Romane & Erzählungen
Eine Frau entdeckt das wahre Leben - Teil1

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"Eine Frau entdeckt das wahre Leben - Teil1"
Veröffentlicht am 05. Oktober 2013, 24 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Eine Frau entdeckt das wahre Leben - Teil1

Eine Frau entdeckt das wahre Leben - Teil1

Ein super Auftritt

Eine selbstbewusste Frau betritt einen Gerichtssaal. Dieser Paradiesvogel dort hat schon ganz andere Zeiten hinter sich. Pummelig, in sich zurückgezogen machte sie alle Höhen und Tiefen des Lebens durch. Da sie schon lange von ihrem Mann getrennt lebte, ging es mit der Scheidung ganz schnell. Heute ist sie eine freie und liebende Ehefrau. Sie lebt ihr Leben und scheint milionenschwer zu sein. Geblendet von diesem Auftritt schauen alle auf diese Frau. Sie trägt Größe 38 dezenten aber doch teuren Schmuck und einen pfiffigen Haarschnitt. Diese Frau bewegt sich kerzengerade auf den Zeugenstand zu, als Frau Edda Zimmerman aufgerufen wird. In ihrem Fall geht es um Körperverletzung. Selbst dem Angeklagten zaubert sie ein Lächeln aufs Gesicht. Edda antwortet auf jede ihr gestellte Frage ruhig und wahrheitsgemäß. Hat sie ihre tolle Figur etwa Yoga und der Meditation zu verdanken. Kein Aufbrausen mehr einfach so aus heiterem Himmel, einfach die Ruhe in Person. Auch wenn ihr manche Frage die Kehle zuschnürt, bleibt sie ganz ruhig. Unter den Zuschauern sitzt ein größerer graumelierter Herr und drückt die Daumen, dass seine Frau nicht wieder zurückfällt in ihre Krankheit, gegen beide so lange angekämpft haben. Robert ist stolz auf alles, was seine Frau geschafft hat. Sie deutet heute beruflich Träume, die ihren und die von anderen. Sie schreibt Bücher darüber und malt Gemälde. All das hat diese Frau aus sich gemacht. Sie geht ihren Neigungen nach und hat das Glück gefunden. Ihren Beruf als Krankenschwester hat sie aufgegeben. Aber hat sie das Geld wirklich mit ihrer Hände Arbeit verdient?

 

Draußen auf dem Flur sitzt noch immer ein ältlicher und gebrochener Mann. Er konnte es gar nicht ertragen, diese Frau so selbstbewusst zu sehen. Jahre hat er sie nach seiner Fasson erzogen. Sie war ihm hörig und nun. Frauen die so auftraten störten ihn. Er kann es einfach nicht fassen. Früher ging sie so gebeugt, ihrem Manne untertan, wie es sich gehört und jetzt. Selbstbewusst und knüppeldürr saß sie da eben neben ihm. Verflucht sei sie. Siegfried kann nicht reden, sonst fliegt er auf und kommt doch noch hinter Gitter. Dann wird er aus seinen Gedanken gerissen. Herr Siegfried Siebert wird aufgerufen in den Zeugenstand. Gebeugt schreitet er zum Zeugenstand, schwört und lügt doch. Edda spürt ein wenig Mitleid mit ihm, doch warum eigentlich?

Aysel Abakay hat ihren Auftritt mit eiskalter Mine, wie es ihrem Charakter entspricht und keiner kann ahnen was sie gerade denkt. Wie sie Nico gerade in die Hölle wünscht. Auch sie nimmt ein paar Geheimnisse mit sich.

Auch Bülent und Ben werden befragt, welche ihren Prozess schon hatten.

Bülent kam ungeschoren davon, Ben bekam 2 Jahre auf Bewährung.

Siegfried wird nur kurz befragt, da er nicht unmittelbar beteiligt war.

Frau Dr. Adam wird zu der Geschichte im Krankenhaus befragt.

Alle Zeugen zeigen Respekt vor der Justiz.

 

Nur der Angeklagte Nico Böhler zeigt weder Respekt noch Reue.

Er geht für 7 Jahre hinter Gitter

Keiner fühlt Mitleid mit ihm als er in Handschellen an ihnen vorbeigeführt wird.

 

Edda ergreift ein wenig das Gefühl der Beklemmung, als sie daran dachte, was der Mistkerl ihr angetan hat.

Sie denkt daran zurück, wie sie ihr neues Leben in den Griff bekommen hat.



Iwan

Jeder Schritt fällt ihm schwer. Ein Wunder, dass er mit seinen 80 Jahren überhaupt noch gehen kann, nach dem, was er alles in seinem Leben durchgemacht hat. Doch gestützt auf einen Gehstock überquert er die Straße und bewegt sich langsam auf Eddas Laden zu.

Doch die Bordsteinkannte auf der anderen Seite der Straße ist zu hoch. Er schafft es nicht seinen Fuß hoch genug zu heben, stolpert und stürzt auf die Straße. Edda, die zufällig aus dem Schaufenster schaut, sieht den Mann stürzen und eilt zur Hilfe.

"Ich bin Iwan", flüstert er ihr noch zu, bevor er dass Bewusstsein verliert. Schnell holt Edda einen Krankenwagen und lässt Iwan ins Krankenhaus bringen. Dann begibt sie sich zurück in ihren Laden.

 

Dort macht sie sich Gedanken, was dieser Mann wohl von ihr wollte. Denn offensichtlich wollte er zu ihr. Die wenigen Kunden, die sich seit der Eröffnung ihres kleinen Ladens, dahin verirrten waren meist junge neugierige Menschen oder solche in ihrem Alter, die ihr Leben von Grund auf verändern wollten.

Was also, wollte dieser alte Mann von ihr?

Er hatte sein Leben gelebt. Aber es schien nicht einfach gewesen zu sein. Als er ihr seinen Namen zuflüsterte, hörte sie ein gebrochenes deutsch. Er schien ein Russe zu sein. Aber wenn sein Deutsch auch gebrochen war, konnte er es doch sehr gut.

Hatte dieser Mann noch Träume?

Oder wollte er ein Gemälde von früheren Träumen?

Das brachte Edda das meiste Geld ein.

 

Sie hatte wirklich einen schweren Start in ihre Selbständigkeit. Lange suchte sie nach passenden Räumlichkeiten. Bis sie endlich in diesem kleinen Gässchen dieses kleine Fachwerkhaus entdeckte. Sie richtete eine kleine Gallerie ein, mit ihren vielen Zeichnungen und Gemälden. Und einen kleinen Raum, wo sie ihre Deutungen machte. Alles ist ihr so gut gelungen, aber nur selten verirrten sich Kunden hierher. Und doch wollte sie nicht aufgeben und ihren Traum von der Selbständigkeit vorrantreiben. Robert unterstützte Edda wo er nur konnte und doch ging es nicht vorran.

Inzwischen ist auch ihr erstes Buch verlegt worden. Aber viele Leute schienen sich nicht für ihr früheres Leben zu interessieren. Auch hier hatte sie sich alles anders vorgestellt. Und sie wollte doch noch soviel schreiben!

 

Seit längerem jedoch träumt sie wieder.

In ihrem Traum sieht sie zwei Greise. Der Erste und viel ältere schien eine Frau zu sein. Der Zweite etwas jüngere geht weit hinter ihr und ist ein Mann. Er winkt einem kleinen Kind zu. Dieses Kind sitzt da und weint viele Tränen, die zu reißenden Flüssen werden, um gleich darauf anzufangen vor lauter Glück zu lachen und das gleich darauf von tausenden goldenen Münzen begraben wird.

 Sie wird versuchen diesen Traum zu deuten.

Vielleicht hat ja der Mann von eben etwas damit zu tun!

Sie wird ihn gleich morgen im Krankenhaus besuchen, um herauszufinden, was er bei ihr wollte.

 

Edda zieht sich ins Büro zurück

Edda schaut das Telefon an. Sollte sie Robert von ihrem Erlebnis erzählen? Sie lässt es lieber. Stattdessen geht sie an den PC und versucht ihren Traum zu deuten. Gedankenverloren gibt sie ihre Begriffe ein.

 

Bei dem Wort Greis erscheint diese Beschreibung auf ihrem Bildschirm 

alter Mann: Krankheit und Tod.

alte Frau: Ärger und Verdruss steht Ihnen bevor

Zum Abschied winken verheißt ein Wiedersehen,

zum Willkommen winken zeigt einen Abschied an.

Das Kind im Traum ist ein Hinweis auf neue Möglichkeiten und Chancen zur weiteren Entwicklung.

Kindergelächter hören bedeutet Freude und Gesundheit

weinen baut im Traum oft innere Spannungen ab, vor allem wenn Sie im Wachzustand nicht weinen können.
Alte Traumbücher verstehen Weinen auch noch als Grund zur Freude im eintönigen Alltag.

Der Fluss ist das Symbol des Lebens, er stellt den Strom physischer Energie dar.
Wegen des Fließens ist er Zeichen für Vergänglichkeit, aber auch für ständige Erneuerung.

Sind die Flüsse reißend oder stellen sie ein Hindernis für den Träumenden dar, so ist dies ein Hinweis auf eine Schwierigkeit, deren sich der Träumende noch nicht bewußt ist.

Sind Münzen aus Gold, werden Wohlstand und Vergnügen durch Besichtigungen und Kreuzfahrten vorausgesagt.

Es handelt davon, dass etwas "begraben" wird, das kann ein Streit, eine Freundschaft oder ein Vorurteil sein.
Es hat eine Veränderung stattgefunden, etwas, das Ihnen am Herzen lag, ist bereinigt.

 

Edda beginnt zu deuten.

Sie ahnt, dass die Frau und der Mann etwas miteinander zu tun haben.

Der alte Mann ist krank und wird sicher bald sterben.

Was wollte er nur von ihr?

Haben er, die Frau und sie etwas miteinander zu tun?

Denn sie glaubt, dass er ihr zum Abschied aber auch zum willkommen winkt.

Er wollte sie sehen bevor er stirbt.

Aber warum?

Will er ihr helfen?

Aber kann er ihr weitere Chancen und neue Möglichkeiten zur weiteren Entwicklung bieten?

Bringt er ihr Freude in ihren ach so eintönigen Arbeitsalltag?

Alles Fragen, die Edda gerade durch den Kopf gehen.

Die Vergänglichkeit der Liebe hat Edda schon hinter sich, jetzt ist sie dabei ihr Leben neu aufzubauen.

Edda hat schon so manche Schwierigkeit gemeistert, warum nicht auch diese, die sich ihr in den Weg zu stellen droht.

Sie weiß nicht was hier gerade gespielt wird, aber sie wird sich der Herausfordeung stellen und sehen was das Leben noch so mit ihr vorhat.

Wird er ihr den Wohlstand bringen, nach dem sie sich immer so gesehnt hat?

Seit der Begegnung hat sich in ihr eine Menge verändert.

Sie fühlt sich zu diesem Mann hingezogen.

Warum auch immer?

Sie wird es bald erfahren!

Auch wenn es ein schwerer Weg werden wird, sie wird ihn gehen.

 

Nur ein (Alb)traum?

Robert wird mitten in der Nacht wach. Er schaut auf die Uhr am Radiowecker, doch er kann die Uhrzeit nicht so genau erkennen. Er sieht sich im Badezimmerspiegel und putzt sich die Zähne. Das Wasser rauscht in den Abfluss. Robert sieht in das tiefe schwarze Loch des Abflusses. Der Abfluss verschlingt das Wasser, dann lässt die Kraft des Wasserstrahls nach, immer weniger Wasser kommt aus dem Hahn, bis nur noch kleine Tropfen vom schwarzen Loch verschlungen werden.

 

Robert schaut verwundert den Wassertropfen hinter her, als ein rasierklingenscharfes Messer seinen Brustkorb durchschneidet. Robert starrt mit weit aufgerissenen Augen in den Spiegel, doch er sieht kein Blut. Der Schmerz in seiner Brust wird immer schlimmer und er spürt, wie die Messerspitze tief in sein Herz sticht. Robert will schreien, doch kein Laut kommt aus seinem Mund. Dann sieht er das schwarze Loch des Abflusses immer größer werdend, immer näher kommend. Voll Panik, mit kaltem Schweiß auf dem Gesicht wacht Robert auf.

 

Er sieht auf die Uhr am Radiowecker, doch er kann die Uhrzeit nicht so genau erkennen. Robert schaut auf Edda, die ruhig schläft. Er steht auf und geht ins Bad. Leise schließt er die Tür hinter sich und macht das Licht am Spiegelschrank an. Die grellen Leuchten blenden ihn eine Weile, bis seine Augen sich an das Licht gewöhnt haben.

 

Er sieht sich im Spiegelschrank und schaut in ein völlig übermüdetes Gesicht. Robert verspürt plötzlich ein stark brennendes Gefühl in seinem Brustkorb. Aus dem Gefühl entwickelt sich schnell ein brennender Schmerz, der sich über seinen ganzen Oberkörper ausweitet und in die Arme ausstrahlt. Der dreht den Wasserhahn auf und lässt sich kaltes Wasser über die Handgelenke laufen.

Die erfrischende Wirkung des kühlen Wassers hält nur kurz an. Dann spürt er einen heftigen Druck auf seinen Brustkorb, als ob ein Elefant seine Rippen zerquetschen würde. Robert wird der Hals zugeschnürt, er versucht nach Luft zu schnappen, doch der Atem ist flach, sehr flach. Er will schreien, doch kein Laut kommt aus seinem Mund heraus. Er lässt sich das kalte Wasser in die Hände laufen und schüttet es sich ins Gesicht. Langsam lässt der Druck nach, Robert kann wieder tief und ruhig atmen, der Schmerz geht zurück. Nach 5 bis 7 Minuten ist alles vorbei. Kein Schmerz mehr. Er dreht das Wasser ab und geht zurück ins Bett. "Ich muss unbedingt zur Gesundheitsvorsorgeuntersuchung", denkt er sich noch, bevor er wieder einschläft.

 

Robert wird erneut mitten in der Nacht wach. Er schaut auf die Uhr am Radiowecker, doch er kann die Uhrzeit nicht so genau erkennen. Er sieht das Wasser in das tiefe schwarze Loch des Abflusses rauschen. Der Abfluss greift nach ihm und will auch ihn verschlingen, doch Robert wehrt sich und hält sich verzweifelt am Waschbeckenrand fest. Er spürt wie eine Hand seine Schulter ergreift und hört, wie eine Stimme nach ihm ruft. Robert wird wach. "Was ist los?", fragt Edda, Robert leicht an der Schulter schüttelnd, "du hast dich ohne Ende hin und her gewälzt und um dich geschlagen." "Nichts ist. Nur schlecht geträumt", kann Robert noch schlaftrunken antworten, bevor er wieder einschläft.

 

Robert wird wach. Er schaut auf die Uhr am Radiowecker. Zeit aufzustehen. Bevor der Wecker anschlägt, schaltet er ihn aus und steht auf. Er sieht noch, wie auch Edda wach wird, bevor er im Bad verschwindet. Leise schließt er die Tür hinter sich und macht das Licht am Spiegelschrank an. Die grellen Leuchten blenden ihn eine Weile, bis seine Augen sich an das Licht gewöhnt haben. Er sieht sich im Spiegelzimmerschrank ins Gesicht. Ein breites, freundliches Lachen strahlt ihn an.

 

"Ich werde mir doch nicht durch schlechte Träume den Tag verderben lassen", denkt er sich. "Ich bin Top-Fit und gesund. Frisch und glücklich verliebt, mitten im Leben stehend. Da wird mich kein blöder Traum aus  der Bahn werfen", denkt sich Robert.

 

Ein wenig nachdenklich fragt er sich: "Wie oft habe ich eigentlich letzte Nacht geträumt?"

 

Edda steht auch gleich auf und bereitet einen schönen Frühstückstisch vor.

Als sie sich am Frühstückstisch trafen, war die Stimmung zwischen beiden sehr bedrückend. So wie heute haben sie sich noch nie angeschwiegen. Seit einem Monat lebten sie nun schon zusammen in Roberts Wohnung. Warum nur fühlten sie sich heute so bedrückt.

Edda suchte nach den richtigen Worten um Robert ihr gestriges Erlebnis mitzuteilen. Aber zu wirr waren ihre Gedanken.

Robert denkt noch immer an seinen Traum, kann aber nicht über seinen Schatten springen und Edda darüber berichten. Stattdessen quälen ihn Gedanken darüber wie er Melanie, ihr Kind und Edda abgesichert weiß, wenn ihm wirklich einmal so etwas wiederfahren würde. Er muss ja nich gleich sterben, aber es kann ihn so treffen, dass er nicht mehr für sich selbst sorgen kann.

Was dann?

Beide trennen sich, wie immer mit einem kleinen Küsschen, und gehen ihre eigenen Wege.

 

Auf der Fahrt mit der U-Bahn grübelt Robert weiter und zieht sich immer mehr in sich zurück. Jetzt macht sich das gleiche Gefühl wieder breit, wie heute Nacht in seinem Traum. Und doch scheint ihn etwas zu erwärmen, was er so noch nicht deuten kann.

 

Edda geht heute zu Fuß. Sie spürt das Bedürfnis. Auch sie grübelt und zieht sich immer weiter in sich zurück. Sie hört nur das Quitschen einer Bremse und schaut dem Radfahrer, der sie eben gerade fast umgefahren hat, direkt in die Augen.

Was war nur mit ihr los?

Wie kann dieser Mann sie so in seinen Bann ziehen?

In ihrem Atelier griff sie gleich zu Stift und Papier und malte ihren Traum auf. Bei dieser Arbeit bekommt sie immer die besten Einfälle. Aber dieses mal verwirrte es sie nur noch mehr. Als sie diese greisenhaften Gesichter anschauten, begann sie sich vor der Wahrheit zu fürchten.

Was hatte dieser Mann nur vor?

Sie nahm sich vor ihn heute Nachmittag zu besuchen. Einfach nur so. Sie wusste noch nicht, was für eine Freundschaft sich zwischen ihnen entwickeln würde.

 

Auch Robert grübelte weiter. Aber weil heute ein ruhiger Tag war, hatte er auch Zeit zu meditieren. Vor seinen Augen erschienen gar seltsame Dinge, die er versuchte zusammenzupuzzlen.

Rosen schwirrten vor seinen Augen herum, ab und zu gesellten sich auch noch ein paar leuchtende Kerzen hinzu, ein schön gedeckter Tisch mit den schönsten Speisen und ein Ring, der die Rosen zu einem Strauß zusammenfügte.

So unruhig war eien Meditation bei ihm noch nie, aber er wusste was sie ihm sagen wollte. Zumindest hatte sich für Edda eine Lösung gefunden.

Ein Heiratsantrag!

Aber Melanie?

Sie ist noch immer das Kind in einem erwachsenen Menschen. Sie verlässt sich zu sehr auf ihn und Edda. In einem Monat, wird sie Mutter werden und noch immer lebt sie bei ihm und Edda.

Das ist noch das einfachste.

Er wird mal wieder ein ernstes Gespräch mit ihr führen müssen. Wenn da die gute Edda nicht wäre. 

Aber das mit Edda, das wird schon schwieriger werden.

Sollte er sie mit einem schönen selbstbereiteten Essen, einem Strauß Rosen und einem schönen Ring beglücken und ihr den Antrag machen?

Oder sollte er mit ihr schön ausgehen?

Macht man sich in diesem Alter überhaupt noch solch einen Antrag?

Für ihn geht die Grübelei weiter.

Ein Besuch im Krankenhaus

Edda malt und malt und je mehr sie ins Detail geht, umso mehr kommt ihr zu Bewusstsein, dass der Schlüssel zu diesem Bild bei Iwan liegt. Bis Mittag ließ sich kein Mensch bei ihr blicken.

Edda nimmt ihren Mantel und verläßt ihr Geschäft, um zum Krankenhaus zu fahren. Sonst ist sie immer nach Hause gegangen um mit Hugo, dem Streuner aus der Türkei, Gassi zu gehen. Hugo kam mit Aysel Abakay 3 Wochen nach Robert und Edda in Deutschland an. Aysel hat in der Türkei alles notwendige gergelt. Streuner besitzt nun richtige Papiere und zeigt Robert und Edda seine ganze Dankbarkeit.

Mit der U-Bahn fährt sie direkt zum Krankenhaus. Sie weiß, Iwan liegt in dem Krankenhaus, in dem sie die letzten Jahre gearbeitet hat. Sie steigt wie immer eine Station früher aus um sich noch etwas die Füße zu vertreten. Sie genießt die Sonne, die es heute gut zu meinen scheint. Als sie das große Gebäude sieht wird ihr doch ein wenig mulmig.

 

Wie würden sich wohl ihre alten Kollegen ihr gegenüber verhalten?

 

Schon als sie den Eingangsbereich betrat, lächelten ihr die Damen an der Rezeption freundlich entgegen. Aber Edda macht sich troztdem Gedanken.

 

Ist das wohl echt?

Aber eigentlich war sie ja immer eine umgängliche Person.

 

Schon dort unterhielt sie sich ganz nett, kein böses Wort, keine bösen Gedanken. Die Unterhaltung war vollkommen gelöst. Um so mutiger wurde Edda. Jetzt forschte sie nach, wo dieser Mann sich befindet, der sie so sehr beschäftigte. Sie erzählte ihre Geschichte, die sie gestern erlebt hat und erklärte ihren alten Kolleginnen an der Rezeption, das sie diesen Mann, der Iwan heiße, gern besuchen würde. Und schon bald hatte sie die Zimmernummer und doch beschlich sie ein wenig Angst.

 

Was würde sie wohl erwarten?

Eine Geschichte, die sie noch nicht kannte?

Die sie vielleicht das Fürchten lehrte?

So etwas schoss Edda augenblicklich durch den Kopf.

 

Da ihr aber der Magen knurrte, begab sie sich erst einmal in die Kantine, um eine kleine Mahlzeit zu sich zu nehmen. Auch hier waren ihr alle wohl gesonnen. Im Kreise ihrer alten Kolleginnen verbrachte sie die Zeit in der Kantine. Nette Gespräche mit allen die ihr lieb waren lockerten sie auf.

Und sie begab sich vollen Mutes in die zweite Etage hin zum Zimmer 104.

Zaghaft klopfte Edda an die Tür und lugte langsam um die Ecke. So schwach wie Iwan zu sein schien, hatte er doch dieses freundliche Lächeln in seinem Gesicht. Seine Augen schienen vor Freude ziemlich zu glühen. Tief aus ihren dunklen Höhlen herraus. Er lag da, ziemlich verloren in seinem vom Krankenhaus gestellten Hemdchen. Einsam und verlassen und doch so voller Freude Edda zu sehen. Dieses Elend, das Edda dort vor sich sah, erwärmte ihr förmlich das Herz. Sie nahm allen Mut zusammen und umarmte den alten Iwan und es schien ihr als ob er sie nie wieder loslassen wolle. Leise und in seinem gebrochenen Deutsch, bat er Edda, ihm aus der Pension zum "Goldenen Hirsch", seine Tasche zu bringen.

Edda wollte noch soviel wissen und merkte doch, dass Iwans Stimme immer schwächer wurde. Sie verabschiedete sich und versprach am anderen Tag wieder zu kommen.

Für diese kurze Zeit des Besuchs, hat Edda soviel mitgenommen was sie im tiefsten ihres Inneren derart erwärmt hat, das sie sich schon auf den nächsten Tag freut.

Robert geht Gassi

Gedanken versunken begibt sich Edda zur U-Bahn und fährt zu der angegebenen Adresse, um Iwans Sachen zu holen.

Wieviel Wärme sich doch in ihrem Körper breit macht!

Sie weiß, Iwan wird ihr soviel geben, dass sich ihr ganzes Leben verändern wird.

Sie spürt, dass sie schon jetzt im Aufbruch ist.

Sie weiß, Iwan wird aus einer Knospe eine Blüte zaubern.

Was für eine weiß sie noch nicht, aber sie, Edda, wird sich auf diese Erfahrungsreise einlassen.

Schon jetzt konnte sie ein Menge für sich mitnehmen.

Wie auch immer es geschah, sie weiß es nicht, aber sie spürt den Aufbruch in sich.

 

Endlich steht sie vor der schäbigen Pension. Auch wenn sie "Zum Goldenen Hirsch" heißt, Edda ist sie doch unheimlich. Sie begibt sich zur Rezeption und wird von einem schmierigen Typen empfangen. Als sie ihn um die Zimmernummer Iwans bittet, macht er sie eklig an. Wie auch immer, in Edda breitet sich eine Welle von Wut aus und sie besteht auf den Zimmerschlüssel, des älteren Herren. Sie weiß, das ihr das nicht zusteht, da sie keine familiären Bindungen zu Iwan hat und auch keine Vollmacht vorweisen kann, aber das eklig breite grinsen des ihr Gegenübers lässt sie auf Hochtouren laufen und mit der Polizei drohen. Plötzlich verschwindet das Grinsen von seinem Gesicht und er geht in eine Kammer, aus der er die Tasche Iwans holt. Achselzuckend stellt er ihr diese auf den Tresen. Das macht Edda echt sauer. Er fragt nicht einmal nach, wieso sie die Tasche für Iwan hole. Edda huscht es durch den Kopf, das hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, aber mit kriminellen möchte sie einfach nichts mehr zu tun haben, zu viele Narben haben diese bei ihr hinterlassen. Sie nimmt die Tasche einfach und verlässt ohne ein Wort die Pension und begibt sich auf den Nachhauseweg.

 

Robert, der inzwischen auch nach Hause gekommen ist, ist verwundert. Als er die Wohnung betritt, ist gleich hinter der Eingangstür eine kleine Pfütze und Hugo kommt jaulend auf ihn zu. Nich fröhlich wie immer und mit dem Schwanz wedelnd, nein, ziemlich verbissen schaut er drein mit einem Blick auf seine Leine. Melanie kommt auch gerade nach Hause. Auch sie war den ganzen Tag unterwegs. Arztbesuche standen heute für sie an. Sie geht gleich an ihrem Vater vorbei und lässt sich auf das Sofa fallen um ihre Beine hochzulegen.

Robert ist ratlos.

Wo ist nur seine Edda.

Sonst wurde er immer von ihr an der Tür begrüßt.

Und heute?

Wortlos nimmt Robert die Leine und geht mit Hugo Gassi.

 

Wie schön es doch ist mit Hugo. Dieser Hund macht einem das Leben bunter. Robert unterhält sich mit sovielen Leuten wie lange nicht mehr und freut sich auch darüber, dass manche ihn nur anlächeln.

Wenn es auf Arbeit nur manchmal auch so wäre.

Früher waren die Menschen auch viel netter. Man unterhielt sich nach getaner Arbeit, manchmal trank man auch gemeinsam einen Kaffee oder Wasser. Seitdem die Preise immer mehr anziehen, reagieren die Menschen immer mürrischer. Zufrieden ist er schon lange nicht mehr in seinem Beruf. Noch ein paar Jährchen und dann wird er sich zurückziehen. Der Traum heute Nacht hat es ihm klar gemacht. Er ist nicht mehr der Jüngste und sollte beginnen sein Leben zu genießen.

Genießen?

Nach Jahren der Trauer hat er Edda gefunden - Edda hat sein Leben wieder erleuchtet.

Er genießt es mit ihr zusammen zu sein.

Aber was nur macht ihn trotztdem so unzufrieden?

Was bringt ihn so zum grübeln?

Was fehlt ihm noch zum wahren Glück?

 

Hugo aber führt ihn dorthin, wo er alles vergessen kann. Es geht vorbei an einem Blumenladen. Robert würde Edda gern ein paar Blumen kaufen um ihr mal wieder eine kleine Freude zu machen, aber Hugo zieht. Von weitem sieht Robert ein Reisebüro und erinnert sich daran, dass er ja mit Edda an die See wollte. Er beschließt gleich wenn er nach Hause kommt mit seinem Freund zu sprechen. Hugo jedoch ist erst glücklich als er am Stadtrand ist. Die weiten Felder und Wiesen lassen ihn winseln und mit dem Schwanz wedeln. Robert lässt ihn von der Leine. Hugo springt über die Wiese, jagt Schmetterlinge und schmeißt sich vor Freude auf den Rücken. Auch Robert setzt sich ins Gras und erfreut sich an der Natur. Er fühlt sich immer mehr gelöst von den Lasten, die der Alltag ihm aufbördet. Er steht auf und beginnt für Edda einen Feld- und Wiesenstrauß zu pflücken. Als er am Horizont die Sonne untergehen sieht, zaubert es ihm soviel Wärme ins Herz, das er sich so leicht fühlt wie lange nicht mehr. Er lernt Hugo immer mehr zu lieben und nimmt sich vor, öfters mit ihm Gassi zu gehen. Beide machen sich auf den Rückweg, denn es beginnt langsam zu dunkeln.

 

Als er um die Ecke biegt, steht dort Edda vor der Haustür mit ihrer riesen Reisetasche.

Er weiß jetzt nicht was er denken soll.

Heiß und kalt läuft ihn ein Schauer über den Rücken.

Verloren und mit einer Träne im Auge kniet er vor Edda nieder und fragt sie, ob sie seine Frau werden wolle.

Auch Edda schießen die Tränen in die Augen und als sie ihm ihr klares "Ja" zuhaucht, steht Robert auf und nimmt seine Edda in den Arm. Vor Glück würde er sie am liebsten gar nicht wieder los lassen. Mit dem Schenken seines selbst gepflückten Feld- und Wiesenstraußes ist das Glück perfekt. Beide scheinen vor Glück die Treppe empor zu schweben. Selbst Hugo freut sich an dem Glück und wedelt mit seinem Schwanz.

 

 

 

 

Robert gesteht

Diesen Moment begießen beide gleich mit einem Gläschen Sekt und Robert gesteht ihr seine Angst, die ihn soeben durchströmt hat, als er sie mit der Tasche vor der Tür sah.

Edda wird endlich ihr Erlebnis los, welches sie zum Grübeln bringt. Sie erzählt, dass sie heute diesen alten Mann im Krankenhaus besucht hätte. Sie glaube, dass er etwas mit ihr und ihrer Familie zu tun habe. Jedenfalls habe sie heute seine Tasche aus einer Pension geholt, die sie misstrauisch gestimmt hätte. Sie möchte Iwan gern weiterbesuchen und mehr über ihn erfahren. Über sein Leben, seine Träume, eben alles was diesen Mann so interessant macht. Und ein warmes lächeln huscht über ihr Gesicht.

Robert erzählt ihr nebenbei auch gleich noch von seinem Traum, der ihn so bedrückt hat. Das er sie im Falle eines Falles abgesichert sehen möchte. Dieser Traum habe ihn wachgerüttelt. Er berichtet es Edda und noch immer zeichnet sich ein Grausen auf seinem Gesicht ab.

Ich bin beim Zähneputzen und sehe mich im Spiegel. Beobachte wie das Wasser in den Abfluss rauscht und schaue ihm nach in ein tiefes schwarzes Loch welches das Wasser verschlingt. Bemerke das der Wasserstrahl immer dünner wird, bis ein letzter Tropfen vom schwarzen Loch verschlungen wird.  Dann zerschneidet mir ein messerscharfes Rasiermesser den Brustkorb, ich kann aber kein Blut sehen. Der Schmerz in meiner Brust wird so stark, das es mich ängstigt. Die Messerspitze sticht plötzlich tief in mein Herz. Ich will schreien, doch kein Laut kommt aus meinem Mund. Das schwarze Loch wird immer größer und kommt immer näher. Es will auch mich verschlingen. Doch ich wehre mich. Ich will nicht kampflos aufgeben. Auch wenn ich mich nur an den Waschbeckenrand klammere, ich siege.

Was auch immer mir der Traum sagen wollte. ein gutes hatte er.

Wir werden heiraten.

 

Edda will zu ihrem Computer um Roberts Traum zu deuten. Dabei kommt sie noch einmal an Roberts schönen Blumenstrauß vorbei. Sie streicht mit ihren Händen an ihm empor und atmet dabei die Düfte der Natur ein. Etwas schöneres hätte Robert ihr garnicht schenken können als soviel Zeit und Liebe. Sie stellt sich vor wie er mit jedem einzelnen Stengel an sie dachte. Ganz viel Wärme stieg in ihr empor. Dann ging sie weiter und in einem Augenwinkel glitzerte eine ganz kleine Träne.

Sie denkt an Roberts Traum und denkt sich, das es gar nicht so schlimm sein muss wie es aussieht. Auch bei ihr haben sich alle Träume zum Guten gewendet.

Edda beginnt zu deuten. Sie gibt Begriff für Begriff in ihren Computer ein.

 

Zähne symbolisieren Vitalität.

Bei putzen findet sie folgendes.

Sie sollten sich von seelischem, geistigem und moralischem Schmutz und Unrat befreien, der die feinen Kanäle zur geistigen Ebene verstopft.

Sieht man sich selbst in einem Spiegel, sollte man sich genauer erforschen, um zur Selbsterkenntnis zu gelangen.

Wasser ist ein Ursymbol, das allgemein das eigene Seelenleben mit den bewussten und unbewussten Inhalten verkörpert.

Fließendes Wasser versinnbildlicht Frieden und Wohlbefinden,

Schwarz ist die "Farbe" der Finsternis. Sie ist allgemein negativ zu werten und gilt als Mahnung, Ihr Leben umzustellen. Es ist aber auch die Farbe der Kreativität, da aus dem Dunkel alles geboren wird.

Das Loch kann im Traum als Zeichen für Unsicherheit, Hilflosigkeit und mangelndes Selbstvertrauen gesehen werden, wenn es im Sinne von Abgrund steht.

Ein Loch im Traum symbolisiert in der Regel eine schwierige oder knifflige Situation.
Ein Loch stellt oft eine Falle dar, in die Sie leicht hinein fallen. Manchmal kommen darin auch sexuelle Bedürfnisse zum Ausdruck. Empfinden Sie beim Anblick des Loches Unbehagen oder Angst, ist dies ein Hinweis auf sexuelle Hemmungen und Unsicherheit gegenüber Frauen, die mütterlich dominieren. Fühlen Sie sich allerdings geborgen, ist dies ein Zeichen Ihrer Hilfsbedürftigkeit, des Wunsches nach Schutz und möglicherweise auch ein Zeichen für eine zu starke Mutterbindung.

Tiefe im Traum ist ein Hinweis auf das Unbekannte oder Unergründliche. Die Tiefe symbolisiert fast immer Ihre innere Tiefe. Wer von der Tiefe träumt, der sollte sich nicht vor ihr fürchten, sondern sich in diese Tiefe hineinbegeben.

Zählen Sie die Tropfen, können Sie mit einer kleinen Erbschaft rechnen.

Das Rasiermesser symbolisiert die Wanderung auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn, Gut und Böse, Leben oder Tod.

Männer träumen von der Brust, wenn sie mehr Stärke zeigen sollten.

Ein Messer steht für die Fähigkeit, verletztes Gewebe zu durchdringen und das abzutragen, was Sie quält. Mit dem Messer kann die Heuchelei "herausgeschnitten" werden, die eine Situation beherrscht.

Das Herz ist das Zentrum des Seins und repräsentiert "emotionale" Weisheit statt intellektueller Klugheit.

Haben sie Angst verschlungen zu werden, werden sie von einer Leidenschaft, einem überwältigenden Gefühl oder von einem Trieb verzehrt. Sie haben es mit einer Kraft zu tun, die Sie nicht kontrollieren können. Sie sollten sich darüber Gedanken machen, wie Sie in Zukunft besser für die Befriedigung Ihrer Bedürfnisse sorgen können.

Einige Begriffe waren nicht zu finden.

 

Edda kehrt zu ihrem Robert zurück und weiß nicht so recht was sie ihm sagen soll. Langsam schiebt sie ihm ihre Notizen zu. Robert ließt sie sich durch und schmunzelt.

"Warum lächelst Du bei solchen Notizen?", will Edda von ihm wissen.

"Edda,", sagt Robert, der ewige Optimist, zu ihr, "ich lese die Notizen und suche mir das beste aus. Und siehe da, ich habe schon viel befolgt, was mir dieser Traum sagen wollte. Ich bin dabei mein Leben zu ändern und lasse mich in die Tiefe fallen. Mal sehen, was sie mich noch alles erkennen lässt."

Und zwinkernd fügte er hinzu, "Kein Kinderspiel mit einer Frau an der Seite, die einem müttrelich dominiert."

Edda ist schon lange an diese Art gewöhnt, und doch holt sie tief Luft, als sie das wieder hört.

 

Inzwischen ist es schon sehr spät geworden und beide, schleichen müde aber eng umschlungen zu Bett.

Und auf dem Weg geistert Robert schon wieder eine neue Idee durch den Kopf.

Mit dem Glück kommt auch die Arbeit

Am anderen Morgen begibt sich Edda gleich, mit samt der Reisetasche von Iwan, ins Krankenhaus. Ihr Laden öffnet Mittwochs erst um die Mittagszeit. Schlaftrunken und noch immer sehr schwach schaut Iwan sie an. Blass im Gesicht mit seinen fast durchsichtigen Lippen zaubert er aber doch ein zaghaftes Lächeln auf sein Gesicht. Man merkt ihm die Freude an, Edda zu sehen. Edda öffnet den Spint und legt seine ganze Wäsche hinein, die Waschtasche bringt sie ins Bad.  Dann verlässt sie für kurze Zeit das Zimmer und holt einen Rollstuhl für Iwan. Sie weiß was ihm

fehlt - Liebe und Fürsorge. Sie hilft ihm sich aufzusetzen und hilft ihn in den Rollstuhl. Dann fahren sie gemeinsam ins Bad und dort setzt sie ihn auf einem Hocker ab und duscht ihn. Dann rubbelt sie ihn ordentlich mit einem weichen Handtuch ab, so dass das Blut durch seinen Körper schießen kann und Iwan etwas Farbe auf die Haut zaubert. Iwan scheint förmlich aufzublühen. Sie kämmt ihn, zumindest das, was ihm an Haaren geblieben ist und zieht ihm einen frischen Schlafanzug an. Edda blüht bei dieser Arbeit richtig auf und auch Iwan fühlt sich in ihrer Nähe wohl. Als sie fertig ist, sackt Iwan völlig in sich zusammen. Man kann ihm die Mühe

förmlich ansehen, die ihn zu schwächen scheint. Es strenkte ihn alles zu sehr an. Edda half ihm wieder in den Rollstuhl und  fährt ihn zurück ans Bett und bettete ihn wieder vorsichtig ein. Leise und unruhig werdent fängt Iwan an zu erzählen, von einem ganz besonderen Traum.

 

Er sah ein Paar. Beide stritten um ein kleines Kind. Dieses Kind hatte zwei Seiten. Die eine schaute nach Westen, die andere schaute nach Osten. Das Paar riss so dermaßen an dem Kind, dass es auseinander riss. Das eine Kind blieb bei der Frau und ging nach Westen, das andere blieb beim Vater und ging nach

Osten.

 

Seine Stimme wurde wieder schwächer und Edda hatte ihre liebe Not etwas zu verstehen, daher verabschiedete sich von ihm. Streichelte ihm über die Wange und ging. Und nahm sich vor noch heute diesen Traum zu analysieren.

Aber erst einmal fährt sie mit der Bahn nach Hause um mit Hugo Gassi zu gehen. Das genießt sie wieder voll und ganz. Noch schnell eine Kleinigkeit essen und dann gehts auch schon wieder los in ihr kleines Lädchen.

 

Als sie um die Ecke biegt, sieht sie vor ihrer Tür ein junges Mädchen hocken.

Kaugummi kauend erhebt sich das Mädchen vor ihr, was Edda so gar nicht mag. Edda öffnet die Tür zu ihrm kleinen Refugium und stolz schreitet diese bunte Etwas hinter ihr her.

Was wollte so ein junges Ding nur von ihr?

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Das Früchtchen gab Edda gleich den Einblick in ihr Kommen.

"Sie deuten und malen Träume?", will Miss Punk wissen.

"Natürlich!", antwortet Edda ihr.

"Und was hat Dich heute Nacht so gequält?", fragt sie weiter.

"Immer wieder das selbe.", gab das junge ding zurück.

"Und was wäre das?", will Edda wissen.

Das junge Ding schüttelt sich, als ob sie sich vor etwas ekle und antwortet: "Eine Spinne!"

"Na dann schieß mal los!", bittet Edda das Mädchen.

Edda sitzt vor ihr in einem Sessel, die Beine übergeschlagen, hält sie einen kleinen Block in der Hand um sich Notizen zu machen.

Miss Punk beginnt zu prusten und erklärt Edda, dass sie sie an ihre Psychotante erinnere.

Edda schaut sie streng an.

"Darf ich jetzt Deinen Traum erfahren?" fragt sie nach.

Und Nana schießt los.

Aus einem riesen Mangokern kommt ein ganz kleines Pflänzchen und steht nun bei mir im Zimmerfenster. Ich bewundere wie es wächst und hege und pflege es. Eines Tages, sehe ich eine Spinne unter einem der Blätter sitzen und ich kann diese Viecher doch so garnicht ausstehen. Das beschäftigte mich so, dass ich in der nacht von dieser Spinne träumte. Als ich am anderen Morgen erwachte, war die Spinne verschwunden.

"Ob sie wusste, das ich sie nicht mag?", fragt Miss Punk nach.

"Vielleicht! Jedes Tier spürt, wie auch wir Menschen, Liebe und Hass" antwortete Edda, obwohl sie sich bei

einer Spinne nicht so sicher war.

"So nun aber zu meinem Traum." fuhr Miss Punk fort.

"Diese Spinne saß nun unter dem Blatt diese Mangobaums. In diesem Versteck harrte sie aus, bis es dunkel wurde. Dann kam sie hervorgekrochen und fing an mein Zimmer zuzuweben. Immer dichter und dichter wurde das Gespinnst. Plötzlich hängt das Biest über mir. Riesengroß. Dann fängt es an mich auszulachen. Und als ich ganz genau hinschaue erkenne ich das Gesicht meiner Mutter.", kannst Du mir verraten, was das zu bedeuten hat, will Miss Punk wissen.

Dann knallt sie Edda ein Bild ihrer

Mutter auf den Tisch.

"So sieht meine Mutter aus, kannst Du der Spinne ihr Gesicht malen?" fragt sie nach.

"Wird das teuer?", will sie weiter wissen.

"Ich habe 150 € gespart.", fährt sie fort.

"Wenn Du dich mit einer Bleistiftzeichnung zufrieden gibst, bekommst Du alles für 50€.", antwortet Edda, die noch lernen muss, was eine gute Geschäftsfrau ausmacht.

Das Mädchen freut sich und fällt Edda um den Hals.

"Malste auch jedes Härchen ganz genau dahin wo es hingehört, damit die Spinne schön gruselig aussieht?", fragt das Mädchen.

Das bedeutet einen riesigen Mehraufwand, aber Edda willigt ein.

 

Jetzt beginnt Edda zu deuten.

Der Baum warnt Dich vor falschen Einstellungen, Haltungen, Ãœberzeugungen und idealen, die Du ablegen solltest, weil sie im Leben nicht weiterhelfen.

Sprießen die Blätter an Deinem Bäumchen -  zeigen diese aufkeimende Bedürfnisse und Hoffnungen an, die gute Aussichten auf Erfüllung haben.

Sind die Blätter grün - sind sie ein Hinweis auf Hoffnungen und neue Möglichkeiten und bestätigen, dass Du ans Ziel Deiner Wünsche gelangen wirst.

Wechsle aber nicht dauernd Deine Denkweisen und Einstellungen

Du wirst Dich im eigenen Heim immer sicher und geborgen fühlen, da Du Spinnen beim weben beobachten konntest.

Es könnten aber auch neidische Anfeindungen ins Haus stehen.

Es warten auch erfreuliche Beziehungen und Unternehmungen auf Dich.

Halte Dich nie mit Kleinigkeiten auf.

Wenn Dir jemand ein Geheimnis entlocken möchte, behalte es besser für Dich.

Lacht dich jemand aus - erreichen Dich dumme Wünsche. Was auch immer dies heißen mag.

"Quälen Dich Ängste und Zweifel?",möchte Edda wissen. Denn dafür steht Deine Mutter.

Oder aber es warten Beziehungen auf Dich, in denen Du nicht auf Deine Kosten kommst.

 

Das Mädchen verlässt nachdenklich und noch immer Kaugummi kauend das Geschäft.

 

Edda macht Ãœberstunden

Jetzt findet Edda auch endlich Zeit den Traum von Iwan zu deuten. 

Sie beginnt zu schwitzen.

Ihr bleibt der Traum ein Rätsel.

"Lebt Iwan etwa allein, dass er sich so nach Zweisamkeit sehnt?", denkt sie so bei sich, als sie die Deutung zum Paar liest.

"Was für eine Intuition nur trieb ihn zu Ihr?", fragt sie sich bei der Deutung des Streits.

"Was für neue Möglichkeiten und Chancen erhofft er sich nur bei ihr? Oder möchte er ihr solche eröffnen?", Edda verfällt immer mehr ins Grübeln. Was passiert hier nur? Immer mehr Fragen tun sich vor ihr auf, dabei sucht sie doch nach Antworten.

Das Kind mit den zwei Seiten deutet sie als Zwilling, da ja jeder mit einem Kind davon zog. Aber die Deutung sagt eine folgenschwere Verwechslung vorraus. Es ergeben sich zwei Möglichkeiten, aus denen man genau auswählen sollte. Sollte er garnicht nach ihr gesucht haben? Sie verstrickt sich immer mehr in Grübeleien.

"Da es sich wohl um zwei Mädchen handelte, wird ihn wohl eine überraschende oder verzögerte Nachricht erreicht haben. ", denkt Edda so bei sich. Aber worum scheint es hier gegangen zu sein? Wieder nur Fragen, auf die sie keine Antwort fand.

Jedoch scheint Iwan über eine reife, selbstbewusste und milde Betrachtungsweise zu verfügen , was der Westen ausdrückt. Er scheint sich nach geistig- seelischen Erfahrungen und Erleuchtungen zu sehnen, um das Bewusstsein zu erweitern.

"Wird er vielleicht von Ängsten und Zweifeln getrieben?", wie es unter der Mutter steht.

Sie hatte immer das Gefühl als ob er Autorität und die konventionellen Formen von Recht und Ordnung repräsentiert, wie es der Vater vorraussagt.

Aber zu sehr strengt sie die Grübelei an, daher schaut sie sich ersteinmal ein paar Bilder über Spinnen an. Schwarz/weiß, damit sie auch ja kein Härchen vergisst. Edda staunt, wie gruselig man doch so eine Spinne ausieht und sie beginnt schon mal mit ein paar kleinen Skizzen.

 

Edda hat vergessen ihren Laden abzuschließen und fährt zusammen, als das Fräulein von vorhin einfach so bei ihr im Büro steht. So ganz anders als vorhin. Toll gestylt und in Partylaune. Ein Spieß nach dem anderen fein säuberlich der Größe nach auf ihrem Kopf angeordnet. Der größte thronte ganz vorn und nach hinten verkleinerten sie sich dramatisch. Edda bekam vor staunen ihren Mund garnicht wieder zu. Wieviel Arbeit hat doch dieses Mädchen darein gelegt. Jeder Spieß leuchtete in einer anderen Farbe. Ihre Strumpfhose war durchlöchert, der Rock super kurz und das Top mit einem einem Netzshirt in Szene gesetzt. Aber warum sparte das Mädchen dort so sehr an Farbe. Alles  schwarz, einfach nur schwarz. Das gefiel ihr so gar nicht. Und die Schuhe! Hohe Schnürschuhe mit einem Absatz, der fast so hoch war wie der erste Spieß. Eh Edda etwas sagen kann, lässt sich das Mädchen schon auf einen freien Stuhl fallen und beginnt zu erzählen.

 

"Du hast recht gehabt!", meint sie.

"Ich habe eine Beziehung, die mich bedrückt.", fährt sie hilfesuchend fort.

"Was stört Dich denn an Deinem Freund?", will Edda wissen.

"Ich habe keinen Freund.", antwortet das Mädchen.

Als Edda sie fragend anschaut, fährt sie fort: "Ich habe einen Vater der mich liebt, aber nicht so wie andere Väter ihre Töchter lieben. Seit ich 10 bin, besteht diese Bezihung. Er hat mir nie wehgetan, aber er streichelt mich an Stellen, was ich nicht mag. Ich muss ihn auch streicheln, solange bis sein Schwanz ganz hart ist, dann macht er alleine weiter. Ich mag das nicht und möchte es immer Mama sagen, aber dann muss ich ins Heim, sagt Papa immer."

"Alles andere betrifft dann eher mein Alter", meint sie.

Edda ist betrübt und weiß nicht was sie ihr raten soll.  Will aber versuchen ihr die Ängste und Zweifel zu nehmen, weiß aber noch nict wie. Aber ein Anfang ist bei dem Mädel gemacht. Sie hat sich jemandem anvertraut, darüber geredet, was doch schon eine Last von ihren Schultern nimmt.

 Edda will noch wissen, warum ihre Mutter nichts davon weiß.

"Er braucht mich doch nur, wenn Mama Schicht hat.", antwortet das Mädel.

 

Edda nimmt diese Beichte mit nach Hause und überlegt, warum dieses Mädchen damit gerade zu ihr kam. Sollte sie wirklich so mütterlich dominat rüberkommen, wie Robert es ihr anhängen wollte?

 

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liebetraumfee

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