Wugi sticht in See
Hallo. Ich bin Wugi, eine kleine Waldfee. Heute möchte ich euch von einem Abenteuer auf hoher See erzählen.
Ihr fragt euch sicher, was eine Waldfee auf einem See zu suchen hat. Nun. Es ist sicher wichtig und gut, dass wir Kräuter sammeln und Tieren helfen und all die Sachen, die Waldfeen halt so machen. Aber ich bin nun mal eine neugierige kleine Waldfee und möchte so viel wie möglich erleben.
Eines Tages bekamen meine Mutti und ich
eine Einladung von der Mühlennixe vom Brombachsee.
Ich glaub das muss ich euch etwas näher erklären. Der Brombachsee war nicht immer ein See. In ferner Vergangenheit war er ein grünes Tal, durch das sich der Brombach schlängelte. Im Laufe des Baches standen einige Mühlen. Und an seinem Ufer wuchsen die herrlichsten Brombeersträucher. Daher auch der Name.
Eines Tages beschlossen die Menschen, dass sie einen Stausee wollten. Und so fluteten sie das Brombachtal. Die Mühlen wurden abgerissen, bis auf eine. Der Müller weigerte sich standhaft, seine Mühle zu verlassen, bis ihm das Wasser
buchstäblich bis zum Hals stand.
Jetzt war es zu spät, auch diese Mühle ab zu reißen und so steht sie heute noch am Grund des Brombachsees und ist die Heimat der Nixe vom Brombachsee. Eine entfernte Verwandte von uns.
Als wir dort angekommen waren, wollten Elli und ich natürlich sofort an den Strand und Piraten spielen. „Piraten brauchen aber ein Schiff“, meinte Elli, als wir so am Strand entlang spazierten. „Stimmt“, stimmte ich ihr zu. „Wir haben aber keins.“
„Wir könne uns doch eins bauen“, schlug sie vor. „Ein Schiff? Wir?“, rief ich ungläubig. „Wie sollen wir denn ein Schiff bauen?“ „Wir könne ja auch ein Floss
bauen und dann so tun, als ob es ein Schiff wäre“, war ihre Antwort. „und wie baut man ein Floss?“, wollte ich wissen.
Elli erklärte mir, dass man zuerst ein paar gerade Zweige sammeln muss und die dann mit einer Schnur zusammenbindet. Da hinter dem Strand gleich der Wald begann, war das Zweige sammeln nicht all zu schwierig, Doch wo sollten wir eine Schnur her bekommen?
„Da ist eine Schnur“, rief ich begeistert und zeigt Richtung Strand. „Und da ist sogar ein richtiges Schiff dran.“ Es war natürlich nicht eines dieser großen Schiffe, die draußen auf dem See mit ihren weißen Segeln stolz das Wasser durchpflügten. Es war eher eine
Miniaturausgabe eines dieser Schiffe. Ich warf meine gesammelten Zweige zur Seite, das olle Floss brauchten wir ja jetzt nicht mehr und flatterte auf das Schiffchen am Strand zu. Elli rief mir hinterher. „Nein, Wugi. Bleib hier. Das gehört uns doch nicht. Das dürfen wir nicht nehmen. Das ist ein Spielzeug eines Menschenkindes.“
„Wir nehmen es ja nicht“, versuchte ich sie zu beruhigen. „wir leihen es uns ja nur aus. Und jetzt hilf mir es ins Wasser zu schieben.“ Elli hatte schon wieder etwas ein zu wenden. „Aber dann treibt es doch ab“, sagte sie. Ich sah, dass sie noch einen Zweig für das Floss in der Hand hatte. „Gib mir mal den Zweig“, forderte
ich sie auf. Ich rammte den Zweig in den Sand und band das andere Ende der Schnur daran fest. Jetzt konnten wir das Schiff ins Wasser schieben. „Ein Schiff muss auf den Wellen tanzen und nicht am Strand liegen“, sagte ich.
Endlich konnten wir uns an Bord begeben.
Wir waren gerade dabei zu bestimmen, wer Kapitän sein soll, als wir eine aufgeregte Kinder stimme hörten. „Mami, mein Schiffchen treibt ab.“ Eine Frau und ein Kind kamen auf uns zu gerannt. „Unter Deck“, befahl ich. Doch unser unter Deck gehen hatte das Schiffchen so sehr in Bewegung gesetzt, dass sich der Zweig aus dem Sand löste und unser Schiffchen tatsächlich auf den See hinaus
trieb.
„Oje, oje“, jammerte Elli. „Jetzt geht das wieder los“ Erstaunt sah ich sie an und fragte, was sie damit meinte. Dann erzählte sie, dass sie schon mal auf diesem See auf einem Schiff gefahren war. Es war eines dieser großen Segelschiffe. Es fuhr ganz nah am Ufer vorbei und Elli flatterte einfach drauf, weil sie mal erleben wollte wie es ist, auf einem Schiff zu fahren. Doch dann machte das Schiff eine Wende und segelte auf den offenen See hinaus. Zu weit, als dass Elli einfach wieder zurück fliegen konnte. Der Wind auf dem See war unberechenbar. Und so kleine Waldfeenflügel sind nun mal keine
Seeadlerschwingen. Also musste sie ausharren, bis das Schiff spät abends endlich am Hafen anlegte.
„Deswegen wolltest du nicht, dass wir das Schiffchen ins Wasser schieben“, sagte ich. Elli nickte nur. „Tut mir Leid“, entschuldigte ich mich. „Aber das konnte ich ja nicht wissen.“
Dann kam mir eine Idee. „Du hast doch sicher gesehen, wie der Segler das Schiff steuert.“ Elli nickte. „und wie hat er es gemacht?“, wollte ich wissen. „Ich bin mir nicht sicher“, antwortete sie zögerlich. „Er hat dieses große Tuch immer von der einen auf die andere Seite getan. Immer so, dass der Wind es aifblähen konnte.“
„Worauf warten wir dann noch?“, sagte ich. „Gehen wir an Deck und versuchen es.“
Elli saß immer noch ziemlich ängstlich in ihrer Ecke.
„Steuermann, bringen sie dieses Schiff in den sichern Hafen. Das ist ein Befehl!“, befahl ich. Elli stand auf und lächelte. „Ei ei,Captain“, antwortete sie.
„Und nun?“, fragte ich, als wir an Deck standen. „Wir müssen das große Tuch da nach Rechts oder Links ziehen“, antwortete sie. Wir zogen es zuerst nach Rechts. Nichts passierte. Dann zogen wir es nach Links. Das Tuch blähte sich auf, weil sich der Wind darin verfing und das Schiffchen nahm Fahrt auf. Leider in die
falsche Richtung. Hinaus auf den offenen See. „Kann man das Schiff auch lenken?“, wollte ich wissen. „Hm...“, machte Elli und sah sich um. „Vielleicht mit der Stange da hinten“, schlug sie vor. Wir bewegten die Stange von Links nach Rechts und das Schiffchen machte tatsächlich eine Kurve. Jetzt war aber der Wind wieder aus dem Tuch.
Eine musste also Lenken und die andere das Tuch so ziehen, dass sich der Wind darin fangen konnte. Fast hätten wir das große Segelschiff übersehen, das auf uns zu steuerte. „Nach rechts!“, rief ich Elli zu. „wir müssen ausweichen!“ „Ich mach ja schon“, rief sie zurück. Wir fuhren ganz knapp an dem großen Schiff vorbei.
Doch die Wellen, die es verursachte, ließen unser Schiffchen ganz schön schaukeln. Allerdings drehten sie es auch so, dass es jetzt aufs Land zu steuerte.
„Land in Sicht!“, rief ich erfreut. Wir steuerten aber ziemlich schnell auf den Strand zu. „Bremsen!“, befahl ich. „Wie bremst man denn ein Segelschiff ?“, rief Elli zurück. „Das weiß ich doch nicht. Du bist doch der Steuermann“, antwortete ich.
Zum Glück haben wir ja Flügel und so flatterten wir kurz bevor das Schiffchen auf dem Starnd auf lief in die Höhe und flogen das kurze Stück zurück auf den festen Boden.
„Oh,oh, schau mal wer da kommt!!“, sagte Elli. Ich sah in die Richtung in die
sie deutete. Da kamen unsere Mütter und die Wassernixe angelaufen. „Wugi, was machst du denn immer für Sachen“, schimpfte meine Mutter. „Du kannst doch nicht einfach auf den See fahren. Das ist doch viel zu gefährlich.“
„Aber es ist erstaunlich“, meinte die Wassernixe. „Wieso könnt ihr kleinen Waldfeen ein Segelboot fahren?
„Naja“, antwortete ich. „Wenn man nur will, kann man alles.“
So, Kinder. Das war mein Abenteuer auf hoher See. Aber bitte nicht nachmachen. Es ist wirklich viel zu gefährlich. Wenn ihr segeln wollt, dann nur mit einem erfahrenen Segler, der es euch beibringen
kann.
Bis bald, servus, eure Wugi.