Die graue Dame
Was sah ich einst, durch den Schlamme schreiten?
Hoch gereckt, doch Würdelos, das Kinn hinauf,
das grau erblasste Haar, sich kräuselt´ sanft.
Furchen, tief wie Narben, schnitten
durchs Gesicht, der Blick doch fest und kühl.
Diese würdelose Dame, gehüllt in schwarze Lumpen,
sah ich über die düstren Gassen schreiten,
mit Achtung sah ich zu ihr,
wie die Menschen zu den Vögeln hoch.
Fragte ich mich doch, welche Gedanken sie so
plagten, welchen Kummer sie hegen musste,
was sie so bestimmt machte.
Doch unlesbar, verbarg sie ihren Blick,
in tiefer Finsternis.
Unbestückt, die Füße bloß, schritt sie tapfer, immer
weiter und zog ihr Kleid in den Schmutz.
Tiefe Ringe, zeichneten die Augen,
ein Gestank, sich hob von der Lumpentracht,
und doch ignorierte sie die Blicke, unbedacht.
Zerschnitt sich am Pflaster, die rauen Sohlen,
zitterten die faltigen Finger, schlossen sich um den Stoff,
der Saum der Tracht, so rissig wie das Gesicht.
Doch erlosch der Glanz, des Herzens nicht!
Einstige Würde, verloren gegangen, wurde
bewahrt und eingesperrt, im grauen Herzen.
So flüchtig, war der Augenblick, meine Augen
sie sahen, doch blieb die Erinnerung, auf
ewig.
Die Dame in Grau, wie sie durch die Stadt spaziert´
möge sie ewig weiter leben,
und ewig ihre Würde heben.