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Nova 4 - Lost World - Komplettfassung

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"Nova 4 - Lost World - Komplettfassung "
Veröffentlicht am 18. August 2013, 308 Seiten
Kategorie Science Fiction
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Über den Autor:

...Was gibts über mich zu wissen ? Ich schreibe gerne, deshalb bin ich auf der Seite angemeldet. Muss man mehr wissen ?Ich freu mich natürlich immer über konstruktive Kritik und Kommentare zu meinen Texten.Sonst noch was über mich.. Malt und Metalhead und Laborheini mit einem Faible für Philosophie, Pfeifen und Fantasyliteratur. Erwarte also bitte niemand zu viel von mir :-) Oh und mich gibts auch bei ...
Nova 4 - Lost World - Komplettfassung

Nova 4 - Lost World - Komplettfassung

Einleitung

Während immer größere Teile der Galaxie im Chaos versinken und die alten Ordnungen zerfallen scheint es, als gäbe es keine Hoffnung mehr einen Krieg zu verhindern. Die Via können die Kontrolle über die Erde an sich reißen, während die menschliche Flotte den Kampf längst an einer anderen Front führt. Rafail Coel versucht weiterhin die Artheraner von einem sinnlosen Angriff auf die abtrünnige Kolonie Artherium

abzuhalten Und dann sieht es so aus als liegt ein letzter Funken Hoffnung vielleicht in der Vergangenheit Bildquelle : exploding star fotolia.com

Prolog

Eos war eine blau-grüne Welt in einem Meer von Sternen.

Einzelne Wolkenfetzen trieben durch die ansonsten klare Atmosphäre unter der sich Kontinente und Meere abzeichnen, die aus der Höhe fast konturlos erscheinen.

Ein einzelnes dunkelgraues Schiff schwebt im Orbit des Planeten. Die schlanke Form fiel vor dem Hintergrund der Sterne kaum auf. Nur bei näherem Hinsehen, konnte  man die Konturen ausmachen.

 

Unter dem Schiff auf der

Planetenoberfläche stieg Rauch hinter einer silbrigen Ansammlung von Punkten auf. Eine Stadt.

Beim Näherkommen  hätte man sich jedoch schnell gewundert, wem sie gehörte. Viele Gebäude wirkten wie aus wahllosen Zeitrumen zusammengewürfelt.

Den Rand der Siedlung bildeten Häuser, die man direkt in die Kronen der verzweigten Bäume gebaut hatte.  Stromleitungen verliefen vom Herz der Stadt zu diesen einfach aber elegant wirkenden Bauten. Dahinter begann ein Gewirr aus Baustilen. Häuser aus gebrannten Ziegeln, stählerne Fertigbauten…

Und ganz im Zentrum der Siedlung ragte ein gut hundert Meter hoher Glasturm vor einem kleinen Park auf. Die Außenseite war verspiegelt und glänzte in der Sonne und das Untergeschoss wurde lediglich von mehreren breiten Säulen getragen. Keine Wände.

Eine Freitreppe führte weiter nach oben.

In dem kleinen ummauerten Park vor dem Bau wucherten Pflanzen wild vor sich hin. Kleinere Sträucher und Blumen, um die sich scheinbar niemand direkt kümmerte.

Als hätte man inmitten des modern wirkenden Stadtzentrums ein Stück Natur einfach sich selbst überlassen.

 

Vier Personen standen in einem unschlüssigen Halbkreis um die Ansammlung von Pflanzen herum.

,, .   ,, Wir gehen also und treffen uns mit diesem Elth?“ , fragte Adams. Der grauhaarige Mann trug eine Brille, deren eines Glas bereits seit mehreren Tagen beschädigt war.

Es war sicher nicht einfach für etwas, das praktisch nicht mehr hergestellt wurde, Ersatz zu finden.

Er sah sich kurz unter den übrigen drei um.

Martin sah nur zu  Rafail Coel. Auch wenn Adams mittlerweile wusste, dass der Deutsche einen beißenden Sarkasmus an den Tag legen konnte, schien dieser

sich ausnahmsweise zurückzuhalten. Er grinste lediglich kurz spöttisch beim Anblick von Coels völlig durchnässter Kleidung.

,, Nun, reden Schadet nichts.“ , meinte dieser , während er sich eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht strich. Statt Fingern blitze dunkles Metall in der Sonne.  Die Farbe seiner Augen passte nichts ganz zueinander. ,, Wir können  ihm hoffentlich trauen ?“

,, Das fragst du dich jetzt ?“, wollte Aine wissen.

Die schlanke . katzenhafte  Gestalt  musterte den Menschen aus bernsteinfarbenen Augen.

,, Ich verschiebe Bedenken meist nach

hinten.“ , erklärte Coel der Artheranerin. ,, Das heißt wenn die dumme Idee von mir stammt.“

Trotzdem, nun scheine s als hinge einiges davon ab. Elth wollte sich mit ihnen treffen und wenn er wirklich auf ihrer Seite war, war das vielleicht die Chance, einen weiteren Krieg um Artherium zu verhindern.

,, Ich denke schon. Wie gesagt, er ist eine der liberaleren Linja. Nicht so wie  Darween.“

Der Gedanke an den vernarbten Artheraner machte Aine kurz unruhig. So viel sich auch verändert zu haben schien… manche würden wohl weiterhin an ihrem alten Hass festhaltend egal was

geschah.

So wie Skelaw…

Insgesamt bestand der artheranische Regierungsrat aus vier Personen, jeweils eine für jedes Haus, das die Auslöschung von Artherium überlebt hatte.

 Vaas Katlaron , Darween  Kaladar , Elth Krodis und Istarie Khyron.

Kapitel 1 Elth

,, Sie haben schon wieder verloren.“ , bemerkte Hal.

Seyonn sah Gedankenverloren auf das Spielbrett vor ihm. Die KI hatte Recht. Natürlich.

Der Computer irrte sich nicht. So  wenig wie er.

,, Ich denke.. ich werde einfach alt.“ , erklärte der Unity-Abgesandte.

Der grauhaarige Mann, der scheinbar alleine vor einem Schachbrett saß, sah fast aus wie eine normale Person. Lediglich ein metallisches Schimmern unter der Haut und irisierende, schillernde Augen verreiten, dass man es

nicht mit einem Menschen zu tun hatte.

Die Unity waren ein seltsames Volk, dessen erster Kontakt mit der Menschheit nun gut 50 Jahre her war.

Als Lebewesen besaßen sie keine wirklichen Körper mehr, sondern hatten ihren Verstand auf tausende von Mikrospeichern übertragen, die nun ihre physische Form ausmachten.

So gut wie unsterblich und Technisch überlegen hatten sie sich immer wieder in die aggressive terranische Expansionspolitik eingemischt und diese scharf kritisiert. Nur den Grund dafür hatten sie alle zu spät erfahren…

,, Ich  habe das Gerät fast fertig“ , erwähnte Seyonn.

,, Hatten sie wirklich mit Schwierigkeiten gerechnet ?“

,, Nein, ich weiß nur wieder nicht was Coel vorhat. Auch wenn ich es mir denken kann.“ , erklärte er und stand auf. ,, Ich sehe einmal nach dem Kommandodeck.“
Die Kronos schwebte  bewegungslos im Orbit über Eos.

Das Schiff, ursprünglich als neues Vorzeigeobjekt der Erdparlamentsflotte konstruiert verfügte insgesamt über  Acht Decks.  Auf dem ersten lag die Brücke, das zweite stellte Raum für einen taktischen Besprechungsraum und die Offiziersquartiere.

Auf den nächsten zwei Decks waren

Quartiere und Kantinen  für die, ursprünglich  fünfzig, mittlerweile auf weniger als die Hälfte reduzierten,  Mann Besatzung und ein einfaches Medizindeck eingerichtet.

Und auf dem fünften schließlich befanden sich die Serverstationen für HAL und eine Waffenkammer.

Darunter lag wiederum der Hangar und einige leere Zellen.

Die restlichen Decks waren Maschinensteuerung, dem Nova-Generator  und den Railgunstationen vorbehalten.

Auch wenn das Schiff in den letzten Schlachten ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden war, war es mittlerweile

wieder voll einsatzfähig, wenn man den Mangel an Personal ignorierte.

Es war gespenstisch ruhig, als Seyonn sich auf dem Weg durch die leeren Gänge des Schiffs suchte. Neben einem Fahrstuhl, der die verschiedenen Schiffsdecks Verband gab es auch noch ein einfaches Treppenhaus, das der Unity-Botschafter nun betrat und sich auf dem Weg nach oben machte.

Seine Schritte klirrten auf den Stahlgitter-Stufen, die sich in einer spirale Aufwärts zogen.

Es würde eine Weile dauern, bis er das oberste Deck erreichte, immerhin betrug der Abstand zwischen jeder Schiffsebene locker die Höhe eines durchschnittlichen

Hauses.

 

Das Wohnhaus des artheranischen Hausherrn erinnerte von außen wie auch die übrigen Gebäude an eine verwirrende Mischung aus Baustilen.

Vielleicht war das eine Folge der Flucht von Artherium. Die verschiedenen artheranischen Häuser und Kulturen waren gezwungen gewesen zusammenzuarbeiten um zu überleben. Das Ergebnis war vielleicht diese seltsame Mischung aus Traditionen und Fortschritt, primitivem und hochtechnisiertem, die man auf Eos fand.

Der erste Stock bestand offenbar aus

gebrannten Ziegeln mit großen Rundbogenfenstern, die auf die Straße hinausgingen, während das Obergeschoss fast unter mehreren Solarpanelen verschwand-

Zwischen Straße und Haus zog sich ein ummauerter Garten, den Coel anfangs zögernd betrat.

Ein einfacher Sandweg zog sich durch die verwilderten Grünflächen. Die Pflanzen auf Eos wuchsen mit geradezu atemberaubender Geschwindigkeit und machten so jede Pflege oder Zerschneidung zu einem Ding der Unmöglichkeit.

 Selbst das Gebiet der Siedlung und der umliegenden Grasebenen  wurde nur

freigehalten, in dem regelmäßig den kompletten Bewuchs abbrannte.

Etwas, das die Pflanzen allerdings nicht daran hinderte immer wieder nachzuwachsen. Vermutlich, überlegte Adams, als er Coel folgte, sorgte die erhöhte Sauerstoffkonzentration der Atmosphäre automatisch für mehr Brände.

Die Pflanzen hatten sich einfach längst daran angepasst.

Die Sonne des Planeten war mittlerweile gut zu einem Drittel hinter dem Horizont verschwunden und einer der Monde des Planeten zeigte sich bereits als Schemen am Himmel.

Trotzdem würde es wohl noch einige

Stunden hell bleiben. Die Tage auf Eos waren gut doppelt so lang wie auf der Erde.

Eine Gestalt trat aus der, nur mit einem Vorhang verhängten, Türen des Hauses.

Elth Krodis war jung für das Amt eines Hausherrn, des Vorstands seines gesamten Clans.   Coel schätzte ihn maximal auf Mitte zwanzig, auch wenn er nicht wirklich wusste, wie alt genau Artheraner wurden.

,, Schön zu sehen, das sie sich entschieden haben herzukommen.“

,, Es ist nicht so, dass ich viele Optionen hätte.“

,, Außer der einfach zu gehen.“ , antwortete der Artheraner. Coel wusste

noch immer nicht wirklich, was er von dem Mann halten sollte.  Aber er schien zumindest auf ihrer Seite zu sein. Irgendwo musste vertrauen anfangen. Und es war ihre einzige Chance.

,, Ich wäre nicht hier wen dem so wäre.“ , erklärte er.

,, Nichts anderes habe ich erwartet.“ ,

,, Warum genau wollen sie uns helfen ?“ , fragte Adams.

,, Ich habe kein Interesse, das wir uns im Kampf für einen verbrannten Felsbrocken Gegenseitig auslöschen. Und wenn ich derjenige bin, der das verhindert uns, wenn es soweit kommt, einen Vorteil verschafft…“

,, Wusste ich es doch.“ , meinte Martin.

,, Politik.“
,, Ich habe ihnen das  nicht verschweigen. Es gibt mittlerweile viele unter uns, die den Menschen gegenüber nicht mehr vollkommen feindlich eingestellt sind aber…  trotzdem stehe ich mit meiner Meinung im Rat recht alleine dar. Wir müssen vorsichtig vorgehen.“

,, Es überrascht mich , das überhaupt jemand so denkt.“ , erklärte Aine.

,, Ihr wart lange fort Karwin. Dinge ändern sich.“

Sie nickte lediglich, als die anderen dem Artheraner ins Innere des Hauses folgten.

,, Was ist los ?“ ,  wollte Coel wissen,

als sie einen Moment reglos stehen blieb und keine Anstalten machte, ihnen zu folgen.

,, Nichts… nur…“ Sie sah einen Moment zwischen Coel und Elth hin und her.

,, Wir warten drinnen.“, erklärte Martin, der den Wink mit dem Zaunpfahl verstand und schob den etwas verwirrt schauenden Elth geradezu zur Tür hinein.

 

Aine strich mit einer Hand über den Arm, an dem sich noch deutlich eine breite Schnittwunde abzeichnete. Ein Andenken Skelaws. Sie konnte nicht anders als trotz allem eine Spur Mitleid mit dem nun ausgestoßenen Artheraner zu

empfinden. Mitleid durchsetzt mit dem Unverständnis, wie man so ignorant sein konnte.

,,Es hat sich so viel und doch gleichzeitig  so wenig verändert, Rafail.“ , erklärte sie.

Die Artheranerin sah sich im Garten um.

Irgendwo plätscherte Wasser

Ein Brunnen, halb verborgen hinter den wild wuchernden Pflanzen.

,, Manchmal ist es vielleicht besser, wenn  die Vergangenheit doch  nicht wiederkommt. Wie viele unsinnige Leben soll dieser Konflikt uns noch kosten? “

,, Es waren bereits zu viele.“ , antwortete Coe. Zwei Jahre war der auf Artherium gewesen. Und hatte

zugesehen, wie der Planet am Ende eines sinnlosen Krieges unterging.  Alles was geblieben war, war ein totes, lebensfeindliches Ödland. ,, Ich werde nicht zusehen, wie sich das wiederholt. Unter keinen Umständen.“

,, Sie werden nicht auf dich hören. Auch nicht auf Elth fürchte ich. Wenn der Häuserrat entscheidet auf einen Angriff zu verzichten, es gäbe immer noch genug Narren, die es trotzdem versuchen würden.“

,, So wie du ?“

,, Bevor ich die Asche dieser Welt geatmet habe, vielleicht. Jetzt nicht mehr. Artherium gibt es nicht länger. Nur die Hülle des Planeten, die einmal

diesen Namen trug.“ , antwortete die Artheranerin.

Sie war selbst dort gewesen und ihr Gedächtnis an die verbrannte Ödnis untrüglich.

Aine würde die Erinnerung für den Rest ihres Lebens mit sich tragen. Das war vielleicht der größte Fluch, der mit dem beinahe perfekten Gedächtnis der Artheraner  einherging

,, Ich möchte nicht, dass überhaupt jemand stirbt Aine. Vielleicht gibt es eine friedliche Lösung. Und so lange die Entscheidung  noch aussteht, werde ich alles daran setzten genau diese zu finden.“

,, Wenn du das sagst, kann ich das fast

glauben.  Und doch… gibt es nicht immer einen friedlichen Weg. Nicht ?“

,, Ein wenig Vertrauen.“ Er hielt ihr eine Hand hin.

,,Für dich.“

Coel lächelte, als sie seine Hand ergriff.

Etwas, das einmal Unmöglich erschienen war. Vor einem halben Jahr hätte Aine ihn getötet ohne auch nur einmal darüber nachzudenken. Und er… Er wäre vielleicht nicht viel besser gewesen.

Vertrauen war ein Anfang gewesen und  das daraus so viel mehr hatte werden können...

,, Es war eine lange Reise.“ , murmelte Coel.

Eine viel zu lange Reise, die auf Isaari

begann.  Einer vereisten Landschaft aus Kristall. Nur wo würde sie enden?

Es schien für den Augenblick nicht wichtig.

,, Und sie wird nicht unbedingt kürzer, wenn wir hier rumsitzen.“ , erklärte Aine

,, Das ist die Artheranerin die ich kenne.“  Und die er lieben gelernt hatte.

 

,, Ich fürchte, dass sie bisher nur viele unserer Schattenseiten gesehen haben. “ , meinte Elth, als Martin und Adams ihm nach drinnen folgten. Hinter dem verhängten Eingang  befand sich ein großer offener Eingangsbereich. Einige Pflanzen, wuchsen an mehreren  Stellen im Boden, der aus großen quadratischen

Brettern bestand.

Eine Treppe führte ganz am Ende des Raums  nach oben. Metallstufen, die wiederum kaum in das übrige Konzept des Gebäudes zu passen schienen. Zumindest nicht für einen Menschen.

,, Ja so könnte man das nennen .“ , bemerkte Martin. ,, Ich weiß nicht wie sie das sehen, aber jemanden gleich bei seiner Ankunft zu einem Duell herauszufordern zählt in der menschlichen Kultur nicht grade oft  zu dem, was man unter guter Sitte versteht.“

,,Das war ein Skandal.“ , erwiderte der Hausherr. ,, Skelaws verhalten ist unverzeihlich und ich bitte um

Entschuldigung. Er hat das Gastrecht verletzt und noch dazu…“ Elth verzog beinahe angewidert das Gesicht. ,, Sein Name wird vergessen werden.“

,, Ich kann ihn irgendwie fast verstehen.“ , sagte Adams, während er sich umsah. ,, Es muss frustrierend sein… wenn man glaubt endlich einen Schuldigen gefunden zu haben und dann… Dann braucht man sehr lange um den Fehler einzusehen.“

,, Sprechen sie von Skelaw oder von sich selbst ?“  , fragte Martin. Es war ein offenes Geheimnis, das Adams derjenige gewesen war, der die Waffe gebaut hatte,  die Artherium zerstörte.

Ein manipulierter Nova-Generator,

dessen Energie-Output alles auf der Planetenoberfläche geradezu verdampfen ließ. Was zurückblieb war eine leere Wüste, die jetzt von mehreren menschlichen Kolonialschiffen ausgebeutet wurde.

,, Ich hoffe unsere Gastfreundschaft wird sich noch zeigen können.“ , meinte der Artheraner nach einer Weile.

,, Ich hatte nicht erwartet, das man uns überhaupt welche entgegenbringt.“ , antwortete Martin.

,, Wir haben ein Jahrzehnt damit zugebracht uns vor der Galaxie zu Verstecken.“ , erklärte Elth. ,, Ich denke, sie verstehen, das das bei einigen nach wie vor ein gewisses Misstrauen

gegenüber Fremden, vor allem Menschen, erzeugt.“

,, Und sie haben dieses Misstrauen nicht ?“ , wollte Martin wissen.

,, Wir werden uns nicht ewig isolieren können, auch wenn viele das noch immer hoffen.  Die Menschen mögen uns angegriffen haben, aber  die Via haben uns hintergangen. Und ich glaube nicht, dass die uns einfach ignorieren werden.“
,,  Nein… ich fürchte auch nicht. Sie wollen jede technisierte Zivilisation unter ihre Kontrolle bringen.“ , sagte Adams

,, Und deshalb haben wir keinen Platz mehr für alte Feindschaften. Selbst wenn ich wie Darween davon überzeugt wäre, das wir ihre Hilfe nicht brauchen… wir

könne  es uns nicht erlauben sie abzulehnen. Ein perfektes Gedächtnis und ein schneller Verstand sind trotzdem noch kein Garant für Klugheit wie es scheint.“ Elth deutete in Richtung der Treppe. ,, Wir sollten das jedoch vielleicht nicht hier unten besprechen. Bitte.“

Im selben Moment schwang der Vorhang vor dem Eingang zurück und Rafail Coel trat gefolgt von Aine in den Raum.

,, Ich schätze… sie haben alles geklärt ?“ , wollte der Artheraner wissen. Was Elth dachte war unmöglich aus dessen Mine abzulesen. Lediglich ein kurzer Ausdruck von Verwirrung. ,, Dann können wir langsam anfangen. Der Rat

wird mir sicher keinen Vorwurf daraus machen können, dass ich mich mit ihnen alleine bespreche, aber es wäre trotzdem besser, wenn er es erst gar nicht mitbekommt. Das nächste Treffe ist in ein paar Stunden und bis dahin muss ich wieder am Turm sein.“
Mit diesen Worten stieg der artheranische Hausherr die Treppe hinauf, während die anderen ihm Rasch in den zweiten Stock folgten.

 

 

 

Kapitel 2 Zeit

Die zweite Ebene des Hauses bestand aus einem großen Raum, in dessen Mitte sich ein einzelner breiter Tisch befand. Die Oberfläche bestand aus einem holografischen Computerschirm und dem darüber hängenden Projektor. Im Moment jedoch war das Gerät abgeschaltet.

Die Fenster der Halle gingen nach allen Richtungen und erlaubten einen Rundumblick über die Siedlung und das sie umgebende Land. Der große Glasturm im Zentrum der Stadt war auch von hier noch gut zu erkennen.

Die Wände waren schräg du bildeten

wohl bereits einen Teil des Dachs.

Eine weitere Tür am Ende des großen Saals bildete die einzige Trennung des Dachgeschosses.

Durch die Finster fielen grade die letzten Strahlen Tageslicht und mit einer einzigen Geste vor einem Bewegungsmelder  aktivierte Elth die Lichter im Raum.

Als alle am Tisch Platz genommen hatten begann er.

,, Ich bezweifle, dass wir einen Angriff auf Artherium verhindern können.“ , stellte er gleich klar. ,, Es Ist wie ich sagte : Selbst wenn der Häuserrat beschließt untätig zu bleiben…“

,, Würden einige auf eigene Faust

handeln.“ , ergänzte Adams.

Der Artheraner nickte.

,, Wir haben aber noch Zeit. Ich persönlich werde die Entscheidung so lange wie möglich ehrauszögern.  Bis dahin weiß ich hoffentlich, auf welcher Seite die einzelnen Linja stehen. Was ich von ihnen brauche, ist irgendetwas, womit ich sie hinhalten kann. Vaas kann mich zusammen mit Darween und   Istarie jederzeit überstimmen und eine Einigung erzwingen. Es sei denn, ich habe die Möglichkeit, sie genau davon abzuhalten. Vaas will diesen Krieg genau so wenig wie ich, da bin ich mir sicher. Aber er wird tun was seien Position im Rat stärkt. Ich muss ihm etwas anbieten,

damit wir eine Pattsituation erreichen.“

,, Sie brauchen Handlungsfreiraum.“ , stellte Coel fest. ,, Um dann den Rest zu überzeugen.“

,, Sofern dies möglich ist, ja.  Istarie ist noch unentschlossen. Wenn ich sie und Vaas  auf unsere Seite bringe, bleibt nur noch Darween.  Und um ihn… kümmern wir uns wenn es soweit ist. Ich arbeite noch an einem Plan.“

,, Könnten sie ihn nicht einfach überstimmen ?“ , fragte Adams. ,, Wenn sie eine Mehrheit haben…“

,, Das Haus Kaladar überstimmen ? Unmöglich.“ , entgegnete Elth.

,, Ist sein Einfluss so groß geworden ?“ , wollte Aine wissen.

,, Er war schon immer gefährlich. Selbst noch auf Artherium.“ , antwortete Elth nur, erläuterte das aber nicht weiter.

,, Für mich klingt das immer noch, als wollten sie in erster Linie nur ihre eigene Position stärken.“ , bemerkte Martin.
,, Und wenn dem so wäre, änderte das nichts an meinen Zielen. Ich bin nicht so dumm zu glauben, sie hinters Licht führen zu können.  Es gab genug misstrauen zwischen unseren Völkern. Wir spielen hier mit offenen Karten.“ Der Artheraner sah einen Moment ernst in die Runde. ,, . Zumindest hoffe ich das.“

,, Ich könnte anbieten mit dem Direktor der Kolonie zu reden.“ , schlug Coel vor.

,, Hammond ist sicher nicht so dumm, sich auf einen Krieg mit den Artheranern einzulassen. Die Verteidigung der Kolonie ist stark, aber nicht unüberwindbar, für eine ganze  Flotte. Das weiß er. Vielleicht ist er einsichtig. Dann muss es zu keinem Kampf kommen.“

,, Er wird den Planeten sicher nicht ohne Gegenleistung aufgeben.“ , gab Aine zu bedenken.

,, Bevor wir uns darüber Gedanken machen können, müsst  der Rat erstmals zustimmen. Das wird nicht so schnell passieren. Sie werden darüber nachdenken müssen … und damit ist  es vielleicht genau was wir suchen.“

,, Der Vorschlag würde sicher für genug Aufregung sorgen um uns Zeit zu verschaffen.“ , stellte Aine fest.

,, Mehr als genug.“ , erklärte Elth und stand auf. ,, Wenn sie dem zustimmen… dann haben wir vielleicht doch eine Möglichkeit, das ganze friedlich Beizulegen.“

 Der Artheraner entschuldigte sich kurz, bevor er die kleine Runde verließ und durch die Tür am anderen Ende des Raums verschwand.

Martin sah einen Augenblick still in die Runde. ,, Damit wäre die Entscheidung wohl gefallen.“

,, Ich hoffe es.“ , meinte Coel. ,, Aber noch ist nichts sicher. Aine… wie lange

kann das dauern, bis sich der Rat endgültig entscheidet?“

,, Ich weiß es nicht.“ ,antwortete  sie. ,, Aber ich bezweifle, das es zu einer Abstimmung kommt, bevor sich jeder seiner Position sicher ist. “

,, Also, erst wenn die Entscheidung schon im vornherein  fest steht wie ?“ , fragte Martin. Seine Stimme  klang wie eine Mischung aus lachen und grimmigen Missmut.

,, Sie reden, als ob sie glauben, das wäre alles ein Scherz.“ , stellte Adams fest.

,, Alles  ist ein Scherz.“ , erklärte Martin ,, Ein schlechter, müder Witz, der absolut nicht zum Lachen ist. Aber ein Witz.“

Elth kehrte zurück an Tisch. Er trat, ein Tablett in der Hand, aus der Tür am Ende des Raums.

Ein durchsichtiger Glaskrug stand darauf mit fünf Bechern darum verteilt. Der Krug enthielt etwas, das Coel ein wenig an schwarzen Tee erinnerte.

Der Artheraner stellte das Gefäß auf dem Tisch ab, bevor er sich wieder setze.

,, Erlauben sie mir doch ihnen  im Zeichen der Gastfreundschaft  noch etwas anzubieten.“

Coel wusste nicht genau, wie er reagieren sollte. Es wäre sicher unhöflich abzulehnen…

,, Sicher. Danke…“ Er sah zu Aine.

,, Das ist normal.“ , erklärte die

Artheranerin leise.  Vermutlich bekam Elth trotzdem etwas mit.

,, Ich weiß, sie hatten bisher nicht die besten Erfahrungen gemacht . Das beruht wohl auf Gegenseitigkeit.“ , meinte er, während er langsam den Tee oder was immer es war auf die einzelnen Becher verteilte.

Martin nahm als erster eines der Schälchen vom Tisch. Der dunkle Inhalt war kalt, nicht kochend, wie er erwartet hatte.

Der Pilot probierte langsam. Tatsächlich erinnerte das Ganze an gesüßten Tee.

,, Gar nicht schlecht.“ , kommentierte er nach einem weiteren Schluck.

,, Ich wäre vorsichtig damit.“ , ermahnte

ihn Aine.

,, Wieso ?“

,, Das ist Myristica-Tee, wenn mich nicht alles täuscht “ , sagte  Adams.  ,, Eine Art in Alkohol aufgekochte Baumrinde. Das ganze lässt sich leicht mit abgeschwächtem Koloniebrand gleichsetzen.“

Koloniebrand war eine hochgradig illegale Droge, die aus Kräuterauszügen der verschiedensten Planeten bestand. Was letztlich drin war unterschied sich von Planet zu Planet und zumindest auf den Zentralwelten der Menschheit war der Besitz oder Verkauf absolut Verboten. Die weniger entwickelten Kolonien jedoch machten größtenteils

ihre eigenen Gesetze oder ließen diese auch mal außer Acht.

,, Ich schätze, sie werden einige Setzlinge  von Artherium mitgebracht haben?“

 ,, Tatsächlich, ja. Woher wissen sie davon?“

,, Meine… Familie lebte… kurze Zeit vor dem Krieg auf Artherium.“ , antwortete der Doktor. Er rückte sich kurz die Brille auf der Nase zurecht, bevor er sich selbst eine Tasse nahm.

Martin trank ab jetzt  deutlich langsamer.

Elth wendete sich an Coel ,, Sagen sie, wie haben sie Artherium erlebt ?“

,, Wieso wollen sie das wissen ?“ , fragte er.

,, Ich war noch relativ jung, als wir den Planeten verloren. Zwar sind die meisten Erinnerungen recht klar, aber vielleicht will ich es trotzdem von ihnen hören.“

,, Subjektive Erinnerungen wie ?“ , meinte Coel. ,, Ich war da, fragen sie Aine. Es ist nicht mehr wichtig. Alles ist Asche.“
,, Ich verstehe.“ Elth warf einen Blick aus dem Fenster. Die Sonne war jetzt vollkommen hinter dem Horizont verschwunden und nur noch ein schwacher rötlicher Schimmer Tageslicht blieb zurück.

,, Es ist spät, ich muss zurück zum Rat.“ , erklärte er. ,, Aber bevor sie gehen, der Rat hat einige Häuser für sie

eingeteilt, falls sie über Nacht nicht zu ihrem Schiffzurückkehren möchten.“

,, Da wohnt doch sicher jemand ?“ , wollte Adams wissen.

,, Es gibt viele leer stehende Bauten.“ , erklärte Aine. ,, Manchen von uns  wandern zwischen unseren Siedlungen hin und her, statt sich irgendwo niederzulassen. Deshalb gibt es immer freie Plätze.“

,,  Ich würde es  ja wirklich vorziehen, nicht ständig hin und her fliegen zu müssen.“ , sagte Martin. ,,Ausnahmsweise.“

Coel brauchte nicht lange zu überlegen. ,, In diesem Fall… Danke.“

 

Als sie hinaus auf die Straße traten, musste Coel feststellen, dass der Boden etwas zu weit entfernt schien. Vermutlich eine Nachwirkung des Tees, obwohl er vorsichtig gewesen war.

,, Ich schätze, für heute  war das wohl alles, was wir tun konnten.“ , sagte Martin.

Coel nickte. ,, Wir haben alle etwas Ruhe nötig, schätze ich mal.“

,, Ich vermisse es schon, das mal nichts versucht uns alle umzubringen.“ , meinte der Pilot. ,, Von ein paar Artheranern abgesehen, aber die sind ja geradezu harmlos.“

,, Trotzdem.. das Ganze war… merkwürdig.   Was genau sollte das?“

wollte Adams wissen. ,, Es sieht einem Artheraner nicht ähnlich einfach so offen zu sprechen.“

,, Daher wissen sie, das Elth uns vertraut.“ , erklärte Aine. ,, Fragen und Antworten. Ihr habt einen Satz dafür… Wissen ist Macht. Wissen, so geringfügig es sein mag, ist ebenfalls  Macht. “

,, Also mehr eine Art Ritual.“ , stellte der Doktor fest  ,,Das ist  was sie auf der Kronos getan haben, nach Isaari, richtig ?“

Aine antwortete nicht.

,, Das heißt dann wohl ja.“ , verabschiedete sich Martin lachend. ,, Ich denke ich finde den Weg.“

Auch Adams nickte ihnen nur noch einmal kurz zu und verschwand dann langsam den Weg in Richtung Siedlung entlang.

Während der Doktor die ersten Häuser passierte, konnte er sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er von irgendwo beobachtet wurde. Aber nicht aus einem der Fenster  wie bei ihrer Ankunft hier. Nicht von den Artheranern…

Er blieb ein paar Mal stehen und sah sich um, entdeckte aber niemanden.

Vielleicht nur ein Tier, überlegte Adams. Vermutlich war es harmlos, wenn es sich so nah an die Siedlung herantraute.

Aber irgendetwas sagte ihm, dass es kein Tier war. Jemand verfolgte ihn…

Cole blieb  mit Aine allein zurück.

Sie streckte ihm eine Hand hin ,, Kommst du  ?“

Einen Augenblick sah er unsicher zu Boden.

,, Was ?“ , unterbrach die Artheranerin die Stille.
Er lachte kurz, bevor er ihr folgte. ,, Ich fühle mich öfter mal wie ein Idiot. Wegen mir. Aber du bist die einzige, die das selbst hinbekommt.“

,, Du bist kein…“

,, Ich weiß, nur eine, dumme… menschliche Formulierung.“ , unterbrach er sie. Er hatte Angst… war es das? Er musste es zumindest sich selbst gegenüber zugeben. Angst, dieses

zerbrechliche Band zu sehr zu belasten, das zwischen ihm und Aine lag. Aber… es hatte wohl schon ganz andere Schwierigkeiten überstanden, nicht?   ,, Ich liebe dich.“

Aine blieb stehen. ,, Ich… weiß.“

,, Wirklich ?  Ich habe  es nur nie… ausgesprochen.“ Coel zuckte mit den Schultern ,, Ich bin wirklich nicht gut in so was.“

Die Artheranerin schwieg eine Weile , während sie Seite an Seite weitergingen.

,, Der Häuserrat wird das nie akzeptieren.“

,, Und kümmert dich das noch ?“ , wollte Coel wissen.

,, Nein.“ Sie war stehen geblieben und

drehte sich zu ihm um. ,, Und dich?“

,, Wenn mich kümmern würde, was irgendjemand von mir meint.“ Wäre vermutlich einiges anders gelaufen, überlegte er.  ,, Mich interessiert, was du denkst…“

Wie zur Antwort Drückte sie  ihm einen raschen Kuss auf den Mund.

,, Ich glaube immer noch an dich. Was immer noch passiert… Ich bin da.“

Mit diesen Worten löste Aine sich wieder von ihm und er musste sich beeilen, um mit ihr Schritt zu halten.

Sie erreichten die Randbereiche der Siedlung. Hier standen nur noch wenige der moderneren Kernbauten, sondern zunehmend Häuser, die man einfach in

die Kronen der Bäume gezimmert hatte.

Als grade die letzten Strahlen Sonnenlicht verschwanden hielt die Artheranerin vor einem der Bäume an.  

Einen Augenblick später leuchtete eine Reihe von Laternen in den umliegenden Bäumen auf. Eine in den Baum geschnitzte Treppe führte nach oben und Aine verschwand nach oben.

Coel folgte ihr Rasch die Treppe hinauf, die sich mehrmals um den Baum wandte.

Es war einer dieser Momente, die nie vergehen zu schienen wollten, als er endlich das Ende des Aufstiegs erreichte, eine leine Plattform.

Aine stand an der Tür zum Haus und wartete dort. Ein schwaches Lächeln auf

den Lippen.

Er konnte seinen Puls rauschen spüren.

Was jetzt ?

Die Frage hing zwischen ihnen. Aber nur einen Moment lang…

Kapitel 3 Seiten

Nathan Teach sah von einem Computerbildschirm auf. Das Medizindeck der Kronos war wie ausgestorben.  Er ging erneut eine Liste mit Namen durch. Namen von Toten.

Sie hatten noch immer keine genaue Übersicht, wie viele sie verloren hatten. Die Kronos war während der Schlacht bei Goodsprings selbst schwer beschädigt worden und große Teile der menschlichen Flotte waren sogar vollkommen zerstört. Die Gesamtverluste zu zählen, das blieb anderen überlassen. Doch wie viele waren ihm unter den Händen weg gestorben? Ein dutzend ?

Und für wie viele war wiederum jede Hilfe zu spät gekommen?

Der Arzt wendete sich wieder der Namenliste zu.

Wieder wurde sie um einen Eintrag kürzer.            

Einen Moment zögerte er, dann schloss er das Programm. Es sah  nicht gut aus.

Selbst wenn ihn die kalten, harten Zahlen nicht kümmern würden… sie hatten zusammen mit denen, die auf der Erde geblieben waren  beinahe drei Viertel der ursprünglichen Crew verloren.

Und er konnte nicht einmal jemand die Schuld dafür geben. Coel vielleicht… aber der Mann hatte nur getan, was er für das richtige hielt.  Nein… es gab

keine Schuldigen außer…

,, Haben sie ihren Bericht fertig ?“ , riss ihn eine Stimme aus seinen Gedanken.

,, Nein Hal, das habe ich nicht.“ , knurrte Teach.

,, Verzeihen sie.“ , erwiderte die KI. ,, Ich schätze, d as war das, was Menschen als unangemessen bezeichnen würden.“

Er erwiderte einen Augenblick nichts, sondern öffnete wieder die Liste, die er dann mit den medizinischen Unterlagen abglich.

,, Vielleicht ist das etwas, das sie nicht verstehen aber… gibt es so etwas wie Schicksal Hal ?“

,, Schicksal stellt die Ausrede des

einzelnen dar, sich nicht kümmern zu müssen. Seltsamerweise, werden sie sich trotzdem umsehen, wenn sie sich verfolgt fühlen. Es gibt Dinge, die Determiniert sind. Planetenbewegungen,  Geschoßbahnen, Schwerkraft, Lichtgeschwindigkeit. Menschliche Entscheidungen sind jedoch beinahe unvorhersehbar, da nicht immer Logisch gesteuert. Auf eine Weise bewundere ich das.  “

,, Wenn sie gesehen hätten, was ich gesehen habe… Es gibt so viel Merkwürdiges und Unverständliches  hier draußen und ich habe mehr als genug davon gesehen, schätze ich.“

,, Worte sind keine Beweise. Nur Logik.

Und ihrer Logik des Unverständlichen  nach wären die Via und mit diesen die Erbauer und die Unity so gut wie Götter. Darauf wollen sie schließlich hinaus, vermute ich.  Ich bezweifle das dem so ist.

Wenn ein Wunder  oder Schicksal nur etwas, ist, das sie nicht erklären können, weißt das auf einen Beobachtungsfehler ihrerseits hin nicht auf ein aussetzend er Naturgesetze.“

,, Sie sind eben  nur eine Maschine. Ich verlange nicht, das sie das Verstehen. “

,, Das setzt voraus, das würd meinen Blickwinkel auf die Wirklichkeit verschlechtern. Jeder Mensch folgt genau der Wahrheit, die er verdient“

,, Und das soll jetzt heißen ?“

,, Ich weiß es nicht. Ich versuche mich grade an instinktiven Handlungsweisen.“

Teach schüttelte den Kopf, bevor er sich wieder seiner traurigen Liste zuwendete. Um es hinter sich zu bringen, ging er schnell die letzten Namen durch und  entfernte sie, bevor er das Ganze an die Brücke schickte. Solange Coel nicht an Bord war, war ein wenig unklar, wer eigentlich das Kommando hatte, aber vermutlich würden entweder Seyonn oder Ägir das übernehmen.

Er stand auf und sah sich auf dem nun leeren Medizindeck um. Man hatte einen Teil des dritten Decks abgetrennt und zu einem zwar mehr  provisorischen aber

voll ausgestatteten Krankenhaus umgebaut.  Trotzdem hatte es nicht gereicht…

Das tat es wohl nie. Egal in welchen Konflikt es ging… er wurde immer unterschätzt, bis es zu spät war.

 

 

Ägir Meksis  sprang aus seinem Sitz auf dem Kommandodeck der Kronos auf.

,, Verdammt nochmal.“

Aus einem Lüftungsschacht aus der Wand war ein vierbeiniges, orange-weißes Fellknäul gestürzt, das ihn fast zu Tode erschreckt hatte.

Die brennende Pfeife fiel ihm dabei aus dem Mundwinkel und verteilte glühenden

Tabak über seine Hosenbeine, den er schnell abklopfte.

,, Was ist denn los ?“ , wollte Seyonn wissen, der grade den Raum betrat.

,,Die verdammte Katze ist los“ , brummte der Mann und sah nur noch, wie das Tier unter dem Zwischenraum einer Steuerkonsole und der nächsten Verschwand.

Seyonn betrachtete den Handelsmarine-Navigator einen Augenblick schweigend. Ein kaum sichtbares Lächeln lies seien Züge kurz etwas lebendiger wirken.

Ägir wirkte wie jemand, der durch die Zeit gefallen war. Das raue, bärtige Gesicht gab ihm das Aussehen eines Seemanns aus vorangegangenen

Jahrhunderten. Aber das täuschte. Der Navigator war vielleicht einer der fähigsten Piloten, die man sich vorstellen konnte.

Das Symbol der Handelsmarine, jenem Zusammenschluss aus Export-Unternehmen, das die Wirtschaft auf der Erde weitgehend am Laufen hielt, prangte auf der Schulter seiner Kleidung. Ein Globus mit davor abgebildetem Transportschiff.

,, Wollten sie irgendwas ?“ , fragte Ägir, aber nicht mehr ganz so schlecht gelaunt. Der kleine Shock war ihm eigentlich ganz recht. ,, Zum Nichtstun verdammt zu sein schmeckt mir einfach überhaupt nicht.“

,, Ich denke, ich kann das verstehen.“ , antwortete Seyonn. ,, Haben sie schon Teachs Abschlussbericht über die Verluste ?“

Ägir nickte nur zu einer Konsole im Raum. Das Kommandodeck stand voll mit technischer Ausrüstung. Computer waren im Halbkries  an den Wänden verteilt und mehrere Kameras ermöglichten einem Blick nach draußen.

Bei den meisten Computersystemen wurde heute auf holografische Interfacetechnik gesetzt. Nur auf den meisten Schiffen hinkte diese Technik etwas hinterher, da sie zu leicht beschädigt wurde.

 Der Unity-Abgesandte sah sich die kurze

Liste nur einen Bruchteil einer Sekunde an.

,, Sieht schlecht aus, wie  ?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.

,, Mit uns…  sind vielleicht noch 15 Leute an Bord.“ , sagte Seyonn.

,, Das Schiff ist wieder flott, dafür fehlt die Besatzung. Und ich bezweifle  das wir die GTDF um Hilfe bitten können…“

,, Nein, sie hätten Wilkonson hören sollen. Er macht seine Drohung ernst uns töten zu lassen, wenn wir uns noch einmal im Gebiet des Parlaments zeigen. Typisch menschlicher Überreaktion.“

,, Das heißt ?“

,, Das heißt ich werde mir etwas überlegen.“ , entgegnete er.

,, Sie hätten Rafail  nicht fortschicken sollen.“ , meinte Steel.

,, Und was hätte das geändert ? Wenn Coe, hier wäre, was hätte das verbessert? “ , fragte Henry Wilkonson, der Vorsitzende des Erdparlaments. Die Frage klang nicht vorwurfsvoll. Nur Müde.

Sie standen im Hof eines grauen Gebäudeblocks mit verspiegelten  Fenstern, der sich gut zwanzig Stockwerke in die Höhe Streckte.

Black Star News war einmal eine Radiostation gewesen. Jetzt war es genau so stillgelegt, wie die meisten Betriebe auf dem Planeten.

Ein Gittertor gewährte einen Blick hinaus

auf die Straße,  grade eine Patrouille bestehend aus knapp zwei Meter großen, dunkel gepanzerten Gestalten vorbeimarschierte, ohne die zwei Männern auch nur eines Blickes zu würdigen.

Rote Augen schimmerten unter schwarzen Panzerkappen hervor. Streng geradeaus gerichtet. Ohne Regung. Jede der Gestalten trug eine Waffe, die auf die Entfernung an einen simplen Stab aus Glas  erinnerte. Aber das täuschte…

Es waren die Bodentruppen ihrer Eroberer.

Bisher hatten sich Admiralität und einige Mitglieder der Regierung hier verstecken können. Wobei verstecken vielleicht das

falsche Wort war.

Es schein die Via schlicht nicht zu kümmern, was sie taten.

Die fremden Truppen waren auf den Straßen, besetzten die öffentlichen Bauten, kontrollierten den Verkehr…

Und wer sich ihrer Herrschaft wiedersetzte bekam das zu spüren.

Ansonsten aber blieb es ruhig.  Lediglich, dass man nur noch ein einziges Signal über Funk reinbekam.

Und wenn man einen Fernseher einschaltete… überall die gleiche Eindeutige Botschaft.

Die Worte hatten sich Steel ins Gedächtnis gebrannt, wie den eisten anderen mittlerweile auch.

,, Vom Pfad abgefallene. Wir sind die Erlösung. Die Via sind  gekommen um euch auf euren wahren  Weg zurückzuführen. Jeder Wiederstand wird nicht geduldet.“

Mit dem zunehmenden auseinanderfallend es Parlaments  war es ihnen unmöglich gewesen, einen funktionierenden Wiederstand aufzubauen und mit dem Fehlen dem Defensivflotte war es ein kurzer Kampf gewesen. Ein paar Tage Wiederstand, dann hatten die Via den Planeten vollständig unter Kontrolle.

Cain Steel sah einen Augenblick zum Himmel.

,, Vermutlich nicht viel.“

Zwei große, pfeilförmige,  Schatten

schwebten fast direkt vor der Sonne. Schiffe.

Vielleicht waren ihre Eroberer auch deshalb so unbesorgt, weil sie die absolute Lufthoheit besaßen.

Zwar hatten Steel und Wilkonson Kontakt zu den verstreuten GTDF-Soldaten, den Männern und Frauen der Galactic Trading and Defense Forces , aber solange sich zwei Schlachtschiffe direkt im Orbit des Planeten befanden… jeder Wiederstand hier unten ließ sich mit einem gezielten Schlag auslöschen.

Ein einzelner Mann näherte sich aus dem Gebäude. Ein durcheinander aus   blonden Rastalocken fiel ihm ins Gesicht.

Zwei bewaffnete GTDF-Soldaten stellten sich ihm in den Weg, aber Steel winkte sie beiseite.

,, South, oder ?“ , fragte Wilkonson, als er die Gestalt entdeckte.

,, Bürgerlicher Name Leo Gogol.  Ich glaube nämlich nicht das das noch eine Rolle spielt.“ , erwiderte dieser.  Der ehemalige Moderator war mit dem ständigen Störsignal der Via jetzt wohl praktisch Arbeitslos.

,, Das stimmt wohl…“ , meinte Steel. ,, Wollten sie etwas ?“

,, Die Via senden nach wie vor einfach mal auf jeder Frequenz.“ , sagte Gogol.

,, Und ich schätze mal, das wir nichts dagegen tun können ?“ , wollte

Wilkonson wissen. ,, So können wir uns unmöglich organisieren.“

,, Was wohl der Sinn des Ganzen ist. Hey Leute herhören, jetzt haben wir hier das Kommando zumindest noch…“

,, Noch ?“

Der Mann sah hoch zu den zwei Schiffsschatten am Himmel. ,, Nun, das Signal ist ziemlich stark und blockiert jedes unserer eigenen.  Aber wenn wir nur genug… Energie hinter stecken, sollten wir auch Nachrichten durch bekommen. Allerdings würde so ein Energieanstieg wohl  auch jedem einzelnen Via verraten, von wo.“

,, Uns sind  also fürs erste weiterhin die Hände gebunden ?“

,, Genau das sage ich.“

 

 

Coel stand einen Moment unsicher vor ihr.

Dann neigte er sich langsam zu Aine. Es war nur eine flüchtige Berührung ihrer Lippen.

Die Artheranerin entwand sich ihm wieder, wich ein Stück zurück bis zur Tür und verschwand nach drinnen.

Er folgte ihr ohne wirklich zu merken, das sich seine Füße bewegten.

Elektrische Laternen brannten in den Fensteröffnungen des Raums, den er betrat.

Coel sah sich nur flüchtig um.

Bretterwände, die fast mit dem umgebenden Baum zu verschmelzen schienen.

Aine stand regungslos in der Nähe eines der Fenster  und sah über die, bis auf einige Lichter,  dunkle Siedlung.

,, Rafail.“

Die Gestalt wirkte ungewöhnlich  zerbrechlich.

Aber er wusste, dass das täuschte. Normalerweise. Nur hier und heute nicht.

Sie schien plötzlich genau so unsicher, wie er sich fühlte.

Vorsichtig, als hätte sie einen Fremden vor sich, trat sie auf ihn zu.

Er spürte ihre Hand auf seiner Wange.

Aine musterte ihn einen Augenblick aus dunklen Bernstein-Augen.

Wild spürte er ihr Herz klopfen. Und sein eigenes… 

Es  bahnte sich etwas an, was sie nicht zu beeinflussen schienen.

War das Wahnsinn? Er wusste es nicht. Er wusste nur er liebte sie.

Coel Strich mit den Händen langsam über ihren Schultern. Wohlwissend um die noch nicht ganz verheilte Verletzung, achtete er darauf möglichst sanft vorzugehen.

Sie schreckte nicht vor dem kalten Metall seiner Hände zurück.

Ihr weiches Fell fühlte sich seltsam an, als würde man direkt in einer Wolke

greifen.

Er spürte, wie sie ihre Finger in seinem Rücken vergrub.

Es bedurfte keiner Worte mehr. Beide  waren sich grundsätzlich einig in dem, was sie wollten

Ihr Körper glühte als er sie schließlich an sich zog

Sie ergriff seine Hände, führte sie dahin, wo sie sie haben wollte  und zog ihn mit sich…

 

 

 

Kapitel 4 Ruhe

,, Ein Monat“ , fluchte Coel ,, Ein Monat und kein einziges Schritt vorwärts.“

Es war jetzt vier Erdwochen her, dass sie das erste Mal mit Elth gesprochen hatten und seitdem hatte sich fast nichts getan. Alle paar Tage berichtete der Artheranische Hausherr über den Fortschritt der Verhandlungen der vier Häuser. Das heißt wenn es welchen gäbe. Bisher war es immer nur derselbe Bericht. Keine Seite, weder Elth noch Darween waren bereit, schon  eine Abstimmung zuzulassen und so drehten sich die Gespräche im Kreis.

Auf eine Art, war es Coel jedoch ganz

recht, wenn sich der Entscheidungsprozess etwas in die Länge zog. Wann hatte er das letzte Mal Zeit gehabt durchzuatmen und sich auch einmal zu langweilen?

Es schien eine kleine Ewigkeit her zu sein.

Eos war dank der spärlichen Besiedlung eine wunderschöne Welt geblieben. Kein Vergleich zu den grauen Ballungszentren auf der Erde.

Hier hingegen wuchs jede geschlagene Schneise im Grün innerhalb von Tagen wieder zu. Er konnte trotz dieser Schwierigkeiten gut verstehen, warum viele Artheraner sich hier zuhause fühlen konnten. Artherium war zwar auf dem

besten Weg zu einer industrialisierten Gesellschaft, aber in weiten Teilen trotzdem immer noch so gut wie unerschlossen gewesen.

Und Aine…

,,  Besser, als wenn der Rat sich gegen uns entscheidet“ , meinte die Artheranerin.

,, Ja sicher.“ Um das Haus in den Baumkronen, gab es eine kleine Terrasse, auf der Coel nun saß und lediglich dem Sonnenlauf mit den Augen folgte. An den 48 Stunden Rhythmus von Licht und Dunkelheit hatte er sich erst gewöhnen müssen. Seiner inneren Uhr nach war es jetzt Abend, obwohl der Stern noch mitten am Himmel stand. ,,

Ich glaube ich habe es aufgegeben, so was wie einen Schlafrhythmus zu finden.“ Eine Feststellung, die auch auf die meisten übrigen Bewohner de Siedlung zutraf. Er hatte festgestellt, dass niemals wirklich hier niemals wirklich alle schliefen.

Egal um welche Tageszeit man auf den Straßen war, irgendwo waren immer einige Artheraner unterwegs. Waren diese den drei Menschen auch anfangs eher aus dem Weg gegangen, so fiel Coel jetzt kaum noch auf, selbst wenn er mit Martin oder Adams unterwegs war.

Oder mit Aine.

 Liebe, zum vielleicht ersten Mal in seinem Leben verstand er wirklich, was

das hieß.

Zum ersten Mal spürte er, wie die Wärme sein Herz erreichte. 

Etwas, das er versteckt und verborgen hatte…  

,, Du denkst zu viel.“ , sagte die Artheranerin fest, die sich ihm gegenüber an einen kleinen Tisch setzte.

 ,, Steel hat… vor ziemlich langer Zeit mal etwas Ähnliches zu mir gesagt. Das  Warten ist nur frustrierend.“ , erklärte er um nur  halb scherzhaft hinzuzufügen : ,, Wir könnten immer noch einfach verschwinden, das ganze hinter uns lassen…“

,, Das würdest du nicht tun.“

,, Vielleicht hältst du nach wie vor zu

viel von mir.“ , antwortete Coel. ,, Ich... weiß manchmal nicht… wofür mache ich das alles ?“ Asmodeus frage… Wofür kämpfte er? Die Wahrheit war… das er es nicht wusste.

,, Nicht für mich ?“

Er lachte. ,, Auch. Sicher… Ich glaube in der Hinsicht war es den ganzen Wahnsinn einfach wert.“

,, Rafail, du hast auch nach Goodsprings nicht aufgegeben.“

,, Das habe ich anders in Erinnerung.“ , erklärte er Ernst. ,, Ich hatte nicht…“. Coel hielt einen Moment inne.  Schmerzvoll, aber er musste die Wahrheit aussprechen. Wenn nicht ihr gegenüber wem dann ? ,, Ich hatte nicht

vor zu Überleben. Was glaubst du warum ich im Archiv zurückgeblieben bin?“

Aine schwieg kurz. ,, Du hast mir mal gesagt, sich für den Tod zu entscheiden sei falsch.“

,, Andere diese Entscheidung für sich treffen lassen, das wäre falsch. Nicht von einem selbst…“
,, Und die Menschheit ?“

,,Menschheit ? Menschen  sind leider zu oft kleinliche, unberechenbare…“ Er hielt inne. ,, Ich klinge schon wie ein Via.“
,,Du bist auch ein Mensch .“ , gab Aine zu bedenken

Zur Antwort hielt er lediglich eine Hand in die Luft. ,,Nur teilweise.“

Sie musterte ihn nur einen Augenblick düster.

Sein Blick wanderte zu ihrer Schulter, wo sich eine helle Narbe abzuzeichnen begann.

Er senkte den Kopf. Dabei fiel ihm jedoch etwas ins Auge. Von seinem Platz aus konnte er über das Geländer des Balkons auf die Straße sehen, die vom Stadtkern hier heraus führte. Sie bekamen Besuch.

,,Verzeihung. Ich habe … einfach nur zu viel Zeit zum Nachdenken schätze ich. Dann rede ich vielleicht mehr als ich sollte.“

,, Nein, du denkst zu viel und sprichst zu wenig davon

aus.“
,, Und wenn ich Angst davor habe ?“

,, Artheraner teilen Gedanken immer… in einem gewissen Maß.“  Coel nickte. Ihm war die fast an schwache Telepathie grenzende Fähigkeit der Artheraner bekannt, kleinere Gedanken oder auch Emotionen fast unbewusst weiterzugeben.  ,, Du aber… musst alles mit dir herumtragen.“

,, Das bin ich gewohnt. , erklärte er und stand auf. Er hatte nicht vergessen, was er gesehen hatte.  ,, Und außerdem, du behältst auch viel für dich.“

,, Ich habe es doch gesehen… wie schwer das ist.“
Er antwortete eine Weile nicht, sondern

trat an das aus einigen Stahlstreben bestehende Geländer.

Aine hatte selten so besorgt geklungen. Dabei waren es wirklich nur Gedanken. Zumindest hoffte er das.

Zwei Schatten waren auf der Straße zu erkennen. Zwei gestalten, die er kannte.

,, Martin.“

Der Mann hielt an und winkte zu ihm herauf.  ,, Schön sie zu sehen.“ , meinte die zweite Gestalt, bei der es sich um Adams handelte. Soweit Coel wusste, arbeitete der Doktor immer noch an einigen artheranischen Schiffen. Zwar hatten die Artheraner gelernt, die Technik der Menschen zu kopieren und Verstanden sie mittlerweile wohl

weitgehend, trotzdem fehlte es hier und da Einfach noch an einigen Feinheiten, die Adams schnell ausbessern konnte.

Coel war sich nicht sicher, ob der Mann hoffte, dadurch irgendwie seine Schuld wieder gut zu machen oder ob seine ständige Mithilfe einen anderen Grund hatte.

Aine war zu ihm ans Geländer getreten.

,, Ist etwas ?“ , wollte sie wissen.

Martin nickte. ,, Sie kommen am besten beide runter.“

Der leichte Ton von Unsicherheit in seiner Stimme ließ Coel kurz zögern. Vermutlich war es aber nichts.

Einen Augenblick drehte er sich zu Aine um und nahm ihre Hand.

,, Du wirst mich dafür hassen.“ , sagte er grinsend, ,, Momen…“

Weiter kam sie nicht, bevor er über das Geländer setze und beide in die Tiefe zog.

Statt jedoch auf den gut vier Meter entfernten Boden aufzuprallen, wurde ihr Fall sofort abgebremst, so dass Beide ohne Probleme stehend  den Boden erreichten.

,, Machen sie das nicht noch mal.“ Adams stand wie erstarrt da.

,, Hat bisher jedes Mal funktioniert.“ , gab er zurück.

Aine sah ihn einen Augenblick nur fassungslos an. Dann lachte sie.

Einen Moment später lachte er einfach

mit.

Der Doktor schüttelte lediglich den Kopf.

,, Also, was gibt es ?“ , wollte Coel nun wissen.

,, Elth will uns   sprechen.“ Das war soweit nichts Ungewöhnliches.

 ,, Ich schätze es wurde Zeit, das er sich wieder meldet.“ , bemerkte er.

,, Sie verstehen nicht, er will uns  sprechen.“ Martin nickte mit dem Kopf in Richtung Adams und Coel. ,, Uns  allein.“

Aines Augen verengten sich misstrauisch.  Irgendetwas stimmte hier nicht. ,, Weshalb ?“

,, Wir wissen es nicht.“ , erklärte

Adams.

Coel dachte kurz nach. Sie hatten keinen wirklichen Grund Elth zu misstrauen. Und er bezweifelte,

das der Hausherr jetzt noch die Seiten wechseln würde. ,, Was immer auch ist, wir müssen es uns zumindest  anhören.“ , meinte er.

,, Ich soll also  jetzt einfach hier bleiben ?“ , fragte Aine alles andere als begeistert.

Coel musste dem Impuls wiederstehen genau das zu wünschen. Sie sicher zu wissen. Aber hier war nichts  mehr sicher wie ihm schlagartig klar wurde. Die Ruhe war vorbei.

Nein …  Aine konnte auf sich aufpassen.

Mehr als das.

,, Das habe ich nicht gesagt. Aber noch wissen wir nicht, was los ist.“

,, Also ?“ , wollte Martin wissen.

,, Wir gehen alle.“ , erklärte Coel schließlich . ,, Wenn Elth jemanden nicht dabei haben will, sollte er das auch rechtfertigen können.“

 

Seyonn sah aus dem Fenster seines sich im Sinkflug befindlichen Shuttles. Nach einem Monat ohne Ergebnisse und nur sporadischen Meldungen von Martin oder Coel hatte er sich entschlossen, nach Eos zurück zu kehren. Und aus noch einem anderen Grund.

Das Schiff flog ohne, dass es jemand

steuern würde. Der Unity-Abgesandte musste die Maschinen nicht berühren um sie zu kontrollieren.

Unter ihm zog sich eine endlose Waldlandschaft dahin, während das Schiff seinen Flug wieder stabilisierte und auf eine silbrige Spitze, die kaum über die Baumwipfel hinausragte zusteuerte.

Die Wälder wichen zurück und gaben eine große Ebene frei, in deren ungefährer Mitte  die artheranische Siedlung lag. Der Glasturm im Zentrum war hier Kilometerweit gut zu sehen.

 In einiger Entfernung davon stiegen Rauchwolken von den Schiffswerften auf.

Allmählich wurde das Shuttle langsamer und setzte schließlich in  der leeren Graslandschaft auf.

Der Waldrand lag gut fünfzig Meter hinter ihm, als Seyonn das Schiff verlies und sich umsah.

Tatsächlich gab es weitum kein Zeichen von leben. Nur ein fliegendes Ding, das wie eine Handtellergroße Mücke mit Periskopaugen  aussah schwirrte auf, als er von der Schiffsrampe ins Gras sprang.

Die hohe Sauerstoffkonzentration des Planeten kam vor allem sämtlichen Hautatmenden Lebewesen zu gute.

Seyonn war grade ein paar Meter vom Schiff entfernt, als er stehen blieb. Er

konnte nicht wirklich ein ungutes Gefühl haben… so etwas hatte seine Spezies lange hinter sich gelassen.

Aber…

Er ließ den Blick über die Ebene wandern. Goldene und grüne Halme wiegten sich im Wind. Ansonsten war jedoch alles ruhig.

Ruhig und verlassen. Seinen Augen würde kaum etwas entgehen. Trotzdem konnte er die Vermutung nicht abschütteln, beobachtet zu werden.

Seyonn sah zurück zum Wald… aber auch da schien nichts zu sein. Einige verstreute  Bewegungen in den Schatten, aber diese könnten auch von größeren Tieren stammen.

Einen Moment glaubte er eine Gestalt zwischen zwei Bäumen gesehen zu haben, die aber gleich darauf wieder verschwand.

Trotzdem wusste er, dass etwas da war. Kein Artheraner… Und kein Via, das hätte er sofort bemerkt.

Er entschied es auf sich beruhen zu lassen.  Eine einzelne Person war kaum eine ernstzunehmende Bedrohung für ihn.

 

Elth erwartete sie bereits, als sie das Haus des Hausherrn erreichten.

Der junge Artheraner lief in dem kleinen Garten vor dem Gebäude auf und ab und warf immer wieder scheinbar besorgte Blicke zur Sonne, als wollte er das

verstreichen der Zeit aufhalten.

Sobald er die vier Neuankömmlinge jedoch bemerkte, eilte er heraus und kam ihnen entgegen.

Als er  Aine entdeckte, wurde er zwar kurz langsamer, sagte aber nichts.

Der Artheraner trug eine schwere Brokatjacke, die viel zu warm für die doch eher moderaten Temperaturen von Eos schien. Vielleicht hatte er sich noch mit dem Häuserrat besprochen.

Bevor ihn einer der anderen begrüßen konnte, ergriff er bereits das Wort. ,, Ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten.“ Er  sah zwischen Coel, Adams, Martin und Aine hin und her. ,, Sie ließen sich wohl nicht überzeugen zu

bleiben ?“ , fragte er Aine.

,, Ich hoffe, das  ist kein Problem.“ , meinte sie.

Elth winkte ab ,, Natürlich… nicht. Es ist nur so, dass ich ihnen ersparen wollte, sich anzuhören, was sie schon wissen.“  Es klang wie eine  schnell zu Recht gelegte Ausrede. Und das war es wohl auch, vermutete die Artheranerin. Nein… aus welchem Grund auch immer Elth sie anfangs nicht hatte dabei haben wollen… es ging um etwas anderes.

Aber um was ?

,, Darween macht weiterhin Probleme ?“ , fragte Coel.

,, Der auch.“

,, Können wir einmal in eine  Situation

kommen, in der sich nicht irgendwer quer stellt ?“ , fragte Martin. ,,  Auf der Erde Wilkonson  und jetzt… Manchmal glaube ich, es ist ziemlich egal wo wir uns im Universum aufhalten, Stereotypen finden sich einfach überall.“

Elth bedeutete ihnen lediglich ihm  nach drinnen zu folgen.
Der Weg durch den kleinen Garten und dann die Treppe im Haus hinauf war ihnen allen mittlerweile schon fast vertraut.

Nur irgendetwas musste sich geändert haben.

 

 

Kapitel 5 Ultimatum

Elth stand einen Moment mit dem Rücken zu ihnen und sah aus dem großen Frontfenster des Raums.

,, Darween wird in jedem Fall gegen uns stimmen.“  , sagte er schließlich und trat zurück an den Tisch wo die anderen saßen.

,, Das war aber zu erwarten, oder ?“ , wollte Adams wissen.

Elth nickte, während er sich an seinem Platz, den vier gegenüber, niederließ. Er musterte die drei Menschen und die Artheranerin vor ihm langsam.

,, Und doch hatte ich irgendwie darauf gehofft… mit einer absoluten Mehrheit

müsste er sich vielleicht fügen. Darweens Haus stellt den Großteil des Militärs, aber er ist nicht dumm. Er will diese Chance ergreifen bloß will er dabei ihre Hilfe nicht annehmen. Er glaubt Artherium sei am besten zu erobern ohne auch nur ein Wort mit dem dortigen  Gouverneur zu wechseln.“

,, Und die restlichen Hausherrn ?“ , wollte Coel wissen.

,, Istarie…. Ist mal wieder alles egal. Sie mischt sich selten ein und wird sich wohl auf die Seite der Mehrheit schlagen. Und das ist auch das Problem. Vaas ist nach wie vor unentschlossen… und somit haben wir immer noch einen Patt.“

,, Wir müssten  letztlich  Vaas überzeugen, dann gewinnen  wir. “ , sagte Aine. ,, Darween kann nicht so dumm sein, sich wirklich gegen drei Ratsstimmen zu stellen. Nicht aktiv.“

,, Aktiv ?“ , fragte Martin. ,, Über was reden wir hier ? Bürgerkrieg ?“

,, Es…“ Elth sah einen Augenblick über die Schulter und damit wieder hinaus auf die Artheranische Siedlung. ,, Es  ist eine gefährliche Situation, fällt die Entscheidung nicht bald, könnte es zu einem Bruch im Häuserrat kommen.“

,, Sie sind 10 Jahre miteinander ausgekommen.“ , stellte Adams fest. ,, Wieso plötzlich diese Spannungen ? ich kann ja verstehen, das unsere Ankunft

hier und die Nachricht über die Freigabe von Artherium  für einigen… Wirbel gesorgt haben muss, aber…“

,, Zu viel geschieht in zu wenig Zeit. Die Zerstörung Artheriums hat uns vielleicht mehr zusammengeschweißt aber der gescheiterte Angriff auf die Erde, die… Uneinsichtigkeit ihrer Art bei den Friedensverhandlungen, Via, die eine halbe Flotte von Menschen und Artheranern zerstören… das hier ist  wie ich befürchte nur…  der letzte Tropfen, der den Topf zum Überlaufen bringt, so sagen die Menschen doch, oder?“

,, Also ist es egal, wie viele Stimmen wir haben ?“ , fragte Martin. ,, Darween wird einfach was…. Trotzdem einfach

 tun was er will? “

,, Es ist nicht so einfach…“ , setzte der Artheraner an.

,, Jedes Mal, wenn jemand das gesagt hat, war es meistens eine Lüge die folgte.“ , bemerkte Martin.

Elth war aufgesprungen. ,, Wollen sie etwa, das ich hier ähnliche Zustände, wie auf der Erde riskiere ? Ihre Kolonien sagen sich los, sie sind längst in einem kalten Bürgerkrieg und wenn ich…“
,,Könnten wir uns vielleicht alle wieder beruhigen?“ , fragte Aine.

Elth sah sie einen Augenblick an, als wüsste er nicht, ob die Artheranerin ihn oder Martin meinte.

,, Ich lasse mir nichts von einer…“ Er

schwieg grade noch rechtzeitig wieder und setzte sich. ,, Ich muss um Verzeihung bitten.“

,, Schon gut.“ , brummte Martin.
,, Was sollte das ?“ , wollte Coel leise wissen.

,, Sie merken es doch auch… wir sitzen seit einem Monat hier rum und… nichts. Er hat keinerlei Plan, das ist die Wahrheit. Er will uns vielleicht helfen aber…“ Der Pilot winkte ab.

Adams sah einen Augenblick in die Runde. ,, Haben wir eine wirkliche Chance ?“
,,Nur , wenn wir Vaas endgültig überzeugen.“ , antwortete Elth. ,, Wir müssten eine absolute Mehrheit haben

wenn wir Darween zu irgendetwas  zwingen wollen. Oder zumindest darauf hoffen können.“

Martin stand auf. ,, Dann sollten wir mit ihm reden. Ich schätze… sie konnten ihn nicht überzeugen?“

,, Ich habe noch nicht mit ihm…“

,, Sie hatten einen Monat, verdammt.“

Elth schien kurz wieder wütend werden zu wollen, dann jedoch sagte er ruhig. ,, Ich erwarte nicht, das sie verstehen, wie unsere Politik funktioniert.“

Kurz bevor Martin den Raum ganz verlassen konnte, zog Coel ihn bei Seite.

,, Was ?“ , wollte der Deutsche wissen.

,, Irgendetwas stimmt doch  mit ihnen nicht.“

Martin sah sich kurz um. Adams war ebenfalls Aufgestanden und wendete sich zum Gehen.

,, Ich fühle mich seit Wochen beobachtet und nicht von den Artheranern… und dann habe ich ein schlechtes Rätsel im Kopf.“

,, Das ist doch bei weitem nicht alles.“
Es dauerte einen Moment, bis der Pilot antwortete. ,, Glauben sie wirklich, er wird uns keinen Dolchstoß verpassen, wenn er merkt, dass er auf der Verlierer-Seite ist ? Sie haben das doch grade selbst mitbekommen.“

,, Ich muss um Verzeihung bitten, wenn meine Worte sie beunruhigt haben sollten.“

Martin und Coel fuhren fast gleichzeitig herum. Keiner hatte gemerkt, dass der Hausherr sich genähert hatte.

,, Beunruhigt ist gut.“ , murmelte Martin.

,, Es fällt schwer alte Gewohnheiten los zu werden, schätze ich.“ , sagte Aine.

,, Wenn es nur das wäre.  Die anderen betrachten mich immer als den Freigeist im Rat. Aber…  vielleicht bin ich genauso unwissend wie die anderen.“

Martin kratzte sich einen Moment am Hinterkopf. ,, Ich schätze, wir sind beide einfach etwas ungeduldig.“ Und lachend  fügte er hinzu,, Daran sind nur sie Schuld Coel, normalerweise sind ie derjenige, den alles nicht schnell genug

geht . Das ist ansteckend.“
Elths Haltung wirkte fast demütig, als er zurücktrat.

 Martin machte sich daran, Adams zu  folgen.

Coel wollte es ihm schon gleich tun, als ihn der artheranische Rat noch einmal anhielt.

,, Ich wollte sie bitten noch einen Moment zu bleiben Coel. Allein“

Er drehte sich zu Elth um. Kurz war er unsicher, was der Artheraner noch wollen könnte. Für den Moment zumindest schien doch alles geklärt. Sie waren kaum weiter als vorher. Oder ?

 ,, Aine ?“

Eigentlich hatte Coel  fast erwartet, dass

sie protestieren würde.

Die Artheranerin nickte jedoch  nur. ,, Ich werde sehen ob ich Adams und Martin einhole.“

 

Henry Wilkonson ging mit hochgeschlagenem Jackenkragen durch die verregneten Straßen. Das Wasser sammelte sich in den Rinnsteinen, die den  Wassermassen nur wenig entgegenzusetzen hatten.

Wenigstens verbarg die Wolkendecke die ständig präsenten Schiffe im Orbit.

Fast hätte man meinen können, alles wäre normal.

Einige Leute hasteten ebenfalls durch die Wasserschleier, manche trugen

Einkaufstaschen, andere suchten Verwandte.

Die Sperrung sämtlicher Funkkanäle war immer noch da. Nichts war hier wirklich noch normal.

Dazu brauchte er lediglich die Straße nach den knapp zwei Meter großen Gestalten absuchen, die den gesamten Weg im Auge behielten.

Die Situation hatte sich geändert.

Wilkonson blieb vor den Stufen stehen, die hinauf zum Parlament führten. Die Türen waren verschlossen worden und ein halbes Dutzend in schwarze Panzerplatten gekleidete  Wachen hatten davor Stellung bezogen.

Eines der Wesen verfolgte den

ehemaligen Vorsitzenden mit den Augen, bis er vor dem Aufgang stehen blieb.

Ein Mann löste sich aus den Reihen der Bewaffneten

Auch wenn er wie ein Mensch wirkte, wusste Wilkonson sofort, wen er vor sich hatte. Einen Via.

,, Weitergehen.“ , meinte die Gestalt, die eine bodenlange, weiße Jacke trug. Ansonsten war sein gegenüber komplett schwarz gekleidet,  was ihn wie einen Schatten wirken ließ.

,, Haben sie eine Ahnung, wen sie vor sich haben ?“ Vielleicht hatte er einfach genug vom Verstecken.

Ob der Via nur gut riet oder einfach Zugriff auf die Datenbanken und die

Netze der Erde hatte, er antwortete sofort. ,, Henry Wilkonson, Vorsitzender des Erdparlaments. Oder… was davon übrig ist.“

,, Und sie sind ?“

,, Ein Name…. Wenn sie einen brauchen tut es Linos. “ , Und als wäre gar nichts gewesen fuhr er fort ,, Sie gehen jetzt. Wir… werden sprechen wenn die Zeit soweit ist.“
,, Und wenn nicht ?“

Die Gestalten am Eingang des Gebäudes richteten die Waffen auf die einsame Gestalt am Fuß der Treppe.

Einen Moment dachte er tatsächlich darüber nach, einfach zu bleiben.  Er war es leid…

Wenn er sich umsah, hasteten die Leute schnell weiter, als wollten sie sich nicht hier mit reinziehen lassen.

Wilkonson fragte sich, ob sie wenigstens stehen bleiben würden, wenn ein Treffer ihn in Asche verwandelte.

,, Ich habe noch zu tun.“ , murmelte er schließlich und ging davon.

Er hatte verloren.

 

 

Seyonn lief ziellos durch die Straßen der artheranischen Siedlung. Er könnte direkt zum Rat geht, wolle sich aber erst mit Coel oder sonst jemanden besprechen.

Das Gefühl beobachtet zu werden war

verschwunden. Zum Glück schien was auch immer es gewesen war, ihn nicht verfolgt zu haben.

Und es beschäftigte ihn auch nicht mehr. Es war Vergangenheit. Der Unity- Abgesandte zögerte. Ein Umstand , der ihm seltsam bewusst wurde.  Er war unsicher… Gern hätte Seyonn das lediglich auf die fehlenden Nachrichten von Coel oder den anderen auf Eos geschoben. Aber er kannte die Wahrheit und sie sich auszureden war zwecklos.

Eine bekannte Gestalt zog seien Aufmerksamkeit auf sich.

,, Aine.“

Die Artheranerin musste ihn erst jetzt bemerkt haben.

,, Seyonn. Ich wusste nicht, das sie wieder hier sind.“

,, Ich bin grade erst zurück gekommen.“ , erwiderte der Unity-Botschafter. ,, Es… sieht nicht sonderlich gut aus.“

,, Ich vermute mal das heißt dann… Willkommen im Club ?“

,, Schön das sie menschliche Redensarten einfach so  übernehmen. Ich versuche so etwas meist zu vermeiden.“ Das Gesicht  zeigte kurz so etwas, wie ein schwaches Lächeln, das aber sofort wieder unter einer gleichbleibenden Maske aus Emotionslosigkeit Verschwand. ,, Die Kronos ist ziemlich leer geworden. Nathan hat damit begonnen die Liste der Toten

durchzugehen.  Wir haben kaum noch ein Viertel der ursprünglichen Besatzung.“

Aine wusste nicht, ob der Unity-Abgesandte wirklich  besorgt klingen konnte. Seyonn aus der Ruhe zu bringen war normalerweise ein Ding der Unmöglichkeit. Aber irgendetwas anderes schien ihn nooch zu beschäftigen.

,, Sie scheinen in Gedanken zu sein.“

,, Ich werde wohl nur alt.“ Es klang  wie ein Schuld Eingeständnis.

Die Artheranerin wusste einen Augenblick nicht, wie sie auf dieses ,, Ich dachte ihre Art altert nicht ?“

.. Ich trage die Erinnerungen von Jahrtausenden mit mir Aine. Glauben sie nicht, dass das ohne Folgen bleiben

kann.  Auch wenn Artheraner zehnmal so schnell lernen wie ein Mensch, erwarte ich nicht, das sie das nachvollziehen können.“

,, Nein ich bezweifle wirklich, das ich das kann.“

,, Und sie ? Ich weiß dass der Rat noch keine Entscheidung getroffen haben kann.“

,, Darween stellt sich quer.“

Der Unity –Abgesandte sah einen Moment zum Glasturm im Zentrum der Siedlung zurück.

,, Alles verändert sich. Vielleicht auch die Meinung der größten Narren.“

,, Ich hatte  mir meine Heimkehr sicher nicht so vorgestellt.“ , erwiderte Aine. ,,

Auf der einen Seite bin ich froh, dass es zumindest einige gibt, die nicht mehr so denken. Auf der anderen gibt es wohl nach wie vor zu viele. So etwas wie echte Uneinigkeit im Rat hat es noch nicht gegeben. Ich habe das ungute Gefühl, das hier ist nur der Auftakt. Worte…“

,, Aber wenn Worte scheitern, dann wissen wir alle was folgt.“ , beendete Seyonn den Satz.

,, Ich weiß nicht, ob sie das wiederum verstehen können Seyonn , aber wenn das hier vorbei ist, falls es irgendwann vorbei ist… dann hätte ich gerne etwas Normalität.. vielleicht.“

,, Sie reden von Coel ?“

,, So unglaublich es klingt. Ich… ich habe Angefangen diesen Mann zu lieben.“

,, Es wundert mich, das Artheraner und Menschen überhaupt sexuell Kompatibel sind.“

Die Artheranerin wurde einen Augenblick  unsicher,, Wir… Wir kommen zurecht.“

,, Und offenbar die gleiche kulturell gewachsene  Verklemmtheit teilen.“ , fuhr der Unity-Abgesandte fort. ,, Schön.“

,, Also weshalb sind sie hier ?“ , versuchte die Artheranerin das Thema zu wechseln.

,, Nur eine fixe Idee. Wir brauchen in jedem Fall Verstärkung auf der Kronos.

,, Und  ich schätze, die GTDF fällt dafür

weg. “

,, Genau das. Ich hoffte eigentlich, das die Artheraner uns da aushelfen können.“

,, Ich würde mit diesem Vorschlag vielleicht warten, bis sich die ganze Situation etwas entspannt hat. Momentan fürchte ich, wird man ihnen nicht einmal zuhören.“
,, Wie auch immer, ich werde trotzdem versuchen mit ihnen zu reden. Den Antrag eines Unity können sie ablehnen, aber  das man mir nicht zuhören würde ist schon eine Weile nicht mehr vorgekommen.“

Aine lachte. ,, Ich fürchte sie unterschätzen, wie stur manche von uns sein

können.“
,, Ich glaube, davon habe ich mir ein ziemlich gutes Bildgemacht. Sie haben mehrere Tage gebraucht um sich auch nur dazu durchzuringen mit uns zu reden.“

,, Das stimmt wohl.“ , erwiderte Aine und schien einen Augenblick in Gedanken zu versinken.

,, Ein nahezu untrügliches Gedächtnis macht es trotzdem nicht unbedingt angenehmer sich zu erinnern… wer man einmal war.“

,, Es ist mehr, als würde man über eine andere Person nachdenken.“ , ergänzte Seyonn fast unhörbar leise.

,, Ich schätze… ja. Wenn sie sich

beeilen, holen sie Martin und Adams noch ein. Sie sind unterwegs zu Vaas.“

,, Der Ratsherr ? Dann hoffe ich wohl, das er mir zuhört. Und sie ?“

,, Ich gehe zurück oder komme nach. Ich glaube nicht, dass es Vorteile bringt, wenn ich mich da einmische“

,, Wieso nicht ?“

,, Vielleicht möchte ich mich auch gar einfach nicht da hineinziehen lassen. Zumindest fürs erste nicht.“

 

 

Elth schien einen Augenblick unsicher zu sein, wie er beginnen sollte.

Coel stand einfach in der Nähe der Tür und musterte den artheranischen

Hausherrn. Die Sekunden vergingen unangenehm langsam. Elths Ausbruch von vorhin war etwas, das für den sonst freundlichen Artheranern absolut untypisch schien. War der Mann wirklich nur gestresst oder… hatte er einen Plan?

,, Es gibt möglicherweise einen Weg, Darween auszuschalten.“

,, Bei ihnen klingt das, als wollten sie ihn umbringen.“ , bemerkte Coel.
,, Nein.. Nein.. Ich würde nicht einmal… Ich habe sicher darüber nachgedacht. Es wäre nichts ganz ungewöhnliches würde ein Hausherr… ersetzt werden.“
Coel schüttelte den Kopf. ,, Elth, Darween mag gegen uns stehen. Und mir

ist auch klar, dass er vermutlich nie unser Freund wird. Aber wenn sie mir tatsächlich vorschlagen sollten, jemanden zu töten, nur um ihre Stellung im Rat damit zu festigen, dann bin ich auf der falschen Seite.“ , erklärte Coel überzeugt.

,, Sie verkennen möglicherweise…“

,, Ich verkenne gar nichts. Finden sie einen besseren Weg. Falls ich sie daran erinnern darf, das ich überhaupt hier bin liegt da dran, das ich unnötiges Blutvergießen vermeiden möchte.“

Elth seufzte. ,, Es gäbe noch eine Option. Ich bezweifle aber wirklich, das ihnen diese viel besser gefallen dürfte.“
,, Und die sieht wie aus ?“

,, Was“ , fragte der Hausherr. ,, Wenn wir eine fünfte Partei im Rat einbringen ? Wenn wir vier Räte auf unserer Seite hätten müsste Darween darauf eingehen. Wenn er nicht als Friedensbrecher dastehen  will, der sich einer klaren Entscheidung nicht beugt. “
,, Und bei drei Stimmen funktioniert das wieso nicht ?“

,, Er würde einfach nicht akzeptieren, das  zumindest ein Patt an nur einer Stimme mehr scheitert. Dafür ist er dann doch zu Stolz.“ , erläuterte Elth.

,, Und an wen dachten sie ?“

,, Aine.“

Coel konnte einen Moment nicht antworten. Natürlich… jetzt wo er

wusste, worauf Elth hinaus wollte, schien es von Anfang an klar gewesen zu sein. Selbst seine Mordpläne an Darween… war das Teil des Spieles gewesen? Um Coel von selbst darauf zu bringen? Wenn ja, dann hatte er den jungen Artheraner bei weitem unterschätzt. ,, Wie bitte ?“

,, Es ist die einzige Option, die uns bleibt. Karwin  Ein unbesetztes Haus.“

,, Und ein Totes. Aine hat es oft genug selbst erwähnt.“
,, Wie viele Mitglieder ein Haus hat ist nicht ausschlaggebend.“ , erklärte er. ,, Nur das es existiert.“

,, Und ich soll sie fragen ? Warum ich ?“

,,Weil sie als einziger dafür wirklich in

Frage kommen. Lassen sie mich ihnen noch eine Frage stellen.  Lieben sie sie?“

,,Wa.. woher ?“ Es spielte wohl keine Rolle. Coel musste nicht lange über eine Antwort nachdenken. ,, Mit meinem Leben“

,, Und liebt sie sie?“

,, Ich weiß nicht… Ich glaube es… Wollen sie mir jetzt daraus einen Vorwurf machen? “

,, Nein. Wenn dem so ist, dann ist es für mich nicht von Belang.“

Coel wurde langsam wütend. ,, Was wollen sie dann ?“

,, Das sagte ich bereits. Sie wollen eine Option, die habe ich ihnen genannt.“

,, Versuchen sie grade mich unter Druck

zu setzen ?“

,, Nein. Ich rate ihnen nur, sich bald zu entschieden. Geheimnisse verbreiten sich hier nur langsam. Außer man hilft nach.“
Coel drehte sich nicht noch einmal zu der Gestalt des Rats um.

,, Wagen sie es nicht.“

,, Es ist die einzige Möglichkeit die uns bleibt.“ , meinte der Ratsherr beinahe schuldbewusst. ,, Sie reden mit Aine oder ich übernehme das.“

Coel verschwand ohne ein weiteres Wort aus der Tür.

Kapitel 6 Entscheidungen

,, Warum ?“

Die Stimme schien so weit  entfernt, dass er sie anfangs kaum bemerkte.

Der Mann, der sich Marcks  nannte schlug die Augen auf.

Er befand sich immer noch in der dunklen Kammer. An Bord des Via-Schiffs…

 Vorsichtig drehte er den Kopf

 Ein großes Fenster erlaubte den Blick hinab zur Erde. Der Planet schwebte ruhig und blau weniger als zweihundert Kilometer von ihm entfernt.

Er war hier oben gewesen…

Er hatte nach Wilkonson gesucht.

Er war gestorben… oder starb noch? Wenn ja fühlte er sich erstaunlich gut.

,, Warum ?“

Marcks hatte die Stimme fast wieder vergessen.

,, Warum was ?“

Einen Moment überlegte er, ob er den Sprecher kannte.

Eine einsame Gestalt stand inmitten des ansonsten  leeren Raums. Dunkle Haare und ein glattes, sonst wohl ausdrucksloses Gesicht, das jetzt jedoch deutliche falten warf, als würde den Mann irgendetwas schwer  beschäftigen.

Hastig tastete er nach seiner Waffe, fand sie aber nicht mehr.

,, Ich bin nicht so dumm, ihnen die zu

lassen.“  , erklärte Asmodeus und hielt die Pistole in die Luft, bevor er sie wieder verschwinden ließ. ,,Sie wussten das sie sterben würden warum sind sie trotzdem zurück geblieben ?“

 Sterben ? War das hier ein seltsamer Traum? Marcks zwang sich, seine Gedanken zu sammeln.  Er war alles andere als tot.

Er versucht sich ein wenig aufzusetzen, was ihm mühelos gelang.

,, Ihr organischen Wesen seid so einfach zu reparieren.“ , erklärte der Via, dem noch immer leicht verwirrten Mann.

Dieser sah nun mit ausdrucksloser Mine auf die Stelle, an der er eben noch gelegen hatte.

Eine Blutlache bedeckte den Boden und Teile des Fensters.

Viel Blut…

,, Was haben sie mit mir gemacht ?“ Er konnte sein Spiegelbild nur unzureichend in der Glasscheibe erkennen. Flüssiges Metall schien in den nun verschlossenen Wunden, tiefen Schnitten und Prellungen zu schwimmen. Wenn er die Hand hob folgte ein Strom grauer, kaum wahrnehmbarer Partikel der Bewegung.

,, Sie gerettet.“

,, Warum ?“

,, Für eine Antwort auf genau diese Frage.“ , erklärte der Via. ,, Ich versuche es zu verstehen. Er hatte auch keine Antwort für mich.“

Marcks wusste nicht, was er davon halten sollte. Die Frage schien Asmodeus tatsächlich zu beschäftigen.

,, Und sie erwarten wirklich, das ich ihnen das erkläre ?“

,,Ansonsten   gehen sie eben hinunter auf ihren Planeten.“ , sagte sein Gegenüber fast gleichgültig.

, Dort haben sie genug Gelegenheit zum Sterben. Nochmal.“

,, Niemand dort  verdienen es zu sterben. Wir haben unsere Fehler, aber… “

,, Und wer verdient das denn genau ?“ unterbrach ihn der Via ,, Wir  etwa?“

Marcks antwortete nicht. Es gab keine Antwort.

,, Gehen sie.“, befahl Asmodeus.   ,, Es war dumm zu erwarten, dass sie verstehen könnten. Wir werden schon noch herausfinden… wer Recht hat.“

,, Recht womit ?“

 

 

 

Adams blieb einen Augenblick stehen und nahm die Brille ab, als sie den Fuß des Turms im Zentrum der Siedlung erreichten.

Der Bau überragte einen offenen Platz, mit einem kleinen ummauerten Garten im Zentrum. Ein Stück Erde, das man sich selbst überlassen hatte

Das untere Stockwerk des Gebäudes

besaß keine Wände und der gesamte Turm ruhte lediglich auf mehreren scheren Tragsäulen.

Der Doktor sah einen Augenblick zu Martin herüber. Er wirkte entspannter, als vorhin, wie Adams auffiel.

,, Glauben sie nicht mehr , das Elth uns hintergehen könnte ?“ , wollte er wissen, während er die Brille wieder aufsetzte.

,, Ich lasse mich einfach überraschen, aber wir können gerne wetten.“ , erklärte der Pilot schmunzelnd.

,, Ich glaube da verzichte ich.“

,, Schade, ich gewinne bei so was meistens. Fragen sie Coel.“ , sagte Martin lachend während sie das Gebäude

betraten
Vaas würde wohl entweder hier sein oder sie würden jemanden finden, der ihnen sagen könnte, wo er sich aufhielt.

Einige Artheraner hatten sich an der Treppe eingefunden, die hinauf in den Turm führte, aber die meisten drehten sich nur kurz zu ihnen um.

Mittlerweile hatte man sich wohl bereits an ihren Anblick gewöhnt.

Einer der Artheraner trat jedoch aus der Gruppe auf sie zu.

Martin war kurz besorgt, aber Adams ging ohne zu zögern auf den Fremden zu.

,, Malik.“

Der Artheraner nickte dem Doktor nur kurz zu und schien kurz zu lächeln.

,, Und wie laufen die Arbeiten ?“

Malik zuckte mit den Schultern. ,,  Es wird sie vielleicht freuen zu hören, das die Strahlungsschilde, die sie vorgeschlagen haben mittlerweile auf über einem Dutzend Schiffen ihren Dienst tun. Ich schätze, wir schulden ihnen alle etwas.“
,,  Das ist schön zu hören. Aber sie schulden mir nicht das geringste Malik. Auch sonst niemand.“ Adams Stimme klang plötzlich niedergeschlagen und betrübt.

,, Sie verkennen ihre Arbeit glaube ich.“

,, Ja vielleicht…“ , erwiderte er nur.

Martin sah einen Augenblick zwischen dem Artheraner und Adams hin und her.

,, Sie kennen sich ?“
Der Doktor nickte. ,, Malik, das ist Martin. Einer unserer Piloten.  Ich arbeite seit einer Weile an den artheranischen Werften. Sie hatten auf einigen Schiffen Probleme mit Strahlungsausbrüchen von ihren Generatoren.“

,, Klingt unschön“.

,, Das glauben sie aber. Ich nähere mich den Werften nur noch mit einem Geigerzähler.“ , antwortete Adams und zog  ein kleines, etwa handtellergroßes Gerät aus seiner Tasche. ,, Aber gut, dass sie das Problem jetzt unter Kontrolle haben“ , fügte er an den Artheraner gerichtet hinzu.

,, Warum seit ihr hier ?“ , wollte dieser wissen.

,, Wir suchen nach Vaas. “

Malik sah einen Augenblick beinahe mitleidig zu den zwei auf. ,, Verstehe. Politik ist ermüdend.“

Martin lachte laut. ,, Endlich jemand der mich versteht.“

,, Vaas ist vermutlich oben.“ , erklärte der Artheraner schließlich.

,, Danke Malik.“

Adams begann zusammen mit Martin die Freitreppe in das nächste Stockwerk hinauf zu steigen.

 

 

 

Coel trat in Gedanken einen Stein über den befestigten Weg .Der Kiesel prallte ein paar Mal vom Pflaster ab und blieb dann liegen. Die Sonne beschien das Pflaster mittlerweile blendend Hell und würde wohl auch noch mehr als zwölf Stunden am Himmel stehen.

 Kurz überlegte er, zurück zu gehen.

Vielleicht hatte Martin mit seiner Einschätzung doch recht gehabt. Die kaum verhohlene Drohung Elths hatte ihm zumindest eines klar gemacht: Er konnte dem Artheraner nicht mehr völlig vertrauen.

Und noch mehr… Coel ärgerte sich schlicht.

Er war überlistet worden wie ihm nur

langsam voll bewusst wurde. Überlistet und hintergangen. Hätte er gewusst, was der artheranische Ratsherr im Sin hatte mit seinen Fragen…

 Er hätte seine Gefühle einfach leugnen sollen.

Und jetzt ?

Er würde mit Aine reden müssen, sobald er die Gelegenheit hatte. Und gleichzeitig sträubte sich alles in ihm dagegen.

Plötzlich blieb er stehen. Etwas war anders…

Er war noch zu sehr in Gedanken um es wirklich zu merken, als sich ein Schatten ohne Vorwarnung auf ihn stürzte.

Rafail Coel wurde sofort zu Boden gerissen.

Etwas bohrte sich ihm Schmerzhaft in die Seite, während sein Gegner die Waffe bereits wieder aus der Wunde riss und erneut ausholte.

Coel konnte kaum etwas erkennen, weil ihn die Sonne jetzt direkt ins Gesicht brannte und so riss er nur verzweifelt den Arm hoch um einen weiteren Messerhieb abzuwehren

Die Klinge prallte am Metall seiner Armschiene ab.

Sofort versuchte Coel wieder auf die Füße zu kommen und tastete zeitgleich nach seinem Revolver.

Als er die Waffe halb gezogen hatte, trat der Fremde ihm die Pistole aus der Hand und sie landete irgendwo im Staub.

Coel verpasste dem Angreifer seinerseits einen Schlag vor den Kopf, der diesen zurückwarf, so dass er endlich wieder auf die Füße kam.

Schwer atmend stand er einen Augenblick da. Aus einer Stichwunde an seiner linken Seite floss Blut.

Er konnte seinen Gegner jetzt zum ersten Mal richtig erkennen.

,, Sie… kommen nicht lebend davon.“ , sagte der abgerissen wirkende Mann.

Skelaw…

Elth war grade zu einem fast nebensächlichen Problem geworden.

Er sah sich kurz nach seiner Pistole um. Diese lag nun jedoch gut zehn Meter entfernt. Viel zu weit um sie zu

erreichen, sich gleichzeitig umzudrehen und dann Skelaw noch sicher treffen zu können....

Coel ließ eine der geschwärzten Klingen von seinen Armschienen  in seine Hand gleiten.

 

 

 

 

 

Ein weiter offener Saal, dessen Wände vollständig aus Glas bestanden bildete den Raum, in dem sich der artheranische Häuserrat traf.

Vaas Katlaron  saß auf einem Kissen auf demselben Platz am Tisch, an dem er sie

auch vor über einem Monat empfangen hatte

Seine ungezähmten grauen Haare gaben ihm ein wildes aussehen gaben, das durch zwei blasse, kalte Augen noch unterstrichen wurde.

Und noch jemand war anwesend.

Istarie Khyron musterte die Neuankömmlinge mit einer Mischung aus Neugier und Überraschung.

Ihre Augen wanderten allerdings zu einem Punkt hinter Martin und Adams und als der Doktor sich umdrehte, stolperte er fast in die Gestalt Seyonns.

,, Man hat mir gesagt, das ihr hier sein würdet.“ , erklärte der Unity-Abgesandte lediglich, hielt sich aber weiter im

Hintergrund. Er würde sein Anliegen wohl besser erst einmal verschieben.

Bevor Adams noch fragenkonnte, wann genau Seyonn nach Eos zurückgekehrt war, ergriff auch schon Vaas das Wort.

,, Ich hatte euch nicht erwartet.“ , meinte er.

,, Ich werde selten erwartet.“ , gab Martin nur leicht spöttisch zurück. ,, Sie etwa Adams ?“
Adams ging nicht darauf ein, als er nun vortrat.

,, Ich möchte eigentlich gleich zum Grund unseres Hierseins kommen.“

,, Das da wäre ?“

,, Das sollten sie bereits  wissen.“ , sagte Martin.

,, Man könnte meinen, es sei schwer in einer Gemeinschaft wie  der unseren ein Geheimnis für sich zu behalten“ , bemerkte Istarie.

Er verstand was sie meinte. Die Artheraner  besaßen die Fähigkeit Gedanken oder zumindest Teile davon weiterzugeben. Das war kein Prozess, den sie wirklich kontrollieren konnten. Somit war es wohl tatsächlich schwer, etwas sicher verborgen zu halten. Oder ?

 ,, Das Gegenteil ist der Fall. Man lernt schnell wachsam zu sein und auf die eigenen Gedanken aufzupassen.“

,, Darf ich das so verstehen, dass sie einfach nicht wissen, was als nächster Schritt günstig wäre ?“ , fragte Seyonn.

Er klag beinahe gelangweilt. Es hatte den Unity-Abgesandten nicht lange gebrauch um die Situation zu erfassen.

Istarie sah ihn einen Augenblick verwirrt an. ,, Ja“, sagte sie schließlich.

Martin trat entschieden vor. ,, Sie können Darween nicht zustimmen.“

,, Wie kommen sie darauf, dass ich das beabsichtigen würde ?“ , fragte Istarie.

Vaas saß nur weiterhin ruhig da und schien entweder nachzudenken oder einfach zu beobachten.

,, Weil das ihre einzigen beiden Optionen sind. Wir oder Darween. Sie werden sich Artherium so oder so holen, das ist mir vollkommen klar. Aber sie haben die Möglichkeit sich zu entschieden ob das h

ohne Blutvergießen geschehen soll.“

,, Wenn Darween recht bekommt“, mahnte Adams ,, dann werden ihre Leute sterben, das ist klar.“

,, Und wenn ihr recht bekommt Mensch, vielleicht ebenso. Darween wird, so wie die Dinge stehen nicht einfach  zusehen das wir ihn übergehen.“

,,Sie sind schlicht Feige“ , gab der Pilot zurück.

,,Martin!“ Adams trat einen Schritt vor, wurde jedoch von Seyonn zurück gehalten.

,, Das müssen sie hören.“ , sagte er leise.

,,Nein Adams.“ Er wendete sich zu Vaas. ,, Ihr  alle beide. Feiglinge. Ihr seht

lieber zu wie die einzige Chance zunichtewird, die wir euch bieten können und alles was ich bisher zu hören bekomme sind Ausflüchte und… Angst. Glaubt ihr wirklich…  “

,, Genug!“  Vaas war aufgestanden und selbst Martin zuckte kurz vor der Stimme des Artheraners zurück. ,,  Ich werde sicher  nicht zusehen, wie dieser Streit unsere Häuser spaltet.“

Er schloss die Augen und schien lange nachzudenken, bevor er sie wieder öffnete.

,, Ich kann keine Entzweiung zulassen. Aber ich werde auch nicht zusehen, wie unser Volk sinnlos in den Tod geht.“ Vaas  zögerte einen Moment, bevor er

fortfuhr. ,, So sei es also Mensch. Ihr habt meine Stimme. Istarie ?“

Di Artheranerin nickte, wenn auch erst nach einem Moment.

,, Na bitte… War das so schwer?“ , fragte Martin.

,, Wann wird die Abstimmung stattfinden ?“ , wollte Seyonn wissen.

,, Sobald wie möglich.“ , antwortete Vaas. ,, Am besten bereits Morgen.“

,, So schnell ?“ Adams wunderte sich, das die Entscheidung plötzlich schon fest zu stehen schien.

,, Für morgen wollte sich der Rat ohnehin erneut besprechen.“ , erläuterte der Artheraner. ,, So geben wir Darween wenig Zeit sich zu organisieren.“

Martin wendete sich zum Gehen. ,, Ich gebe Coel Bescheid. Der wird sich freuen.“

 

 

 

Coel musterte sein Gegenüber langsam. Skelaw hatte sich seit ihrem letzten Aufeinandertreffen tatsächlich stark verändert.

Der Artheraner wirkte abgemagert und alles andere als gesund. Ein Arm hing in einem seltsamen Winkel herab. Vermutlich der, den Aine bei ihrem Kampf mit Skelaw gebrochen hatte.

Er spürte Wut bei der Erinnerung  in sich hochkochen, gemischt mit einem

Anflug von Mitleid.

Der Artheraner wäre in seinem momentanen Zustand kaum eine Herausforderung  für ihn gewesen… wäre es ihm nicht gelungen ihn zu verletzen.

Die Soldaten der GTDF bekamen normalerweise eine regelmäßige Injektion mit Nanopartikeln die bei Verletzungen Schmerzmittel und Gerinnungsfaktoren   freisetzten. Seine letzte Dosis  war schon eine ganze Weile her, trotzdem würde die Wunde nicht sofort gefährlich werden. Sie würde ihn aber in jedem Fall langsamer machen.

,, Geht.“ , meinte Coel warnend. Er wollte es nicht auf einen Kampf

ankommen lassen. ,, Euer gesamtes Volk hat euch schon verstoßen, glaubt ihr das ändert noch etwas ?“
Der Artheraner gab keine Antwort.

,, Ich habe euch gewarnt.“ Coel packte die Klinge in seiner Hand fester und spähte noch einmal zu seinem verlorenen Revolver. Er würde die Waffe nicht erreichen können. Also musste es so gehen.

Einen Augenblick schien alles still, während weder er noch der Artheraner sich bewegten. Er glaubte sogar, das Blut das aus seiner Wunde sickerte hören zu können.

Dann geschah fast alles Gleichzeitig.

Skelaw machte einen Schritt vorwärts,

während Coel gleichzeitig versuchte rückwärts auszuweichen.

Im nächsten Moment wurde sein Verstand mit Sinneseindrücken überflutet, so dass er einen Augenblick kaum klar sehen geschweige denn denken konnte. Der Artheraner hatte ihm einfach einen mentalen Schlag versetzt, der ihn einen Augenblick handlungsunfähig machte.

Trotzdem schaffte er es grade noch den ersten Angriff seines Gegners abzuwehren. Dieser riss die Waffe jedoch sofort wieder hoch und würde sein Ziel diesmal nicht verfehlen.

Coel, der seine Gedanken noch immer nicht wieder vollkommen unter Kontrolle

hatte, warf sich zur Seite um der Attacke doch noch zu entgehen.

Er landete auf der verletzten Seite. Dreck und kleine Steine gruben sich schmerzhaft in die Wunde, brachten ihn aber wenigstens endgültig wieder zu vollem Bewusstsein und vertrieben die letzten fremden Sinneseindrücke aus seinem Kopf.

Seine Pistole lag weniger als drei Meter entfernt. Wenn er schnell war…

Skelaw stand über ihm und holte erneut mit dem Messer aus.

Im nächsten Moment erstarrte er, als ein Schuss ihm die Waffe aus der Hand schleuderte.

Coel fragte nicht lange, wie er so viel

Glück haben konnte, sondern griff nach seinem Revolver sprang wieder auf und schlug dem Artheraner im gleichen Moment den Kolben an den Kopf.

Skelaw machte einen Schritt rückwärts, bevor Coel ihn packte und ihm die Waffe an die Schläfen hielt.

,, Soll ich uns beiden einen Gefallen tun und einfach abdrücken ?“ , fragte er den Artheraner, der versuchte sich aus seinem Griff zu befreien.

Ein spöttisches Grinsen  trat auf Skelaws Gesicht. ,,  Sie sind ein guter Mann… sie können mich nicht töten sie sind zu schwach.. dafür.“

,,Nein Skelaw… Ich bin kein guter Mensch.“ Er stieß den Artheraner zurück

und richtete die Waffe sofort wieder auf ihn. Das grinsen war aus dessen Gesicht verschwunden.

,, Sie haben mich angegriffen, „ , sagte Coel. ,, das kann ich verzeihen. Ich bin es gewohnt, dass man mich nicht mag.  Aber sie haben mein Leute bedroht, sie habe Aine verletzt. Das kann ich nicht verzeihen.“

Mit jedem Wort schwand die Skelaws Selbstsicherheit mehr. Mit jedem Wort wurde dem Artheraner mehr klar, dass er nicht davon kommen würde.

Einen Augenblick lang schien wieder alles still.

Dann ließ Coel die Waffe sinken.

,, Verschwinden sie.“

Skelaw blieb wo er war.

Er riss die Waffe hoch und jagte eine Kugel knapp an dessen Kopf vorbei.

Skelaw zuckte zusammen, blieb aber  weiterhin stehen. Coel zielte aber sofort wieder auf ihn.

,, Und ich warne sie nur einmal. Kommen sie mir, kommen sie Aine,  kommen sie irgendjemanden noch mal zu Nahe, dann werde ich nicht mehr zögern.“ , fügte er hinzu.

Der Artheraner nickte nur, während er, seine Schritte beschleunigend, die Straße hinab lief.

Coel ließ ihn nicht aus den Augen, bis er schließlich um eine Straßenecke verschwand.

,, Ich glaube sie haben das richtige getan.“

Er drehte sich langsam zu der bekannten Stimme um und schüttelte nur den Kopf.

,, Nein Martin . Das richtige wäre gewesen ihn auf der Stelle zu erschießen.“

,, Warum haben sie es dann nicht getan ?“ , wollte der Pilot wissen.

,, Vielleicht versteht er es ja irgendwann…“

,, Und das glauben sie immer  noch  ? Nach all dem ? Er hat sie fast getötet.“

,, Würde ich das nicht mehr glauben“  , erklärte Coel ruhig. ,, würde ich aufhören es zu versuchen. “

,, Die Wunde sollte sich jemand

ansehen.“ , bemerkte Martin

Coel nickte nur. Aber er hatte nach wie vor größere Probleme. ,, Ich… ich muss erst mit Aine reden.“ Er machte einen Schritt vorwärts, stellte jedoch fest, dass ihn seine Füße nur unzureichend trugen.

,, Ich schätze ich begleite sie besser.“ , der ihn ohne zu zögern mit einem Arm stützte.  ,, Das is ein schlechter Tag zum Sterben.“

,, Ist das nicht jeder Tag ?“ , fragte Coel rhetorisch . ,, Haben sie beim Rat eigentlich was erreicht ?“

,, Vaas und Istarie wollen uns beide unterstützen. Das hat nur… etwas Überredungskunst meinerseits

gebraucht.“

,, Überredungskunst hmm ? “

Martin zuckte mit den Schultern. ,, Das wird Darween aber sicher nicht davon abhalten, sich gegen uns zu stellen.“

Coel schüttelte den Kopf ,, Nein.“ Und das brachte ihn wieder zu Elths Drohung zurück. Oder war es ein Angebot? Er wusste es nicht. ,, Aber vielleicht… gibt es da eine Möglichkeit.“

,, Eine Möglichkeit ?“

,, Keine Gute.“ , erklärte er. ,, Ich… ich spare mir die Details. Übrigens danke nochmal.“

,, Wofür ?“ , wollte der Plot wissen

,, Sie haben Skelaw doch vorhin  entwaffnet.“

Martin blieb stehen und zwang ihn, der sich immer noch auf ihn stützte, damit das gleiche zu tun.

,, Ich habe sie beide erst gefunden, als sie ihm bereits die Waffe an die Schläfe gehalten habe.“

Coel sah Martin einen Augenblick beunruhigt an, bevor er den Blick langsam über die naheliegenden Gebäude schweifen ließ. Niemand war zu sehen.

,, Irgendjemand hat es aber.“
Langsam, fast unsicher,  setzten sie ihren Weg fort. Noch ein Geheimnis. Das hatte grade noch gefehlt. Wenigstens schien es sich hier aber um einen freundlichen Geist zu handeln.

 

Kapitel 7 Schuld

Asmodeus sah eine Weile schweigend hinunter auf den Planeten vor dem Sichtfenster.

Marcks  hatte ihm zugehört, aber Verstanden?

,, Ich könnte sie in diesem Moment alle auslöschen.“ , erklärte er ruhig.

,, Warum tun sie es dann nicht ?“

Er drehte sich wieder zu dem Menschen um. ,, Weil ich deshalb nicht hier bin. Es gibt Fragen… Fragen die Antworten brauchen. Aber ich kann nicht mehr erwarten, sie hier zu finden.“

,, Ist das nicht was sie wollen… sie haben den meist Bevölkerten Planeten

der Galaxie in Hände, einen Großteil der Menschheit. Sie haben die Kontrolle.“
,, Und was nützt das, wenn ich mir nicht mehr sicher bin, das dieser Pfad der richtige ist ? Ich dachte, er wäre ein Einzelfall. Eine Anomalie. Und jetzt… Was soll ich von ihnen halten, das sie genau so handeln?
Marcks sah den Via nur einen Moment verwirrt an. Sein eigenes Spiegelbild sah ihm aus dessen Rücken von der Glasscheibe aus an. Wie alt war diese denkende Maschine vor ihm? Hunderte ? Tausende Jahre alt ? Getrieben von einer Narbe in seiner eigenen Geschichte. Von einer bodenlosen, dunklen Angst, die sich nicht nur mit dem Untergang seiner

Zivilisation erklären ließ…  da war mehr, dachte Marcks. Er würde Asmodeus aber nicht darauf ansprechen.   ,, Von wem reden sie überhaupt ?“ , fragte er stattdessen.

,, Rafail Coel. Das erste Mal… habe ich versucht ihn zu töten. Beim zweiten Mal, blieb er da um zu sterben… Warum ?“

Martin schüttelte den Kopf.

,, Menschen sind so. Wir können mutig sein. Wir können altruistisch sein. Wir können Frieden suchen, egal wie gewaltsam wir wirken mögen. Viele haben das nur einfach vergessen.“

Asmodeus wendete sich wieder ab. ,, Ihre Worte bedeuten nichts.“ Plötzlich war es, als wäre diese seltsame,

zerrissene Seite des Via nie da gewesen. ,, Zwei Ausnahmen unter Milliarden… sie sind Lichtpunkte im Nichts. Sie können gehen. Wir sind hier fertig.“

,, Wie bitte ?“

,, Ich habe nicht vor sie hierzubehalten. Sie liefern mir Gedanken keine Antworten, ihre eigenen verschrobenen Hoffnungen auf eine bessere Welt… So ist es doch oder?“

Marcks antwortete ihm nicht.

,, Wie ich es mir gedacht hatte. Also gehen sie… auf ihrem Planeten, sterben, leben… es ist mir egal.“

 

Skelaw rannte. Er wusste nicht wohin, aber seine Gedanken rasten mit ihm.

Warum ?

Er hatte den Menschen entdeckt. Eine Chance auf Rache gesehen. Das war alles gewesen.

Wie lange war es her, dass er sich in die Siedlung gewagt hatte? Eine Woche ? Zwei ? Es schien nicht wichtig. Die Zeit selbst schien für ihn jetzt kaum mehr eine Rolle zu spielen.  Er war ein Ausgestoßener…

Als der Artheraner  schließlich stehen blieb, hatte er die Siedlung weit hinter sich gelassen. Um ihn gab es nichts mehr als die endlosen Wälder von Eos und die Ausläufer der  freigebrannten Graslandschaft um die Siedlung.

Er war ein Ausgestoßener. Namenlos und

für seine eigenen Leute weniger Wert als ein Tier.

Und das schlimmste war, er konnte es verstehen. Nicht wie sie einem Menschen mehr zuhören konnten als ihm… aber was er getan hatte war falsch gewesen. Aber zurückkehren um Verzeihung bitten…

Er ließ sich auf einem Stein nieder.

Es würde nichts bringen. Man würde ihn selbst bestenfalls töten. Schlimmstenfalls jagte man ihn einfach zurück in die Wälder.

Sterben…Er hatte insgeheim darauf gehofft. Hätte er keinen Erfolg, wäre es wenigstens vorbei. Warum hatte Coel es nicht zu Ende gebracht?

Der Mensch war einfach schwach. Und doch schien das nicht die Antwort zu sein…

Aber der Artheraner weigerte sich, über die andere Möglichkeit nachzudenken. Ein Geräusch riss Skelaw aus seinen Gedanken. Das war nicht irgendein aufgeschrecktes Lebewesen…

Er fühlte sich beobachtet.

,, Wer ist da ?“ , fragte er und stand langsam auf. Er war vollkommen unbewaffnet, aber das machte ihm keine Angst. Viel war von seinem Leben nicht geblieben. War er doch selbst mit seinem letzten Ziel gescheitert…

Rache… allein der Gedanke schmeckte ihm jetzt bitter. Es war in jeder Hinsicht

vorbei und er hatte keine Wut mehr übrig.

,, Es hat keinen Sinn sich zu verstecken., sagte Skelaw, während er sich weiter umsah. Wenigstens hielt ihn das vom Nachdenken ab. Er mochte den Weg nicht, den seine Gedanken einschlugen.

Eine hochgewachsene Gestalt trat aus den tieferen Schatten zwischen den überwucherten Bäumen hervor. Mehr eine Silhouette, als das er wirklich jemanden erkennen könnte.

Lediglich die Waffe in den Händen des Fremden, die in einem verirrten Lichtstrahl schimmerte. Ein langläufiges Gewehr mit aufgesetzter digitaler

Visierung.

Computergesteuerte Zielkorrektur erlaubte es dabei, selbst auf mehrere tausend Meter noch zielgenau zu treffen. Und auf die Entfernung…

Eine Kugel aus einer Hochgeschwindigkeitswaffe würde kaum mehr als Einzelteile übrig lassen.

Oder von einem Messer…

Wenigstens wusste er jetzt, wer ihn entwaffnet hatte.

,, Wer seit ihr ?“

Langsam trat die Gestalt ins Licht. Ein Mensch und eine Frau.

Skelaw brauchte die Gestalt allerdings nur kurz mustern um festzustellen, dass etwas nicht stimmte.

Das Gesicht, aus dem ihn zwei hellblaue Augen unter dunklen Haaren entgegenblickten und die Kleidung bestehend aus einer simplen Tarnuniform waren noch unauffällig.

Ihre Hände jedoch, die das Gewehr immer noch halb auf ihn gerichtet hielten schimmerten metallisch. Kybernetische Implantate, die er nur bei einer anderen Gelegenheit schon einmal gesehen hatte.

Und zwar bei Rafail Coel…

,,Sarah.“ , stellte sich die fremde vor. Ihre Stimme klang nicht unfreundlich. Aber auch nicht unbedingt freundlich . Eigentlich war sie vollkommen ausdruckslos.

,, Nun Sarah, ich bin ein lebender

Toter.“ Es schien ihm unnütz sich vorzustellen. So oder so, war diese Begegnung schon seltsam genug.

Wer auch immer sie war, er hatte sie nie bei den übrigen Menschen gesehen. Noch ein Fremder…

Aber es war auch bedeutungslos, denn die Wahrheit seiner eigenen Worte wurde ihm hier nur all zu bewusst.

Er war tot, obwohl er noch atmete. Es war tatsächlich besser zu  sterben,  als weiter so  leben.

Skelaw traf seine Entscheidung.

Der Rat war ein Ausweg. So könnte er darauf hoffen wenigstens einen Teil seiner Schuld loszuwerden. Und wenn sie ihn wegscheuchten… er war in einer

absoluten Sackgasse angekommen.

Es gab nur noch diesen Weg für ihn.

Coel hatte gewonnen, schätzte er. Der Gedanke weckte nur eine Erinnerung an Wut.

Langsam sah er auf. Die Fremde war verschwunden.

Vielleicht war es auch  nur eine Illusion gewesen. Eine seltsame Sinnestäuschung…

Es spielte keine Rolle.

 

 

,, Was ist passiert ?“ Aine hatte Martin und den verletzten Coel schon von weitem entdeckt und kam ihnen sofort entgegengelaufen.

,, Es geht mir gut.“ , erklärte Coel abwehrend. Eine Hand hielt er immer noch auf die tiefe Schnittwunde in seiner Seite gepresst. Die Blutung stoppte das allerdings kaum und mittlerweile war sein gesamtes Hosenbein dunkel verfärbt.

,, Man kann ihn eben keine Minute allein lassen.“ , bemerkte Martin und versuchte damit wohl, die Situation zu entspannen.

Aine jedenfalls ging nicht darauf ein.

,, Was ist passiert ?“ , wiederholte sie wieder. Besorgnis und bereits ein Anflug von Wut mischten sich in der Stimme der Artheranerin.

,, Skelaw ist passiert.“ , antwortete Coel knapp. Er musste sich mittlerweile

konzentrieren um auf den Beinen zu bleiben und Martin zog ihn mehr mit sich, als das er noch selber  lief.

,, Ich hätte ihn töten sollen, ich hätte.. ach verdammt…“ Aine ließ die Schultern hängen und lief nur neben Martin und ihm her.

,, Es geht mir gut.“ , versuchte Coel sie zu beruhigen.  Er nahm die Hand von der Wunde. Blut... viel Blut. ,, Oder zumindest wird es das hoffentlich wieder. Aber hey, jetzt …  jetzt sind wir beide Quitt…“

Er redete einfach weiter in der Hoffnung sich dadurch selbst bei Bewusstsein zu halten.

,, Was ?“ Aine sah ihn einen Augenblick

verwirrt an.

,, Ich hab mir wegen der Narbe noch Vorwürfe gemacht.“ , erklärte er und versuchte ein Lächeln. Es gelang ihm nicht ganz.

Coel wurde schwindlig und einen Augenblick schien alles dunkler zu werden.

,, Okay, vielleicht geht es mir doch nicht so gut.“ , murmelte er noch, bevor er endgültig das Bewusstsein verlor.

 

 

Nachdem sie Coel ins Haus gebracht hatten, hatte Martin so gut es ging alles zusammengefasst, was er von der kurzen Begegnung mit Skelaw mitbekommen

hatte  und auch von seiner Unterredung mit dem artheranischen Häuserrat berichtet.

,, Sie wollen sich morgen endgültig entscheiden.“ , schloss er, während Aine besorgt zu Coel herübersah. Die Wunde des Mannes hatten die beiden so gut es ging versorgt und zumindest die Blutung gestoppt.  Trotzdem war er noch nicht wieder bei Bewusstsein sondern murmelte nur ab und an unverständlich  vor sich hin.

Aine hatte Martin nur halb zugehört.

,, Ich verstehe“ , sagte sie trotzdem.

Martin lief nervös auf und ab, bevor er sich schließlich setzte und einen Augenblick schwieg.

,, Hätte mir jemand gesagt, dass ich mich mal mit Artheranischer Politik befassen muss, ich hätte ihn ausgelacht.   , sagte er schließlich. ,, Nein halt, ich würde ihn immer noch auslachen.“

,, Versetzen sie sich mal in meine Position.“ , meinte die Artheranerin lediglich mit einem leichten Anflug von Humor, der aber sofort wieder verschwand.

,, Irgendetwas, das wir tun können ?“ , fragte er und nickte in Richtung Coel,  obwohl er glaubte die Antwort zu kennen.

,, Ich bezweifle, das sich irgend ein artheranischer Arzt mit Menschen auskennt. Und Teach herholen dauert

schätze ich …“

 ,, Seyonn ist wieder hier.“ , überlegte Martin laut. ,, Wenn er sich Coel mal ansieht…“

Aine nickte nur.

Der Pilot stand auf. ,, Ich sehe ob ich ihn finden kann.“ , erklärte er. ,, Achten sie auf Coel ?“

,, Ich hatte nicht vor irgendwo hin zu gehen.“

Martin verschwand ohne ein weiteres Wort aus der Tür und Aine konnte lediglich noch einen Augenblick seine Schritte hören, bevor auch diese Verstummten.

 

 

,,Sie wollen sich schon morgen entscheiden ?“

Aine zuckte zusammen und drehte sich dann zu der Stimme herum. Coel war wach und musterte sie aus etwas trüben, aber Wachen blauen Augen.

,, Wenn du mich nochmal so erschreckst bring ich dich höchstpersönlich um.“ , meinte sie , begann dann aber mitten im Satz zu lachen. Eine Welle der Erleichterung

,, Wenn du dich dann besser fühlst.“ , meinte er Schulterzuckend und setzte sich auf. Oder versuchte es zumindest. Ein plötzlicher Scharfer Schmerz zwang ihn aber dazu, sich eines Besseren zu besinnen.

,, Nein sicher nicht.“

Sie klang wütend, als sie sich neben ihn setzte. . Wütend war gut, dachte Coel.  Sie würde noch ein gutes Stück  wütender werden. Da war er sich sicher. Seine Gedanken kreisten nach wie vor um Elths Worte…

,, Vaas und Istarie haben sich entschieden.“ , berichtete sie. ,, Sie werden sich gegen Darween stellen.“

,, Aber das wird nicht ausreichen wie ?“ , fragte Coel. Er suchte nach wie vor nach einem Ausweg wusste aber,d as er keinen finden würde.

,, Nein ich fürchte nicht. Ich kenne Darween. Er wird sich niemals dazu herablassen auf einen Menschen zu

hören. Allein aus Prinzip. Er war nicht immer so.“

,, Artherium ?“

,, Es hat viele von uns verändert. Manche mehr als andere…“ Sie sah plötzlich auf und starrte ihm direkt in die Augen. ,, Sei ehrlich Rafail.  Irgendetwas beschäftigt dich doch.“

,, Darween würde sich bei einer größeren Mehrheit ja vielleicht beugen müssen.“

,, Ja, bei einem größeren Rat. Es wäre ihm unmöglich einfach zu behaupten eine Stimme sei manipuliert. Er könnte die Unterstützung seines Hauses verlieren, wenn er sich ohne guten Grund gegen den Rat stellt. Aber das ist doch

reine….“ Sie hielt inne. ,, Nein.“
,, Warum nicht ?“ Er unternahm noch einen Versuch sich aufzusetzen und diesmal gelang es ihm auch.

,, Rafail… viele betrachten mich nach wie vor  als  Verräter.  Was glaubst du,  wie die reagieren?  Und dann sind da wir…“

Er versuchte ein schwaches Grinsen ,, Vermutlich findet es früher oder später sowieso jemand heraus.  Elth weiß es bereits…“

,, Also war es seine Idee. „ stellte Aine fest.  ,, Es ist eine leere Drohung Rafail.“

,, Aber er weiß es.“ Coel versuchte ruhig zu klingen. Elth würde es nicht wagen,

das versuchte er sich selbst einzureden. Aber alleine die Chance…

,, Wir können Geheimnisse für uns behalten.“

,, Er vielleicht nicht… Du hast selbst gesagt, das…“

,, Ich werde mir von einem Haufen schlecht Gelaunter Artheraner  nicht diktieren lassen, wen ich zu lieben habe.“ , erklärte Aine heftig. ,, Elth will uns benutzen, warum hab ich das nicht gleich erkannt. Verdammt… Ich bring ihn um. Ich bring ihn eigenhändig um.“

Aine sprang auf, aber Coel legte ihr eine Hand auf den Arm und hielt sie zurück

,, Aine ruhig. Das bringt uns  doch jetzt nicht weiter.“

Sie lachte düster. ,, Nein aber ich würde mich besser fühlen.

Er musste selbst mitlachen, einen Reflex, den er sofort bereute, als sich erneut seine Verletzungen zu Wort meldeten.

,, Ich werde dir nicht sagen was du tun sollst… es ist deine Entscheidung Aine. Und egal wie sie ausfällt, ich liebe dich.“

Aine gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

Es gab noch einen anderen Grund, der sie davor zurückschrecken ließ, eine Stimme im Rat zu werden. ,, Ich möchte mich nicht in dieses ganze Chaos hineinziehen lassen. Du siehst es ja selbst… Ich bezweifle, dass der Rat nach all dem je wieder zu so etwas wie Normalität zurückfinden wird.“

,, Nein… aber was ist jetzt noch normal ?“ , fragte er.

Eine Weile saßen sie einfach Schweigend beisammen, während jeder die Gegenwart des anderen.

Erneut schien es ihm, als könnte er zumindest für den Moment alles vergessen. Ob nun Via, Artheraner oder Menschen… All das schien weit weg und unwichtig.

Minuten oder Stunden, Coel konnte nicht sagen wie viel Zeit vergangen war, als er schließlich Schritte hörte. Wenige Augenblicke später trat Martin gefolgt von Seyonn und einem gehetzt wirkenden Adams ein.

Aine stand fast ruckartig von Coels Seite

auf und wirkte einen Augenblick betreten, bevor sie ihre gewohnte Sicherheit wiederfand.

 ,, Ich hatte gehofft sie könnten sich Rafail ansehen.“ , sagte sie an den unity-Abgesandten gerichtet, der bloß nickte und sich neben Coel kniete.

Adams nahm kurz seine Brille ab und säuberte die mitgenommenen Gläser an seiner Kleidung.

,, Martin hat schon erzählt was passiert ist.“ , meinte er.

,, Wie haben sie Vaas eigentlich überzeugt?“ , wollte Aine von dem Piloten  wissen.

,, Ich habe ihn angeschrien und beleidigt.“ , erklärte Martin. ,, Das

funktioniert meistens.“

,, Sicher.“ , meinte Adams.

,, Zumindest tut es das bei Shuttletriebwerken.“ , erwiderte Martin.

,, Ich sehe schon ,“ , setzte Coel an, ,, sie haben… Autsch!“

Seyonn ließ eine Hand über die Wunde an Coels Seite gleiten, die daraufhin mit dem Geruch verbrannten Fleischs zusammenwuchs. Oder zusammengebrannt Wurde.

,, Besser, als wenn sie mit einer Offenen Wunde herumlaufen. Ich würde ihnen ja empfehlen die Wunde normal Ausheilen zu lassen, da ich aber weiß, dass sie sowieso nicht auf mich hören, ist das die nächstbeste Alternative.“ , erklärte

Seyonn nicht ohne dabei schwach zu grinsen.

,, Das hätten sie auch besser hinbekommen.“ , beklagte Coel sich.

,, Hätte ich ja, aber ich bin sicher nicht immer da um sie wieder zusammenzuflicken.“
Coel  lachte nur und stand vorsichtig auf. ,, Sie überleben uns vermutlich alle.“ , sagte er.

 

 

Ägir zündete sich mit geübten Bewegungen seine Pfeife an. Der brennende Tabak erfüllte die Luft der Schiffskantine sofort mit einem aromatischen Geruch.

Teach saß ihm gegenüber. Jetzt wo es keine Verletzten mehr zu behandeln und keine traurigen Listen mehr zu führen galt, hatte der Arzt nicht mehr viel zu tun. Und  auch Ägir war sozusagen Arbeitslos geworden.

Er blätterte langsam eine Seite  in dem Buch um, das vor ihm auf dem Tisch lag.

Teach sah von seinem Essen auf und musterte den Titel des Buchs. Auch wenn heute die meisten Leute elektronische Lesegeräte benutzen, viele hielten sich nach wie vor an Altbewährtes Papier. ,,Hyperion  ?“

,, Die Schiffsbibliothek der Kronos gibt nicht viel her. Und ich war noch nie in

Griechenland.“

,, Und ich hätte Gedacht, sie wären Grieche ?“ , fragte Teach.

,, Wegen dem Namen ? Also ob das heute noch eine Rolle spielt. Nein, aufgewachsen bin ich auf einer Minenkolonie. Niedrigschwerkraft. Das heißt, fast alles wurde von riesigen Maschinen erledigt. Und natürlich musste man mit denen erst einmal umgehen können. Vermutlich bin ich deshalb später Frachterkapitän geworden.“

,, Da gibt es aber Unterschiede zwischen einem Minenfahrzeug und einem Raumschiff mit einem Kilometer Durchmesser.“

,, Beide steuern sich schrecklich.“

,, Und jetzt sitzen sie hier. Am Ende des Universums, ausgeschlossen aus dem Parlaments-Gebieten und ohne Bezahlung. “

Ägir lachte ,, ich weiß ja auch nicht warum ich mir das antue. Wo ist eigentlich Seyonn?“

,, Auf Eos. Er will  die Artheraner  um Unterstützung bitten.“ , antwortete Teach.

,, Die werden wir hier auch brauchen, wenn die Kronos noch zu mehr taugen soll als uns von A nach B zu bringen. Das ist ein immer noch eines der modernsten Schlachtschiffe der GTDF.“

Der Navigator legte das Buch zur Seite.

 ,, Wir sind am Abend unserer Tage. Wir

irrten oft, wir hofften viel und taten wenig. Wir wagten lieber, als wir uns besannen. Wir waren gerne bald am Ende und trauten auf das Glück Wir sprachen viel von Freunde und Schmerz und liebten und hassten beide. Wir spielten mit dem Schicksal und es tat und das gleiche. Vom Bettelstab zur Krone warf es uns auf und ab. Es schwang uns, wie man ein glühendes Rauchfass schwingt und wir glühten bis die Kohle zur Asche ward Wir haben aufgehört von Glück und Missgeschick zu sprechen. Wir sind emporgestiegen über die Mitte des Lebens, wo es grünt und warm ist. Aber es ist nicht das schlimmste, was die Jugend überlebt. Aus heißem Metalle

wird das kalte Schwert geschmiedet Auch sagt man, auf verbrannten abgestorbenen Vulkanen gedeiht kein schlechter Wein.“ , zitierte er ruhig.

,, Das klingt schön.“ , meinte Teach.

,, Nicht wahr, jedoch entlarvt Hyperion sie schnell als Lügner und Blender. Und wohl damit auch als Selsbtbetrüger. Ich schätze… nicht alles, das wie eine schöne Idee klingt, ist deshalb auch wirklich ein erstrebenswertes Ziel. “

,, Aber wenn es der Logik entspricht, ist es egal ob ein Ziel in schöne Worte verpackt wird.“ , mischte sich Hal ein.

,, Sind sie sich da so sicher ?“ , fragte Teach.

,, Menschen handeln nicht Logisch, das

Begreife ich.“

,, Dann wissen sie, warum ihre Aussage eben nicht zutrifft.“ , meinte Ägir.

,, Vielleicht möchte ich aber nicht verstehen, wie man so denken kann.“ , gab die KI zurück.

Irgendwo über ihnen gab es einen Schlag in der Decke. ,, Ich wäre übrigens äußerst Dankbar, wenn gewisse Säugetiere an Bord in Zukunft in Käfigen gehalten würden.“

Teach sah besorgt zur Decke. ,, Was war das ?“ , wollte der Arzt wissen.

,, Adams Katze. „ , antwortete Ägir.

,, Und sie hat grade mindestens fünfzehn Verbindungskabel zerstört.“ , fügte Hal hinzu.

Wenn Ägir sich nicht täuschte klang die Computerstimme beinahe amüsiert.

 

 

Kapitel 8 Der Rat

Wilkonson starrte gebannt nach oben. Genau wie die restlichen Menschen auf der Straße.

Vor der Silhouette des Grauen Wolkenverhangenen Himmels zeichneten sich die Umrisse eines kleinen startenden Transporters ab.

Was machten diese Narren denn da ?

Das Donnernd er Triebwerke war noch einen Moment zu hören, dann verschwand das Schiff hinter der Wolkendecke.

Einige Augenblicke blieb es ruhig, dann fingen einige Leute an zu jubeln. Jemand war geflohen. Jemand war der ständigen

Drohung durch die immer Prästanten Wächter der Via entkommen…

,, Na was macht ihr jetzt hmm ?“ , fragte ein besonders übermütiger Mann mit Aktenkoffer eine der reglosen Gestalten , die die Menschenmenge im Auge behielten.

Wie eine Antwort erhellte ein Lichtblitz den Himmel. Sekunden später rieselten Trümmerteile und Asche durch die Wolken hindurch auf die versammelten Menschen hinab.

Wilkonson schüttelte nur den Kopf und ging weiter. Er hatte fast damit gerechnet, das es einige Versuchen würden. Auch wenn die Via sich bisher passiv verhielten, sie kümmerten sich

auch nicht wirklich darum, was mit den Menschen auf dem Planeten geschah. Die Erde bekam keinen Nachschub mehr und das wenige, was noch an Landwirtschaft existierte, reichte vorne und hinten nicht.

Zwar waren die Lager des Planeten voll, aber langsam wurden Lebensmittel doch knapper. Und ohne eine Möglichkeit sich richtig zu organisieren…

Er ging langsam weiter, an den Reihen der immer noch fassungslos zum Himmel starrenden Menschen vorbei.

Wilkonson war der einzige, der sich bewegte. Und er wusste ganz genau, das ihn deshalb die rötlichen Augen der Wächter auf der Straße sofort erfassten

und verfolgten. Sollten sie doch…

Was grade geschehen war, war klar.

Die Via hatten  gezeigt, das mit ihnen nicht zu spaßen war. Und das niemand einfach so entkommen würde.

Aber was hatten sie vor? Langsam fing Wilkonson an zu glauben, dass sie es vielleicht selbst nicht wussten.

Ihre Idee, das Menschen oder allgemein intelligente Spezies irgendwie kontrolliert werden müssten…  Es schien unwahrscheinlich, dass sie einen Plan für über zehn Milliarden Lebewesen  hatten. Von den weiteren Milliarden Menschen auf den noch freien Kolonien mal ganz abgesehen.

Bevor er sich weiter darüber Gedanken

machen konnte, beschleunigte er lieber seine Schritte, um endlich die starrenden Augen der Via-Soldaten abzuschütteln.

Langsam ließ er die Innenbezirke der Stadt hinter sich und suchte sich einen Weg zurück zum Radiosender. Hier draußen gab es weniger Wachen, dafür mittlerweile umso mehr Probleme. Waren die sozialen Missstände in den im Laufe der letzten zweihundert Jahre entstandenen Megastädten bisher immer die äußeren Randbezirke und die unterirdischen Transportwege gedrängt worden, so kehrte sich dieser Prozess jetzt langsam um.

Die Via hatten die Tunnel und Magnetbahnstationen räumen lassen und

damit hunderte von Obdachlosen in die offene Stadt gespült.

Wobei diese das geringste Problem waren. Aber mit ihnen kamen auch Kriminelle, flüchtige Verbrecher und Gangs.

Jetzt konnte man sie überall sehen.  Aber sehen… das war eine Sache.

Das Problem war schon immer da gewesen, sie hatten es schlicht ignoriert, solange es aus den Straßen blieb.

Und wenn es nur die sozial Benachteiligten wären… aber die Proteste, die den Friedensverhandlungen mit den Artheranern folgten, die Angst, ja der reine Rassismus, den seine eigene Spezies an den Tag legen konnte…

Er schüttelte den Kopf. War er selber den besser gewesen? Er hatte mehr auf die Politik als auf die Wirklichkeit gegeben, als es noch Zeit dafür gab.

Die Via sehen uns wirklich von unserer besten Seite, überlegte er und musste trotz des traurigen Gedankens kurz lächeln. Vielleicht war das ja ihr seltsamer Plan. Sie einfach so lange auf der Erde festzusetze bis sie ihre Fehler einsahen? Es schien beinahe zu gut  zu der verschrobenen Weltsicht der Maschinenwesen zu passen.

Aber das würde nicht passieren. Oder nur bei den wenigsten.

Wir sind zu Gefangen in unseren denken, als das wir einfach Fehler eingestehen

würden.  Und das er es jetzt sehen konnte, das hatte er sich kaum selbst zu verdanken.

,, Ich schätze, jetzt haben sie es verstanden.“ , hörte er eine Stimme hinter sich. Seltsam. Er glaubte sie von irgendwo her zu kennen. Wilkonson drehte sich ruckartig um.

Vor  ihm stand eine Gestalt, ein Stück größer als er selbst. Sie trug einen beigen Pullover, dessen Kapuze diese sich tief ins Gesicht gezogen hatte.

Ein paar helle Augen blitzten ihn darunter an. Aber irgendetwas schien mit dem Rest des Gesichts das nicht in den Schatten lag verkehrt.

Langsam wurde ihm klar, dass er die

Stimme tatsächlich kannte…

,, Sie.“

,, Ich.“ , bestätigte Marcks

,, Verdammt ich dachte sie sind tot.“ Er musste seine Überraschung und auch sein aufkommendes Misstrauen verbergen, dem Mann hier zu begegnen. Er war im Erdorbit an Bord des Via-Schiffs zurück geblieben.

,, Ich fürchte für eine Weile war ich das auch.“ Sein gegenüber schlug die Kapuze zurück.  Silbrige Narben, die fast wie mit Quecksilber gefüllt wirkten zogen sich durch das Gesicht und auch den Hals hinab. Vermutlich setzten sie sich von dort noch weiter fort.

,, Was zur…“

,, Ich werde für eine Weile verschwinden.“ , erklärte Marcks ohne auf ihn zu achten  Wilkonson trat Vorsichtig zurück, als die Gestalt vor ihn in die Tasche seiner Kleidung griff.

Vorsichtig tastete der ehemalige Parlamentsvorsitzende  selbst nach seiner Waffe. Eine Kleinkaliberpistole, die zumindest gegen einen Via oder einen ihrer schweigsamen Soldaten nichts ausrichten würde.  Einen Menschen ohne Panzerung würde sie hingegen zumindest schwer verletzen.

Aber er wusste ja nicht mal, ob der Mann vor ihm noch ein Mensch war.

Zu seiner Überraschung zog Marcks aber keine Waffe sondern nur einen kleinen,

metallisch glänzenden Chip.

Ein Datenspeicher ?

Er schnippte Wilkonson den Gegenstand fast desinteressiert zu.

,, Was ist das ?“

,, Ein Schlüssel.“

,, Für was ?“

,, Die Via stören ihre Kommunikation. Das sollte es ihnen ermöglichen, das zu umgehen. Aber es sit nach wie vor ihre eigenen Technik. Sie werden sofort merken, wenn sie es benutzen. Seien sie also Vorsichtig damit. Warten sie auf eine Gelegenheit.“
Der völlig sprachlose Wilkonson steckte den Chip ein. Er wusste nicht ob Macks log… aber hatte der Fremde einen Grund

dazu?  Nein, er hätte nicht enthüllt, was aus ihm geworden war, wenn es sich um eine Täuschung handelte. Die Via konnten nicht glauben das er so dumm war…

Und… welche Wahl hatte er schon? Viele Optionen blieben ihnen nicht.

,, Woher haben sie das ?“

,, Von jemanden der momentan nach antworten sucht, die ich ihm nicht geben konnte. Jemanden… der sehen will ob sie eine zweite Chance nutzen können. Oder auch nicht. Vielleicht hat Asmodeus längst das Interesse an ihnen verloren. “

,, Der Via ? Wieso sollte er…“

,, Ich glaube er hat längst ein ganz anderes Ziel als die

Menschheit.“
,,Ich habe meine Tochter verloren.  Dazu Coel, der jetzt sonst wo sein konnte. Die Loyalität der Kolonien…Die Erde selbst. Und jetzt auch noch einen Feind ?“

,, Vielleicht. Oder er sucht nur nach einer letzten Bestätigung, dass er doch recht hat.“

,, Ich weiß nicht ob ich sie verstehe.“

,, Da haben wir etwas gemeinsam.“ Marcks treckte ihm zum Abschied die Hand hin. Graue Partikel schwirrten darum. Wilkonson ergriff sie schließlich. Die andere Hand umklammerte den Chip.

,, Wir werden uns wohl nicht wiedersehen.“

Ohne eine Antwort zu geben warf

Marcks einen kurzen Blick über die Schulter und rannte dann ohne Vorwarnung um die nächste Ecke. Als wäre er auf der Flucht…

,, Hey, wieso…“ Plötzlich hörte er es auch. Schritte.

Eine große, breit gebaute Gestalt kam rasch in Sicht. Und hielt auf ihn zu…

Es war einer der schweigenden Soldaten.

Was jetzt noch ? , dachte Wilkonson, ohne sich wirklich Sorgen zu machen. Darüber war er jetzt wohl hinaus.

Einen Moment überlegte er, ob Marcks doch ein Spion gewesen war. Jetzt, wo er durch die Annahme des Chips praktisch seine Opposition klar gemacht hatte, wollte man ihn vielleicht

ausschalten.

Aber dazu nur einen einzelnen Bewaffneten  schicken? So selbstsicher konnten die Via nicht sein.

Nein, das war ein Bote…

Und es gab nur noch eine Instanz auf diesem Planeten, die ihn sprechen können wollte.

 

Rafail Coel sah sich unruhig auf dem Platz vor dem zentralen Glasturm um.

Die Sonne war vor einigen Stunden untergegangen und es würde noch mindestens fünfzehn Stunden dauern, bis sie sich wieder zeigte. Mittlerweile hatte er sich an den seltsamen Tag/Nacht Rhythmus von Eos gewöhnt. Der Tag

begann oft mitten in der Nacht und es wunderte ihn nicht, dass trotz der Dunkelheit reges Treiben herrschte. Mehr als sonst.

Er musterte seine Umgebung aufmerksam, während er sich an die Mauer eines kleinen Gartens lehnte.

Fast, als spürten die Artheraner allesamt, dass sich heute etwas ändern würde. Ändern musste…

Wenn er die fast telepathisch Anmutenden Fähigkeiten dieser bedachte, stimmte das womöglich sogar. Und die gleiche Vorahnung hatte auch ihn befallen. Allerdings nicht grundlos.

Heute würde sich wirklich entschieden ob sie die Wochen hier umsonst

verbracht hatten oder nicht.

Noch waren es ein paar Stunden, aber die Unruhe hatte ihn früh nach draußen getrieben.

Das und die Verletzung an seiner Seite. Die zurückgebliebene, silbrige Narbe schmerzte nach wie vor höllisch bei jeder Bewegung, aber liegen war noch schlimmer.

Jedoch hatte er kaum Zeit sich darüber Sorgen zu machen.

 

Aine, die neben ihm stand sah ebenfalls unruhig zu ihm herüber, sagte aber nichts.  Ihr Blick wanderte weiter über den Platz und die einzelnen Artheraner. Sie entdeckte ein paar bekannte

Gesichter, aber nicht den, den sie suchte.

Dann sah sie ihn.

Elth trat ohne sich wirklich umzusehen auf den Platz und kam in ihre Richtung gelaufen. Aine wartete nicht darauf, dass er sie erreichte.

Ohne dass er es bemerkt hätte, verschwand sie von Coels Seite und trat dem Hausherrn entgegen.

,, Ich hoffe sie haben…“

Die Artheranerin gab ihm keine Zeit zum Ausreden.

,, Sie nutzen das momentane Chaos einfach aus. Und uns wollen sie jetzt auch noch als Trumpfkarten ausspielen.“

Elth blieb stehen. ,, Das ist… eine harte

Anschuldigung.“, stellte er nüchtern fest.

Coel musste die Stimmen gehört haben. ,, Aber es stimmt doch,  oder ?“

, Vielleicht. Und vielleicht  vergessen sie, dabei etwas Wichtiges. Das jeder von uns, egal welche Position er hat, egal wessen Politik er auch folgt, immer tut, was er für richtig hält. Und ich halte das hier für richtig. Ein weiterer Ratsherr wird das Gleichgewicht endgültig zu unseren Gunsten verändern.“ Der Artheraner klang fast entschuldigend, aber Coel nahm ihm das nicht ganz ab.

Aine offenbar auch nicht, denn bevor Coel sie daran hindern oder überhaupt

reagieren konnte, holte diese mit der Faust aus und lies sie gegen den Elths Kopf krachen.

,, Jetzt hören sie mir ganz genau zu. Ihre persönlichen Ziele sind mir vollkommen egal. Es geht hier nur um eine Sache, dass unser Volk keinen vollkommen sinnlosen Krieg gegen die Kolonie auf Artherium führt. Ich werde heute vor den Rat treten. Ich tue das heute, weil sie Elth mir keine Wahl lassen. Aber erwarten sie nicht, dass sich das wiederholt.“
Aine trat von dem Artheraner zurück, der sie nur aus weit aufgerissenen Augen anstarrte und versuchte seine Sprache wiederzufinden.

Fast Hilfesuchend wanderte sein Blick zu Coel, dieser schüttelte aber nur den Kopf. Er konnte Aine verstehen. Respektieren. Und der verdutzte Gesichtsausdruck des Hausherrn zwang ihn ein Lachen zu unterdrücken. Trotzdem sorgte er sich innerlich. Was machte sie so wütend oder ablehnend dem Rat gegenüber?  Sicher, Darween war nicht der freundlichste Umgang, Elth hatte bewiesen, dass sie ihm nicht völlig vertrauen konnten… Keine Personen, mit denen er sich länger als nötig in einem Raum aufhalten wollte.  aber das konnte doch nicht alles sein?

Sie hatte ihm nichts gesagt. Er beschloss diese Frage zumindest zu verschieben.

Aine würde es ihm erklären, wenn sie es für richtig hielt.  

,, Ich habe kein Interesse an einem Bruch im Artheranischen Rat. Sie Aine, können genau das verhindern. Wenn sie sich heute richtig entschieden.“ Elth hatte sich offenbar erholt. ,,Wenn Darween bei einer derartigen Abstimmung noch auf seiner Position beharrt, dann kann sein Haus ihm seinen Status entziehen.“

,, Sie wollen die Entscheidung heute unbedingt erzwingen.“ , stellte Coel fest.

Und läuft einfach die Zeit davon. Darween weiß hoffentlich noch nichts. Aber wenn… dann kann es immer noch gefährlich werden.“ Er wendete sich an

Aine. Einen Moment glomm Wut über den Schlag in seinen Augen auf. Dann schien der Ratsherr sich aber wieder unter Kontrolle zu haben  ,,Sie müssen nur vortreten und sprechen. Ob sie das letztlich  tuen… das liegt ganz bei ihnen.“ Mit diesen Worten drehte sich der Artheraner um und verschwand in Richtung Glasturm.

,, Er ist sauer.“ , stellte Coel fest.

,, Das war es wert.“ , erwiderte Aine.

 

 

Seyonn wartete bereits mit Martin und Adams auf sie, als sie das erste, offene Stockwerk des Turms betraten.

Der Unity-Abgesandte wirkte leicht

abwesend, während er den Blick zwischen den Trägersäulen des Baus hinaus auf die Stadt schweifen lies. Zwar war nun bereits ein schwacher, rötlicher Schimmer am Horizont wahrnehmbar, aber das bedeutete noch nicht viel.

,, Ist alles bereit ?“

,, Sie meinen die kleine… Konstruktion um die sie mich gebeten haben?“ , wollte Seyonn wissen.

Coel nickte.

,, Bereit. Schon seit ein paar Tagen. Wir konnten allerdings noch keinen Testlauf machen.“

,, Hab ich was verpasst ?“ , wollte Martin wissen.

,, Lassen sie sich überraschen.“ , gab Coel nur zurück.

,, Ich habe mich in letzter Zeit zu oft überraschen lassen.“

 

Coel sah einen Moment zur Freitreppe herüber. Oben warteten die vier Vertreter der artheranischen Häuser. ,, Dann wollen wir mal. Lasst uns hoffen, dass das hier heute ein Ende findet.“

 

 

Aine musterte die anwesenden Räte einem nach dem anderen, während sie und die anderen sich einen Platz suchten.

Vaas nahm den Raum schon allein mit seiner Gegenwart für sich ein.  Elth

hingegen starte regungslos vor sich hin, als ginge er alles noch einmal durch. Mit einer Hand rieb er sich über die gerötete Wange und Schläfe.

Istarie neben ihm wirkte mehr desinteressiert. Ihre Entscheidung stand fest, damit schien die Sache für sie erledigt. Alles andere musste sich erst zeigen.

Aine wäre froh, wenn sie diese Ruhe haben könnte.

Und dann blieb noch Darween.

Bevor die Artheranerin jedoch dazu kam, diesen einzuschätzen ergriff Vaas das Wort : ,, Wir sind alle heute hier, weil es eine Wichtige Frage zu klären gibt. Eine Frage, die viele von uns nun beinahe

einen Monat beschäftigt.“

Aine war sich sicher, das seine Worte auch nach draußen auf den Platz übertragen wurden.

,, Die Regierung der Menschheit, das vereinigte Erd-Parlament, hat zugestimmt Artherium an uns zu übergeben. Ein Angebot, das wir selbst verständlich , nicht ausschlagen werden.“

Adams, der sich neben Seyonn gesetzt hatte musste sich bemühen ruhig zu bleiben. Aber er konnte hier nichts mehr sagen. Oder ? Er hatte sie bereits bei seiner Ankunft gewarnt. Jetzt lag alles in Fremden Händen.

Er sah zu Coel. Aber Händen, denen er vertrauen konnte.

,, Jedoch scheint es, hat das Parlament nicht länger den Einfluss, den es einmal hatte. Der Gouverneur der Kolonie Artherium weigert sich diese zu verlassen. Was uns bleibt, scheint nur der Kampf.“

Der grauhaarige Artheraner machte eine Pause. Ein musste Coel ihm lassen. Er wusste, wie man sich verkaufte.

 ,, Jedoch, sind wir nicht allein. Wie den meisten nicht entgangen sein dürfte, ist eine Gruppe von Menschen hier. Menschen mit dem Angebot uns zu unterstützen, eine friedliche Einigung mit den Direktorium Artheriums zu finden. Heute also, muss die Entscheidung fallen, ob wir dieses Angebot guten

Gewissens annehmen können oder ausschlagen müssen. Sie alle hatten Zeit genug sich darüber Gedanken zu machen. Heute nun, möchte ich also, das die vier Häuser…“

Aine stand auf. ,, Fünf.“
Vaas verstummte und auch die restlichen Ratsmitglieder sahen sie entgeistert an. Alle bis auf Elth, der zufrieden nickte.

,, Ich fordere eine Stimme im Rat für das Haus Karwin.“

Es war Darween, der als erstes seine Stimme wiederfand. ,, Niemals. Niemals lasse ich zu, dass ihr euch in diese Angelegenheit einmischt. Ihr und eure Menschenfreunde habt schon genug

Schaden angerichtet. Lieber jeden einzelnen Artheraner tot, als so ein Verrat. Ihr seid in dieser Sache nicht Objektiv und ...“

,, Genau so wenig wie ihr Darween.“ , unterbrach  Aine den Artheraner.

,, Das kostet euch  vielleicht euer Leben.“ Darween drohte ihr nicht. Es klang lediglich ernsthaft bedauernd. Aber die Aussage war klar,

,,Leben ?  Was ist mein Leben wert, wenn ich nicht frei sprechen kann? Und ich werde nicht still sein. Meine Stimme, Artherium wird nicht angegriffen, solange es eine Alternative gibt. “

Vaas erhob sich. ,, Dem schließe ich mich an.“

,, Ich mich ebenso.“ , besttätigte Istarie.

Elth war der letzte. ,, Das meine Stimme ebenfalls euch gehört, brauche ich eigentlich nicht zu sagen.“

Alle Blicke richteten sich nun auf Darween. Seltsamerweise grinste der vernarbte Artheraner.

,, Soviel Mut hätte ich ihnen allen gar  nicht zugetraut. Schon gar nicht ihnen Aine.“ Er hielt kurz inne.

Wenn das so ist… dann muss ich mich der Entscheidung beugen. Haus Kaladar gibt seine Stimme der Mehrheit.“ Er sah zu Coel. ,,  Ich hoffe ihr wisst was ihr tut. Mensch. Für uns alle.“

,, Das hoffe ich ebenfalls.“

,, Wenn das funktioniert, so sollt ihr

euch meinen Respekt verdient haben. Solltet ihr jedoch  scheitern, sollten ihr uns hintergehen Mensch, wird euch nicht einmal der Tod vor mir schützen.“

Coel nickte lediglich.

Kapitel 9 Aufbruch

,, Wir haben auf der Kronos momentan etwas Personalmangel.“ , brach Seyonn das Schweigen, das auf die Entscheidung des Rates folgte. ,, Die letzte Schlacht mit den Via hat uns beinahe die Hälfte unserer Crew gekostet.“

Vaas nickte ,, Natürlich. Wenn es uns möglich ist, werde ich gerne dafür sorgen, dass man eine Mannschaft zusammenstellt. Am besten wäre es wenn… “

Er konnte den Satz nicht zu Ende bringen, den in diesen Moment stolperte eine einsame, abgerissen wirkenden Gestalt in den Raum.

Coel tastete sofort nach seiner Waffe, fand diese aber nicht. Er hatte es für klüger gehalten nicht Bewaffnet aufzutauchen.  Jetzt verfluchte er sich dafür.

Zwei artheranische Wachleute  richteten Gewehre auf den Neuankömmling.

Skelaw.

Der ausgestoßene Artheraner blieb mitten im Raum stehen, während die Wachen nur weiterhin auf ihn zielten. Fast als forderte er es heraus, erschossen zu werden.

Stattdessen sank er auf die Knie.

,, Ich habe zugelassen, das Vorurteile mein Handeln bestimmen. Was bleibt mir, als um Vergebung zu bitten. Und um

einen annehmbaren Tod.“ , er flüsterte die Worte lediglich.  Dann jedoch sah er Coel direkt an. ,, Sie haben gewonnen.“

Eine Weile lang war es totenstill im Raum. Das ganze musste ein seltsames Bild abgegeben haben. Der nach wie vor einige Schritte vom Eingang entfernt auf dem Boden kniende Artheraner vor dem Häuserrat.

Und die kleine Gruppe aus Menschen, die das seltsame Schauspiel verfolgte.

Adams nahm die Brille ab und säuberte einen Augenblick nervös die Gläser.

,, Als sein Linja liegt die Entscheidung bei euch Vaas.“ , sagte Istarie schließlich.

Der grauhaarige Artheraner wendete sich

an Skelaw. ,, Ihr habt euch blenden lassen. Ihr habt euren Stolz über das Wohl von allen gestellt. Eure Reue kommt spät.“ Er nickte den Wachen zu. ,, Tötet ihn.“

Einer der zwei bewaffneten Artheraner richtete das Gewehr auf Skelaws Kopf.

,, Halt.“  Coel stieß den Mann beiseite. Ein Schuss löste sich aus der Waffe, schlug aber in die Decke des Raums ein ohne jemanden zu verletzen.

Hatte er das grade wirklich getan? Er sah hinab auf den nach wie vor Schicksalsergeben wartenden  Skelaw. Es sah so aus. Er hatte ihn nicht töten können… Wie konnte er zulassen, dass andere es taten?

,, Seit ihr verrückt geworden ?“ Natürlich war es Darween.
,, Vielleicht sollte ich euch das Fragen.“ , erwiderte Coel mit einem Ruck entriss er dem Wachmann endgültig das Gewehr und warf es bei Seite.  ,, Steh auf.“

Skelaw sah beinahe vorsichtig nach oben.

,, Steh auf habe ich gesagt.“

Er hockte sich auf den Boden und hielt dem Artheraner eine Hand hin.

Skelaw zögerte, während die Zeit sich in die Länge zu ziehen schien.

,, Oder sie lassen sich erschießen.“ , fügte Coel trocken hinzu. ,, ich versuche grade ihnen eine zweite Chance zu geben, sie machen es mir aber nicht

wirklich leichter.“

Jetzt erst ergriff der Artheraner seine Hand und stand auf.

 Coel wendete sich sofort wieder an den versammelten Häuserrat. ,, Wenn wir hier nicht anfangen können uns alles zu vergeben, wann dann ?  Das Töten endet genau  hier oder es hat nie ein Ende. Vielleicht müssen wir weiterkämpfen. Vielleicht werden weitere sterben. Aber nicht mehr so. “

Vaas nickte. ,, Er hat euch und Aine angegriffen. Wenn das also  ebenso euer Urteil ist…“ Er sah zu der Artheranerin.

,, Ich vertraue Rafa…. Coels Urteil.“

Elth schlug die Hände zusammen. ,, Dann wäre das geklärt. Ich schlage vor

wir sollten endlich zum wesentlichen Zurück kommen. Wie sieht also ihr Plan aus?“ , wollte er von Coel wissen. ,, Ich schätze mal sie haben einen ?“

Im Hintergrund bekam er grade noch mit, wie die verbliebene Wache Skelaw aus dem Raum brachte.

,, Ich will erst wissen was aus ihm wird.“

,, Es spricht nichts dagegen, Skelaw wieder das Kommando über sein Schiff zurück zu geben. Wir werden bei Artherium jedes einzelne brauchen schätze ich.“ , erwiderte Vaas.

,, Vielleicht nicht.“ , begann Coel. ,, Seyonn, wenn sie so freundlich wären…“

Der Unity-Abgesandte nickte, bevor er eine Funkverbindung zur Kronos herstellte. ,, Ägir, wir wären dann soweit.“

,, Was soll…“ , setzte Martin an.

,, Abwarten.“ , erklärte Seyonn nur.  Minuten vergingen schweigend, in denen sich nichts tat.

,, Sie sollten vielleicht erklären was das zu bedeuten…“ , begann nun Vaas. Jedoch wurde er von einem gehetzt wirkenden Artheraner unterbrochen, der zur Tür herein stürzte.

,, Raumüberwachung…“ , keuchte der Mann nur. ,, Einige  dutzend neue Signaturen. Sind vor einer Sekunde aufgetaucht.“

Darween trat drohend auf die Gruppe Menschen und Aine  zu. ,, Ich wusste es, ihr habt uns hintergangen.“

,,Ruhe.“ , gebot Vaas.

Elth war derweil mit Istarie an einen der Tische mit interaktiver Oberfläche getreten, auf dem jetzt langsam eine Karte des Systems auftauchte.

Eos war grade zu umringt mit Signalen.

,, Es stimmt.“ , Elth  wendete sich jetzt ebenfalls wieder zu ihnen um. ,, Möchten sie mir das vielleicht erklären.“

Coel grinste lediglich. Es funktionierte. Dan nickte er Seyonn zu, der ein knappes  ,, Abschalten“ an die Kronos weitergab.

Auf einen Schlag waren die fremden

Schiffsignaturen wieder verschwunden.

Istarie kniff verwirrt die Augen zusammen als die Karten plötzlich wieder leer waren.

,, Möchten sie das vielleicht erklären ?“

,, Ein relativ junges Konzept der GTDF.“  , antwortete Coel. ,, Die Überwachung des Alles beschränkt sich für die meisten auf Energiesignaturen. Was also, wenn man einfach ein paar künstliche Satelliten entwirft, die einfach jede Menge Wärmeenergie abstrahlen ?“

Überraschung und Begreifen mischten sich in Darweens Gesichtsausdruck. ,, Es entsteh die Illusion einer ganzen Flotte.“ Er nickte, beinahe anerkennend. ,, Ich glaube ich weiß worauf das hinaus

läuft.“
,, Ich weiß das sie nicht mehr so viele Schiffe wie vor ihrem Angriff auf die Erde haben. Und die Verluste an der Brücke werden sie auch nicht ersetzen können, aber, hier geht es auch nur um die Abschreckwirkung. Wir können Hammond vorgaukeln, das er es mit einer sehr viel größeren Bedrohung zu tun hat. Er rechnet mit einer Invasion der GTDF, seit er den Kontakt zur Erde abgebrochen hat,  nicht mit den Artheranern. Hoffentlich ist er so überrascht, dass er nicht unsere Anzahl dann nicht näher überprüft. Diese Illusion der Überlegenheit wird ihn zwingen uns zumindest

anzuhören.“
,, Und was genau willst du… wollen sie ihm für Artherium anbieten ?“ , fragte Aine.

,, Schürfrechte.“ , antwortete er. ,, Um etwas anderes geht es ihm auch gar nicht… und seien wir ehrlich, selbst wenn Hammond den Planeten freigibt, würde  auch nur eine Grundlegende  Restauration Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Im Gegenzug, dass sie die Oberhoheit über Artherium zurück erhalten darf er , natürlich nur mit Genehmigung der artheranischen Regierung, die bereits aufgegrabenen Ressourcenvorkommen abtragen. Davon hätte jeder etwas. Wenn der Rat dem

seien Zustimmung gibt… würde ich ihm diesen Vorschlag unterbreiten.“

Coel musste lediglich in die Gesichter der umstehenden sehen um zu wissen, dass er Gewonnen hatte. Selbst Darween zeigte etwas wie ein Lächeln. Es viel ihm mittlerweile leicht, auch artheranische Gesichtszüge zu deuten.

Aber das hier war der leichte Teil gewesen…

,, Wir werden noch einige Vorbereitungen Treffen und alle Informieren. Sie haben zwölf Stunden bis zum Abflug.“

 

 

Kühle Morgenluft schlug ihm entgegen,

als er das Gebäude verließ. Mittlerweile zeichnete sich eine orangerote Linie über den Häusern der Siedlung ab. Als würde der Himmel brennen…

Wie er auf Artherium gebrannt hatte. Eine Erinnerung, die nun fern schien. Fast unbedeutend wenn er die Ereignisse der letzten Monate bedachte.

Coel spürte eine Hand auf der Schuler. Er brauchte sich nicht umdrehen.

,, Ich habe langsam das Gefühl, alles wiederholen zu müssen. Diesmal… einfach nur auf der anderen Seite.“

,, Diesmal wird es anders.“ , sagte Aine.

,, Noch einen Feuerball übersteht der Planet vermutlich ohnehin nicht mehr. Wobei, es hätte schon was. Das erste

künstlich erschaffene Asteroidenfeld.“

,, Martin.“

,, Okay, nicht lustig. Habe es schon verstanden. Wo bleibt eigentlich unser Taxi?“

,, Ägir schickt ein Shuttle.“ , erwiderte Adams. ,, Das könnte aber noch etwas dauern.“
,, Und wir bekommen besuch.“ , fügte Seyonn hinzu, der sich bereits wieder zum Eingang des Turms umgedreht hatte.

Elth Krodis kam die Stufen der Treppe im inneren herabgeeilt. Hinter ihm folgte eine weitere Gestalt, die Adams sofort erkannte. Malik.

Coel musterte den Artheranischen

Hausherrn mit einer Mischung aus Misstrauen und Neugier.

,, Was wollen sie jetzt noch ?“ , fragte er.

 ,, Ich muss mich bei ihnen entschuldigen, aber... es schien die einzige Möglichkeit. Und es hat funktioniert. Das ist das wichtigste. “

,, Entschuldigen ?“ Aine schüttelte nur den Kopf. ,,  Sollten sie es noch einmal wagen, sollten sie auch nur auf die Idee kommen, Coel gegen mich als Druckmittel zu nutzen ist die Politik ihr geringstes Problem. Verstehen wir uns?“

Elth reagierte nicht, sondern fuhr einfach fort: ,, Ich soll ihnen außerdem sagen, dass sie ihre Ersatzcrew

bekommen.“ Mit diesen Worten wendete er sich zum gehen und Malik blieb allein zurück. Oder fast allein.

Eine Gestalt, die dem Artheraner nur knapp zu den Schultern reichte.

,, Wer ist das  denn ?“ , wollte Martin wissen.

Die kleine Gestalt, eine Artheranerin sicher nicht viel älter als fünfzehn, stellte sich selbst vor. ,, Hyalendie.“

,, Das ist ein echter  Name ?“ , erwiderte Martin lachend.

Seyonn schüttelte tadelnd en Kopf.

,, Nicht böse gemeint.“ , fügte der Pilot hastig hinzu. ,, Also… Hyalan… Hyalen… Wisst ihr was Leute, ich gebe es

auf.“
,,  Sie begleiten uns also,  Malik ? “ , fragte Aine

,, Ich, einige andere und die Kleine.“

,, Hya reicht.“ , fügte diese hinzu.

,, Ich weiß nicht ob es mir gefällt ein Kind mitzunehmen.“ , erklärte Adams . ,, Ich weiß sie haben sie vorher schon auf Schiffen arbeiten lassen, aber das hier ist etwas ganz anderes…“ Hilfesuchend sah er sich nach Coel oder Aine um.

,, Ich kann durchaus auf mich aufpassen.“ , meinte Hya und verschränkte beinahe trotzig die Arme vor der Brust.

,, Sicher.“ , erwiderte Coel, sah aber zu Malik. ,, Aber Adams hat recht.“

,, Keine Sorge. Sie macht sicher  keinen Ärger.“  , versuchte Malik  zu beruhigen. ,,  Wir werden sowieso erst in ein paar Stunden aufbrechen. E s braucht noch einige Vorbereitungen, bis wir eine vollständige Crew für ihr Schiff zusammen haben.“

,, Darum ging es mir ehrlich gesagt gar nicht.“ , setzte Adams an, wurde aber durch das Geräusch von Triebwerken unterbrochen, die sich schnell näherten.

Malik hatte sich in dieser Zeit bereits umgedreht und verschwand in den heller werdenden Straßen.

,, Ich vermute, damit wäre das Thema auch abgeschlossen.“ , stellte Seyonn fest und suchte den Himmel ab. Ein

grauer Metallpfeil  raste über den Himmel auf sie zu und kam knapp über dem Platz zum Stehen, bevor sich das Flugobjekt in einen langsamen Sinkflug begab.

Das Shuttle kam einen guten halben Meter über dem Boden zum Stehen, bevor sich die Einstiegsluke öffnete und Ägir heraustrat. Der Navigator sah sich, die Hand mit den Augen beschirmend, um.

,, Ich hatte das ganze ja schon aus dem Orbit gesehen, aber aus der Nähe ist es nochmal beeindruckender.“ , sagte er. ,, Unglaublich, wenn man bedenkt, dass die Artheraner dafür grade einmal 10 Jahre gebraucht haben.“

,, Heutige Menschliche Kolonien werden meistens innerhalb einiger Monate fertig gestellt.“ , erklang Hals Stimme aus einem Lautsprecher im Shuttle.

,, Es bleibt beeindruckend.“ , erwiderte Ägir.

,, Wir hatten genug Motivation.“ , meinte Aine ihrerseits. ,, Wie kommt es, das sie hier sind ?“

Ägir schüttelte zur Antwort erst kurz den Kopf. ,, Wie ich feststellen musste mangelt es uns mittlerweile unter anderem auch an vernünftigen Piloten.“

,, Ich bin mir ziemlich sicher Hal kann das Shuttle auch Fernsteuern.“

,, Könnte ich.“ , erwiderte die KI. ,, Aber

Seyonn setzte einen Fuß in das Shuttle und zog sich dann hinein. ,, In diesem Fall, habe ich gute Nachrichten. “

Coel und die anderen Folgten ihm nur einige Augenblicke später, während Ägir sich wieder in den Pilotensitz begab.

Er sah eine Weile aus dem Fenster, während der Transporter sich vom Erdboden löste

Es war ein seltsames Gefühl, das erste Mal seit Wochen wieder den festen Boden unter den Füßen zu verlieren.

Die Beschleunigung des Shuttles drückte ihn sanft in den Sitz zurück, während Eos hinter ihnen zurück blieb. Zuerst verschwanden die Gebäude außer Sichtweite, dann die Wälder. Irgendwann

später wurden die Umrisse der Kontinente sichtbar und schließlich die Krümmung des Planeten, als sie die äußeren Atmosphärenschichten endgültig hinter sich ließen.

Vor dem Shuttle tauchten nun die Umrisse der Kronos auf, die schnell näher kamen.

Geübt steuerte Ägir den Transporter in den Hangar und deaktivierte die Triebwerke.

 

Martin sprang als erster aus dem Shuttle. ,, Es ist doch nirgendwo so schön wie zu Hause.“ , meinte er.  Zwei Wartungstechniker drehten sich zu den Neuankömmlingen um.

Coel nickte jedem kurz zu, während er sich an die anderen wendete. ,, Hal, schalten sie mich bitte auf die Schiffslautsprecher.“

,, Erledigt.“

,, An alle,  hier ist Rafail Coel.  In wenigen Stunden werden wir, zusammen mit den Artheranern, nach Artherium springen. Ich weiß, dass sie alle in letzter Zeit genug durchgemacht haben, aber ich kann nicht versprechen, das das Friedlich ablaufen wird.  Ich bitte sie also alle, sich entsprechend Bereitzuhalten. Überprüfen sie die Reparaturmaßnahmen noch einmal.  Danach können sie sich bis zum Abflug als Freigestellt betrachten.

Wir erwarten bis dahin  noch  ein Artheranisches Shuttle mit Verstärkung. Weißen sie sie ein so gut es geht. Wenn es Fragen gibt, bin ich auf der Brücke.  Das wäre alles.“

Ägir ging an ihm vorbei, vermutlich ebenfalls  in Richtung Brücke,  während die übrigen sich zerstreuten.

,, Ich werde noch einmal die Satelliten prüfen.“ , erklärte Seyonn.

Er nickte ,, Tuen sie das. Wir brauchen diese Ablenkung.“

Aine und Martin begleiteten ihn, als Coel sich nun selbst auf den Weg machte.

 

,, Und sie glauben das funktioniert ?“  , fragte Adams, der sich dem

Unity-Botschafter offenbar anschließen wollte.

,, Überraschung ist alles.“ , entgegnete Seyonn. ,, Solange der Kolonialdirektor von Artherium denkt, dass wir ihm überlegen sind, wird er unseren Bedingungen zustimmen.“

,, Und wenn nicht ?“ Sie verließen den Hangar und traten in die Flure des Decks hinaus.

,, Dann sollten sie sich vielleicht überlegen, mit dem Beten anzufangen. Ich persönlich würde meine Zeit allerdings nicht damit verschwenden. Menschen haben sich wegen unterschiedlicher unsichtbarer Wesenheiten schon zu oft gegenseitig

ermordet. “

,, Und ihre Leute haben sich wegen verschiedener Philosophien gegenseitig umgebracht.“ , erwiderte Adams. Sie erreichten einen großen Raum, bei dem es sich wohl um eines der Materiallager der Kronos handelte. Lebensmittel, Munition, Ausrüstung , alles was man brauchte um Wochen oder Monate im All autark zu sein befand sich hier in meterhohen Regalreihen und Fächern bis unter die Decke gestapelt. Starke Haltegurte sicherten Kisten und Behälter, so dass diese auch bei schweren Erschütterungen nicht aus den Regalen stürzten.

,, Wenn sich dabei die Frage stellt, wie

man eine ganze Galaxie behandeln soll… könnten manche behaupten das sei berechtigt.“ , antwortete Seyonn schließlich, während sie einige Fächer passierten und schließlich vor einer ,bis auf zwei Dutzend etwa Kopfgroße Objekte, leerem Regal hielten.
,, Aber sie nicht.“

,, Nein ich nicht. Unser Krieg war sinnlos. Und das er jetzt wieder aufzuleben scheint…“

,, Wer aus der Geschichte nicht lernt, der ist dazu verdammt sie zu wiederholen.“

,, Vielleicht.“ Der Unity nahm eines der Objekte aus dem Regal. Adams erinnerte es an ein schwarzes Sechseck mit

Glasfenstern  in jedem der Segmente. ,, Aber mir  scheint es eher so, meine Leute würden zusehen, wie sie genau das tut.“

Für Seyonn schien das Gespräch beendet. Er begann schweigend an dem Objekt zu arbeiten, bis es sich in zwei Hälften teilte. Ein ebenfalls sechseckiges Kristallprisma kam zum Vorschein, das er vorsichtig entfernte, kurz überprüfte und dann das Objekt wieder zusammensetzte.

,, Wie genau funktioniert das ? Ich hatte bisher nicht gehört, das wir… na ja, Tontaubendrohnen haben.“

,,Das Prisma in der Mitte fokussiert eigentlich lediglich einen starken Laser

und heizt sich dabei auf bis zu Zehntausend Grad auf. Diese Hitze wird dann einfach in die Umgebung abgegeben. Schlicht aber effektiv. Das Problem der GTDF bisher war immer die Energieversorgung. Sie glühten nach ein paar Minuten aus. Also Kugelfänger vielleicht ganz brauchbar, aber nicht als wirkliche Täuschung.  Ich habe mir erlaubt diesen Makel zu beheben.“

,, Sie haben Unity-Technologie verbaut ?“

Seyonn nickte.

,, Bekommen sie deshalb nicht Probleme mit ihren Leuten ?“

,, Wissen sie Adams… meine Leute werden mir zunehmend egaler. Sehen sie

einen von denen hier draußen der uns Hilft? Nur einen einzigen außer mir ?“ Der Unity-Abgesandte klang verbittert, als er den Satelliten zurück ins Regal legte. ,, Einen Miniatur-Generator für Nullpunktenergie bauen sollten diese Feiglinge verkraften können.  Ich bezweifle, dass sie das Prinzip auch nur nachahmen könnten.“
Adams erwiderte einen Moment nichts. ,, Sie unterschätzen uns immer noch, oder ?“

,, Möglich.“ , erwiderte Seyonn.  ,, Ich lasse mich immer wieder Überraschen. Warum haben sie sich eigentlich dagegen ausgesprochen Hya…“

Hals Stimme unterbrach ihn. ,,Seyonn.

 Die Artheraner sind eben eingetroffen. Ich würde vorschlagen, sie sollten vielleicht dabei sein.“

Er nickte. ,, Danke Hal. Ich bin auf dem Weg.“ Seyonn legte den letzten Satelliten zurück.

,, Ich schätze, ich lasse sie besser nicht warten.“ , mit diesen Worten verabschiedete er sich.

Adams blieb allein zurück. Einen Moment musterte er noch die Stelle, an der der Unity-Abgesandte eben noch gestanden hatte. Er hatte dessen Frage nicht vergessen. Warum hatte er sich gegen die Mitnahme von Hyalendie ausgesprochen?

,, Weil ich kein weiteres totes Kind

ertrage Seyonn.“

Kapitel 10 Artherium

Die Artheraner waren endlich zusammen mit der restlichen Crew eigenteilt und auch die letzten Vorbereitungen abgeschlossen.

Coel ließ sich einfach an seinen Platz am Schreibtisch fallen. Die kleine Kabine war im Vergleich zu den letzten Stunden fast zu ruhig.

Es hatte gedauert Malik und seinen restlichen Leuten alles zu zeigen und mit dem Schiff vertraut zu machen. So viel die Artheraner auch an Technologie von den Menschen übernommen hatten, die Unterschiede traten spätestens jetzt zu Tage.

Und wie die verbliebenen ursprünglichen Crewmitglieder damit zurechtkamen… er würde sich überraschen lassen müssen. Trotzdem. Zum ersten Mal seit einer Weile sah er die Dinge etwas optimistischer. Es konnte endlich einmal  alles gut werden.

Oder mit noch viel mehr toten Enden. Coel schüttelte den Kopf und musste schmunzeln.  Hatte er sich grade vorgenommen Optimistisch zu denken?
,, Worüber grinst du ?“

Er hatte Aine nicht hereinkommen gehört.

,, Eigene dumme Gedanken.“ , erklärte er. ,, Mein Kopf ist immer noch voll damit.“

Sie setzte sich  zu ihm auf die Stuhllehne.

,, Du machst dir nach wie vor Sorgen.“

Er nickte. Sorgen und Hoffnungen. ,, Hier ist vielleicht die Gelegenheit, etwas, auf das ich seit 10 Jahren warte. Vielleicht nur vielleicht, können wir in ein paar Stunden ein neues Kapitel aufschlagen.

,, Du hast so schon viel erreicht, das der Rat dich nur anhört…“

,, Was ich unter anderem dir zu verdanken habe. DU hättest ablehnen können.“

,, Hätte ich nicht.“

Da war sie wieder, die Frage, die er nicht hatte stellen wollen.

,, Warum  hast du diese Abneigung gegen den Häuserrat ?“

,, Ich hasse sie nicht, ich...“

,, Gut“ Er wusste das sie log. ,, Aber wieso dann diese Ablehnung ?“
Willst du das wirklich wissen?“

,, Nur wenn du es mir erzählen willst.“

Aine sagte anfangs nichts. Als Coel schon dachte, sie würde überhaupt nicht mehr antworten, seufzte die Artheranerin schließlich und sagte:  ,, Es sind Extremegomanen, das hast du doch erlebt. Mal von Vaas ausgenommen hat jeder nur seine Agenda. Auch wenn sie immer behaupten im bester Absicht  ihres Hauses zu handeln… Sie sind dem Parlament der Menschen ähnlicher

geworden, als sie je zugeben würden.“

Coel sah auf. ,, Das heißt es war nicht immer so ?“

,, Nein. Auf Artherium gab es bereits eine Art Rat. Stadtfürsten die sich zu Besprechungen treffen würden. Aber nicht mit so viel Macht. Ich glaube… der Verlust Artheriums hat auch unsere Politik zerstört. Unsere alte Gesellschaft ersetzt durch den alleinigen Gedanken auf Rache. Und der Rat… zu etwas geworden, das er nie sein sollte. Es ist nicht mehr viel von dem übrig, was sich einmal Artheraner nannte. Die Menschen haben dabei nur einen kleinen Teil beigetragen. Ich glaube langsam, dass wir uns selbst viele effizienter zerstört

haben.“

,, Gesellschaften verändern sich.“ , meinte Coel nach einer Weile. ,, Das ist unaufhaltbar… und in den meisten Fällen sollte man es auch nicht aufhalten. “

,, Ja. Sie sollten sich aber nicht so verändern.“

,, Glaubst du das es etwas ändern könnte, wenn ihr Artherium zurück erhaltet ?“

,, Wir werden sehen“

,, Du könntest dabei ein Teil sein. Den Platz im Rat hast du jetzt.“

,, Vielleicht habe ich  genau davor Angst. Das es mich auch verändert.“

Eine Weile saßen sie schweigend beisammen

,, Was machen wir, wenn das alles vorbei ist ?“ , wollte Aine wissen.

,, Ich Glaubt nicht, das es je wirklich vorbei ist. Die  Spannungen bleiben bestehen, Kolonien spalten sich ab. Wilkonson wird jede Menge Papierkram ausfüllen müssen um das wieder hinzubiegen.“  Er musste grinsen, nur um gleich darauf wieder ernst zu werden.  ,,  Und die Via sind nach wie vor irgendwo da draußen.“

,, Viel zu tun.“

Er nickte. ,,  Viel zu tun. Aber vielleicht ist es machbar.“
,, Ich sollte noch nach Seyonn sehen. Sehen wie er mit der neuen Crew zurechtkommt.

Aine stand auf, Coel hielt sie jedoch sanft am Handgelenk fest.

,, Ich hatte gehofft du bleibst noch.“

 

 

 

 

 

Die Sterne schienen auseinanderzustreben, als  die Kronos zurück auf Unter Lichtgeschwindigkeit fiel.

Hinter dem Schiff und davor tauchten artheranische Schiffe auf. Ein dutzend, Zwei… Irgendwann gab Coel das zählen auf. Insgesamt mussten sie wohl über dreihundert Schiffe von Eos mitgebracht

haben.  Das Groß der artheranischen Flotte.

Er stand auf dem Kommandodeck der Kronos und verfolgte eine Liste auf einem Computerbildschirm. Welches Schiff wo Eintraf war klar aufgelistet und wurde sofort auf eine Navigationskarte  übertragen, damit Zusammenstöße vermieden wurden. Ägir hatte jedoch kaum Probleme, zwischen den ganzen Schiffen zu navigieren.

 Coels Blick blieb kurz an einem Namen auf der Schiffsliste hängen. Assailant. Und daneben als Name des Kommandanten tauchte Skelaw auf. Man hatte ihn offenbar schnell wieder in seien alte Position versetzt, aber es wunderte

ihn nicht. Auf ein voll ausgerüstetes Schlachtschiff wollte niemand verzichten und es sicher auch keinem Anfänger anvertrauen.

,, Entfernung zu Artherium, vierhunderttausend Kilometer.“ , meldete Hal. ,, Bisher keine Reaktion der Kolonialflotte.“

Seyonn nickte zufrieden. ,, Gut,  vermutlich haben wir sie überrascht.“

,, Ich wette bei denen ist jetzt erst einmal blankes Chaos angesagt.“ , sagte Martin. ,, Es wird eine Weile dauern, bis sie sich organisieren.“

,, Bekommen wir unsere Täuschungsdrohnen schon online ?“ , wollte Adams über Funk wissen. Er

befand sich vermutlich grade im Hangar und bereitete dort genau das vor.

Ein Artheraner reichte ihm rasch einen Tabletcomputer, auf dem er die Karte des Systems mit allen erfassten Schiffssignaturen erkennen und so das geschehen verfolgen konnte.

,, Satelliten ausgeworfen und auf Position.“ , erwiderte Hal. ,, Volle Leistungsfähigkeit wird in etwa fünfzehn Sekunden hergestellt.“

Aine besah sich das Schauspiel  derweil über einen der Sichtbildschirme der Brücke.  ,, Jetzt beginnt der schwierige Teil.“

Coel nickte. ,, Die  Artheraner sollen den  jetzigen Abstand zu Artherium  erst

einmal halten, wir wollen die Kolonisten ja nicht gänzlich verschrecken.“

,, Ich will wirklich nicht negativ sein, aber wenn dreihundert Schiffe aus dem nichts in meinem System auftauchen würden, würde ich mich bedroht fühlen, egal was sie tun.“ , warf Martin ein.
,, Lassen wir uns überraschen.“ , erwiderte Coel. ,, Schon irgendwas von den Kolonieschiffen ? “

,, Bisher noch nicht.“ , antwortete Ägir. ,, Wie Martin bemerkt hat, vermutlich herrscht jetzt erst einmal Chaos.“

,, Gut, dann bringen sie die Kronos mal näher. Vorsichtig. Und schalten sie alle Waffensystem ab.  Mal sehen, was die tun.“

,, Na hoffentlich mit uns reden, sonst wird das ein kurzer Flug.“

 

Artherium. Einst ein grüner Planet, war eine rostbraune Kugel alles, was der Krieg davon übrig gelassen hatte. Trümmer und Asteroiden umkreisten diese tote Welt, auf der sich immer noch, selbst aus dem All,  Seen aus geschmolzenen Gestein erkennen ließen.

Hoch über der Oberfläche kreisten die silbrigen Kolonialschiffe der GTDF.  Dreieckige, langgezogene Konstrukte von mehreren Kilometern Länge, die zwar Größtenteils als Unterkünfte für die Arbeiter herhalten mussten, aber auch über eine nicht zu unterschätzende

Schlagkraft verfügten.

Insgesamt zählte Coel zwölf dieser Giganten und dazu noch dutzende kleinere Schiffe.

,, Ich will mich wirklich nicht damit anlegen müssen.“ , gab Ägir zu. ,, Ein gut gezielter  Treffer mit den Hauptgeschützen und wir sind tot.“
,, Dazu müssten sie uns angreifen wollen.“ , gab Seyonn ruhig zurück. ,, Da wir so nah heran gekommen sind, bezweifle ich, dass sie das möchten.“

,, Wir befinden uns seit  über drei Minuten in feuerreichweite.“ , ergänzte Hal.

,, Und trotzdem nichts als Schweigen.“ , bemerkte Aine misstrauisch

,, Vielleicht sind sie immer noch unsicher.  Hal, rufen sie die Atlas. Das müsste eines der Kolonialschiffe sein.“
,,Wird erledigt.“ , meldete die KI.


Eine unsichere Stimme meldete sich. ,,  Ha.. Hallo…“ Dann jedoch schien der Sprecher seine Fassung wiederzugewinnen und räusperte sich. ,, Hier ist die Atlas. Wir haben ihr Schiff erfasst, also versuchen sie…“ Der Mann verstummte erneut und wurde von einer neuen Stimme abgelöst, diesmal eine Frau. ,,Verdammt, ist das eine Erd-Schiffskennung ?“

Wie Martin vermutet hatte, dachte Coel. Chaos. Er beschloss endlich das Wort zu

ergreifen. ,, Hier ist Rafail Coel von der Kronos. Und ja das ist,“ , oder war, dachte er, ,, ein Erd-Militärschiff.“

,, Erdmilitär ?“ Offenbar fand auf der anderen Seite der Funkverbindung grade eine heftige Diskussion statt, von der sie aber nur Bruchstücke mitbekamen. ,, Das da draußen sind Artheraner.“
,, Und was wenn…“ , setzte wieder der Mann an.

Coel hatte langsam genug gehört. ,, Ich würde gerne mit Kolonialdirektor Oliver Hammond sprechen“  , sagte er, in einem Tonfall, der fast klang als unterhalte er sich über Belanglosigkeiten ,, Ich würde ihn gerne fragen, ob ihm die artheranische  Flotte vor seiner Haustür

aufgefallen ist.“

Offenbar mit der Situation überfordert und froh, die Last auf jemand anderen abzuschieben, erwiderte wieder der Mann: ,, Ich stelle sie durch.“

,, Na bitte, war doch gar nicht so schwer.“ , stellte Martin fest.

,, Immer noch abwarten.“ , erwiderte Coel, während sich Hal meldete.

,, Wir bekommen eine Videoverbindung. Ich leite sie auf die Sichtmonitore um.“

Sekunden später erschien eine ruhig wirkende Gestalt auf einem der Schirme.  An den Schläfen Angegraute braune Haare rahmten ein kantiges und nicht wirklich freundlich wirkendes Gesicht ein.

Von dem, was Coel im Hintergrund erkennen konnte schloss er, dass es sich wohl um das Büro des Direktors handeln musste. Irgendwo auf der Atlas.

 

,, Ich kenne ihren Namen.“ , war das erste, was der Mann sagte.

,, Ja… wir sind uns schon einmal… begegnet. Mehr oder weniger.“
,, Ich vermute außerdem, dass sie nicht zufällig hier sind. Zusammen mit einer Armee Artheranischer Schiffe. Und  sich selbst auf einembefinden , das vor gut zwei Monaten als gestohlen gemeldet wurde…“

,, Ich fürchte nicht.“ , erwiderte Coel. ,, Ich will das über eine ungesicherte

Verbindung kurz halten. Die Artheraner sind hier. Sie werden sich nicht ewig zurückhalten und sie haben mehr Schiffe.“

,, Das trifft es in etwa. Worauf wollen sie hinaus?“

,, Das ich ihre Chance bin zu verhindern, dass das hier in einem Blutbad endet. Ich habe ein Angebot der artheranischen Regierung über einen Ausgleich.“
Zu ersten Mal zeigte sich so etwas wie Überraschung auf dem Gesicht des Direktors.

,, Sie sprechen für die Artheraner ?“

,, Sagen wir einfach… ich habe relativ gute Kontakte zu ihrem Häuserrat.“ Er wusste nicht, ob Hammond ebenfalls ein

Videosignal bekam, aber um seine Worte zu bestätigen trat er Beiseite, so das Aine und Teile der Brücke, wo einige Artheraner arbeiteten sichtbar werden würden.

,, Mein Angebot würde ich aber bitte persönlich unterbreiten.“

Der Direktor schien eine Weile nachzudenken.

,, Sie allein.“ , sagte er schließlich.“

,, Ich werde ihn belgeiten.“ , warf Seyonn ein und trat ins Bild.

Der Direktor zeigte ein weiteres Mal Überraschung, als er den Fremden als Unity erkannte, sagte aber nichts, außer: ,, Schön… Ich erwarte sie beide auf der Atlas. Und niemanden sonst. Ich weiß ja

nicht, was sie sich hierbei Denken, aber sollten sie irgendwelche Tricks versuchen…“

,, Die Kronos bleibt die ganze Zeit in Waffenreichweite der Atlas.“ , erklärte Coel.

Damit schien für Hammond das Gespräch beendet. Das Gesicht auf dem Bildschirm wich wieder den Kameraaufzeichnungen.

,, Vielleicht sollten wir über den Teil mit der Waffenreichweite nochmal reden ?“ , fragte Martin.

,, Keine Sorge.“ , erklärte Coel. ,, Es wird zu keinem Zwischenfall kommen.“

,, Irgendwie bezweifle ich das.“ , erwiderte Aine. ,, Und es gefällt mir auch nicht dich nur mit Seyonn gehen zu

lassen.“
,, Mir passiert schon nichts. Geben sie den Artheranern Bescheid, das wir… Kontakt haben.“ , wies er Ägir an. ,, Seyonn, wir machen uns am besten sofort auf den Weg. Solange ich Weg bin hat Martin das Kommando.“

,, Das lief schon beim letzten mal super.“

,, Wieso ?“ , wollte Aine wissen.

,, Die Via haben damals  beinahe das Schiff zerlegt und wir hatten einen Saboteur an Bord. War glaube ich unser Erstkontakt mit ihnen. Das waren noch Zeiten als man mächtigste Spezies der Galaxie war…. “

Coel schüttelte nur den Kopf, während

er mit Seyonn das Deck verließ.

 

Weniger als eine halbe Stunde später löste sich ein einzelner Shuttle von der Kronos und steuerte die Schiffe an, die vor Artherium Stellung bezogen hatten.

Mittlerweile war so etwas wie eine Struktur in der bunten Ansammlung aus Konstrukte zu erkennen.

Offenbar wurde man Herr über das Chaos. Die gewaltigen Kolonialschiffe, zu denen auch die Atlas zählte, hatten sich an den Rändern der Formation gesammelt, während sämtliche kleineren Schiffe die Lücken füllten. Angesichts der Tatsache, dass es vor wenigen Minuten noch nicht danach ausgesehen

hatte musste Coel Hammond Respekt für sein schnelles Handeln zollen.

Trotzdem bedeutete es möglicherweise Probleme. Eine Organisierte Verteidigungsflotte würden sie nicht einfach Überwältigen können. Bei dem Chaos eben wäre es vielleicht noch  möglich gewesen sie ohne ein Schiff zu zerstören  nur lahmzulegen. Jetzt jedoch…

Gingen die Verhandlungen jetzt  schief stand ihnen jedoch eine Ausgewachsene Schlacht bevor.

Sein Blick wanderte zu Seyonn, der das Shuttle ohne auch nur die Armaturen zu berühren sicher steuerte. Dem Unity-Abgesandten war nicht anzumerken, ob

er sich die gleichen Gedanken machte.

Coel konnte nur hoffen, während der Transporter eine Kurve beschrieb und die Atlas in Sicht kam. Aus der Nähe konnte er die verschiedenartigen Aufbauten auf dem an eine extrem langgezogene Pyramide erinnernden Schiffskörper erkennen. Wälder aus Antennen und einzelnen Türmen, in denen sich wohl Geschütze für den Nahbereich verbergen mochten. Und seltsamerweise eine Glaskuppel, die das gesamte  Konstrukt Mitschiffs überragte.

Was sich darunter verbarg konnte er auf die Entfernung jedoch nach wie vor nicht erkennen.

Interessant…

,, Ich glaube ich habe das nutzloseste Kommando aller Zeiten.“ , beklagte sich Martin gespielt.

Er saß an einem Platz in der Schiffskantine und stocherte lustlos in etwas herum, dass zumindest nach Packung ein Schnitzel darstellen sollte, aber durch das Schockfrosten und wieder auftauen mehr an Suppe erinnerte.

Teach, der ihm gegenüber Platz genommen hatte, hatte dabei mehr Glück mit einer Tasse Instantkaffe gehabt, der wenigstens wie echt roch.

,, Das ist es nur so lange, wie die Verhandlungen gut laufen.“
,, Vielleicht ist es ihnen nicht aufgefallen

Herr Doktor, aber genau darüber versuche ich grade gar nicht erst nachzudenken.“

Einige Artheraner und die übrige Menschliche Crew hatten sich ebenfalls auf dem Deck eingefunden und zu seiner Überraschung bemerkte er, dass diese alle gemeinsam zusammen saßen ohne sich lieber unter ihresgleichen zu halten.

,, Coel färbt ab.“

Nathan lachte. ,, Das tuen alle guten Anführer.“

,, Ich glaube nicht, das Coel sich selbst so sehen würde.
,, Nein ? Ich denke schon. Sie haben viel durchgemacht, praktisch dasselbe…“

,, Außer das ich weniger Blech im

Körper habe ja.“ , gab Martin zurück. ,, Man sollte niemals Menschen mit einem kräftigen Dachschaden unterschätzen, schätze ich."

,, Und vielleicht sind es Grade die Leute mit Dachschaden von denen wir mehr brauchen.“

Martin schüttelte den Kopf. ,, Wenn das so ist, haben wir eine gute Sammlung beisammen. Und eine KI mit Existenzproblematik.“

,, Von ihrem Standpunkt aus betrachtet habe ich es einfacher. Ich denke also bin ich, als einzige Wahrheitsgrundlage gilt für eine Maschine nicht.“  , erwiderte die KI darauf.  ,, Was ich denke, das bin ich. Das ganze Konstrukt, das mich,

ausmacht könnte man sagen, bildet meinen Geist.

,, Sie machen sich vielleicht Gedanken.“ , meinte Martin kopfschüttelnd.

,, Materie und Geist sind eins. Was sie auch bei Menschen  und sämtlichen anderen Lebewesen sind, soll ich ehrlich sein.“

,, Darüber kann man sich streiten.“ , erwiderte Nathan.

,, Ein Streit ohne jede Beweisgrundlage.“ , erinnerte ihn die K.I

 

Adams  sah dem Shuttle mit Seyonn und Coel an Bord eine Weile nach, bevor die Hangartore geschlossen wurden und er sich wieder seiner Arbeit zuwendete.

Die Daten sämtlicher ausgesetzter Satelliten liefen in einem stetigen Strom auf einem Tabletcomputer vorbei. Einer schien nicht genug Energie zu erzeugen, während die restlichen Konstrukte im grünen Bereich blieben. Einen Ausfall konnten sie wohl vertreten und er legte den Computer bei Seite.

Malik, der ihm mit einigen anderen Artheranern geholfen hatte, trat zu ihm. ,, Interessantes Schiff.“

,, Ich glaube es wurde ursprünglich als neues Flaggschiff für die Erdverteidigungsflotte entworfen.“ , erklärte Adam. ,, Wobei sich das wohl erledigt haben dürfte.“

Der Artheraner sah ihn einen Augenblick

fragend an.

,, Lassen wir uns nochmal im Gebiet der GTDF sehen sind wir vermutlich alle tot.“
,, Oh….“

,, Nicht das ich glaube, das Wilkonson so eine Verordnung ewig durchsetzen könnte, aber ich bezweifle, dass ich die Erde in den nächsten Jahren besuchen möchte.“

,, Ich wollte sie nur wissen lassen, das ich mich freue an Bord zu sein. Sie haben auf Artherium mit ihrer Hilfe  vielen einen Gefallen getan.“

Adams hielt in der Bewegung inne. ,, Ja. Vielleicht.“  Er schwieg eine Weile. ,, Aber war es genug ? wollte er

schließlich  wissen.

,, Also ich kann nicht für alle Artheraner sprechen aber“ , er lachte,  ,,Wenn sie das Monster von Artherium sind, dann will ich einem guten Menschen begegnen.“

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EagleWriter
...Was gibts über mich zu wissen ? Ich schreibe gerne, deshalb bin ich auf der Seite angemeldet. Muss man mehr wissen ?Ich freu mich natürlich immer über konstruktive Kritik und Kommentare zu meinen Texten.Sonst noch was über mich..
Malt und Metalhead und Laborheini mit einem Faible für Philosophie, Pfeifen und Fantasyliteratur. Erwarte also bitte niemand zu viel von mir :-)

Oh und mich gibts auch bei MyStorys
http://www.mystorys.de/profil/EagleWriter
Wattpad :
https://www.wattpad.com/user/Eagle_Writer
Bookrix
http://www.bookrix.com/-fp5b8dec42cb535/
Und bei Schreibernetzwerk :
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Und Storyhub
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