Sie kotzte Brocken, kalt und brennend, zerreissen ihre Lungen.
Sie kotzte die Raveolie und das Risotto, Tomate mit Basilikum.
Sie kotzte das Tiramisu mit extra viel Amaretto.
Sie kämpft mit dem Leben, ringt mit dem Verstand.
Der Rand der Kloschüssel, ihr Gefängiss so kalt, drückt sich gegen ihre nackte Brust.
Am liebsten würde sie diese Barriere von kaltem Material durchbrechen, sich in dem Wasser ertränken,
denn wer würde schon trauern, bedauern dass sie fort ist ?
Doch jedes mal hält der kleine Funke Verantwortung Sie zurück, dass kleine Licht am ende.
Verantwortung...
für sich selbst hatte sie diese schon längst abgegeben, weggeworfen und verpulvert.
Verantwortung, für Ihre Gesundheit, folgt schon längst der Nahrung dem Abfluss hinnab.
Doch ihre letzte Kraft musste sie in sich einschließen und bewahren für ihre Freunde, ihre Liebe, ihre Familie.
Die Wellen an Krämpfen kommen über sie wie die Wellen von Schluchzern bei kleinen Kindern welche missen, was ihr kleines Goldherzchen wohl erwärmt.
Noch während die nächste Woge sie erfasste, mit sich riss und ritt, ekelte sie sich vor sich selber, verabscheute sich, brach in sich zusammen.
Dann ist da kein Licht, keine Stärke mehr, keine Hoffnung in ihr zu finden.
Die Tränen suchten sich ihre Wege, waren nicht mehr aufzuhalten, flossen ungehindert an ihren Wangen herunter und sammelten sich in ihren verklebten Mundwinkel. Knochig ihre Hände, welche wegwischten, was man Schwäche nennt.
Zarter, geschundener Körper, welcher das Kämpferherz beherbergt, und Sich weigert zu brechen, und der dünne Frauen Mund, zu ängstlich um zu sprechen.
Die Welt log, wenn sie behauptet, dass nur diese Magersucht-Models, diese zu eng geschnittenen Kleider, dieser Schönheits-Wahn an diesem Dilemma schuld trügen.
Nein, nicht diese jungen Mädchen mit Träumen in den Augen und in ihren Herzen waren verantwortlich für ihre Verzweiflung. Sie hatten es nicht verdient, als Ursache abgestempelt zu werden. Und doch ließ der Gedanke an diese ausgemergelten Körper dieser Models sie nicht los, Tag für Tag maß sie ihren Körper, ihre Beherrschung an ihnen.
Mehr hielt sie es nicht aus, nicht sie sein zu können, als "Allein-Mensch", als besorgte Patnerin, als Künstlerin, als Mensch...als diese unbegrenzte Menge an Temperamenten , die zu ihrer gesamten Persönlichkeit gehörten, droht langsam zu erlischen.
Mit dem Gefühl, aus der Zeit gerutscht zu sein, saß sie noch lange Zeit an die Badewanne gelehnt, die Beine angezogen, mit den Armen den schmalen Körper umfasst, den Kopf auf die Knie gelegt.
Das Brummen und Wummern des Wäschetrockners begleiteten das Schluchzen, untermalten es, versteckten es.
Erschöpft stand sie langsam auf, zog sich am Rand des Waschbeckens hinauf, drehte den Wasserhahn so stark auf, dass es ihr schon entgegen spritzte, und hielt ihren ganzen Kopf unter das klare Wasser.
Wie erfrischend es war, so kalt und belebend, wie rein es war, ohne Schmutz.
Einzelne Reste verfingen sich im Sieb, mussten durch geschoben werden, um im Rohr zu verschwinden.
So, wie sie vor einiger Zeit dieses Bad betreten hatte, ging sie nun wieder heraus.
Nur mit einem schlechten Geschmack im Mund, trotz Zahncreme, einem leichteren Magen und einem noch schwereren Gewissen.