Sie sind verheiratet? Sie sind ein Mann? Dann habe ich da einen heissen Tipp für Sie. Beschenken Sie Ihre Frau. Auch wenn die das angeblich nicht will.
Es war einmal eine Zeit, da hat man sich zu Weihnachten einfach etwas geschenkt. Goldene Ära! Heute ist es viel komplizierter. Im Kampf gegen die grassierende Konsumwut beschliessen immer mehr Leute, sich nichts zu schenken. Seltsamerweise verzeichnet der Detailhandel dennoch Jahr für Jahr ein wachsendes Adventsgeschäft. Das hat einen einfachen Grund. All die Abmachungen, sich künftig nichts mehr zu schenken, sind reine Theorie. Müssen sie auch, ansonsten würde die Scheidungsrate in die Höhe schnellen. Denn wenn ein Ehepaar vereinbart, auf gegenseitige Geschenke zu verzichten, gilt folgendes: Die Frau darf das wörtlich nehmen und künftig auf ein Präsent für ihren Göttergatten verzichten. Der Mann hingegen muss weiterhin Geschenke kaufen, als wäre nichts gewesen.
Unlogisch? - Nein. Und wenn Sie mir nicht glauben, so versuchen Sie es doch einfach mal. Treffen Sie eine Vereinbarung mit Ihrer Frau und halten Sie sich danach an diese, schenken ihr also nichts. Viel Vergnügen wünsche ich. Denn es wird sich in etwa folgender Dialog entspannen:
Sie: «Wie, Du hast mir nichts gekauft?»
Er: «Nein.»
Sie: «Also gar nichts?»
Er: «Nein. Das haben wir doch so abgemacht.»
Sie: «Ja, klar, aber... auch nichts Kleines?»
Er: «Nein, gar nichts. Das war ja die Abmachung. Oder bereust Du die jetzt?»
Sie: «Aber nein, ich finde die Abmachung toll. Dieser ganze Kaufwahn. Es ist gut, dass wir dem ein Ende gesetzt haben.»
Er: «Eben. Dann ist ja alles ok. Du hast mir ja auch nichts gekauft, oder?»
Sie: «Nein, natürlich nicht! Dafür trifft man ja eine Abmachung.»
Er: «Finde ich eben auch.»
Sie: «Also hast Du mir wirklich gar nichts gekauft?»
Er: «Wie gesagt, wir haben ja…»
Sie: «… also wirklich nicht einmal etwas Symbolisches?»
Er: «Nein. Auch etwas Symbolisches wäre ja ein Geschenk gewesen. Und wir wollten uns doch nichts mehr schenken.»
Sie: «Das finde ich ja auch gut so. Aber, also: Wirklich gar nichts? Oder warte, ich habs, Du machst Dir nur einen Scherz mit mir, richtig?»
Er: «Wieso Scherz?»
Sie: «Du tust so, als hättest Du nichts gekauft und hast das Geschenk versteckt.»
Er: «Aber ich sage doch, ich habe kein Geschenk für Dich.»
Sie: «Du liebst mich nicht mehr, stimmts?»
Er: «Wie? Wieso das denn? Natürlich liebe ich Dich. Aber…»
Sie: «... wenn Du mich lieben würdest, dann hättest Du mir ein Geschenk gekauft.»
Er: «Aber es war doch eine Abmachung!»
Sie: «Ich wusste nicht, dass Du sie ernst nimmst.»
Er: «Aber Du hast doch auch…»
Sie: «Das ist völlig was anderes!»
Er: «Was machen wir denn jetzt?»
Sie: «Die Läden haben noch offen...»
Klarer Fall also: Treffen Sie ruhig eine Vereinbarung mit Ihrer Frau. Aber halten Sie sich nicht dran. Denn sonst enden Sie mit einem in aller Eile nachgekauften Geschenk PLUS einem Entschuldigungsgeschenk UND einem Wiedergutmachungsgeschenk.
