Dies ist mein erstes Buch.. Es geht um einen Theater Techniker, der durch komische, kosmische Komplikationen aus seinem tristen Dasein gerissen wird. Ich freue mich sehr über konstruktive Kritik und über eure Meinung sowieso.. Viel Spaß beim Lesen.. ;)
Oder Maleficium de Upsbinda
Geladene Gäste sind, zumindest nach meiner eigenen Erfahrung, schon eine besondere Gattung Mensch.
Ist die Zeit, seiner Wege zu gehen, gekommen und man steht so im Flure, bei der Haustüre, meist mit freundschaftlichem Händeschütteln, oder einer semiprofessionellen Umarmung.
Welche wohl das, `ichgehördazu` Gefühl, fördern soll, wird mir immer vermittelt, ich hätte zum Abschied vergessen dezent ein Trinkgeld zu geben.
Sehr witzig.
Übrigens, negative Meinungen, betroffener Zeitgenossen, bezüglich meiner Person werden von mir gnadenlos, mit Abmahnprozessen, überzogen.
Ist ne feine Art das Geldsäckelchen zu füllen. Zumal diese Gäste bestimmt nicht noch mal nerven.
Soviel zu meinem Sozialem Engagement. Aber was tun wenn sich die Gäste selbst einladen? Und sich noch dazu einen Dreck um den
Gastgeber scheren, der verzweifelt mit dem Kopf im Kühlschrank, welcher mittlerweile leer, steckt und mit wunden Fingern den Pilzbelag von den Einlegeböden schabt, um einen hungernden Engel satt zu kriegen.
Bevor dieser sein gekonntes Exfreundin Gebrüll zum besten gibt.
Ganz zu schweigen von der Quasselstrippe, die wohl keinen Sauerstoff braucht.
Einzelne Wortfetzen wie," Weeste noch? Ach nee" oder "Man det war nen Ding, wa!", erreichten meine noch leicht ledierten Ohren.
Ich beschloss der Sache auf den Grund zu gehen und zog meine Konversationswaffe.
Welche, so glaubte ich, in jahrelangen einseitigen Diskussionen mit meiner tierischen Mitbewohnerin, nun scharf genug für einen lautstarken Einwand wäre. Ein folgenschwerer Irrtum. Der diesmal ein Loch in meinem erhobenen Zeigefinger zur Folge hatte. Ein daraufhin aus meinen tiefsten Innern geborener Schrei, erreichte mehr als das einsilbige "Äh" mit erhobenem Zeigefinger.
Nämlich Stille.
Wohltuende Stille.
"Könnten mir die anwesenden Herrschaften vielleicht einmal, nur so nebenbei, erklären, was das hier eigentlich soll? Am Besten, bevor ich zu einem Schweizer Käse mutiere!", entfährt es mir, mühsam nach Fassung ringend.
Ich sollte diese Nummer mit dem erhobenen Zeigefinger und dem "Äh", wirklich lassen.
Es kommt nicht besonders gut an und weh tut es auch.
"Ups, Tschuldige", kommts von Katzi, deren Ohren einen nervösen Zucktanz aufführen.
"Bei fixen Bewegungen denk ick immer noch dit is wat zu futtern. Male könste bitte mal det Maleur beheben? Hiii, det war witzig, wa?"
Katzi und Engelchen machen ein Pfote-Hand gimme Five.
"Selbstverständlich", haucht das Engelchen.
Wobei sich mir das Bild einer drallen Blondine in Schwesterntracht aufdrängt.
Wow, diese Stimme.
Mir wird ganz heiß und ne Millisekunde lang sieht mein Finger aus wie ET`s Stummel, beim nach Haus telefonieren.
Das Engelchen kichert leise, während im Abspann meiner Szene Jane Birkin zu 'Je t`aime' lustvoll stöhnt.
Im "fade out" der Musik, zerplatzt das rote Kreuz ihrer Schwesterntracht, in tausend rote Tränen.
"Friede Bruder! Wir wolln ja nich das de kaputt gehst, bevor du...!"
Eine schnell gezückte Katzenkralle, tauchte vor seiner Nase auf und läßt ihn erschreckt verstummen.
"Hm, ich denk das verschieben wir auf später.
Wobei mir einfällt, ich habe mich noch nicht vorgestellt."
Es räuspert sich:
"Gestatten, Maleficium de Upsbinda, Weiser der weisesten Beflieger der Milchstraße."
Dramatische Hörner erklingen von irgendwoher.
Sprachlos bei soviel Egozentrik, verdreh ich die Augen.
"Den Rest spar ich mir, kann sich eh keiner merken. Nett von mir, ne?", fährt es munter fort.
Im Kino kommt jetzt immer eine Spannungsgeladene Pause, mit Überblendung auf eine Szene, die so einiges erklärt, aber noch mehr Fragen hinterläßt, als man vorher hatte.
So auch hier.
Bevor Sie, verehrte Leser, nun das nächste Kapitel überstürzt verschlingen, stehen Sie bitte auf, gehen zu Ihrem Computer, starten Sie diesen. Öffnen Sie "Youtube", dann geben Sie bitte folgende Zahlen ein:
528491
Hören Sie sich ca.30 Sekunden warm und lesen Sie den nun folgenden Text:
Interlude (Cave Idus Martias)
Drei Straßen weiter - 47 Jahre vor meiner Zeit - es ist genau 23 Uhr 23 und 23 Sekunden an den Iden des März.
Ein schon recht angegrauter Käfer, der Marke "Volkswagen", hält im trüben Schein, einer nicht mehr ganz so taufrischen Straßenlaterne, vor einer Zehlendorfer Villa, die in einem noch trüberem Zustand vor sich dahinsiecht.
Die Lichter des Wagens verglühen wie erkaltende Kohlestückchen, werden schwarz, während ein metallisches Knistern das Abkühlen des "gestressten" Motors verkündet.
Die nun einsetzende Stille verharrt in angespannter Erwartung der Dinge , die noch kommen mögen.
Auch zwei andere fremdartige Wesen warten gespannt mit angehaltenem Atem, falls sie dazu überhaupt fähig sind.
Nur Sekunden verstreichen , bis mit einem Knarzen das Licht der Laterne erlischt , ausgelöst durch die Landung einer zu groß geratenen, goldenen Motte.
Wie ein schwarzer Vorhang fällt Dunkelheit hernieder, und verschluckt gleichsam den Ort von historischer Tragweite und Dramatik.
Mit einem leisem Klicken erwacht zitternd ein kleines Licht hinter den Scheiben des Käfers...
Es gab da eine Zeit, da erzählten Mütter ihren Kindern Geschichten von herzlosen Göttern und verlorenen Seelen.
Und nun an diesem Tag, vor genau 47 Jahren, in einer von raureif geschwängerten Nacht, und einem rostigen Volkswagen...
Genau in dieser Nacht, die das Licht der Erleuchtung in einem winzigen aber entscheidenden Moment befeuerte, passiert das Unfassbare:
Max wurde gezeugt.
Und die Geschichten werden wahr.
Es ist genau 23 Uhr 23 und 23 Sekunden. An den Iden des März. Der Käfer wackelt sanft im aufkommenden Abendwind.
Das Licht erlischt.
Zwei grünlich schimmernde Augen verschwinden heimlich still und leise im Blätterwerk der Zeit.
Nur das zwitschern einer einsam verliebten Nachtigall und das Rauschen des Waldes bleiben zurück.
Verzeihung, nicht ganz!
Ein weiterer heimlicher Besucher dieser Stätte, löst sich langsam in Luft auf.
Einen golden Schleier hinter sich herziehend.
Während der letzte Akkord der verliebten Nachtigall in den Schatten verklingt.