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Der Junge mit dem zweiten Gesicht- Kapitel 5

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"Der Junge mit dem zweiten Gesicht- Kapitel 5"
Veröffentlicht am 22. August 2013, 12 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Der Junge mit dem zweiten Gesicht- Kapitel 5

Der Junge mit dem zweiten Gesicht- Kapitel 5

Fünf

Baza verschlang das Brot und den Schicken, welche der Muezz kurz zuvor auf den Tisch gestellt hatte. Zwei Tage lang hatte er nichts gegessen und sein Magen knurrte wie ein angriffslustiger Hund.

Der Muezz nahm einen Schluck von dem Wein, stellte das Glas auf den Tisch und sagte dann zu Baza: „Wenn wir nachher bei den Prätoren und den Räten sind, erzählst du ihnen nichts von dem, was ich dir über mich während unserem Flug erzählt habe. Hast du das verstanden?“

Baza wollte etwas sagen, doch aus seinem Mund kam kein Laut. Also nickte er nur und schlang das Schinkenbrot herunter. „Warum nicht?“, fragte er als sein Mund wieder leer war.

„Ich möchte einfach nicht, dass Informationen über mich in den Köpfen der falschen Leute landen. Irgendwo im Zirkel muss es einen Spion geben.
Der Orden wusste viel zu oft, wo genau unsere Truppen stationiert waren, als dass es Zufall oder Beobachtung durch Kundschafter gewesen sein könnten.“

Baza gab seine Zustimmung und stopfte sich die nächste Scheibe Brot in den Mund.

Nach einiger Zeit kam Drem brüllend in den Raum. „Meister! Die Prätoren schicken nach euch und dem Jungen! Vor dem Tor stehen mittlerweile schon sieben Boten. Ich kann sie nicht mehr lange von dem Eindringen abhalten. Sie haben den ausdrücklichen Befehl euch sofort zu dem Ratsturm zu geleiten. Irgendetwas muss passiert sein!“

Der Muezz dankte Baza für die Mitteilung, erhob sich und trat aus dem Raum. Baza wischte sich die Krümel von der Kleidung und den Mundwinkeln und rannte dem erstaunlich schnellen Mann nach.

Wie Drem ihnen angekündigt, standen sieben Boten vor dem schmiedeeisernen Tor. Ein jeder von ihnen hielt einen Brief in der Hand und rief dem Muezz etwas, das in der Menge der Stimmen unterging, zu.
Jener hob abwährend die Hand und nahm den Brief von einem Boten. Der Muezz öffnete den Brief. Er überflog ihn schnell und gab ihn dem Boten zurück. „Komm! Es ist dringend!“, befahl er Baza und stürmte durch die Boten davon.
Baza hatte Mühe mit dem dreitausend Jahre alten Mann mitzuhalten und war außer Puste, als die Beiden beim Ratsturm, dem riesigen Turm im Zentrum Ilieras, ankamen.

Der Muezz zeigte seinen Ring zwei Wachen und jene ließen ihn passieren. Mit einem flüchtigen: „Er gehört zu mir.“, von dem Muezz kam auch Baza problemlos durch die Wachkontrolle.

Sie betraten eine lange Wendeltreppe aus Glas. Schnellen Schrittes bestieg der Muezz sie und nahm drei Stufen auf einmal.

Baza hechtete ihm hinterher. Die erste Etage. Der Muezz lief weiter. Die zweite Etage. Der Muezz lief weiter. Die dritte Etage. Der Muezz öffnete die schmiedeeiserne Tür und trat gefolgt von Baza in einen großen Saal aus weißem Marmor. Eine lange Tafel mit zehn Stühlen auf jeder Seite und einem am Kopf und Fußende. Zwei Drittel der Plätze war besetzt.
Ein Mann mit kahlem Kopf und blasser Haut kam auf den Muezzen zu und begrüßte ihn freundschaftlich mit einer Umarmung.

„Es freut mich, dich wieder zu sehen, Muezz.“ „Ich mich auch dich zu sehen, Reguin. Was machst du hier? Ich dachte du würdest den östlichen Posten führen.“

Eine junge Frau mischte sich in das Gespräch ein. „Für private Gespräche haben wir später noch Zeit. Wir müssen jetzt etwas Wichtigeres besprechen.

Wir haben einen neuen Zuwachs. Den jungen Baza. Seine Eltern haben ihr halbes Leben für uns gearbeitet und sind beide für unsere Sache gestorben. Wir haben ihn hergeholt, weil wir vermuten, dass er der Junge aus Adrianas Weissagung ist. Für die, welche sie noch nicht kennen, erzähle ich sie euch noch einmal.

Der Junge mit dem zweiten Gesicht wird kommen und wird mit den Zwillingen der Pfauen und dem Sohn des Aswang den Stab des Greifens finden. Sie haben die Wahl: Ordnung  oder Chaos, Leben oder Tod, schwarz oder rot. Im Angesicht der Dämonen werden sie treffen ihre Wahl. Mit dem Schwert des roten Riesen und dem Stab des Greifens können sie die Drei, die eins sind, besiegen, oder ihnen zum Sieg verhälfen. Zu viert können sie die Welt retten, doch nur zu viert.

Das ist die Weissagung von Adriana. Sie starb in der Nacht in der sie die Weissagung gesehen hatte und uns von ihr erzählte. Nach den Beobachtungen des Muezzen wissen wir, dass der Junge mit dem zweiten Gesicht Baza ist. Die anderen Drei müssen wir noch finden und wir werden noch herausfinden müssen, was mit den Zwillingen der Pfauen und dem Sohn des Aswang gemeint ist.

Bis dahin wird der Muezz Baza unterrichten. Er wird ihn in die Magie einweisen und soweit es geht lehren sie zu benutzen. Sobald wir wissen, wer mit den drei Anderen gemeint ist, wird seine Ausbildung unterbrochen. Die Weissagung war wenigstens in einer Sache eindeutig: Die Vier müssen es alleine bewältigen. Wir können ihnen nur soweit helfen, dass wir sie finden und zu einander führen können. Die Große Frage ist nun, wer sind die Zwillinge der Pfauen und der Sohn des Aswang?

Zum einen habe ich diese Sitzung einberufen, weil ich euch alle beauftragen will, während eurer Kämpfe die Drei zu suchen. Doch ich muss auch noch etwas Anderes mit euch besprechen. Der schwarze Zirkel wird stetig schwächer. Es wird Zeit die Menschen auf die Gefahren vorzubereiten.

Dazu habe ich einige Vorkehrungen getroffen. Ein Team von 22 Männern soll zusammengestellt werden. Jeder dieser Männer wird in ein Menschenreich reisen und den Grafen jener von den Gefahren berichten. Falls diese ihnen nicht glauben, werden diese es den Bewohnern der Reiche zeigen müssen. Dazu nehmt bitte jeder einen Drachen, der euch dorthin bringt. Erklärt ihnen, dass wir schon seit jahrtausenden ihre Beschützer sind und wir bereits ein Abkommen mit dem König haben. Jeder, der sich bereit erklärt, dem schwarzen Zirkel beizutreten, darf das gerne tun. Dazu werden wir in jedem Reich eine kleine Stadt aufbauen und diese mit Lehrmeistern unserer Künste und unseres Wissen ausstatten. Die Menschen werden dort auf das Nötigste vorbereitet.“

„Hast du die Männer schon ausgewählt?“, fragte ein junger Mann mit blondem Haar und blauen Augen. Er trug eine edle Seidenhose und ein teures Wollhemd. Darüber eine braune Jacke aus Seide. Seine Haare waren zu einem Zopf zusammen gebunden. Eine rote Narbe teilte seine Augenbraue in zwei Stücken.

„Nein. Ich wollte damit dich, Andruin und Bena beauftragen. Die Männer müssen bis spätestens zum nächsten Zyklus in ihrem Gebiet sein. Es ist sehr dringend. Alle anderen beschäftigen sich mit der Suche nach den Zwillingen der Pfauen und dem Sohn des Aswang.

Uns und vor allem Baza bleibt nicht mehr viel Zeit, bevor der Orden zum entscheidenden Schlag ansetzt. Damit ist die Sitzung beendet.“

Baza folgte dem Muezz die Glastreppe hinunter und fragte ihn, nachdem die Beiden die Wachposten passierten: „Die war ja nicht sehr nett. Warum hast du mir nichts von der Weissagung erzählt?“ Der Muezz ging noch einen Schritt schneller und antwortete: „Ich wollte dich nicht mit zu vielem auf einmal belasten. Adrianas Tod ist vielem im Zirkel sehr zu Herzen gegangen. Einige könnten dir Vorwürfe machen, weil sie an deiner Weissagung gestorben ist. Ich wollte dir erst die Grundkenntnisse der Verteidigung durch Magie beibringen. Auch im Zirkel haben wir einige Menschen, die sich nicht im Griff haben. Du musst vorsichtig sein.“

„Hast du mir noch irgendetwas verschwiegen?“ „Ich denke, dass deine Mutter noch lebt und von dem Orden der Roten entführt wurde.“, antwortete der Muezz beiläufig.

„Und das erzählst du mir erst jetzt? Wir müssen sie befreien!“ „Wir können ihr nicht helfen, solange wie du noch nicht ausgebildet wurdest! Deine Kräfte breiten sich in dir aus und du musst lernen sie zu kontrollieren oder sie kontrollieren dich! Der Versuch deine Mutter zu retten wäre reiner Selbstmord, selbst wenn ich wüsste, wo der Orden der Roten sie versteckt! Und wahrscheinlich würden sie deine Mutter dann sofort umbringen, oder sie weiterhin als Druckmittel gegen dich einsetzten. Es würde allen betroffenen nur Schaden!“

Der Muezz lief weiter, als wenn Baza nicht existieren würde.
Sie traten in das Haus des Muezzen und Drem kam auf Baza zu. „Halt dich nun lieber etwas fern von ihm. Nach den meisten Ratssitzungen ist er aufgewühlt und geht in das Atrium um zu meditieren. Ich habe dein Zimmer übrigens schon fertig gemacht. Du kannst dich gerne erst einmal schlafen legen.“

„Ähm.. Gerne, aber wo ist denn mein Zimmer?“ „Oh, entschuldige bitte. Ich werde dich hinführen.“ Sie durchquerten den Flur, gingen eine Treppe ins zweite Stockwerk empor, bogen zweimal rechts ab und schließlich überreichte Drem Baza einen Schlüssel. „Dort ist dein Zimmer. Es ist nicht sehr groß, bietet aber alles, was man brauch. Bitte entschuldige mich nun, ich muss noch etwas für den Muezzen erledigen gehen.“
Baza nahm den Schlüssel dankend entgegen und öffnete die Tür. Was für Drem klein bedeutete, war schier unglaublich. Das Zimmer war riesig, hatte einen großen Schreibtisch, einen Schrank, ein großes Himmelbett und die Wände waren von hunderten Büchern bedeckt. Anscheinend hatte man in Ilieras kein Problem mit dem Einkommen. In seiner alten Heimat musste er in einer kleinen Kammer schlafen, in die gerade einmal ein kleines Bett gepasst hatte. Neben dem Schrank war eine Tür. Baza öffnete sie und erstaunte, als er das Bad sah. Es bestand aus einem Marmorwaschbecken, durch das stetig Wasser floss, einer Wanne, in die man, wenn man einen Stöpsel aus der Wand löste, heißes Wasser reinströmen lassen konnte und einer Latrine.

Baza legte seine Sachen neben den Schrank  auf den Boden und stieg in das weiche Bett. Sofort fiel er in tiefen Schlaf.

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Gordon

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