Beschreibung
Bild:
in der Nähe unserer damaligen Wohnung in Hermsdorf, Thüringen
Rückblick:
Sommer 1968. Hermsdorf / Thüringen.
Auf dem Spielplatz ging ein Gerücht um, ein Mörder ist unterwegs! Er sei mit Hilfe eines Komplizen aus der Anstalt ausgebrochen und nun auf der Suche nach Kindern als neue Opfer!...
Etwas völlig Ungewöhnliches, in der damaligen DDR. Da gab es solche Meldungen eigentlich nie, aber nun geschah es! Und Schuld daran war zu einem großen Teil der kleine Frank M., ein Spielkamerad von mir, genauso alt wie ich, 5. Der hatte eine blühende Phantasie und jedesmal, wenn er über diese Geschichte berichtete, wurde es dramatischer.
Doch eigentlich - laut meiner Mutter - ereignete sie sich in etwa so:
In unserer Nachbarschaft wohnte ein junger Mann, der etwas labil war, nicht schlimm, daher bekam er nur bestimmte Medikamente. Aber eines Tages wollte er zu seiner eigenen Sicherheit ein paar Tage zur neuen Einstellung der Medikamente in die "Geschlossene". Wie gesagt, freiwillig. Da er nicht alleine dort hin fahren wollte, fragte er seinen Bruder und der willigte ein. Beide schwangen sich also auf ihre Räder und fuhren los, ein paar Dörfer weiter. Vor dem Klinikgelände angelangt suchten sie wohl nach einer Klingel, fanden jedoch keine. Auf das Rufen reagierte niemand. Nach einer kurzen Beratung entschloss sich der junge Mann kurzerhand, über die Mauer zu klettern, um jemanden zu suchen, denn ewig herum stehen wollte er nicht und zurück radeln auch nicht. Er kletterte auf sein Fahrrad, das an die Mauer gelehnt war und schwang sich rittlings auf diese.
In diesem Moment wurde er von einem Pfleger gesehen, der Alarm gab und den jungen Mann bat, wieder da herunter zu kommen. Nachdem man auch den Bruder vor dem Tor eingesammelt hatte, entstand einige Verwirrung, denn als man fragte, wer nun der erwartete freiwillige Patient sei, zeigten beide Brüder auf den jeweils anderen. (Dazu muss man erwähnen, dass beide wohl ziemliche Spassvögel waren und sowas ständig machten, ohne sich was dabei zu denken.) Obwohl beide wohl gleich darauf alles richtig stellten, war das Klinikpersonal dann doch misstrauisch. Und blöd war auch, dass keiner von ihnen einen Ausweis dabei hatten, so dass erst mal vorsichtshalber beide Brüder festgehalten wurden, bis jemand von Zuhause kam und bezeugen konnte, wer wer war.
=O)
Dann durfte der junge Mann sein Zimmer beziehen und sein Bruder wieder nach Hause radeln...
Vielleicht haben sie ja was draus gelernt.
Tja, und daraus wurde dann nach ein paar Tagen die Story mit dem blutrünstigen Mörder auf der Suche nach kleinen Kindern...
Dank meinem Sandkastenfreund Frank...