Romane & Erzählungen
Der Märchenprinz

 

Tief im Walde, dort, wo nicht einmal der Hase dem Fuchs gute Nacht sagt, weil Hase und Fuchs sich, wie jedes Kind weiß, seit Urzeiten nicht mehr grüßen, blickte der schöne junge Prinz , ein wahres Sahnetörtchen des Märchenwaldes, nach dem sich die Weibsen hinter den sieben Bergen am Tage und vor allem in der Nacht verzehrten, der bezaubernden Königstochter, die eine wunderschöne Mitgift in die Ehe bringen würde, tief und innig in die vergissmeinnichtblauen Augen:

 

„ Ach, Zuckerschnäuzchen, immer und immer wieder muss ich an den wunderbaren Moment zurückdenken, als du mich hässlichen Frosch an die Wand warfst und ich meine wahre Gestalt wieder annehmen konnte. Du, meine Blume, hast mich erlöst, und es hat dich auch nicht davor gegraust, einen warzigen Kröterich zu küssen! Gar zu schrecklich waren die langen sieben Jahre, in denen ich dazu verdammt war, als Amphibie in einem Brunnen voller Brackwasser zu leben, immer in der Gefahr, vom Storch, diesem albernen Adabei, gefressen zu werden…Nun lass uns bald, bald, mein Engel, Vermählung halten!“ Und zur Besiegelung ihrer beider Liebe legte der Prinz eine wundersanft schimmernde Perlenkette um den Hals der liebreizenden Prinzessin, erdrosselte das arme Kind und hüpfte zurück in seinen stinkenden Teich.

Wer aber von euch Kindern nachts an diesen Teich geht, der kann ihn zynisch lachen hören, den widerwärtigen und von Grund auf bösen Frosch, aber nur, wenn der Mond blutrot vom Himmel hernieder scheint und die Mutanten im Stadl Volkes Musik verramschen und alles gnadenlos zerjodeln, was immer noch ein wenig Tiefgang hat.