Humor & Satire
Der Dicke kleine Mann - Satire

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"Der Dicke kleine Mann - Satire"
Veröffentlicht am 25. August 2013, 6 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Der Dicke kleine Mann - Satire

Der Dicke kleine Mann - Satire

Der dicke kleine Mann

 

Als ich ihn zum ersten Mal traf, da war er schon „der dicke kleine Mann“. So kannte man ihn und so nannte ihn jeder wenn er von ihm sprach.

Wir begegneten uns das erste Mal in einem Kaffee bei einer Dichterlesung. Der dicke kleine Mann saß in der ersten Reihe und war auch der erste, der begeistert klatschte, als der Autor das letzte seiner Gedichte für den Abend zitiert hatte.

Ich selber tat mich etwas schwer mit dem Klatschen. Die Gedichte waren zwar von ausgewählter Sprache. Man merkte wie sich der Autor bemüht hatte, jeden Anflug von Alltagssprache zu vermeiden, um dem Zuhörer und Leser seiner Gedichte seine große Belesenheit und Gelehrsamkeit vor zu führen. Meine Gefühle angesichts dieser hoch geistigen Kost waren etwas zwiespältig. Und so klang das leichte aneinander Schlagen meiner beiden Handinnenflächen etwas verhalten.

Der dicke kleine Mann war im Gegensatz zu mir aber offensichtlich so beeindruckt von dem hoch geistigen Vortrag, dass er sich nicht zurück halten konnte, begeistert Beifall zu klatschen am Ende der Veranstaltung.

In den folgenden Jahren ergab es sich, dass ich den dicken kleinen Mann noch des öfteren traf auf allen möglichen Veranstaltungen.

Und immer wieder beobachtete ich bei ihm am Ende jeder Veranstaltungen die gleiche Begeisterung wie an jenem Abend unserer ersten Begegnung, als der Dichter XYZ seine Gedichte vortrug.

Überhaupt schien der kleine dicke kleine Mann ein sehr lebensbejahender, liebenswerter Typ zu sein. Denn, immer wenn ich ihm begegnete, schien er Beifall zu klatschen. Ganz egal, um welch eine Situation es sich handelte. Ob er sich im Kreis von Schülern befand, die eine Pop-Group begründet hatten, oder ob er in einem Konzert der Philharmonie unserer Nachbarstadt lauschte, die in unserer kleinen Stadt regelmäßig Konzerte der Klassik darbot.

Irgend wie drängte sich mir der Eindruck auf, dass der dicke kleine Mann sich überall auskannte, und in allen Sätteln gerecht war.

Dazu trug er ein ständig freundliches Gesicht zur Schau. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, dass dieser Mann irgend wann mal mit der Faust auf einen Tisch hauen konnte, oder von irgend einer emotionalen Explosion heim gesucht wurde.

Alles an ihm war anpassungsfähig, jovial und bejahend.

Und genau das war sein Problem. Eines Tages lernte ich den kleinen dicken keinen Mann nämlich etwas näher kennen. Es stellte sich heraus, dass der dicke kleine Mann und ich beide mit der gleichen Familie befreundet waren. Er war in jungen Jahren mit dem Hausherrn in die gleiche Schule gegangen und mich verband eine lange Mädchen Freundschaft mit der Hausherrin, wir waren Nachbarkinder gewesen und hatten uns nie so ganz aus den Augen verloren.

Und so erfuhr ich dann in einem vertraulichen Gespräch mit meiner alten Freundin, dass der dicke kleine Mann einen schlimmen Geburtsfehler hatte: Er konnte nicht NEIN sagen. Es war ihm einfach nicht möglich. Was immer man ihm auch anbot, antrug oder vortrug, er sagte JA zu allem und jedem.

Vor allem die vielen Angebote, die ihm bei Einladungen zum Essen gemacht wurden, „Bitte, nehmen sie doch noch ein Stück von dem köstlichen Kuchen“, oder ähnliche Aufforderungen sich doch ein weiteres Mal der auserlesenen Speisen zu bedienen, lehnte er nie ab. Selbst wenn er eigentlich satt war fiel es ihm im Traum nicht ein, NEIN zu sagen und der Aufforderung nicht nach zu kommen.

Und so konnte es eben nicht ausbleiben, dass der Gute, der in jungen Jahren nach Aussage seines Schulfreundes ein durchaus gut gewachsener schlanker Junger Mann gewesen war, mit den Jahren beträchtlich an Gewicht zu legte und sich den Namen erwarb „der dicke kleine Mann.“

Außerdem galt er als ein außerordentlich kluger und intelligenter Zeitgenosse, weil er jedem bestätigte, Recht zu haben. Durch nichts kann man nämlich einen Gesprächspartner besser von der eigenen Intelligenz überzeugen, als wenn man dessen Meinung in allen Punkten bestätigt und mit ihm teilt! Weil man einfach nicht NEIN sagen kann!

 

 

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Paeivae

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Enya2853 Das ist schon so eine Sache mit dem "Neinsagen". Manch Querulant benutzt dieses wort ständig, er wirkt meist unsympathisch, ganz anders dieser kleine dicke Mann. Ob er sich selber so wohl fühlt mit seinem "Geburtsfehler"? Ich bezweifle es. Wenn man ihn näher kennt, mag er zwar immer noch so sympathisch sein, wie er hier dargestellt ist, aber letztlich kann er auch langweilig wirken, ein permanenter Ja-Sager, der nicht Stellung beziehen kann.
Ich glaube, es gibt sie recht oft, diese kleinen, dicken...nicht immer sieht man es ihnen sofort an. Sie sind auch weiblich, jung, alt...aber alle fühlen sich bestimmt so, wie dein kleiner dicker Mann.

Vermutlich wäre er zufriedener, wenn er mal NEIN sagen könnte.

Ein ganz feiner Text mit Tiefgang.

Lieben Gruß
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
Paeivae Danke für`s Lesen, liebe Enya. Nun, jede einseitige Übertreibung ist von Übel! Denn die Dinge sind nun mal nicht so einfach gestrickt. Mir tut der kleine Dicke Mann ja auch leid. Deswegen habe ich ihm diese kleine Betrachtung gewidmet. ;0)
Vor langer Zeit - Antworten
Paeivae Re: -
Zitat: (Original von Brigitte am 03.09.2013 - 16:32 Uhr) Die Geschichte ist sehr schön und ich kann mich nicht entschließen, ob ich sie auch traurig nennen möchte. Aber der kleine dicke Mann ist ja nicht unglücklich dabei, also bleibt es bei nur schöne Geschichte. Sehr gut geschrieben. Bist Du eigentlich neu hier? Ich habe dich erst heut entdeckt. Lieben Gruß von Brigitte

Danke, für´Lesen und Kommentar. Ja, ich bin erst seit einigen Wochen hier. Ich bin auch ein BX Flüchtlichtling. Und muss mich nun neu orientieren. Erst wollte ich das Schreiben ja ganz aufgeben. Aber.... habe es mir dann doch anders überlegt.
LG päivä
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Die Geschichte ist sehr schön und ich kann mich nicht entschließen, ob ich sie auch traurig nennen möchte. Aber der kleine dicke Mann ist ja nicht unglücklich dabei, also bleibt es bei nur schöne Geschichte. Sehr gut geschrieben. Bist Du eigentlich neu hier? Ich habe dich erst heut entdeckt. Lieben Gruß von Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
Paeivae Re: -
Zitat: (Original von mukk am 27.08.2013 - 18:49 Uhr) Ich bin zwar nicht so klein und auch nicht so dick, bin kein Mann, sondern eine Oma und scheine denselben Geburtsfehler zu haben. Alerdings arbeite ich daran, ihn doch noch korrigieren zu können..
dein kleiner dicker Mann ist mir sehr sympathisch...die kurze Satire hat mir ausnehmend gut gefallen.
Mit liebem Gruß
Ingrid

Danke für Deinen Kommentar. Mir gefällt der kleine Dicke Mann, der nie nein sagen kann auch besser als ein großer Dürrer mit herunter gezogenen Mundwinkeln! Aber für den kleinen Dicken Mann wäre es besser, wenn er manchmal auch nein sagen könnten. Selbstschutz wäre das.
Vor langer Zeit - Antworten
Paeivae Kommentar vom Buch-Autor gelöscht.
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Ich bin zwar nicht so klein und auch nicht so dick, bin kein Mann, sondern eine Oma und scheine denselben Geburtsfehler zu haben. Alerdings arbeite ich daran, ihn doch noch korrigieren zu können..
dein kleiner dicker Mann ist mir sehr sympathisch...die kurze Satire hat mir ausnehmend gut gefallen.
Mit liebem Gruß
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
Paeivae Re: -
Zitat: (Original von Rehkitz am 26.08.2013 - 16:33 Uhr) Wunderbar, ja, es ist oft unbequem nicht alles zu bejahen.
Ich habe auch einen Bekannten, der wird hier der Lächler genannt. Sehr nett ist er schon doch.....

Mit lieben Grüßen
Theresia

Ich weiß, was Du meinst, immer nur freundlich kann auch langweilig werden!
Danke für´s Lesen und Deinen Kommentar!
Vor langer Zeit - Antworten
Rehkitz Wunderbar, ja, es ist oft unbequem nicht alles zu bejahen.
Ich habe auch einen Bekannten, der wird hier der Lächler genannt. Sehr nett ist er schon doch.....

Mit lieben Grüßen
Theresia
Vor langer Zeit - Antworten
Paeivae Re: Mit Witz und doch ... -
Zitat: (Original von ORDEP01 am 25.08.2013 - 21:20 Uhr) ... zum nach Denken. Danke.
L.G. ORD EP

Dann habe ich ja mit meiner Satire den richtigen Punkt getroffen. So soll eine Satire sein, Humor mit Hintersinn. Danke für´s Lesen und den Kommentar.
Vor langer Zeit - Antworten
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