Beschreibung
Hochintelligent, von Unruhe getrieben und verwaist ziehen Mika und Kyt durch die Welt. Nie an einem Ort oder bei jemandem bleiben, der sie in ein Heim oder zur Polizei bringen könnte. Selbst vor den Anhängern der Terrorgruppe Rex können sie flüchten.
Doch den Männern in schwarzer Kleidung können sie nicht entfliehen und werden ohne weitere Erklärung in ein Forschungszentrum gebracht. Hier befindet sich das Herz einer strenggeheimen Datenaktion, geleitet von einem Professor. Und der behauptet, Mika und Kyt erschaffen zu haben.
by AnJana
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„Zugfahren ist so langweilig!“
Sie saßen schon geraume vier Stunden in dem Schnellzug und seit vier Stunden bot sich Mika dasselbe Bild; Vor ihr eine Sitzlehne, links neben ihr das Fenster, vor dem nix anderes als Weiden und Felder oder graue, langweilige Städte vorbeizogen, rechts neben ihr auf dem Sitz ihr drei Jahre älterer Bruder Kyt und auf ihrem Schoß ein Heft mit Matheknobelaufgaben, die sie schon alle gelöst hatte.
„Mit ist langweilig!“
Mit zusammengefallener Miene starrte sie auf den abgekauten Bleistift zwischen Zeige und Mittelfinger und lies ihn auf den Boden fallen.
„Mach’ was!“ Sie stieß ihren Bruder an.
„Heb den auf!“, befahl Kyt, ohne von dem Laptop auf seinem Schoß aufzuschauen. Mika stöhnte, bückte sich und klemmte sich den Bleistift hinters Ohr. Dann lies sie sich wieder gelangweilt in ihren Sitz fallen.
„Wo fahren wir eigentlich hin?“, fragte die Dreizehnjährige irgendwann und spielte gedankenverloren mit der feuerroten Strähne, die ihr ins Gesicht gefallen war.
„Weg“, brummte Kyt und tippte einen Befehl ein, welchen der Rechner mit leisen Summen sofort ausführte.
„Das machen wir doch schon immer …“, maulte seine Schwester und fuchtelte mit den Armen. Aus Versehen traf sie ihren Bruder an der Schulter.
„Mika!“, schimpfte dieser leise und schaute endlich auf. Der kalte Blick seiner meerblauen Augen jagte Mika einen kalten Schauer über den Rücken und sie zog den Kopf ein. „Kannst du nicht endlich stillhalten? Ich muss mich konzentrieren!“
„Auf was denn?“, konterte das Mädchen und tippte auf den Laptop. „Seit Tagen sind wir unterwegs und du hast nix Besseres zu tun, als in diesen dummen Laptop zu starren und irgendwelche Zahlen und Formeln einzugeben! Und du erklärst mir nicht mal, was das ist!“
„Das sind Daten. Ich habe keine Ahnung was für welche, aber diese Codes sind … was auch immer!“, er schüttelte den Kopf und speicherte die Datei ab, an der er gerade arbeitete, bevor er den tragbaren Computer zuklappte und sich zu seiner Schwester drehte. „Sie stecken in meinem Kopf. Ich habe keine Ahnung woher sie kommen aber sie existieren. Ich will sie aufschreiben und ordnen. Wer weiß, was dabei rauskommt!“
Mika schwieg und blickte ihren Bruder eine Weile lang an, bevor sie aus dem Fenster schaute. „Wohin fahren wir?“, fragte sie wieder.
„Weg!“, gab ihr Bruder wieder zur Antwort, lehnte sich zurück und schloss die Augen. „Egal wohin … Hauptsache weg!“
„Wohin fährt denn der Zug?“, fragte Mika weiter.
„Richtung Norden, soweit ich weiß …“, murmelte Kyt und seufzte. Die letzten Tage hatten sehr an Nerven und Kraftreserven gezerrt. Erst die Verhandlung, dann die Polizei und dann noch die kleine Verfolgungsjagd mit der Security. Letztenendlich haben sie es zum Bahnhof geschafft und sind in einen in den nächsten Minuten abfahrenden Hochgeschwindigkeitszug gesprungen. Kyt hatte mit dem letzten Geldresten zwei Tickets gekauft und jetzt saßen sie schon seit einigen Stunden in einem dahinbrausenden Zug. Bis jetzt waren sie kaum aufgefallen, aber wenn Mika so weitermachte, dann konnte sich das schnell ändern. Das dreizehnjährige Mädchen mit den roten Haaren und grünen Augen war alles andere als auffällig. Ständig sprang sie durch die Gegend, hatte eine Ausdauer wie eine Maschine und war dazu nicht gerade die stillste. Kyt konnte sofort sagen, wo sie war. Einerseits gut. Andererseits mist, wenn man bedachte, dass die Geschwister die ganze Zeit vor irgendjemand wegliefen.
„Kyt, Kyt! Schau mal!“, rief Mika und zog ihren Bruder gedanklich wieder in den Zug.
„Mika, sei still!“, wies Kyt sie zurecht und schaute sich um. Einige Leute blickten in seine Richtung, um nachzusehen, warum da ein Mädchen so laut rief.
„Aber …“, setzte das Mädchen wieder an, doch sie wurde sofort von ihrem Bruder unterbrochen.
„Wenn du nicht still bist, dann steigst du am nächsten Bahnhof aus!“
Damit war erstmal Ruhe. Kyt schloss wieder die Augen und seufzte wieder. Seine Schwester war schon anstrengend. Und hochintelligent.
Es war schon einige Jahre her, da waren sie mal mit ihren Eltern in einem Institut für Hochbegabte. Dort wurde ein ausführlicher Test über drei Tage gemacht. Am Ende wurde alles ausgewertet und heraus kam, dass die Geschwister einen IQ von 150 haben.
Hochbegabt.
Und seit vier Jahren verwaist.