Biografien & Erinnerungen
Tief wie der Ozean... - Nachtgedanken

Tief wie der ozean

"Das Herz einer Frau ist ein tiefer Ozean".

Dieser Zitat, aus dem Film "Titanic", klang mir immer noch im Ohr. Nein, nicht seit Jahren, sondern seit dem heutigen Abend. Es lagen vergnügliche Stunden mit einem Freund hinter mir, in denen wir viel geredet und so ganz nebenbei das filmische Werk von J. Cameron geschaut hatten. Wirklich so nebenbei, denn wir kannten den Kino-Streifen schon zum Mitsprechen.

Doch heute war es irgendwie anders. Etwas in mir war anders.

In letzter Zeit war ich mit einer recht durchlässigen Haut gekleidet, die jeg- liche Gefühlsduselei, egal wie banal sie auch war, direkt in meinen Puls beförderte und sofort die absurdesten Emotionen in mir hervor brachte. Seltsame Regungen stellten sich ein und ich dachte - übrigens nicht zum ersten Mal - über meine Situation nach. Aber dieses Mal ging es nicht nur um das Heute.  

Meine Nachtgedanken gingen den langen Weg durch die Jahre zurück und die Bilder, die sich mir offenbar-

ten, waren die einer sehr ungestümen jungen Frau, die das Leben beim Schopf packte und sich nahm, was es zu bieten hatte. Und meine Überlegun- gen gingen dahin, ob ich heute, mit dem Wissen und der Erfahrung, die ein intensives Leben zweifelsohne mit sich brachte, irgend etwas anders machen würde. Mein langer Blick, hinaus in die Nacht, löste sich in dem alles verschlingenden Schwarz des Gartens auf.... Nein. Ich bereute nichts. Nur wenn ich ganz ehrlich war, musste ich mir ein- gestehen, dass Zeit heute einfach mehr Bedeutung besaß. Zeit, die ich nicht

festhalten konnte. Zeit, die ich allzu achtlos an mir vorbei ziehen ließ. Manchmal hadere ich mit meinem inneren Schweinehund, der viel zu schnell bereit war, spontane Reaktio- nen an die Leine der Vernunft zu legen und sie bestenfalls auf morgen zu verschieben.

Morgen....ja, morgen war auch noch ein Tag. Ein weiterer Tag vom Rest meines Lebens. Das klang ja ganz schrecklich! War ich desillusioniert, weil ich älter wurde? Oder fühlte sich mein Leben gerade nur wenig lebendig an? Und wenn es so war, hatte ich es nicht selbst in der Hand, mir diese Lebendigkeit im Labyrinth des alltäg-

lichen Wahnsinns zu bewahren?

Heute Abend hatte ich diese Lebendig- keit gespürt. Doch nun, in der Stille meiner vier Wände, verschwand sie einfach. Vielleicht wäre sie bei mir geblieben, wenn ich sie mit jemandem hätte teilen können. Tief, wie der Ozean sei ein Frauen - herz und voller Geheimnisse, hieß es! Und das stimmte wohl auch. Doch wie viel Herzenstiefe verbarg sich darin? Sanken all unsere unbefriedigten

Bedürfnisse auf diesen ozeanischen Grund unseres Herzens, oder wogen nur die unerfüllten Begehrlichkeiten in der Liebe schwer genug?

Könnten nicht auch alle Unwägbar-

keiten und belastenden Momente einer Liebe darin verschwinden und nie wieder auftauchen? Oft kämpfte ich mit dem Ozean meiner Gefühle, spürte die Brandung; empfand die grollenden Wogen tief in mir, die sich an den Klippen brachen, um irgendwann, so hoffte ich, im Lauf der Gezeiten, erschöpft, aber glücklich zu stranden....

Vielleicht war eben dies das Geheimnis. Hoffnung, als tiefverwurzelte Kraft der Liebe, die uns tief bewegte und trug, durch alle Stürme...

©roxanneworks 2013

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