Vorwort
In einer Zeit in der es von Kommunikation und Technik nur so wimmelt, gab es Menschen wie Michaels Eltern die diese neuartigen Technologien entwickelten.
Ihrer Forschung war es zu verdanken dass es Geräte wie Handys oder Laptops, Navigationsgeräte und sogar EMP Waffen heute gibt. Doch eines Tages starben sie bei einem schrecklichen Autounfall und Michael überlebte.
Michael wurde daraufhin adoptiert, doch seine Adoptiveltern kamen mit ihm nicht klar. Jetzt ist er bereits in der dritten Familie aufgenommen worden und es scheint wieder auf das gleiche hinauszulaufen.
Doch warum geben Jean und Phillip, Michael nicht einfach wieder in die Hände des Jugendamtes?
Haben sie vielleicht Geheimnisse vor Michael, oder wieso scheint sich Phillip nun mehr und mehr für Michael zu interessieren?
Corvinus 1
Jede der Familien, waren der Horror.
Michael saß bereits zum vierten Mal in der Verwaltung der Highschool, wegen einer Prügelei mit einem Mitschüler.
„Na wenigstens hast du es ihm ordentlich gegeben“, sagte Fred Carsen, ein Junge in seiner Klasse mit dem er nie viel geredet hatte, nur wenn sie in Gruppen eingeteilt wurden und es notwendig war, miteinander auszukommen.
„Kann schon sein“, murrte Michael und verschränkte die Arme vor die Brust.
Nach fünf Minuten kam die Sekretärin mit seiner Adoptivmutter aus dem Vorzimmer und begleitete die beiden bis zur Tür.
Jean McCourt war jetzt seit etwa sechs Monaten seine neue Mutter und war anscheinend genauso überfordert mit der Situation, wie ihre Vorgängerinnen. Als beide am Auto angelangt waren, was auf der Rückseite des Gebäudes geparkt war, seufzte sie laut auf, ohne auf Michaels Reaktion zu warten.
Mit erschöpfter Stimme fragte sie, „Warum? Ist es weil dein Vater wieder Überstunden machen musste?“.
Als er darauf keine Antwort gab, schüttelte sie nur verständnislos den Kopf und schloss die Tür auf. Über die Fahrt bis zu dem Großen Haus in einer beschaulichen kleinen Gegend, die man sonst eher aus dem High Society Leben gewohnt war, sprachen die beiden kein einziges Wort, bis Jean mit zusammengepressten Lippen den riesigen BMW in die Garage hineinmanövriert hatte.
„Dein Vater kommt gleich nach Hause und ich hatte ihm am Telefon bereits gesagt, was vorgefallen ist und er ist nicht begeistert von deinem Benehmen in letzter Zeit“.
Michael stöhnte innerlich ein wenig auf, aber ließ es sich nicht anmerken.
Jean musste ja immer das letzte Wort haben.
Michael fand, dass Jean eine von den Müttern war, die es lieber vorzog mit ihren Freundinnen im Spa-club rumzuhängen und über andere Menschen herzogen, damit sie ein Thema hatten, an denen sie sich alle aufziehen konnten. Michael kannte dummer weise sogar zwei von ihnen, die ständig bei ihnen zu Hause aufkreuzten und richtige Klatschtanten waren. Obwohl Sie und ihr Mann ausnahmslos Wohlhabend waren, waren sie recht Sparsam und auf ein Gesundheitstrip, den Michael überhaupt nicht mochte.
„Schon wieder? Nö, kann ich mir eine Pizza bestellen?“, fragte Michael mit verzogenem Mund, der gerade auf die Zutaten blickte, die seine Adoptivmutter gerade zu einem merkwürdig aussehenden Klumpen knetete.
„Was denn. Meerrettichscheiben mit Ingwartoast und Röstgurcken mit Spargelcreamsorbet schmeckt echt lecker, solltest du mal probieren?“, sagte sie zuversichtlich und zupfte ein Stück des Teigs vom Ingwartoast ab und hielt ihn an Michaels Nase.
Dieser wich sofort angewidert zurück.
Nach einer halben Stunde, fuhr ein neues Modell des Mercedes AMG in die Garage und kam neben dem BMW zum Stehen.
Phillip, Michaels neuer Vater war, wie ihn seine Mutter schon vorgewarnt hatte, nicht sehr begeistert von seinem Verhalten in der Schule.
„Wie zum Teufel kann es angehen, dass du dich schon wieder Prügeln musstest?“, fragte Phillip und schmetterte seinen Aktenkoffer, beim Vorbeigehen, auf den freien Platz, neben Michael, auf einen Barhocker.
Michael verzog genervt das Gesicht und sah auf seine halb aufgegessene Pizza hinab.
„Wieso glaubt ihr immer dass mir das Spaß macht. Der Typ hat mich provoziert und hat dafür das bekommen, was er verdient hat“.
Jean sah empört auf und Phillip drehte sich abrupt um.
„Wie wichtig muss denn die Sache gewesen sein, dass sie dich so in Rage bringt!“, höhnte er und beugte sich über die Theke zu Michael. Seine herablassende Art war genauso verletzend, wie die Tatsache, dass beide keine Ahnung hatten warum Michael überhaupt so provoziert wurde.
Der Typ den er verprügelt hatte, hatte es nicht anders verdient, weil er schlecht über seine leiblichen Eltern gesprochen hatte. Michael bekam jetzt wieder dieses komische Gefühl, als würde ein Adrenalinstoß ihn regelrecht zum Platzen bringen, so sehr das ihm beinahe ein Fehler unterlaufen wäre. Doch mit letzten Kräften beruhigte er sich und atmete tief ein. Äußerlich konnte er es gut verstecken, aber innerlich brodelte er immer noch, was hoffentlich bald vorbei war.
Nach dem Mittagessen, wobei sich alle drei Stumm beim Essen zusahen, ging Michael ohne ein Wort zu sagen auf sein Zimmer. Er knallte die Tür zu und warf sich unglücklich und schmollend aufs Bett.
„Wieso können sie nicht so sein wie ihr?“, fragte er und starrte dabei an die Decke, mit den Händen hinter dem Kopf verschränkt.
Er dachte dabei an seine leiblichen Eltern und an die Zeit die er mit ihnen verbracht hatte, bevor der Autounfall geschehen war, den er wie aus einem Film heraus überlebt hatte.
Aber die Decke strafte ihn mit Schweigen, was ihn nur noch mehr verzweifelter machte.
Währenddessen im Schlafzimmer von Jean und Phillip
„Schatz, jetzt mach dir mal über Michael keinen Kopf. Wir werden ihn schon irgendwie hinkriegen und dann kann er uns alles über Corvinus erzählen“, sagte Jean und saß mit einem Buch im Schoß, auf dem Bett und schaute ihren Ehemann aufmunternd ins Gesicht.
Phillip war da eher anderer Meinung als sie und schlurfte in Boxershorts und T-Shirt vor dem Bett auf und ab.
„Weißt du, wenn ich diese Erfindung, die seine Eltern entwickelt haben in die Finger kriege, dann könnten wir unsere Schulden abbezahlen und ich könnte als gefeierter Nobelpreisträger endlich den Ruhm ernten den ich verdiene“, antwortete er nach einer langen Pause, wobei er sich am Fußende des Bettes abstützte und seine Frau ernst ins Gesicht sah.
„Wie willst du das anstellen. Der Junge ist Traumatisiert und abgesehen davon das sein Intellekt, dem seiner Eltern am nächsten kommt, wird er dir sicherlich nie im Leben den Schlüssel dafür geben, geschweige denn verraten wo du ihn finden kannst“, erwiderte Jean skeptisch.
„Wir müssen sein Vertrauen gewinnen. Nicht um sonst habe ich das Monatelang geplant mit dem Unfall“, sagte er entnervt und ging auf seine Seite des Bettes.