Kurzgeschichte
Mondlicht

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"Mondlicht"
Veröffentlicht am 22. August 2013, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Mondlicht

Mondlicht

Der Mond stand hoch am Himmel. Rund und voll stand er und warf silbriges Licht auf sein braunes Haar.

Er stand am Fenster und blickte hinaus. Er stand am Fenster, das Gesicht verzerrt und die Schultern verspannt.

Der Mond leuchtete auf sein bleiches Gesicht und auf die Ringe unter seinen Augen. Der Mond beleuchtete den Hass in seinem Blick und gab ihm Feuer, noch mehr Feuer.

Tränen schimmerten im Mondlicht.

Er konnte nicht schlafen, er war wach. Er war wach mitten in der Nacht, weil er nicht schlafen konnte. Tausend Gedanken kreisten in seinem Kopf. Tausend Gedanken, doch ein und der selbe.

Ich bin nicht gut, nicht gut genug, nicht gut genug für sie. Ich bin nicht gut genug. Ich bin nicht. Bin nicht gut genug. Der Gedanke machte ihn so traurig und er machte ihn so wütend. Er war nicht gut genug.

Die sehnige Hand schloss sich um eine kalte Flasche, sie war aus Glas. Sie war kalt. Die Flüssigkeit darin brannte auf seiner Zunge und sie brannte in seinem Hals und sie brodelte in seinem Magen. Sie brodelte, sie kochte. Sie kochte und hörte nicht auf zu kochen.

Er trank weiter und weiter.

Der volle Mond schien in das schwarze Zimmer, während er trank und der volle Mond warf Licht auf seine Haare und auf sein Gesicht, auf sein verzerrtes, blasses Gesicht, während er trank.

Ich bin nicht gut, nicht gut genug, nicht gut genug für sie. Ich bin nicht gut genug. Ich bin nicht.

Nein, er war nicht gut genug. Er war schlecht. Er konnte gar nicht gut genug sein, wie konnte er? Wie konnte er? Der Mond schien auf die Flasche in seiner Hand, auf die kalte Flasche mit der brennenden Flüssigkeit.

Aber er vermisste sie. Wie konnte er denn schlecht sein? Wenn er sie vermisste, wenn er sich sehnte. Wie sehr er sich sehnte. Er sehnte sich so sehr. Nach Geborgenheit, nach Nähe. Aber er vertrug keine Nähe.

Ich bin nicht gut, nicht gut genug, nicht gut genug für sie. Ich bin nicht gut genug. Wie ein Mantra, ein gefährlich, ein trauriges Mantra. Wie ein trauriges Mantra hallten die Worte in seinem Kopf. In seinem Kopf unter dem braunen Haar, das silbrig leuchtete.

Seine Muskeln spannten sich unter der Haut, als er das Geräusch der Tür hörte, das knarrende Geräusch der Tür. Die geöffnete Tür warf einen langen Schatten in das erleuchtete Zimmer. Er drehte sich um. Er drehte sich um und der Mond beschien nicht länger das blasse Gesicht und nicht länger die kalte Flasche in der Hand und nicht länger die Ringe unter den Augen.

Ich bin nicht gut, nicht gut genug, nicht gut genug für sie.

Der volle Mond warf silbriges Licht auf ihr blondes Haar.

Sie stand in der Tür. Sie stand in der Tür in einem weißen Kleid, mit einem Lächeln auf den vollen Lippen.

Der Mond leuchtete auf ihre geröteten Wangen und auf die hohen Wangenknochen. Der Mond beleuchtete die Liebe in ihren Augen und gab ihrem Feuer noch mehr Feuer.

Der Mond schien nicht mehr auf sein Gesicht und nicht auf die Flasche.

Ich bin nicht gut, nicht gut genug.

Sie durchquerte den Raum, streckte den Arm aus. Sie streckte den Arm nach ihm aus und er zuckte zurück. Die Flasche fiel aus der Hand, zerbrach auf dem Boden. Die brennende Flüssigkeit ergoss sich über den Boden. Die Flüssigkeit glänzte im Mondlicht.

Sie sollte ihn nicht so sehen. So nicht. So sollte sie ihn nicht sehen. Er war schwach und er hatte Ringe unter den Augen. Er hatte Ringe unter den Augen und war schwach, das sollte sie nicht sehen. Er schämte sich, so sehr schämte er sich. Und er sehnte sich, so sehr sehnte er sich. Er sehnte sich so sehr nach ihr.

Sie berührte ihn. Und ihre Hand verschwand im Schatten seines Gesichtes. Ihre Hand an seiner Wange glänzte nicht im Mondlicht.

Ich bin nicht gut.

Ein Schrei zerbrach die Stille. Ein Schrei zerbrach die Stille, in dem erleuchteten Raum. Und ihr Gesicht im Mondlicht blickte erschrocken. Er stieß sie von sich, sie fiel zu Boden. Sie fiel in die Flüssigkeit und ihr weißes Kleid war nicht mehr weiß.

Hass leuchtete in seinen Augen. Hass und kurz dachte sie, es wäre Hass für sie. Aber er hasste sie nicht. Er sehnte sich nach ihr, sehnte sich nach ihr so sehr. Er hasste sich. Hasste sich und die Flüssigkeit hatte es schlimmer gemacht und er konnte nicht schlafen, weil er hasste und sich sehnte.

Er war so wütend. Er war so wütend. Er war so... er war nicht wütend.

Wieso war er nicht wütend? Er war nicht wütend. Und er ging neben ihr auf die Knie und sein Gesicht leuchtete wieder im Licht des Mondes. Und er ging neben ihr auf die Knie und ihre Hand umschloss seine. Und ihre Lippen umschlossen seine. Und ihr Körper umschloss seinen.

Tränen schimmerten im Mondlicht.

Er dachte nicht.  

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FetteEule Re: eigen, doch richtig gut - danke danke :D Es freut mich da zu hören

Zitat: (Original von Darkjuls am 22.08.2013 - 20:10 Uhr)
Hallo Julia, der Name gefällt mir weit besser als FetteEule. Nun zu Deinen Zeilen. Du hast eine eigenwillige Art des Schreibens gewählt. Doch mir gefällt, was ich gelesen habe. Die Situation ist sehr intensiv und feinfühlig geschildert. Ich war beim Lesen gebannt und gefesselt durch Deine Erzählweise. Sehr gut gemacht.

Lieben Gruß Marina

Vor langer Zeit - Antworten
Darkjuls eigen, doch richtig gut -
Hallo Julia, der Name gefällt mir weit besser als FetteEule. Nun zu Deinen Zeilen. Du hast eine eigenwillige Art des Schreibens gewählt. Doch mir gefällt, was ich gelesen habe. Die Situation ist sehr intensiv und feinfühlig geschildert. Ich war beim Lesen gebannt und gefesselt durch Deine Erzählweise. Sehr gut gemacht.

Lieben Gruß Marina
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