren Waren ausriefen um mehr verkaufen zu können, oder sei es weil wieder jemand wütend geworden war und sich gerade beschwerte. Ich liebte die Ruhe. Das war der Grund weshalb ich normalerweise zu Markttagen schon früh aus der Stadt verschwand um in den Götterhain zu gehen. Dort konnte man am kleinen Teich sitzen. Vor der großen Esche die Augen schließen und beten. Man hörte das Wasser fließen und die Blätter im Winde rascheln sobald die Götter antworteten. Es war ein friedlicher und schöner Ort. Meistens war ich der einzige der ihn aufsuchte. Nicht viele hier glaubten noch an die alten Götter. Es wäre auch schrecklich sich diesen sonderbaren Ort mit einer ganzen Massen teilen zu müssen.
„Alvar Sagaar!“ Der Schrei riss mich aus meinen Gedanken und ließ mich zurückschrecken. Ein Gefolgsmann meines Onkels kam auf mich zu. „Dein Onkel möchte dich sofort sprechen“, er war ein klein wenig außer Atem, aber dennoch laut und streng. „Ich werde ihm bei Gelegenheit einen Besuch abstatten.“ Das schien ihm alles andere als zu gefallen. „Er möchte euch jetzt sehen. Er duldet keine Verzögerung!“ Seine Stimme war hart, wie ein Eisenhammer der auf deine Brust schlug. Für ein paar Momente wusste ich nicht was ich sagen sollte. „In Ordnung. Was auch immer mein Onkel befiehlt.“ Mit einem kurzen nicken drehte der Man sich um und ging in die Richtung aus der er gekommen war. Mir blieb nichts anderes als ihm zu folgen.
Er führte mich über die Burgmauer bis hin zum äußersten der vier großen Türme die um das Zentrum der Burg standen. Er öffnete eine schwere Holztür und wir betraten den großen Turm. Gegenüber befand sich noch eine Tür. Leider wusste ich nichts über den Raum dahinter. Ich kannte mich auf der Burg bestens aus. Auch in der Gruft tief in der Erde, aber die Türme haben mich nie interessiert. Ich betrat sie nur um auf die Mauer zu kommen. Soweit ich wusste wohnten die Gelehrten und älteren in den Türmen. Es sollen sich auch große Bibliotheken hier befinden. Und dennoch, ich mochte zwar viel wissen, dennoch wusste ich es nicht aus Büchern. Wir gingen die Treppe aus kaltem Stein nach unten. Gefühlte 50 Stufen. Ich fragte mich wie die älteren das öfters am Tag schafften so viele Stufen gehen zu können. Unten angekommen gingen wir noch einmal durch eine große Holztür in einen Gang. Diesmal mit rotem Marmor, an den Wänden verziert mit großen, goldenen Löwinnen. Einige 50 Meter weiter befanden sich zur rechten bogenartige Fenster durch die man in den Innenhof sehen konnte. Einige Ladys saßen dort und tranken und aßen. Unter ihnen auch Kylfa Sagaar. Ihr blick viel in meine Richtung, drehte aber sofort den Kopf vom mir als sie mich erkannte. Die Mädchen hinter ihr lachten ein wenig aber zeigten sonst keine großen Reaktionen. Was hatte ich den schon zu erwarten?
Der Rest des Weges kam mir wie ein Traum vor. Ich war da, aber irgendwie auch nicht. Oder vielleicht lag es ja auch daran, dass ich mich in letzter Zeit viel zu oft in Gedanken versinken ließ. Ich stand vor der großen, schweren Eisentür, auf der sich in der Mitte die edle Löwin befand. Groß und golden stach sie heraus, Krieger in glänzenden Rüstungen hinter ihr. Die alten Könige. Sobald ein König des Südens stirbt, wird er hier in den Eisen, nun ja...ich weiß leider selber nicht genau wie, hinein gebracht. Links hinter dem Tier stand der älteste König des Südens. Rechts daneben sein Sohn. Der erste richtige König des Südens. Auf der rechten Seite befanden sich noch weitere vier Könige. Geschichten über sie wusste ich allerdings nicht. Ganz links war noch genug Platzt für weitere Könige.
Der Platzt deines Onkels. Und schon bald wirst du ihn hier an der Tür sehen.
„Nein es hat noch Zeit bis dahin. Noch ist er der König. Unterkriegen lässt er sich nicht so leicht.“ Diese innere Stimme tauchte zu den verschiedensten Zeiten und manchmal an den unpassendsten Orten auf. Doch schwieg sie nicht ehe sie nicht sagte was sie sagen wollte.
Sieh nur. Wenn du dir deinen Onkel an der Tür vorstellst, kannst du sogar dich an seiner Seite sehen.
„Nicht ich werde es sein der an seiner Seite steht sondern sein Sohn Mykvi.“ Aber sobald ich dies meiner Stimmer höre ließe, zweifelte ich auch schon an diesen Worten. „Was ist wenn doch ich es bin der eines Tages an dieser Tür zu sehen ist?“
Endlich fängst du an der Wahrheit ins Auge zu blicken.
„Der Wahrheit ins Auge zu blicken“ Der Man neben mir musterte mich vom oben bis unten und legte dabei die Stirn in falten. „Es ist nichts. Keine Sorge“, ich hatte nicht bemerkt das ich die letzten Worte tatsächlich ausgesprochen hatte. Leider passierte es manchmal das ich Dinge, die eigentlich nur meine innere Stimme hätte hören sollen, laut ausspreche. „Sobald das Kylfa bemerkt hält sich mich endgültig für bescheuert“ , bei dem Gedanken musste ich lächeln, „vielleicht flüchtet sie ja gen Norden um zu ihrem Geliebten Kvasir zu gehen. Wenn er nicht schon eine andere hatte. Man konnte nicht schnell genug sein.“
Das Ohren betäubende Geräusch das diese Tür von sich gab sobald man sie öffnete riss mich aus meinen Gedanken. „Geh schon“ , waren die letzten Worte des Mannes bevor es sich entfernte. Langsam begab ich mich in den Thronsaal. Die Wände sowie die Böden als auch die drei Säulen an jeder Seite bestanden aus roten Marmor. An jeder Seite gab es zwei große Fenster und zwischen ihnen hingen riesige Banner der Sagaars. Am Boden lag ein großer, goldener Teppich der bis zum Thron führte. Links und rechts neben ihm befand sich eine Reihe kleiner Fackeln die den Raum noch wärmer erstrahlen ließen. Ich blickte Richtung Thron. Wenn man genauer hin sah konnte man einen einfachen Stuhl sehen. Er war golden und an beiden Armen mit einem vergoldeten Fell eines Bären geschmückt. Der Bär befand sich auf dem Banner der Valtyrs aus der Mittelerde. Eylimi war auf diese Leute nicht besonders gut zu sprechen. Deswegen dieses Fell, um deutlich zu zeigen wen er mehr als alles andere verachtete und hasste. Er wollte auch beweisen das er vor ihnen keine Angst hatte und sich über sie stellen wollte. Falls es zum Krieg kommen würde, würde er alles mögliche dafür tun um die Valtyrs zu töten.
An der Lehne hinter dem Stuhl befand sich ein Löwenfell. Der Kopf über die kleine Spitze des Stuhls gehängt und den Rest nach hinten fallen gelassen. Auch dieses Fell war vergoldet.
Ich ging weiter Richtung Thron. Schaute zu beiden Seiten konnte aber dennoch noch niemanden erkennen.
„Alvar. Schaffst du es den nie pünktlich zu kommen?“ Eine Stimme kam lautstark von hinten. Ich drehte mich um und sah meinen Onkel hinter der mittleren Säule vonder rechten Seite des Raumes auf mich zu kommen. „Wo ist Kylfa? Muss man den hier alles selber machen?!“ , brüllend drehte er sich, „Weib. Geh und hol sie.“
Erst jetzt bemerkte ich das sich seine Frau, meine Tante, die Königin Angeyja Sagaar ebenfalls im Raum befand. Sie kam auf mich zu. Sah mich mit ausdruckslosen Augen an. In ihrem Gesicht konnte ich Traurigkeit erkennen und noch etwas anderes, dass sich mir aber nicht so recht erschließen mochte. Sie trug ein golden schimmerndes, langes Kleid mit kleinen roten Rosen verziert. Um den Hals trug sie eine große, goldene Kette und einen roten Rubin darin. Ihre langen roten Haare fielen ihr zu beiden Seiten über die Schultern. Leichte, kleine Locken konnte man darin erkennen.
Trotz der schlechten Verfassung, in der sie zu sein schien, lächelte sich mich an und ging an mir vorbei Richtung Tür. Als sie geradewegs dabei war nach rechts in den Gang zu biegen schrie ihr Eylimi plötzlich noch etwas nach, „Beeil dich gefälligst. Ich kann nicht ewig warten“, seine Stimme senkte sich, „es ist anstrengend immer auf alles und jeden warten zu müssen.“
Und du warst derjenige der sich irgendwann einmal im laufe des Tages bei ihm Blicken lassen wollte. Er hätte dich wohl möglich umgebracht.
„Da muss ich dir recht geben“ , meine Einstellung zum König wechselte in letzter Zeit ungewöhnlich oft. Mal fürchtete ich ihn wenn er mal gerade wieder einen Wutausbruch hatte und seine Kinder, aber auch besonders seine Frau leiden mussten. Mal hatte ich Mitleid mit ihm.
„Ach, das kann noch dauern“, ein wenig teilnahmslos drehte er sich um und ging Richtung Thron. Sein dicker Brustpanzer den er trug erschwerte ihm den Gang ungemein. Dazu noch die Fell besetzten, warmen Stiefel und dem blutroten Umhang aus Satin. Am Kopf trug er seine Krone im schwarzen, kurzen Haar.
Schwer und ein wenig erschöpft ließ er sich auf den Thron niederfallen. „Auf was wartet du, Junge?“ , rief er mir zu, mit ein bisschen Verachtung in der Stimme, „komm endlich zu mir wir müssen reden.“ Eylimi war nie der Mann der großen Worte gewesen. Wenn es einmal hieße man müsse reden, dann konnte es sich entweder um eine wichtige Aufgabe handeln, mit der er einem vertraut machen wollte, was aber selten vorkam, oder aber er bräuchte mal wieder jemanden den er nach Herzenslust anschreien konnte.
Mit langsamen Schritten und einem miesen Gefühl im Bauch ging ich auf ihn zu. Die paar Stufen vor den Thron hinauf und vor ihm blieb ich stehen. „Mein König“ , ich stellte mich zu seiner rechten. „Hör auf mit dem Gerede“ , er sah mich finster an, „ich weiß das du es nicht ernst meinst.“
Wenn er weiterhin so mit den Leuten umgeht wird ihn das ein noch viel früheres Grab bescheren.
Ich ignorierte die Stimme. „Du wolltest mich sprechen, Onkel.“ Ich musste mir mühe geben möglichst ruhig und achtungsvoll zu klingen. „Ich halte diesen Thron nicht mehr aus. Wie du weiß sollte eigentlich mein Sohn Myrkvi der nächste König des Südens werden nach mir. Solange kann ich nicht warten“ , seine Stimme senkte sich und klang dabei schon fast traurig, „Ich will das du bereits morgen meine Tochter zu Frau nimmst.“
Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Es hieße wir hätten noch ein paar Jahre Zeit. Ich war ein wenig überwältigt, sodass ich zuerst keine vernünftigen Worte heraus brachte.
Und, willst du immer noch bleiben?
„A-aber ist das nicht....“ , ich wusste nicht so recht was ich hervorbringen wollte. „ ...ein wenig plötzlich, ich weiß“ , beendete der König meinen Satz.
„Muss es den ausgerechnet ich sein?“ Die Worte kamen einfach aus meinem Mund.
Idiot
Ich sah den König schon Luft holen, nur ein paar Augenblicken und dann würde er mal wieder los brüllen. Sein Gesicht lief schon rot an.
„Vater!“ Es war Kylfas Stimme die so plötzlich vom Eingang des Thronsaals rief. Sie und ihre Mutter kamen gerade auf uns zu. „Ihr wolltet etwas mit mir besprechen, Vater?“ Ihre Stimme klang heiter und fröhlich. Ihre grünen Augen strahlten und ihr langes, goldbraunes Haar hing sanft über beide Schultern. Ihm Haar trug sie eine silberne Tiara . Sie trug ein langes grünes Kleid mit weitem Kragen und einer roten Kette um die Taille. Sie sah richtig anmutig aus. Fast schon wie eine richtige Königin des Südens.
Ihre gute Laune verflog allerdings sofort als sie mich erblickte. Sie wendete sich von mir ab und gesellte sich zu ihrem Vater. Ihre Mutter neben ihr.
„Meine Tochter“ , der König wirkte ein wenig gereizt, „ich möchte das du bereits morgen mit Alvar getraut wirst.“
„Was?!“ sie musterte mich mit ernstem Blick, „ich werde ihn nicht heiraten!“
Sie wird dich niemals akzeptieren.
„Da hast du mal wieder recht.“ Nur zu gerne würde ich mich gerade zu meiner Stimme flüchten. Nur leider konnte ich nicht riskieren etwas zu verpassen, geschweige denn sie mit bekommen zu lassen wie ich mit mir selber spreche.
„So ist es und so wird es sein. Ein 'nein' dulde ich nicht. Weib, bring sie weg. Das war alles was ich zu sagen hatte“ , gereizt schaute er Richtung Tür. „Ich will ihn nicht heiraten! Ich hasse ihn!“ schreiend rannte sie aus dem Saal. Angeyja Sagaar folgte ihr sofort.
„Jedes mal das selbe“ , er drehte sich wieder zu mir, „auch wenn es nicht so aussieht, habe ich Mitleid mit dir, Junge.“
Diese Worte hört man äußerst selten von ihm. Schätze dich glücklich.
„Es tut mir leid das ich dich mit meiner Tochter verheiraten muss. Du hättest was viel besseres verdient. Aber was soll man machen?“ Langsam erhob sich der König und schritt Richtung Tür hinaus. „Und vergiss nicht“, rief er mir noch hinterher bevor er verschwand, „wenn sie erst mal dein Weib ist, kannst du sie jederzeit schlagen wenn sie nicht das tut was von ihr verlangt wird.“