Beschreibung
Eine kleine Anekdote über Geld, Spenden und die Gesellschaft.
by Feuerwind
Ein Mann, er war nicht groß, also nicht nur was die körperliche Größe anging, da war er sehr klein, sondern auch in der Gesellschaftspyramide gehörte er eher zu den Kleinen im Volke. Nicht etwas weil er keinen Beruf hatte, oder sich zu viel Luxus gönnte. Nein, viel mehr, weil er ein Leben lebte, wie er selbst es liebte. Sein Name war Michael Freund, seit zwanzig Jahren arbeitet er nun als Sozialhelfer in der Stadt. Jeden Tag, doch es machte Spaß. Er hatte Abitur gemacht, doch für ihn war das Geld nie wichtiger als die Moral, die jeder Mensch haben sollte, Zusammenarbeit. Er verdiente einen Hungerslohn, doch er konnte Jugendlichen helfen, die auf die schiefe Bahn geraten waren oder kurz davor stehen es zu tun. Als er 18 Jahre alt wurde, hatte der Pfarrer, den er gerne mochte, Michael gefragt, ob er nicht Interesse hätte dem Jugendreferenten unter die Arme zu greifen und so entwickelte es sich, dass er mit 39 Jahren immer noch zusammen mit dem damaligen Jugendreferenten jeden Tag Schulen besuchte, dort Vorträge hielt und Abends dann im örtlichen Jugendhaus für Unterhaltung und den Kummerkasten sorgte. In vielen Momenten wünschte er sich, er hätte mehr Geld. Es gab sie oft, und dann fragte er sich warum er nach dreizehn Jahren Schule nie studiert hatte, vorallem wenn er Karsten sah. Sein ehemaliger bester Freund, inzwischen Millionär mit seiner eigenen Firma.
Karsten Reich war 40 Jahre alt geworden und anlässlich seines Geburtstages wollte er Wohltätigkeitsfeier veranstalten. Möglichst viele Leute sollten ihn im guten Licht sehen. Immerhin ist er ein ganz großer geworden, jeden Tag wenn er sich im Spiegel erfreut begutachtet, merkt er wie er gewachsen ist. Ein zweites Mal ging er die Einladungsliste durch, große Namen standen auf der Liste. Ein Til Schweiger soll kommen, Thomas Gottschalk, Dieter Bohlen und Boris Becker waren nur einige wenige Namen der reichen Prominenz, die Karsten in seiner Villa erwarten würde am heutigen Abend. Nur ein Name, ganz unten auf der Liste und ganz klein, war ihm ein Dorn im Auge. Michael Freund, einst ein guter Freund, doch er hat sich abgesetzt und fallen gelassen in die Tiefen der Gesellschaft. Er wurde nur eingeladen, da er der Sozialreferent in der Stadt war und sicherlich ein gutes Bild abgeben würde, wenn er dabei war. Dabei sollte es eigentlich eine Party der Reichen werden, die paar Euros zu spenden sind es Karsten wert, denn im Gegenzug erhält er gute Pressestimmen und noch eine schöne Party. Jetzt musste er erstmal noch schnell shoppen gehen, selbstverständlich in den teuersten Boutiquen. Mehrere tausende Euro plante er auszugeben, immerhin wollte er schön aussehen wenn die Promis eintrafen.
Michael machte sich bereit für den heutigen Abend, doch vorher schaute er noch einmal seinen Kontoauszug durch. 200€ gingen wie jeden Monat an das Kinderdorf ganz in der Nähe und 50€ an die Tafel. Das ist nicht viel, das wusste Michael, und da er diesen Monat nicht viel spenden konnte, suchte er seinen schönsten Kleider aus und steckte sie in einen Plastiksack, die werden gespendet, noch heute Abend! sagte er sich. Da müssen heute Abend wohl die Jeans und der Wollkragenpullover ausreichen. Immerhin ist es ja eine Wohltat, die er vollbrachte, da wird Karsten es ihm ja schon verzeihen, wenn er nicht ganz so schick auftauchen würde. Michael hat sich sehr gewundert als die Einladung kam, er hat sich unglaublich gefreut, dass Karsten endlich mal was Gutes für die Welt tut, er ist schon ganz gespannt, wem er das Geld denn spenden würde.
Michael stand in der Nähe der Bar, umringt von einigen bekannten Gesichtern unter anderem Herr Schweighöfer und einigen Presse-Leuten. Man unterhielt sich erregt über viele Probleme und über die Arbeit von Michael. Karsten stand in der Mitte des Raumes und erhielt kaum Beachtung. Wieso halten alle diesen armen Schlucker für so Interessant?! Ich bin doch der Wohltätige hier, und der taucht hier mit schäbigem Pullover und Jeans auf, so kann ihn doch keiner ernst nehmen!
Michael erhielt an diesem Abend viel Annerkennung für seine Arbeit und viele Zusprüche für Spendengelder für die Jugendinitative genauso wie für das Kinderdorf. Er lernte viele Prominente kennen, die ihm sehr sympathisch waren und er war überrascht wie viele bereit sind zu helfen, dabei hielt er sie alle für reiche Schnösel. Nur Karsten erblickte er an diesem Abend nicht mehr.