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Der Junge mit dem zweiten Gesicht - Kapitel 2

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"Der Junge mit dem zweiten Gesicht - Kapitel 2"
Veröffentlicht am 03. August 2013, 18 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Der Junge mit dem zweiten Gesicht - Kapitel 2

Der Junge mit dem zweiten Gesicht - Kapitel 2

Zwei

Nebel. Ein kleines Dorf am Meer. Umrandet von Mauern. Der Mann, der Baza s Vater umgebracht hatte, lief durch die Gassen. Er redete mit einem Mann außerhalb von Baza s Blickfeld. „Was sollte ich denn tun? Er war eine Gefährdung. Hätte ich ihn am Leben gelassen, hätte er mich vielleicht umgebracht.“
 „Dann hätte ich wenigstens keine Probleme mehr mit dir, Seni!“, schalt ihn die andere Person. Der Stimme nach zu urteilen, war sie eine Frau.

Seni grummelte etwas Unverständliches. Die Beiden blieben vor einem kleinen Steinhaus stehen. Seni klopfte dreimal gegen die Tür. Jene wurde einen Spalt breit geöffnet und aus dem Inneren kam eine piepsige Stimme, die fragte, wer denn da sei.
“Seni.“, antwortete Seni. Prompt wurde die Tür geöffnet.

Ein kleiner Mann, der seine besten Jahre schon hinter sich hatte, stand hinter ihr. „Seni, mein alter Freund.“, begrüßte er Seni überschwänglich. Als er die Frau erblickte, erbleichte er.

„Das kann nicht sein, ich habe gesehen, wie du die Klippe runter gefallen bist. Du müsstest Tod sein.“

Die Frau lachte: „Hast du noch nie etwas von Vortäuschung gehört, Smirn? Seni hat mir erzählt, dass du ein wahrer Meister darin sein solltest. Vier mal hast du deinen Tod schon vorgetäuscht, nicht?“

Baza konnte nun ihre Züge erahnen. Sie war eine junge Frau. Sie war eine sehr hübsche Frau, lange schwarze Haare, gerade Nase, grüne Augen, gerade weiße Zähne, sehr dünn.

Die Beiden traten in das Haus und Smirn schloss die Tür hinter ihnen. Sie befanden sich in einem großen Raum. Jener wurde von kleinen Fackeln an den Wänden beleuchtet und war mit einem großen Tisch, umrandet von Stühlen, die Wände waren von riesigen Bücherregalen bedeckt.
 „Was ist passiert, dass ihr zu mir kommt?“, fragte er Seni flüsternd.

„Ich habe Don Juan umbringen lassen. Wir haben keinen mehr, der uns davon abhalten kann, das Land zu unserem zu machen.“, antwortete Seni ihm.                                                                                                                                                                                                        „Und was wollt ihr dann von mir? Ich habe seit meinen letzten Jahren im Orden der Roten gegen keinen Magier mehr gekämpft. Ich bezweifle, dass ich eine große Hilfe wäre.“ 

Seni lachte. „Oh du wirst eine große Hilfe für uns sein. Wir wollen, dass du wieder zum Orden zurückkehrst. Wir brauchen erfahrene Zauberer, die sich nicht scheuen, die alten Künste einzusetzen und keine Kinder. Du lebst jetzt schon wie lange? Vierhundert Jahre? Ich wette du hast eine ganze Menge Tricks auf Lager, die uns noch helfen könnten und unsere Schüler noch lernen sollten.“               „Ich habe schon einmal auf eurer Seite gekämpft und verloren. Wenn euer Krieg sich jetzt wiederholt, werde ich sicherlich nicht wieder auf der Seite der Verlierer kämpfen. Ich habe kein Interesse dem Orden der Roten abermals beizutreten und auch nicht dem schwarzen Zirkel. Lasst mich doch einfach aus euren kleinen Streitereien heraus.

Und selbst wenn ich mit euch kommen würde, kennst du mich bei Leibe gut genug, um zu wissen, dass ich keine Lehrlinge nehme. Die verursachen immer nur Stress und Unruhe.

Wenn das der Grund eurer Ankunft ist, könnt ihr nun auch wieder gehen!“

Sine dachte nicht einmal daran zu gehen. Er ließ sich in einen bequem aussehenden Stuhl fallen und zauberte sich mit ein paar Handbewegungen einen Becher mit Wasser herbei.

Nachdem er ein paar Schlücke des kühlen Getränks genossen hatte, schaute er abschätzend zu Smirn.

Schließlich sagte er: „Was ist bloß aus dir geworden, alter Freund. Sitzt hier in deinem Haus in Econ und versauerst, während da draußen Abenteuer auf dich warten. Du bist keiner, dieser Leute, die in ihren Häusern versauern soll. Du gehörst zu einer anderen Rasse, als die Menschen. Sie kennen deine Identität nicht, du kannst anonym unter ihnen wandeln und sie bemerken es nicht.
Früher warst du ein blutrünstiges Monster, hast dich bei uns in Zaum gehalten und hast mit uns gekämpft. Jetzt siehst du aus wie ein alter, kleiner Mensch.“
 „Und was habt ihr mich gebracht? Dank euch wäre ich oft, viel zu oft, beinahe gestorben und musste mich schließlich zehn Jahre lang verstecken. Ich lehne es ab, ein Monster zu sein. Die Menschen sind eine reinere Spezies, als meine Vorfahren es waren und ich habe nicht vor noch mehr Unschuldige umzubringen. Die Menschen, welche sich mir in den Weg stellen, weiß ich auch heute noch zu besiegen.

  Außerdem dachte ich, dass ich gesagt hätte, dass ihr gehen sollt! Du weißt, dass ich mich nur ungern wiederhole.“
Die Frau, welche die meiste Zeit über beunruhigt die Wände gemustert hatte, drehte sich nun zu den Beiden und sagte: „Smirn, du bist uns immer ein guter Freund gewesen und wir waren immer bereit dir zu helfen. Jetzt brauchen wir deine Hilfe.

Wir wollen nicht, dass du jetzt sofort mit uns kommst, doch solltest du dich bis zum nächsten Zyklus entschieden haben. Sine, wir gehen!“, befahl sie Sine.
Jener stand auf, sagte: „Ja, Meisterin.“, und fügte leise zu Smirn hinzu: „Überlege es dir gut, dieses Mal werden wir nicht die Verlierer sein.“

„Das dachtet ihr auch das letzte Mal.“, bemerkte Smirn leise als die Beiden weg waren. „Und dieses Mal werdet ihr euch wieder täuschen.“

Baza erwachte aus seiner Vision.  Mittlerweile war die Nacht weit vorgeschritten und der Mond erleuchtete die Lichtung so hell wie bei Tageslicht. Baza stand auf und schulterte seinen Bogen und den Köcher. Der Weg zur Stadt würde nur noch wenige Minuten Fußmarsch in Anspruch nehmen, deswegen und weil er bei der Jagd schon gelernt hatte, dass Pferde die Beute, oder in diesem Fall die Wachen, leicht durch ihren lauten Hufschlag aufschrecken konnten, ließ er das Pferd an den Baum gebunden und rannte nach Luzzon.

Hundert Meter vor dem Dorf blieb er stehen. Er stand auf einer Anhöhe und starrte auf die Stadt hinunter.
Baza kniete sich an den Abgrund. Als er noch jünger war, hatte er sich immer vorgestellt, dass er sich in einen Vogel verwandelte, wie es die Magier in den alten Legenden taten.

Nun saß er dort am Abgrund und starrte auf die Stadt. In den Boden vor der Stadtmauer war ein Speer mit einem darauf aufgespießten Kopf. Der Kopf Don Juan, der Kopf seines Vaters.

Wut stieg in Baza auf. Unendliche Wut. Er hatte das Gefühl alles schaffen zu können. Hundert Männer mit einem Schlag umzubringen.

Baza sprang die fünf Meter von der Anhöhe herunter, rollte sich ab und rannte dann im Schatten weiter.

Wenige Meter vor der Stadt sah er die ersten Wachen. Er griff während dem Laufen seinen Bogen und einen Pfeil, spannte und schoss ab. Pfeil ziehen, spannen und abschießen.

Dies wiederholter er fünf Mal, bis alle Torwachen tot am Boden lagen.

Er zog einen weiteren Pfeil und legte ihn an die Sehne.

Stille. Er wartete einen Moment. Eigentlich hätte schon längst Verstärkung für die Wachen eintreffen sollen, doch Baza hörte nichts. Es beunruhigte ihn.
Auf leisen Sohlen schlich er ihm Schatten der Häuser und mit gespanntem Bogen in das Tor der Stadt. Er bog rechts ab und presste sich in den Schatten, als er eine Kohorte der Wache entdeckte. Er schoss den Pfeil ab und tötete eine Wache. Dann ließ er den Bogen fallen, griff sich seine Schwerter und stürmte auf die Männer zu.

Zehn gegen einen. Das klingt fair, dachte Baza sich in der Sekunde, als er auf die Wachen zustürmte. Baza tänzelte durch jene hindurch, durchtrennte Gurgeln, schlug Gliedmaßen ab und erstach sie, ohne auch nur einen Kratzer davon zu tragen.
Nur noch einer stand. Baza tänzelte um ihn herum und stach mit seinem Schwert in den kleinen Schlitz der Lederrüstung. „Wo sind die anderen Wachen?!“, fragte er ihn. „Antworte!“, befahl Baza. Die Wache zeigte nach Norden und Baza gab ihm den Gnadenstoß, oder eher den Gnadenstich.

Blut strömte aus dem Rücken des Mannes und färbte Bazas Klinge blutrot.

Baza säuberte das Schwert an der Kleidung eines Toten, griff sich wieder seinen Bogen und stürmte los, gen Norden.
Baza musste nicht lange warten, bis er die Stimmen weiterer Menschen vernahm. Baza legte einen Pfeil auf die Sehne und stürmte um die Ecke. Während er sich umdrehte, und sein Ziel aus den Augenwinkeln fixierte, schoss er den Pfeil ab.

Der Junge hatte sein Ziel nicht verfehlt. Eine Frau mittleren Alters, vielleicht dreißig, war an ihre Haustür genagelt worden. Am Boden saß ein verängstigtes Mädchen, das sich hinter dem Kleid ihrer Toten Mutter versteckte. Sie war vielleicht elf oder zwölf Jahre alt.

Baza hatte kein Mitleid. Wie Seni es gesagt hatte, das ganze Dorf unterstand ihm und so würde nun auch das ganze Dorf Bazas Rache zu spüren bekommen.

Er legte einen weiteren Pfeil auf die Sehne und flüsterte zu dem Mädchen: „Es wird nicht wehtun.“ Sie nickte zögerlich, begriff wahrscheinlich nicht, was gerade geschehen war und verstand Baza wahrscheinlich auch nicht. Baza ließ die Sehne nach vorne schnellen und der Pfeil bohrte sich durch den Kopf des Mädchens.
Dann wandte sich Baza abermals um die Ecke und stürmte in eines der Häuser, aus denen lautes Gelächter ertönte.
Er legte gleich drei Pfeile auf die Sehne und schoss alle drei gleichzeitig ab, als er die Tür aufstieß. Eine glückliche kleine Familie saß hinter der Tür am Esstisch. Nun nichts mehr als leblose Körper, das Essen verdorben durch das Blut der Mutter, des Vater und des Sohnes.

Baza schaute kurz nach, ob noch jemand im Haus war, kam jedoch ein paar Sekunden später wieder heraus. Beim herausgehen zog er die Pfeile aus den Leichen, legte einen wieder auf die Sehne und steckte die anderen Beiden wieder in seinen Köcher.
Nur noch fünf Pfeile, nicht gut. Er verzog das Gesicht. Wenn er wieder zu Hause war, musste er sich dringend mehr Pfeile machen.

Jetzt ging er jedoch ins nächste Haus, und dann ins nächste und nächste und so weiter.

Nach einer halben Stunde hatte er die Hälfte der Häuser durchkämmt.

Mittlerweile hatten sich die Menschen aus der anderen Stadthälfte sich zusammen getan und liefen nun durch die Straßen, auf der Suche nach Baza.

Jener hatte seine Pfeile wieder eingesammelt, war auf einen Verkaufsstand und von dort auf eines der Dächer geklettert.
Nun hüpfte er von Dach zu Dach und jagte von dort oben die Dörfler. Er hatte eine kluge Taktik.
Wie Schafe auf der Herde trieb er sie zusammen, in diesem Fall war es der Marktplatz.

Er sprang auf eines der Dächer, von denen er direkt auf den Marktplatz schauen konnte.

“Ihr habt meinen Vater auf dem Gewissen, jetzt werde ich ihn rächen!“

Er hob seinen Bogen, legte vier Pfeile darauf und schoss alle in die Menge, dasselbe wiederholte er vier Mal. Dann legte er Bogen und Köcher ab, griff nach seinen Schwertern und sprang von dem Dach auf den Boden. Sofort stürmten zwölf Männer auf ihn zu.
Die meisten waren mit Speeren und Schildern bewaffnet und wurden durch Rüstungen geschützt, doch einige waren einfache Bürger, die in schmutzigen Klamotten gekleidet und mit Mistgabeln oder Hackbeilen bewaffnet waren.

„Mein Vater hat euch Frieden angeboten und ihr habt ihn ermordet!“, schrie Baza.

Dann mähte er die Männer, Frauen und Kinder nieder, trennte Köpfe und andere Gliedmaßen von Körpern, durchschnitt Pulsadern oder Wirbelsäulen und erstach die Menschen.

Als nur noch einer von ihnen übrig war, ein kleines Mädchen mit goldgelockten Haaren, steckte er seine Schwerter wieder in die Scheiden.

„Ich lasse dich am Leben, doch dafür musst du etwas für mich tun. Jedem Mensch, der dir begegnet, wirst du von dem Tatenreichtum und der Kraft des Baza berichten. Die Menschen sollen lernen mich zu fürchten, und sie sollen wissen, was mit denen passiert, die meine Familie verletzen und nun geh!“

„Danke, danke.“, bedankte sich das Mädchen und rannte davon.

Baza kletterte wieder auf das Haus, griff sich seinen Bogen und seinen Köcher und machte sich auf den Weg aus der Stadt.
Es war eine kluge Idee wieder über die Dächer zu laufen, denn am Boden stapelten sich die Leichen.

Als er an der Mauer ankam und dort eine Fackel entdeckte, umfasste er einen Pfeil, zündete ihn an und schoss ihn auf den riesigen Leichenhaufen in dem Stadtzentrum.

Lichterloh gingen die Gebeine in Flammen auf und zündeten Holzhäuser an. Bald würde die Stadt nicht mehr existieren, nur noch eine Spur von Bazas Rache. 

Sine sollte sich an ihn erinnern, wenn er das nächste Mal nach Luzzon kommt.

Baza lief wieder in den Wald hinein. Doch war seine Rache noch nicht beendet. Sine war entkommen und die Frau, für die er arbeitete, mit ihm.

Dieser Gedanke ließ Baza nicht los, er wollte, nein, er musste seinen Vater noch an Sine rächen. Jener war schließlich Schuld an dessen Tod und die Dörfler hatten nur gehorcht.

Als er auf der Lichtung ankam, band er sein Pferd los, stieg in den Sattel und ritt gen Heimat.

Baza genoss den Ritt. Die Stille. Die Zeit um Nachzudenken, ohne von irgendjemandem gestört zu werden. Seit dem sein Vater ausgezogen war um Verhandlungen für den König zu führen, die kläglich gescheitert sind, musste Baza den Hof führen, die Tiere auf die Felder und wieder in den Stall bringen, Holz hacken, Getreide ernten und Äpfel pflücken.

Er überlegte, ob er die Stadt kannte, die er in seiner letzten Vision gesehen hatte. Aber er konnte sich nicht daran erinnern einmal dort gewesen zu sein.  Jene Stadt wäre der nächste Ort, an dem nach Seni suchen konnte.

Es war schon dunkel, als er an den großen Felsen ankam, die wie eine Mauer, die Stadt umrundeten. Er roch Rauch und verbrannte Haut und verbranntes Holz.
Ein schreckliches Gefühl überkam ihn. Er trat in dem Pferd in die Sporen.

Nach wenigen Sekunden bestätigte sich sein Verdacht. Das Dorf war niedergebrannt.
Er stieg von dem Pferd ab und rief: „Mutter? Thomas? Robin?“, während er durch das Dorf zu seinem Hof antwortete. Keine Antwort.

Baza stürmte in sein Haus, oder in das was davon noch übrig war und suchte schreiend nach seiner Mutter. Nichts. Nur noch das steinerne Grundgerüst des Hauses stand, ansonsten Asche. Nichts als Asche.

Baza schrie verzweifelt. Nun war ihm auch noch seine Mutter und seine Heimat genommen wurden. Er fiel auf die Knie und hämmerte mit seinen Fäusten auf den Boden.

Tränen rannen über seine Wangen.

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Gordon

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