Conny war auf dem Weg zu Lyn. Schon seit zwei Tagen hatte sie sie nicht mehr erreichen können. Conny wusste wo Lyn sich gerade aufhielt. Sie telefonierte jeden Tag mit ihrer Schwester um Gewissheit zu haben, das es ihr gut ging. Ungefähr 4 Stunden fährt man in die abgelegene Hütte. Allein 45 min davon durch unwegsames Gelände mit Straßen welche diesen Namen nicht tragen dürften. Hohlwege wäre eine bessere Bezeichnung dafür. Sie ahnte dass etwas nicht stimmte, denn Lyn war immer zuverlässig. Conny war die Ältere von beiden und musste schon
früh für Lyn sorgen, nachdem ihre Eltern ums Leben kamen. Die letzten Kilometer dann hatte sie es geschafft. Die Fahrt durch dieses dicht bewaldete Gebiet hatte mehr als eine beängstigende Wirkung auf sie. „Ich frage mich wie sich Lyn das immer wieder antun kann!“ Endlich konnte sie in den Seitenweg einbiegen, welcher direkt zur Hütte führte. Sie war gerade mal ein paar Meter gefahren und sah Cleo bellend auf sie zulaufen. Jetzt wusste Conny, dass etwas passiert war denn Cleo wäre sonst im Haus bei Lyn. Sie fuhr langsamer und hielt erst mal an. Cleo kam sofort auf sie zu als sie ausstieg. Das Bellen ging in ein Winseln über. „Komm her hopp!“
Conny schlug dabei mit der Hand auf den Fahrersitz und signalisiert Cleo so, ins Auto zu kommen. Cleo gehorchte. Sie machte einen verstörten Eindruck. Conny fuhr langsam weiter und streichelte Cleo ein wenig um sie zu beruhigen. Nach 10 Minuten war sie bei der Hütte. Alles war dunkel aber die Tür stand weit offen. Sie hielt an und blieb erst mal sitzen. Sie wusste nicht was sie machen sollte denn dieser Ort und die Situation ließen sie vor Panik fasst erstarren. Sie schaute zu Cleo. „Wollen wir es versuchen Cleo?“ Cleo blickte auf und bellte. „Ok dann lass uns reingehen.“ Conny öffnete die Tür stieg langsam aus. Dann griff sie unter den
Sitz und zog eine 5946 heraus. Sie hatte zwar den Polizeidienst vor einem Jahr quittiert, aber ihre Waffe behielt sie gerade in solchen Situationen gerne bei sich. „Lyn?“ Conny näherte sich mit vorgehaltender Waffe langsam der Hütte. „Lyn?“ rief sie etwas lauter. Keine Antwort. Immer näher kam sie der offenstehenden Tür. Cleo blieb hinter ihr bis sie mit einem Satz hineinlief. Conny wusste nun, dass sich keiner hier aufhielt, denn Cleo war eher ängstlich. Sie ging hinein und machte zuerst das Licht an. Hier war auf den ersten Blick alles ganz normal. Conny ging zur Küchenzeile und bemerkte, dass die Kaffeemaschine zwar vorbereitet aber
nicht benutzt war. Das Bett war noch zerwühlt. Alles deutet darauf hin das Lyn an einem Morgen noch hier gewesen war. „Vor drei Tagen haben wir das letzte Mal miteinander geredet.“ Murmelte sie vor sich hin. Sie brauchte nicht weiter überlegen was sie als nächstes zu tun hatte. „Ich muss sie als vermisst melden“ Tränen liefen über ihre Wangen und sie musste sich setzen. Als sie ihren Kopf auf ihre Hände stützen wollte bemerkte sie einen Briefumschlag direkt vor sich auf dem Tisch. Conny nahm ihn hastig und riss ihn auf. Ein Zettel , nichts als ein Zettel mit nur einem Wort: -Empathie-. Im gleichen Augenblick wurde ihr schlecht. Sie
wusste, dass durch das hastige zerreisen des Briefumschlags vielleicht wichtige Fingerabdrücke zerstört wurden. Der Grund warum ihr dieses Wort den Magen umdrehte war, dass genau der gleiche Zettel mit eben diesem Wort vor zwei Jahren ihren letzten Fall einleitete. Eine junge Frau wurde entführt und nur dieser Zettel mit dieser Botschaft brachte die Ermittler damals darauf, dass die Frau nicht aus eigenen Stücken verschwunden war. Conny scheiterte an diesem Fall. Der Entführer spielte mit ihr. Immer wieder schickte er Bilder dieser Frau und wie sie gequält wurde. Der Entführer hielt immer weitere Zettel vor die Linse um so weitere Botschaften zu
übermitteln. Am Zustand der Frau auf den Bildern war abzusehen, dass sie dieses Martyrium nicht lange durchhalten konnte. Conny war ständig unter Druck und gerade dieses Wort - Empathie - brach ihr das Herz denn bei jedem Foto fühlte sie mit und es brach sie jedes Mal aufs Neue. Der Fall konnte bis heute nicht aufgeklärt werden. Nachdem Conny ihre Dienstmarke auf den Tisch des Chefs legte, gab es auch keine weiteren Lebenszeichen. Der Fall wurde zu den Akten gelegt. Conny nahm ihr Handy und wählte die Nummer der Polizei. Keine Stunde später waren die ersten Cops vor Ort und riegelten erst mal die Hütte ab. Ein Officer befragte
Conny. Viel konnte sie nicht erzählen, eben nur das Lyn sich seit zwei Tagen nicht mehr gemeldet hat und sie die Hütte, bis auf Cleo, verlassen vorfand. Dann zeigte sie auf den zerrissenen Umschlag und den daneben liegenden Zettel. "Ich musste ihn öffnen. Es hätte eine Nachricht von Lyn sein können." Das Detail ihrer Vermutung behielt sie erst mal für sich. Nach einer weiteren Stunde kam ein weiterer Wagen vorgefahren. Bill stieg aus und ging ohne ein Wort zu sagen direkt hinein. "Conny." Bill nickte so nett er es konnte zur Begrüßung. "Geht alle erst mal raus hier!" "Bill, Hallo schön dich hier zu sehen." Conny wirkte erleichtert. "Bist
du hier um mir meine Arbeit zu erschweren?" erwiderte er schroff. "Nein, Lyn ist weg. Sie war hier um zu arbeiten und seit zwei Tagen hab ich nichts mehr von ihr gehört. Also musste ich nachsehen." "Also nennst du es einen Zufall das wir uns so wiedersehn?" "Bill .." Conny wollte ihn besänftigen. Sie wusste genau warum er so reagierte. "Bill, jetzt ist nicht die richtige Zeit sich wegen der Vergangenheit zu streiten. Ich musste damals gehen. Es tut mir auch leid dich mit all den Fällen allein gelassen zu haben. Lass uns das später klären wenn du willst aber jetzt müssen wir Lyn finden." "Ja klären wir. Was denkst du ist mit Lyn?" Conny zeigte auf
den Tisch. Bill sah den Zettel ging näher heran um zu lesen was darauf stand. "Verdammt noch mal hört das denn nie auf?" Bill schlug mit der Faust auf den Tisch. "Ja es sieht so aus als wenn alles von Vorn beginnt Bill." "Ach was das ist nur ein Zettel. Wir haben nie wieder was von dem Psycho gehört seit du weg warst." "Ja diesmal hat er wahrscheinlich Lyn. Er weiß dem kann ich mich nicht entziehen." Bill nahm eine Tüte aus seiner Tasche und steckte die Einzelteile des Umschlags und den Zettel hinein. Dann rief er einen Officer. "Hier auf dem schnellsten Weg ins Labor." Bill nahm seinen Block und Stift und schrieb eine Nummer auf. "Mit diesem Fall
vergleichen. Ich will wissen ob es die gleiche Handschrift ist. Und jetzt los." "Können wir erst mal hier weg Bill? Ich möchte nicht länger hier sein." "Hunger?" "Nein aber ein Kaffee wäre jetzt gut." "Dann fahr mir hinterher" Conny pfiff nach Cleo. Sie setzte sich ins Auto, Cleo sprang auf den Beifahrersitz und sie folgte Bill. Nach 45 Minuten waren sie auf der Interstate und bald kamen sie an einen Diner.