Beschreibung
Warum der Mensch eine Tiefkühltruhe ist, warum manche Menschen Angst vor tiefgefrorenem Gemüse haben und warum das Fürst Pückler Sandwich Eis manchmal leckerer ist als karamellschokoladenüberzogenes Vanilleeis mit Karamellfüllung.
Die Philosophie vom
Fürst Pückler Sandwich Eis
Der Mensch als Eissortiment
Wir waren Eis kaufen gewesen. Du hattest eine Packung mit karamellschokoladeüberzogenem Vanilleeis mit Karamellfüllung gekauft und meine Wahl für das Fürst-Pückler-Sandwich-Eis etwas belächelnd und mit rümpfender Nase, nennen wir es, „akzeptiert“. Erinnerst du dich an unser Gespräch über das „ungeliebte“ Fürst-Pückler-Eis das sich hinterher beim Genuss von Sonne und Eis auf deinem Balkon ergab? Du meintest das Fürst-Pückler-Sandwich wäre in deiner Kindheit das Eis gewesen, was immer zuletzt aus der Kühltruhe genommen wurde, nämlich immer dann, wenn eben kein ‚aufregenderes‘ mehr da gewesen war. Mit ‚aufregend‘ meintest du dabei zum Beispiel Eis wie Magnum, Nogger und dergleichen, also Eis mit Schokolade oder Füllung usw, ernährungstechnisch würde man ‚aufregend‘ auch ‚reichhaltig‘ nennen. Und obwohl du mir dieses Kindheitsgeschichtchen schildertest, in dem du deutlich machtest dass das Fürst Pückler langweilig wäre, war die Packung, ohne große Hilfe meinerseits, doch diesmal schneller leer als das aufregende Eis mit Karamell und Schokoladenüberzug. Ist es dir auch aufgefallen? Weißt du warum es schneller leer war als deine eigentlich erste Wahl?
Nicht nur, weil es ja eigentlich doch lecker ist, sondern weil du ihm deine Aufmerksamkeit geschenkt hast, indem wir darüber sprachen, uns mit seinem Geschmack, Erdbeere, Vanille und Schokolade auseinandersetzten, davon abbissen, leckten und schlürften, es von seinen Waffeln befreiten, und Hypothesen über seine Zusammensetzung aufstellten um diese später anhand der Zutatenliste auf Aromastoffe, Farbstoffe usw. zu ‚überprüfen‘. Das machte Spaß, machte es interessant, und wurde letztendlich doch eben lecker und ‚attraktiv‘.
Es war ein veranschaulichendes Beispiel für wenn man sich mit etwas intensiver auseinandersetzt wird es interessant, alleine durch die Aufmerksamkeit die man darauf richtet. Im Falle des Eises gewann es dein Interesse (und damit an Begehrlichkeit) weil du ihm deine Aufmerksamkeit widmetest. Langweilig war es nicht mehr. Langweilig ist nur das womit du dich nicht auseinandersetzt, und demnach liegt fast ausschließlich an dir selbst wenn du etwas langweilig empfindest. Du würdest feststellen, dass alles, auch Dinge, die du erst langweilig empfindest, sofort interessanter werden umso mehr Aufmerksamkeit du ihnen schenkst und umso mehr du dich mit ihnen beschäftigst.
Schlingst du, schmeckts nicht wirklich, genießt du, schmeckts viel intensiver.
Folglich ist Interesse ein aktiver Prozess den du selbst in Gang setzen und/oder vorantreiben kannst, in dem du deine Aufmerksamkeit lenkst.
Gehen wir nun weiter in unserem Gespräch in dem ich scherzhaft das Fürst-Pückler-Eis mit der Liebe verglich und dein Karamelleis mit Füllung und Schokoüberzug mit ‚Verliebtsein‘, oder schlichtem sexuellen Begehren. Unvorteilhaft war dabei dass wir in unserem Gespräch die Vergleiche FürstPücklerEis – Partner/in und gefülltes Karamelleis – Affaire behandelten.Warum unvorteilhaft?
Wer in einem Menschen nur ein Fürst-Pückler-Eis sieht, oder eben nur das übersüße Karamell-Schoko-Eis, ist (noch) nicht in der Lage einen Menschen facettenreicher wahrzunehmen als nur als einzelne Eissorte. Wer richtig hinschaut wird in einer einzelnen Person ein ganzes EisSORTIMENT finden, vorausgesetzt, und hier kommt nun der oben beschriebene wichtige Zusatz, vorausgesetzt man setzt sich bewusst mit der Person auseinander und lenkt seine Aufmerksamkeit auf sie. In der Praxis bedeutet dies jemandem aufrichtig zuzuhören und sich hinterher, auch wenn die Person nicht mehr anwesend ist, sich noch ein paar Gedanken zu machen, genauso wie jemanden bewusst zu berühren oder jemanden vielleicht auch einfach nur mal ‚richtig‘ anzusehen. Vielleicht ist hier der Ausdruck ‚mit den
Augen verschlingen‘ etwas, sagen wir ‚intensiv‘, aber solange man es bei Freunden oder der Freundin/dem Freund macht, why not!? (ich verschlinge visuell schon lange, aber ich mache es subtil - so glaube ich zumindest:-))
Natürlich gibt es facettenreichere und weniger facettenreiche Menschen, und sehen wir Menschen als „Tiefkühltruhen“ in denen verschiedene Eissorten lagern wird dir manches Sortiment besser gefallen als ein anderes Sortiment. Eine einzelne Sorte aus einem Sortiment einer Kühltruhe kann sehr attraktiv sein und dich vorübergehend ganz besonders anziehen und das ohne dein aktives zutun oder Bemühen. Dies nennt man ‚Verknalltsein‘, oder auch „verliebt‘. Verliebt sein ist ein passiver Prozess, das bedeutet, dass eine Eissorte dir so attraktiv und lecker erscheint, dass du automatisch deine Aufmerksamkeit auf sie richtest und sie unbedingt haben willst. Warum genau du das aber so attraktiv findest weißt du gar nicht genau, sie schmeckt halt einfach… Allerdings ist diese Phase immer nur temporär, weil der Mensch ein Gewöhnungstier ist. Das heisst wenn er einer Attraktivät immer wieder ausgesetzt ist lässt ihre Wirkung langsam nach. Am Beispiel mit dem Eis bedeutet dies: Du findest eine Truhe die ein extrem leckeres Eis enthält, und ohne dass du selbst etwas tun musst hat diese Truhe deine Aufmerksamkeit geweckt, eben weil das
Eis so lecker ist. Du willst das Eis und begehrst daher die ganze Truhe, die zwar mit einem mehr oder eben auch weniger großen Eissortiment daher kommt, aber das Sortiment interessiert dich erst mal weniger, sondern nur dieses Sahnekaramell-Vanille-Eis mit Mandel und Schokostückchen. Du versuchst es zu bekommen und der Appetit wächst dabei. Sobald du es hast schwebst du sozusagen auf ‚Wolke 7“, glücklich das Eis endlich genießen zu dürfen. Dieser ganze Prozess läuft wie von selbst, ohne Mühe deinerseits. Du folgst einfach deinem…Geschmack und deiner Lust (auf das Eis). Prima! Aber, wie du, und wohl (fast) jeder andere wissen, dürfte, sogar Sahnekaramell-Vanille-Eis mit Mandel – und Schokostückchen ist auf Dauer … langweilig!
Hier beginnt sich die rosarote Brille aufzulösen und hier entscheidet sich ob es mit Liebe weitergehen wird, und dies hängt nicht nur von der Sahnekaramell-Vanille-Eis-Person ab, sondern mindestens ebenso ….von dir selbst!!Du hast zwei Möglichkeiten:
A) Dir schmeckt die Eissorte langsam nicht mehr so sehr und schaust dich halt nach einer neuen Truhe um, die eine vielversprechende Sorte hat, zum Beispiel Sahne-Kirsch mit Kokosraspeln. Wenn auch Sahne-Kirsch wieder langweilig wird ziehst du weiter zur nächsten Truhe…und zur nächsten…und zur nächsten…und zur nächsten…und zur nächsten…und zur nächsten…und zur nächsten…und zur nächsten…und zur nächsten…
Oder:
B) Du beginnst tiefere Blicke in die Tiefkühltruhe mit dem Sahnekaramelleis zu werfen und das Sortiment mit Neugierde zu erkunden, zu probieren und zu schauen was es unter dem Sahnekaramelleis noch so für leckere Sorten zu finden gibt. Vielleicht findest du Amarena-Kirsch, Magnum Mandel, und ZACK! – da ist es, das altbewährte Fürst-Pückler Eis. Nach all dem Sahnekaramell-Vanille-Eis begehrst du dieses Fürst-Pückler-Eis wie verrückt, und deutlich wird: Selbst deine Lieblingseissorte, hier Sahnekaramell-Vanille mit Mandel- und Schokostückchen kann mal neben einem Fürst-Pückler weniger erstrebenswert sein, denn nicht ein einzelnes Eis ist auf Dauer interessant, sondern das Sortiment (Hier wichtig: Auf Dauer!).
Ein Mensch, der neben Sahne-Karamell-Vanille noch weitere Eissorten enthält und damit Facettenreichtum präsentiert ist auf Dauer eben doch interessanter als ein Mensch den man aufgrund einer einzelnen Eissorte begehrt. JEDER Mensch besitzt mehrere Eissorten in seiner Tiefkühltruhe, manche mehr, manche eben weniger, und weniger heißt nicht unbedingt schlechter. Mancher hat gerne die Übersicht und will das was er kennt, ein anderer lässt sich gerne überraschen und holt auch mal Zitrone-Pfeffer aus der Kiste. Aber diesen Facettenreichtum zu entdecken und wahrzunehmen liegt an dir, denn du wirst derjenige sein, der gefordert ist unter die Sahnekaramelleis-Packungen zu schauen und diese Facetten dem anderen/der anderen zu entlocken. Wenn dir gefällt was du findest, wenn die Eissorten dir schmecken, und es dir Spaß macht immer wieder von den unterschiedlichen Sorten zu probieren, nicht aufhörst neugierig und aufmerksam weiterzuschauen, und dabei feststellst, dass du magst was du bei dem anderen findest – DAS ist Liebe!
Im Gegensatz zum passiven und kurzlebigen Verliebtsein ist Liebe etwas verzwickter und fordernder, weil sie aktiv ist. Liebe passiert nicht einfach so, denn sie fordert Bewusstsein. Zum Beispiel kann man beim Verliebtsein oft gar nicht genau sagen warum man eigentlich verliebt ist.
Bei der Liebe kannst du oft genau beschreiben warum du liebst, und was du liebst und du weisst warum du mit dem anderen zusammen sein möchtest (im optimalen Fall weil die Nähe des anderen dein Leben so bereichert und ihr euch gegenseitig unterstützt das Beste aus euch als Individuen zu machen.“Ihr schmeckt euch lecker“).
Manche Menschen haben diese nötige Aktivität in der Liebe (noch) nicht begriffen, denn Liebe wird von vielen lustigerweise immer noch als etwas passives, müheloses angesehen, dabei sollte deutlich sein, dass alleine schon die Assoziation mit Liebe, das ‚Geben und Nehmen‘ ein aktiver Prozess ist, der Bewusstsein fordert, damit das „geben und nehmen‘ auf einer ausgeglichenen Basis stattfindet. Also wenn ich gebe, gibst du mir was zurück. Du kannst mir aber nur etwas zurückgeben, wenn du dir bewusst bist, dass ich dir was gegeben habe, das heißt eben auch, dass man hinsieht und nicht alles als selbstverständlich annimmt, schon gar nicht die Nähe des anderen. Sobald etwas selbstverständlich wird schwindet das Bewusstsein dafür und verliert an Wert. Wer also eine Beziehung oder Freundschaft als selbstverständlich annimmt hat schon verloren, vor allem an Freude und Glück, und bald auch an Liebe, denn alle drei sind nichts anderes als Gefühle die entstehen, wenn man schöne Dinge bewusst wahrnimmt. Selbstverständlichkeit ist der Killer dieser Gefühle.
Dann gibt es Menschen, die sich nach den Medien orientieren, nach dem Motto „Immer wieder was neues“. Schaut man sich diese Leute genauer an, sind es meist die, die oft rummäkeln und unzufrieden sind, immer getrieben und unruhig, weil sie (noch) nicht verstanden haben, ihr Eis bewusst zu genießen, sondern es zu verschlingen. Diese Menschen haben es schwer auf Dauer glücklich zu werden, weil sie, sobald sie etwas haben, schnell wieder etwas neues brauchen, da sie nicht gelernt haben sich mit einer Sache zufrieden zu geben und sich nach meist intensiver aber kurzer Beschäftigung langweilen und neues wollen anstatt sich der Sache tiefer zu widmen. Sie sind nicht in der Lage die Sahnekaramell-Vanilleeis-Packungen zur Seite zu schieben und zu schauen was der andere darunter noch zu bieten hat. Warum?
Ich glaube irgendwie, dass sie ‚Angst‘ haben. Sie haben Angst einen tieferen Blick zu wagen weil sie dabei ja auch eine Packung erntefrischen Spinat finden könnten. Diese Leute ahnen meist unbewusst, dass auch sie selbst so ein Päckchen bei sich verstecken. Der Anblick einer Portion schnöden Spinats würde unweigerlich dazu führen, dass sie mit ihrem eigenen Päckchen Suppengrün konfrontiert würden, diesem unspektakulären, langweiligen Gemüse.
Die Wahrheit ist aber, dass bei genauem Hinschauen jeder dieses kleine Päckchen in seiner Kühltruhe hat, ob es nun erntefrischer Spinat, ein Bund tiefgefrorener Gartenkräuter oder Suppengemüse ist, jeder hat dieses Päckchen rohen Grünzeugs bei sich, das unter all den süßen Überraschungen unglaublich langweilig wirkt, weil es so natürlich, unbehandelt ist und (ganz besonders schlimm für ausgeprägte Individualisten) sich kaum vom „Gemüse der anderen“ unterscheidet. Es ist das kleine bißchen was uns alle miteinander verbindet, das was uns zum Menschen macht und uns allen innewohnt, das Päckchen Menschlichkeit eben. Denn ganz tief im Inneren hat jeder (gesunde) Mensch die gleichen Wünsche und strebt das gleiche Ziel an: Liebe und Anerkennung. Und weil beides von unseren Mitmenschen in direkter Abhängigkeit steht und das „Grünzeug“ eines Mitmenschen, also seine Menschlichkeit, sie an ihr eigenes Gemüse in ihrer Truhe erinnert, eben, an ihre eigene Menschlichkeit, haben sie ‚Angst‘ davor diese aufzuwühlen und ihrer Abhängigkeit bewusst zu werden. Menschlichkeit macht angreifbar, weil sie deutlich macht, dass wir alle verbunden sind durch unsere Abhängigkeit von Liebe und Anerkennung und damit direkt abhängig von anderen Menschen, denn nur sie können uns den Wunsch nach Liebe und Anerkennung erfüllen.
Unglaublich wie bedrohlich rohes, tiefgefrorenes Gemüse sein kann. Packen wir es also schnell wieder ein bisschen weiter nach unten!:-) Und naja, Fürst Pückler und Co sind schon durchaus etwas leckerer, oder Magnum Mandel, oder Softeis…oh Gott SOFTEIS, nein, noch lieber Frozen Yoghurt, oder McFlurry! Oh jaa, Mcflurry…
Fazit aus unserem Balkongespräch mit anschließender Reflektion:
- Verliebtsein ist wie das Begehren einer Eissorte, ein passiver Prozess, bestimmt vom Unbewussten, aber von begrenzter Zeitdauer
- Liebe ist das Begehren eines Eissortiments, ein aktiver Prozess, bestimmt vom Bewussten und von unbegrenzter Zeitdauer
- Manche Menschen (viel zu viele!) haben Angst vor zuviel ‚Menschlichkeit‘
- Und ganz wichtig: Ja, das Fürst-Pückler-Eis hat potentiell durchaus die Gabe anderem, spektakulärem Eis vorgezogen zu werden.
Hast du jetzt Appetit auf Eis?