Die Hochwasserkatastrophen folgen nicht nur in immer kürzeren Abständen, auch die Schäden werden immer dramatischer und treffen Gebiete, die bislang als hochwasserfrei gegolten haben.
Hier rächen sich die Fehler der Vergangenheit ebenso wie die Versäumnisse der Gegenwart. Die Kanalisierung und Begradigung der Flüsse, die Bodenverdichtung, die Abflussbeschleunigung durch Flurbereinigungsmaßnahmen, aber auch die bis heute nahezu ungebremste Flächenversiegelung für neue Straßen, Bau- und Gewerbegebiete sind einige Beispiele
dafür.
Durch den Klimawandel verschärfen zunehmende Starkregenereignisse die Probleme.
Durch menschliche Nutzung des Wassers hat sich der Wasserhaushalt der gesamten Landschaft verändert. In den letzten 100 Jahren wurde insbesondere durch eine Politik der „Wasseraustreibung“ Flüsse und Bäche begradigt, Auen ausgedeicht und landwirtschaftlich oder mit Bebauung genutzt. Moore und Feuchtgebiete wurden entwässert. Strukturen in der Landwirtschaft durch Flurbereinigungsmaßnahmen zerstört. Land- und forstwirtschaftliche Wege
ausgebaut, die Böden verdichtet und Wälder zu artenarmen Forsten degradiert. Dies hat nicht nur zu einer Verarmung an Natur und Arten geführt, sondern auch zu einer Verschärfung der Hochwassergefahr.
Hochwasser ist ein natürliches Ereignis, wird aber zur Katastrophe, wenn der Mensch in gefährdeten Gebieten wohnt.
Die Aue lebt vom Hochwasser und hält es zurück. Hochwasser ist fast ausschließlich negativ, wenn es katastrophisch für Menschen und Siedlungen ausbreitet.
Der positive und existenzielle Aspekt des Hochwassers für die Natur, insbesondere für
Auen wird selten erwähnt. Dabei ist das Ökosystem Aue existenziell auf Hochwasser angewiesen und nur im Bereich der Ausuferung des Flusses bei Hochwasser entstanden. Jeder Flussabschnitt hat seine eigenen charakteristischen Wasserstandsschwankungen, welche die Aue prägen. Hochwasser im Wechsel mit Niedrigwasser ist der Motor. Die ökologische Wirkung dieser Dynamik beruht auf einer charakteristischen Abfolge von Hochwasser- und Niedrigwasserereignissen über Jahre bzw. Jahrzehnte.
Moore und Feuchtgebiete brauchen und speichern Wasser. In Gebieten, wo das Grundwasser hoch steht oder mit hohen
Niederschlägen bilden sich Nieder- oder Hochmoore. Sie speichern Wasser im Boden sowie mit besonderen Pflanzen und Torfmoosen bildet sich eine Art Schwamm. Moore sind Lebensraum einer spezifischen Artenvielfalt, viele davon sind sehr stark gefährdet.
Land- und Waldwirtschaft beeinflussen die Wasserspeicherkapazität.
Nicht nur Feuchtgebiete und Auen verdienen Beachtung. Gerade die normalen land- und forstwirtschaftlichen Flächen machen einen hohen Anteil im Einzugsgebiet des Flusse aus. Durch Flurbereinigung, Wegebauten, Bodenverdichtung, Gesundheitszustand der
Bäume, Entwässerung durch Entwässerungsgräben, massiven Verlust von Grünland durch Umwandlung in Äcker, Versiegelung der Böden durch Siedlung/Straßen u. s. w. hat die gesamte genutzte Landschaft an Strukturen und Bodeneigenschaften, welche den Abfluss einschränken können, stark verloren.
Entsprechend können alle Maßnahmen, die die Wasserspeicherkapazität des Bodens erhöhen oder als Abflusshindernis wirken, für den Hochwasserschutz genutzt werden. Die Wirksamkeit derartiger Maßnahmen wurde bereits in verschiedenen Projekten untersucht. Das Potenzial für derartige Maßnahmen ist gewaltig, da nahezu
flächendeckend auf landwirtschaftlich genutzter Fläche im gesamten Einzugsgebiet, einsetzbar.
Der einfachste und billigste Beitrag zum Hochwasserschutz wäre jedoch, diese bekannten Fehlentwicklungen nicht weiter zu genehmigen.