Kurzgeschichte
Circusmonster

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"Circusmonster"
Veröffentlicht am 13. August 2013, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Circusmonster

Circusmonster

Beschreibung

Eine spontane Idee die mir beim Schreiben durch den Kopf schoss... ...ein Bild unserer Gesellschaft...

Circusmonster

 

Ohne jede Regung verweilte das junge Mädchen in seiner verkrampften Haltung. Mit den Zehen ihres rechten Fußes behührte sie den kalten Kunststoffboden, den linken winkelte sie auf fast schon unmenschliche Weise ab. Ihre Arme umschlangen einander hinter ihrem Rücken und ihre Fingerspitzen berührten kaum merklich ihren leicht verdrehten, starren Nacken. Daran hing ein Kopf, geschmückt von einer lächerlichen Frisur, überzogenem Make-Up und einem ausdruckslosen Gesicht. An ihrem breiten Ledergürtel hing eine bemalte Eisenkugel von der Größe eines Fußballs, was ihr das Stehen, sofern man diese Verrenkung denn so nennen konnte, doch merklich erschwerte.

Sie befand sich im Innern eines riesigen Zirkuszelts welches ihre ganze Welt zu verschlingen schien ohne einen Flecken unberührt zu lassen. Sie war umzingelt von vollbesetzten Tribünen und den Bildnissen grinsender Tiere und Clowns welche wie Mahnmale an den Wänden hingen. Die Ränge waren alle voll besetzt von gesichtslosen Figuren die ohne jede Regung das Schauspiel in mitten des Raumes verfolgten.

Vor dem Mädchen, nur wenige Schritt entfernt im Schatten, saßen einige Leute an einem langen Tisch und beobachteten sie mit stechenden Blicken aus leeren Höhlen. Eine der Gestalten räusperte sich. "Nun... ach... na... gefällt mir im Großen und ganzen bisher ganz gut. Hört aufs Wort, spricht nicht und zeigt ein mindestmaß an Ausdauer. Aber..." die Person erhob sich langsam , ging auf das Mädchen zu und umkreiste sie "...das Gesicht... was will mir nur an diesem Gesicht nicht gefallen? Da steckt doch was dahinter." Weiter blieb sie unbeweglich, doch die Angst beschleunigte ihren Puls. Ein kleines Gerät auf dem Tisch begann wild zu piepen und zog so die Aufmerksamkeit einer anderen Person auf sich. "Da schlägt noch was, da lebt noch was." Missbilligend schüttelte die Person den Kopf und schaute vielsagend zu seinem Vorgänger, welcher daraufhin einige andere zu sich winkte. Zu fünft umkreisten sie die Statue des immer verzweifelter werdenden Mädchens.

Sie wollte etwas sagen, sie wollte sich verteidigen können, sie wollte schreien weil sie Schmerzen hatte die ihr schon seit Stunden keine Ruhe ließen, doch sie durfte nicht. Sie musste gefallen, sie musste der Jury und dem Publikum gefallen, ihr Leben stand dabei auf dem Spiel. Nicht dass das außer ihr selbst irgendjemanden interessiert hätte. Eine der Figuren begann auf einmal schallend zu lachen und einen unförmigen Arm zu heben. "Seht mal, wie das da aussieht! Ha ha! Habe noch nie so etwas albernes gesehen!"

Die Personen welche das Mädchen umkreisten begannen zu murmeln. "Da schlägt noch was, da lebt noch was." "Aber es ist Potenzial da." "Dem Kind kann noch geholfen werden." "Wie war noch gleich ihr Name?" "Ach, wen kümmert's! Das Problem liegt nicht am Namen, sondern an den Augen." "Wahrlich, da ist Wiederstreben und leise Rebellion im Blick. Was für eine Unsitte."

Das Mädchen wollte die Augen niederschlagen, sich abwenden, wegrennen, dieses lächerliche Kostüm von ihren Schultern reißen, doch die Show war noch nicht vorbei.

 

"Nun, in diesem Sinne..." Der Herr im Anzug legte seine Dokumente fein säuberlich auf einen Stapel und faltete die Hände inmitten des kleinen, runden Tisches, an welchem sie beide saßen. "...bedanke ich mich sehr für das Gespräch. Wir werden sie zurück rufen." Das Mädchen saß auf einem grauen Stuhl aus Kunststoff der trotz seiner Polsterung irgendwie kalt war. Sie trug eine weiße Bluse, dazu eine schwarze Stoffhose und schwarze Schuhe, ihr dunkles Haar war zu einem strengen Dutt nach hinten gebunden und ihr Blick huschte stetig zur Tür. Beide erhoben sich und reichten sich mit einem extra aufgesetzten Lächeln die Hände, eine reine Formsache die sich so gehörte. "Auf Wiedersehen." sagte die junge Frau im Gehen und wünschte sich für einen Moment nichts sehnlicher als diesen Mann nie wieder zu sehen auf dessen Kopf in ihren Augen der violett glänzende Zylinder des Zirkusdirektors prankte.

Dennoch musste sie zugeben dass ihm der Zylinder noch besser stand als ihr die metal aufgesetzte Narrenkappe deren Glöckchen bei jeder Bewegung ein piependes Klingeln hören ließen.

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Skythett

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QueenMaud Nach kurzem Nachdenken hab ich's verstanden! Zum Glück ist es bei mir nie so gelaufen ...
Für mich hast du das Wesen der Kurzgeschichte recht gut erwischt!
LG
QueenMaud
Vor langer Zeit - Antworten
Zebra Schön geschrieben, aber ich habe keine Ahnung was das alles soll...
Vor langer Zeit - Antworten
Skythett Ja, was ähnliches hat mir vor einer Weile schon jemand gesagt... im Prinzip geht es darum wie manche sich in eine Rolle quetschen in die sie eigentlich gar nicht passen um in der Gesellschaft anerkannt zu werden... war so mein Gedanke, aber das hätte ich wohl erwähnen müssen, was?
Vor langer Zeit - Antworten
Zebra Doch, das schon, aber warum macht deine Figur das was sie macht und was genau macht sie denn nun eigentlich?
Ich hab ja schon einiges gehört und gesehen, aber von so etwas habe ich noch nie gehört.
Vor langer Zeit - Antworten
Skythett Naja, in dem Fall wird die Situation eines Vorstellungsgesprächst auf etwas extreme Weise in das Bild der unfreiwilligen Artistin übertragen die "wie ein Tier Kunststücke vorführt" und sich dabei in Unannehmlichkeiten begibt... Wie gesagt, jemand anderes der das hier gelesen hat hat mir auch gesagt man versteht nicht ganz was warum getan wird. Aber aus Fehlern kann man ja lernen^^
Vor langer Zeit - Antworten
Zebra Achsoo!
Na das ein Vorstellungsgespräch im Zirkus so aussieht hab ich nicht geahnt ^^
Vielleicht lässt sich das ja irgendwie subtil erwähnen oder so ^^
Vor langer Zeit - Antworten
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