Romane & Erzählungen
Edda entdeckt sich selbst - Teil 12

Einleitung

Ziehen wir einen Schlussstrich

Frau Abakay, Edda und Robert gehen in ein Café. "Bülent war gestern bei der Polizei und hat sich selbst gestellt. Er hat alle Wohnungseinbrüche gestanden, von Ihnen, Frau Siebert, erzählt und auch von Ben. Kommen wir zu unserer Absprache", Frau Abakay unterbricht ihre Ausführungen und trinkt einen Schluck Kaffe.

"Bei der Information, die ich auf dem Chip mit ihrem Urlaubsfilm gefunden und die ich nicht an die Staatsanwaltschaft weiter gegeben habe, handelte es sich wie gesagt um Bankdaten für ein Geheimkonto in der Schweiz", Frau Abakay überreicht Edda einen Kontoauszug mit den letzten Geldbewegungen und dem Kontostand. Edda ist sichtlich überrascht und reicht den Auszug an Robert weiter, der ebenfalls erstaunt auf das Blatt Papier schaut.

"Der Deal war", fährt Frau Abakay fort, "Sie und ihr Ehemann behalten das Geld, sie bekommen davon die Hälfte, helfen meinem Bruder den Schaden wieder gut zu machen und", an Robert gewandt, "Sie bieten Bülent einen Ausbildungsplatz an. Stehen sie noch zu diesem Deal?"

Es folgte eine Pause des Schweigens. "Bevor sie antworten", sagt Frau Abakay, "die Situation hat sich geändert. Ihr Ehemann und ihr Sohn Nico", "Es ist nicht mein Sohn Nico, es ist der Sohn meines Mannes", reagiert Edda empört. "Oh, Entschuldigung, ein Fehler von mir, ich dachte, die während einer Ehe geborenen Kinder seien immer die ehelichen Kinder beider Eheleute, egal ob sie von beiden oder nur von einem der beiden Ehegatten stammen. Nun, egal", Frau Abakay macht eine Pause und erklärt dann, "auf jeden Fall sind Herr Siebert und sein Sohn Nico überführt oder werden noch überführt. Wovon die Staatsanwaltschaft jedoch nichts weiß, ist, wie gesagt das Schwarzgeldkonto ihres Ehemannes, wovon Nico mit Sicherheit auch eines besitzt.

Dieses Geld ist illegal erworben worden und würde für vermutlich immer beschlagnahmt werden. Außerdem würde es herangezogen werden, um einen kleinen Teil der durch die Computerkriminalität entstandenen Schäden auszugleichen. Das Geld wurde nicht versteuert, ich vermute, sie haben immer gemeinsame, also auch von Ihnen unterschriebene Steuererklärungen abgegeben, so dass sich auch das Finanzamt an sie wenden wird.

Behalten sie und ihr Ehemann dagegen das Geld, gehen sie allen Problemen aus dem Weg. Allerdings behalten sie dann rechtswidrig erworbenes Geld. Sie machen sich selbst dadurch nicht strafbar, weil sie es selbst nicht erworben haben und sie auch nicht verpflichtet sind Angaben zu Lasten ihres Ehemannes zu machen.

In diesem Fall, also wenn sie das Geld behalten wollen, dann übernehmen sie die Schäden, die Bülent durch seine Wohnungseinbrüche verursacht hat, etwa 15.000 Euro und, Sie Herr Zimmermann, bieten Bülent einen Ausbildungsplatz in ihrem Betrieb an.

Kein Richter wird einen Jugendlichen, der bei einem Wohnungseinbruch einer Frau das Leben gerettet hat, der die Schäden aus anderen Wohnungseinbrüchen ersetzt und einen Ausbildungsplatz inne hat, ins Gefängnis schicken.

Wenn sie absolut nichts mit den illegalen Geschäften ihres Mannes zu tun haben wollen, dann verstehe ich das, dann ist das auch okay. In diesem Fall werden wir", und Frau Abakay betonte das Wort wir, "also Sie, Ihr Ehemann und ich noch heute die Staatsanwaltschaft von der Existenz des Kontos informieren.

Falls sie sich für das Geld entscheiden, werde ich heute noch die Hälfte des Geldes abzüglich der 15.000 Euro auf ihr Konto umbuchen.

Bitte teilen sie mir ihre Entscheidung bis heute Nachmittag mit." Frau Abakay gab dem Kellner ein Zeichen. Sie sprachen kurz in türkisch miteinander, dann entfernte sich der Kellner wieder. "Sie können noch hier bleiben und noch etwas bestellen. Dies geht hier auf Kosten des Hauses." Mit diesen Worten verabschiedete sie sich.

Eddas Entscheidung

Auch wenn die Versuchung unverhältnismäßig groß ist, jetzt leicht an Geld zu kommen, so entscheidet sich Edda gegen die Annahme des Geldes aus illegalen Geschäften. Sie informiert Frau Abakay über ihre Entscheidung, die daraufhin Siegfried Siebert nahe legt, Selbstanzeige zu erstatten und auch Nicos Geldanlagen offen zu legen.

Siegfried, der längst erkannt hat, dass alles keinen Sinn mehr hat, kommt Frau Abakays Anliegen nach und erzählt alles der Polizei. Damit wird er zum Kronzeugen und bleibt selbst straffrei. Für Nico wird es sich jedoch strafverschärfend auswirken.

Robert bietet Bülent gleichwohl einen Ausbildungsplatz an, den dieser auch annimmt. Später wird er die Ausbildung erfolgreich abschließen, sein Abitur nachholen und Ingenieurwissenschaften studieren und in der Forschung tätig werden. Die Schäden aus den Wohnungseinbrüchen wird er ersetzen und als er im Alter von 30 Jahren heiratet, wird sein Jahreseinkommen höher sein, als das einer Bundeskanzlerin. Doch dies ist eine andere Geschichte.

Ein weitgreifender Entschluss

Edda bewundert Robert. An jenem Abend am Strand hat Robert ihr seine ganze Geschichte erzählt. Sein Leben hat sie faziniert. Wie er seinen Beruf aufgab, den er mit Leib und Seele ausübte, um seiner Familie nahe zu sein. Wie er sein Hobby zum Beruf machte und damit glücklich wurde. Er konnte seine Familie weiter ernähren und hatte troztdem Freude an seiner neuen Arbeit. Auch sie fühlt sich etwas überfordert. In ihrem Alter wird sie es nicht mehr lange aushalten als ewige Nachtschwester zu arbeiten. Außerdem mag sie mehr den Dienst am Menschen, was auf einer Intensivstation nun nicht so gegeben ist. Wenn sie zurückkehren aus ihrem Urlaub, will sie sich auf ihre alte Station zurückversetzen lassen und langsam ihren Weg in die Selbständigkeit vorbereiten.

 

Sie träumt schon lange davon ihr eigener Chef zu sein und jetzt will sie es endlich wagen. Sie weiß auch schon was es sein soll. Lebensberatung und Traumdeutung soll ihr neues Arbeitsgebiet werden.

Wenn sie und Robert heimkehren, wird sie erst einmal eine Selbsthilfegruppe gründen, für Frauen die ihr Leben neu in den Griff bekommen wollen. Erfahrungen hat sie genug gesammelt, die sie weitergeben kann. Es ist aber auch interessant andere Erfahrungen aufzunehmen und sein Leben um ein vielfaches zu verbessern.

Robert findet ihre Ideen toll und will sie dabei unterstützen.

Sie sitzen am Strand und genießen ihren letzten Abend in der Türkei. Ein letztes mal bewundern sie den Sternenhimmel im anderen Land. In den Händen halten sie zwei Sektschalen und stoßen auf ihr neues Leben in Deutschland an.

Ein letztes Mal nehmen sie heimlich das verbotene Bad ohne Hüllen wahr und lassen sich total fallen. Aber schon bald müssen sie ihre Spielchen unterbrechen, man scheint sie erwischt zu haben.

Sie schwimmen etwas ins Meer hinaus und kichern vor sich hin, wie die kleinen Kinder. Aber irgendwann müssen sie auch mal an Land. Sie nehmen allen Mut zusammen und schwimmen zurück.

Als sie an Land kommen, brechen sie vor Lachen zusammen. Ein kleiner streunender Hund saß dort genau an der Stelle, wo sie vor kurzem ihre Hüllen fallen ließen. Wie süß er sie anschaute. Edda verliebte sich sogleich in den kleinen Kerl. Ob sie ihn mit nach Hause nehmen kann? Aber das wird sich finden. Jetzt müssen sie aber erst einmal auf ihr Zimmer, denn schon bald müssen sie wieder aufstehen, um ihren frühen Flug in die Heimat anzutreten.

Hugo geht mit, und macht es sich bei Edda und Robert am Fußende bequem.