Biografien & Erinnerungen
Zu Gast bei den Schwarzstörchen

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"Zu Gast bei den Schwarzstörchen"
Veröffentlicht am 22. August 2013, 8 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Zu Gast bei den Schwarzstörchen

Zu Gast bei den Schwarzstörchen

Mein Sommer mit den Schwarzstörchen

 

Einen Sommer lang habe ich dem Schwarz Storch Elternpaar Tiit und Tiina nun in ihre Kinderstube geschaut. Die beiden leben in einem Naturschutzgebiet in Estland und dank der modernen Technik läuft dort eine Webcam, über die ich jeden Tag das Leben im Nest beobachten konnte.

Im Frühjahr hat Mutter Tiina 5 Eier in das sorgfältig gebauten Nest auf das weiche Moospolster gelegt. Und den ganzen Monat Mai wartete ich mit allen Beobachtern gespannt auf das Schlüpfen des ersten Kükens. Pfingstmontag, am 27.05.2013 war es dann so weit: Im Absstand von 24 Stunden schlüpften zwei Küken aus den Eiern. Drei Eier waren offenbar nicht befruchtet, wurden aber nicht aus dem Nest entfernt. Sie kugelten die nächsten Wochen zwischen den beiden Küken hin und her wie drei Golfbälle.

Ja, und dann war ich jeden Tag dabei, und habe das Leben der Storchenfamilie beobachten können. Immer war einer der beiden Elternvögel im Nest. Nie ließen sie ihren Nachwuchs aus den Augen.

Es war für mich erstaunlich, wie schnell die beiden Kleinen heranwuchsen. Und wie behutsam und voller Fürsorge sich beide Eltern um ihren Nachwuchs kümmerten!

Und, wie sie auch auf Reinlichkeit achteten. Der Elternvogel, der Nestwache hatte, war ständig damit beschäftigt, den Kot der Jungen zu beseitigen und aus dem Nest zu befördern. Oder pickte am schnell wachsenden Gefieder der Küken herum. Was diesen offenbar nicht immer so ganz angenehm war. Denn, in den ersten Wochen wollten sie offenbar nur zwei Dinge: Schlafen und Fressen, Fressen und Schlafen.

Die Altvögel strecken zum Koten ihr Hinterteil weit über den Nestrand und der Darminhalt fliegt dann im hohen Bogen hinaus durch die Luft. Diese Art der Darmentleerung sieht sehr lustig aus und ich muss jedes Mal schmunzeln.

Ich möchte allerdings nicht wissen, wie es dort unter dem Nest aussieht? Aber, das zeigt die Kamera ja nicht.

Erstaunt war ich, wie schnell die beiden Küken, als sie heranwuchsen, diese Methode der Eltern angenommen haben damit ihr Nest möglichst sauber blieb. Und wenn es doch einmal passierte, dass ein Geschwisterchen in das Nest gemacht hatte, konnte ich beobachten, wie der zweite Jungvogel ganz schnell Nistmaterial vom Nestrand mit seinem Schnabel heranholte und den Schandfleck sorgfältig abdeckte.

Bei starken Regenfällen, war es rührend zu sehen, wie die Eltern ihre Jungen mit ihrem Leib zu schützen versuchten, so gut es ging. Anschließend trugen sie eilig trockenes Moos aus der Umgebung in das Nest, um es wieder warm und trocken aus zu polstern. Die Brutpflege in den ersten Wochen, als die Küken noch sehr klein und hilflos da lagen, war von so viel Fürsorge geprägt, dass ich mir nicht vor stellen kann, dass das nur Instinkt gesteuert ist. Da gibt es auch so etwas wie Elternliebe! Auch wenn ich nicht zu jenen gehöre, die Tiere vermenschlichen. Aber gerade seit diesem Sommer, in dem ich die Gelegenheit hatte drei Vogelpaaren so nah wie nie bei ihrem Brutgeschäft zu schauen zu können, bin ich mir sicher, dass Tiere doch so etwas wie eine Seele haben. Von meinen diversen Hunden wusste ich das schon immer.

Der 04.07. sollte dann für die bis dahin friedlich und ungestört lebende Familie Schwarzstorch einige Aufregung bringen. . Die beiden Jungstörche waren inzwischen schon so weit herangewachsen, dass die Eltern sie für eine kleine Weile allein lassen konnten. Das ist dann die Zeit, in der die Vogelschützer die Gelegenheit nutzen, und die jungen Störche beringen.

Ich habe diese Aktion zwar verfolgen können, weil ich zufälligerweise gerade in diesem Moment die Webcam angeklickt hatte. Leider wurde das Kameraobjektiv aber die meiste Zeit von einem knackigen estnischen Männerhintern in Khakihosen verdeckt, weil nur von dieser Seite der Aufstieg in das Nest möglich war.

Die beiden Küken wurden gewogen, untersucht und beringt. Und sie bekamen auch Namen: der kleine männliche Storch wird nun weltweit im Storchenregister als Miiko bekannt sein und seine Schwester als Liina. Die drei unbefruchteten Eier wurden von den Vogelschützern sorgfältig in einer Schachtel geborgen um sie zu untersuchen.

Nachdem die Männer das Nest verlassen hatten, und wieder Ruhe auf dem Storchenbaum eingekehrt war, haben sich alle dann schnell erholt und schon nach 30 Minuten kamen die Eltern zurück und das ruhige und beschauliche Leben im Storchennest ging weiter.

Von dieser Zeit an hat es dann nicht mehr lange gedauert bis zu den ersten Flugübungen. Es war sehr aufschlussreich, zu sehen, wie die Geschwister in zwistiglicher Eintracht bei einander lebten. So richtig gestritten wurde nur bei der Essensausgabe. Aber da sorgten dann Vater oder Mutter für Ordnung, und dass jeder der beiden Zöglinge zu seinem Recht kam.

Ansonsten waren die beiden richtig nett mit einander. Sie schnäbelten sich gegenseitig das heranwachsende Federkleid, offenbar ist das Wachstum der neuen Federn mit viel Juckreiz verbunden. Und die alten Daunen mussten schließlich auch entfernt werden. Überhaupt, waren die Beiden fast den ganzen Tag mit Gefiederpflege sehr beschäftigt! Und auch die beiden Elternvögel konnte ich meistens bei dieser Beschäftigung beobachten.

Mit der Zeit wuchsen die Schwungfedern, die jungen Störche hüpften durch das Nest, schlugen mit ihren heranwachsenden Schwingen und: eines Tage war es so weit; die kleinere und leichtere Liina wagte als erstes den Flug aus dem Nest! Offenbar sind die Storchenmädchen wohl mutiger als ihre Brüder. Mirko begnügte sich noch eine ganze Weile damit im Nest herum zu hüpfen mit weit ausgebreiteten Schwingen. Aber, dann kam auch für ihn der Moment, das Nest zu verlassen und den ersten Ausflug zu wagen. Von diesem Tag an war das Nest immer häufiger leer, wenn ich im Laufe der Tage dort hereinschaute.

Dann passierte etwas , dass für die Storchenfamilie bestimmt ein tiefgreifendes Unglück war: am 03.08 landete ein Seeadler im Storchennest und einer der beiden Jungstörche, der gerade im Nest war, floh unter lautem Geschrei. Auf dem Video, dass die Vogelwarte gedreht haben, sieht man den aufgeschreckten Jungstorch beinahe aus dem Nest fallen und hört wie die Äste knacken, durch die er wohl in seiner Panik mehr gefallen als geflogen ist. Auch die anderen Störche hörte ich in der Nähe laut schreien, als sie die Eroberung ihrer Heimstätte durch einen Seeadler hilflos mit ansehen mussten.

Ich habe seit diesem Tage nur noch zwei oder drei Mal einen der Altvögel, erkennbar an der tiefroten Farbe der Stelzen und der Kopfhaut rund um den Schnabel und die Augen, auf dem Ast neben dem Nest sitzen sehen. Miiko und Liina habe ich seit diesem Tag nie mehr gesehen. Ich bin mir sicher, sie üben auf den Wiesen der Umgebung fleißig ihre Flügel. Es dauert nicht mehr lange bis zum Abflug nach Afrika und der Weg von Estland dorthin ist weit!

Es ist nicht an zu nehmen, dass ich die Beiden je wieder sehen werde.

Aber meine Guten Wünsche begleiten sie: „Glück auf, Miiko und Liina! Ich wünsche Euch allezeit guten Wind und satte Wiesen und Bäche voller Fisch. Ihr habt mir in diesem Sommer manche schöne Stunde beschert, weil ich Euch beim Heranwachsen in Eurer Kinderstube zu schauen durfte. Danke dafür!“

 

 

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Paeivae

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Paeivae Re: eine schöne erzählung -
Zitat: (Original von derrainer am 22.08.2013 - 23:39 Uhr) die bestimmt voller spannung war , da schwarzstörche nicht so oft anzutreffen sind .
die tage sass ein fischreier auf unserem schuppendach , ein wunderbares erlebnis , ich fand es super und er gab mir die gelegenheit es bildlich festzuhalten .
lieben gruß rainer

Danke fürs Lesen und Deine Zeilen.
Ja, die Stelzvögel sind beeindruckend. Schwarzstörche habe ich nur einmal in Masuren in Natura gesehen. Sie sind ja extrem scheu und keine Kulturfolger, wie ihr Verwandter, der Weißstorch. Reiher gibt es hier in unserer Gegend viele und Störche.
Und jedes Jahr im Herbst rasten hier in renaturisierten Mooren 60 bis 70 Tausen Kraniche auf der Durchreise. Es ist immer wieder ein wunderbares Schauspiel, diese großen Vögel zu erleben.
Ich werde meine Vogelreihe noch fortsetzen.
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Paeivae Kommentar vom Buch-Autor gelöscht.
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derrainer eine schöne erzählung - die bestimmt voller spannung war , da schwarzstörche nicht so oft anzutreffen sind .
die tage sass ein fischreier auf unserem schuppendach , ein wunderbares erlebnis , ich fand es super und er gab mir die gelegenheit es bildlich festzuhalten .
lieben gruß rainer
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